DiF II - VL1

Vorlesungsinformationen

• Die Vorlesung behandelt Modelle und Methoden der Diagnose und individuellen Förderung (DiF-II).
• Diese Lerneinheit konzentriert sich auf die Diagnostik und Förderung des Arbeitsgedächtnisses.
• Die Vorlesung findet am 9. Oktober 2024 statt.

Urheberrecht

• Die Folien und deren Inhalte sind urheberrechtlich geschützt.
• Die Nutzung ist ausschließlich für den persönlichen, universitären Gebrauch gestattet.
• Vervielfältigung oder anderweitige Verwendung bedarf der schriftlichen Genehmigung des Verfassers.

Kontaktinformationen

• Prof. Dr. Janin Brandenburg ist per E-Mail unter [email protected] erreichbar.
• Das Büro befindet sich in der Otto-Hahn-Str. 6, Gebäude Chemie I, Gebäudeteil: C1 Nord/Ost, 6. OG, Raum C1-06-426.
• Die Telefonnummer lautet 0231-755-5454.
• Die Sprechstunde findet nach Vereinbarung statt.
• Aktuelle Informationen sind unter https://lb.reha.tu-dortmund.de zu finden.

Beteiligte Lehrpersonen

• DiF-I findet sowohl im Winter- als auch im Sommersemester statt; DiF-II nur im Wintersemester.
• Prof. Dr. Olga Kunina-Habenicht (Psychologische Diagnostik) hält die Vorlesung im Wintersemester (DiF-I).
• Prof. Dr. Ricarda Steinmayr (Pädagogische Psychologie) hält die Vorlesung im Sommersemester (DiF-I).
• Prof. Dr. Janin Brandenburg (Partizipation bei Beeinträchtigungen des Lernens). (DiF-II)
• Prof. Dr. Esther Dominique Klein (Institut für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik). (DiF-II)

Klausurinformationen

• Termin: Montag, 10.03.2025, 08:30 - 10:00 Uhr
• Anmeldezeitraum: 27.01.2025 - 24.02.2025
• Informationen zum Raum werden ca. eine Woche vor der Klausur bekannt gegeben.
• Weiterführende Infos zur Klausur: https://dokoll.tu-dortmund.de/studium/im-studium/grundschule/studienaufbau/diagnose-und-individuelle-foerderung-dif/
• Bei Fragen zur Modulabschlussklausur: [email protected]
• Dauer: 90 Minuten

Klausurinhalte

• Die Modulabschlussklausur umfasst Inhalte beider Vorlesungen.
• Grundlagen der Diagnostik in pädagogischen Handlungsfeldern (DIF1; Steinmayr oder Kunina-Habenicht).
• Modelle und Methoden der Diagnose und individuellen Förderung (DIF2; Brandenburg & Klein).

Klausurformat und Bewertung

• Multiple-Choice-Aufgaben mit fünf Antwortmöglichkeiten pro Frage.
• Die Anzahl der richtigen Antworten variiert und wird jeweils angegeben.
• Ein Punkt pro richtig beantworteter Aufgabe, vollständige Richtigkeit erforderlich.
• Insgesamt 30 Fragen (15 aus DIF1 und 15 aus DIF2).
• Die Klausur wird benotet.

DiF-II Termine

• DiF-II ist eine geteilte Veranstaltung, bei der Prof. Klein und Prof. Brandenburg die Vorlesungen halten.
• Liste beinhaltet die Termine der einzelnen Sitzungen im WiSe 2024/2025 in den Hörsälen EF50 und HG-II.
• Die letzte Sitzung am 29.01.2025 ist eine virtuelle Klausurvorbereitung.

Modulkatalog

• Methodische und konzeptionelle Grundlagen der psychologischen Diagnostik (DiF I): klassische Testtheorie, Gütekriterien, Bezugsnormen, diagnostische Strategien.
• Diagnostik individueller Lernvoraussetzungen: motivationale (DiF I), kognitive (DiF I: Intelligenz & DiF II: Arbeitsgedächtnis)
• Diagnostik von Lernergebnissen: Leistungsdiagnostik und Leistungsbeurteilung (DiF I & II)
• Verfahren und Methoden der Diagnostik (DiF I & II): standardisierte Tests, informelle Tests und Fragebögen, Beobachtung des Lern- und Arbeitsverhaltens

Themen der Vorlesungsreihe

• Lerneinheit 1: Arbeitsgedächtnis (und Lernstrategien): Diagnostik & Förderung kognitiver Lernvoraussetzungen
• Lerneinheit 2: Lernverlaufsdiagnostik und Response to Intervention: Diagnostik von Lernergebnissen & Beobachtung des Lern- und Arbeitsverhaltens
• Lerneinheit 3: Lernschwierigkeiten und sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf: ausgewählte Problemstellungen
• Lerneinheit 4: Sozial-emotionale Kompetenzen und soziale Partizipation: Diagnostik & Förderung sozial-emotionaler Lernvoraussetzungen
• Lerneinheit 5: Externalisierende Verhaltensauffälligkeiten: ausgewählte Problemstellungen
• Lerneinheit 6: SuS mit Deutsch als Zweitsprache: ausgewählte Problemstellungen

Mehr-Speicher-Modell

• Das Mehr-Speicher-Modell nach Atkinson & Shiffrin (1968) unterteilt das Gedächtnis in drei Teile: Sensorisches Register, Arbeitsgedächtnis und Langzeitgedächtnis.
• Reizaufnahme -> Sensorisches Register -> Vergessen
• Sensorisches Register -> Auswählen -> Arbeitsgedächtnis -> Integrieren -> Langzeitgedächtnis -> Vergessen
• Arbeitsgedächtnis -> Memorieren und Enkodieren -> Langzeitgedächtnis
• Arbeitsgedächtnis -> Vergessen

Arbeitsgedächtnismodell

• Das Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley (2007) besteht aus der zentralen Exekutive, dem visuell-räumlichen Notizblock, dem episodischen Puffer und der phonologischen Schleife.
• Alle Bestandteile tragen zum Langzeitgedächtnis bei.

Phonologische Schleife

• Verantwortlich für Speicherung und Verarbeitung phonologischer und akustischer Informationen (Sprache, Melodien, Rhythmus).
• Besteht aus phonetischem Speicher und subvokalem Rehearsalprozess.
• Beispiele: Telefonnummer merken, Gedicht auswendig lernen.

Visuell-räumliche Notizblock

• Zuständig für Speicherung und Verarbeitung visueller und räumlicher Informationen.
• Besteht aus visuell-statischem Speicher (Formen, Farben, Muster) und räumlich-dynamischer Komponente (Positionen, Beziehungen, Bewegungen von Objekten).
• Beispiele: Memory-Spiel, Wege merken, Gesichter merken, mentale Bilder.

Zentrale Exekutive

• Steuerungszentrale, die bereichsübergreifende Aufmerksamkeitssteuerung und kognitive Kontrolle übernimmt (Aufmerksamkeitsfokussierung, Inhibition irrelevanter Informationen, geteilte Aufmerksamkeit).
• Steuerung und Überwachung des Strategieeinsatzes beim Lernen, Informationsflussüberwachung und Regulation in Speichersystemen.
• Kein eigener Speicherplatz, sondern Aufmerksamkeitsprozesse/-steuerung.
• Angesiedelt im Frontallappen.

Episodischer Puffer

• Multimodales Speichersystem mit begrenzter Kapazität.
• Zuständig für die Integration und Verknüpfung von Informationen aus beiden Kurzzeitspeichern des Arbeitsgedächtnisses.
• Wurde erst nachträglich von Baddeley ins Modell aufgenommen und ist die am wenigsten beforschte Komponente.

Interindividuelle Unterschiede

• Arbeitsgedächtnisleistungen verbessern sich mit der Zeit.
• Betrachtet die Arbeitsleistunge von 7,9,11 Jährigen im Vergleich zu der von 9 Jährigen.

Bedeutung des Arbeitsgedächtnisses fürs Lesen

• Exekutive: Wörter klären
• Phonologische Schleife zur Abspeicherung

Bedeutung des Arbeitsgedächtnisses für Mathematik

• Der Zusammenhang zwischen Arbeitsgedächtnis und Mathematik ist komplex und wird beeinflusst von der jeweiligen mathematischen Aufgabe, dem Alter des Kindes und dem individuellen Strategiegebrauch
• Das Arbeitsgedächtnis wird beim Kopfrechnen, bei der Bearbeitung von Sachaufgaben und bei Aufgaben zur Geometrie aktiviert ist.

Bedeutung des Arbeitsgedächtnisses fürs Lernen

• Das Arbeitsgedächtnis ist beim Lernen immer aktiv.
• Es erleichtert nicht nur das Lernen, sondern auch das Folgen im Unterricht.
• Bei Arbeitsgedächtnisproblemen werden Arbeitsaufträge und Fragen schneller vergessen.
• Arbeitsgedächtnisdefizite sind oft als Aufmerksamkeitsprobleme maskiert.

Diagnostik des Arbeitsgedächtnisses

• Arbeitsgedächtnistestbatterie für Kinder von 5 bis 12 Jahren (AGTB 5-12; Hasselhorn et al., 2012).
• 4 phonologische, 2 visuell-räumliche und 6 zentral-exekutive Aufgaben.
• Adaptiv und computerbasiert.
• Normen verfügbar (5;0 und 12;11 Jahre).
• Ökonomische Auswertung mit Profildiagramm.
• Retest-Reliabilität: phonologisches AG: .85-.89, visuell-räumliches AG: .66-.67, zentral-exekutives AG: .78-.85

Beispiele AGTB 5-12: Matrixspanne

• Kind betrachet Vierfelder-Matrix mit steigender Anzahl schwarz eingefärbter Felder.
• Es wird nach dem Muster merken gebeten und es im Anschluss nachtippen.
• Erfasst die visuell-räumliche Notizblock-Komponente des Arbeitsgedächtnisses.

Beispiele AGTB 5-12: Zahlen nachsprechen

• Über Lautsprecher wird eine steigende Anzahl an Ziffern im 1-Sekundentakt dargeboten (z. B. 7 – 3 – 6 – 2).
• Wiederholen der Ziffern in korrekter Reihenfolge.
• Erfasst visuell-räumlichen Notizblock und phonologische Schleife.

Beispiele AGTB 5-12: Komplexe Gedächtnisspanne

• Kind sieht steigende Anzahl an Objekten
• Das Kind ordnet die Objekte in essbar/nicht essbar ein.
• Reihenfolge der Objekte merken.
• Objekte in korrekter Reihenfolge wiedergeben.
• Erfasst die Zentrale Exekutive. als Komponente des Arbeitsgedächtnisses

Arbeitsgedächtnis bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten

• Kontrollgruppe (linker Baklen)< Lese-Rcchtschribcschwierigkeiten (rechter Baklen)
• Zeigt signifikante Ergebnisse; *signifikant bei p <.05 oder °signifikant bei p <.10
• Bei LRS: - signifikant bei LRS oder beeinträchtig
• Phronologische Schleife: - signifikant, *
• Notizblock + Zentrale Exekutive - nicht beeinträchtigt

Arbeitsgedächtnis bei Rechenschwierigkeiten

• Legende: Kontrolllgruppe/ Rechen Schwierigkeiten
• Beeinträchtigt bei der Notizblock & Zentrale Exekutive/ signifikanter Unterschied

Arbeitsgedächtnis bei kombinierten Lernschwierigkeiten

• Kontrollgruppe/ kombinierte Lernschwierigkeiten
• Zeigt signifikate Ergenisse (fast alles beeinträchtigt)
• Der Großteil der *beeinträchtigt das Arbeitsgedächtnis
• Gruppe im AG am meisten betroffen

Vergleich von Arbeitsgedächtnis und Intelligenz

• Intelligenz ist komplexes Konstrukt aus vielen Teilfertigkeiten; AG nur ein Teilaspekt von Intelligenztests
• Intelligenz ist ein statisches Konstrukt (gelerntes "WAS"), AG ein dynamisches Konstrukt ("WIE" gelernt wird)

Arbeitsgedächtnis und Intelligenz

• Arbeitsgedächtnis und Intelligenz als Prädiktoren schulischer Leistungen
• Arbeitsgedächtnis ist als Prädikator wichtiger als Intelligenz.

Arbeitsgedächtnistraining

• Zwei Ansätze: Kognitive Funktionstrainings (direkt) und Training von Gedächtnis- und Behaltensstrategien (indirekt).

Kognitive Funktionstrainings

• Intensives Üben von Arbeitsgedächtnisaufgaben zur Verbesserung.
• Adaptives Schwierigkeitslevel.
• Computerbasierte Trainings.
• Idee: Arbeitsgedächtnis wie ein Muskel.

Wirksamkiet kognitiver Funktionstrainings

• Häufig naher Transfer auf untrainierte Arbeitsgedächtnisaufgaben.
• Größere Trainingserfolge für visuell-räumlichen Notizblock und zentrale Exekutive im Vergleich zur phonologischen Schleife.
• Oftmals keine langfristigen Effekte.
• Selten ferner Transfer auf schulische Leistungen, eher auf Leseleistung als auf Rechenleistung.
• Insgesamt sehr spezifische Effekte, die nicht unbedingt auf andere Lernbereiche generalisieren.

Strategiebasierte Gedächtnistrainings

• Die Einübung und Anwendung von Gedächtnisstrategien verbessert die Informationsverarbeitung.
• Das Arbeitsgedächtnis wird effizienter genutzt, weil Informationen besser gespeichert und abgerufen werden.
• Gruppen- oder Einzeltraining, digital und nicht-digital.

Gedächtnisstrategie

• Bewusstes Verwenden von Hilfsmitteln zum Einprägen, Speichern und Abrufen von Informationen.

Verschiedene Gedächtnisstrategien

• Wiederholungsstrategien: lautes oder inneres Nachsprechen bis zur sicheren Erinnerung.
• Organisationsstrategien: die zu lernende Information wird nach sinnvollen inhaltlichen Kategorien enkodiert und abgerufen
• Elaboration: aktives Nachdenken über Verbindungen der zu lernenden Information mit bereits vorhandenen Gedächtnisinhalten (Eselsbrücken).

Entwicklung des spontanen Strategiegebrauchs

• Wellenartiges Modell der Strategieentwicklung (Siegler, 1999).
• Entwicklung von einfachen zu komplexen Gedächtnisstrategien.

Vermittlung von Gedächtnisstrategien

• Training von Gedächtnisstrategien ist je nach Alter unterschiedlich erfolgreich.
• Produktionsdefizit (Schulanfänger*innen): Korrekte Ausführung aber kein spontaner Einsatz.
• Verwertungsdefizit bzw. Nutzungsineffizienz: korrekteund spontane Ausführung, jedoch keine verbesserte Gedächtnisleistung.

Modell der Verarbeitungstiefe

• Verdeutlicht wie die Tiefe für die Wissensspeicherung wichtig ist
• Ebene 1-3 gehen von oberflächlich -> tiefer

Gedächtnistrainings

• Strategiebasierte Gedächtnistrainings am Beispiel des Memo-Trainings
• Bausteine.
• Übungen für Gedächtnis und Wissen werden zielgerichtet eingesetzt.

Die fünf Gedächtnisstrategien des Memo-Trainings

• Inneres Wiederholen (Rehearsal).
• Visualisieren und Imagination.
• Symbolisches Kodieren.
• Ähnlichkeitstrick, Ersatzwortmethode.
• Verkettung (Chaining).

Wirksamkeit des Memo Traininings

• Zeigt positive Ergebnisse.
• Vielversprechende Befunde, aber weitere Wirksamkeitsstudien mit anderen Subgruppen erforderlich!

Faktoren für den Trainingserfolg

• Trainingsmodalitäten