Eigentum, Macht, Interesse und Konflikt

VL 5: Eigentum und Macht – Interesse und Konflikt

• Die heutige Vorlesung behandelt Eigentum, Macht, Interesse und Konflikt.

Übersicht der Vorlesungsthemen

• Frühere Vorlesungen behandelten Themen wie soziale Dilemmata, soziale Präferenzen, Spieltheorie und Verhaltensökonomie.
• Zuvor wurden soziale Normen, wiederholte Spiele und Bestrafungsmöglichkeiten bei fehlender Handlungs-Konsequenz, sowie institutionelle Veränderungen bei fehlender Koordination erörtert.
• Die Vorlesung behandelt Kontext, Bewertung von Ergebnissen, Bestimmung der Allokationen und Kausalität.
• Weitere Themen sind die Pareto-Effizienz Kurve, Institutionen und Ungleichheit.

Einführung in Rivalität und Ausschließbarkeit

• Private Güter sind ausschließbar und rivalisierend.
• Club-Güter sind ausschließbar, aber nicht rivalisierend (z.B. WiFi, Pay-TV).
• Allmendegüter sind rivalisierend, aber nicht ausschließbar.
• Öffentliche Güter sind weder rivalisierend noch ausschließbar (z.B. Deich, Luftqualität, Frieden).
• Rivalität entsteht, wenn der Konsum eines Konsumenten den gleichzeitigen Konsum eines anderen verhindert.
• Ausschließbarkeit bedeutet, dass Konsum für nicht-zahlende Konsumenten unmöglich ist.

Kontext von Institutionen und Macht

• Es wird analysiert, wie Institutionen und Macht Verteilungsergebnisse oder "Allokationen" bestimmen.
• Als Beispiele dienen das Öffentliche-Güter-Spiel oder Ultimatumspiel aus VL4.
• Allokationen werden anhand der Pareto-Effizienz-Bedingung und Fairness bewertet.
• Es wird untersucht, wie Politik die Ergebnisse beeinflussen kann.

The Rover's Articles

• Die Artikel des Seeräubers Kapitän Bartholomew Roberts (1682–1722) legten Regeln für das Leben an Bord fest.
• Jeder Mann hatte eine gleichberechtigte Stimme und Anspruch auf beschlagnahmte Vorräte/Liköre.
• Jeder Mann wurde der Reihe nach zugeteilt, durfte Kleidung wechseln, aber Betrug führte zur Aussetzung.
• Glücksspiele um Geld mit Würfeln oder Karten war untersagt.
• Lichter und Kerzen mussten um 20:00 Uhr gelöscht werden; Trinken danach nur an Deck ohne Licht.
• Jeder Mann musste seine Waffen jederzeit sauber und einsatzbereit halten.
• Keine Frauen oder Jungen erlaubt; Verführung einer Frau an Bord wurde mit dem Tod bestraft.
• Verrat am Schiff wurde mit Tod oder Aussetzung geahndet.
• Streitigkeiten wurden an Land mit Schwert oder Pistole beigelegt.
• Niemand durfte über das vorzeitige Beenden der Piraten-Existenz sprechen, bevor jeder 1.000 Taler hatte.
• Invalidität im Dienst wurde mit 800 Talern entschädigt
• Kapitän und Quartiermeister erhielten zwei Anteile am Preis, andere Offiziere 1,25 Anteile, Gentlemen 1 Anteil.
• Musiker hatten nur am Sabbat Anspruch auf Ruhe.

Beuteverteilung bei Piraten vs. British Royal Navy

• Piraten praktizierten eine egalitärere Beuteverteilung als die British Royal Navy.
• Der Gini-Koeffizient für "Rover" beträgt 0,06, im Vergleich zu 0,59 ("Active") und 0,63 ("Favourite").

Bewertung von Ergebnissen

• Es wird untersucht, wie man Ergebnisse aus der Interaktion individueller Entscheidungen vergleichen kann.
• Individuelle Präferenzen können nicht einfach aggregiert werden.
• Die Aufrechnung des Nutzens verschiedener Personen führt zum Utilitarismus (Jeremy Bentham).
• Ökonomen gehen von ordinalen Nutzenfunktionen aus, die nur relative, keine absoluten Vergleiche zulassen.
• Die Pareto-Effizienz und Konzepte von Fairness spielen eine Rolle.

Pareto-Effizienz einfach erklärt

• Eine Allokation bezeichnet das Ergebnis einer ökonomischen Interaktion.
• Eine Allokation ist Pareto-effizient, wenn niemand besser gestellt werden kann, ohne jemand anderen schlechter zu stellen.
• Pareto-effiziente Allokationen sind nicht zwangsläufig "fair".
• Pareto-Effizienz stößt an Grenzen, da politische Entscheidungen oft Gewinner und Verlierer schaffen.
• Das Pareto-Kriterium ist schwer anwendbar, wenn es Gewinner und Verlierer gibt.
• Eine mögliche Lösung ist die Kompensation: eine Maßnahme verbessert, wenn die Gewinner die Verlierer kompensieren können (Kaldor).
• Kompensation ist oft schwierig aufgrund von Kosten und politischem Widerstand.

Pareto-Effizienz im Beispiel

• Betrachtet wird die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln durch Anil und Bala.
• Integrierte Schädlingsbekämpfung (IPC) vs. Terminator.
• Es werden Ergebnisse betrachtet, die für beide besser sind, wenn beide IPC nutzen.
• Outcomes, die für beide besser sind als wenn beide Terminator nutzen.
• Außerdem Outcomes, die besser sind als wenn Anil IPC und Bala Terminator nutzt, oder umgekehrt.
• Drei Pareto-effiziente Allokationen: (I, I), (I, T), (T, I).
• Das Pareto-Kriterium ordnet die Allokationen nicht.
• Free-Riding tritt in (I, T) und (T, I) auf.
• (T, T) ist nicht Pareto-effizient, aber (I, T) und (T, I) sind Pareto-effizient.

Fairness in der Verteilung

• Allokationen können aus Gründen der Fairness gerügt werden.
• Es gibt substantielle Beurteilung (Ergebnis) und Verfahrensbeurteilung (Prozess).
• Die VWL enthält sich eines Urteils darüber, was fair ist.
• Es gibt aber empirische und theoretische Untersuchungen dazu.
• Es wird untersucht, wie verschiedene Dimensionen von Ungerechtigkeit zusammenhängen.
• Welche Trade-Offs existieren zwischen verschiedenen Dimensionen von Ungerechtigkeit?
• Es werden mögliche Politikempfehlungen gegeben.

John Rawls und der Schleier der Unwissenheit

• Das Verständnis von Fairness kann unterschiedlich sein.
• John Rawls (1921-2002) schlug eine Methode vor, um Fairness zu beurteilen und sich auf Standards zu einigen.
• Rawls schlug vor, sich hinter einem "Schleier der Unwissenheit" (veil of ignorance) eine Vorstellung davon zu machen.
• Man soll sich vorstellen, die Regeln zu entwerfen, ohne zu wissen, welche Rolle man selbst in der Gesellschaft spielen wird.

Was bestimmt Allokationen?

• Die VL greift Beispiel einer Farm auf.
• In VL3 gehörte Angela das Land; nun wird Bruno eingeführt.
• Der Fokus liegt auf Situationen mit Zwang und Rechtsstaatlichkeit (rule of law).
• Analyse in Bezug auf Pareto-Effizienz und Gerechtigkeit.

Erreichbare Möglichkeiten

• Kombiniert erreichbare Möglichkeiten zeigen alle möglichen Allokationen aus der Produktion von zwei Parteien.
• Die Produktionsmöglichkeitslinie zeigt technisch mögliche Ergebnisse (beschränkt durch Technologie).
• Die biologische Überlebensbedingung zeigt biologisch erreichbare Ergebnisse (beschränkt durch Notwendigkeit des Überlebens).
• Erreichbare Allokationen sind durch die Überschneidung beider Bedingungen gegeben.

Allokationen mit Zwang

• Eine Partei (z.B. Bruno) kann Allokationen mit Zwang durchsetzen ("at gun-point").
• Brunos ökonomische Rente wird dort maximiert, wo die Steigung der biologischen Beschränkung (MRS) der Steigung der Produktionsmöglichkeitskurve (MRT) entspricht.

Erreichbare Möglichkeiten und Verlauf

• Unter der Bedingung „Verfügungsrechte statt Gewalt“, werden mögliche Allokationen analysiert.
• Bruno verfügt über das Land, Angela über ihre Arbeit und kann "nein" sagen.
• Situation ist ähnlich zum Ultimatumspiel mit Bruno als "Proposer".
• Die Allokation hängt von der gemeinsamen ökonomischen Rente und den jeweiligen Reservationspreisen ab.
• Ökonomisch erreichbare Möglichkeiten zeigen alle denkbaren Allokationen, von denen beide Parteien profitieren.

Pareto-Effizienz der Situation

• Bruno gehört Land, Angela kann dort arbeiten/ staatliche Absicherung bekommen.
• Bruno maximiert Differenz zwischen feasible frontier & Angela's reservation indifference curve.
• Bruno macht Angebot von 4.5 Einheiten Getreide (MRS = MRT); Angela akzeptiert.
• Angela profitiert von mehr Getreide/ weniger Arbeit.

Allokationen im Vergleich

• In den Varianten II (Verfügungsrechte bei Bruno) und III (Verfügungsrechte bei Angela) entscheidet sich Angela für gleiche Anzahl Stunden.
• In beiden Fällen ist der Output 9 Stück, die ökonomische Rente 4,5 (Differenz Getreideproduktion und Reservationspreis).
• Die Verteilung der ökonomischen Rente unterscheidet sich jedoch.
• Das Getreide wird zwischen Angela und Bruno verteilt.
• MRT auf der feasible frontier entspricht MRS auf Angela's Indifferenzkurve.
• Beide Verteilungen sind Pareto-effizient, da keine bessere Verteilung ohne Schlechterstellung möglich ist.
• Der verteilbare Überschuss wird maximiert, wenn MRS=MRT.

Vertragskurve/ Pareto-Effizienzkurve

• Die Pareto-Effizienz Kurve verbindet alle Pareto-effizienten Allokationen.
• Die Verteilung des Überschusses verändert sich entlang der Linie CD.
• Sie verläuft in diesem Beispiel vertikal.

Einführung von Rechtsvorschriften

• Institutionen beeinflussen Allokation durch Gesetze, welche zB die Arbeitsstunden begrenzen.
• Dies gibt Angela mehr Verhandlungsmacht, wodurch sie sich besser stellen kann.
• Eine neue Allokation muss wenigstens den Reservationspreis beider Seiten entsprechen.

Variante IV: Verhandlungsmacht und Rechtsvorschriften

• Angela gründet eine Gewerkschaft, fordert einen 4-Stunden-Tag & 4,5 Einheiten Getreide.
• Die ökonomische Rente für Angela ist die vertikale Differenz zwischen den Indifferenzkurven IC1 und IC2.

Pareto-Effizienz durch Verhandlung

• Eine neue Lösung ist, dass Bruno freiwillig länger arbeiten, 2 Einheiten anbieten und Angela einen Zusatzertrag für Angela anbieten
• Bruno kann verhandeln, da sonst geringerer Nutzen verglichen mit Zusatzertrag
• Ein mögliches Ergebnis liegt irgendwo zwischen H und G.
• Das Zusammenspiel von Verhandlungsmacht, Reservationsoptionen, Biologie, Technologie und Präferenzen bestimmen die ökonomisch realisierbaren Allokationen.
• Die resultierende Allokation bestimmt, wer was tut und wer was bekommt.
• Institutionen können Reservationspreise und Verhandlungsmacht beeinflussen.
• Staatliche Interventionen können Ergebnisse effizienter und fairer machen.

Kausalität

• VWL untersucht individuelle Verhalten/ das Zusammenspiel im Umgang mit Ressourcen.
• Es werden aus falsifizierbaren Theorien kritisch-rationalistische formuliert.
• Auf Grundlage einer Theorie aufgestellte Hypothesen logischer Aussagen, etwa Wenn X, dann Y.
• Relevanz entsteht durch Empfehlungen/ systematischen Zusammenhängen/ Prognosen.

Kausalität und Ökonomie

• Kausalität ist seit Adam Smiths "Wealth of Nations" ein Thema der VWL.
• Wichtig ist das Fundament von David Hume.
• Causes müssen asymmetrisch sein (A verursacht B, nicht andersherum) und Effekte zeigen.
• Korrelationen sind Zusammenhänge.
• Das Problem: Korrelation ist nicht gleich Kausalität.

Formen von Kausalität

• Zeitliche Analyse betrachtet Vorangegangenes.
• Strukturelle Analyse unterscheidet zwischen Endogenem und Exogenem.

Granger-Kausalität

• X ist Granger-kausal für Y, wenn X die Vorhersage von Y verbessert (Granger, 1969).
• Vernachlässigte Variablen und Selektionsprobleme sind Probleme, weshalb die Granger-Kausalität als schwach gilt.

Treatment-Analyse: Vergleich mit Kontrollgruppe

• Die Treatment-Analyse fragt ob eine Behandlung (D=1) eine kausale Wirkung auf Verhalten ausübt.
• Vergleich mit Gruppe ohne Behandlung ((D = 0): Y(D = 1, i, t) – Y(D = 0, i, t).
• Es kann immer nur ein Zustand beobachtbar ist, die kontrafaktische Situation ist nie bekannt.

Formalitäten zur Kausalität

• Der Treatment-Effekt kann nur durch beobachtete Aspekte herausgefunden werden.
• Die Selektionseffekte müssen vom eigentlichen Treatment Effekt betrachtet werden.
• Wichtig ist die Trennung zum Treatment-Effekt; es muss also eine Kontrollgruppe geben.
• Die Gruppen sollten außer in Bezug auf das Treatment identisch sein.
• Randomisierung stellt Zufallsstichproben sicher.
• Wenn das nicht möglich, werden möglichst ähnliche Individuen genutzt.
• Exogene Variation kann mit Instrumentenvariablen oder Regression Discontinuity Design genutzt werden.

Verschiedene Forschungsdesigns zur Kausalität

• Instrumentenvariablen (IV) und Regression Discontinuity Design (RDD)

World Inequality Report 2022

• Die Vorlesung bezieht sich auf den World Inequality Report 2022.