Überblick über die Sprachgeschichte des Deutschen PDF

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This document provides an overview of the history of the German language, focusing on the Middle High German period. It details characteristics, texts, and the development of the language during this era. The document seems to be lecture notes or similar academic material from a university course.

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VL Überblick über die Sprachgeschichte des Deutschen Sommersemester 2024 Folien 7 Themen für MAP (aus VL) Moodle: (kon+nuierlich wachsende) Liste von Themen/S+chwörtern Semesterende: Überführung in PDF-Dokument zur MAP-Vorbereitung in MAP Fragen zu angeführten S+chwö...

VL Überblick über die Sprachgeschichte des Deutschen Sommersemester 2024 Folien 7 Themen für MAP (aus VL) Moodle: (kon+nuierlich wachsende) Liste von Themen/S+chwörtern Semesterende: Überführung in PDF-Dokument zur MAP-Vorbereitung in MAP Fragen zu angeführten S+chwörtern Frageform: ähnlich wie in Moodle-Aufgaben Lebensdaten von Personen: zur OrienIerung, werden nicht abgefragt Bopp, Carl (1791–1867): Indogermanisch bzw. Indoeuropäisch mögliche Frage: Herkun2 des Begriffs Indogermanisch bzw. Indoeuropäisch nicht Frage nach Lebensdaten Bopps! Mi#elhochdeutsch Mi5elhochdeutsch: Charakteris>ka aufgrund ästhetischer/literaturgeschichtlicher Bedeutung: traditionell Fokus auf Sprache der höfischen Dichtung Zeit der „Staufischen Klassik“ (ca. 1170–1250) „Binnendatierung“ des Mittelhochdeutschen: ca. 1050–1170: Frühmhd. ca. 1170–1250: „Klassisches“ Mhd. ca. 1250–1350: Spätmhd. literaturgeschichtliche Datierung; nicht in sprachlicher Entwicklung begründet! „klassische“ Literatur: Konzentration auf Süden des Sprachgebiets (Obd.) Wolfram von Eschenbach: Ostfränkisch Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg: Alemannisch Nibelungenlied: Bairisch Mi5elhochdeutsch: Textsorten nach wie vor religiöse Literatur (vgl. Ahd.) AuNommen neuer Textsorten weltliche/höfische Dichtung (höfische Lyrik und Epik) Urkunden: Rechtstexte neuer/weiterer Ort der Textentstehung und -produk+on: (weltliche) Fürstenhöfe neben Klöstern charakteris+sch gerade für „klassische“ („höfische“) miRelhochdeutsche Literatur Veränderter Status des Deutschen Althochdeutsch: deutsche Texte von lateinischer Schriftlichkeit abhängig Kontext des Klosters Althochdeutsch = „Sprache der Klöster“ Mittelhochdeutsch: Entstehen einer säkularen Literatur, Deutsch in Rechtstexten keine direkte Abhängigkeit von lateinischer Schriftlichkeit Verlagerung an Fürstenhöfe Mittelhochdeutsch = „Sprache der Höfe“ v.a. „klassisches“ Mittelhochdeutsch Die Vorauer HandschriD „Vorauer HandschriU“ (Vorau, S+Usbibliothek, Cod. 276): wich+gste frühmiRelhochdeutsche SammelhandschriU über ein Dutzend deutsche Texte, u.a. Kaiserchronik Vorauer Bücher Mosis Pfaffe Lambrecht: Alexanderlied Ava: mehrere Texte, u.a. Leben Jesu und Sieben Gaben des Heiligen Geistes Entstehung der HandschriU: 4. Viertel 12. Jh. Textentstehungen: früher Frühmittelhochdeutscher Text: Kaiserchronik breit überlieferter Text 50 bekannte Zeugnisse 20 Handschrigen 30 Fragmente vgl. hjps://handschrikencensus.de/werke/189 drei unterschiedliche Versionen („RedakIonen“) Überlieferung noch deutlich nach Textentstehung Textentstehung: 2. Viertel 12. Jh. älteste vollständige HandschriU: Vorauer HandschriU (4. Viertel 12. Jh.) chronikalisches Werk: Geschichte als Abfolge der römischen und deutschen Kaiser Die Dagegen erhoben sich die Sachsen hekig. ſahſen ſazten ſich do harte widere. ſine Sie wollten dem König wolten dem chunige niewerden un- niemals untertan werden. dertan. der kaiſer beſante ſine man. Der Kaiser berief seine Vasallen, die uoͮ rſten indem riche. ſi komen im die Fürsten im Reich. harte willecliche. manic uermezzen Bereitwillig leisteten sie Heerfolge, man di ſachſen woͮ rden reſlagen. viele kühne Krieger. Die Sachsen wurden erschlagen. https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/stav_ms276/0134/image,info (Übersetzung: Herweg 2014: 345) „langes s“/„SchaD-s“ = „langes s“/„SchaU-s“ in miRelhochdeutschen HandschriUen üblich Frühmijelalter: einzige Form des s ab Hochmijelalter (und dann bis ins Druckzeitalter): in Wort- und Silbenanlaut und -inlaut, im Auslaut Unterscheidung von langem s und rundem s noch in Fraktur üblich (bis 19./beginnendes 20. Jh.) ſicheres = sicheres neuhochdeutsche Orthographie: noch in erhalten (ſ + z) „Ligatur“: Buchstabenverbindung (hier: ſ + z) Die St. Galler NibelungenhandschriD Cod. Sang. 857: wich+ge SammelhandschriU „klassischer“ miRelhochdeutscher Texte mehrere Texte, u.a. Wolfram von Eschenbach: Parzival Wolfram von Eschenbach: Willehalm Nibelungenlied Klage Stricker: Karl der Große Entstehung der HandschriU: 2. DriRel 13. Jh. Textentstehung: zwischen 1190 und 1205 (Heinzle 1994: 48) Nibelungenlied: Überlieferung insgesamt 37 miRelalterliche Textzeugen 13 Handschriken 24 Fragmente vgl. hjps://www.handschrigencensus.de/werke/271 drei besonders alte HandschriUen mit Großbuchstaben A, B und C bezeichnet Siglen von Karl Lachmann St. Galler Handschrik (Cod. Sang. 857): B Auffassung Lachmanns: in St. Galler HandschriU zweitbester Text heuIge Auffassung: bester Text Da+erung der HandschriU: 2. DriRel 13. Jh. relaIv nahe bei Textentstehung (zwischen 1190 und 1205) St. Galler Handschri3 „die edle geschmackvolle pracht der vergoldeten anfangsbuchstaben und gemahlten ersten zeilen der bücher, die einfache schönheit und das maß der freien sicheren züge, der milde glanz der elhochdeutschen die ich gesehn habe.“ (Karl Lachmann 1833) Cod. Sang. 857; hLp://www.e-codices.unifr.ch/en/list/one/csg/0857 Nibelungenlied: Âven>ure 1,2 Ez wuohs in Búrgónden ein vil édel magedîn, daz in allen landen niht schœners mohte sîn, Kriemhilt geheizen: si wart ein scœne wîp. dar umbe muosen degene vil verlíesén den lîp. („normalisierter“ Text nach Bartsch / De Boor / Wisniewski 1979) Cod. Sang. 857; http://www.e-codices.unifr.ch/en/list/one/csg/0857 Mi5elhochdeutsche Urkunden ab spätem 13. Jh.: Überlieferung deutscher Urkunden Regelung/Festsetzung rechtlicher Sachverhalte Ausbreitung aus Süden des Sprachgebiets Einsetzen einer breiten Urkunden-Überlieferung ab ca. 1290 Edition sämtlicher deutscher Urkunden bis und mit 1299: „Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300“ (CAO) begründet von Friedrich Wilhelm (1882–1939); 5 Bände, über 4000 Urkunden meist exakt datierbar (tw. tagesgenau!) ≠ literarische Texte meist sehr genau lokalisierbar (lokale Bezüge) für sprachliche Analysen sehr gut geeignet (≠ „klassische“ Texte) hLps://www.monasterium.net/mom/CH-SNASG/Urkunden/PP.5.C.5/charter Min vrowe div Eb-ſchinne mehthilt von Schenniſ vn̄ elliv div ſamenunge chvndint allen dien, die nv ſint alde her nach chomen ſvn […] ‘Meine Herrin, die ÄbIssin Mechthild von Schänis und der ganze Konvent verkünden allen denen, die nun sind oder hernach kommen sollen […]’ Diz geſchach nach vnſirs hre͛ n geburt tvſint iar vn̄ zwei hundirt iar vn̄ ſehzich vn̄ ſechſ iar an ſant Lucien tage (nach CAO 5: 58 [Nr. N 82]; 1266) ‘Dies geschah nach unseres Herrn Geburt tausend Jahre und zweihundert Jahre und sechzig und sechs Jahre, am Tag der heiligen Lucia’ [= 13.12.1266] Textsorten: Ahd. vs. Mhd. Althochdeutsch: vor allem religiöse Texte (hauptsächlich Übersetzungen) kaum freie dichterische Texte nur zwei Dichter mit Namen bekannt Omrid (9. Jh.), Notker (ca. 950–1022) MiRelhochdeutsch: auch Gebrauchstexte (Urkunden: ab 13. Jh.) viele unterschiedliche dichterische Textsorten höfische Epik (z.B. Wolfram von Eschenbach: Parzival) Heldenepik (Nibelungenlied) Minnelyrik (z.B. Walther von der Vogelweide) Dichter in der Regel mit Namen bekannt Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Goqried von Straßburg, … „Klassische“ mittelhochdeutsche Texte und ihre Überlieferung „Klassisches“ Mi5elhochdeutsch Sprache der höfischen Lyrik und Epik „klassische“ miRelhochdeutsche Texte/Autoren Hartmann von Aue Go~ried von Straßburg Wolfram von Eschenbach Walther von der Vogelweide Nibelungenlied etc. Große Heidelberger LiederhandschriD Große Heidelberger LiederhandschriU = Manessische LiederhandschriU berühmteste Handschrik mijelhochdeutscher Lyrik HandschriU: 1. DriRel 14. Jh., Zürich (= TexRräger) meiste Autoren: Repräsentanten der „Staufischen Klassik“ (ca. 1170– 1250) HandschriU gegenüber Textentstehung: ca. 100 Jahre jünger h@p://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848 Textnota>on und -überlieferung im Mi5elalter ausschließlich handschriftlich Buchdruck: ab ca. 1450 Textproduzent und Textverschrifter meist nicht identisch Schreiber: meist nur klerikal gebildete Personen Schreibfertigkeiten wenig verbreitet Texttradition und Textvervielfältigung: Abschriften und Abschriften von Abschriften potentiell fehlerbehafteter Prozess Textüberlieferung bei „klassischen“ mittelhoch- deutschen Texten oft „autorfern“: ältester Überlieferungsträger mind. 50 Jahre nach Textentstehung hLp://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848 Autorferne Überlieferung „Klassische“ miRelhochdeutsche Texte: autorferne Überlieferung älteste Handschriken ok bedeutend jünger als Zeitpunkt der Textentstehung überlieferte Handschriken ok aus anderen Regionen als Text/Autor AbschriUen: Veränderungen des vermuteten (nicht überlieferten) ursprünglichen Texts Fehler 19. Jh.: gängige Annahme bewusste sprachliche Modernisierung bewusste sprachliche Anpassung an Dialektregion [inhaltliche Veränderungen] Autorfernste Überlieferung: Erec Versroman Hartmanns von Aue nur fünf Zeugnisse bekannt vier Fragmente eine (nahezu) vollständige Handschrik Textentstehung: 1180/90 HandschriU: 1504–1515/16 („Ambraser Heldenbuch“) Wien, Österr. NaIonalbibl., Cod. Ser. nova 2663 große Lücke: über drei Jahrhunderte! ältere Edi+onen: „Rückübersetzung“ in Sprache des 12. Jahrhunderts „Normalisierung“ mi5elhochdeutscher Texte „Normalisierung“: Reak+on der Philologie des 19. Jahrhunderts auf autorferne Überlieferung miRelhochdeutscher Texte Edi+onspraxis: zahlreiche Änderungen gegenüber handschriUlicher Überlieferung Orthographie Sprachstand ok auch textuelle Eingriffe gegenwär+ger Stand: Kri+k an Normalisierung MediävisIk: KriIk an Begriff des „Autors“ im Rahmen der „New Philology“ LinguisIk: fehlender empirischer Bezug, „Kunstsprache“ gegenwär+ge Praxis: nach wie vor zahlreiche normalisierte Edi+onen Karl Lachmann (1793–1851) wich+ger Herausgeber miRelhochdeutscher Texte Freund und Briefpartner der Brüder Grimm seit 1825 Professor an Universität Berlin 1843/44: Rektor der Universität Berlin vgl. hjps://www.hu- berlin.de/de/ueberblick/geschichte/rektoren/lachmann „Normalisierung“ von Sprachstand und Orthographie in Edi+onen „normalisiertes MiRelhochdeutsch“ bis heute Form der meisten EdiIonen literarischer Texte von vielen GrammaIken und Handbüchern verwendet Konstrukt! Kunstsammlung der HU Berlin „Mi5elhochdeutsche Dichtersprache“? (spätroman+sche) Idee des 19. Jahrhunderts: Existenz einer einheitlichen „miRelhochdeutschen Dichtersprache“ „klassische“ Literatur: KonzentraIon auf Süden des Sprachgebiets (Obd.) Wolfram von Eschenbach: Osmränkisch Hartmann von Aue, Goqried von Straßburg: Alemannisch Nibelungenlied: Bairisch Orien+erung an „klassischen“ Höfen im oberdeutschen Gebiet bei Vortrag: Anpassung an „Normen“ dieser „Dichtersprache“ heuIge Auffassung: deutlich skepIscher wenig Evidenz für Existenz einer „höfischen Norm“ 19. Jh.: zusätzliches Argument für Normalisierung Versuch: RekonstrukIon der vermuteten „höfischen Norm“ Fehlende Einheitlichkeit miRelhochdeutsche (ebenso althochdeutsche und frühneuhochdeutsche) Orthographie: keinerlei Einheitlichkeit bedeutende Unterschiede zwischen Handschriken große Unterschiede/fehlende Einheitlichkeit auch innerhalb von Handschriken und Schreibern unterschiedlichste Schreibungen bei ein und demselben Wort Normalisierung: Korrektur der orthographischen Uneinheitlichkeit Ziel der Normalisierung: Hilfe zum (Vor-)Lesen miRelhochdeutscher Texte u.a. Einführung eindeu+ger Bezeichnungen der Vokallänge Normalisiertes Mi5elhochdeutsch: Lachmann lange Vokale: Zirkumflex â = /aː/, î = /iː/ etc. kurze Umlaute: Tremata ä, ö, ü lange Umlaute: Digraphen bzw. Ligaturen (aus zwei Buchstaben zusammengesetzte Zeichen) æ = /ɛː/, œ = /øː/, iu = /yː/ Graphien in manchen (wenigen!) Handschriften nie so konsequent wie in normalisierten Editionen und Handbüchern Bezeichnung der Vokallänge (nicht-umgelautete) Langvokale: von Lachmann konsequent mit Zirkumflex („Dach“) bezeichnet â, ê, î, ô, û Vorbilder Notker-Handschriken (Spätalthochdeutsch, nicht Mijelhochdeutsch!) Gießener Iwein-Handschrik in miRelhochdeutschen HandschriUen: Zirkumflex deutlich seltener nicht so konsequent wie in Notker-HandschriUen Zirkumflexe: êre lêre „Gießener Iwein- ſtrîten Handschrik“: zîten Gießen, UB, ſchône Hs 97, Bl. 1r êren, krône (2. Viertel 13. Jh.) treît warheît landliv̂te hiv̂te iêmer iêmer hLps://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ubgi_hs97/0005/image,info Aufgaben Nachbereitung: Folien anschauen Liste der Begriffe für MAP anschauen Moodle: Aufgaben zu (spät-)althochdeutscher, altniederdeutscher und miRelhochdeutscher Überlieferung (keine neuen Aufgaben)

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