Geschichtswissenschaft und Erzählstrukturen

Im 18. Jahrhundert wurde Geschichte als Teilbereich der Rhetorik betrachtet. Ihr Ziel war es, Einzelteile zu einer zusammenhängenden Geschichte, einer 'narratio', zu verbinden.

Im 19. Jahrhundert wurde Geschichte zu einer wichtigen Disziplin im Kontext des aufstrebenden Nationalismus. Staaten brauchten eine Geschichte, um ihre Identität und ihre Ansprüche zu rechtfertigen.

Im 20. Jahrhundert geriet Geschichtsschreibung zunehmend in die Kritik. Es wurde deutlich, dass Geschichte nicht objektiv ist, sondern von Machtstrukturen beeinflusst wird.

Der 'Linguistic Turn' in der Geschichtswissenschaft argumentierte, dass Geschichte keine objektive Wiedergabe von Fakten ist, sondern eine narrative Konstruktion.

Der 'Cultural Turn' betont die Bedeutung von Perspektiven und dem Einfluss von Kultur auf die Geschichtsschreibung. Es gibt keine objektive Wahrheit, sondern verschiedene Interpretationen.

Das Erzählen ist nicht auf bestimmte Medien oder Situationen beschränkt. Es kann in verschiedenen Formen existieren, zum Beispiel in mündlichen Geschichten, Büchern, Filmen oder Spielen.

Eine Erzählung muss bestimmte Merkmale aufweisen, um als solche zu gelten. Dazu gehört die Konkretheit (die Geschichte handelt von konkreten Personen, Orten und Ereignissen), die Temporalität (die Ereignisse spielen in einer bestimmten Zeit ab) und die Kontiguität (die Ereignisse sind miteinander verbunden und folgen einer bestimmten Reihenfolge).

Die Geschichte des Schiffbrüchigen ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Erzählungen die Bedrohung durch den Tod konfrontieren. Der Schiffbrüchige erzählt seine Geschichte, um zu überleben und seine Erfahrungen zu verarbeiten.

In der Geschichte des Schiffbrüchigen gibt es mehrere erzählerische Ebenen. Die äußere Ebene ist die Geschichte des Schiffbrüchigen selbst, die innere Ebene ist die Geschichte, die der Schiffbrüchige erzählt. Die Geschichte enthält auch eine „mise en abyme“, eine Geschichte, die sich selbst enthält, was die Komplexität der erzählerischen Struktur erhöht.

Die Binnenerzählung in der Geschichte des Schiffbrüchigen dient dazu, dem Erzähler Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die Geschichte selbst kann nicht im Jetzt erzählt werden, daher wird sie durch die Binnenerzählung verifiziert.

Die antropologische Funktion der Geschichte des Schiffbrüchigen zeigt, wie Erzählungen uns helfen können, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen. Sie ermöglichen es uns, Sinn in unseren Erfahrungen zu finden und unsere emotionale Belastung zu verarbeiten.

Erzählungen sind im Mittelalter eine wichtige Lösungsstrategie. Wenn rationale Argumente scheitern, können Geschichten Zuhörer gewinnen und Verständnis erzeugen, was zu Lösungen führen kann, wo es keine direkten Antworten gibt.

Erzählen im Mittelalter dient auch dazu, Gemeinschaft zu stiften. Gemeinsame Geschichten schaffen eine gemeinsame Welt, die unabhängig von der äußeren Wirklichkeit existiert und die Gemeinschaft schützt.

Ein Trugschluss, der fälschlicherweise eine Kausalität zwischen zwei Ereignissen annimmt, nur weil sie gleichzeitig auftreten. So werden Korrelationen ohne genauere Prüfung als Ursache-Wirkungs-Beziehungen interpretiert.

Narrative Strukturen, die in unzähligen Formen auftreten und grundlegenden menschlichen Wünschen und Ängsten Ausdruck verleihen. Sie sind archetypisch (Mythen über Tod und Wiedergeburt) oder kulturspezifisch (z. B. der American Dream).

Eine Erzählung, die von dem Glauben an die unvermeidliche Entwicklung menschlicher Gesellschaften hin zu liberaler Demokratie geleitet wird. Sie ist teleologisch und anti-historisch, da sie eine bestimmte Richtung vorgibt.

Eine Erzählung, die Nostalgie für eine vergangene, vermeintlich reine Zeit entwickelt, die es nie gab. Sie konstruiert eine ideale Nation, die von bösen, äußeren Mächten bedroht wird.

Eine Geschichte, die darauf abzielt, die Leser mit christlichen Inhalten zu unterhalten, zu informieren und zu überzeugen. Sie nutzt traditionelle Wege, um die christliche Lebensweise und Denkhaltung zu fördern.

Eine Art, Religion als lebendige Praxis im Alltag zu erfahren, nicht nur als abstraktes Denken.

Die Kriterien einer Story, die in der Theklaakte formuliert werden: Es steht eine einzelne Person im Mittelpunkt, es wird ein Geschehen dargestellt, es gibt eine zeitliche Abfolge mit kausalem Zusammenhang, die Erzählung ist abgeschlossen und sie ist erzählenswert (Tellability).

Vor dem 18. Jahrhundert war die Geschichte noch nicht als wissenschaftliche Disziplin etabliert.

Oral Storytelling in Afrika ist ein traditionelles und lebendiges Element, das Gemeinschaften zusammen hält.

Oral Storytelling in Afrika ist inklusiv, da Menschen aller Altersklassen, sozialen Schichten und Geschlechter zur Teilnahme eingeladen sind.

In Afrika werden Geschichten ständig neu interpretiert und kreiert, um neuen Bedürfnissen und Situationen gerecht zu werden.

Oral Storytelling in Afrika nutzt die Interaktion mit den Zuhörern, zum Beispiel durch Call-and-Response, um die Geschichte lebendig zu gestalten.

Moderne Technologien werden in Afrika integriert, um Oral Storytelling zu ergänzen und zu modernisieren.

Oral Storytelling in Afrika existiert neben modernen Formen des Storytellings, beides bereichert die Kultur.

Eine Drehbuchstruktur ist ein Rahmen, der die narrative Struktur einer filmischen Erzählung organisiert.

Der Film erzählt durch verschiedene Elemente wie Kameraführung, Musik, Dialog und Effekte eine Geschichte, die Kalkulierte Emotionen auslösen soll.

Maschinelle Übersetzungen (MÜ) neigen dazu, sprachliche Besonderheiten und Variationen zu glätten und einen eher generischen Stil zu erzeugen.

Wenn ein Mensch eine maschinelle Übersetzung bearbeitet, wird der Stil der Übersetzung oft an den menschlichen Stil des Bearbeiters angepasst.

Posteditierte Texte sind einander ähnlicher als menschliche Übersetzungen weil sie oft von denselben Bearbeitungsprinzipien und Stilvorlieben geprägt sind.

Die intentio einer römischen Klageformel ist der Teil, in dem der Kläger sein Begehren formuliert und den Sachverhalt als Erzählung darstellt.

Das Enklema (griechisch) ist eine subjektive Erzählung, die die persönliche Wertung des Klägers beinhaltet, während die intentio (römisch) eine objektivere Darstellung der Beschwerde des Klägers bietet.

Ein Erzähler, der mehr Informationen hat und weiß als alle Figuren im Text. Er kann Einblicke in Gedanken und Ereignisse gewähren, die den Figuren selbst verborgen bleiben.

Die Geschichte wird aus der Perspektive einer bestimmten Figur erzählt. Der Leser erfährt nur, was diese Figur denkt, fühlt und wahrnimmt.

Der Erzähler hat weniger Einblicke als jede der Figuren im Text. Er kann die Gedanken und Gefühle der Figuren nicht direkt wiedergeben.

Ein Modell, das verschiedene Perspektiven innerhalb einer Erzählung analysiert, wie z.B. räumliche, zeitliche, ideologische und sprachliche Perspektiven.

Ein ikonischer Stil der Kunst, der in der byzantinischen Kunst nach dem Ikonoklasmus vorherrschte. Er zeichnet sich durch sichtbare Alteritätsmarkierungen, eine Kombination aus visueller und verbaler Narration sowie bewusst gewählte Perspektivbrüche aus.

Eine große, multimediale Erzählung, die aus einzelnen Bildern und Bildreihen zusammengesetzt ist. Sie bildet ein komplexes ikonographisches Programm, das typischerweise in orthodoxen Kirchen zu finden ist.

Eine Form der Erzählung, die sich auf einzelne Szenen konzentriert, die unabhängig voneinander betrachtet werden können.

Eine Form der Erzählung, die mehrere Szenen in einem einzigen Bild präsentiert.