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Questions and Answers
Welche der folgenden sozioökonomischen Faktoren sind keine typischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression?
Welche der folgenden sozioökonomischen Faktoren sind keine typischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression?
- Niedriges Ausbildungsniveau
- Arbeitslosigkeit
- Ein stabiler Familienstand mit einer vertrauensvollen persönlichen Beziehung (correct)
- Geringes Einkommen
Welche Aussage trifft am ehesten auf die Suizidrate bei Personen mit Depressionen zu?
Welche Aussage trifft am ehesten auf die Suizidrate bei Personen mit Depressionen zu?
- Mehr als 25% der Menschen mit Depressionen sterben durch Suizid.
- Etwa 5% der Menschen mit Depressionen sterben durch Suizid.
- Die Suizidrate bei Depressionen ist vernachlässigbar gering.
- Circa 15% der Menschen mit Depressionen sterben durch Suizid. (correct)
Welche Aussage zur Komorbidität depressiver Störungen ist am treffendsten?
Welche Aussage zur Komorbidität depressiver Störungen ist am treffendsten?
- Nur etwa 20% der depressiven Störungen treten zusammen mit anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen auf.
- Komorbiditäten treten bei depressiven Störungen selten auf.
- Depressive Störungen treten fast ausschließlich isoliert auf.
- Zwischen 75% und 90% der depressiven Störungen treten komorbid mit anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen auf. (correct)
Welcher Zusammenhang besteht am wahrscheinlichsten zwischen belastenden Lebensereignissen und depressiven Episoden?
Welcher Zusammenhang besteht am wahrscheinlichsten zwischen belastenden Lebensereignissen und depressiven Episoden?
Was beschreibt am besten den Begriff „Dysfunctional mate selection“ im Kontext von Depressionen?
Was beschreibt am besten den Begriff „Dysfunctional mate selection“ im Kontext von Depressionen?
Welche Aussage über den Erziehungsstil der „gefühlsarmen Kontrolle“ in Bezug auf Depressionen trifft am ehesten zu?
Welche Aussage über den Erziehungsstil der „gefühlsarmen Kontrolle“ in Bezug auf Depressionen trifft am ehesten zu?
In welchem Altersbereich liegt typischerweise der Median für den Beginn einer depressiven Erkrankung?
In welchem Altersbereich liegt typischerweise der Median für den Beginn einer depressiven Erkrankung?
In der psychodynamischen Therapie, welche Aussage beschreibt am besten die Vorgehensweise bei der Aufklärung über das Störungsverständnis II?
In der psychodynamischen Therapie, welche Aussage beschreibt am besten die Vorgehensweise bei der Aufklärung über das Störungsverständnis II?
Warum ist es wichtig, in der psychodynamischen Therapie die Ambivalenz des Patienten bezüglich der Behandlung anzusprechen?
Warum ist es wichtig, in der psychodynamischen Therapie die Ambivalenz des Patienten bezüglich der Behandlung anzusprechen?
Welche der folgenden Aussagen beschreibt am präzisesten, wie in der psychodynamischen Therapie mit der Ambivalenz von Patienten umgegangen wird?
Welche der folgenden Aussagen beschreibt am präzisesten, wie in der psychodynamischen Therapie mit der Ambivalenz von Patienten umgegangen wird?
In welchem Kontext ist das Benennen interpersoneller Aspekte der Symptomatik in der psychodynamischen Therapie besonders wichtig, sollte aber mit grösster Vorsicht erfolgen?
In welchem Kontext ist das Benennen interpersoneller Aspekte der Symptomatik in der psychodynamischen Therapie besonders wichtig, sollte aber mit grösster Vorsicht erfolgen?
Welches Ziel verfolgt ein Therapeut hauptsächlich, wenn er eine Prognose formuliert, die mögliche Schwierigkeiten und Widerstände während der psychodynamischen Therapie vorwegnimmt?
Welches Ziel verfolgt ein Therapeut hauptsächlich, wenn er eine Prognose formuliert, die mögliche Schwierigkeiten und Widerstände während der psychodynamischen Therapie vorwegnimmt?
Welche der folgenden Emotionen und Verhaltensweisen lösen laut dem Text häufig Ärger aus und führen zu Schuldgefühlen?
Welche der folgenden Emotionen und Verhaltensweisen lösen laut dem Text häufig Ärger aus und führen zu Schuldgefühlen?
Welches Vorgehen ist NICHT zielführend, um Patienten für eine psychodynamische Behandlung zu motivieren?
Welches Vorgehen ist NICHT zielführend, um Patienten für eine psychodynamische Behandlung zu motivieren?
Warum ist es wichtig, dem Patienten das Störungsmodell in einfachen Worten zu vermitteln?
Warum ist es wichtig, dem Patienten das Störungsmodell in einfachen Worten zu vermitteln?
Welche der folgenden Annahmen beschreibt am besten die zentrale depressive Angst im Kontext des depressiven Grundkonflikts?
Welche der folgenden Annahmen beschreibt am besten die zentrale depressive Angst im Kontext des depressiven Grundkonflikts?
In welcher Phase der Therapie ist es ratsam, schwierige Gefühle wie Neid, Gier, Hass oder Narzissmus anzusprechen?
In welcher Phase der Therapie ist es ratsam, schwierige Gefühle wie Neid, Gier, Hass oder Narzissmus anzusprechen?
Welche Aussage entspricht NICHT dem Vorgehen bei der Aufklärung über das Störungsverständnis?
Welche Aussage entspricht NICHT dem Vorgehen bei der Aufklärung über das Störungsverständnis?
Wie beeinflusst die doppelte Enttäuschung im depressiven Grundkonflikt die Beziehungsgestaltung einer Person?
Wie beeinflusst die doppelte Enttäuschung im depressiven Grundkonflikt die Beziehungsgestaltung einer Person?
Welche Funktion hat die Verdrängung von Aggressionen ins Unbewusste im depressiven Grundkonflikt?
Welche Funktion hat die Verdrängung von Aggressionen ins Unbewusste im depressiven Grundkonflikt?
Was ist das Hauptziel der Aufklärung über das Störungsverständnis im Rahmen der psychodynamischen Therapie?
Was ist das Hauptziel der Aufklärung über das Störungsverständnis im Rahmen der psychodynamischen Therapie?
Wie äußert sich ein gnadenloses Über-Ich im Kontext des depressiven Grundkonflikts?
Wie äußert sich ein gnadenloses Über-Ich im Kontext des depressiven Grundkonflikts?
Warum ist es relevant, aufzuzeigen, dass jahrelang unterdrückte Wünsche sich wieder melden?
Warum ist es relevant, aufzuzeigen, dass jahrelang unterdrückte Wünsche sich wieder melden?
Welche Rolle spielt Objektenttäuschung im Rahmen der Verarbeitung des depressiven Grundkonflikts?
Welche Rolle spielt Objektenttäuschung im Rahmen der Verarbeitung des depressiven Grundkonflikts?
Welche Konsequenz kann es haben, wenn Bedürfnisse nach Geborgenheit und Trost in der Kindheit unterdrückt werden mussten?
Welche Konsequenz kann es haben, wenn Bedürfnisse nach Geborgenheit und Trost in der Kindheit unterdrückt werden mussten?
Wie kann sich gehemmte Aggression im Verhalten einer Person mit depressivem Grundkonflikt äußern?
Wie kann sich gehemmte Aggression im Verhalten einer Person mit depressivem Grundkonflikt äußern?
Was impliziert die Aussage: „Letztlich kann man vielleicht sogar sagen, dass Sie sich gar nicht anders kennen, als sich um die anderen kümmernd“?
Was impliziert die Aussage: „Letztlich kann man vielleicht sogar sagen, dass Sie sich gar nicht anders kennen, als sich um die anderen kümmernd“?
Welchen potenziellen Nachteil hat die jahrelange Unterdrückung eigener Wünsche und Bedürfnisse?
Welchen potenziellen Nachteil hat die jahrelange Unterdrückung eigener Wünsche und Bedürfnisse?
Welchen Zweck erfüllt Pseudoaltruismus im Kontext des depressiven Grundkonflikts?
Welchen Zweck erfüllt Pseudoaltruismus im Kontext des depressiven Grundkonflikts?
Welche Dynamik entsteht im Interaktionsmechanismus des depressiven Grundkonflikts zwischen der Person und ihrem Gegenüber?
Welche Dynamik entsteht im Interaktionsmechanismus des depressiven Grundkonflikts zwischen der Person und ihrem Gegenüber?
Wie unterscheidet sich die Objektbeziehung einer Person mit einem depressiven Grundkonflikt von einer gesunden Objektbeziehung?
Wie unterscheidet sich die Objektbeziehung einer Person mit einem depressiven Grundkonflikt von einer gesunden Objektbeziehung?
Welche der folgenden psychodynamischen Funktionen dient NICHT der Autarkie?
Welche der folgenden psychodynamischen Funktionen dient NICHT der Autarkie?
Ein Patient mit autarkem Beziehungsmuster erlebt typischerweise andere Menschen wie?
Ein Patient mit autarkem Beziehungsmuster erlebt typischerweise andere Menschen wie?
Welche Aussage beschreibt am besten, wie andere einen Patienten mit einem autarken Beziehungsmuster erleben?
Welche Aussage beschreibt am besten, wie andere einen Patienten mit einem autarken Beziehungsmuster erleben?
Wie erleben sich andere typischerweise gegenüber einem Patienten mit einem autarken Beziehungsmuster?
Wie erleben sich andere typischerweise gegenüber einem Patienten mit einem autarken Beziehungsmuster?
Welche biografische Bedingungskonstellation ist am wenigsten typisch für Menschen mit einem autarken Beziehungsmuster?
Welche biografische Bedingungskonstellation ist am wenigsten typisch für Menschen mit einem autarken Beziehungsmuster?
Welche Aussage beschreibt am treffendsten den Zusammenhang zwischen Anerkennung und Funktion bei Patienten mit autarkem Verhalten?
Welche Aussage beschreibt am treffendsten den Zusammenhang zwischen Anerkennung und Funktion bei Patienten mit autarkem Verhalten?
Wie beeinflussen Schuldgefühle und Selbstvorwürfe das Verhalten von Personen mit starker Autarkie tendenziell?
Wie beeinflussen Schuldgefühle und Selbstvorwürfe das Verhalten von Personen mit starker Autarkie tendenziell?
Welcher Mechanismus erklärt, warum autark handelnde Personen sich Anderen gegenüber 'unverzichtbar' machen wollen?
Welcher Mechanismus erklärt, warum autark handelnde Personen sich Anderen gegenüber 'unverzichtbar' machen wollen?
Welche Aussage differenziert am besten zwischen der vordergründigen und der latenten Ebene im Verhalten einer autark handelnden Person?
Welche Aussage differenziert am besten zwischen der vordergründigen und der latenten Ebene im Verhalten einer autark handelnden Person?
Ein Patient berichtet, dass er sich immer besonders um andere kümmert und eigene Ansprüche aufgibt. Er erlebt, dass andere sich ihm gegenüber verschließen und Ansprüche stellen. Welche therapeutische Intervention wäre in diesem Fall am wenigsten geeignet?
Ein Patient berichtet, dass er sich immer besonders um andere kümmert und eigene Ansprüche aufgibt. Er erlebt, dass andere sich ihm gegenüber verschließen und Ansprüche stellen. Welche therapeutische Intervention wäre in diesem Fall am wenigsten geeignet?
Flashcards
Psychodynamische Perspektive
Psychodynamische Perspektive
Psychodynamische Modelle und Therapien im Kontext affektiver Störungen, insbesondere Depression.
Symptome einer depressiven Episode
Symptome einer depressiven Episode
Traurigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen, Appetitveränderungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schuldgefühle, Suizidgedanken.
Prävalenz von Depression
Prävalenz von Depression
1-Jahres-Prävalenz: 6,9%, Lebenszeitprävalenz: 23%. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Erkrankungsalter bei Depression
Erkrankungsalter bei Depression
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Mortalität bei Depression
Mortalität bei Depression
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Komorbidität bei Depression
Komorbidität bei Depression
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Risikofaktoren für Depression
Risikofaktoren für Depression
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Objektale Differenzierung
Objektale Differenzierung
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Zentrale depressive Angst
Zentrale depressive Angst
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Paradiesischer Zustand
Paradiesischer Zustand
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Enttäuschungswut
Enttäuschungswut
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Doppelte Enttäuschung
Doppelte Enttäuschung
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Beziehung schützen
Beziehung schützen
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Gnadenloses Über-Ich
Gnadenloses Über-Ich
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Gehemmte Aggression
Gehemmte Aggression
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Interaktionsmechanismus
Interaktionsmechanismus
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Metaphern in Therapie
Metaphern in Therapie
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Interpersonelle Funktion von Symptomen
Interpersonelle Funktion von Symptomen
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Ambivalenz in der Therapie
Ambivalenz in der Therapie
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Ambivalenz aufgreifen
Ambivalenz aufgreifen
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Prognose formulieren
Prognose formulieren
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Psychodynamische Auslöser
Psychodynamische Auslöser
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Folge negativer Impulse
Folge negativer Impulse
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Störungsverständnis
Störungsverständnis
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Aufklärung über Behandlung
Aufklärung über Behandlung
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Behandlungsziele klären
Behandlungsziele klären
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Einfache Erklärung
Einfache Erklärung
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Funktionalität betonen
Funktionalität betonen
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Frühzeitige Überforderung vermeiden
Frühzeitige Überforderung vermeiden
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Weitere Gefühle ansprechen
Weitere Gefühle ansprechen
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Autarkie (aktiv)
Autarkie (aktiv)
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Abwehr der Bedürftigkeit
Abwehr der Bedürftigkeit
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Altruistische Abtretung
Altruistische Abtretung
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Sich 'unverzichtbar' machen
Sich 'unverzichtbar' machen
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Abwehr von Aggression
Abwehr von Aggression
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Patient (kümmernd)
Patient (kümmernd)
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Andere (anspruchsvoll)
Andere (anspruchsvoll)
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Andere (kontrollierend)
Andere (kontrollierend)
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Reaktion der Anderen
Reaktion der Anderen
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Biografische Bedingungen
Biografische Bedingungen
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Study Notes
Psychodynamische Modelle und Therapien: Modelle und Psychotherapie der Depression
- Die Vorlesung zum Wintersemester 2024/2025 wird von Dr. Sonja Etzler im Rahmen des Mastermoduls 4 am Institut für Psychologie der Universität Kassel gehalten.
- Die Vorlesung behandelt psychodynamische Modelle und Therapien mit Fokus auf Depression.
Gliederung der Vorlesung
- Die Vorlesung deckt im Wintersemester 2024/2025 verschiedene Themen ab, darunter:
- Psychodynamisches Störungsverständnis
- Analytische Psychotherapie
- Modelle und Psychotherapie der Depression
- Modelle und Psychotherapie verschiedener Störungen (Angst, Traumafolgen, Persönlichkeit)
- Psychodynamische Therapie bei Kindern und Jugendlichen und in Gruppen
- Forschung und Puffer
- Klausurtermine sind der 19.02.2025 und der 16.04.2025.
Agenda
- Folgende Themen werden in der Sitzung behandelt:
- Psychodynamisches Störungsmodell der Depression
- Psychodynamische Behandlung einer Depression
- Beispielvideo
Affektive Störungen
- Die Einteilung affektiver Störungen erfolgt sowohl nach DSM-IV als auch nach ICD-10.
- ICD-10 listet:
- Manische Episode (F30)
- Bipolare affektive Störung (F31)
- Depressive Episode (F32)
- Rezidivierende depressive Störung (F33)
- Anhaltende affektive Störungen (F34)
- Zyklothymia (F34.0)
- Dysthymia (F34.1)
- DSM-IV listet:
- Manische Episode (296.0)
- Bipolar I Störung (296.5x)
- Bipolar II Störung (296.89)
- Major Depression, einzelne Episode (296.2)
- Major Depression, rezidivierend (296.3)
- Zyklothyme Störung (301.13)
- Dysthyme Störung (300.4)
Symptome einer depressiven Episode
- Zentrale Merkmale einer depressiven Episode (ICD-10):
- Gedrückte Stimmung
- Interessenverlust
- Freudlosigkeit
- Antriebsverminderung
- Erhöhte Ermüdbarkeit
- Andere häufige Symptome (ICD-10):
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken, Suizidhandlungen
- Schlafstörungen
- Verminderter Appetit
Prävalenz, Verlauf und Komorbidität
- Ein-Jahres-Prävalenz: 6,9%, Lebenszeitprävalenz: 23%.
- Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
- Erkrankungsalter: Durchschnitt Mitte 20, Median Anfang 30.
- Mortalität: Etwa 15% durch Suizid, erhöhte unfall- und krankheitsbedingte Mortalität.
- Komorbidität: Körperliche und psychische Erkrankungen treten in 75% - 90% der Fälle auf.
- Verlauf: Starke Variabilität.
Risikofaktoren
- Sozioökonomische Faktoren: Familienstand, vertrauensvolle Beziehungen, Arbeitslosigkeit, Einkommen, niedriges Ausbildungsniveau.
- Stressreiche Belastungen: Tod einer geliebten Person, Scheidung (wichtig bei ersten Episoden), traumatische Ereignisse.
- Mangelnde soziale Unterstützung: Bedingt den Verlauf.
- Erziehungsstil: "Gefühlsarme Kontrolle".
- Familiäre Belastung/genetische Disposition: Hohes Risiko bei familiärer Belastung, Alkoholabhängigkeit, ADHS.
Ätiologie der Depression
- Freud (1916) postulierte frühkindlichen Objektverlust oder Liebesverlust als Prädisposition.
- Abraham (1924) sah schwere Liebesenttäuschung an der Mutter als Ursache.
- Bibring (1952) sprach vom "Trauma der Hilflosigkeit" des Ichs.
- André Green (1993) beschreibt die "tote Mutter", d.h. eine äußerlich anwesende, innerlich aber abwesende Mutter.
- Wiederkehrende Themen aus Fallberichten (Will et al., 2008): Signifikante Objektverluste, widrige Lebensumwelt, Anpassung des Kindes an elterliche Bedürfnisse.
Der Depressive Grundkonflikt
- Vulnerabilität für die Entwicklung einer Depressiven Störung beinhaltet:
- Objektale Differenzierung
- Zentrale depressive Angst (Liebe des Objekts zu verlieren)
- Sehnsucht nach einem „Paradiesischen Zustand" (Liebe/Zuneigung war zeitweise da)
- Enttäuschungswut
- Doppelte Enttäuschung (in Bezug auf die Beziehungsgestaltung anderen ausgeliefert zu sein)
- Schutz der Beziehung (Aggression muss ins Unbewusste verbannt werden)
- Gnadenloses Über-Ich (Schuldgefühle, Selbstanklagen)
- Interaktionsmechanismus: Spannung zwischen Abhängigkeit und Aggression.
- Verhalten der Person: Gehemmte Aggression, Selbstentwertung, Pseudoaltruismus.
- Verhalten des Gegenübers: Aggression, Kritik => Verunsicherung.
- Verarbeitung des depressiven Grundkonflikts: Bleibende Bedürfnisse, Affekte (Enttäuschung, Hilflosigkeit, Wut, Selbstzweifel), strukturelle Integration.
Verarbeitungsformen des depressiven Grundkonflikts
- Altruistische Verarbeitung (Rudolf, 2008):
- Hilfreich sein, um Verlassenwerden und Wertlosigkeit zu begegnen
- Selbstverleugnung und Selbstaufopferung
- Schuldgefühle
- Selbstvorwürfe
- Wiedergutmachungshandlungen
- Nähe durch Anstrengungen und Verzicht
- Narzisstische Verarbeitung:
- Selbstidentifikation mit Idealvorstellungen
- Zufuhr von Bewunderung und Anerkennung
- Abwertung von Objekten
- Folgen: Rückzug, Selbstzerstörung, Körpersymptomatik
Krankheitsbilder als Folge des depressiven Grundkonflikts
- Depression
- Suizidalität/Selbstschädigung
- Sucht
- Somatisierung
Schematische Darstellung
- Ätiologie (Objektverlust, "tote" Mutter, Kontrolle) führt zu Psychogenese (Hilflosigkeit, Wut, Introjektion)
- daraus entstehen pathologische Veränderungen (Depressiver Grundkonflikt, Objektsehnsucht)
- dies mündet in die Verarbeitung des depressiven Grundkonflikts (altruistisch, narzisstisch)
- was zu Kranksein (Depression, Sucht, Suizidalität) und zu Krankheitsfolgen (Krankenrolle) führt.
- Auslöser (Krisen) können diesen Prozess verstärken.
Konflikt und Struktur bei Depression
- Analyse von OPD-2-Daten (N = 280 Patienten mit unipolarer Depression):
- Häufigster Hauptkonflikt: Versorgung vs. Autarkie (aktiv)
- Zweithäufigster Konflikt: Selbstwertkonflikt (passiv)
- Mäßiges Niveau (n = 137)
- Struktur ist schlechter als mäßig bei Abhängigkeit/Individuation (passiv) oder Selbstwertkonflikt (passiv)
- Die wichtigsten vier Typen sind:
- Strukturell gut ("neurotisch"): Versorgung-vs.-Autarkie (aktiv), mäßig; Selbstwertkonflikt (passiv), mäßig
- Strukturell eingeschränkt: Abhängigkeit/Individuation (passiv), schlechter als mäßig; Selbstwertkonflikt (passiv), schlechter als mäßig
Psychodynamische Psychotherapie bei Depression - Typus 1
- Depression - Typus: "Ich brauche nichts für mich"
- Pseudoaltruismus auf mäßigem Strukturniveau
Phasen der Therapie
- Es gibt verschiedene Phasen der Therapie:
- Erstgespräch – Diagnostik und Anamnese
- Probatorik
- Phase I: Behandlung der akuten Symptomatik
- Phase II: Behandlung der Vulnerabilität
- Phase III: Beendigung
OPD Konflikt Versorgung vs. Autarkie (aktiv)
- Der Modus der Autarkie erfüllt mehrfache Funktionen:
- Abwehr der eigenen Bedürftigkeit und des Neids
- Altruistische Abtretung
- Sich „unverzichtbar“ machen
- Abwehr von Aggression
Typisches Beziehungsmuster
- Der Patient erlebt sich selbst als besonders kümmernd und eigene Ansprüche aufgebend.
- Der Patient erlebt andere als ihn vernachlässigend, sich verschließend und Ansprüche stellend.
- Andere erleben den Patienten als latent Ansprüche stellend, latent Vorwürfe machend und Kontrolle ausübend.
- Andere erleben sich gegenüber dem Patienten als sich zurückziehend, sich abgrenzend und ihre Eigenständigkeit betonend.
Typische biografische Bedingungskonstellation
- Äußere Bedingungen: Ältestes von mehreren Kindern, eine überforderte Mutter/Eltern, frühe Verantwortungsübernahme, Krankheit von Geschwistern oder Eltern.
- Spezifische Beziehungskonstellationen: Keine eigenen Wünsche oder Ansprüche stellen dürfen; Anerkennung nur durch Erfüllen einer "Funktion" für andere.
- Entstehende Psychodynamik:
- Nicht integrierte eigene Bedürftigkeit.
- Bedürftigkeit als bedrohlich in archaischer Form.
- Wünsche müssen sofort und vollständig erfüllt werden.
- Kaum Frustrationstoleranz, da Unterdrückung von Wünschen lebenslang.
- Projektion: Die Anderen sind unerbittlich und drohen mit Strafen.
Typische Auslösesituation
- Entsteht ein Teufelskreis durch Enttäuschungswut, die die psychische Verarbeitungsfähigkeit übersteigt und zur Symptombildung führt.
- Andere Krisen wie z.B. Erwachsenwerden der Kinder, Lockerung der Paarbeziehung oder Verlust des Partners können auftreten.
- Aufgrund dessen kommt es zu einer Wirkung der Auslösesituation:
- Aktiviert die im Unbewussten liegende Aggression.
- Schutzreaktion gegen aufdrängende Aggression.
- Depressive Symptomatik fungiert als Gegenregulation auf den Zusammenbruch der bisherigen Konfliktbewältigung.
Typische Gegenübertragungsreaktion
- Bei Patienten mit aktivem Modus des Versorgung-Autarkie-Konflikts:
- Empörung über die Objekte, verbunden mit Rettungsfantasien
- Schnelle Entwicklung einer warmherzigen Bindung, aber auch Gefühl des Gefangenseins
- Ärger über monotone Klagsamkeit und untergründige Ansprüchlichkeit des Patienten
Vorbereitung und Motivation für die Behandlung
- Aufklärung über das Störungsverständnis
- Aufklärung über die Art der Behandlung
- Ambivalenz aufgreifen
- Klärung der Behandlungsziele
Aufklärung über das Störungsverständnis
- Vermittlung des der Behandlung zugrunde liegenden Störungsmodells.
- Einfache Sprache verwenden und Funktionalität der „Lösungen“ betonen.
- Nicht alle Aspekte des individuellen Störungsmodells ansprechen.
- Die Symptomatik kann durch Metaphern eingebunden werden.
- Benennung der interpersonellen Kommunikationsfunktion der Symptomatik.
Ambivalenz aufgreifen
- Patienten sind in Bezug auf die Behandlung üblicherweise hochgradig ambivalent.
- Äußerung großer Zweifel und Widerstand hervorrufen, dass keine Bewegung in Richtung einer Veränderung stattfindet.
- Formulierung einer Prognose vornehmen.
Klärung der Behandlungsziele
- Gemeinsame Erarbeitung realistischer Behandlungsziele.
- Einige Patienten wünschen sich die Wiederherstellung des vorherigen Status quo.
- Behandlungsziele sollten sich auf folgende Bereiche beziehen:
- Veränderung der Symptomatik
- Veränderung des Zugangs zu Wünschen und Gefühlen
- Veränderung des Selbstbildes und der Objektbilder
- Veränderung des interpersonellen Verhaltens
Phase I: Behandlung der akuten Symptomatik
- Bearbeitung der akuten Symptomatik:
- Umstände und Gefühle vor Einsetzen der Symptomatik explorieren
- Persönliche Bedeutungen und regulatorische Funktionen der Symptomatik explorieren
- Aktualgenetische Bedingungen bearbeiten:
- Psychodynamische Konflikte und strukturelle Einschränkungen mit Symptomatik verbinden
- Regulatorische Funktion der Symptomatik verdeutlichen
- Erwartete Veränderungen: Linderung der akuten Symptomatik, reduziertes Agieren in Außenbeziehungen, Konsolidierung der therapeutischen Beziehung
Interventionsbeispiele Phase I: Psychodynamik
- Anerkennung der Erschöpfung, Verknüpfung der Symptomatik mit weiteren Affekten und Fantasien.
- Benennung einer typischen Schwierigkeit
- Interventionen können mit Humor eingebracht werden.
Interventionsbeispiele Phase I: Psychodynamik (Fortsetzung)
- Auf die Wut abheben
- Direkte Fokussierung auf die mit der Symptomatik verknüpften Affekte und Fantasien
- Behandlung der Affekte hat den Charakter einer Exposition gegenüber dem „affektphobisch“ Vermiedenen
Interventionsbeispiele Phase I: Beziehung
- Aufgreifen von Beziehungsaspekten
- Thematisierung der dem Patienten nicht-präsenten Aspekte seines Beziehungsverhaltens
- Zugang zu der eigenen Wunschwelt und Bedürftigkeit des Patienten herstellen.
Phase II: Behandlung der Vulnerabilität
- In der Beziehung:
- Förderung der Übertragung
- Bearbeitung der Muster in Außenbeziehungen, in Übertragungsbeziehung und in vergangenen Beziehungen.
- In der Beziehung:
- Herausarbeiten der Wünsche und der damit verknüpften Affekte
- Bewusstwerdung über abgewehrte Affekte (Wunsch-Affekt-Abwehr-Dynamik)
- Förderung der therapeutischen Beziehung.
- Handhabung regressiver Prozesse, je nach strukturellem Niveau und Notwendigkeit der Umstrukturierung der Persönlichkeit. - In der Struktur - Tolerieren und Bearbeiten der Destabilisierungen und Verunsicherungen im Prozess der Umstrukturierung - Bei Bedarf stützende Technik, Bearbeitung.
Phase II: Behandlung der Vulnerabilität (Fortsetzung)
- Erwartete Veränderungen:
- Besserung der Beziehungen
- Lebendiger Zugang zu eigenen Wünschen und Affekten
- Veränderung der Selbst- und Objektbilder
Stärkung der Ich-Funktionen
- Reduzierung der Anfälligkeit für ein Wiederauftreten der Symptomatik
Interventionsbeispiele Phase II: Komplikationen
- Depressive Patienten im aktiven Modus haben oft die Tendenz, die Behandlung nach Besserungen zu beenden - Muster "Nichts für sich verlangen"
- Abgewehrte Versorgungswünsche drohen in Übertragung zu gelangen
- Versuchungssituation herbeiführen , damit Schuldgefühle und Selbstvorwürfe entstehen.
Interventionsbeispiele Phase II: Komplikationen (Fortsetzung)
- Öffnung gegenüber Versorgungswünschen - Rutschen in passiven Modus
- Oszillieren zwischen Bedürftigkeit und radikaler Entwertung davon
-Gegenübertragung löst Gefühle wie Insuffizienz und Ohnmacht herauf, da der Patient als ein „Fass ohne Boden" angesehen wird und eine ambulante Behandlung nicht ausreicht
Interventionsbeispiele Phase II: Durcharbeiten
- Wenn stabile Beziehung und gute Ich-Funktion gegeben sind, kann sich den Kernaffekten zugewendet werden Einladung sich den Kernaffekten zuzuwenden - schmerlicher Sehnen, der verzweifelten Einsamkeit, der unbändigen Wut
- Bei wortlosen Prozessen viel Weinen &haltende Interventionen
- Bearbeitung der Kernkonflikte mündet in Betrauern der unerfüllten Wünsche
- Durchführung der Bearbeitung für Lebenskontexte
Phase III: Beendigung
- Depressiver Grundkonflikt: Angst vor Verlust des Objekts, Enttäuschungswut.
- Rechtzeitiges Bearbeiten und Begleiten des Abschieds (mind. 10 Stunden im letzten Drittel).
- Themen der Beendigungsphase: -Wiedererleben zentraler Themen, mögliche Symptomrückfälle, Umgang mit Trennung und Unabhängigkeit
Verweise
- Es gibt Podcasts mit dem Titel „Rätsel des Unbewussten“
- Folge 48 zur Depression ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=uhwE8l3Cri4
- Folge 69 zur Weißen Depression ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=zDYCTanN8IM
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Description
Dieses Quiz untersucht Risikofaktoren, Suizidrate und Komorbidität von Depressionen. Zusätzlich werden die Themen belastende Lebensereignisse, „Dysfunctional mate selection“, Erziehungsstile und Therapieansätze beleuchtet.