VWL-Grundlagen: Makroökonomie PDF
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Hochschule Hannover
Michael Nusser
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This document is a lecture script on Macroeconomics for the Hochschule Hannover. It covers topics on macroeconomic objectives, production measurements, and demand, including the concept of GDP and inflation. It highlights the relevance of macroeconomic knowledge for business decisions.
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WICHTIGER Hinweis: Beim Drucken der PDF-Druckversion "Seite Anpassen" wählen und NICHT "Tatsächliche Größe" wählen + Querformat wählen !!! VWL-Grundlagen: Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser Fachbereich IV – Wirtschaft und Informatik / Hochschule Hannover Prof. Dr. rer. pol. Michael Nusser Büro: Raum 1H.1.49 (alt: 244.1) Servicezeiten: Nach vorheriger Vereinbarung per E-Mail Tel.: 0511 – 9296 1572 E-Mail: [email protected] Fragen zur “Klausurrelevanz” der verschiedenen Unterlagen Klausurrelevant sind a) die Vorlesung („verdichtete“ PowerPoint-Folien = Lehr-Skript ), b) die Übungsaufgaben (zum Skript). NICHT klausurrelevant sind die Videos & Seiten mit empirischen Fakten ! (Hinweis: Die Inhalte der Videos sind hilfreich insb. zur Lernstoff-Wdh.) Hinweis: Alle relevanten Dateien sind eingestellt im Moodle-Kurs "BBA-/IBS-413 VWL-Grundlagen: Mikroökonomie und Makroökonomie" Bei Bedarf - Quellen für die Folien bzw. das Skript: Unterstützend zum Nachlesen bzw. Vertiefen kann folgende Literatur verwendet werden (in der HsH-Bibliothek verfügbar): u.a. - O. Blanchard / G. Illing (2009): Makroökonomie. Pearson. (insb. Teil II und III) - N. Gregory Mankiw (2003): Makroökonomik. Schäffer Poeschel. (insb. Kap. 9, 10, 11 und 13) - N. Gregory Mankiw / Mark P. Taylor (2008): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Schäffer Poeschel. Als ebook verfügbar in der HsH-Bibliothek (vgl. Moodle-Datei 2 und 6) - H. Bartling / F. Luzius (2014): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre; als ebook verfügbar in der HsH- Bibliothek (vgl. Moodle-Datei 6) - J. Müller (2009): Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis Prof.Dr. Prof. Dr.Michael MichaelNusser Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 2 Solides Basiswissen hinsichtlich der Analyse makroökonomischer bzw. gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen ist auch für Studierende der Betriebswirtwirtschaftslehre sehr wichtig ! Berücksichtigung von Umweltvariablen bei der strategischen Analyse (Häufigkeiten der Antworten, geordnet nach durchschnittlichem Rang) Quelle: Welge M. / AI-Laham A. (1999): Strategisches Management Makroökonomie- Wissen von hoher Relevanz bei mittelfristigen Planungen (z.B. Absatzpläne, M&A) oder langfristigen Standortent- scheidungen (z.B. F&E, Produktion) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 3‹Nr.› 3 Makroökonomie (BBA / IBS 413-01 ): Inhalte Kapitel I: Einführung Makroökonomie Ziele der Wirtschaftspolitik und ihre Operationalisierung Messung des Wohlstands und der ökonomischen Leistungsfähigkeit Kapitel II: Einstieg Produktion (BIP) und gesamtwirtschaftliche Nachfrage Produktion & Nachfrage (Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Exporte, Importe) Kapitel III: Gesamtwirtschaftliche Produktion: Die lange Frist (~ 10 Jahre und länger) Say‘sches Gesetz: „Die Produktion bestimmt die Nachfrage in der langen Frist“ Angebotsseitige Determinanten des langfristigen Produktionswachstums Wirtschaftspolitik: Die Wirkung von Geldpolitik in der langen Frist sowie Exkurs Geld Kapitel IV: Gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Produktion: Die kurze Frist (~ 1-2 Jahre) „Die Nachfrage bestimmt die Produktion in der kurzen Frist“ (Keynes) Ein einfaches Gütermarkt-Gleichgewichtsmodell und Multiplikatoreffekte Wirtschaftspolitik: Die Wirkung von Fiskal- und Geldpolitik in der kurzen Frist Exkurs: Verschiedene gesamtwirtschaftliche Angebotskurven und Konjunktur (Basis AS-AD-Modell → Analyse kurz- und mittelfristiger Wirkungen) sowie Exkurs Währung Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 4‹Nr.› 4 Einführung Makroökonomie Ziele der Wirtschaftspolitik und I ihre Operationalisierung sowie Messung des Wohlstands und der ökonomischen Leistungsfähigkeit Hinweis / Tipp zur Empirie: SVR-Gutachten und Excel-Daten- Zeitreihen (national, international) findet man im Internet unter LINK (u.a. Publikationen / Gutachten) Einführung Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule in die Volkswirtschaftslehre und Mikroökonomie Hannover) Makroökonomie Fachhochschule Hannover 5 Zur Operationalisierung der wirtschafts- politischen Ziele müssen Indikatoren und Video: Ziele Zielgrößen festgelegt werden HVPI = Harmonisierter Verbraucherpreisindex ; BIP = Bruttoinlandsprodukt (vgl. hierzu Kap. 2) Zu 2) Ziel: Angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum Zu 3) Ziel: Vollbeschäftigung bzw. hoher Beschäftigungsstand Zu 4) Ziel: Exporte und Importe (insb. Waren, Dienstleistungen, Kapital) „sollten übereinstimmen“ Zu 5) Ziel: Gerechte Vermögens- und Einkommensverteilung Quelle: Müller, J.: VWL-Theorie & VWL-Politik ; Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis (2009) Prof. Dr. Michael Nusser (HochschuleEinführung Hannover)in die Volkswirtschaftslehre undMakroökonomie Mikroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 6 Wie kann man Wohlstand und ökonomische Leistung korrekt messen? Das Problem der Inflation / Preisentwicklung Inflation (Preisentwicklung): Inflation steht für einen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus der Volkswirtschaft. Die Inflationsrate entspricht der prozentualen Veränderung des Preisniveaus (gegenüber der Vorperiode). Video: Inflation Folge: Bei Messungen des materiellen Wohlstands oder der ökonomischen Leistung (z.B. BIP) einer Volkswirtschaft sollte eine Inflationsbereinigung durchgeführt werden („Reale Größen entscheidend“). Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (HochschuleEinführung Hannover)in die Volkswirtschaftslehre undMakroökonomie Mikroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 7 Einstieg Produktion (BIP) und gesamtwirtschaftliche Nachfrage II Produktion & Nachfrage (Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Exporte, Importe) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 8‹Nr.› 8 Gütermarkt: Messung der ökonomischen Leistung (= gesamtwirtschaftliche Produktion): Video: BIP Das Bruttoinlandsprodukt (BIP = Y) Bruttoinlandsprodukt (BIP = Y) = Marktwert aller für den Endverbrauch bestimmten Waren und Dienstleistungen, welche in einer Zeitperiode im Inland (innerhalb der geografischen Grenzen) produziert / hergestellt worden sind (Inlandskonzept). Hinweis: Nicht verwechseln mit dem Bruttonationaleinkommen (BNE), das nach dem Inländerkonzept (1. Wohnsitz) berechnet wird. Wichtig: Das nominale BIP („laufende Marktpreise“) kann sich erhöhen, weil die Preise steigen oder/und weil die (reale) Produktionsmenge (= „tatsächliche Leistungsfähigkeit“ !!! ) zugenommen hat. Um Effekt von Preissteigerungen aus- zuschließen, wird das reale BIP mit Hilfe des BIP-Deflators berechnet. Besser ist das reale (= inflationsbereinigte !!! ) BIP; dies bewertet die Güterproduktion (Waren &Dienstleistungen) im Inland zu den Preisen eines bestimmten Basisjahrs. Das reale BIP pro Kopf ist auch ein sehr guter Indikator für Wohlstand (jedoch kein perfekter!; u.a. werden Schattenwirtschaft, Umweltschäden, Gerechtigkeitsaspekte, Glücksforschung nicht berücksichtigt). Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (HochschuleEinführung Hannover)in die Volkswirtschaftslehre undMakroökonomie Mikroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 9 Empirie BIP 2016 (= Gross Domestic Product „GDP“): China, die USA, Indien, Japan, Deutschland, Russland, Brasilien, Indonesien, das Vereinigte Nicht Königreich, Frankreich, Italien sind die größten Industrienationen. klausur- relevant Quelle: OECD Statistics 2019 Prof. Dr. Michael Nusser (HochschuleEinführung Hannover)in die Volkswirtschaftslehre undMakroökonomie Mikroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 10 Empirie VGR – „Wohlstandsindikator“ BIP (= GDP): In Luxemburg und Norwegen ist das Pro-Kopf-GDP am größten. Ländervergleich stets auch mit BIP pro Kopf ! Nicht klausurrelevant Quelle: OECD Factbook 2015/16 Prof. Dr. Michael Nusser (HochschuleEinführung Hannover)in die Volkswirtschaftslehre undMakroökonomie Mikroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 11 Gütermarkt: Die gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y d entspricht dem BIP (Y) und wird in vier Komponenten gegliedert (BIP-Verwendungsseite): BIP Y = Y d = C + I + G + NX → Y d = C (Y,i) + I (Y,i) + G + Ex – Im wobei: C = Konsumgüternachfrage der Haushalte (Consumption); idR. vom Einkommen Y (+), Realzins i (-), von sozialer Hierarchie abhängig I = Investitionsgüternachfrage der Unternehmen (Investment) idR. vom Absatzvolumen Y (+) und Realzins i (-) abhängig G = Güternachfrage des Staats/Staatsausgaben (Government) (s. Kap. IV) NX = Nettoexporte (Güternachfrage Ausland / Exporte – Importe) (Hinweis: NX wird in der LV Makroökonomie im hinteren Teil berücksichtigt → Exkurs Währung) Exporte werden im Inland hergestellt (→ +). Importe werden im Video: Ausland hergestellt, sind aber in C + I + G enthalten (→ ─ ) Nachfrage Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 12 12 Empirie gesamtwirtschaftliche Nachfrage (BIP-Verwendungsseite) in 2018 Nicht klausurrelevant Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 02/2019 Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 13 13 1) Privater Konsum: Verschiedene Konsumfunktionen (kurze / mittlere/ lange Frist) 1) Keynes: C (Y AE) → „verringert Stabilität von Marktwirtschaften“ [„Kurze Frist“ ; Kap. IV] - Absolute Einkommenshypothese: Der Konsum C hängt vom aktuellen bzw. laufenden (verfügbaren) Netto-Realeinkommen ab → C (Yv ) = c aut + c1 Yv - autonomer Konsum caut bei Y = 0 ; u.a. von sozialen Mindeststandards und Vermögen bestimmt (entspricht nicht dem Existenzminimum); marginale Konsumneigung c1 = Effekt eines zusätzlichen € Netto-Einkommen auf den Konsum (0 < c1 < 1 ; c + Sparneigung s = 1) 2) Neoklassik: C (Y* = Vollbeschäftigung , Zins i) [„Lange Frist“] - Der reale Konsum hängt maßgeblich vom Realzins (und Y * Voll) ab → C = C (Y * Voll , i) - Aufteilung Y auf Konsum und Sparen in Abhängigkeit vom Realzins. Je höher der Realzins ist, desto geringer ist i.d.R. Konsum C in der Gegenwart (→ mehr Sparen S) 3) Relativeinkommenshypothese: C (Y RE) - Konsumverhalten hängt wesentlich von sozialen Faktoren ab (→ entscheidend ist Position des Haushalts in der Einkommenshierarchie). I.d.R. Rückgang Konsumquote C / Y bei „steigendem Einkommensniveau“ (Hinweis: „Reichere“ haben eine höhere Sparquote) 4) Permanenteinkommenshypothese: C (Y PE) [„Mittlere & Lange Frist“] - Konsum wird vom langfristig erwarteten Durchschnittseinkommen, dem sogenannten Permanenteinkommen Y PE , determiniert (→ „steigert Stabilität von Marktwirtschaften“) Quelle: u.a. Müller, J.: VWL-Theorie & VWL-Politik ; Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis (2009) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 14 14 2) Private Investitionen der Wirtschaft: Wichtige Einflussfaktoren Zu beachten: Kapitalstock einer Volkswirtschaft unterliegt einem produktionsbedingten technischen Verschleiß → ohne Investitionen zur Erhaltung eines gegebenen Kapitalstocks würde der Kapitalbestand kontinuierlich sinken ! Zwei Faktoren beeinflussen die Investitionen (I) maßgeblich: Das Absatzniveau Y (+) Der (Real-)Zinssatz i (-) I = I (Absatz, Zinssatz ) (+) (-) Zu beachten: Beide Faktoren sind stark konjunkturabhängig → Wandel wirtschaftliches Klima (z.B. Rezession) führt zu „schnellen“ Änderungen der Investitionsnachfrage (vgl. Kap. IV); entscheidend für Instabilitäten von Marktwirtschaften (Erwartungen & Psychologie spielen wichtige Rolle) Quelle: u.a. Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie ; Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 15 15 Gesamtwirtschaftliche III Produktion: Die lange Frist (~ 10 Jahre und länger) Say‘sches Gesetz: „Die Produktion bestimmt die Nachfrage in der langen Frist“ Angebotsseitige Determinanten des langfristigen Produktionswachstums Wirtschaftspolitik: Die Wirkung von Geldpolitik in der langen Frist sowie Exkurs Geld Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 16 16 Produktionspotential und tatsächliche Produktion: Langfristiger Wachstumstrend (→ vgl. Kap. III) und kurzfristige Schwankungen des Auslastungsgrades (Konjunkturschwankungen → vgl. Kap. IV) Y* Vollbeschäftigung Y (≈ Inlands- produkt BIP) Auf- schwung Ab- Rezession (ggf. Boom schwung Depression) Auf- schwung Y* voll = Produktionspotential: Vollständige Auslastung aller Produktionsfaktoren (INKLUSIVE Überstunden, Nachtschichten etc.). Quelle: u.a. Baßeler U. / Heinrich, J. / Utrecht, B. (2008): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 17 17 Lerngerüst Makroökonomie: Wichtige Zusammenhänge (vgl. „Big Picture“) Langfristige Produktion: - Produktionsfunktion und Märkte für Produktionsfaktoren - Quantitätsgleichung (Steuerung „inflationsneutrale“ Geldmenge) Say‘sches Gesetz - langfristig (= Angebot schafft sich Nachfrage) A F (U, K, H, NR) = Y = Y d = C + I + G + NX (Ex – Im) Keynes - kurzfristig (= Nachfrage bestimmt Angebot) Kurzfristige (mittelfristige) Produktion: - Keynesianisches Kreuz & Multiplikatoreffekte - Expansive Fiskal- und Geldpolitik ( Vertiefung LV Wirtschaftspolitik: Ursachen von Konjunkturschwankungen und Stabilität von Quelle: Eigene Darstellung Marktwirtschaften) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 18 18 Langfristige Wirtschaftswachstum: i.d.R 1,5 bis 2,5% p.a. (→ Starker Produktionsanstieg seit 1950) Land Periode Reales BIP* pro Reales BIP* pro Durchschnittliche Kopf zu Beginn Kopf am Ende der Wachstumsrate der Periode Periode Nicht klausurrelevant ($ pro Person) ($ pro Person) (% pro Jahr) Japan 1890–2003 1.280 28.620 2,79 Brasilien 1900–2003 663 7.480 2,38 Mexiko 1900–2003 987 8.950 2,16 China 1900–2003 610 4.990 2,06 Deutschland 1870–2003 1.859 27.460 2,05 Kanada 1870–2003 2.022 29.740 2,04 Vereinigte Staaten 1870–2003 3.412 37.500 1,82 Argentinien 1900–2003 1.952 10.920 1,69 Indien 1900–2003 575 2.880 1,58 Vereinigtes Königreich 1870–2003 4.094 27.650 1,45 Indonesien 1900–2003 759 3.210 1,41 Bangladesh 1900–2003 531 1.870 1,16 Pakistan 1900–2003 628 2.060 1,16 * Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Preisen von 2003 (zum realen BIP vgl. Mikroökonomie, Kap. 12). Quelle: Robert J. Barro and Xavier Sala-i-Martin, Economic Growth, New York, 1995, Tabellen 10.2 und 10.3; World Development Report 2005 Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 19 Wirkungsmechanismus lange Frist (Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik / Theorie: „Neo- liberalismus, Neoklassik“): Say‘sches Gesetz vertraut auf die Koordinationskraft freier Märkte ! Neoklassische Theorie Wirkungsmechanismen (Say‘sches Gesetz) Bruttoinlandsprodukt Video: Produktion „Say‘sches Gesetz“: Wirtschafts- „Jedes Angebot politik schafft sich seine Angebotsorientierte Nachfrage“ (Fokus: Wirtschaftspolitik Angebotsseite) schafft Investitionen + schafft neue Produktion Einkommen Konsum/ Nachfrage Gleichgewichtiger Wachstumspfad (alle Märkte im GGW) Zeit schafft Ziel Langfristig stabile Rahmenbedingungen, die Produktions- und Investitionsbedingungen (Standortfaktoren) für international mobiles Sach- / Humankapital auf Mikroebene verbessern Auf Innovationen und Wirtschaftswachstum ausgerichtete Ordnungspolitik (mittel- / langfristig) „So wenig Staat wie möglich (z.B. keine Stabilisierungs- / Distributionspolitik), so viel wie nötig“ Quelle: Eigene Darstellung (Basis: u.a. Donges 1999: Nachfrage- oder angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ; Pätzold 1998: Stabilisierungspolitik: Grundlagen der nachfrage- und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie 20 (Neo-) Klassisches Theoriegerüst: Das Say‘sche Gesetz In der (Neo-) Klassik gilt das Say‘sche Gesetz in der langen Frist: Jede Produktion / Jedes Güterangebot schafft sich seine eigene Nachfrage (bzw. das Güterangebot trifft auf eine gleich große Nachfrage) Jede Produktion entspricht einem in gleicher Höhe geschaffenen Einkommen (da Entlohnung der Produktionsfaktoren; insb. Lohn, Unternehmergewinn, Pacht) Dieses Einkommen wird vollständig oder zum großen Teil für Konsum ausgegeben. Die Ersparnis wird in voller Höhe über den Zins-Anpassungsmechanismus (hier: Zins- senkung) in eine Investitionsgüternachfrage I umgewandelt („ Zusätzliche Ersparnis wird als zusätzlicher Kredit angeboten“);d.h.: S ↑ → Zins i ↓ → I (i) ↑ (mit S = I ). Die Investitionsgüternachfrage gleicht somit die „mangelnde“ Konsumnachfrage aus. Folge: Ein Gleichgewicht am gesamtwirtschaftlichen Kapitalmarkt [ S (i) = I (i) ] sichert damit simultan auch das Gleichgewicht auf dem gesamtwirtschaftlichen Gütermarkt [ Y* = Yd = C (Y*, i) + I (i) ]. Realzins ist damit wichtiger Stabilitätsanker ! Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 21 21 Die Produktionsfunktion – Angebotsorientierte Sicht [Basis: (Neo-) Klassische Theorie] Wenn Say‘sches Gesetz in der langen Frist gilt stellt sich die Frage, welche Determinanten die Güterproduktion / das Güterangebot einer Volkswirtschaft in der langen Frist beeinflusst ? Video: Die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion lautet Idee „reduzierte“ Y = A F(U, K, H, NR) Produktions- funktion Y = Outputmenge A = Technologie (technischer Fortschritt erhöht A) U = Menge an un- bzw. wenig qualifizierter Arbeit K = Menge an Realkapital H = Menge an Humankapital [(hoch) qualifizierter Arbeit] (Anm.: U + H = N) NR = Menge an natürlichen Ressourcen (z.B. Boden, Öl, Rohstoffe) F( ) = die Funktions-Beziehung zwischen den Inputs und dem Output. Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 22 22 Produktivität, Produktion und Wachstum: Angebotsseitige Bestimmungsfaktoren in der langen Frist Die Produktivität bestimmt den Lebensstandard → Was bestimmt die Produktivität? Wichtige wachstums- bzw. (arbeits-) produktivitätssteigernde Faktoren sind insb. − Realkapital (insb. Bestand an Sachinvestitionen wie z.B. Maschinen / Anlagen, Fahrzeuge, Gebäude) und Qualität Finanzierungsformen (z.B. Leasingmodelle) − (Weniger qualifizierte) Arbeit und Humankapital [ = (hoch) qualifizierte Arbeit → insb. Wissen und Fähigkeiten durch Aus- / Weiterbildung und Berufserfahrung] − natürliche Ressourcen (insb. regenerierbare Ressourcen wie z.B. Wälder, land- / forst- wirtschaftliche Erzeugnisse sowie nichtregenerierbare Ressourcen wie z.B. Erdöl) − (technologisches) Wissen (= Wissen der Gesellschaft um die besten Wege zur Herstellung von Waren und Dienstleistungen) → u.a. Produkt- / Prozessinnovationen − Gesundheit („gesündere Arbeitskräfte sind produktiver“; wird zukünftig immer wichtiger vor dem Hintergrund des demografischen Wandels) → Regierungen können Produktivität / Wirtschaftswachstum und den Lebensstandard fördern durch Förderung von Ersparnisbildung und Investitionen, von Investitionen aus dem Ausland, von Bildung / Ausbildung, von Gesundheit, von Freihandel, von Forschung & Entwicklung und (neuen) Technologien und der Schaffung sicherer Eigentumsrechte / politischer Stabilität (ansonsten z.B. „Kapitalflucht“), etc. Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 23 Abbildung gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion: Arbeitsnachfrage und abnehmendes Grenzprodukt der Arbeit Output- Das Grenzprodukt der Arbeit sinkt mit zunehmender Zahl der menge Arbeitnehmer. D.h., jeder zusätzliche Arbeitnehmer trägt weniger als BIP Y der vor ihm eingestellte Arbeitnehmer zur Gesamtproduktion bei. (in Tsd.) Die Produktionsfunktion wird also „flacher“ Produktions- 300 funktion 280 240 180 SEHR WICHTIG: Stets abnehmendes Grenz- produkt aller Produktions- 100 faktoren → Output Y nimmt zu, der Zuwachs des Out- puts wird aber geringer 0 1 2 3 4 5 Input an Arbeits- Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel kräften (in Mio.) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 24 Abbildung: Gleichgewicht auf dem gesamtwirtschaftlichen Arbeitsmarkt Real- Video: lohnsatz Arbeits- (Preis der markt Angebot der Haushalte Arbeit) (Normaler Verlauf) Gleich- gewichts- lohnsatz* Nachfrage der Unternehmen (durch abnehmendes Grenz- produkt der Arbeit bestimmt) 0 Gleichgewichtsbeschäftigung N* Menge an Arbeit N (U + H) (unqualifizierte plus qualifizierte Arbeit) Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 25 Produktionsfaktor Arbeit – Komparativ statische Analyse: (Rechts-) Verschiebung der Arbeitsangebotskurve und Arbeitsnachfragekurve Größeres Arbeitsangebot (z.B. Einwanderung, globaler Arbeitsmarkt) verursacht einen Arbeitskräfteüberschuss (Angebotsüberschuss durch Rechts- verschiebung der Arbeitsangebotskurve), und einen Druck auf die Löhne, fallende Löhne, damit wird es profitabel, mehr Arbeitnehmer einzustellen, eine fallende Arbeitsproduktivität (= niedrigeres Wertgrenzprodukt), ein neues Arbeitsmarkt-Gleichgewicht (Lohnsatz sinkt, Beschäftigung steigt). Folge für Arbeits- und Gütermarkt: Arbeitsproduktivität + Lohn sinkt, Beschäftigung + Produktion Y [da Y = A F (U, K, H, NR) ] steigt Fortschritt / mehr Kapital / bessere Bildung / Wissensintensivierung verursacht Rechtsverschiebung der Arbeitsnachfragekurve (= höheres Wertgrenzprodukt), macht es profitabel, mehr Arbeitnehmer einzustellen, bewirkt ein Steigen der Arbeitsproduktivität und Löhne, zu neuem Arbeitsmarkt-Gleichgewicht (Lohnsatz steigt, Beschäftigung steigt). Folge für Arbeits- und Gütermarkt: Arbeitsproduktivität + Lohn steigt, Beschäftigung + Produktion Y [da Y = A F (U, K, H, NR) ] steigt Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 26 26 Exkurs Arbeitslosigkeit: Arten von Arbeitslosigkeit (Vertiefung LV „Wirtschaftspolitik“) Video: Arbeits- losigkeit Vgl. Teil IV (Grund: zu geringe gesamt- Wird im Folgenden nicht weiter analysiert wirtschaftliche Nachfrage) Klassische Arbeitslosigkeit kann durch flächendeckende (Real-) Mindestlöhne, die oberhalb des gleichgewichtigen Reallohnes liegen, entstehen (vgl. Mikroökonomie, Kap. 6): Y ↓ Quelle: Müller, J.: VWL-Theorie & VWL-Politik ; Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis (2009) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 27 27 Abbildung: Gleichgewicht gesamtwirtschaftliche Märkte - Produktionsfaktoren Natürliche Ressourcen/Boden und Kapital Wichtige Annahme: Ebenso wie für Arbeit gilt das abnehmende Grenzprodukt auch für die Produktionsfaktoren NR / Boden und Kapital (a) Der Markt für NR / Boden (b) Der Kapitalmarkt Preis Preis für NR / Angebot (i.d.R. eher Kapital Angebot (z.B. Boden unelastisch) (Real- Ersparnis Zinssatz) Haushalte, Staat) P P Nachfrage Nachfrage (z.B. durch Unternehmen Kreditnachfrage) 0 Q Menge NR / Boden 0 Q Menge Kapital NR = Natürliche Ressourcen Komparativ-statische Analysen: u.a. Steuern auf Im Gleichgewicht gilt S = I Kapitalerträge, Spar-/Investitionsanreize, Budgetdefizit [ Ersparnis = Investitionen ] Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 28 Catch-up-Effekt bei aufstrebenden Ländern aufgrund des Wirtschaftswachstum abnehmenden Grenzproduktes runddes umKapitals die Welt Output je 1990 in Dollar Arbeitskraft (BIP Y) BIP pro Kopf der Bevölkerung 2. Volkswirtschaft mit einem hohen Real- 30.000 1 kapitalbestand (z.B. USA): Zusätzlicher Kapitaleinsatz führt zu geringem Produktions- anstieg (geringes Wirtschaftswachstum). 20.000 1. Volkswirtschaft mit einem geringen Realkapitalbestand (z.B. Vietnam). Ein zusätzlicher Kapitaleinsatz führt zu starkem Produktionsanstieg 1 10.000 (hohes Wirtschaftswachstum → Catch-up-Effekt). Realkapital - Westeuropa 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880 Europäische 1890 je 1910 Ableger 1920 1930 1940 1950 Japan 1900Arbeitskraft 1960 1970 1980 1990 Afrika Asien (ohne Japan) Lateinamerika Osteuropa Grund: Grenzprodukt des Kapitals sinkt mit jeder zusätzlichen Investition („erst rentabelste Projekte, dann weniger rentable Projekte“) → Ergebnis: Output Y nimmt zu, der Zuwachs des Outputs wird aber geringer Quelle: Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag: Schäffer Poeschel Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Source: Maddison Fachhochschule Hannover Makroökonomie Makroökonomie 29 Produktionsfaktor Kapital: Verschiebung der Produktionsfunktion nach außen durch technischen Fortschritt (der oft in Maschinen und Anlagen enthalten bzw. „inkorporiert“ ist) Verschiebung gilt analog für den Produktions- faktor Arbeit (Output-Arbeits- einsatz-Diagramm) bei zunehmendem Kapital- einsatz und / oder technischem Fortschritt Quelle: u.a. Baßeler U. / Heinrich, J. / Utrecht, B. (2008): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 30 30 Kernaussagen zu angebotsorientierten (neo-)klassischen Wachstumsmodellen (Auswahl) Für die Höhe der ökonomischen Leistung (Güterproduktion Y*) und Beschäftigung in einer Volkswirtschaft sind in der langen Frist vor allem drei reale Größen entscheidend, nämlich der Reallohn [→ bestimmt Beschäftigung N*; vgl. S. 25], der Realzins [→ bestimmt C* / S und I*] und die Arbeitsproduktivität (diese wird bestimmt durch den Stand der Technologie / technischen Fortschritt, den Real-Kapitalstock, natürlichen Ressourcen, Bildung, Gesundheit) [ → Höhe der Arbeitsproduktivität bestimmt maßgeblich die Höhe des Reallohnes und die Lage der Produktionsfunktion ] Nachfrage- und Angebotsschwankungen (mit entsprechenden Überschuss- angeboten oder Überschussnachfragen) führen auf den einzelnen volks- wirtschaftlichen Hauptmärkten aufgrund flexibler Preise, Löhne und Zinsen immer wieder zu einem neuen längerfristigen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht zurück! Mit anderen Worten: Flexible Preise, Löhne und Zinsen geben einer Wirtschaft zusammen mit viel Wettbewerb auf allen Märkten eine langfristig hohe Anpassungs-&Selbstheilungskraft. Folge: Forderung nach „So wenig Staat wie möglich“ (z.B. keine Stabilisierungspolitik → d.h. keine Geld- und Fiskalpolitik / Konjunkturprogramme, keine Mindestlöhne etc.) Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 31 31 Langfristiges Produktionswachstum: Wichtige Erkenntnisse aus der neoklassischen Wachstumstheorie Ein höheres Niveau bzgl. der Produktion pro Kopf (und damit des BIP / Kopf) kommt vor allem zustande durch die Akkumulation von Arbeit, Kapital, Humankapital (z.B. mehr qualifizierte Arbeitskräfte durch Bildung und / oder “Learning on the job“) oder durch technischen Fortschritt. Sparen (S) hat in der langen Frist eine positive Wirkung. Die Sparquote bestimmt die Höhe des langfristigen Produktionsniveaus je Beschäftigten. Ceteris paribus erreichen Länder mit einer höheren Sparquote ein höheres Produktionsniveau [ S ↑ → i ↓ → I ↑ → K ↑ → Arbeitsproduktivität ↑ → Y ↑ ]. Eine höhere Sparquote vermag es nicht, die Wachstumsrate der Produktion permanent zu erhöhen (Grund: u.a. abnehmende Grenzerträge von Kapital ; s. Catch-up-Effekt). Wegen des abnehmenden Grenzproduktes von Kapital (= Output Y nimmt zu, der Zuwachs des Outputs wird aber geringer) müsste die Kapitalintensität (= Kapital / Arbeitskräfte) immer schneller steigen, um einen stetigen Produktionsanstieg aufrechtzuerhalten (gilt analog für Arbeit, Humankapital, Natürliche Ressourcen). Dauerhaftes Wachstum ist nicht möglich ohne ständigen technischen Fortschritt. Langfristig wird die Volkswirtschaft, welche die höchste Rate des technischen Fortschritts aufweist, alle anderen überholen (s. auch Seite 30, 33). Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 32 Langfristiges Produktionswachstum : Technischer Fortschritt als Treiber für eine höhere Wachstumsrate des Pro-Kopf-Einkommens Durchschnittliche Wachstumsraten der Produktion pro Kopf und des technischen Fortschritts in vier reichen Staaten (1950-2004) Nicht klausurrelevant Quelle: O. Blanchard / G. Illing (2009): Makroökonomie Hinweis: Der technische Fortschritt schwächt sich in vielen etablierten Industrieländern seit den 1970er Jahren ab. Wichtiger Grund: Bei Dienstleistungen (deren Anteil an der Wertschöpfung zunimmt) gibt es weniger Spielraum für technischen Fortschritt und eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität als bei der Industrieproduktion. Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover 33 Zusammenhang Geldmengenwachstum und Inflation – Mittel-/ langfristige Geldmengensteuerung mit Quantitätsgleichung Legende: P = Preisniveau; Y = reales BIP; M = Geldmenge Video: Quantitäts- V = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gleichung Umlaufgeschwindigkeit des Geldes V (= „wie oft wechselt das Geld den Besitzer“); Annahme: V ist langfristig relativ stabil. Geldmarktgleichgewicht (Geldnachfrage = Geldangebot) umformen → Quantitätsgleichung: M x V = P x Y (verbindet Geld- und Gütermarkt) Bsp.: BIP: 400 Pizzen zu 2,50 € (= 1.000 €); V = 20 (d.h. jeder € wechselt im Jahr im Durchschnitt 20-mal den Besitzer → benötigte Geldmenge M = 50 Dynamische Betrachtung - Hauptursache für Inflation in der langen Frist: Wenn EZB die Geldmenge M schneller erhöht (z.B. M + 5%) als die reale Produktionsmenge Y zunimmt (z.B. BIP Y + 3%), erhöht sich das Preisniveau (hier: P + 2%) → Inflation !!! EZB-Ziel bei der GELDMENGENSTEUERUNG: Δ M = Δ Y (d.h. das Geldmengenwachstum am Produktions- / Wirtschaftswachstum ausrichten). Falls zu starkes Geldmengenwachstum (ΔM > ΔY) → (Hyper-) Inflation Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 34 34 Statische Betrachtung - Langfristige Auswirkungen einer Geld- mengenerhöhung bei konstantem Y (Y ≥ Y* ; z.B. im Boom) Annahme: Geld dient nur als Tauschmittel, um Güter zu kaufen (= Transaktionskasse) Europäische Zentralbank EZB erhöht das Geldangebot : „Hubschrauber verteilt das Geld über dem Land“ (zu Instrumenten in der Realität vergleiche Lehrveranstaltung „Geld und Währung“) Geldangebot > Nachfrage nach Geld → Überschussangebot an Geld (“Leute sammeln Geld und haben mehr Geld als im Gleichgewichtszustand nötig ist”) Mit dem überschüssigen Geld a) kaufen die Leute Waren und / oder Dienstleistungen (C ↑), oder aber sie b) bringen das Geld zur Bank (S ↑ → i ↓ → Kreditvergabe ↑ → I ↑) → Folge: Konsum- und / oder Investitionsgüternachfrage steigt an Wenn die Güterproduktion Y unverändert bleibt [ da Y = A F(U, K, H, NR) und z.B. der technische Fortschritt, Humankapital, Kapital unverändert sind], gilt: Gesamtwirtschaftliche Nachfrage > Gesamtwirtschaftliches Angebot → Preisniveau steigt (Geldwert verringert sich) Fazit (Neo-)Klassik: Reale Variablen wie z.B. das reale BIP Y werden durch Geld- mengenveränderungen längerfristig nicht beeinflusst (klassische Dichotomie / Neutralität des Geldes = Trennung von realem und monetärem Bereich). Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 35 35 Exkurs Geld Vertiefung Geldangebot M: a) Geldmengenkonzepte (inkl. Wie entsteht Geld? → Geld- / Kreditschöpfung) b) Von wem und wie wird die Geldmenge in Europa gesteuert? Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Geld und Währung – zweiter Teil: Geld und Währung Fachhochschule Hannover 36 ‹Nr.› Geldangebot („Wie entsteht Geld?“): Geldarten in einer Wirtschaft Quelle: u.a. Müller, J.: VWL- Theorie & VWL-Politik ; Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis (2009) * der GB * Buchgeld (von Geschäftsbanken / GB geschaffen !!!) umfasst alle Guthaben der Wirtschaftssubjekte auf dem Girokonto (Sichteinlagen), Sparkonto (Spareinlagen), Terminkonto (Termineinlagen) *) mit: LZ = ursprüngliche Laufzeit, KF = Kündigungsfrist Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Geld und Währung – zweiter Teil: Geld und Währung Fachhochschule Hannover 37 ‹Nr.› Geldangebot - Geldmengenkonzepte Europäische Währungsunion: Die Geldmenge ist eine wichtige Größe für die potentielle Kaufkraft → Frage: Welche Geldmenge dient als Basis für Kaufentscheidungen und wie kann man diese steuern? → M3 Liquidität = Leichtigkeit, mit der Aktivum in Tauschmittel umgewandelt werden kann Bezeichnung Komponenten Geldbasis Bargeldumlauf (Münzen und Banknoten = Notenbankgeld M0 + Einlagen der Banken bei der EZB M1 (kurzfr. liquide) Bargeldumlauf der Nicht-MFI (MFI = Monetäre Finanzinstitute) (~ 3,8 Bill. € 09/2007) + täglich fällige Sichteinlagen Nicht-MFI bei Geschäftsbanken M2 (mittelfr. liquide) M1 + Einlagen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren + Einlagen mit (~ 7,2 Bill. € 09/2007) vereinbarter Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten (Spareinlagen) M3 (mittelfr. liquide) M2 + Geldmarktfonds + Geldmarktpapiere + Schuldver- (~ 8,4 Bill. € 09/2007) schreibungen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren + Repogeschäfte * Nicht-MFI = private Haushalte und alle Unternehmen (exklusive Geschäftsbanken) * Wertpapierpensionsgeschäfte (EZB kauft Wertpapiere von Banken; Zeitpunkt und Preis des Rückkaufes wird beim Ankauf bereits festgelegt; vgl. Video S. 40 ) Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Geld und Währung – zweiter Teil: Geld und Währung Fachhochschule Hannover 38 ‹Nr.› Kredit- und Geldschöpfung: Reservesystem & Determinanten Wie entsteht Geld? Kreditvergabe an Nicht-MFI = Geldschöpfung Partielles Reservesystem = Banken halten bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen als Reserven. Grund: Geschäftsbank muss genügend gesetzliche Zahlungsmittel [Anm.: Monopol hierfür bei der Notenbank] im Bedarfsfall zur Verfügung haben Es gilt: Der Geldschöpfungsmultiplikator hängt vom Reservesatz R ab (= 1 / R) Determinanten Kreditschöpfungspotential des gesamten Geschäftsbankensektors: 1) Verfügbare Eigenkapitalausstattung der Geschäftsbanken (u.a. Eigenkapitalquoten Basel) 2) Mindestreservesatz (Geschäftsbanken müssen bei Notenbank gesetzliche Zahlungsmittel (!) in Höhe von X % ihrer Sichteinlagen als Mindestreserve hinterlegen) 3) Bargeldhaltung der Nicht-MFI (Haushalte und Unternehmen exklusive Banken) 4) Höhe der Überschussreserve („Bank-Einnahmen > Bank-Ausgaben“) Video: Geld- WICHTIGES ERGEBNIS: schöpfung Je geringer der Mindestreservesatz und die Bargeldhaltung der Nicht-MFI und je größer die Eigenkapitalausstattung und Überschussreserven der Geschäftsbanken sind, desto größer ist das Geld- bzw. Kreditschöpfungspotential des gesamten Geschäftsbankensektors! Quelle: u.a. Müller, J.: VWL-Theorie & VWL-Politik ; Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis (2009) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Geld und Währung – zweiter Teil: Geld und Währung Fachhochschule Hannover 39 ‹Nr.› An was orientiert sich die Geldmengensteuerung der EZB? Video: EZB ; im Video Preisstabilität =/~ Preisniveaustabilität Vertiefung in LV Wirtschaftspolitik Nachfrage- überschuss Video: EZB-Instrumente → EZB-Geldmengensteuerung: insb. mit Offenmarktgeschäften, Fazilitäten und Mindestreserve Quelle: u.a. Müller, J.: VWL-Theorie & VWL-Politik ; Moderne Volkswirtschaftslehre in der Praxis (2009) Legende: W = Wachstumsrate von Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Geld und Währung – zweiter Teil: Geld und Währung Fachhochschule Hannover 40 ‹Nr.› Gesamtwirtschaftliche Nachfrage und Produktion: Die kurze Frist (~ 1-2 Jahre) IV „Die Nachfrage bestimmt die Produktion in der kurzen Frist“ (Keynes) Ein einfaches Gütermarkt-Gleichgewichtsmodell und Multiplikatoreffekte Wirtschaftspolitik: Die Wirkung von Fiskal- und Geldpolitik in der kurzen Frist Exkurs: Verschiedene gesamtwirtschaftliche Angebotskurven und Konjunktur (Basis AS-AD-Modell → Analyse kurz- und mittelfristiger Wirkungen) sowie Exkurs Währung Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 41 41 Weshalb ist eine ökonomische Kompetenz in der Analyse kurzfristiger gesamtwirtschaftlicher Schwankungen für Sie wichtig? Bsp.: Richtiger Zeitpunkt für den Kauf von Unternehmensanteilen und Investitionsgütern Continental-Aktie: Übernahme durch Schaeffler Entwicklung Finanz-Aktien: Deutsche Bank Nicht klausurrelevant 1 1 „Idealer 1 Zeit- punkt“ 1 1 Hinweis: Natürlich können strategische Gründe einen Kauf zu einem anderen Zeitpunkt sinnvoll machen ! Quelle: Internetseiten (u.a. Freie Hypo Hannover zur Zinsentwicklung) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 42 42 Empirie: Konjunkturschwankungen sind unregelmäßig und schwer zu prognostizieren (Wachstumsraten reales BIP BRD 1951–2010) ver.di Bundesvorstand Historische Wachstumsentwicklung Bereich Wirtschaftspolitik Reale Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik Deutschland 12% Ein Grund für die abnehmenden Nicht klausurrelevant 10% Wachstumsraten ist der 8% Catch-up-Effekt 6% 4% 3,5% ? 2% 0% -2% 2009/10 Prognose -4% -6% 1951 1953 1955 1957 1959 1961 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 2009 und 2010 Herbstgutachten Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 43 43 Konjunktur: Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik vertraut in die Fähigkeit des Staates, die wirtschaftliche Entwicklung (insb. in der kurzen Frist) steuern zu können Keynesianische Ausrichtung Nachfrageorientierte (Produktion in der kurzen Frist) Wirtschaftspolitik "Stabiles" gesamtwirtschaftliches Gleich- Video: gewicht bei Unterbeschäftigung möglich Bruttoinlandsprodukt Fiskal- politik Ziel: Verstetigung / Glättung konjunkturelle Dauer Konjunkturzyklus: Entwicklung und Stärkung der Binnennach- idR. 7 bis 11 Jahre Konjunktur- frage (Staatskonsum, privater Konsum, schwankungen unternehmerische Investitionen) Interventionistische Stabilisierungs-/Prozess- politik, um Arbeitslosigkeit zu reduzieren Antizyklische Fiskalpolitik UND Geldpolitik (unterstützend !!! ) → z.B. BRD 2008/09 Antizyklische Globalsteuerung der Binnennachfrage (keine Antizyklische Dämpfung Eingriffe auf mikroökonomischer Ebene) Zusatznachfrage Zeit Aufschwung - Boom - Abschwung - Rezession - Aufschwung ► Antizyklische Dämpfung: u.a. Verminderung Staatsausgaben, Steueranhebungen, Zinserhöhung ► Antizyklische Zusatznachfrage: u.a. (Kreditfinanzierte) Staatsausgaben, Steuer-/Zinssenkungen Quelle: Eigene Darstellung (Basis: u.a. Donges 1999: Nachfrage- oder angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ; Pätzold 1998: Stabilisierungspolitik: Grundlagen der nachfrage- und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 44 44 Konjunkturzyklen: Konjunkturindikatoren und deren Ausprägung Video: Konjunktur 1) Konjunkturindikatoren - Frühindikatoren (vorlaufend): z.B. Auftragsbestand, Geschäftsklima-Index (Erwatungen) - Präsensindikatoren (gleichlaufend): z.B. Produktion (u.a. Investitionsgüter schwanken stärker als Konsumgüter ; langlebige Konsumgüter wie z.B. Autos schwanken stärker als „Güter des täglichen Bedarfs“), Kapazitätsauslastung - Spätindikatoren (nachlaufend): z.B. Preise, Beschäftigung 2) Ausprägung „positive“ Konjunkturphasen: Aufschwung und Boomphase - Zunahme private Investitionen, Exporte, Aufträge und Produktion (Kapazitätsauslastung ↑) - Zunahme Gewinne, Einkommen und Konsum - Anstieg Zinsen, Preisniveau (→ Inflation ↑) und Beschäftigung (Rückgang Arbeitslosigkeit) - Geschäftslage und Geschäftserwartungen/-klima: i.d.R. optimistisch 3) Ausprägung „negative“ Konjunkturphasen: Abschwung und Rezession/Depression - Rückgang Exporte, private Investitionen, Aufträge, Produktion/BIP → Zunahme Insolvenzen - Rückgang Gewinne, Einkommen und Konsum - Rückgang Zinsen, Preisniveau (→ ggf. Deflation) und Beschäftigung (Zunahme Arbeitslosigkeit) - Geschäftslage und Geschäftserwartungen/-klima: i.d.R. pessimistisch Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 45 45 Gesamtwirtschaftliche Produktion in der kurzen Frist: Einleitung Keynesianische (Unterbeschäftigungs-)Theorie Wichtige Konzepte zur gesamtwirtschaftlichen Güterproduktion: (Langfristige) Güterproduktion Y*, die bei Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt und unter effizienter Ausnutzung der Produktionsfaktoren „Kapital“ und „Natürliche Ressourcen“ möglich ist (Produktionspotential → vgl. Kap. III) Kurzfristige Güterproduktion: Unternehmen bieten kurzfristig die Menge an, von der sie erwarten, dass sie aktuell nachgefragt wird. Folge: Unternehmen passen die Güterproduktion an die vorliegende (erwartete) gesamtwirtschaftliche Güternachfrage (= C + I + G + Ex - Im) an („Nachfrage schafft sich ihr Angebot“ → Umkehrung Say‘sches Gesetz). Beachte Annahme: Kurzfristig rigide Preise / Löhne → Preisanpassung nicht bzw. schwer möglich → „reine“ Mengenanpassungen der Unternehmen (z.B. Y↓ → Beschäftigung N ↓) Eine Folge bei Keynes: Sparen kann in der kurzen Frist eine sehr negative Wirkung haben, da der private Konsum und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und somit letztendlich die Güterproduktion und Beschäftigung zurückgeht (S↑ → C↓ → Y↓ ); Ein Rückgang der Investitionen, Staatsausgaben oder Exporte hat auch eine negative Wirkung. Das Ganze wird durch die Multiplikatoreffekte verstärkt (s. Seite 50 und 51) Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 46 46 Gesamtwirtschaftliches Gütermarkt-Gleichgewicht (= Keynesianisches Kreuz) in der kurzen Frist: Ein vereinfachtes Einkommen-Ausgaben-Modell mit konstanten Investitionen I und Staatsausgaben G (= Gesamtwirtschaftliche Nachfrage) Im Gleichgewicht gilt: Gesamtwirtschaftliche Produktion Y (Angebot) = Gesamtwirtschaftliche Gütermarkt- Nachfrage Yd (→ 45 O-Linie) Gleichgewicht (Y = Yd) Yd = caut + c YV (Keynes; mit YV = aktuelles laufendes Realeinkommen (vgl. hierzu Kap. II) Video: Kurzfristig gilt: Konsumfunktion Gesamtwirtschaftliche Produktion (Angebot) Anm.: Y wird für passt sich an das (erwartete) die Produktion und Autonome für das Einkommen gesamtwirtschaftliche Konsum- verwendet Nachfrageniveau an ausgaben (→ 45 O-Linie; Steigung = 1) (Gesamtwirtschaftliche ( c aut ) Y Güterproduktion Y = Y Y* Quelle: u.a. Baßeler U. / Heinrich, J. / Utrecht, B. (2008): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft Einkommen Y) Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 47 47 Gütermarkt-Gleichgewicht in der kurzen Frist: Drei denkbare Konstellationen für das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht Schaubild 16.7: Drei mögliche Konstellationen von A. Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung: gesamtwirtschaftlichem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage Schnittpunkt links von Y* Keynesianische Arbeitslosigkeit kann nur Gesamtwirt- schaftliche durch zusätzliche Nachfrage abgebaut Nachfrage, Gesamtwirt- werden. (Real-)Lohnsenkungen sind schaftliches Y3d3 Y n wirkungslos bzw. haben negative Effekte C Angebot n (Unterschied zur Klassik !!!). Y2d2 Y B. Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung Y * : Y1d1 Y n (Vollauslastung Produktionsfaktoren) B C. Gleichgewicht bei Inflation (da Yd > Y* → Preisniveau ↑ ): A Schnittpunkt rechts von Y * D.h. Yd (= C + I + G + Ex – Im) und damit die kurzfristiges Produktion Y in der kurzen Frist kann Angebot kleiner, gleich oder größer Y *Vollb. sein ! 45° Ob es zu A, B oder C kommt hängt insb. von Vollbeschäftigungs- Gesamtwirtschaftliches den konkreten Werten von C, I, G angebot Y* Angebot und NX (= Ex – Im) ab. (= Einkommen) Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 48 48 Gewünschte Wirkungsmechanismen: Expansive Geld- UND Fiskalpolitik (1) Mögliche expansive geldpolitische Reaktionen der Zentralbanken (z.B. Fed, EZB): u.a. Leitzinssenkung soll Kreditvergabe der Banken fördern + Ankauf von Wertpapieren → M ↑ (oder Mindestreservesatz senken …) 1. Stufe: Versorgung Geschäfts- banken mit Liquidität Liquidität Geschäftsbanken ↑ Zinsniveau ↓ durch Zentralbanken 2. Stufe: Kreditangebot ↑ Kreditnachfrage ↑ Kreditkosten ↓ Versorgung U, HH und Staat mit Liquidität durch der privaten des Staates ↑ Geschäftsbanken der Unternehmen / U ↑ Haushalte / HH ↑ (für öffentliche (für Investitionen) (für Konsum) Investitionen) 3. Stufe: Kreditfinanzierte Wirkung auf Nachfrage auf Gütermärkten ↑ Fiskalpolitik (G↑) Realwirtschaft Produktion, Wachstum, Beschäftigung ↑ Quelle: In Anlehnung an Feist/Kornagel/Lüpertz (2008): Wirtschaftslehre Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie – zweiter Teil: Geld und Währung 49 Gütermarkt-Gleichgewicht kurze Frist - Expansive Fiskal- UND Geldpolitik (2a): Die Multiplikatoreffekte einer Erhöhung der Staatsausgaben G sowie Anstieg bei Konsum C und Investitionen I (wegen Zinssenkungen) Yd (Gesamtwirtschaftliche Nachfrage) Video: Fiskal- 45o Linie politik Yd2 A’ Y D 1 B Yd1 C Ein Anstieg des Konsum C, der Staatsausgaben G, Exporte Ex Y oder Investitionen I um 1 Mrd. A € steigert die Produktion / das Einkommen um ein Vielfaches – genau um 1 / (1 - c1 ) Mrd. €. (Gesamtwirtschaftliche Y Güterproduktion Y = Y Y1 Einkommen Y) Quelle: u.a. Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie ; Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 50 50 Gütermarkt-Gleichgewicht in der kurzen Frist – Multiplikatoreffekte (2b): Expansive Geld- UND Fiskalpolitik und Multiplikatoreffekte Kurzfristig wird die Güterproduktion Y von der Nachfrage Yd bestimmt. Anstieg gesamtwirtschaftliche Nachfrage (hier durch eine expansive Fiskal-&Geld- politik → Anstieg Staatsausgaben G ↑ plus Konsum C ↑ + Investitionen I ↑ durch Zinssenkungen ; gilt auch bei anderen Gründen, wenn G ↑ , C ↑ , I ↑ , Ex ↑ ) führt zu Anstieg Produktion Y und damit zu einem Anstieg des Einkommens Y („da Produktionsfaktoren entlohnt werden“). Einkommenserhöhung induziert Anstieg effektive Nachfrage (Konsum C ↑; Anstieg C umso größer, je höher die Konsumneigung ist). Das führt wiederum zu einer weiteren Produktionssteigerung, Einkommen steigt, Konsum steigt wieder, Investitionen steigen, gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt, Produktion steigt... Folge: Y-Anstieg fällt größer aus als ursprüngliche Verschiebung der gesamt- wirtschaftlichen Nachfrage, und zwar um den Faktor, der dem Multiplikator entspricht [Konsumneigung c1 = 0,9 → Multiplikator 10 (= 1 / (1 - c1) ]. Wichtig: Staat (z.B. durch eine Erhöhung von G) oder Zentralbanken (z.B. Erhöhung Geldmenge M, Leitzinssenkungen) können bei Keynes die Volkswirtschaft aus dem Unterbeschäftigungsgleichgewicht führen Diese Zusammenhänge gelten auch im negativen Fall, wenn z.B. G ↓, I ↓, C ↓, Ex ↓ Quelle: u.a. Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 51 51 Weitere Wirkungsmechanismen der Fiskal- UND Geldpolitik (3a): Erkenntnisse keynesianischer Basismodelle (insb. IS-/LM-Modell) Kreditmarkt: Wirkung expansive Fiskal- und restriktive Geldpolitik [= (1) → Zinssatz steigt] und einer expansiven Geldpolitik [= (2) → Zinssatz sinkt] auf den Zinssatz (1) Restriktive Geldpolitik und Expansive Fiskalpolitik (vgl. nächste Seite) (2) Expansive Geldpolitik: Wirkung Normalfall: M ↑ → Zins i ↓ → Investitionen I ↑ (+ Konsum ↑) → Nachfrage Yd ↑ → Produktion Y ↑ → Beschäftigung ↑ Kassenbestände (Geldmarkt bei Keynes): Transaktionskasse für Güterkauf ; Spekulationskasse ; Vorsichtskasse (Bestände sind kleiner bei hohem Zins wegen den Zinserträgen → „alles wird gespart“) Quelle: Quelle: u.a. Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie ; Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 52 52 Weitere Wirkungsmechanismen expansive Fiskal- UND Geldpolitik (3b): Erkenntnisse keynesianischer Basismodelle (insb. IS-/LM-Modell) 1. Wirkungsmechanismen einer expansiven (insb. kreditfinanzierten ! ) Fiskalpolitik Normalfall: G ↑ → Nachfrage Yd ↑ → Produktion Y ↑ (inkl. Multiplikatoreffekte) → Beschäftigung ↑ Negativer Nebeneffekt bei Ersparnis Staat (= Differenz Steuern T und Staatsausgaben G): T < G = Budgetdefizit → Staatliche Ersparnis ist negativ (insb. bei expansiver Fiskalpolitik in der Krise, weil hier T ↓ und G ↑ ) → Linksverschiebung Kreditangebot [ = steigende Zinsen] → Höhere Kreditzinsen → „Crowding Out“-Effekte = Verdrängung Investitionen ( + C ↓ ) Investitionsfalle (= vollkommen unelastische Investitionsnachfrage → Zinserhöhung hat keinen Einfluss auf Investitionsnachfrage, da z.B. nur Ersatzinvestitionen) → keine Crowding-Out-Effekte → größtmögliche / maximale Multiplikatorwirkung Liquiditätsfalle (= Geldnachfrage sehr elastisch → Zinserhöhung i sehr klein bzw. Zins i konstant, z.B. bei Zinsuntergrenze → Investitionen bleiben unverändert ) → keine Crowding-Out-Effekte → größtmögliche / maximale Multiplikatorwirkung 2. Wirkungsmechanismen einer expansiven Geldpolitik (i.d.R. simultan zur Fiskalpolitik !!! ) Normalfall: M ↑ + Senkung Leitzinsen → Zins i ↓ → Investitionen I ↑ ( + Konsum C ↑ ) → Nachfrage Yd ↑ → Produktion Y ↑ → Beschäftigung ↑ (Keynes: Geldpolitik stimuliert Wirtschaft) Investitionsfalle: Zinssenkung = kein Einfluss auf I → Geldpolitik unwirksam: Yd, Y und Beschäftigung bleiben konstant → Multiplikatorwirkung ist Null Liquiditätsfalle (= Zinssenkung sehr klein bzw. i konstant → Investitionen unverändert ) → Geldpolitik unwirksam (→ Yd, Y, Beschäftigung konstant) → Multiplikatorwirkung ist Null Quelle: u.a. Blanchard O. / Illing, G. (2009): Makroökonomie ; Mankiw, N. G. / Taylor, M. P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroökonomie Fachhochschule Hannover ‹Nr.› 53 53 Exkurs: Verschiedene gesamtwirtschaftliche Angebotskurven und Konjunktur (im AS-AD-Modell; dient u.a. zur Analyse von drei wirtschaftspolitischen Zielen, nämlich von Produktions-, Beschäftigungs- und Vertiefung Konjunktur- Preisniveaueffekten) analysen im Teilmodul Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Michael Nusser (Hochschule Hannover) Makroökonomie Makroö