Anatomie und Pathologie des Auges

Lernziele und Einführung

• Die Fachapotheke schlussfolgert verbreitete Augenerkrankungen basierend auf Kundensymptomen und Wissen in Anatomie und Physiologie.

Anatomie und Pathologie des Auges

• Betrachtet man ein Auge, so sieht man einen weißen Bereich (Sklera), einen farbigen Bereich (Iris) und einen schwarzen Bereich (Pupille).
• Hornhaut geht in die Bindehaut über, welche den Bindehautsack bildet.
• Unter der Bindehaut liegt die Sklera, die den Augapfel umspannt und ihm Festigkeit verleiht.
• Das Auge muss feucht bleiben, damit die Lider reibungslos gleiten und sich die Hornhaut erneuern kann.
• Tränendrüsen unter der Augenbraue produzieren wässrige Tränenflüssigkeit.
• Talgdrüsen (Meibom-Drüsen) am Lidrand sondern eine ölige Flüssigkeit ab, die sich mit der Tränenflüssigkeit vermischt; eingetrocknetes Sekret dieser Drüsen ist "Schlafsand".
• Der Tränenfilm bedeckt die Augenoberfläche gleichmäßig und wird mit jedem Lidschlag erneuert.
• Der Tränenfilm besteht aus einer Lipidschicht (von Meibom-Drüsen), einer wässrigen Schicht (mit Salzen und Lysozym) und einer Schleimschicht.
• Die Lipidschicht reduziert die Verdunstung.
• Die wässrige Schicht enthält Salze und Proteine zur Keimabwehr.
• Die Schleimschicht verbindet den Tränenfilm mit der Augenoberfläche.
• Tränen fließen nasenseitig über die Tränenkanälchen ab und befeuchten dort ebenfalls.

Zielgruppe Linsenträger

• Harte Linsen "schwimmen" auf dem Tränenfilm und werden wenig von Augenpräparaten beeinflusst.
• Weiche Linsen sind größer, nehmen viel Wasser auf, wodurch sich Stoffe aus der Umgebung im Linsenmaterial ablagern können; Tages- und Monatslinsen gehören dazu.
• Bei Augenpräparaten für Linsenträger folgende Regeln beachten:
• Keine Linsen bei Infektionen tragen.
• 15 Minuten nach Anwendung der Präparate warten, bevor Linsen eingesetzt werden.
• Konservierungsmittelfreie Präparate bevorzugen.
• Leitungswasser ist ungeeignet für die Linsenpflege, da Mineralstoffe die Linsen angreifen und Keime enthalten können.
• Verschiedene Kontaktlinsenflüssigkeiten für die Pflege stehen zur Verfügung:
• Reinigungslösung: Entfernen Proteine und andere Ablagerungen, die Irritationen verursachen und Nährboden für Mikroorganismen sind.
• Spüllösung: Wird nach der Reinigung oder Desinfektion verwendet und eignet sich zum Nachbenetzen.
• Desinfektionslösung: Peroxidlösungen sind gründlich, müssen aber vollständig abgespült werden, um Verätzungen zu vermeiden.
• Aufbewahrungslösung: Täglich frisch verwenden, Linsen vollständig bedecken und Behälter alle 3 Monate ersetzen.
• Benetzlösung: Zur Befeuchtung vor dem Einsetzen, muss der Tränenflüssigkeit angepasst sein.
• "All-in-One"-Lösungen: Vereinfachen die Pflege, da sie Ablagerungen entfernen, Erreger bekämpfen und die Linse befeuchten, aber Vorsicht vor Konservierungsmitteln.

Augenerkrankungen

• Bindehautentzündung (Konjunktivitis):
• Symptome: Gerötete Augen (ein- oder beidseitig), Rötung der Bindehaut, klares/eitriges Sekret, Sandgefühl, Brennen, verklebte Augen am Morgen, Juckreiz.
• Akute Bindehautentzündung: Klares/eitriges Sekret, Brennen, verklebte Augen.
• Allergische Bindehautentzündung: Klares Sekret, Juckreiz, Nasenfluss, Niesreiz, saisonale/situationsbedingte Symptome.
• Trockene Augen: Sandgefühl, paradoxerweise tränende Augen.
• Ursachen einer Konjunktivitis:
• Bakterien, Viren (befallen meist die Hornhaut).
• Allergie (z.B. Heuschnupfen).
• Reizung (Staub, UV-Strahlen, Verletzungen).
• Trockenes Auge.
• Therapie bei Konjunktivitis (Basispflege):
• Nicht reiben.
• Kalte Kompressen können Augenlidödeme lindern.
• Künstliche Tränen zum Ausschwemmen von Allergenen.
• Wenn neben den genannten Symptomen weitere wie Sehstörungen, Übelkeit, Fieber oder Kopfschmerzen auftreten, sollte ein Augenarzt konsultiert werden.
• Lidrandentzündung (Blepharitis):
• Entzündeter Lidrand und Bindehautsack.
• Verkrustungen am Lidrand können die Bindehaut und Hornhaut reizen.
• Wichtig ist eine gute Pflege, z.B. feuchtwarme Schwarzteekompressen und Lidrandmassage zur Entfernung von Krusten.
• Warme Kompressen (8 Minuten, 45 Grad) auflegen, um öliges Sekret zu verflüssigen.
• Lidränder säubern, Verkrustungen entfernen (Babyshampoo oder Blephagel).
• Sanfte Lidmassage (Finger oder Wattestäbchen) zum Ausdrücken des Sekrets.
• Gerstenkorn (Urseli):
• Entzündete Meibom-Drüse.
• Behandlung nahe am Auge ist schwierig.
• Desinfizierende Augentropfen oder antibiotische Salben/Tropfen können bei bakterieller Ursache helfen
• Feuchtwarme Kompressen können schaden und Keime verteilen.
• Bei fehlender Besserung kann ein Einschnitt durch den Augenarzt notwendig sein.

Ergänzende Hinweise

• Bei Augensalben die Anwendungsdauer beachten (z.B. Bepanthen Augensalbe nur 1 Woche nach Öffnung verwenden).
• Salben können das Sehvermögen beeinträchtigen.
• Trockene Wärme ist bei Gerstenkörnern besser als feuchte.
• Bei einem roten Auge ist meist ein Äderchen geplatzt.
• Es entsteht spontan, ist einseitig und verschwindet ohne Behandlung in ein paar Tagen.
• Bei Symptomatik leitet die Apotheke Massnahmen und Produkte, besonders aus der Phytotherapie, ab.
• Bei Augenpräparaten generell konservierungsmittelfreie Produkte bevorzugen, besonders für Linsenträger.
• Konservierungsmittel können Reizungen und Folgeschäden fördern.
• Vasokonstriktoren:
• Wirken gefäßverengend und reduzieren Rötungen.
• Anwendung: Bei Bedarf 1 Tropfen ins betroffene Auge.
• Beachten: Können die Tränenproduktion reduzieren, nicht länger als 1-2 Wochen anwenden, nicht für ältere Menschen, Schwangere oder Stillende geeignet, Anwendung bei Kindern nicht geprüft, können unter Umständen Glaukom auslösen.
• Antihistaminika:
• Blockieren Histaminrezeptoren und greifen in den allergischen Prozess ein.
• Wirken deshalb schnell bei akuten Symptomen.
• Anwendung: Bei Bedarf, auch über mehrere Wochen möglich.
• Beachten: Kombipräparate mit Vasokonstriktoren nur kurzzeitig verwenden.
• Bei Beteiligung der Nase können systemisch wirksame Antihistaminika eingenommen werden.
• Mastzellstabilisatoren:
• Verhindern die Histaminausschüttung.
• Symptome werden nicht ausgelöst.
• Anwendung: Müssen 1-2 Wochen vor der Exposition begonnen werden und regelmäßig angewendet werden.
• Nur noch lokale Präparate für die Augen verfügbar.
• Tränenersatzmittel:
• Wirken auf die wässrige Schicht.
• Je viskoser, desto länger haften sie, können aber verschwommenes Sehen verursachen.
• Zusätze:
• Hyaluronsäure: Bindet Feuchtigkeit.
• Dexpanthenol: Fördert die Regeneration.
• Vitamin A (Retinol): Wichtig für den Aufbau von Haut und Schleimhaut.
• Ectoin: Stabilisiert Haut und Schleimhaut.
• Es gibt auch Tränenersatzmittel auf öliger Basis.
• Anwendung: Mehrmals täglich 1 Tropfen nach Bedarf.
• Für die Lipidschicht können hochwertige Öle (z.B. Nachtkerzenöl, Fischöl) empfohlen werden.

Phytotherapeutika

• Entzündungshemmende Extrakte aus Hamamelis Blatt und Augentrost.
• Schwarztee kann als Augenkompresse angewendet werden, um zähflüssiges Sekret zu lösen.

Allgemeine Maßnahmen

• Augen schonen, Reize meiden, kühlen, Bettruhe in einem abgedunkelten Raum.
• Allergene vermeiden, Augen mit Kochsalzlösung spülen.
• Überheizte, klimatisierte oder verrauchte Räume bei Augentrockenheit meiden.

Weitere Informationen

• Bei chronischen Erkrankungen ist eine Langzeittherapie nötig.
• Mögliche Wirkstoffgruppen: NSAR, Glukokortikoide, Tränenersatzmittel, Antiinfektiva (Antiseptika, Antibiotika, Virustatika), Glaukom-Medikamente.

Entzündungen

• Nicht-infektiöse Entzündungen können durch Trockenheit, Reizungen oder Allergien entstehen und die Lebensqualität beeinträchtigen.

Anatomie des Auges

• Das Auge nimmt optische Reize wahr und leitet sie als elektrische Impulse an das Gehirn weiter.
• Mit zwei Augen sehen wir dreidimensional, da jedes Auge ein leicht unterschiedliches Bild aufnimmt.
• Lederhaut (Sklera): Äußere Schicht, gibt Festigkeit.
• Regenbogenhaut (Iris): Reguliert den Lichteinfall.
• Hornhaut: Äußere, durchsichtige Schicht, bricht das Licht.
• Pupille (Öffnung): Blendenöffnung des Auges.
• Linse: Ermöglicht Scharfstellen.
• Ziliarmuskel: Verändert die Brechkraft der Linse.
• Bindehaut: Schleimhaut, bildet Umschlagfalte.
• Glaskörper: Gelartige Substanz, füllt das Auge aus.
• Blutgefäße der Netzhaut: Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
• Gelber Fleck (Makula): Schärfster Bereich des Sehens.
• Sehnerv: Leitet Impulse zum Gehirn.
• Netzhaut (Retina): Enthält Zäpfchen (Farbsehen) und Stäbchen (Schwarz-Weiß-Sehen).
• Blinder Fleck: Austrittsstelle des Sehnervs, keine Sinneszellen.
• Fachapotheker beschreiben wichtige OTC-Medikamente und deren Anwendung.

Wichtige Hinweise zu Medikamenten

• Vasokonstriktoren (,,Weissmacher''): Nur kurzzeitig sinnvoll; vorübergehende Trockenheit üblich; KI: Engwinkelglaukom, schwere Augeninfektionen.
• Antihistaminika: Rücksprache mit Arzt bei anderen Augentropfen; UAW: Brennen, verschwommenes Sehen, Trockenheit; KI: Allergien, Kinder, schwere Augenprobleme.
• Mastzellstabilisatoren: Ärztlicher Rat bei anderen Augentropfen; UAW: Juckreiz, Brennen, Trockenheit; KI: Allergien, Schwangerschaft/Stillzeit.
• Tränenersatzmittel: In der Regel sicher mit anderen Augentropfen; UAW: Selten Reizungen/Allergien; KI: Allergien.
• Phytotherapeutika: IA/UAW/KI variieren je nach Pflanzenextrakt; KI: Allergien, Schwangerschaft/Stillzeit.
• Glaukom-Spezialitäten: Wirkstoffe zur Senkung des Augeninnendrucks, z.B. Spersacarpine, Prostaglandin-Analoga (Lumigan, Travatan, Xalatan), Carboanhydrase-Hemmer (Azopt, Diamox, Glaupax, Trusopt), Beta-Blocker (Arteoptic LA, Betoptic S, Timoptic/Timoptic-XE, Vistagan), Kombinationen (Cosopt/Cosopt-S, DuoTrav, Xalacom).
• Glaukom-Medikamente müssen lebenslang angewendet werden, um den Zustand zu stabilisieren.
• Je nach Präparat werden täglich 1-2 Tropfen verabreicht.