Das Nervensystem PDF

Summary

Dieses Studienheft behandelt das Nervensystem, einschließlich Anatomie und Physiologie, Erkrankungen, Diagnostik und Leitsymptome. Es ist ein umfassendes Lehrmaterial für professionelle Studiengänge.

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HEI12AA-6E Das Nervensystem 0522N01 Das Studienheft und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist nicht erlaubt und bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Rechteinhabers. Dies gilt insbesondere für das öff...

HEI12AA-6E Das Nervensystem 0522N01 Das Studienheft und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist nicht erlaubt und bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Rechteinhabers. Dies gilt insbesondere für das öffentliche Zugänglichmachen via Internet, Vervielfältigungen und Weitergabe. Zulässig ist das Speichern (und Ausdrucken) des Studienheftes für persönliche Zwecke. © © Fernstudienzentrum Fernstudienzentrum Hamburg · Alle Rechte vorbehalten Hamburg Alle Rechte vorbehalten. Falls wir in unseren Studienheften auf Seiten im Internet verweisen / verlinken, haben wir diese nach sorgfältigen Erwägungen ausgewählt. Auf Inhalt und Gestaltung haben wir jedoch keinen Einfluss. Wir distanzieren uns daher ausdrücklich von diesen Seiten, soweit darin rechtswidrige, insbesondere jugendgefährdende oder verfassungsfeindliche Inhalte zutage treten sollten. 0522N01 HEI12AA-6E Das Nervensystem © Fernstudienzentrum Hamburg 0522N01 Dr. Johannes Schön Dr. Friederike Schneider © Fernstudienzentrum Hamburg © In den folgenden Kapiteln beziehen sich die Angaben hinter dem Pfeil (z. B.:  s. BB, Abb. 7.1) auf das Begleitbuch Bierbach, Naturheilpraxis heute, 6. Auflage 2019, © Elsevier GmbH, München. Die in unseren Studienheften verwendeten Personenbezeichnungen schließen ausdrücklich alle Geschlechtsidentitäten ein. Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher Diskriminierung hin- sichtlich der geschlechtlichen Identität. Falls wir in unseren Studienheften auf Seiten im Internet verweisen, haben wir diese nach sorgfältigen Erwägungen ausgewählt. Auf die zukünftige Gestaltung und den Inhalt der Seiten haben wir jedoch keinen Einfluss. Wir distanzieren uns daher ausdrücklich von diesen Seiten, soweit darin rechtswid- rige, insbesondere jugendgefährdende oder verfassungsfeindliche Inhalte zutage treten sollten. Das Nervensystem HEI12AA-6E 0522N01 Inhaltsverzeichnis Einleitung....................................................................................................................... 1 1 Anatomie und Physiologie..................................................................................... 3 1.1 Zentralnervensystem.................................................................................. 4 1.1.1 Großhirn...................................................................................................... 5 1.1.2 Das Zwischenhirn....................................................................................... 8 1.1.3 Hirnstamm und verlängertes Mark........................................................... 9 1.1.4 Kleinhirn...................................................................................................... 10 1.1.5 Versorgungs- und Schutzeinrichtungen des ZNS.................................... 10 1.1.6 Rückenmark................................................................................................. 12 1.2 Peripheres Nervensystem........................................................................... 13 1.3 Vegetatives Nervensystem......................................................................... 15 1.4 Reflexe.......................................................................................................... 17 © Fernstudienzentrum Hamburg Zusammenfassung.................................................................................................... 20 2 Erkrankungen........................................................................................................... 23 2.1 Zentralnervensystem.................................................................................. 23 2.1.1 Durchblutungsstörungen und Blutungen des ZNS.................................. 23 2.1.2 Zerebrale Krampfanfälle und Epilepsie.................................................... 29 2.1.3 Verletzungen................................................................................................ 33 2.1.4 Hirnhaut- und Gehirnentzündung............................................................ 35 2.1.5 Wasserkopf................................................................................................... 36 2.1.6 Tumore......................................................................................................... 37 2.1.7 Erkrankungen und Verletzungen des Rückenmarks................................ 38 2.2 Erkrankungen des peripheren Nervensystems......................................... 40 2.2.1 Erkrankung einzelner Nerven, Nervenwurzelsyndrome........................ 40 2.2.2 Polyneuropathie.......................................................................................... 41 2.3 Systemische und degenerative Erkrankungen des Nervensystems........ 42 2.3.1 Morbus Parkinson....................................................................................... 43 2.3.2 Multiple Sklerose......................................................................................... 45 2.3.3 Demenz und Alzheimer-Krankheit........................................................... 47 2.3.4 Amyotrophe Lateralsklerose...................................................................... 49 2.3.5 Chorea Huntington..................................................................................... 51 2.4 Kopf- und Gesichtsschmerzen................................................................... 52 2.4.1 Kopfschmerzen............................................................................................ 52 2.4.2 Migräne........................................................................................................ 53 2.4.3 Trigeminusneuralgie................................................................................... 54 0522N01 Zusammenfassung.................................................................................................... 55 HEI12AA-6E Inhaltsverzeichnis 3 Diagnostik und Leitsymptome............................................................................... 60 3.1 Untersuchung und Diagnostik................................................................... 60 3.1.1 Anamnese..................................................................................................... 60 3.1.2 Körperliche Untersuchung.......................................................................... 60 3.1.3 Untersuchung des Liquors.......................................................................... 65 3.1.4 Bildgebende Verfahren................................................................................ 65 3.1.5 Apparative neurologische Untersuchungen.............................................. 66 3.2 Leitsymptome und Differenzialdiagnosen................................................ 67 3.2.1 Schwindel..................................................................................................... 67 3.2.2 Kopfschmerzen............................................................................................. 69 3.2.3 Veränderungen des Muskeltonus............................................................... 73 3.2.4 Gangstörungen............................................................................................. 75 3.2.5 Tremor.......................................................................................................... 76 3.2.6 Sensibilitätsstörungen................................................................................. 78 3.2.7 Fazialislähmung........................................................................................... 79 3.2.8 Ataxie und dyskinetisches Syndrom......................................................... 80 3.2.9 Aphasie und Werkzeugstörungen.............................................................. 81 Zusammenfassung..................................................................................................... 81 © Fernstudienzentrum Hamburg Anhang A. Lösungen zu den Aufgaben im Text.......................................................... 84 B. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben............................................... 90 C. Online-Einsendeaufgabe............................................................................. 93 0522N01 HEI12AA-6E Einleitung HEI12AA-6EDas Nervensystem0522N01 Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer, das menschliche Nervensystem macht nur etwa 3 % unseres Körpergewichts aus, aber es verbraucht zehnmal so viel Energie wie andere Körpergewebe. Es ist ein außerordent- lich kompliziertes Netzwerk, in dem in jeder Sekunde Millionen von chemischen Reak- tionen ablaufen. Als Organsystem hat das Nervensystem die Aufgabe, Reize aus der Umwelt und aus dem Körper selbst wahrzunehmen und zu verarbeiten, um sich den jeweiligen Veränderun- gen anzupassen. Alle bewussten und unbewussten Bewegungen und Handlungsabläufe werden vom Nervensystem gesteuert. In Studienheft HEI01A-6E haben Sie sich bereits die Grundlagen des Aufbaus und der Funktion von Nervengewebe angeeignet; in diesem Studienheft werden Sie im ersten Kapitel Ihre Kenntnisse zu Anatomie und Physiologie erweitern und vertiefen. Im um- fangreichen zweiten Kapitel befassen Sie sich mit den zahlreichen Krankheiten und Stö- rungen, die im Nervensystem des Menschen auftreten können. Neurologische Erkran- kungen sind ein beliebtes Thema bei den Amtsarztprüfungen, insbesondere die degenerativen Krankheiten des zentralen Nervensystems wie Morbus Parkinson, die Multiple Sklerose oder die Alzheimer-Demenz. Sie werden verstehen, wie diese Krank- © Fernstudienzentrum Hamburg heiten zustande kommen und welche Symptome die Patienten entwickeln. Im dritten Kapitel erwerben Sie Kenntnisse zu den speziellen Untersuchungsmethoden und neurologischen Tests, von denen Sie als Heilpraktiker nur eine begrenzte Anzahl selbst durchführen können. Zum Abschluss wiederholen Sie in kompakter Form die wichtigsten Leitsymptome von Erkrankungen des Nervensystems. Wir wünschen viel Erfolg beim Durcharbeiten dieser Lerneinheit. Das Team Ihrer Fernschule HEI12AA-6E 1 © Fernstudienzentrum Hamburg HEI12AA-6E 2 1 1 Anatomie und Physiologie Sie erhalten einen Überblick über den Aufbau und die Funktion des menschlichen Nervensystems. Zunächst befassen Sie sich mit dem zentralen Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark. Sie lernen die unterschiedlichen Anteile des Zent- ralnervensystems mit seinen vielfältigen Aufgaben kennen. Anschließend be- trachten wir das periphere Nervensystem, das aus allen Nerven außerhalb des Zentralnervensystems besteht und für Muskelaktivität und die Weiterleitung von Sinneswahrnehmungen zuständig ist. Das vegetative Nervensystem steuert die unwillkürlichen Funktionen des Körpers. Auch die Reflexe, mit denen Sie sich zum Abschluss beschäftigen, lassen sich nicht vom Willen beeinflussen und sind wichtig bei der Diagnose von Erkrankungen des Nervensystems. Das Nervengewebe nimmt Veränderungen innerhalb und außerhalb des Organismus auf. Es deutet und analysiert die aufgenommenen Reize, um entsprechend auf sie reagie- ren zu können. Das Nervensystem reguliert zusammen mit dem Hormonsystem die Leistungen der Organsysteme und passt den Organismus an die Anforderungen der Au- ßenwelt an. Es setzt sich aus dem ▶Zentralnervensystem (ZNS) und dem ▶peripheren Nervensystem (PNS) zusammen. Zum ZNS zählen das Gehirn und das Rückenmark und zum PNS zählen die 12 Hirnnervenpaare und die 31 Spinalnervenpaare. © Fernstudienzentrum Hamburg Funktionell gliedert sich das Nervensystem in ein willkürliches Nervensystem und ein unwillkürliches (vegetatives) Nervensystem auf.  S. BB, Abb. 23.1 Den Aufbau und die Funktion der einzelnen Nervenzelle haben Sie im Studienheft HEI01A-6E bereits kennengelernt. Daher fangen wir mit ein paar Aufgaben an, um Ihr Wissen über die physiologischen Grundlagen der Nervenfunktionen aufzufrischen. Aufgabe 1.1: Beschreiben Sie kurz den Aufbau einer Nervenzelle ( s. BB, Kap. 7.11.8). ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Aufgabe 1.2: Wo wird in der Nervenzelle der Reiz aufgenommen, wohin wird er weitergeleitet? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ HEI12AA-6E 3 1 Anatomie und Physiologie Aufgabe 1.3: Erklären Sie kurz die Elektrophysiologie der Nervenzelle. Was versteht man unter Ruhe- und Aktionspotenzial, wo liegen welche Ionen wann vermehrt vor? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Aufgabe 1.4: Was versteht man unter saltatorischer Erregungsweiterleitung? Wodurch wird diese ermöglicht? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ © Fernstudienzentrum Hamburg ___________________________________________________________________ Aufgabe 1.5: Was versteht man unter Neurotransmittern? Nennen Sie ein paar Beispiele. ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Haben Sie alles noch gewusst? Wenn ja, alle Achtung! Jetzt können wir also weitergehen und uns mit der großen Kommandozentrale, dem zentralen Nervensystem, befassen! 1.1 Zentralnervensystem Das Zentralnervensystem (ZNS) umfasst das Gehirn und das Rückenmark. Das Gehirn (Encephalon) steuert alle lebenswichtigen Körperfunktionen und ermög- licht die Wahrnehmung und Reaktion auf Sinneseindrücke, das Denken, das Sprechen und die Entscheidungsfindung sowie die Koordination der Bewegungsabläufe. Es wiegt durchschnittlich 1,4 kg, befindet sich von Knochen geschützt in der Schädel- höhle und besteht aus Nervenzellen (Neuronen) und Stützzellen (Gliazellen). Über die Nervenzellen werden Informationen mittels elektrischer Potenziale im Körper weiterge- tragen. 4 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Die vergleichsweise kleineren ▶Gliazellen stützen und schützen die Nervenzellen. Zu den Gliazellen gehören u. a. die Astrozyten, die Oligodendrozyten, die Schwann-Zellen und die Mikroglia (Mikrogliazellen). Dies sind alles spezialisierte Zellen zur Aufrechter- haltung der für die Nervenzellen erforderlichen biochemischen Umgebung, der Be- kämpfung eindringender Mikroorganismen und der Produktion bestimmter Substanzen, die die Nervenzellen physikalisch stützen und schützen. Das Gehirn ist in folgende Abschnitte unterteilt: Großhirn Zwischenhirn Hirnstamm (bestehend aus Mittelhirn, Brücke und verlängertem Rückenmark) Kleinhirn  S. BB, Abb. 23.2 Das Zentralnervensystem besteht aus Gehirn und Rückenmark. 1.1.1 Großhirn Das Großhirn (Telencephalon, Endhirn) umfasst, wie der Name schon ausdrückt, den © Fernstudienzentrum Hamburg größten Teil des Gehirns und enthält 70 % aller Neurone. Es ist für die Bewertung der Reize, die Entwicklung von Gedanken und Emotionen sowie für die Gedächtnisbildung und -speicherung zuständig. Es besteht aus zwei Hälften (Hemisphären), die von einem Balken (Corpus callosum) aus weißer Substanz zusammengeführt werden. Jede Hälfte wird von einer 1,5–4 mm di- cken Schicht aus grauer Substanz, der Großhirnrinde (Cortex), bedeckt. Die Unterschei- dung von grauer und weißer Substanz lässt sich leicht nachvollziehen: Die Axone sind von einer fetthaltigen weißen Myelinscheide umkleidet und die Zellkörper mit den Den- driten erscheinen in einem präparierten Gehirn insgesamt eher grau. Aufgabe 1.6: Wozu dient entsprechend der Zusammensetzung (weiße Substanz = Axone zur Weiterleitung, graue Substanz = Neurone mit Dendriten zur Verschaltung mit ande- ren Neuronen) folglich... 1.... der Balken (Corpus callosum)? 2.... die Hirnrinde (Cortex)? a) zur Neuverschaltung, d. h. Verarbeitung der Nervenimpulse b) zur Weiterleitung von Nervenerregungen von einer Hemisphäre zur anderen Die äußere Oberfläche des Großhirns ist geprägt von zahlreichen Windungen (Gyrus, Mehrzahl Gyri) und Furchen (Sulcus, Mehrzahl Sulci). Die Furchen unterteilen die bei- den Großhirnhemisphären in jeweils vier Großhirnlappen.  S. BB, Abb. 23.3 HEI12AA-6E 5 1 Anatomie und Physiologie Großhirnlappen Die vier Großhirnlappen sind: der Stirnlappen (Lobus frontalis) der Scheitellappen (Lobus parietalis) der Schläfenlappen (Lobus temporalis) der Hinterhauptslappen (Lobus occipitalis) Nun zu den Furchen, mit deren Hilfe sich die Gehirnlappen unterscheiden lassen: Die beiden Großhirnhälften werden durch die Längsfurche (Fissura longitudinalis) getrennt. Die Zentralfurche (Sulcus centralis) trennt den Stirnlappen vom Scheitellappen. Die seitliche Großhirnfurche (Sulcus lateralis) trennt den Schläfenlappen vom Schei- tellappen. Die Scheitel-Hinterhauptsfurche (Sulcus parieto-occipitalis) begrenzt den Hinter- hauptslappen nach vorn. Studien an Patienten mit dauerhaften Schädigungen der Großhirnrinde ergaben, dass © Fernstudienzentrum Hamburg die Folgen davon abhängen, welches Areal geschädigt wurde. So konnten die verschie- denen Hirnleistungen den anatomischen Gegebenheiten (▶Rindenfeldern) zugeordnet werden. Mittels neuerer Untersuchungsmethoden wie beispielsweise MRT (Magnetreso- nanztomografie = Kernspintomografie) lassen sich diese Zuordnungen noch deutlich verbessern. Rindenfelder sind Nervenzellverbände mit ähnlichen Funktionen. Die wichtigsten Rindenfelder sind ( s. BB, Abb. 23.6): das ▶primär motorische Rindenfeld, Gyrus praecentralis (zuständig für aktive Be- wegungen) das ▶primär sensorische Rindenfeld, Gyrus postcentralis (zuständig für bewusste Empfindungen) das Sprachzentrum, ▶Broca-Sprachzentrum (zuständig für aktives Sprechen) das ▶Wernicke-Zentrum (zuständig für Sprachverständnis) das Hörzentrum im Schläfenlappen des Großhirns das Lesezentrum im hinteren Scheitellappen das Sehzentrum im Hinterhauptslappen Auf dem primär motorischen und primär sensorischen Rindenfeld sind die motorischen und sensorischen bewussten Fähigkeiten lokalisiert. Wenn man diese beiden Rindenfel- der genauer untersucht, stellt man fest, dass dort eine Art Spiegelbild des gesamten Men- schen repräsentiert ist, also dort sozusagen entsprechend den genauen Zuordnungen ein „Homunkulus“ (Abbildung des Menschen) projiziert ist ( s. BB, Abb. 23.4). 6 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Aufgabe 1.7: Vor bzw. nach welcher Furche, liegt... a)... das primär motorische Rindenfeld (in der Abbildung 23.4 rot)? ________________________________________________________________ b)... das primär sensorische Rindenfeld (in der Abbildung 23.4 blau)? ________________________________________________________________ Aufgabe 1.8: Warum hat in  BB, Abb. 23.4 die Hand Ihrer Meinung nach im primär motori- schen bzw. sensorischen Rindenfeld einen relativ großen Anteil? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Aufgabe 1.9: Warum sind wohl die Lippen sensorisch sehr großflächig repräsentiert? © Fernstudienzentrum Hamburg ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Die Pyramidenbahn Die Pyramidenbahn übermittelt die motorischen Impulse vom motorischen Rindenfeld zum Rückenmark. Der Name leitet sich davon ab, dass im Gehirnschnitt diese Bahnen pyramidenförmig erscheinen. Die meisten Pyramidenbahnfasern kreuzen im Hirn- stamm zur Gegenseite. Insofern versorgt die rechte Gehirnhälfte die linke Körperhälfte und umgekehrt. Die Koordination der Körperbewegungen erfordert allerdings zusätzlich die Mitwirkung des ▶extrapyramidalen Systems. Dieses steuert die Muskelbewegungen und den Mus- keltonus (Anspannung). Die extrapyramidalen Neurone befinden sich unterhalb der Hirnrinde (unter anderem in den Basalganglien und im Hirnstamm) und sind mit dem Kleinhirn, dem visuellen System und dem Gleichgewichtssinn verschaltet. Dadurch erst werden komplexe körperliche Abläufe wie z. B. der aufrechte Gang ermöglicht. Aufgabe 1.10: Stellen Sie sich auf einem Bein aufrecht hin. Dann schließen Sie die Augen. Können Sie das Gleichgewicht halten? Machen Sie sich zu dieser Gleichgewichtsübung No- tizen. ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ HEI12AA-6E 7 1 Anatomie und Physiologie Basalganglien Als ▶Basalganglien (Stammganglien) bezeichnet man die tief (basal) gelegenen Ner- venzellansammlungen oder ▶Kerngebiete des Groß- und Zwischenhirns. Basalganglien sind wichtige Koordinationszentren des extrapyramidalmotorischen Systems, also zur Bewegungskoordination ( s. BB, Abb. 23.7). Eine gravierende Störung der Basalganglien mit der Unfähigkeit zu normalen Bewe- gungsabläufen liegt z. B. bei Morbus Parkinson vor (s. Kap. 2). Ursprünglich fanden die Anatomen diese Zentren durch farbliche Unterschiede von Ge- hirnschnitten nach speziellen Färbungen. Vielleicht sollten wir dabei einmal bedenken, wie skurril es ist, das Gehirn eines Toten mit einem scharfen Messer in Stücke zu schnei- den, um es zu untersuchen und seine Funktionen herauszufinden. Die wichtigsten Basalganglien sind der Vollständigkeit halber (es genügt vermutlich, wenn Sie diese namentlich kennen) im Folgenden aufgezählt: der Schweifkern (Nucleus caudatus) der Schalenkern (Putamen) der Linsenkern (Nucleus lentiformis) der blasse Kern (Globus pallidus) © Fernstudienzentrum Hamburg Limbisches System Das ▶limbische System ( s. BB, Abb. 23.8) umfasst einige eng miteinander verknüpf- te Nervenknoten, die zuständig sind für lebenswichtige Verhaltensfunktionen wie Aus- druck von Gefühlen, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Verteidigung bzw. Aggres- sion, Fortpflanzung und Gedächtnisbildung. Limbus ist die lateinische Bezeichnung für Saum. Die Namensgebung kommt daher, weil die zuerst entdeckten Bereiche des limbi- schen Systems einen schmalen Saum um die zentralen Gehirnbereiche bilden. Heute umfasst der Begriff noch weitere Strukturen. Zum limbischen System gehören u. a.: der Mandelkern (Corpus amygdaloideum) das Ammonshorn (Hippocampus) die Mamillarkörper (Corpora mamillaria) 1.1.2 Das Zwischenhirn Das ▶Zwischenhirn (Dienzephalon) liegt unterhalb der beiden Großhirnhemisphären und besteht aus den Hauptbereichen Thalamus und Hypothalamus, der über den Hypo- physenstiel mit der Hypophyse verbunden ist. Der ▶Thalamus (griech. Gemach, Höhle) hat etwa die Größe einer Walnuss und ist eine wichtige Umschaltstation zur Weiterleitung von Sinnesinformationen zur Großhirnrin- de. So gelangen sensorische Informationen von der Netzhaut der Augen über den Tha- lamus zur Sehrinde im Hinterhauptslappen. Andere Thalamusbereiche dienen der Mus- 8 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 kelsteuerung und Koordination. Der Thalamus wird auch als Tor zum Bewusstsein bezeichnet, da er selektiert, welche (wichtigen) Informationen an das Großhirn weiter- geleitet werden sollen, sodass es nicht zu einer Reizüberflutung kommt. Der ▶Hypothalamus (hypo = darunter) befindet sich auf der Unterseite des Thalamus und ist in Anbetracht seiner Bedeutung als Kontrollzentrum für viele Körperfunktionen wie Hormonsystem, Verhaltenssteuerung, Essen, Trinken, Abwehr und Sexualität er- staunlich klein. Er enthält Rezeptoren (Fühler), die auf Veränderungen im Blutkreislauf (z. B. Temperatur, Hormongehalt, osmotischer Druck) reagieren. Sie kennen den Hypo- thalamus bereits, da hier viele wichtige Hormone produziert und an die Hypophyse wei- tergeben werden. Die kirschkerngroße Hirnanhangsdrüse (▶Hypophyse, s. HEI09A-6E) ist mit dem Hypothalamus anatomisch und funktionell durch den Hypophysenstiel eng verbunden und für die meisten hormonellen Steuerungen zuständig. Das Zwischenhirn besteht v. a. aus Thalamus, Hypothalamus und Hypophyse. 1.1.3 Hirnstamm und verlängertes Mark Der Hirnstamm (Truncus cerebri) besteht aus Mittelhirn, Brücke und verlängertem Rü- ckenmark (Medulla oblongata) ( s. BB, Abb. 23.9). Durch den Hirnstamm führen auf- © Fernstudienzentrum Hamburg steigende (afferente) Nervenbahnen, die Sinnesinformationen von der Peripherie über das Rückenmark zum Gehirn leiten, sowie absteigende (efferente) Nervenbahnen, die motorische Befehle vom Gehirn über das Rückenmark zur Peripherie leiten. Der Hirn- stamm ist der entwicklungsgeschichtlich älteste Gehirnteil und enthält viele wichtige Reflexzentren zur Steuerung lebenswichtiger Funktionen wie Herzschlag und Atmung. Zudem trägt er zur Steuerung von Bewusstseinsebenen bei. Eine Verletzung des Hirn- stammes kann zu Bewusstlosigkeit, Koma und Tod führen. Das ▶Mittelhirn (Mesencephalon) leitet die motorischen Signale vom Großhirn an die Brücke weiter und in umgekehrter Reihenfolge die sensorischen Signale vom Rücken- mark an den Thalamus. Im Mittelhirn liegen Hirnnerven, die die Augenmuskeln versor- gen. Es ist somit an der Augenlid-, Augapfel-, Linsen- und Pupillenmotorik beteiligt. Au- ßerdem befinden sich hier Basalganglien, die als Substantia nigra (schwarze Substanz) bezeichnet werden und bspw. den Neurotransmitter Dopamin ausschütten. Bei dem Krankheitsbild des Morbus Parkinson kommt es zu einer Degeneration der Substantia nigra und somit zu einer verminderten Dopaminausschüttung. In der ▶Brücke (Pons) sind Kerngebiete weiterer Hirnnerven (s. u.) und ein Regulations- zentrum für die Atmung lokalisiert. Hier setzen sich die Bahnen zwischen dem Großhirn und dem Rückenmark fort. Das ▶verlängerte Mark (Medulla oblongata) bildet den unteren Teil des Hirnstammes und dient als Schaltstelle zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark. Es enthält Kern- gebiete von Hirnnerven, Zentren zur Regulation der Atmung und Herztätigkeit sowie eine netzartige Struktur (Formatio reticularis), die an der Steuerung der Bewusstseinsla- ge und der Schmerzwahrnehmung beteiligt ist. HEI12AA-6E 9 1 Anatomie und Physiologie Aufgabe 1.11: Woraus besteht der Hirnstamm? ___________________________________________________________________ 1.1.4 Kleinhirn Das ▶Kleinhirn ist eine blumenkohlförmige Struktur am unteren, hinteren Teil des Ge- hirns. Wie beim Großhirn besteht seine Oberfläche aus einer stark gefalteten Rinde. Das Kleinhirn ist für die Steuerung von Bewegungen zuständig, vor allem für die Koordina- tion der willkürlichen Muskelaktivität sowie für die unwillkürliche Erhaltung des Kör- pergleichgewichts. Es reagiert höchst sensibel auf übermäßigen Alkoholkonsum, dessen Auswirkungen (Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen) zu einem gewissen Grad einer Schädigung des Kleinhirns ähneln. Aufgabe 1.12: Wozu dient das Kleinhirn? © Fernstudienzentrum Hamburg ___________________________________________________________________ 1.1.5 Versorgungs- und Schutzeinrichtungen des ZNS Die Hirnhäute (Meningen), drei dünne, durchgehende Membranen, schützen, bedecken das Gehirn und das Rückenmark ( s. BB, Abb. 23.11 –23.13). Die äußere Membran (▶harte Hirnhaut, Dura mater) ist eine straffe, faserige Schicht. Die mittlere Membran (Arachnoidea, Spinnengewebshaut) ist ein empfindliches Netz aus elastischem Bindegewebe. Knopfförmige Wucherungen der Arachnoidea stülpen sich in das venöse Blutsystem, um den Liquor (Gehirnflüssigkeit, s. u.) in den Blutkreislauf abzuleiten. Die innere Membran (▶weiche Hirnhaut, Pia mater) liegt dem Gehirn auf, besteht aus Bindegewebe und enthält viele Blutgefäße. Den Raum zwischen der Spinnengewebshaut und der weichen Gehirnhaut füllt die Ge- hirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor). Der Liquor (Liquor cerebrospinalis) füllt die Hohlräume des Gehirns (Ventrikel) sowie den Raum unterhalb der Arachnoidea (Sub- arachnoidalraum) aus. Er besteht aus einer klaren Flüssigkeit, die von den Kapillarge- flechten (Plexus choroidei) der Pia mater und der Ventrikel gebildet wird. Die vier Ventrikel sind miteinander verbundene Hohlräume, in denen der Liquor gebil- det, gesammelt und weitergeleitet wird ( s. BB, Abb. 23.14–23.15). Die beiden Seitenventrikel (1. und 2. Ventrikel) sind lang gestreckte, bogenförmig ver- laufende Hohlräume in den Großhirnhemisphären. Sie stehen durch die Zwischenkam- merlöcher (Foramina interventricularia) mit dem im Zwischenhirn gelegenen 3. Ventri- 10 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 kel in Verbindung. Über den Aquädukt, einen schmalen Kanal im Mittelhirn, besteht Verbindung zum 4. Ventrikel. Dieser setzt sich in den Zentralkanal des Rückenmarks (s. u.) fort und weist noch zusätzliche Verbindungen zum Subarachnoidalraum auf. Durch den Liquor wird das zentrale Nervensystem vor Stößen geschützt, mit Nährstof- fen versorgt und von Stoffwechselprodukten befreit. Die etwa 150 ml zirkulierende Flüssigkeit enthalten neben Wasser und Elektrolyten ge- ringe Mengen an Eiweiß (12–50 mg/dl) und Glukose (40–80 mg/dl). Der Liquor durchströmt die vier Ventrikel und gelangt dann in den Subarachnoidal- raum. Dort wird er von den Arachnoidalzotten resorbiert und in das venöse System ab- geleitet. Aufgabe 1.13: Beschreiben Sie den Weg des Liquors im Gehirn. ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ © Fernstudienzentrum Hamburg ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Die Blutversorgung des ZNS ist essenziell, da das Gehirn nur wenige Minuten ohne Sauerstoff auskommen kann. Es verbraucht in körperlicher Ruhe etwa 20 % des gesam- ten benötigten Sauerstoffs! Mehrere Gehirnarterien treten auf der Höhe der Hirnbasis (Unterseite des Gehirns) in die Schädelhöhle ein und geben zahlreiche Äste an tiefere Gehirnabschnitte ab, bevor sie die Großhirnrinde versorgen ( s. BB, Abb. 23.29). Die beiden Kopfschlagadern (rechte und linke Arteria carotis interna) tragen haupt- sächlich zur Blutversorgung des Gehirns bei. In geringerem Maße wird das Gehirn auch von den beiden Wirbelsäulenschlagadern (Aa. vertebrales) gespeist, die in die Arteria basilaris einmünden. Über eine kreisförmige Verbindung (Circulus arteriosus Willisii, auch Circulus arte- riosus cerebri) stehen die genannten Arterien zur Sicherung der Blutversorgung in Verbindung. Die Schädelbasisarterie (A. basilaris) wird vorwiegend von den Wirbelsäulenschlag- adern gespeist und gibt mehrere Äste zum Kleinhirn ab, bevor sie sich in die beiden hinteren Großhirnschlagadern (Aa. cerebri posteriores) aufteilt. Weitere wichtige Hauptarterien des Gehirns sind die Arteria cerebri anterior und die Arteria cerebri media, deren Blutversorgungsgebiete Sie aus  BB, Abb. 23.29 ent- nehmen können. HEI12AA-6E 11 1 Anatomie und Physiologie Der venöse Abfluss geschieht durch Venenkanäle, die Sinus ( s. BB, Abb. 23.30), die das sauerstoffarme Blut zur rechten und linken Vena jugularis und dann zur oberen Hohlvene weiterleiten. Aufgabe 1.14: Jetzt müssen Sie Ihr Wissen über die Gehirnlappen und die Arterienversorgung ent- sprechend  BB, Abb. 23.29 kombinieren. Vervollständigen Sie den Satz. Ein Verschluss der Arteria cerebri posterior führt am ehesten zu Ausfällen der __________funktion. 1.1.6 Rückenmark Das Rückenmark (Medulla spinalis) fungiert als Schaltstation zwischen dem Gehirn und dem peripheren Nervensystem. Es verläuft im Wirbelkanal, einem Hohlraumkanal der Wirbel von der Schädelbasis und endet auf Höhe des 1.-2. Lendenwirbels. Vom Rücken- mark gehen paarig angeordnete Rückenmarksnerven (▶Spinalnerven). Das Rücken- mark hat eine zentrale graue Substanz, die in ein ▶Hinterhorn und ein ▶Vorderhorn, ein ▶Seitenhorn sowie ein zentrales Verbindungsstück unterteilt ist ( s. BB, Abb. © Fernstudienzentrum Hamburg 23.18). In der Mitte verläuft der Zentralkanal, der mit den Liquorräumen des Gehirns verbunden ist. Die graue Substanz ist von weißer Substanz umgeben, die aufsteigende und absteigende Nervenbahnen enthält. Fasern, die ähnliche Informationen weiterleiten, gruppieren sich in Bündeln zu sogenannten Strängen. Wenn das Rückenmark durchtrennt oder verletzt wird, können Befehle vom Gehirn nicht mehr zu den Ebenen unterhalb der Verletzung und sensorische Informationen von diesen Ebenen nicht mehr zum Gehirn gelangen. Zerstörte Neuronen im Rückenmark regenerieren sich nur sehr begrenzt, sodass die Läh- mungen und Sensibilitätsstörungen meist dauerhaft (irreversibel) sind. Aufgabe 1.15: Warum erscheinen die Nervenbahnen des Rückenmarks weiß? ___________________________________________________________________ Das Rückenmark ist 42–45 cm lang. Es erstreckt sich nicht über die gesamte Wirbelsäu- lenlänge. Bei Erwachsenen befindet sich das untere Ende (Conus medullaris) meist auf der Höhe des ersten oder zweiten Lendenwirbels. Darunter befindet sich nur noch eine Ansammlung von Spinalnervenwurzeln (als Pferdeschweif, Cauda equina bezeichnet) , die links und rechts aus den Zwischenwirbellöchern der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeines ein- bzw. austreten. In jedem Rückenmarksabschnitt ( s. BB, Abb. 23.16) enden sensible (afferente) Ner- ven, die Informationen über Berührung, Schmerz, Temperatur, Muskeltonus und Ge- lenkpositionen weiterleiten. Die Informationen werden entweder direkt an der Eintritts- stelle im Rückenmark verarbeitet, um den Spannungszustand der Muskeln zu steuern oder Reflexe (s. u.) auszulösen, oder sie werden mit dem Ziel der bewussten Wahrneh- mung über afferente Nervenfasern an das Gehirn weitergeleitet. Zudem verlaufen im 12 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Rückenmark motorische (efferente) und einige vegetative Nerven, die für die Steue- rung der Muskeln bzw. der inneren Organe zuständig sind. Das Gehirn sendet Steue- rungssignale über die Pyramidenbahnen an die spinalen Motoneuronen (efferente Nerven des Rückenmarks), was die bewusste Steuerung der Muskeln ermöglicht. Aufgabe 1.16: Ordnen Sie zu. Mehrfachzuordnungen sind möglich. 1. afferente Nerven a) gehen vom ZNS (Gehirn, Rückenmark) weg (Afferenzen) b) gehen zum ZNS (Rückenmark, Gehirn) hin 2. efferente Nerven c) gehen zum Erfolgsorgan hin (Efferenzen) d) gehen von Sinneszellen (Rezeptoren) weg e) sind motorische Nerven 1.2 Peripheres Nervensystem Das periphere Nervensystem besteht aus Nervenfasern (Axonen), die die Muskelaktivi- © Fernstudienzentrum Hamburg tät steuern oder sensorische Informationen zum Rückenmark oder zum Hirnstamm zu- rückleiten. Es verbindet das ZNS über die Hirnnerven (12 Paare, s. u.) und die Rücken- marksnerven (31 Paare). Die motorischen Axone, d. h. diejenigen Nervenfasern, die die Muskeln aktivieren, entspringen Zellkörpern, die im Vorderhorn des Rückenmarks lie- gen. Die sensorischen Axone dagegen haben ihren Ursprung in Zellkörpern, die in Gan- glienzellen entlang des Rückenmarks liegen. Ein therapeutisch bedeutender Unterschied zwischen dem peripheren und dem zentralen Nervensystem besteht darin, dass die pe- ripheren Nerven im Gegensatz zu den Axonen im ZNS die Fähigkeit zur Regeneration haben. Hirnnerven Die Hirnnerven sind verantwortlich für die motorische und sensible Versorgung von Kopf und Hals (samt Haut, Schleimhäuten, Augen, Ohren). Sie innervieren auch die Brustorgane (Luftröhre, Bronchien, Lungen und Herz) und die Bauchorgane. Fast alle zwölf Hirnnervenpaare treten am Hirnstamm aus ( s. BB, Abb. 23.19). Wenig Freude bereiten die Hirnnerven im Allgemeinen den Studierenden, denn die komplizierten Namen der Nerven und deren Funktionen sind leider eine reine Pauk-An- gelegenheit … (wenn Sie nicht zufällig bereits Latein können). Wir wollen hier die 12 Hirnnerven der Reihe nach (in römischen Ziffern nummeriert, N. für Nervus) kurz und stichwortartig aufzählen (den Platz daneben brauchen wir für eine spätere Aufgabe): N. I N. olfactorius: Riechnerv N. II N. opticus: Sehnerv N. III N. oculomotorius: Augenbewegungsnerv N. IV N. trochlearis: Augenrollnerv HEI12AA-6E 13 1 Anatomie und Physiologie N. V N. trigeminus: Versorgung der Gesichtshaut, Schleimhaut, Kaumuskeln. Drei Äste: 1. Nervus ophthalmicus, versorgt Augenhöhle und Stirn 2. N. maxillaris, versorgt den Oberkiefer und den Bereich unterhalb der Augenhöhle bis zur Oberlippe 3. N. mandibularis, versorgt Unterkieferbereich und Kaumuskeln N. VI N. abducens: „Augenabziehnerv“ (wendet das Auge nach außen) N. VII N. facialis: Innervierung der Gesichtsmuskulatur N. VIII N. vestibulo-cochlearis: Hör- und Gleichgewichtsnerv N. IX N. glossopharyngeus: Zungen-Rachen-Nerv, Geschmackswahrnehmung N. X N. vagus: wichtigster Nerv des vegetativen Nervensystems, Versorgung ver- schiedener Bereiche im Kopf-, Brust- und Bauchbereich, Hemmung der Herztätigkeit N. XI N. accessorius: Versorgung von M. trapezius und M. sternocleidomastoideus N. XII N. hypoglossus: Zungenbewegung  BB, Tab. 23.2 gibt bei Interesse noch detaillierter Auskunft über die Funktionen und © Fernstudienzentrum Hamburg  BB, Abb. 23.20 ermöglicht den visuellen Lerntypen unter Ihnen eine gute Merkhilfe. Aufgabe 1.17: Zeichnen Sie neben die oben aufgelisteten Hirnnerven deren Funktion in Anlehnung an  BB, Abb. 23.20 ein. Spinalnerven Aus den Spinalkanälen der einzelnen Wirbel entspringen insgesamt 31 Spinalnerven- paare, die jeweils einem Rückenmarkssegment entsprechen. Sie verzweigen sich in be- stimmte Körperregionen und versorgen diese. Schließlich endet jeder dieser Spinalner- ven in einem eigenen Hautbezirk (Dermatom), den er versorgt ( s. BB, Abb. 23.22). Die Anordnung der Dermatome über dem Körper bildet ein Muster, das therapeutisch und diagnostisch genutzt werden kann. Es ist zum Beispiel bei der Diagnose von Rü- ckenmarksverletzungen wichtig, denn bei fehlendem Empfinden kann der Ort der Schä- digung im Rückenmark lokalisiert werden. Die Dermatome entsprechen also dem Ver- teilungsmuster der Spinalnerven und nicht den daraus entspringenden Ästen der einzelnen Hautnerven. Viele Physio- und naturheilkundliche Therapien arbeiten mit den daraus resultierenden Reflexzonen. Nach dem Austritt aus der Wirbelsäule teilt sich jeder Spinalnerv nach dem Spinalgan- glion (Nervenknoten,  s. BB, Abb. 23.17) in sensible und motorische Äste auf. Die auf- steigenden (sensiblen, afferenten) Bahnen, die absteigenden (motorischen, efferenten) Bahnen und die daraus entspringenden Spinalnerven ersehen Sie aus dem Querschnitt des Rückenmarks. Jedes motorische Neuron (efferentes Neuron, Motoneuron) überträgt die Erregung auf die Gruppe von Muskelfasern, die damit eine motorische Einheit bilden (vgl. Studienheft HEI02A-6E). 14 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Die Spinalnerven verzweigen sich nach ihrem Austritt aus der Wirbelsäule zu Geflech- ten (Plexus). Diese werden nach dem Abschnitt benannt, aus dem sie entspringen, und versorgen die entsprechenden Muskelgruppen und Hautareale ( s. BB, Abb. 23.21-22 und Tab. 23.3). 1.3 Vegetatives Nervensystem Das vegetative (autonome) Nervensystem steuert die unbewussten, automatischen Kör- perfunktionen. Das Streben des Körpers nach Aufrechterhaltung eines inneren Gleich- gewichts wird als Homöostase bezeichnet. Hierbei spielt das vegetative Nervensystem eine wichtige Rolle. Aufgabe 1.18: Welches Steuerungssystem ist außer dem Nervensystem verantwortlich für die Homöostase (s. HEI09A-6E)? ___________________________________________________________________ Die meisten Vorgänge des vegetativen Nervensystems laufen unbewusst ab und sind © Fernstudienzentrum Hamburg nicht steuerbar, sodass es auch als unwillkürliches oder autonomes Nervensystem be- zeichnet wird. Trotzdem können einige Körperfunktionen durch bewusste Handlungen beeinflusst werden. Die Wirkung einer Entspannungstherapie auf den Blutdruck ist ein Beispiel hierfür oder die willkürliche Beeinflussung des unwillkürlich funktionierenden Verschlusses von Blase und Darm. Zwar beziehen sich die meisten Aktivitäten des ve- getativen Nervensystems auf eine motorische Aktivierung von Organen und Gewebe, doch es gibt auch viele sensible Nervenfasern, die die motorischen Fasern begleiten und Informationen über innere Organe zum ZNS weiterleiten. Diese Informationen halten das Gehirn und das Rückenmark über Veränderungen im Körper auf dem Laufenden. Das vegetative Nervensystem besteht aus einem sympathischen und einem parasympa- thischen Teil (N. sympathikus und N. parasympathikus). Die beiden Teile sind anato- misch größtenteils getrennt und innervieren die meisten Organe doppelt, da sie in ihrer Wirkung als Gegenspieler auftreten. Sympathisches Nervensystem Das ▶sympathische Nervensystem wird häufig als „Alarmsystem“ bezeichnet. Der N. sympathikus wird in Notsituationen (Kampf oder Flucht) oder bei erhöhter körperlicher Tätigkeit aktiviert, wenn der Organismus zusätzliche Energie zur Vermeidung oder Be- wältigung einer Gefahr benötigt. In solchen Situationen reagiert der Körper mit Herz- klopfen, kaltem Schweiß, erhöhter Atemfrequenz und Pupillenerweiterung. All diese Reaktionen werden vom sympathischen Nervensystem gesteuert. Zudem bewirkt es ein Ansteigen des Blutdrucks, Mundtrockenheit, erhöhte Blutzuckerwerte und eine Erwei- terung der Bronchiolen sowie die Umleitung des Blutflusses vom Verdauungssystem zu den Muskeln. All diese Faktoren erhöhen die Fähigkeit, in Notsituationen die körperli- che Leistungsfähigkeit zu steigern. HEI12AA-6E 15 1 Anatomie und Physiologie Aufgabe 1.19: Zur Wiederholung aus HEI06A-6E: Was sind Bronchiolen und welche Art von Mus- kulatur wird hier vom vegetativen Nervensystem innerviert, welcher der beiden An- teile erweitert die Bronchien? ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Zudem spielt das ▶sympathische Nervensystem bei der Regulierung der Körpertem- peratur eine wichtige Rolle. Es regt die Schweißdrüsen in der Haut an, die Produktion zu steigern und die Körpertemperatur durch Verdunsten des Schweißes zu senken. An- dere Nervenzellen steuern winzige glatte Muskeln in der Haut, die an den Härchen zie- hen, sodass sich diese aufstellen. Diese Reaktion wird landläufig „Gänsehaut“ genannt und hält eine Schicht relativ unbewegter Luft direkt über der Haut, um den Wärmever- lust zu minimieren. Auch bei Angstreaktionen kommt es zur Gänsehaut, was wir bei- spielsweise bei einer Katze deutlich beobachten können, wenn ihr „die Haare zu Berge © Fernstudienzentrum Hamburg stehen“! Im Auge bewirkt der Sympathikus über eine Pupillenerweiterung, dass mehr Licht zur Netzhaut gelangt. Auch das kennen wir: schreckensweite Pupillen. Anatomisch besteht das sympathische Nervensystem aus Nervenzellen im Brustbereich und Lendenabschnitt des Rückenmarks sowie aus einer langen Kette aus Nervengang- lien (Knotenpunkten) entlang der Wirbelsäule. Diese Kette aus Nervenknoten wird als Grenzstrang bezeichnet. Vom Grenzstrang gehen vegetative sympathische Nerven zu anderen Geflechten und den inneren Organen ab ( s. BB, Abb. 23.26 und Abb. 23.27). Einige Nervenfasern des sympathischen Nervensystems laufen zum Nebennierenmark, das als Teil des endokrinen Systems die „Stresshormone“ Adrenalin und Noradrenalin in die Blutbahn abgibt. Parasympathisches Nervensystem Das ▶parasympathische Nervensystem, also der N. parasympathikus ist in den Ruhe- phasen am aktivsten, d. h., wenn der Körper keiner Bedrohung ausgesetzt ist. Seine Hauptaufgabe besteht in der Aktivierung der Verdauung und der Regeneration sowie dem Aufbau von Energiereserven, um den Normalzustand des Körpers wiederherzustel- len. Es fördert auch die Ausscheidung von Urin und Stuhl. Es steigert die Produktion der Speicheldrüsen, sorgt in Magen und Darm für eine Anregung der glatten Muskulatur (und damit der Peristaltik) und der Drüsen (Abgabe von Verdauungssäften). Im Herz- Kreislauf-System senkt das parasympathische Nervensystem die Herzfrequenz und den Blutdruck und leitet das Blut zur Verdauungsförderung aus den Skelettmuskeln zu den Verdauungsorganen. In der Lunge bewirkt es eine Verengung der Bronchiolen. Im Auge führt es zur Verengung der Pupille, sodass weniger Licht zur Netzhaut gelangt. Das pa- rasympathische Nervensystem ist darüber hinaus bei den männlichen Geschlechtsorga- nen an der Erektion beteiligt. 16 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Eine Zusammenfassung der sympathischen und parasympathischen Funktionen sehen Sie in  BB, Abb. 23.23 und als abgekürzte Merkhilfe in Abb. 23.24. 1.4 Reflexe Ein Reflex ist eine unwillkürliche sofortige Bewegung oder andere Reaktion auf einen entsprechenden Reiz. Wenn man eine scharfe oder heiße Oberfläche berührt, zieht man die Hand in einer schlagartigen und unbewussten Reflexreaktion zurück. Es gibt viele alltägliche Reflexe, die für uns selbstverständlich sind. Fällt helles Licht auf das Auge, zieht sich die Pupille reflexartig zusammen, ebenso halten wir beim Stolpern reflexartig das Gleichgewicht (zumindest meistens …). Reflexe werden nicht an das Großhirn wei- tergeleitet, sondern direkt im Rückenmark an efferente Neurone umgeschaltet. Es wer- den Eigenreflexe und Fremdreflexe unterschieden. Beim Reflex geschehen vier Dinge, an denen das Nervensystem beteiligt ist: Rezeption – Umschaltung – Übertragung – Antwort. Ein Reflex ist eine vom Willen unabhängige, immer gleiche Reaktion auf einen Reiz. Eigenreflexe: © Fernstudienzentrum Hamburg Am bekannten Kniesehnenreflex (Patellarsehnenreflex), ein plötzliches Hervorschnel- len des Unterschenkels, wenn die Kniesehne unterhalb des Knies hart getroffen wird, können Sie die vier Abläufe nachvollziehen: Ein kurzer Schlag auf die Sehne (z. B. mit dem Reflexhammer) unterhalb der Kniescheibe (Patellarsehne) dehnt schlagartig den Musculus quadriceps femoris (Oberschenkel- streckmuskel). Die dadurch verursachte Muskeldehnung (Propriozeption = Eigenemp- findung) wird über einen afferenten Nerv an das Hinterhorn des Rückenmarks auf Höhe des entsprechenden Rückenmarkssegments weitergeleitet. Im Vorderhorn findet eine Umschaltung auf die motorische Vorderhornzelle statt. Über die Vorderwurzel verlässt der efferente Impuls das Rückenmark, wird über den Spinalnerv an den gleichen Muskel zurückgeleitet und bewirkt dort als Reflex eine sofortige Kontraktion. Der M. quadriceps zieht sich zusammen und bewirkt eine Streckung im Knie ( BB, Abb. 23.22). Bei diesem Reflex erfolgt die Reizaufnahme und -antwort an demselben Organ und er- fordert nur eine Umschaltung über eine einzige Synapse im Rückenmark. Daher wird diese Art von Reflex auch als Eigenreflex oder ▶monosynaptischer Reflex bezeichnet. Sie fragen sich vielleicht, wozu ein solcher Reflex nötig ist? Stellen Sie sich vor, Sie sprin- gen von einer hohen Mauer. Sie könnten ohne den Patellarsehnenreflex niemals bewusst den Oberschenkel genau im Zeitpunkt des Aufpralls anspannen, um den Stoß abzufan- gen. Durch den Aufprall dagegen wird der M. quadriceps gedehnt, über nur eine Synap- se wird schlagartig der Muskel kontrahiert und ermöglicht somit ein Abfangen des Stur- zes. Bei Fremdreflexen finden Reizaufnahme und Reizantwort dagegen an unterschiedlichen Organen statt. Hier verläuft der Reflexbogen über mehrere Schaltstellen und motorische Neuronen, weshalb Fremdreflexe auch als ▶polysynaptische Reflexe bezeichnet wer- den. Bei der Umschaltung der Fremdreflexe ist die Pyramidenbahn beteiligt, sodass bei HEI12AA-6E 17 1 Anatomie und Physiologie Störungen der Pyramidenbahn die Reflexe pathologisch oder nicht auslösbar werden. Viele Schutzreflexe, wie beispielsweise das Wegziehen der Hand von einer heißen Herd- platte oder der Stolperreflex, sind Fremdreflexe. Das Konzept des ▶konditionierten Reflexes stammt von dem russischen Physiologen Iwan Pawlow, der 1904 für seine Arbeit den Nobelpreis erhielt. Nachdem er beobachtet hatte, dass ein hungriger Hund beim Anblick von Futter anfängt, Speichel zu produzie- ren, läutete er eine Glocke, sobald er Futter hinstellte. Nach einiger Zeit produzierte der Hund bereits beim Ertönen der Glocke Speichel, auch wenn gar kein Futter vorhanden war. Dies wird als konditionierter Reflex bezeichnet, weil die Reflexantwort an eine be- stimmte Kondition (Bedingung, hier: das Ertönen der Glocke) geknüpft wird. Der kon- ditionierte Reflex fällt selbstverständlich unter die Gruppe der Fremdreflexe und ist ge- nauer ausgedrückt ein viszeraler Reflex (lat. viscera = Eingeweide). Viszerale Reflexe werden durch das vegetative Nervensystem ausgelöst. Beispiele sind der Hustenreflex bei Reizung der Bronchialschleimhaut oder die Abwehrspannung bei Peritonitis (Bauchfellentzündung). Aufgabe 1.20: Denken Sie intensiv an eine saure Zitrone, was geschieht dabei? Notieren Sie Ihre Eindrücke. © Fernstudienzentrum Hamburg ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________ Reflexprüfungen ermöglichen die Lokalisation von Nerven und Rückenmarksschädi- gungen bzw. -erkrankungen. Zudem kann die gesunde neurologische Entwicklung des Säuglings anhand von verschiedenen Reflexmustern überprüft werden. Die meisten die- ser Reflexmuster sind nur in bestimmten Entwicklungsphasen auslösbar. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Reflexe aufgelistet. Wie man sie auslöst, können Sie in unserem (fakultativen) Seminar üben. Doch vorher sollten Sie diese lernen und auch zu Hause mal ausprobieren. Eine gute Auflistung der Eigen-, Fremd- und pa- thologischen Reflexe sowie deren Ausführung bietet zudem  BB, Tab. 23.5–23.8. Eigenreflexe Reflex Durchführung und Reflexantwort Bizepssehnenreflex Finger des Behandlers liegt bei gebeugtem Arm des Patienten (BSR) auf der Bizepssehne. Bei Schlag gegen den Finger kommt es zur weiteren Beugung des Ellenbogengelenks. Radiusperiostreflex Ein Schlag mit dem Reflexhammer auf die Kante des Radius- (RPR) köpfchens (distaler Radius) bei angewinkeltem Unterarm führt zur Beugung im Ellenbogengelenk. 18 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Reflex Durchführung und Reflexantwort Trizepssehnenreflex Ein Schlag auf die Trizepssehne unterhalb des Ellenbogens (TSR) bei angehobenem Oberarm und herabhängendem Unterarm führt zur Streckung des Armes. Patellarsehnenreflex Ein Schlag auf die Patellarsehne unterhalb der Kniescheibe (PSR) bei gebeugtem Knie oder herabhängendem Unterschenkel führt zur Streckung im Kniegelenk. Achillessehnenreflex Am besten beim knienden Patienten ausgeführt, führt ein (ASR) Schlag auf die Achillessehne oberhalb der Ferse zu einer Plantarflexion des Fußes. Fremdreflexe Reflex Durchführung und Reflexantwort Babinski-Reflex Wichtiges Zeichen für eine Störung der Pyramidenbahn. (Babinski-Zeichen) Das Bestreichen des Fußes von der Ferse im Bogen Richtung Pyramidenbahn- Großzehe mit spitzem Gegenstand führt bei Pyramiden- © Fernstudienzentrum Hamburg zeichen bahnschädigung zur Spreizung der Zehen und Dorsalexten- sion der Großzehe (= pathologischer Reflex, beim Gesunden also nicht auslösbar!). Bauchhautreflex Kräftiges Bestreichen des Bauches in drei untereinanderlie- genden Linien von der Seite in Richtung Mittellinie führt zur Verziehung des Bauchnabels zur bestrichenen Seite hin. Pupillenreflex Beim Beleuchten des Auges mit einer Lampe verengt sich die Pupille. Kornealreflex Beim Betupfen der Hornhaut des Auges (d. h. der Kornea) mit einem gezwirbelten Wattebausch kommt es zum Lid- schluss. Würgereflex Beim Berühren der Rachenhinterwand mit einem Spatel wird Würgen ausgelöst. Kremasterreflex Beim Bestreichen der Oberschenkelinnenseite kommt es zum Hochziehen des Hodens (durch den M. cremaster). Analreflex Beim Bestreichen der Dammhaut kommt es zur Kontraktion des äußeren Schließmuskels. HEI12AA-6E 19 1 Anatomie und Physiologie Zusammenfassung Das Nervensystem gliedert sich anatomisch in das zentrale Nervensystem (ZNS), beste- hend aus Gehirn und Rückenmark, und das periphere Nervensystem (PNS), das alle au- ßerhalb des ZNS liegenden Nervenzellen und Nervenbahnen umfasst. Entsprechend der Funktion unterteilt man das periphere Nervensystem in das willkürliche Nervensystem zur bewussten Muskelsteuerung und das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem, das die Körperfunktionen ohne willentliche Entscheidung aufrechterhält. Das Gehirn besteht aus Großhirn, Zwischenhirn, Hirnstamm und Kleinhirn, wobei das Großhirn den größten Anteil hat. Die Großhirnrinde besteht aus grauer Substanz, d. h. Nervenzellkörpern. Im Innern finden wir weiße Substanz, d. h. Nervenbahnen. In der Großhirnrinde liegen Areale mit ähnlicher Funktion in den Rindenfeldern bei- sammen. Von besonderer Bedeutung sind die motorischen und die sensorischen Rinden- felder. Es wird zwischen primären und sekundären Rindenfeldern unterschieden. Bei Störungen oder Verletzungen in diesen Gebieten kommt es zu Ausfällen in den dazu- gehörigen Körperfunktionen. Die Axone der Nervenzellen aus den motorischen Rinden- feldern bilden die Pyramidenbahn, die für willkürliche Bewegungen zuständig ist. Die Basalganglien im Mittelhirn sind ebenfalls an der Willkürmotorik beteiligt. Das limbi- sche System spielt eine Rolle bei Emotionen und gefühlsmäßig bedingten Verhaltens- weisen. © Fernstudienzentrum Hamburg Das Zwischenhirn setzt sich aus Thalamus, Hypothalamus und Hypophyse zusammen. Im Thalamus werden die Informationen aus der Peripherie verarbeitet und weitergelei- tet. Hypothalamus und Hypophyse sind wichtige Hormonzentren. Der Hirnstamm ist für wichtige Lebensfunktionen zuständig, während das Kleinhirn die Feinmotorik und die Koordination steuert. Schutzvorrichtungen von Gehirn und Rückenmark sind der Schädel, die Hirnhäute und der Liquor. Der Liquor wird in den Ventrikeln gebildet, zirkuliert durch deren Verbin- dungsgänge bis hinunter in das Rückenmark und wird von Ausstülpungen der Spinnen- gewebshaut (Arachnoidea) wieder resorbiert. Die Blutversorgung wird durch einen Arterienring gewährleistet. Der venöse Abfluss erfolgt über die Sinus. Das Rückenmark stellt die Verbindung zwischen Gehirn und pe- ripherem Nervensystem dar. Es leitet die Reize aus dem peripheren Nervensystem an das zentrale Nervensystem und umgekehrt. Im Rückenmark liegt die graue Substanz innen und die weiße Substanz außen. Das periphere Nervensystem besteht aus 12 Paaren Hirnnerven und 31 Paaren von Spi- nalnerven. Die Hirnnerven verlassen oberhalb des Rückenmarks das ZNS und versorgen überwiegend Kopf und Hals. Die Spinalnerven entspringen den Rückenmark und treten aus den einzelnen Segmenten der Wirbelsäule aus. Sie versorgen den ganzen Körper. Das vegetative Nervensystem arbeitet automatisch. Es setzt sich aus den Anteilen Sym- pathikus und Parasympathikus zusammen. Der N. sympathikus ist der aktivierende Teil (Kampf oder Flucht), der N. parasympathikus ist der beruhigende Teil (Regeneration). Beide Anteile sollten sich im Gleichgewicht befinden. Reflexe sind automatisch ablaufende Reaktionsmuster und werden durch eine neurona- le Verschaltung sensorischer und motorischer Nerven bewirkt. 20 HEI12AA-6E Anatomie und Physiologie 1 Wiederholungsaufgaben 1.1 Welche Aussage zum Liquor cerebrospinalis ist richtig. Markieren Sie die richtige Antwortoption. a)  Er hat eine rötliche Farbe. b)  Er wird vorwiegend vom Plexus choroidei gebildet. c)  Er enthält physiologisch bis 500 mg/dl Eiweiß. d)  Er hat einen Zellgehalt von ca. 30 %. e)  Er beinhaltet reichlich Erythrozyten. 1.2 Das Nervensystem wird anatomisch eingeteilt in... Markieren Sie die richtige Antwortoption. a)  bewusst und vegetativ. b)  zentral und peripher. © Fernstudienzentrum Hamburg c)  afferent und efferent. d)  Sympathikus und Parasympathikus. e)  sensibel und motorisch. 1.3 Welche Aussagen zum vegetativen Nervensystem triffen zu? Markieren Sie die richtige Aussagenkombination. 1. Sympathikus und Parasympathikus sind wesentliche Bestandteile des ve- getativen Nervensystems. 2. Das vegetative Nervensystem wird auch als autonomes, unwillkürliches Nervensystem bezeichnet. 3. Es hat vorwiegend Einfluss auf die quergestreifte Muskulatur, Willkür- motorik. 4. Es regelt hauptsächlich den Geruchssinn des Menschen. 5. Es hat steuernden Einfluss auf die Bildung von Salzsäure im Magen. a)  Nur die Aussagen 1, 2 und 5 sind richtig. b)  Nur die Aussagen 1, 2, 3 und 5 sind richtig. c)  Nur die Aussagen 1, 3, 4 und 5 sind richtig. d)  Nur die Aussagen 3, 4 und 5 sind richtig. e)  Alle Aussagen sind richtig. HEI12AA-6E 21 1 Anatomie und Physiologie 1.4 Welches Hilfsmittel muss man verwenden, wenn man den Kornealreflex prü- fen möchte? Markieren Sie die richtige Antwortoption. a)  Watte b)  Besenstil c)  Schraubenzieher d)  Schuhspitze e)  Proktoskop 1.5 Welche Aussage zum Radiusperiostreflex ist falsch? Markieren Sie die entsprechende Antwortoption. a)  Das Ellenbogengelenk ist bei der Reflexprüfung gebeugt. b)  Bei der Prüfung wird üblicherweise ein Reflexhammer verwendet. c)  Der Reflex wird üblicherweise zu den Muskeleigenreflexen gezählt. d)  Der Reflex lässt sich auslösen durch einen Schlag auf einen bestimmten © Fernstudienzentrum Hamburg Bereich des distalen Radius. e)  Der Reflexerfolg besteht hauptsächlich in einer Streckung im Ellenbo- gengelenk. 1.6 Was bezeichnet der Begriff „motorische Einheit“? Markieren Sie die richtige Antwortoption. a)  eine einzelne Muskelfaser b)  ein einzelnes Motoneuron und alle von diesem innervierten Muskelfa- sern c)  einen einzelnen Nervenimpuls d)  einen Spinalnerv und den dazugehörigen Muskel 1.7 Ordnen Sie zu. 1. Großhirn 2. Medulla oblongata 3. Kleinhirn 4. Brücke 5. Mittelhirn? 22 HEI12AA-6E 2 2 Erkrankungen Da das Nervensystem das komplizierteste Organsystem des menschlichen Kör- pers ist, gibt es entsprechend viele Krankheiten und Störungen. Sie machen sich zuerst mit den Erkrankungen des Zentralnervensystems vertraut. Hierzu gehö- ren Schlaganfall, Blutungen, die Epilepsie, Verletzungen, Entzündungen und Tumore sowie Schädigungen des Rückenmarks. Bei den Krankheiten des periphe- ren Nervensystems können einzelne Nerven betroffen sein oder viele (Polyneuro- pathie). Morbus Parkinson, Multiple Sklerose und Alzheimer-Demenz gehören zu den häufigsten systemischen bzw. degenerativen Erkrankungen des Nervensys- tems. Schließlich befassen Sie sich mit Schmerzzuständen, wie Kopfschmerzen, Migräne und Trigeminusneuralgie. 2.1 Zentralnervensystem 2.1.1 Durchblutungsstörungen und Blutungen des ZNS Zerebrale Durchblutungsstörungen (zerebrovaskuläre Erkrankungen) werden verur- sacht, wenn die Versorgung des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut beeinträchtigt ist. Typisch ist der daraufhin eintretende plötzliche Verlust neurologischer Funktionen. © Fernstudienzentrum Hamburg Der ▶Apoplex (Apoplexie, apoplektischer Insult, Schlaganfall) ist ein Überbegriff für alle vaskulär bedingten, neurologischen Ausfallerscheinungen mit schlagartigem Be- ginn. Entsprechend ihrer Ursache unterscheidet man zwei Formen von Schlaganfällen: Ischämischer Schlaganfall Hämorrhagischer Schlaganfall Ischämischer Schlaganfall Diese Form (85 % der Fälle) besteht in dem Verschluss oder der Blockade einer Hirnar- terie, was zu Sauerstoffmangel (Ischämie) und nachfolgendem Absterben (Infarkt) des von der Arterie versorgten Gehirngewebes führt. Ein solcher Arterienverschluss ist ent- weder die Folge krankhaft veränderter und verdickter Arterienwände (Arteriosklerose) und/oder einer Blockade durch eine Embolie (kleines Blutgerinnsel, das die Arterie ver- stopft). Blutgerinnsel (Thromben) entstehen meist aufgrund einer arteriosklerotisch ver- änderten Halsschlagader oder Hirnarterie oder auch an geschädigten Herzklappen oder durch Herzrhythmusstörungen (v.a. Vorhofflimmern). Die darauffolgenden Funktions- ausfälle hängen davon ab, welche Gehirnregionen durch Sauerstoffmangel geschädigt wurden. Häufig ist die Arteria cerebri media betroffen und es kommt gemäß ihrem Ver- sorgungsgebiet zum Ausfall der Willkürmotorik und/oder Sensibilität auf der gegen- überliegenden Körperseite. Symptome Schwäche, Gefühlsstörungen (Parästhesien), Koordinationsverlust, Sehstörungen und der Verlust der Sprechfähigkeit (Aphasie). Bei der vollständigen Lähmung einer Körper- hälfte spricht man von einer Halbseitenlähmung (Hemiplegie) bzw. bei der unvollstän- HEI12AA-6E 23 2 Erkrankungen digen (teilweisen) Halbseitenlähmung von einer ▶Hemiparese. Schädigungen des Areals, aus dem der motorische Gesichtsnerv (Nervus facialis) entspringt, führen zu ent- sprechenden Lähmungen (Paresen) im Gesichtsbereich. Die Lähmung einer Körperhälfte (Hemiparese = Halbseitenlähmung) ist in der Akutpha- se eine schlaffe Lähmung, die später häufig in eine spastische Lähmung (mit Kontrakti- on der betroffenen Muskeln) übergeht. Je nach Ausdehnung des Schlaganfalls können zusätzliche neurologische Ausfälle wie beispielsweise Sprach- oder Sehstörungen oder eine Bewusstseinstrübung bestehen. Die Symptome treten meist schlagartig auf, können sich aber auch in Schüben über mehrere Tage hinweg entwickeln. Weitere Zuordnungen der Symptome zu den Gefäßen entnehmen Sie  BB, Tab. 23.18. Ein ischämischer Schlaganfall ist ein Gehirninfarkt. Vorboten eines ischämischen Schlaganfalls Kleinere Gefäßblockaden sind manchmal nur vorübergehend und die Auswirkungen verschwinden innerhalb von Minuten oder Stunden. Dann spricht man von einer © Fernstudienzentrum Hamburg ▶transitorischen ischämischen Attacke (TIA). Meist wird die TIA durch ein in der Blut- bahn verschlepptes Blutgerinnsel verursacht, das sich in einer der Gehirnarterien fest- setzt, sich jedoch nach einigen Sekunden oder Minuten wieder löst. Da die Sauerstoff- zufuhr zu dem betreffenden Gehirnbereich nur kurzfristig unterbrochen ist, kann die Gehirnfunktion danach wiederhergestellt werden. Eine TIA dauert meist nur einige Se- kunden bis Minuten, in manchen Fällen jedoch bis zu 24 Stunden. Menschen, die an ei- ner Herzerkrankung, an Arteriosklerose oder Hypertonie leiden, sind besonders anfällig für eine TIA. Die Symptome sind: Sehstörungen, Sprachstörungen, Benommenheit, Taubheits- oder Schwächegefühl in einer oder mehreren Extremitäten oder im Gesicht. Ein Schlaganfall kündigt sich häufig durch eine oder mehrere TIAs im Vorfeld an. Hämorrhagischer Schlaganfall Der zweite, seltenere Typ des Schlaganfalls ist durch das Platzen einer Gehirnarterie ge- kennzeichnet, wodurch sich das Blut im Gehirngewebe oder zwischen den Hirnhäuten ansammelt. Diese Blutung führt zu einer plötzlichen Erhöhung des Schädelinnendrucks und zum Absterben von Nervengewebe. Bedenken Sie, dass es im Schädel keine „Aus- weichmöglichkeit“ gibt: Das Blut verdrängt sozusagen das Nervengewebe, wodurch die- ses in seiner Funktion gestört wird und abstirbt, da es nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe erhält. Genau wie beim ischämischen Schlaganfall sind neurologische Ausfälle die Folge. Unter Umständen drückt der Bluterguss auf lebenswichtige Zentren, sodass die Atmung aussetzt oder der Mensch bewusstlos wird. Diese Form des Schlag- anfalls endet häufig tödlich. Die Ursache kann ein geplatztes Gehirnarterienaneurysma sein. Ein Aneurysma ist eine Aussackung in einer Arterie, meistens durch Arteriosklerose oder aufgrund einer angeborenen Gefäßwandschwäche verursacht. 24 HEI12AA-6E Erkrankungen 2 Aneurysmen im Gehirn befinden sich oft an Stellen, wo Arterien sich verzweigen. Diese Stellen sind von Natur aus Schwachstellen. Hinzu kommt, dass Gehirnarterien eine we- niger dicke Muskelschicht besitzen als die Arterien im Körper. Der hämorrhagische Schlaganfall entsteht aufgrund einer Blutung im Gehirn. Bei der Hirnmassenblutung bspw. durch ein geplatztes Hirnaneurysma kommt es inner- halb weniger Minuten zu lebensgefährlichen Zuständen als Ausdruck der Druckerhö- hung im Gehirn. Zu den Gefahrenzeichen einer Hirndrucksteigerung aufgrund einer Blutung gehören: stärkste (!) Kopfschmerzen Erbrechen Krampfanfälle: Streckkrämpfe mit Überstreckung der Wirbelsäule und der Glied- maßen Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit Die Pupillen können unterschiedlich weit und/oder lichtstarr sein, d. h., sie reagieren nicht mehr auf Lichtreize. Der Puls ist langsam und stark, während der Blutdruck erhöht ist. Dies nennt man einen Druckpuls. © Fernstudienzentrum Hamburg In solchen Fällen muss sofort ärztliche Hilfe gerufen werden! Kommt es zu Einblutung in den Subarachnoidalraum, wird von einer Subarachnoidalb- lutung gesprochen. Behandelt wird ein geplatztes Hirnaneurysma – falls noch Zeit ist – durch eine sofortige Operation. Hierbei wird über einen Leistenkatheter eine Spirale aus Platin in das Aneu- rysma eingeführt, was zu einer Thrombenbildung führt und die Blutung stoppt. In ganz schweren Fällen muss der Schädel eröffnet und das Aneurysma abgeklemmt werden. Neben der Blutung im Gehirn selbst oder Einblutung in den Subarachnoidalraum kann es auch zu Blutungen im Bereich der zwei anderen Hirnhäute kommen. – Das ▶subdurale Hämatom (subdurale Blutung) ist ein venöser Bluterguss zwischen Dura mater und Arachnoidea. Die Ursachen sind meist leichte oder schwere Schä- delverletzungen. Abhängig von der Blutungsstärke entwickeln sich die Symptome eines zunehmenden Hirndrucks (s. u.) innerhalb von Stunden bis Monaten. So wer- den die Symptome (Eintrübung, Pupillendifferenz, Lähmungserscheinungen) manchmal nicht mehr in Verbindung mit der Kopfverletzung gebracht. – Die ▶Epiduralblutung ist eine Blutung in den Epiduralraum zwischen Schädelkno- chen und Dura mater, die dadurch entsteht, dass infolge einer Schädelverletzung eine im Epiduralraum liegende Arterie (Arteria meningea media) platzt. Typisch ist der folgende Ablauf: Infolge der Kopfverletzung ist der Patient kurz bewusstlos, dann kommt ein symptomfreies Intervall, in dem der Patient bei Bewusstsein und ansprechbar ist. Der Druck im Gehirn nimmt aufgrund der arteriellen Blutung im- mer mehr zu, bis erneut Bewusstlosigkeit eintritt. Das Epiduralhämatom muss sofort behandelt werden, um den Gehirndruck zu mindern und die Blutung operativ zu stoppen, sonst wird das Gehirn schnell irreversibel geschädigt! HEI12AA-6E 25 2 Erkrankungen Die folgende Tabelle nach der Überblicksskizze kann Ihnen die Unterscheidung der ge- fäßbedingten Erkrankungen oder Blutungen erleichtern. Bedenken Sie dabei, dass Schlaganfälle sehr häufig sind: Fast jeder dritte Deutsche erleidet einen Schlaganfall, je- der sechste stirbt daran und 30 % der Überlebenden bleiben aufgrund der Hirnschädi- gung dauerhaft invalide! Apoplex Gefäßverschluss Blutung im Gehirn: Hirndruckerhöhung und -schädigung durch Subarachnoidal- Subdural- Epiduralblutung Erkrankung Symptome Ursachen, Hinweise Apoplex Überbegriff für alle vaskulär bedingten, neu- in 85 % durch thrombotischen (apoplektischer rologischen Ausfallerscheinungen mit Gefäßverschluss oder arterielle Insult, Schlaganfall) schlagartigem Beginn: Embolie, in 15 % Hirnblutungen, © Fernstudienzentrum Hamburg Subarachnoidalblutung, Epidu- Bewusstlosigkeit, Koma ral- oder Subduralblutung. Lähmungen/Hemiplegie der kontralateralen Seite Sensibilitätsstörungen Fazialislähmung = Fazialisparese (Herun- terhängen von Augenlid, Wange, Mund- winkel; Speichelfluss) Aphasie Inkontinenz (unwillkürliches Wasserlas- sen oder Einkoten) Schluckstörungen Schock evtl. Zeichen eines erhöhten Hirndrucks Notfall!!! 26 HEI12AA-6E Erkrankungen 2 Erkrankung Symptome Ursachen, Hinweise TIA (transitorische Symptome je nach Lokalisation, leichte und Ursachen der plötzlichen Hirn- ischämische reversible Symptome, evtl. Vorboten für eine durchblutungsstörungen sind Attacke später stattfindende Apoplexie: meist kleine arterielle Embolien, Thrombenbildung oder Blutun- Schwindel, Ohrensausen gen. Risikofaktoren sind: Hyper- Konzentrationsschwäche, Erinnerungs- tonie, Nikotinabusus, Herzer- lücken krankungen, Diabetes mellitus, Schmerzen (Stirn, Augen, Schläfen) Polyglobulie (s. HEI05A-6E) mit dadurch be- evtl. Lähmungserscheinungen dingter Dickflüssigkeit des Blu- Sensibilitätsstörungen tes. innerhalb von 24 Std. Rückbildung der Symptome

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