Die eigenen vier Wände: Soziologische Betrachtung PDF

Summary

This document provides a sociological analysis of dwelling, focusing on how the concept of the social space of the home has evolved throughout history. The text examines the symbolic and metaphoric meaning of elements such as doors, windows, and thresholds, discussing the significance of these architectural features through various cultural lenses.

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435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Die eigenen vier Wände: Soziologische Betrachtung Je bedrohter das Leben, um so wichtiger wird das Wohnen. Im Angelsächsischen stehen Wohnen und Leben synonym (to live). Wohnen ist zentrales Kulturereignis. Zu H...

435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Die eigenen vier Wände: Soziologische Betrachtung Je bedrohter das Leben, um so wichtiger wird das Wohnen. Im Angelsächsischen stehen Wohnen und Leben synonym (to live). Wohnen ist zentrales Kulturereignis. Zu Hause ist es doch am schönsten, so schön, dass das Gewohnte noch in Anhänger oder Wohnmobil mitgenommen wird. Jüngste Studien sprechen von einer Individualisierungsbewegung und dem Rückzug in die Privatheit. Dies ist nichts Neues, die Wurzeln reichen weit über die Biedermeierzeit zurück, in die Alltagsgeschichte mitteleuropäischer Kulturen. Wohnen „Zuhause“ ist in einer Zeit, in der Werte nicht viel gelten, ein unverzichtbarer Wert. (Werte: moralisch, politisch; monetär) Im Abschließungsbedürfnis unterscheiden wir uns kaum von den Insassen einer frühmittelalterlichen Burg. In diesen befestigten Adelssitzen vollzogen sich erste Binnendifferenzierungen des Wohnens. Saal und Kammer entstehen als öffentlicher und intimer Raum. Mit der sala (Halle lat.) und camera (Gewölbe- Zimmer lat.) des städtischen Bürgertums der Frührenaissance wird die Entwicklung fortgeführt. Hall (Halle franz.) und salle oder chambres (Zimmer franz.) folgen im 18.Jhdt. Der Salon und die Staffelung privater Zimmer im bürgerlichen Haus finden wir im 19. Jahrhundert. Das Schema: Stube, Küche, Kammer bildet das typologische und sozialgeschichtliche Grundmuster bis hin zur Wohnung für das Existenzminimum in der Ära des sozialen Bauens der späten 20er Jahre und bis zur Massenversorgung mit Wohnraum nach dem Zweiten Weltkrieg. Begrifflich, räumliche Annäherung; Bauteile, Raumnutzungen die „das Wohnen“ prägen Öffnen und Schließen Tür und Fenster sind die durchlässigen Begrenzungen des Raumes. Ihre Funktionen sind so alt und allgemein, dass sie symbolische und metaphysische Kategorien bezeichnen. Beides sind Verbindungsglieder, die die Welt des Drinnen zu der Welt des Draußen in Beziehung setzen. (….Geistloch über Türen in bäuerlichen Anwesen) Das Funktionsschema der Tür ist älter als das des Fensters. Tür und Tor sind kulturelle Metaphern. Die Tür öffnet oder schließt nach zwei Seiten, unabhängig vom Anschlag (?). Sie verbindet und trennt Außen und Innenraum, Öffentlichkeit und Privatheit. Gerade weil sie auch geöffnet werden kann, gibt ihre Geschlossenheit das Gefühl eines stärkeren Abgeschlossenseins gegen alles jenseits dieses Raumes. Die Tür ist nicht nur Sicherheitszone, Klimagrenze, Eigentumsvorbehalt oder Sozialausweis (?). Sie ist Teil der Wand und zugleich deren Aufhebung. Dabei spielt der Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit, Stille und Lärm, Wärme und Kälte, Enge und Weite eine große Rolle. Den Riegel vorlegen bedeutet immer, sich vor dem äußeren Feind zu bewahren. Die Haustür ist die entschiedenste Grenze – juristisch, psychologisch und historisch. NUR ZUM UNTERRICHTSGEBRAUCH ARCHITEKTUR U WOHNEN 435.033 – VO GTT B 6.3 Architektur u. Wohnen Schwelle Wer die Schwelle übertreten und die Tür als Gast durchschritten hat, war zu allen Zeiten Teil der sozialen Gemeinschaft des Inneren und genoss Schutz und Versorgungs- anspruch. Durch eine Tür gehen heißt immer, seine Position wechseln, körperlich oder geistig/psychisch (Tür/ Schwelle ins Jenseits…). Schwellen haben eine magische Bedeutung. Schwellen sind Spuren-Bewahrer menschlicher Bewegungen (ausgetreten). So spricht man beispielsweise auch von Schwellenangst, von der Schwelle des Todes, oder von der zu einem neuen Lebensabschnitt (Braut über die Schwelle tragen, um böse Geister unter der Schwelle zu täuschen- es betritt nur eine Person die Schwelle). Fenster Durch das Fenster geht der Blick nicht der Körper. Notfalls tat es ein gemaltes Fenster, die eine Wand zum Fenster machte (trompe-lòeil franz. =Illusionsmalerei Renaissance

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