IBL 10

Vorlesungseinheit 10: Rechnungswesen II – Kosten- und Erlösrechnung

• Die Vorlesungseinheit behandelt die Kosten- und Erlösrechnung im Rahmen des Moduls Industriebetriebslehre.
• Die Präsentation wurde am 16.12.2024 von Sven Hinrichsen gehalten.

Lernziele

• Verständnis und Anwendung der Kostenrechnung.
• Verständnis der Aufgaben der Kostenstellenrechnung.
• Durchführung der Kostenstellenrechnung mithilfe eines Betriebsabrechnungsbogens (BAB).
• Verständnis der Aufgaben der Kostenträgerrechnung.
• Anwendung der Zuschlagskalkulation.
• Kenntnis der Verfahren der Erfolgsrechnung und Durchführung der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung.

Kostenstellenrechnung

• Die Kostenstellenrechnung hat die Aufgabe, Kosten verursachungsgerecht zu verteilen.
• Ziel ist die Darstellung von Leistungsbeziehungen innerhalb des Unternehmens.
• Die Wirtschaftlichkeit soll kontrolliert werden.
• Die Genauigkeit der Kostenkalkulation soll verbessert werden.
• Relevante Kosten für Planungszwecke sollen geliefert werden.

Einordnung in die Kostenrechnung

• Die Kostenrechnung beginnt mit der Kostenartenrechnung, die die Gesamtkosten nach Kostenarten gliedert.
• Es folgt die Kostenstellenrechnung, die Gemeinkosten über Hilfs- und Hauptkostenstellen verteilt.
• Schließlich erfolgt die Kostenträgerrechnung, die die Gesamtkosten nach Kostenträgern gliedert.

Begriff der Kostenstelle

• Eine Kostenstelle (KST) ist ein betrieblicher Bereich, der kostenrechnerisch selbstständig abgerechnet wird.
• Es wird zwischen Vor- und Endkostenstellen unterschieden.
• Vorkostenstellen (Hilfskostenstellen) dienen nicht direkt der Herstellung/Absatz, sondern erbringen Vorleistungen.
• Allgemeine Vorkostenstellen erbringen Leistungen für alle Kostenstellen.
• Spezielle Vorkostenstellen erbringen Leistungen nur für bestimmte Unternehmensbereiche.
• Endkostenstellen (Hauptkostenstellen) dienen direkt der Herstellung und dem Vertrieb von Produkten.
• Beispiele für Endkostenstellen sind Materialwirtschaft, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb.

Gestaltung von Kostenstellen

• Selbstständige Verantwortungsbereiche sind wichtig für eine wirksame Kostenkontrolle.
• Identifizierte Größen zur Beeinflussung der Kosten sind wesentlich.
• Es ist wichtig auf eine einfache und exakte Zuordnung von Kosten zu achten.
• Wirtschaftlichkeit und Übersichtlichkeit sind anzustreben.
• Eine zu feine Einteilung kann zu erhöhtem administrativem Aufwand führen.

Vorgehensweise bei der Kostenstellenrechnung über einen BAB

• Die Kostenträgergemeinkosten (Kostenstelleneinzel- und -gemeinkosten) werden nach dem Verursachungsprinzip auf die (Vor- und End-) Kostenstellen verteilt.
• Die innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ibL) wird durch Umlegen der Kosten der Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen durchgeführt.
• Es gibt verschiedene Verfahren für die ibL, darunter Anbau-, Treppen- und Simultanverfahren.
• Kalkulationssätze werden für die Endkostenstellen gebildet, um die Kostenträgerrechnung vorzubereiten.

Zuschlagskalkulation: Beispiel »Speedy GmbH«

• Die Kostenstellendaten umfassen Flächen in m² und betriebsnotwendiges Kapital in T€.
• Einzelkosten der Kostenstellen werden direkt zugerechnet (z.B. Materialentnahmescheine, Lohnlisten).
• Gemeinkosten der Kostenstellen werden über Schlüssel verteilt (Fläche, betriebsnotwendiges Kapital).
• Die primären Gemeinkosten werden für jede Kostenstelle summiert.

Innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ibL) über Treppenverfahren

• Die ibL erfolgt durch Umlage der Vorkostenstellen auf die Endkostenstellen.
• Die Umlage erfolgt nach einem bestimmten Schlüssel (z.B. Mitarbeiterzahl für die Kantine, Instandhaltungsstunden für die Instandhaltung).
• Dabei werden innerbetriebliche Verrechnungssätze gebildet.

Bildung von Kalkulationssätzen für die Endkostenstellen

• Die Kosten werden verrechnet, um Aufstellung der Kostenträgerrechnung vorzubereiten.
• Kalkulationssatz der KSTj wird berechnet, indem die Gemeinkosten der Stelle j durch die Bezugsgröße der Stelle j dividiert werden.
• Typische Bezugsgrößen sind Materialeinzelkosten (Materialbereich), Maschinenstunden/Fertigungslöhne (Fertigungsbereich), Herstellkosten (Vertrieb/Verwaltung).

Kostenträgerrechnung: Aufgaben

• Ermittlung der Herstell- und Selbstkosten der Kostenträger.
• Basis für die Bestimmung des Verkaufspreises schaffen.
• Soll die Notwendigkeit von Kostenreduzierungen erkennen,
• Soll alternative Produktvarianten bewerten,
• Soll Vor-, Zwischen- oder Nachkalkulation ermöglichen. Mermöglicht die Bewertung von Beständen (externes Rechnungswesen).

Kalkulationsverfahren

• Kalkulationsverfahren lassen sich in Divisions- und Zuschlagskalkulation unterteilen.
• Die Divisionskalkulation teilt die Gesamtkosten durch die Stückzahlen.
• Die Zuschlagskalkulation unterscheidet zwischen Einzel- und Gemeinkosten.
• Einzelkosten werden direkt zugeordnet, Gemeinkosten über Kalkulationssätze zugeschlagen.
• Die Zuschlagskalkulation kann summarisch, differenzierend oder als Bezugsgrößenzuschlagskalkulation erfolgen.

Zuschlagskalkulation

• Bei der summarischen Zuschlagskalkulation werden die gesamten Gemeinkosten ins Verhältnis zu den gesamten Einzelkosten gesetzt..
• Bei der differenzierenden Zuschlagskalkulation werden die Gemeinkosten nach Betriebsbereichen differenziert.
• Bei der Bezugsgrößenzuschlagskalkulation werden Gemeinkosten in das Verhältnis zu Bezugsgrößen gesetzt.

Aufbau der Zuschlagskalkulation

• Die Materialkosten setzen sich aus Materialeinzelkosten und Materialgemeinkosten zusammen.
• Die Fertigungskosten setzen sich aus Fertigungseinzelkosten, Fertigungsgemeinkosten und Sondereinzelkosten der Fertigung zusammen.
• Die Herstellkosten setzen sich aus Material- zuzüglich Fertigungskosten zusammen.
• Die Selbstkosten setzen sich aus Herstellkosten zuzüglich Verwaltungs- und Vertriebskosten zusammen.
• Verwaltungs und Vertriebskosten beinhalten auch die Sondereinzelkosten des Vertriebs.

Kostenarten

• Materialeinzelkosten sind Materialkosten, die direkt einem Kostenträger zugeordnet werden können.
• Materialgemeinkosten sind Materialkosten, die keinem Kostenträger direkt zugeordnet werden können (z.B. Verpackung).
• Fertigungseinzelkosten sind Fertigungskosten, die direkt einem Kostenträger zugeordnet werden können (z.B. Maschinenbediener).
• Fertigungsgemeinkosten sind Fertigungskosten, die keinem Kostenträger direkt zugeordnet werden können (z.B. Reinigung).
• Sondereinzelkosten der Fertigung sind spezielle Fertigungskosten, die nur für bestimmte Aufträge anfallen (z.B. Werkzeuge).
• Verwaltungsgemeinkosten sind Kosten der Verwaltung, die keinem Kostenträger direkt zurechenbar sind.
• Vertriebsgemeinkosten sind Kosten des Vertriebs, die keinem Kostenträger direkt zurechenbar sind.
• Sondereinzelkosten des Vertriebs sind Vertriebskosten, die einem bestimmten Auftrag zugeordnet werden können (z.B. Werbung).

Durchführung der Zuschlagskalkulation: Beispiel »Speedy GmbH«

• Im Beispiel werden Materialkosten und Fertigungskosten für Speedster City und Speedster Family berechnet.
• Anschließend werden Herstellkosten und Selbstkosten ermittelt.

Erfolgsrechnungen

• Die Erfolgsrechnung soll den Gewinn oder Verlust einer Periode ermitteln.
• Im Gegensatz zum externen Rechnungswesen werden Erlöse und Kosten statt Erträge und Aufwendungen verwendet.
• Erfolgsrechnungen können auf Vollkosten- oder Teilkostenbasis durchgeführt werden.
• Auf Vollkostenbasis werden alle Kosten betrachtet, auf Teilkostenbasis nur Einzelkosten bzw. variable Kosten.

Teilkostenbasis

• Bei der Teilkostenrechnung werden von den Umsatzerlösen die variablen Selbstkosten abgezogen, um den Deckungsbeitrag zu erhalten.
• Der Deckungsbeitrag dient der Deckung der Fixkosten und soll einen Gewinnbeitrag leisten.

Einstufige Deckungsbeitragsrechnung: Beispiel »Speedy GmbH«

• Die Umsatzerlöse werden um variable Selbstkosten reduziert, um den Deckungsbeitrag zu erhalten.
• Von diesem werden die fixen Kostenträgergemeinkosten abgezogen, um das Betriebsergebnis zu ermitteln.

Zusammenfassung

• Eine Kostenstelle ist ein betrieblicher Bereich, der kostenrechnerisch selbstständig abgerechnet wird.
• Kostenträgereinzelkosten werden den Kostenträgern direkt zugeordnet.
• Kostenträgergemeinkosten werden über einen Betriebsabrechnungsbogen auf Kostenstellen verteilt.
• Die Kostenträgerrechnung ermittelt die Herstell- und Selbstkosten der Kostenträger.
• Bei der Zuschlagskalkulation werden Einzelkosten direkt zugeordnet, Gemeinkosten über Kalkulationssätze zugeschlagen.
• Der Deckungsbeitrag ist die Differenz aus Umsatzerlösen und variablen Kosten.

Übungsaufgabe 1: Kostenstellenrechnung

• Aufgabe ist die Durchführung einer Kostenstellenrechnung mit einem BAB.
• Durchführung einer innerbetrieblichen Leistungsverrechnung für Vorkostenstellen.
• Verteilung von Kosten der Arbeitsvorbereitung auf Fertigungsstellen.
• Berechnung der Kalkulationssätze für Endkostenstellen.

Übungsaufgabe 2: Kostenträgerrechnung

• Unter Verwendung der Tabellen 1 und 2 sollen die die Herstell- und Selbstkosten eines Produkts mit gegebenen Daten ermittelt.

Übungsaufgabe 3: Deckungsbeitragsrechnung

• Gegeben sind Daten für sechs Produkte eines Kunstoffhaushaltswarenherstellers.
• Berechnung des Deckungsbeitrags der einzelnen Produkte pro Stück und insgesamt ist gefragt.
• Ziel, den Periodenerfolg zu berechnen.

Vorlesungseinheit zur Kosten- und Erlösrechnung im Modul Industriebetriebslehre, gehalten von Sven Hinrichsen am 16.12.2024. Behandelt die Aufgaben der Kostenstellenrechnung, Durchführung mit BAB und die Kostenträgerrechnung.