3. Sitzung: Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften PDF

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This document is a lecture session on basic concepts of communication and media studies. The lecture, part of the winter semester 2024/2025, discusses core ideas and literature to help understand how media work, including different approaches (e.g., communication and media studies).

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3. Sitzung: Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften Vorlesung im WS 2024/25 Grundlagen der Kommunikations- und Medienwissenschaften Vertr. Prof. Dr. Tanja Maier Agenda heute Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften 1. Medien in der MeWi 2. Medien u...

3. Sitzung: Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften Vorlesung im WS 2024/25 Grundlagen der Kommunikations- und Medienwissenschaften Vertr. Prof. Dr. Tanja Maier Agenda heute Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften 1. Medien in der MeWi 2. Medien und Kommunikation in der KoWi 4. Zusammenfassung und Ausblick Grundlegende Literatur zur 2. Sitzung Prüfungsrelevant Beck, Klaus (2023): Kommunikationswissenschaft. München: UVK Verlag, insb. S. 85-112 Grampp, Sven (2016): Medienwissenschaft. München: UVK Verlag, S. 1- 21 sowie S. 70 – 87 Weitere Literatur: Hickethier, Knut (2010): Einführung in die Medienwissenschaft. Wiesbaden: Springer VS, S. 18 - 36 Rückblick Rückblick: Unterscheidung von KoWi und MeWi Kommunikationswissenschaft als Wissenschaft von der Kommunikation soziale Bedingungen, Folgen und Bedeutungen von medialer, öffentlicher und interpersonaler Kommunikation Medienwissenschaft als Wissenschaft des Mediums historische, ästhetische und kulturelle Aspekte und Funktionen von einzelnen Medien, Medientechnologien und Mediensystemen à Aber auch integrative Perspektiven, wie in Rostock! „Am liebsten stehen die beiden ,Schwesterdisziplinen‘ Rücken an Rücken und schauen in unterschiedliche Richtungen: Die Medienwissenschaft gen Himmel, um sich zu großen Gedanken inspirieren zu lassen, die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft auf den Boden – um Erbsen zu zählen!“ (Schäfer 2000) KoWi MeWi Phänomenbereich Phänomenbereich (medienvermittelte) Medien und Medialität Kommunikation Fragerichtung Fragerichtung Wie operieren Medien? Wie ist Kommunikation möglich? Methoden Methoden Interpretative und Empirische Methoden der qualitative Methoden Sozialforschung KoWi MeWi Teilgebiete Teilgebiete Kommunikatorforschung Medientheorie Medieninhaltsforschung Medienanalyse Mediensystemforschung Mediengeschichte Nutzungs- und Rezeptionsforschung Wirkungsforschung Agenda heute Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften 1. Medium / Medien in der MeWi 2. Medien und Kommunikation in der KoWi 3. Zusammenfassung und Ausblick Grundbegriff: Medium Esoterik = Mensch, der Kontakt zur Geisterwelt herstellt Biochemie = Nährlösung für Bakterien Pädagogik = Lehr- und Lernmittel Medienwissenschaft = ? Kommunikations- und Medienwissenschaft = ? Welche Medien haben Sie heute schon genutzt? Medium Wortherkunft medium (lat.): Mitte, Mittelpunkt, Mittelstraße, Öffentlichkeit, tägliches Leben, Publikum, menschliche Gesellschaft, Gemeinwohl Medium = Mittel, Vermittelndes, in der Mitte stehend Alltagsverständnis Fernsehen, Film, Presse, Internet etc. Welche Medien haben Sie heute schon genutzt? Medium in der Medienwissenschaft umstrittener Begriff zentrale Frage im Bereich „Theoriebildung“ „Es existieren beinah so viele unterschiedliche Medienbegriffe, wie es Medienwissenschaftler gibt!“ (Grampp 2016) „Nichts ist kein Medium!“ (Krampp 2016, S. 7 und 8) Kritik (vgl. Kampp 2016, S. 7-8) wenn alles ein Medium ist, dann ist Medium nichts Begriff hat keinen Erklärungswert mehr Begriff ist nicht analytisch oder empirisch nutzbar Medium ist Ausweitung des Körpers (McLuhan) Kulturtheorie, in der Medien zentrale Rolle spielen Medien sind „Extensions of Man“, Veräußerungen des Körpers technische Ausweitungen der menschlichen Sinne und Körper Brille ist ein Medium (Ausweitung des Sehvermögens der Augen) Hammer ist ein Medium (Ausweitung der Schlagkraft des Armes) Fahrrad ist ein Medium (Ausweitung der Bewegung des Fußes) er nennt auch: Straße, Zahl, Kleidung, Wohnen, Geld, Uhren, Druck, Comics, Flugzeug, Fotografie, Presse, Grammofon, Kino, Radio, Waffen Quelle: Cover der ersten Auflage 1964 Das Medium ist die Botschaft Fassen Sie die Bedeutung von "The Medium is the message" in eigenen Worten zusammen. Marshall McLuhan (1964) https://www.bbc.co.uk/programmes/p02hrrcr Annahmen McLuhans Medientechnologien wirken auf Sinne ein (sie „massieren“ die Sinne) Inhalte sind zweitrangig (Das Medium ist die Botschaft) Fokus: wie das Medium in spezifischer Weise die menschliche Wahrnehmung und das Denken formt, „wie Medien uns steuern“ nicht individuelle Wirkung, sondern kulturelle Umbrüche durch Medien Hintergrund: traditionelles Verständnis vom Medium als neutralem Kanal oder bloßem Behälter, Medienvergessenheit der Kulturwissenschaften Umbrüche durch Technologien: Beispiel Fernsehen These: Durch flächendeckende Verbreitung des Fernsehens wird die Menschheit in globalem Dorf leben durch Satellitenverbindungen, Kabelnetze und Vernetzung privater Haushalte wird es möglich, eine Information von Ort A an beliebig viele Orte B audiovisuell und simultan zu übermitteln Vorgänge, die räumlich sehr weit entfernt sind, können unmittelbar zugänglich gemacht werden à Effekt: Welt wird zum globalen Dorf à Kulturtheorie: Wahrnehmung der Welt ist eine andere als ohne diese Technologien Leistung und Kritik McLuhan Aufmerksamkeit von den Inhalten/der Botschaft auf die Medien gelenkt macht Medienwissenschaft überhaupt erst möglich Kritik unsystematischer Medienbegriff setzt Technik (Satellitenverbindungen, Kabelnetze) mit Medium (Fernsehen) gleich Bestimmung bestimmter Medien als Körperausweitung nicht haltbar (z.B. Flugzeug, Zahl) Vgl. Krampp 2016, S. 86-87 Weitere Kritikpunkte Medien ohne Inhalte gibt es nicht – und umgekehrt Technikdeterminismus (technisches Potenzial allein bestimmt, was Medium bewirkt) monokausale Wirkungsvorstellungen (nur Medien bestimmen unsere Lage, bestimmte Medientechnologien haben bestimmte Wirkungen)... Vgl. Krampp 2016, S. 86-87 Grundlegendes Medienverständnis heute „Medien machen wahrnehmbar, vermitteln, speichern und/oder verarbeiten etwas. Dabei sind sie aber nicht neutral. Sie stellen das, was sie wahrnehmbar machen, vermitteln, speichern und verarbeiten unter spezifische Bedingungen, d. h. sie haben Einfluss auf das, was sie wahrnehmbar machen, vermitteln, speichern, verarbeiten.“ Grampp 2016, S. 8 Was der Medienbegriff alles umfasst, wie dieser Einfluss aussieht, ist umstritten Medienbegriff nach Hickethier Hickethier 2010, S. 20 Medien sind gesellschaftliche Kommunikationseinrichtungen, wobei zwischen den informellen und den formellen Medien unterschieden wird: - informelle Medien sind durch Konventionen bestimmt (z.B. Sprache, Literatur, Musik), die in der Kultur tradiert werden - formelle Medien sind in Organisationen und Institutionen organisiert (z.B. TV, Presse, Radio, Hollywood-Kino) Medien definieren sich durch drei zusammenhängende Aspekte, a) Technik b) Medialität c) Gebrauch und Institutionalisierung innerhalb der Gesellschaft Medialität (Hickethier 2010, S. 26) Medium bezieht sich auf gegenständliche Form (z.B. Zeitung) und institutionalisierte Struktur (Presse) Medialität medienübergreifende Eigenschaften, grundsätzlich, gilt für alle Medien Medienspezifisches Set von Eigenschaften, das für einzelne Medien gilt (das Filmische beim Film, das Televisuelle beim Fernsehen etc.) Medienfunktionen aus medienwissenschaftlicher Sicht (vgl. Hickethier 2010) 1. Medien der Beobachtung (der Wahrnehmung) Erweiterung und Steigerung der menschlichen Sinnesorgane (Brille, Fernglas, Teleskop, Megafon etc.) 2. Medien der Speicherung und Bearbeitung Informationen aufzuzeichnen, aufzuschreiben und bearbeiten (Schrift, Schreibmaschine, Filmkamera etc.) 3. Medien der Übertragung Transport von Informationen, Botschaften, Inhalten etc. (Brieftauben, Kurierdienste, Kabelnetze, Satellitenübertragungssysteme etc.) 4. Medien der Kommunikation akkumulierte Medien (adaptieren die anderen Funktionen der Wahrnehmungserweiterung, der Speicherung und der Übertragung) ermöglichen die komplexe Kommunikation zwischen mehreren Menschen à Differenz zwischen Übertragung (Transfer) und Kommunikation ist für die kommunikationswissenschaftliche Medienforschung zentral Agenda heute Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften 1. Medien aus Sicht der MeWi 2. Kommunikation und Medien aus Sicht der KoWi 3. Zusammenfassung und Ausblick Was sind Medien aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht? „Aus der kommunikationswissenschaftlichen Sicht interessieren uns nicht ‚alle möglichen Medien‘, sondern Medien nur insofern, wie sie Kommunikation ermöglichen, ihr dienen bzw. (und das ist die Lehre aus den Überlegungen McLuhans) wie sie Art und Weise von Kommunikation gestalten“ (Beck 2023, S. 90). Kommunikation = Vermittlung von Informationen Vergleich Beck 2023, S. 90 Grampp 2016, S. 8 „Aus der „Medien machen wahrnehmbar, kommunikationswissenschaftlichen Sicht vermitteln, speichern und/oder interessieren uns nicht ‚alle möglichen verarbeiten etwas. Dabei sind sie aber Medien‘, sondern Medien nur insofern, nicht neutral. Sie stellen das, was sie wie sie Kommunikation ermöglichen, ihr wahrnehmbar machen, vermitteln, dienen bzw. (und das ist die Lehre aus speichern und verarbeiten unter den Überlegungen McLuhans) wie sie spezifische Bedingungen (…) Art und Weise von Kommunikation gestalten“ (Beck 2023, S. 90). Kommunikation = Vermittlung Frühes Transportmodell der Kommunikation Sender Information Kanal Empfänger Vereinfachte Darstellung in Anlehnung an Shannon / Weaver (1949) Frühes Transportmodell der Kommunikation Sender Information Kanal Empfänger Vereinfachte Darstellung in Anlehnung an Shannon / Weaver (1949) Was ist Kommunikation? keine einfache Übermittlung (Transport, Tausch) von Informationen (oder: Aussagen, Inhalte, Botschaften, Gedanken etc.) von Sender an Empfänger Kommunikation = Vermittlung von Informationen à Vertiefung in der kommenden Sitzung Vgl. Beck 2023, S. 13-33 Dreistufiger Medienbegriff (Pross) Primäre Medien: kein technisches Gerät erforderlich. Kommunikation findet ohne technische ‚Ausrüstung‘ statt (menschliche Sprache, Stimme, Gestik, Mimik) Sekundäre Medien: Medien, die für Produktion Geräte erfordern, aber nicht für Rezeption (z.B. Schrift) Tertiäre Medien: Geräte sowohl bei Produktion als auch bei Rezeption (z.B. Grammofon, Telefon, Radio, Fernsehen) Vgl. Beck 2023, S. 93-95 Formen medienvermittelter Kommunikation mit weitem Medienbegriff (Pross) interpersonale Kommunikation (Face-to-Face Kommunikation, zwischenmenschliche Kommunikation) - verbale Kommunikation - nonverbale Kommunikation Gruppen- und Organisationskommunikation (z.B. in Familien, Medienorganisationen) technisch vermittelte interpersonale Kommunikation (z.B. Telefonieren, Messenger) öffentliche Kommunikation (unterschiedliche Öffentlichkeiten, z.B. Social Media) Mehrdimensionaler Medienbegriff (Beck 2023) Medien als Kommunikationsmittel, um Zeichen zu vermitteln (Medien als Zeichensystem) Medien als Technologien, die raum-zeitliche Distanzen überwinden (z.B. Fernsehen) Medien als Organisation mit bestimmten Regeln und Strukturen (z.B. ZDF oder Axel Springer Verlag) Medien als Institution, die bestimmte Leistungen für die Kommunikation oder Gesellschaft im Allgemeinen erbringt (ÖRR soll ausgewogen und umfassend informieren, Freie Presse soll unabhängig sein) Funktionen von Medien aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht Informations- und Bildungsfunktionen soziale Funktionen (Sozialisation, Integration, Orientierung etc.) politische Funktionen (Öffentlichkeit herstellen, Kritik und Kontrolle, Artikulationsfunktion etc.) ökonomische Funktionen (Beschäftigung, Reproduktion, Zirkulation etc.) Agenda heute Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienwissenschaften 1. Medien in der MeWi 2. Medien und Kommunikation in der KoWi 3. Zusammenfassung und Ausblick kein allgemein anerkannter Medienbegriff in der MeWi mind. drei Funktionen: - Phänomene wahrnehmbar zu machen, - etwas zu vermitteln, - zu speichern und/oder verarbeiten nicht einfach neutrale Vermittler stellen das, was sie wahrnehmbar machen, vermitteln und speichern unter spezifische Bedingungen à Einfluss darauf, prägen, was sie Grampp 2016, S. 7-8 kein allgemein anerkannten Medienbegriff in der KoWi primär Funktion der Medien als Vermittler in der KoWi fokussiert Kommunikationsmittel, mit denen Bedeutungen und damit Kommunikation vermittelt wird Medien werden zudem als Organisationen (z.B. ZDF) und Institutionen (z.B. Institution des ÖRR) relevant Ausblick: Forschungsfeld Mediennutzung Auf dem Prüfstand Sender-Empfänger-Modell Stimmt‘s? l „In der (Medien-)Kommunikation werden Informationen oder Bedeutungen von einem Sender zu einem Empfänger transportiert.“ Sender Information Empfänger Was ist ihnen heute nicht klar geworden? https://studip.uni- rostock.de/dispatch.php/questionnaire/answe r/ff964b0258c917c5d87b8a412eadd75c?cid= 703a4da1aa3e0ab8ecaf800a41ce4c9b&rang e_type=course&range_id=703a4da1aa3e0ab 8ecaf800a41ce4c9b The Ballad of Marshall https://www.youtube.com/watch?v=XyPo2p7jajk

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