Berufsethik im Gesundheitswesen

Professionalität und Professionalismus in der Medizin

Profession

• Die Profession, vom lateinischen "professio" (Bekenntnis/Gewerbe/Beruf), wird als akademischer Beruf mit hohem Prestige angesehen.
• Die Ausübung einer Profession erfolgt vor allem wegen der Herausforderung, die in der Aufgabe liegt.
• Weitere Merkmale einer Profession sind ein hoher Grad an beruflicher Organisation (Standesorganisation).
• Persönliche und sachliche Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit in der Tätigkeit sind wesentlich.
• Eine eigene Berufsethik ist kennzeichnend für eine Profession.
• Eine Profession unterscheidet sich von einem Job (befristete Tätigkeit, ausschließlich zum Gelderwerb).
• Sie unterscheidet sich auch von einem Beruf, der den Lebensunterhalt auf Dauer sichern soll.
• Traditionell gehören wenige Berufe wie Arzt, Jurist und Geistlicher zu den Professionen.
• Andere Berufe wie Beratung (Counseling) oder Soziale Arbeit professionalisieren sich zunehmend.
• Stichworte hierbei sind Wissensgesellschaft und Verwissenschaftlichung.

Merkmale der ärztlichen Profession

• Wesentliches Merkmal ist die wissenschaftliche Ausbildung (Studium/Facharztausbildung = 1.Professionalisierung).
• Sie beinhaltet den Erwerb von medizinischem Sachverstand, Wissen, Kenntnissen und Fertigkeiten.
• Ziel der Professionalisierung ist die medizinisch-wissenschaftliche Handlungskompetenz.
• Ein weiteres Merkmal ist das Arzt Sein (Arzt Werden = 2.Professionalisierung).
• Es beinhaltet die Gleichzeitigkeit von persönlicher Nähe zum Patienten und distanzierter Ferne in der spezialisierten Arzt-Patienten-Beziehung.
• Ziel der Professionalisierung ist die ärztliche Kompetenz.

10 Professionelle Verantwortlichkeiten

• Verpflichtung zu professioneller Kompetenz
• Verpflichtung zur Ehrlichkeit gegenüber dem Patienten
• Verpflichtung zu Vertraulichkeit/Verschwiegenheitspflicht
• Verpflichtung zur Aufrechterhaltung einer passenden Beziehung zu Patienten
• Verpflichtung auf ständige Verbesserung der Versorgung
• Verpflichtung zur Verbesserung des Zugangs zur Versorgung
• Verpflichtung zur gerechten Ressourcenverteilung
• Verpflichtung zu einem wissenschaftsbasierten Know-How
• Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des Vertrauens beim Management von Interessenskonflikten
• Verpflichtung zu professioneller Verantwortung

Verpflichtung zu professioneller Kompetenz

• Ärzte sind verpflichtet, sich laufend weiterzubilden (Lifelong Learning).
• Sie tragen die Verantwortung für die Aufrechterhaltung ihres medizinischen Fachwissens.
• Ebenso tragen sie die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der für eine qualitativ gute Versorgung notwendigen klinischen und sozialen Skills.

Verpflichtung zu Ehrlichkeit gegenüber ihren Patienten

• Ärzte sind verpflichtet, Patienten vollständig und ehrlich zu informieren, bevor diese einer Therapie zustimmen.
• Ziel ist das Empowerment der Patienten, um ihnen die Grundlage für eigene Entscheidungen zu geben.
• Dies gilt insbesondere in Situationen, in denen Fehler oder Schädigungen aufgetreten sind.
• Ärzte sind verpflichtet, etwaige Fehler/Schädigungen zu melden und einer entsprechenden Analyse zuzuführen.

Verpflichtung zu Vertraulichkeit/Verschwiegenheitspflicht

• Vertraulichkeit hinsichtlich der Patientendaten ist zentral, um das Vertrauen zu erlangen und zu erhalten.
• Ärzte müssen dabei manchmal eine Rechtsgüterabwägung treffen.
• Dies kann z.B. notwendig sein, wenn Patienten mit ihrer Krankheit andere gefährden.

Verpflichtung zur Aufrechterhaltung einer passenden Beziehung zu Patienten

• Die Verletzbarkeit und Abhängigkeit von Patienten erfordert eine sichere und professionelle Beziehung.
• Sexuelle Kontakte, Finanzgeschäfte und andere private Maßnahmen zur Ausbeutung von Patienten sind unpassend.

Verpflichtung auf ständige Verbesserung der Versorgung

• Ärzte sind verpflichtet, die Versorgung der Patienten kontinuierlich zu verbessern.
• Dies betrifft die eigene klinische Kompetenz.
• Ebenso die Zusammenarbeit mit Kollegen, um professionelle Fehler und Irrtümer zu vermeiden.
• Das Ziel ist den Übergebrauch medizinischer Einrichtungen zu minimieren und die Prognose zu verbessern.

Verpflichtung zur Verbesserung des Zugangs zur Versorgung

• Medizinische Professionalität erfordert, dass das Ziel aller Gesundheitsmaßnahmen eine einheitliche und standardisierte Versorgungsqualität ist.
• Jeder Arzt ist verpflichtet daran zu arbeiten, Zugangsbarrieren zu minimieren.
• Diese Barrieren können durch Ausbildung, Gesetze, Finanzen und soziale Diskriminierung entstehen.
• Die Haltung beinhaltet auch die Gebiete der Prävention und Gesundheitsvorsorge.

Verpflichtung zur gerechten Ressourcenverteilung

• Neben dem Wohle der Patienten sind Ärzte zu Sparsamkeit und kosteneffektivem Umgang mit limitierten Ressourcen verpflichtet.
• Ärzte sind einer genauen Ressourcenallokation verpflichtet, vor allem im Sinne der Vermeidbarkeit unnötiger Mehrfachuntersuchungen.

Verpflichtung zu einem wissenschaftsbasierten Know-How

• Der soziale Kontrakt basiert größtenteils auf der Erwartung des integeren und passenden Gebrauchs wissenschaftlichen Wissens und der Technologie.
• Ärzte sind verpflichtet, ihre Arbeit an wissenschaftlichen Standards zu orientieren.
• Sie müssen Wissen generieren und es adäquat verwenden.
• Die Profession ist verantwortlich für die Integrität dieses Wissens, das auf wissenschaftlicher Evidenz und ärztlicher Erfahrung basiert.

Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des Vertrauens beim Management von Interessenskonflikten

• Ärzte sind verpflichtet, jeden Interessenskonflikt (zwischen eigenem Vorteil und Nachteil des Patienten etc.) zu erkennen, zu veröffentlichen und korrekt damit umzugehen.
• Dies betrifft insbesondere die Beziehung zwischen Industrie und Ärzten.
• Derartige Beziehungen sind offenzulegen, besonders im wissenschaftlichen Bereich.

Verpflichtung zu professioneller Verantwortung

• Ärzte sind zur Zusammenarbeit verpflichtet, um die Patientenversorgung zu maximieren.
• Sie müssen sich gegenseitig respektvoll behandeln und sich an den Prozessen der Selbstregulation beteiligen (Fehler- und Schadensmanagement, disziplinäre Angelegenheiten etc.).
• Die Profession ist in diesen Fällen zu standardisierten Vorgehensweisen verpflichtet.

Dieses Quiz befasst sich mit der Berufsethik im Gesundheitswesen und konzentriert sich auf die Definition und Merkmale einer Profession. Es werden die Unterschiede zwischen Beruf und Profession, die Bedeutung der Professionalisierung und die ethischen Herausforderungen im Gesundheitswesen untersucht, einschließlich Interessenskonflikte und gerechte Ressourcenverteilung.