Vorlesung 2: Markups und Marktmacht PDF
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Technische Universität Dortmund
2024
Michael J. Böhm
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This document is a lecture on market power from the Technische Universität Dortmund. It discusses markups and market power, the growth of superstar companies and the factors behind this trend.
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Vorlesung 2: Markups und Marktmacht Michael J. Böhm Professur Empirische Wirtschaftsforschung Wintersemester 2024/25 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 1 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Motivation Böhm (TU Do...
Vorlesung 2: Markups und Marktmacht Michael J. Böhm Professur Empirische Wirtschaftsforschung Wintersemester 2024/25 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 1 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Motivation Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 2 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Motivation Marktbewertung zu Anfang 2022 (GAFAMs) Apple $3 Billionen Microsoft $2.53 Billionen Google/Alphabet $1.92 Bil- lionen Amazon $1.69 Billionen Facebook/Meta $0.93 Billio- nen Wachstum von Superstar-Firmen auch jenseits der IT. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 3 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Motivation Umsatzkonzentration steigt auch in Europa (Land nach Wirtschaftszweig Daten der Unternehmensabschlüsse) Intuitiv= Je größer Unternhemen und Einfluss, je mächtiger Und größer Marktmacht Umsatzkonzentration -Größe Unternehmen in Mark Und gucken welcher Marktanteil von den (vier) Größten Unternehmen produziert wird -durchschnittlich größter Marktanteil Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 4 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Motivation Ein riesiges Problem? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 5 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Motivation Superstar-Firmen Kann auch einfach sein das am besten sind Bsp Wallmarkt in USA vltauch Aldi und Nicht böse, nur gut in dem, was sie tun? Lidle bessere Liferketten etc in Relation zum preis hat Treiber für Wohlstands- Gewinne sind Produktivitäszusätze Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 6 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Marktmacht Ziele dieser Vorlesung In dieser Vorlesung werden wir versuchen, das Vorherrschen und die Folgen von Marktmacht zu verstehen. Definition (Marktmacht) Marktmacht ist die Fähigkeit eines Unternehmens, den Preis einer Ware oder Dienstleistung gewinnbringend über das Wettbewerbsniveau anzuheben. Wettbewerbsniveau = Grenzkostengewinne Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 7 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Marktmacht Ziele dieser Vorlesung Marktmacht war schon immer ein Teil der Wirtschaft: Altes Griechenland: vom Souverän gewährte Monopolmacht. Britische Ostindien-Kompanie: aufgebaut auf exklusiver Mo- nopolmacht. Jeder Geschäftsmann weiß: erlange und nutze Marktmacht um Geld zu verdienen. Schumpeter: (temporäre) Marktmacht ist notwendig für Wachstum (durch kreative Zerstörung). => muss es geben als Belohnung für neue Entdeckungen oder auch führende Unternehmen zu stürzen Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 8 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Marktmacht Ziele dieser Vorlesung Je nach den Umständen kann Marktmacht gut oder schlecht für die Wohlfahrt sein: Gut: Marktmacht ist der Lohn für starken Wettbewerb und Innovation. Schlecht: Marktmacht kann zu hohen Verbraucherpreisen, niedrigen Löhnen und einem Mangel an Innovation führen. Die Regierung kann die negativen Auswirkungen von Marktmacht durch Kartellpolitik und Regulierung eindämmen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 9 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Marktmacht Marktmacht als Größentreiber Ist die obige Zunahme der Firmengröße / Konzentration Ausdruck einer Zunahme der Marktmacht? Das Wettbewerbsniveau wird oft mit den Grenzkosten gleich- gesetzt. Marktmacht steigt mit dem Markup μ ≡ Pc , wobei P = P(Q) der Preis und c = MC(Q) die Grenzkosten sind. Wenn die Zunahme der Unternehmensgröße und Absatzkonzentration zu einer Zunahme der Marktmacht führt: -> Potenzielle Wohlfahrtskosten – Lebensstandard (Preise und Reallöhne), Produktivität und Innovation, Ungleichheit Wenn Markup ist wie viel Prozent die Preise höher sind als die Grenskosten Hauptkonzept Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 10 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Marktmacht Definitionen nach dem New Palgrave Dictionary of Economics Definition (Kartellpolitik) Gesetze zur Förderung des Wettbewerbs in Märkten; durch das Verbot bestimmter Praktiken wie Preisabsprachen, wohlfahrtsmin- dernde Fusionen und Monopolisierung. Definition (Regulierung) Staatliche Maßnahmen zur Kontrolle von Preis-, Verkaufs- und Pro- duktionsentscheidungen von Unternehmen im erklärten Bestreben, private Entscheidungen zu verhindern, die dem „öffentlichen Inter- esse“ nicht ausreichend Rechnung tragen würden. Bsp kein Preisbumping= Verkauf unterm Preis bewusst und kontinuierlich Ein Unterschied besteht darin, dass Kartellpolitik oft ein kurzfristiger Eingriff ist, während Regulierung langfristiger ist. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 11 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Marktmacht Hat die Marktmacht zugenommen? Ansätze zur Messung von Marktmacht und Übersicht für den Rest der Vorlesung: 1. Klassischer Ansatz: Messung von Marktkonzentration 2. Neuer Ansatz: Messung von Markups 3. Haben die Markups zugenommen? 4. Haben die Gewinne mit den Markups zugenommen? 5. Volkswirtschaftliche Implikationen von Marktmacht Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 12 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Marktkonzentration Messung von Marktkonzentration Herfindahl-Hirschman Index (HHI) – ein Maß für die Konzen- tration in einem Markt: HHI = ∑ s2i ∈ [0; 10000] Ab 3000 cut-index dann muss Draufgeschaur werden i wobei si Marktanteil in % (Umsätze, Beschäftigung, Kosten,...) von Firma i in einem gegebenen Markt. HHI ist in Politik, Recht und Kartellpraxis sehr beliebt. Alternatives Maß: CR(n) Konzentration – Summe der Marktan- teile der n größten Firmen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 13 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Marktkonzentration Messung von Marktkonzentration Was ist der richtige Markt? Wer sind die Wettbewerber? Die Marktdefinition ist essentiell für die Anwendung des HHI, da wir die Marktanteile berechnen müssen. In Kartellverfahren werden enorme Mittel aufgewendet, um den „richtigen“ Markt zu finden. In welchem Markt ist der Versandhandelsteil von Amazon? Online-Einzelhandel? 47% Marktanteil von Amazon Alle Einzelhändler? 9.4% Marktanteil Logistik? 4.4% Marktanteil Je allgemeiner die Definition, je mehr Wettbewerber, desto niedriger der HHI. Die Marktdefinition ist wichtig. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 14 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Marktkonzentration Hat die Marktkonzentration zugenommen? Möglicherweise ja, wie eingangs gesehen. Hier noch Umsatz- und Beschäftigungskonzentration in den USA für CR(4) und CR(20): Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 15 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Marktkonzentration Hat die Marktkonzentration zugenommen? Möglicherweise nein: Benkard, Yurukoglu & Zhang (2021): Die Konzentration hat seit 1994 abgenommen, wenn man die enge (und korrektere) Defi- nition der Produktmärkte zugrunde legt. Amiti & Heise (2021): wenn man die Importkonkurrenz berück- sichtigt, blieb die Konzentration konstant (die Konzentration in den USA nahm zu, aber mehr ausländische Unternehmen traten ein). Rossi-Hansberg, Sarte & Trachter (2021): Die nationale Kon- zentration hat zugenommen, die lokale jedoch abgenommen, große Ketten sind nun auf vielen lokalen Märkten tätig. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 16 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Marktkonzentration Ist Marktkonzentration gleichbedeutend mit Marktmacht? Definition (Marktmacht) Marktmacht ist die Fähigkeit eines Unternehmens, den Preis einer Ware oder Dienstleistung gewinnbringend über das Wettbewerbsniveau anzuheben. Definition steht in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit dem Konzentrationsgrad/HHI. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 17 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Marktkonzentration Ist Marktkonzentration gleichbedeutend mit Marktmacht? In der Theorie unklar. Hängt vom Modell des Unternehmensverhaltens ab: Ja, bei Cournot und einigen anderen Wettbewerbsformen; Marktmacht steigt mit dem HHI (Nocke & Schutz 2022). Nein in Bertrand. In der kartellrechtlichen Praxis: DOJ (+Bundeskartellamt): ja, Vermutung der Marktmacht, wenn HHI > 3000 Die meisten Ökonomen: Nein, theoretisch ist alles möglich. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 18 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Methoden zur Schätzung Preis-Marginal-Kosten Markups Definiere Markup μ ≡ P c (Preis-/Gewinnaufschlag, Marge) Herausforderung: wie kann c gemessen werden? 1. Buchhalterischer Ansatz: direkte Beobachtung von c = P PQ c cQ Nimmt an, die Grenzkosten sind gleich den Durchschnittskos- ten, c = AC. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 19 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Methoden zur Schätzung Preis-Marginal-Kosten Markups 2. Ansatz der Nachfragegleichung + Annahme bzgl. Angebot (z. B. Berry, Levinsohn and Pakes, 1995 – BLP). Methode er- fordert markenspezifische Preise (geht hier zu weit). 3. Produktionsfunktionsbasierter Ansatz (Hall, 1988, de Loecker and Warzynski, 2012). Verwendung des „Keils” zwischen der Produktionselastizität eines Inputs und seinem Anteil an den Einnahmen. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 20 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Produktionsfunktionsbasierter Ansatz (3.) Kostenminimierung Produktionstechnologie Q = Q(V, K) mit – V variable Produktionsfaktoren (einschließlich Arbeit, Vor- leistungen, Strom,...) → verwenden Skalar V – K ist der Kapitalstock Hauptannahme: innerhalb einer Periode passen sich die va- riablen Inputs reibungslos an Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 21 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Produktionsfunktionsbasierter Ansatz Kostenminimierung Kostenminimierung für das Unternehmen: ℒ(V, K, λ) = P V V + rK − λ(Q(⋅) − Q), mit – P V ist der Preis für den variablen Input – r sind Kosten für das Nutzen von Kapital – λ ist der Lagrange-Multiplikator Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 22 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Produktionsfunktionsansatz Kostenminimierung Kostenminimierung, Bedingung erster Ordnung (FOC): Wir be- trachten die Bedingung erster Ordnung in Bezug auf die Varia- ble V, und diese ist gegeben durch: = PV − λ =0 ∂ℒ ∂Q(⋅) (1) ∂V ∂V Definition (Output-Elastizität des Inputs V) θv ≡ ∂Q(⋅) V ∂V Q Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 23 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Produktionsfunktionsansatz Kostenminimierung Dann können wir die FOC schreiben als P V = λθv = λθv Q PQ 1 V V P oder mit μ = Pc = Pλ , da der Lagrange-Multiplikator λ ein direk- tes Maß für die Grenzkosten c ist μ = θv PQ PV V Bemerkung: Lagrange-Multiplikator gibt den „Schattenpreis“ einer zusätzlichen Einheit in der Nebenbedingung auf die Zielfunktion (für uns Kosten) an. Siehe z. B. Abschnitt 1.2.3 hier. Herleitung nicht klausurrelevant. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 24 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Schätzung der Output-Elastizität μ = θv PQ (2) PV V PQ und P V V sind aus Bilanzen/GuV einfach zu messen. Wir brauchen aber auch die Output-Elastizität θv des varia- blen Inputs V. Zwei Ansätze: a) Schätzung einer parametrischen Produktionsfunktion (geht hier zu weit). b) Schätzung der Elastizität anhand des Kostenanteils. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 25 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups b) Nichtparametrische Schätzung der Elastizität Kostenanteile Wenn wir von einer Cobb-Douglas-Produktionstechnologie ausgehen, können wir die Kostenanteile verwenden, um die Produktionselastizität zu schätzen. Gehen Sie von der Cobb-Douglas-Produktionstechnologie aus: Q = V θ K 1−θ. v v Verifiziere, dass bei Cobb-Douglas der Exponent gleich der Output-Elastizität: = θv V θ −1 K 1−θ = θv ∂Q(⋅) V v vV ∂V Q Q Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 26 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups b) Nichtparametrische Schätzung der Elastizität Kostenanteile Wir können die Kostenanteile verwenden, um θv zu schätzen. Zurück zu Gleichung (1) für V: PV − λ =0 ∂Q(⋅) ∂V Setze die Produktionsfunktion ein: P V = λθv V θ −1 K 1−θ = λθv v v Q V Analog für K (angenommen K ist variabel): r = λ ⋅ (1 − θv ) Q K Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 27 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups b) Nichtparametrische Schätzung der Elastizität Kostenanteile P V V + rK sind die Gesamtkosten und P V V sind die Kosten für Input V. Definiere Vs Kostenanteil und setze ein: = = = θv PV V λθv QV V θv Q P V V + rK λθv QV V + λ(1 − θv ) KQ K θv Q + (1 − θv )Q Der Kostenanteil ist eine unternehmens- und jahresspezifi- sche Schätzung der Elastizität: θv = PV V P V V + rK Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 28 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups b) Nichtparametrische Schätzung der Elastizität Kostenanteile Kostenanteile anhand von Buchhaltungsdaten (Bilanz/GuV) direkt messbar. Ersetze die Kostenanteile in der Markup Formel (2): μ= = V = PV V PQ PQ Umsatz P V + rK P V V V P V + rK Payments for factors -> Dies ist nur eine ausgefallene buchhalterische Methode (Me- thode 1. oben). -> Eigentlich Unternehmens- und Zeitpunktspezifisch. Also μit = PV VPQ+rK it ! it it Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 29 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Diskussion Schätzung der Output-Elastizität Die Output-Elastizität ist für die Schätzung des Markups von entscheidender Bedeutung. Ähnliche Werte für die durchschnittliche Elastizität bei allen Methoden und daher ähnliche Markups (De Loecker, Eeck- hout & Unger, 2020). -> Beruhigend, dass Ergebnisse robust sind! Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 30 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Messung von Markups Diskussion Markups sind interessant, müssen aber sorgfältig interpre- tiert werden. Markups ≠ Gewinne: Bei den Gewinnen werden auch die Fix- kosten berücksichtigt, z. B.: Vertriebs-, Verwaltungs- und Ge- meinkosten. Bei der Schätzung werden Annahmen über die Inputmärkte getroffen: – Hier wird davon ausgegangen, dass die Unternehmen auf den Faktormärkten Preisnehmer sind: PitV ist konstant. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 31 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Haben die Markups zugenommen? Ja. De Loecker, Jan, Jan Eeckhout, and Gabriel Unger: “The rise of market power and the macroeconomic implications.” The Quarterly Journal of Economics 135.2 (2020): 561-644. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 32 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Daten Relativ wenige Informationen, die zur Berechnung von Mar- kups benötigt werden: Buchhaltungsdaten über Umsätze (PQ) und variable Kosten (P V V) Wir verwenden jetzt folgende Daten: 1. Buchhaltungsdaten börsennotierter Unternehmen in den USA: ▶ Lange Zeitreihe 1955–2016 ▶ Breiter Querschnitt (40% des BIP) 2. Verschiedene Teile des US-Zensus: Produktion, Einzelhan- del, Großhandel. 3. Globale Firmen Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 33 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Aggregation Wie berechnen wir Markups für die gesamte Volkswirtschaft? Wir schätzen individuelle Markups Wie erhalten wir die Verteilung der Markups für die gesamte Wirtschaft? Wir berechnen verschiedene Statistiken, indem wir die einzelnen Markups gewichten und dann aggregieren. z. B. durchschnittlicher Markup, gewichtet nach sit (Umsatz, Kosten, Beschäftigung,...) Anteil: μt = ∑ sit μit i Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 34 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Was geschah mit dem Markup? Keine Veränderung... beim Median Markup 1.6 1.5 1.4 1.3 1.2 1.1 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 35 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Was geschah mit dem Markup? Anstieg des durchschnittlichen Markups seit 1980 1.6 Average P50 1.5 1.4 1.3 1.2 1.1 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 36 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Was geschah mit dem Markup? Alles findet in der oberen Hälfte der Verteilung statt Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 37 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Was geschah mit dem Markup? Kernel Dichte 1980, 2016 2 2016 1980 1.5 1.5 0 1 2 3 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 38 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Wie kann sich der Markup ändern? Zerlegung Ausgangsformel: μt = ∑ si,t μi,t ⇒ Δμt = μt − μt−1 = ∑ si,t μi,t − ∑ si,t−1 μi,t−1 i i i Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten: Unternehmen haben den gleichen Marktanteil, aber einen anderen Markup. Unternehmen haben den gleichen Markup, aber einen ande- ren Marktanteil. Unternehmen bei denen sich beides ändert. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 39 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Wie kann sich der Markup ändern? Zerlegung Konzentrieren wir uns auf Betriebe die in beiden Perioden existieren („stay(ers)“): ∑ si,t μi,t − ∑ si,t−1 μi,t−1 = ∑ si,t μi,t − ∑ si,t μi,t−1 i∈stay i∈stay i∈stay i∈stay + ∑ si,t μi,t−1 − ∑ si,t−1 μi,t−1 = ∑ si,t Δμi + ∑ μi,t−1 Δsi i∈stay i∈stay i∈stay i∈stay = ∑ (Δsi + si,t−1 )Δμi + ∑ μi,t−1 Δsi i∈stay i∈stay = ∑ si,t−1 Δμi + ∑ μi,t−1 Δsi + ∑ Δμi,t Δsi ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈stay ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈stay ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈stay Δ innerhalb Δ Marktanteil Δ Querterm Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 40 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Wie kann sich der Markup ändern? Zerlegung Es gibt auch Markteintritt und -austritt: μt = ∑ si,t μi,t + ∑ si,t μi,t mit ∑ si,t + ∑ si,t = 1 i∈stay i∈enter i∈stay i∈enter Also, was ist passiert? Δμt = ∑ si,t−1 Δμi + ∑ μi,t−1 Δsi + ∑ Δμi Δsi ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈stay ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈stay ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈stay + ∑ μi,t si,t − ∑ μi,t−1 si,t−1 Δ innerhalb Δ Marktanteil Δ Querterm ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟ i∈enter i∈exit Nettoeintritt Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 41 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Was ist passiert? Die Veränderung des durchschnittlichen Markups kann zerlegt werden in Δ innerhalb: Veränderung des Markups (bei Beibehaltung des Marktanteils in der Höhe von t-1, si,t−1 ) Δ Marktanteil: Veränderung des Marktanteils (bei Beibehal- tung des Markups in der Höhe von t-1, μi,t−1 ) Δ Querterm: Veränderung des Markups bei Unternehmen, die Marktanteile gewinnen (klein) Nettoeintritt: Änderungen der durchschnittlichen Aufschläge aufgrund von Markteintritten und -austritten Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 42 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Was ist passiert? Unternehmen mit höheren Markups erhöhen ihre Marktanteile 1.60 Markup (benchmark) Within Reallocation Net Entry 1.50 1.40 1.30 1.20 1980 1990 2000 2010 Siehe auch die Theorie zu „Superstar-Firmen“ (Autor, Dorn, Katz, Patterson, Van Reenen, 2019) Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 43 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Ist das Ergebnis plausibel und robust? Zusätzliche Analysen i. Spielt die Aggregation eine Rolle für den Umfang des An- stiegs? Ja ii. Handelt es sich dabei lediglich um eine Änderung der Produk- tionstechnologie? Nein iii. Sehen wir hier den Aufstieg des Managements als Input? Nein iv. Ist das Ergebnis nur ein Artefakt der besonderen Daten? Nein v. Ist das Ergebnis ein Artefakt der Produktionsfunktionsmetho- de? Nein vi. Ist dies nur ein US-Phänomen? Nein Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 44 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups i. Spielt die Aggregation eine Rolle für den Umfang des Anstiegs? Ja Aggregation: Industrie-Durchschnitte: +20 Punkte 1.6 Benchmark Aggregate Markup Averages (By Industry, time-varying thetas) Averages (By Industry) 1.5 Averages (Economy-wide) 1.4 1.3 1.2 1.1 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 45 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups vi. Ist dies nur ein US-Phänomen? Nein Globale Markup-Schätzungen: 134 Länder; 70.000 Unternehmen; 1980-2016 GLOBAL 1.6 1.5 1.4 1.3 1.2 1.1 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 46 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung von Markups Markups in Europa GERMANY UNITED_KINGDOM 1.4 1.8 1.3 1.6 1.4 1.2 1.2 1.1 1 1 1980 1990 2000 2010 1980 1990 2000 2010 FRANCE ITALY 1.6 2.5 1.4 2 1.2 1.5 1.8 1 1980 1990 2000 2010 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 47 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne Sind die Gewinne mit den Markups gestiegen? Der Anstieg der Markups bedeutet nicht unbedingt eine größere Marktmacht. Zur Erinnerung: Marktmacht ist die Fähigkeit eines Unternehmens, den Preis gewinnbringend über das Wettbewerbsniveau zu heben (für ein Produkt auf einem Markt). Steigende Markups können Gründe haben, die nichts mit Marktmacht zu tun haben, z. B. ein Rückgang der Grenzkosten ein Anstieg der Fixkosten Erhöhung der Nachfrage ⇒ Sind auch die wirtschaftlichen Gewinne gestiegen? Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 48 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne Ist die Rentabilität gestiegen? Ja Drei Wege zur Approximation des wirtschaftlichen Gewinns: a) Anhand der Gewinnrate (Buchhaltungsdaten) Πi = P ⏟ i Qi − p ⏟ VV − i ⏟i rK − F ⏟i Umsatz COGS Kosten von K SG&A – Umsatzerlöse, Kosten der verkauften Waren (COGS), Ge- meinkosten (SG&A): aus der Gewinn- und Verlustrechnung – Nutzerkosten von K (Kapital): wie viel müssen wir dem Ei- gentümer des Kapitals zahlen, unter Verwendung von ▶ Ki : aus der Bilanz ▶ r: unter Verwendung des risikofreien Zinssatzes, des CPI und der Abschreibung berechnet (12%) b) Marktwert c) Dividenden Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 49 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne a) Gewinnrate +7-8 ppt (wirtschaftlicher Gewinn als Anteil am Umsatz).1.08.06.04.02 0 1980 1990 2000 2010 Gewinne/Wertschöpfung: +15% Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 50 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne Streuung der Gewinnrate (vergleiche mit obiger Markup-Streuung) 2016 6 1980 4 2 0 0.2.4 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 51 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne b) Marktwert als Anteil am Umsatz vs. Markup Hohe Korrelation 1.6 Markup Market Value Share 1.5 1.5 Market Value Share Markup 1.4 1 1.3.5 1.2 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 52 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne c) Anteil der Dividende am Umsatz Gestiegen 1.6.04 Markup Dividend Share.035 1.5 Dividend Share.03 Markup 1.4.025 1.3.02 1.2.015 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 53 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Veränderung der Gewinne b) und c): Marktwert und Dividenden korrelieren mit dem Markup auf Unternehmensebene (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) ln( Market Value ) ln(Market Value) Sales ln(Markup) 0.71 0.64 0.56 0.17 0.71 0.65 0.58 0.27 (0.03) (0.02) (0.02) (0.03) (0.02) (0.02) (0.02) (0.02) ln(Sales) 0.81 0.81 0.83 0.68 (0.00) (0.00) (0.00) (0.01) Year Fixed Effects ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ Sector Fixed Effects ✓ ✓ Firm Fixed Effects ✓ ✓ R2 0.05 0.13 0.21 0.68 0.68 0.71 0.73 0.89 ln( Dividends Sales ) ln(Dividends) ln(Markup) 1.05 0.97 0.80 0.26 1.03 0.93 0.78 0.26 (0.04) (0.03) (0.04) (0.05) (0.04) (0.04) (0.04) (0.05) ln(Sales) 0.94 0.92 0.93 0.76 (0.01) (0.01) (0.01) (0.02) Year Fixed Effects ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ ✓ Sector Fixed Effects ✓ ✓ Firm Fixed Effects ✓ ✓ R2 0.06 0.11 0.17 0.70 0.66 0.68 0.70 0.89 Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 54 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Zusammenfassung Zusammenfassung: Markups steigen Starker Anstieg der Markups bei einigen wenigen Unterneh- men, kein Anstieg bei den meisten. Das Muster ist robust, wenn wir andere US-Datenquellen oder Daten aus Europa verwenden. Die Rentabilität der US-Unternehmen ist gestiegen: von 1% auf bis zu 8%. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 55 | 56 VL 2: Markups und Marktmacht Zusammenfassung Literatur Wir danken Prof. Martin Watzinger dafür, dass er uns seine Vorlesungs-Slides zur Verfügung gestellt hat. Diese Folien basieren großenteils darauf. Böhm (TU Dortmund, EWF) Wettbewerbspolitik Wintersemester 2024/25 56 | 56