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Dieses Dokument befasst sich mit moderner Architektur und Design. Es umfasst die Theorien und Philosophien des Bauhaus und Le Corbusier, sowie deren Einfluss auf die Architektur. Die Texte untersuchen auch die Entwicklung moderner Wohnformen im 20. Jahrhundert.
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435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Modernes Wohnen- Möbeldesign u. Wohnkultur …….das Bauhaus hat viele ArchitektInnen berührt, allen voran Le Corbusier. Zu erwähnen ist die Mustersiedlung in Stuttgart mit ihrem Wohnprogramm für den mo...
435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Modernes Wohnen- Möbeldesign u. Wohnkultur …….das Bauhaus hat viele ArchitektInnen berührt, allen voran Le Corbusier. Zu erwähnen ist die Mustersiedlung in Stuttgart mit ihrem Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen. Einige der wichtigsten Vertreter der Planung waren Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Le Corbusier, Hans Scharoun oder Peter Oud. Das moderne Industriedesign ist aus dem Werkbund heraus entstanden- das Berufsbild des Industriedesigners wurde kreiert. Zu erwähnen sind unter anderem Peter Behrens, Josef Hoffmann, Walter Gropius. Sigfried Giedions (1888-1968) "Befreites Wohnen"(…..CIAM Gründer) Die 30er Architekten hatten genügend Ideen, aber keine theoretische Grundlage, auf die sie ihre Forderungen stützen konnten. Von Sigfried Giedion, Maschinenbauingenieur und Kunsthistoriker, bekamen sie 1929 eine passende Theorie an die Hand. Giedion schrieb für viele schweizerische, deutsche und französische Fach- und Tages- zeitungen. Seine Artikel lösten oft genug Kritik aus. Zum Thema "Grundlage moderner Architektur" erschien 1929 sein Buch "Befreites Wohnen" in der Reihe der Schaubücher (Schweizer Fotobuchreihe 1929-1932). Damit richtete er seine Ansichten nicht nur an Fachkreise, sondern an jedermann. „Licht, Luft und Öffnung sei die Devise.“ Siegfried Giedions Forderungen für ein befreites Wohnen von 1929: 1. Das Haus habe einen Gebrauchswert. Es solle daher in absehbarer Zeit abgeschrieben werden. 2. Das Haus müsse leicht, lichtdurchlässig und beweglich sein. 3. Das Haus müsse zum modernen Lebensgefühl passen, zu Sport, Gymnastik, befreitem Körpergefühl. 4. Das Haus dürfe nicht wie ein Korsett sein. Es müsse den Kontakt mit Boden, Himmel und Außenwelt ermöglichen. Der Bau von Skelettkonstruktionen oder Mischkonstruktionen ermögliche ein viel elastischeres Eingehen auf die menschlichen Bedürfnisse als das traditionelle Haus mit den tragenden Außenwänden. 5. Im Innern könnten die Wände gerade oder gebogen sein, wie und wo man sie brauche. Nach außen zu schütze eine Haut, die Nässe abhält und isoliert. Oder wie Le Corbusier es in großem Umfang in Russland versuchte: An Stelle der Zentralheizung zirkuliert ein warmer Luftstrom zwischen der Außenhaut und Innenhaut- Hypotherm. 6. Im Mittelpunkt müsse der Mensch stehen. Die Wohnung für jedermann sei gefragt. Weder Monumentalbauten noch Fabriken seien so wichtig wie Wohnungen. 7. Der Mensch, der mitten im Getriebe steht, gäbe nicht dem Getriebe Schuld, wenn er versagt, sondern sich selber. Darum brauche er ein Gleichgewicht zwischen Körper und Seele. 8. Im 19. Jahrhundert habe man die Lebensäußerungen voneinander isoliert in: Kunst, Technik, privates und öffentliches Leben. Die Arbeitsstätten seien Ausdruck von Trostlosigkeit gewesen, während das private Leben in "bis zur Verlogenheit gehende Süßlichkeit" gebettet worden sei, in repräsentativen Kitsch. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Le Corbusier (1887-1965), „Architekt“ und Ideologe …der Faschist des rechten Winkels, Radikal, rational und rechtwinklig… Der Schweizer Architekt und Designer Corbusier gilt als einer der wichtigsten Theoretiker des modernen Städtebaus. Doch wie konnte dieser Autodidakt, der aus einem kleinen Schweizer Dorf stammte, die Architektur derart umfassend und nachhaltig beeinflussen? Charles-Edouard Jeanneret wuchs als Sohn eines Uhren-Graveurs und einer Musiklehrerin in La Chaux-de-Fond auf. Bevor er sich, inspiriert durch einen Lehrer, der Architektur zuwandte, begann er jedoch eine Lehre an der Kunstgewerbeschule. Nach Abschluss seiner Ausbildung begab er sich auf eine Bildungsreise durch Europa. Am Mittelmeer entdeckte und studierte er die klassischen Proportionen der Renaissance- Architektur. In Wien und München tauchte er in die junge Kunstgewerbebewegung ein. Wie man mit Stahlbeton baut, erlernte er in Frankreich von dem Pionier Auguste Perret. Im Jahr 1920, nach einer langen Lehrzeit, erfand sich Jeanneret als Le Corbusier neu (franz. an corbeau „Rabe“) und begann mit der Entwicklung seines ganz eigenen Stils. Gemeinsam mit Mies van der Rohe und Walter Gropius war Le Corbusier maßgeblich verantwortlich für die Entstehung des Internationalen Stils. Bezeichnend für diese Design- Bewegung waren rechtwinklige Linienführung, offene Räume und scheinbar schwerelose Konstruktionen. Seine Gedanken zu den fünf Punkten einer neuen Architektur formulierte und veröffentlichte Le Corbusier im Jahr 1927. In diesem Manifest trat er ein für: Pfeiler - Ein Raster von Betonsäulen ersetzt tragende Wände und erlaubt den Architekten so die freie Raumnutzung. Freie Grundrissgestaltung - Ohne tragende Wände entstehen flexibel nutzbare Wohnbereiche, die sich sämtlichen Lifestyle-Anforderungen anpassen. Dachgärten - Ein begrüntes Flachdach schützt vor übermäßiger Feuchtigkeit und reguliert die Temperatur. Langfenster - Horizontale Fenster in den nichttragenden Wänden versorgen das Interieur gleichmäßig mit natürlichem Licht und bieten einen Panoramablick. Freie Fassadengestaltung – Durch offene und geschlossene Fassadenabschnitte werden Designelemente im Innen- und Außenbereich aktiv miteinander verbunden oder klar separiert. (voll-hohl, transparent-dicht)....wenn Le Corbusier gefeiert wird, dann meist als Titan einer neuen Zeit/ Architektur, die sich nicht mit Sentimentalitäten aufhält, sondern Gebäude aus dem Geist kompromiss-loser Modernität entwickelt. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Wie die Faschisten jener Zeit war Corbu zu radikalen Lösungen bereit. Zu seinen jahrelang verfolgten Fantasien gehörte es, Paris rechts der Seine auszuradieren, um es dann rationaler, rechtwinkeliger und corbusierhafter als je zuvor wiederaufzubauen – mit 18 Wolkenkratzern für je 20.000 bis 40.000 Bewohner, einer Hauptachse von 120 Meter Breite für den Verkehr und sehr viel Grün. „Der Massenmensch der Moderne sollte einen festen Platz, genügend Frischluft, Sport bekommen – und keine Gelegenheit mehr für revolutionäre Aufsässigkeit, Schlendrian oder Trost durch Alkohol“ zu bekommen. (Situation/Wohnzufriedenheit) Bild: Notre-Dame-du-Haut im französischen Ronchamp; Bild: Wohnmaschine; picture-alliance / ZB/Zentralbild/Soeren picture alliance / Arco Images G/Arco Images GmbH/Frank, R. Stache Bild: Die Villa Savoye nahe Paris; picture alliance / Bild: LeCobusier:picture alliance / akg akg images //akg Everett Colle/Everett Collection/Courtesy Everett Collection Corbu hat aber auch den „Modulor“ erfunden, ein Proportionsschema, das von den Maßen des menschlichen Durchschnittskörpers ausgeht. Der durchschnittliche Mensch ist 173 Zentimeter groß und hat in 108 Zentimetern Höhe seinen Bauchnabel. Modulor- Eine neue Harmonik im menschlichen Maßstab, allgemein anwendbar in Architektur und Mechanik. Im Jahre 1946 trafen sich Prof. Albert Einstein und Le Corbusier in Princeton, danach schrieb Einstein über den Modulor: "Er ist ein Maßsystem, das das Schlechte schwierig und das Gute leicht macht." NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Ausgehend von der Teilbarkeit des menschlichen Körpers im Goldenen Schnitt, entwickelte Le Corbusier seine Proportionslehre des Bauens. Er markiert 3 Intervalle des menschlichen Körpers, welche eine nach Fibonacci bekannte Goldene Schnittreihe bilden. Der Fuß, der Solarplexus, der Kopf, die Finger der erhobenen Hand. Zuerst ging Le Corbusier von der bekannten Durchschnittshöhe des Europäers =173cm aus, die er nach dem Goldenen Schnitt in die Masse 108,2 - 66,8 - 41,45 - 25,4 cm teilte. 1947 geht Le Cobusier von Neuen= 182,88cm als Körpergröße aus, so findet er im Maß den engl. Zollanschluss. Durch Goldene-Schnitt-Teilung bildet er eine rote Reihe nach oben und unten. Da die Stufen dieser Reihe für den praktischen Gebrauch viel zu groß sind, bildet er noch eine blaue Reihe, ausgehend von 2,26m (Fingerspitze der erhobenen Hand), die doppelte Werte der roten Reihe ergeben. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Möbel-Klassiker: Mit dem Le Corbusier Sessel LC1 entwickelte der Bauhausdesigner und Architekt Le Corbusier eine einzigartige Designvision für Stühle und Sessel. Bis heute unverändert und unverwechselbar gelten seine Sessel aus der LC-Serie als Designklassiker. Mit ihnen wurde Le Corbusier zu einem der wichtigsten, bekanntesten und einflussreichsten Bauhaus- Möbeldesigner des zwanzigsten Jahrhunderts. Bild: Le Corbusier Sessel LC1 (© classicdesignoutlet) vergl. Macel Breuer Als der bekannteste und berühmteste Sessel gilt der kubische Le Corbusier Sessel LC2. Durch die Verwendung exakter Formen und den Verzicht auf jedes Ornament wurden von Le Corbusier funktional designte Sesselobjekte geschaffen. Auch streng nach der Bauhausidee wurden die Möglichkeit umgesetzt seine Designermöbel und Bauhausklassiker preiswert und industriell herstellen zu können. Le Corbusiers Vorstellungen von Kuben entsprechend, sollte der Sessel LC2 eine einfache Struktur haben, zusätzlich robust, elegant aber komfortabel. So entstehen scheinbar schlichte geometrische Formen ohne jede ornamentale Oberflächengestaltung mit hoher ästhetischer Aussagekraft. Bild: Le Corbusier Sessel LC2 (© classicdesignoutlet) vergl. Josef Hoffmann Der Le Corbusier LC3 Sessel wurde im Jahr 1928 als Reaktion auf die traditionellen Clubsessel konzipiert. Im Unterschied zum bekannteren LC3 Sessel als Zweisitzer, erlaubt dieses von Le Corbusier als Grand Modele bezeichnete, mit großzügigeren Abmessungen, eine damenhafte Sitzhaltung. Deshalb wird er auch gelegentlich als Ladies Chair bezeichnet. Bild: Le Corbusier LC3 Sessel (Ladies Chair) (© classicdesignoutlet) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Design Klassiker ohne die Le Corbusier LC4 Liege sind nicht vorstellbar. Im Zuge einer Kollektion wurde die Liege LC4, im Jahr 1929 mit anderen LC Entwürfen von Le Corbusier, auf dem berühmten Pariser Salon d´Automne (Pariser Herbstsalon-Messe ) ausgestellt. Seitdem sorgt die Le Corbusier LC4 in erstklassigen Design-Hotels, in den Penthouse-Wohnungen und Lofts dieser Welt, für Entspannung. Diese Bauhausliege ist das Möbelstück an dem Le Corbusier sehr intensiv gearbeitet hat. Le Corbusier selbst nannte es seine "Ruhemaschine" und legte viel Wert auf stufenlose Verstellbarkeit. Mit den Bauhaus Möbeln der LC-Serie wurde Le Corbusier zu einem der wichtigsten, bekanntesten und einflussreichsten Bauhaus-Möbeldesigner des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Ikone des modernen Möbeldesigns ist Le Corbusier in der Designgeschichte des 20. Jahrhunderts historisch fest etabliert. Sein Name ist seitdem nicht nur fest mit der Bauhaus-Philosophie verbunden, sondern steht auch für atemberaubenden Architektur und Zeichenkunst. Bild: Le Corbusier LC4 Liege (© classicdesignoutlet) Liege LC4 Ponyfell NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), Architekt und Ideologe Ludwig Mies van der Rohe wurde 1886 in Aachen geboren und besuchte hier die Gewerbeschule. Er arbeitete in Berlin bei dem Möbeldesigner Bruno Paul, bei dem Architekten Peter Behrens und beschäftigte sich mit der Architekturtheorie des Niederländers Hendrik Berlage. Folgend leitete Mies zwischen 1930 u. 1933 das Bauhaus und emigrierte aufgrund der politischen Situation 1938 in die Vereinigten Staaten, wo er noch im selben Jahr zum Direktor des Armour Instituts Chicago berufen wurde. Das Haus Tugendhat/ Brünn 1930; Grete und Fritz Tugendhat (Textilindustrieller, Fotograf+ Amateurfilmer) waren inspiriert durch die Weißenhofsiedlung (Leitung Mies..) und weiteren Bauwerken von Mies van der Rohe. Die Sympathie und Wertschätzung zwischen Bauherrn und Architekten war von Anfang an gegeben. Es entsteht das teuerste Einfamilienhaus Europas. (~1mio Reichsmark..) Greta und Fritz Tugendhat, waren ein wohlhabendes jüdisches Paar, das in der Brünner Textilwirtschaft tätig war. Die Ausführung der Villa erfolgte zügig zwischen den Jahren 1928 u. 1930. Die Villa Tugendhat wurde als Haus mit höchsten Ansprüchen an die Wohnqualität gebaut. Mies van der Rohe ging dabei nur wenig auf etwaige Bedenken der Bauherren ein. (zB Stahlstützen..) Die dreigeschossige Villa Tugendhat ist das bedeutendste Privathaus, das Mies v. Rohe in seiner europäischen Zeit gebaut hat. Straßenseitig tritt das Gebäude als ebenerdiger Pavillon in Erscheinung. Durch das stark abfallende Grundstück entstehen allerdings 3 Geschoße. Zitat Mies: Man muss ein Haus von innen her bauen – nicht von der Fassade ausgehend. Fenster sind nicht bloße Löcher in der Fassade – sie sind Bauelemente. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen 1.Stock- Eingangsebene Haupteingang von der Straßenseite, Terrasse, Schlafräume & Chauffeur - Wohnung EG Hauptwohnraum mit Gartenanschluss und Terrasse UG Kellergeschoss mit Technikräumen und Fotolabor Zukunftsweisend | Innovativ Verwendung von Stahlstützen (verchromt ummantelt) anstatt tragender Mauern im Eigenheim (damals sehr unüblich) Luftheizung mit Nutzungsmöglichkeit als Klimaanlage (zu dieser Zeit nicht üblich) Riesige Fensterflächen mit versenkbaren Scheiben und folglich lichtdurchflutete Räume (wegweisend) Hohe Türen bis zur Decke (…wird eigenständiges Element, nicht Teil der Wand) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Aufwändigste Bauweise | Osmose zw. innen u. außen Die Villa wurde für den Betrieb einer Dunkelkammer im Keller in eine Art wasserdichte und isolierten Wanne gebaut und ist somit absolut trocken. Jedes kleinste Detail bis hin zum Türgriff wurde von Mies van der Rohe selbst designt. Selbst die Farbabstimmungen wurden von Mies genauestens angegeben. Bereits in der Planung wurde ein intensiver Pflanzenbewuchs an der Fassade, auf der Terrasse und im Garten mitberücksichtigt. (Osmose von innen und außen) CHROMSTÜTZEN VORHANG=RAUMABSCHLUSS OSMOSE - GRÜN GLASWAND INNEN- AUSSEN CHROMSTÜTZEN ONYXWAND VERTIKAL ENTMATERIALISIERT VERSENKBAR PALISANDERHOLZ BRNO CHAIR CANTILEVER CHAIR ITAL. TRAVERTIN Bild: Villa Tugendhat (© David Zidlicky, Brünn) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Bild: Mies v Rohe Brno Chair 1929(© classicdesignoutlet) Bild: Mies v Rohe Freischwinger Cantilever 1927 Bild: Mies v Rohe Barcelona Chair + Ottomane 1930(© classicdesignoutlet) Bild: Mies v Rohe Barcelona Pavillon 1930 Freischwinger selber bauen FITTINGE: Fittings bzw. Formteile aus Temperguss/ verzinkt dienen zum Rohr- leitungssystembau (Wasser, Heizung..) + DN ¾ zoll NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Gebäudegeschichte/ Tugendhat stellvertretend für viele ausgezeichnete Bauwerke der Moderne. 1930 | Fertigstellung der Villa Tugendhat 1938 | Aufgrund des NS-Einmarsches emigriert die Familie Tugendhat zuerst nach St. Gallen, später nach Venezuela, einige Möbelstücke konnten gerettet werden. 1939 | wird die Villa von der GESTAPO beschlagnahmt. 1946 | Staatliche Treuhandverwaltung nach II Weltkrieg 1950|erfolgt die rechtswidrige Übertragung der Eigentumsrechte an die kommunistische Tschechoslowakei. Das Haus Tugendhat, wird zur Tanzschule, Rhythmikschule und später Teil des Kinderspitals/ Brünn. 1969 | Kulturstätte; Der Auszug des Kinderspitals und die Wiederherstellung des Hauses Tugendhat wird beschlossen. Die Rekonstruktion des Gartens beginnt unmittelbar, das Krankenhaus zieht jedoch erst 10 Jahre später aus. 1981-94 | Umbau zum Gästehaus für hochrangige Besucher der Stadt und Nutzung als repräsentativer Tagungsort. Die Spaltung der Tschechoslowakei (Vaclav Havel- Dissitent) wird 1992 im Haus Tugendhat besiegelt. Durch den Umbau entstehen die bislang schwersten Eingriffe in die bauhistorische Substanz. Vernichtung von Fliesen, Armaturen, Schaltern, Böden.. 1994 | Öffentlicher Zugang; Nicht zuletzt durch die Bemühungen des Fonds „Vily Tugendhat“ und der Friends of Tugendhat, sowie Grete Tugendhats letztem Willen – wird die Villa endlich öffentlich zugänglich gemacht und unter die Verwaltung des Museums gestellt. 1995 | Rekonstruktion der Möbel; Die Stadt finanziert die Rekonstruktion der Originalmöbel anhand von Fotos, Zeichnungen und Plänen. Die Ausführung wird aufgrund mangelnder Qualität, Materialien und Detailgetreue vielfach diskutiert und kritisiert. Einige Möbelstücke konnten über die Jahre von Nachbarn gerettet werden. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Marcel Breuer (1902-1981), „Architekt“ und Designer, er gilt als einer der bedeutendsten Architekten und Gestalter der Moderne „Moderne Architektur ist kein Stil, sondern eine Haltung“. Marcel Lajos Breuer wurde 1902 im ungarischen Pecs geboren. Über seine Kindheit ist wenig bekannt, jedoch scheint Kunst im Elternhaus (Vater Zahnarzt) eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Mit 18 Jahren trat er in die Kunstgewerbeschule Weimar ein und war einer der 143 Studenten des zweiten „Bauhaus Jahrgangs“. Seit 1923 beschäftigt sich Breuer intensiv mit Architektur, eine offizielle Ausbildung hat er aber nie absolviert, er sammelte stattdessen Erfahrungen in Gropius Architekturbüro. Breuer lernte zuerst in der Tischlerwerkstätte des Bauhauses und übernahm in Folge als „Jungmeister“ die Leitung der Möbelwerkstatt. Das Team der Bauhaus-Meister in den 30er Jahren (v.l.n.r.): Josef Albers, Hinnerk Scheper, Georg Muche, László Moholy- Nagy, Herbert Bayer, Joost Schmidt, Walter Gropius, Marcel Breuer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger, Gunta Stölzl, Oskar Schlemmer NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Nach drei Jahren in Dessau, wohin die Hochschule 1925 gezogen war, gelang ihm der Durchbruch als Designer: Er entwarf das erste Stahlrohrmöbel der Welt, den später „Wassily“ genannten Clubsessel und noch weitere Sitzmöbel, die das Bild des Bauhauses entscheidend mitprägten. „Marcel Breuer ist einer der Formgeber des 20 Jahrhunderts, mit der Erfindung des Stahlrohrmöbels schrieb er mit 23 Jahren Geschichte. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft flüchtete Breuer 1933 aus Nazi- Deutschland und emigrierte in die USA. Dort baute er unter anderem gemeinsam mit Walter Gropius die Architekturfakultät der Harvard University auf. Nachdem die Nationalsozialisten das Bauhaus 1934 als „Kirche des Marxismus“ angegriffen hatten ging auch Walter Gropius in die USA. Beide schufen dort ihre amerik. Hauptwerke! Möbel aus der Holzwerkstatt Das erste von Breuer entworfene und gebaute Möbel ist der expressionistische afrikanische Stuhl 1921- textile Gestaltung von Gunta Stölzl. Gunta Stölzl war am Bauhaus „die bedeutendste Weberin, die den Weg der Weberei vom bildhaften Einzelstück zum modernen Industrieentwurf mit vollzog und mit beeinflusste“. Geprägt durch Johannes Itten, Paul Klee und Wassily Kandinsky. Aufsehen erregte Breuer 1922 mit seinem „konstruktivistischen Lattenstuhl“, der zu einem viel diskutierten Beispiel der neuen Ausrichtung des Bauhauses wurde- weg vom Handwerk hin zu einer „neuen Einheit von Kunst und Technik“. Der „konstruktivistische Lattenstuhl“ war inspiriert von den De- Stijl- Möbeln (G. Rietfeld), diese Grundrichtung prägte auch Breuers weitere Werke. Afrikanische Stuhl, Breuer 1921 Zargenstuhl 1921, Bespannung Stölzl Lattenstuhl Breuer 1922 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Die Form der ersten Stahlrohrstühle zeigt sich deutlich in Breuers Holzstühlen. Der Schritt zum neuen Material – Stahlrohr war klein- und doch genial! Beistelltisch/Hocker B9 für Thonet, Breuer 1925/26 Sessel B5 für Thonet- später Tecta, Breuer 1925/26 Stahlrohrmöbel Anscheinend war es der Fahrradlenker von dem damals 23-jährigen Marcel Breuer, der ihn für seinen „Stahlrohrstuhl“ inspirierte. Breuer ließ sich Stahlrohr nach Dessau schicken, der Fahrradhersteller Adler fand das Anliegen zum Möbelbau absurd, kurz darauf wurde jedoch mithilfe eines Schlossers der Flugzeugwerke Junkers der erste Stahlrohrstuhl der Welt gebaut. Breuer begründete die Wahl von Stahlrohr mit dessen nützlichen Eigenschaften: leicht, preiswert, zerlegbar (Transport), und hygienisch. Der Erfolg seiner Möbel beruhte aber auch darauf, da sie das Lebensgefühl der Avantgarde symbolisch zum Ausdruck brachten Die fotografisch überlieferte erste Urversion vom Stahlrohrsessel wirkt als wäre Gerrit Rietvelds „rotblauer Stuhl“ von 1917 in neuem Material umgesetzt worden. Gerrit Rietveld „rot-blau Stuhl“ 1917 Marcel Breuer „Wassily Sessel“ 1927 (Standard Möbel B3) NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Dreimal überarbeitete Breuer seinen Sessel, der zuerst auf vier Beinen stand und zahlreiche Schweißstellen aufwies. Mit 1929 hatte er dann die endgültige Form, mit Kufen, geschlossener Rückenlehne und geschraubten Verbindungen, mit Gurten und Sitz aus Eisengarn wird der Sessel seit 1962 unter dem Namen „Wassily“ (Breuers Hommage an Kandinsky) oder auch „Clubsessel B3“ vertrieben. Entwicklungsstufen B3, 1925-1929 NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Marcel Breuer gründete 1926- 1927 die Firma Standardmöbel in Berlin und gab dem Sessel die Katalognummer B3 (B für Breuer). 1928 schloss Breuer einen Vertrag mit der Möbelfirma Thonet, für die er zahlreiche Stahlmöbel entwarf wie zum Beispiel den Freischwinger (B32), später auch der „Cesca“ genannt. der Name stammt von Breuers Tochter. Gebrüder Thonet, Sessel, Modell Nr. 14, Wien, 1859 (Ausführung: 1890–1918) © MAK/Georg Mayer. „Kaffeehaussessel“ Mit mehr als 50 Millionen Exemplaren ist er außerdem einer der meistverkauften Sessel der Welt. „Bis heute gilt er als das gelungenste Industrieprodukt der Welt“- zit. Thonet Um diesen Freischwinger(B32) brach ein langwieriger Rechtsstreit zwischen Mart Stam und Marcel Breuer aus. Das Reichsgericht in Leipzig sprach Mart Stam das künstlerische Urheberrecht für den kubischen hinterbeinlosen Stuhl zu. Breuer brachen dadurch ab 1933 beträchtliche Lizenzeinnahmen weg. Seit einem letzten Gerichtsurteil 1989 in Köln vertreibt die Firma Thonet Breuers Freischwinger mit dem Vermerk: „Entwurf Marcel Breuer- Künstlerisches Urheberrecht Mart Stam“. VS. Mart Stam 1926 Marcel Breuer Freischwinger 1929 Dass der Experimentator auch auf anderen Gebieten seiner Zeit voraus war, geriet dabei allerdings aus dem Blick. So stammen von ihm auch modulare „Anbauschränke“ (Maßeinheit 33 cm), ein System, wie es erst in den 50er Jahren von Hans Gugelot (Möbelsystems „M 125“; stapelbare Bierkasten aus Kunststoff) entwickelt wurde. Ferner hat er sich mit architektonischen Konzepten wie dem „Scheibenhochhaus“ (Plattenbau) beschäftigt. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Breuers Architektur in Europa: Hauptsitz der UNESCO in Paris 1958, Stahlbeton- Skelettbau. Entworfen wurde der seinerzeit höchst moderne, geradezu futuristische Y- Bau von den Architekten Marcel Breuer, Pier Luigi Nervi und Bernard Zehrfuss. KOMPOSITION vgl Mondrian od. Rietfeld UNESCO Paris, 1958 Marcel Breuer…. BRUTALISMUS abgl. franz. für roher Beton Sitz von Armstrong Rubber/Pirelli Reifen, New York University Silver Residence Hall New Haven in Connecticut,1968/69, Marcel Breuer…. Bronx, NY, 1959-61. Marcel Breuer NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Freischwinger selber bauen FITTINGE: Fittings bzw. Formteile aus Temperguss/ verzinkt dienen zum Rohr- leitungssystembau (Wasser, Heizung..) + DN ¾ zoll Quelle: Le Cobursier: Der Modulor, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1979/85, 1979 MODERN WOHNEN: Möbeldesign und Wohnkultur der Moderne; Rudolf Fischer u. Wolf Tegethoff, Geb. Mann Verlag Geschichte der Architektur MODERNE: Paolo Favole; Prestel Verlag Welt.de, kultur, kunst u. architektur Cobbers. A. (2007). Breuer. Köln: TASCHEN Magdalena, D. Manfred, L. Bauhaus Archiv (1992). Marcel Breuer. Köln: TASCHEN Minimum einrichten GmbH (2016). Mart Stam. Marcel Breuer. Berlin: Edition Braus Ludwig Mies van der Rohe – Das Haus Tugendhat. Hammer, D. (1998). Wien, AT: Springer-Verlag. Empfohlene Fachliteratur: Sigfried Giedion, Befreites wohnen. Licht, Luft, Öffnung; Orell Füssli-Zürich 1929 Le Corbusiers „Charta von Athen“. Texte und Dokumente. Kritische Neuausgabe, Thilo Hilpert, 1984 Mies van der Rohe: der Architekt der technischen Perfektion, Wolf Tegethoff 1986 Im Brennpunkt der Moderne: Mies van der Rohe und das Haus Tugendhat in Brünn, Wolf Tegethoff 1998, Verlag: München, Hypovereinsbank, (1998) Marcel Breuer. L. Bauhaus Archiv (1992). Köln: TASCHEN, Magdalena, D. Manfred. Minimum einrichten GmbH (2016). Mart Stam. Marcel Breuer. Berlin: Edition Braus NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN