Krisenmanagement 6

Krisenarten, Krisenlisten und Krisentypen

• Es ist entscheidend, die gesamte Organisation auf mögliche Krisensituationen vorzubereiten und eine Krisenmentalität aufzubauen.
• Es ist sinnvoll, Krisenszenarien zu entwickeln und Krisentypen zu identifizieren, die im Bedarfsfall als Leitfaden dienen können.
• Krisentypologien dienen als Ordnungsrahmen, um Krisentypen anhand von Merkmalskategorien zu identifizieren.
• Verschiedene Unternehmen können unterschiedliche Typologien nutzen, aber alle haben die gleiche Chance, sich auf Krisen vorzubereiten.
• Unternehmen lernen und akzeptieren unterschiedliche Arten von Krisen und entwickeln effektivere Reaktionen.
• Das Wissen über Krisenmerkmale hilft, die Interessen der Stakeholder-Gruppen zu verstehen und Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
• Das Verständnis für Krisensituationen und ihre Auswirkungen ermöglicht den Aufbau effektiver Beziehungen zu Interessengruppen.

Kategorische Listen

• Kategorische Listen bieten eine erste Orientierungshilfe, wobei verschiedene Autoren unterschiedliche Perspektiven einnehmen.
• Ein Stakeholder-zentrierter Ansatz ist wichtig für den Beziehungsaufbau und die Kommunikation in Krisensituationen.
• Es geht darum, ein Werkzeug zu schaffen, das hilft, Situationen zu identifizieren, zu verstehen und effektiv darauf zu reagieren.

Liste 1: Bewältigung der neun Unternehmenskrisen

• Die 1986 veröffentlichte Liste von Meyers und Holusha umfasst neun Kategorien strategischer Unternehmensrisiken.
• Dazu gehören öffentliche Wahrnehmung, Marktverschiebung, Produktversagen und Management-Wechsel.

Öffentliche Wahrnehmung

• Krisen können durch Veränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung ausgelöst werden.
• Im April 2018 wurden zwei farbige Männer in einem Starbucks verhaftet, was zu Rassismusvorwürfen führte.
• Nach der Verhaftung führte Starbucks für alle 175.000 Mitarbeitende eine Schulung zum Thema Rassismus durch
• Die Schulung kostete mehrere Millionen Dollar.

Marktverschiebung

• Große Veränderungen im Markt können zu Unternehmenskrisen führen.
• Blockbuster erkannte die Auswirkungen der Digitalisierung nicht.
• Nokia wurde nach dem Release des ersten Smartphones durch Apple in eine schwere Krise gestürzt.

Produktversagen

• Wenn ein Produkt sein Werteversprechen nicht hält oder Verbraucher gefährdet, kann eine Krise entstehen.
• 1982 musste Johnson & Johnson Tylenol® vom Markt nehmen, nachdem sieben Menschen nach der Einnahme von Zyanid-Kapseln starben.
• Die anschliessenden Massnahmen zur Wiederherstellung kosteten 500 Millionen US-Dollar.

Management-Wechsel

• Wechsel in der Unternehmensführung können zu Ängsten und Vertrauensverlust führen.
• Die Ablösung von Steve Jobs durch Tim Cook bei Apple führte zu Bedenken bei Stakeholdern.

Geldkrisen

• Der eingeschränkter Zugang zu Kapital führt eine Unternehmenskrise herbei.
• Die Hypothekenkrise 2008 führte zur Pleite von Lehman Brothers.

Humankapital/Arbeitsbeziehungen

• Angespannte Beziehungen zwischen Management und Belegschaft können die Effektivität beeinträchtigen und zu Krisen führen.

Fusion/feindliche Übernahme

• Zusammenschlüsse von Unternehmen können Arbeitsplätze kosten und Krisen auslösen.

Unerwünschte internationale Ereignisse

• Unternehmen, die vom internationalen Handel abhängig sind, können durch globale Veränderungen in eine Krise geraten.

Regulierung/Deregulierung

• Änderungen von Regelungen und Vorschriften können massive Konsequenzen für Unternehmen haben und Krisen auslösen.

Liste 2: Die PwC-Krisenkategorien

• Laut der Global Crisis Survey 2023 von PwC sind Unternehmen steigenden Veränderungen ausgesetzt.
• 97 % der deutschen Unternehmen litten in den letzten zwei Jahren unter Disruption.
• 92 % führten Störungen auf die globale Pandemie zurück.
• Dazu gehören Cyberangriffe, Lieferkettenunterbrechungen und Probleme bei Mitarbeiterhaltung und -gewinnung.
• Die Studie unterscheidet strategische, operative und finanzielle Resilienz.

Liste 3: Eine PR-Perspektive auf Krisenkategorien

• Gerry McCusker beschäftigt sich mit der Entstehung von Krisen aus der Sicht von Public Relations.
• Zu den sieben Krisenkategorien gehören höhere Gewalt, geschäftliche Aktivitäten und Unternehmensverlagerungen.
• Sowie rechtliche Auseinandersetzungen, Gerüchte, Probleme mit Mitarbeitern und Skandale.

Liste 4: Zehn Kategorien des politischen Risikos

• Die Liste aus dem Buch von Condolezza Rice und Amy Zegart umfasst zehn Punkte.
• Geopolitik, interne Konflikte, Gesetze, Vorschriften, Richtlinien Vertragsbrüche, Korruption, extraterritoriale Reichweite, Manipulation natürlicher Ressourcen, sozialer Aktivismus, Terrorismus und Cyber-Bedrohungen.

Typologisierung von Krisen

• Typologisierungen helfen, Krisenszenarien effektiver zu definieren und zu unterscheiden.
• Sie ordnen Beobachtungen aus der Realität anhand gewählter Merkmale.
• Sie bringen eine zusätzliche Dimension in die Betrachtungsweise von Krisenursachen.
• Es ist wichtig, zwischen vom Menschen verursachten und natürlichen Krisen zu unterscheiden.

Vorhersagbarkeits-Beeinflussbarkeits-Matrix nach Gundel

• Eine Typologie sollte sich ausschliessen, erschöpfend, praktisch anwendbar und pragmatisch sein.

Fall 1: Konventionelle Krisen

• Konventionelle Krisen sind leicht vorhersehbar und mit geeigneten Massnahmen zu beherrschen.

Fall 2: Unerwartete Krisen

• Unerwartete Krisen sind seltener und potenziell bedrohlicher, erfordern jedoch geeignete Gegenmassnahmen.

Fall 3: Hartnäckige/unlösbare Krisen

• Längere Zeiträume und ein hohes Schadensausmass, die Schäden sind meist irreversibel. Organisationen sollten sich auf solche Krisen besser vorbereiten.

Fall 4: Fundamentale Krisen

• Fundamentale Krisen liegen über lange Zeiträume hinweg und sind sehr gering anzusehen. Sie treten überraschend auf und es besteht nahezu keine Möglichkeit Massnahmen zu ergreifen.

Wahrscheinlichkeits-Auswirkungs-Matrix

• Schwarze Schwäne sind schwer vorherzusagen und Menschen überschätzen ihre Fähigkeit, Vorhersagen zu treffen.
• Der Fokus sollte darauf liegen, mögliche Konsequenzen abzuschwächen.

Krisen-Cluster nach Coombs

• Stakeholder bewerten Krisenereignisse nach persönlicher und externer Kausalität.
• Die, Situational Crisis Communication Theory' (SCCT) stellt Krisenverantwortung in den Mittelpunkt.
• Opfer-Krisen-Cluster(Victim Crisis Cluster), Unbeabsichtigter Krisen-Cluster (Accidential Crisis Cluster), Vorsätzlicher Krisen-Cluster (Intentional Crisis Cluster).