Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik PDF
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Berufliche Schule des Kreises Ostholstein in Oldenburg
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Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, basierend auf den Ansichten von Milton Friedman, betont die Rolle des Marktes und die Notwendigkeit von Rahmenbedingungen zur Förderung von Angebot und Wettbewerb. Der Text analysiert verschiedene wirtschaftspolitische Ansätze und Maßnahmen, insbesondere die Rolle des Staates bei der Steuerung der Wirtschaft.
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BOS23 angebotsorientierte Wirtschaftspolitik angebotsorientierte Wirtschaftspolitik I. Arbeitsauftrag: Erstellen Sie mit Hilfe der Leitfragen zunächst eine Mindmap, mit deren Hilfe Sie die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik beschreiben u...
BOS23 angebotsorientierte Wirtschaftspolitik angebotsorientierte Wirtschaftspolitik I. Arbeitsauftrag: Erstellen Sie mit Hilfe der Leitfragen zunächst eine Mindmap, mit deren Hilfe Sie die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik beschreiben und die resultierenden wirtschaftspolitischen Konsequenzen sowie Maßnahmen aufzeigen können. (1) In der Mitte Ihrer Mindmap sollte „angebotsorientierte Wirtschaftspolitik“ stehen. Lesen Sie nun den Text Abschnitt für Abschnitt. Ergänzen Sie nach jedem Abschnitt die Informationen in Ihrer Mindmap und ordnen Sie die einzelnen Informationen sinnvoll an. Unterpunkte könnten unter anderem sein: zugrundliegende Annahmen, wirtschaftspolitische Ziele, Geldpolitik, Rolle des Staates, Aufgaben des Staates, Wettbewerbspolitik, Finanzpolitik, Sozialpolitik... (2) Erklären Sie in eigenen Worten die Darstellung über „die vier Arten des Geldausgebens“ und auf welche Kritik mit diesem Beispiel aufmerksam gemacht werden soll. Zu Gast bei uns: Der US-amerikanische Ökonom Milton Friedmann (1912 - 2006), der neben John Maynard Keynes als einflussreichster Ökonom des 20. Jahrhunderts gilt. Herr Friedmann, wir freuen uns, Sie als wichtigsten Vordenker der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik und als Kontrahent von John Maynard Keynes begrüßen zu dürfen. Vielen Dank, das betrachte ich als Kompliment. Denn auch wenn ich anderer Ansicht bin als Herr Keynes, so war er einer der größten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Inwiefern sind Sie anderer Ansicht? Wir fanden seine Argumente überzeugend. Keynes glaubt, man könne eine komplexe Volkswirtschaft steuern wie ein Auto und das ist natürlich vollkommen unrealistisch. Warum? Der Staat verfügt doch über Einnahmen- und Ausgabeninstrumente, mit denen er konjunkturellen Fehlentwicklungen entgegentreten kann. Theoretisch vielleicht, praktisch nicht. Denken Sie nur an die Timelags. Diese führen dazu, dass staatliche Maßnahmen regelmäßig erst wirken, wenn man schon wieder auf die Bremse treten müsste. Mit antizyklischer Fiskalpolitik, so gut gemeint sie sein mag, verhindert man keine Konjunkturschwankungen, sondern man verstärkt sie. Außerdem werden Sie in einer Demokratie keine Wahl gewinnen, wenn Sie in der Boomphase die Steuern erhöhen wollen, um die aufgetürmten Staatsschulden wieder abzubauen. Wie sollte der Staat die Konjunkturschwankungen dann aus Ihrer Sicht bekämpfen? Gar nicht! Die Märkte werden das regeln. Man muss sie nur in Ruhe lassen. Das kann zwar hier und da etwas länger dauern, aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Märkte langfristig stabil sind, denn der Preismechanismus sorgt automatisch für Stabilität. Aber hat Keynes denn nicht recht, wenn er mit Verweis auf die Weltwirtschaftskrise 1929 feststellt, dass die Wirtschaft von Natur aus instabil ist? Immerhin war diese Krise dramatisch und dauerte viele Jahre. Bedenken Sie: Der großen Weltwirtschaftskrise von 1929 ging eine enorme Fusionswelle voraus. Viele Unternehmen hatten sich damals zusammengeschlossen und damit den unternehmerischen Wettbewerb nahezu ausgeschaltet. Aber ein funktionierender Wettbewerb unter den Unternehmen ist eine Voraussetzung für funktionierende Märkte - und damit für eine leistungsfähige Wirtschaft. Wettbewerb sorgt dafür, dass sich früher oder später die besseren Produkte durchsetzen. Gleichzeitig zwingt ein gesunder Wettbewerb die Unternehmen, ihre Preise auf ein angemessenes Maß zu senken. Und ohne Wettbewerb verlangen die Unternehmen überhöhte Preise und sehen keinen Grund, ihre Produkte weiterzuentwickeln. Wie kann man denn sicherstellen, dass es diesen Wettbewerb gibt? Der Staat muss mit Gesetzen den Wettbewerb schützen und fördern. Was wir brauchen, ist ein rechtlicher Ordnungsrahmen, der neben dem Recht auf Eigentum auch den Wettbewerb schützt. Die Förderung des Wettbewerbes könnte durch eine umfassende Deregulierung geschehen, wie zum Beispiel den Abbau bürokratischer Vorschriften, Bestimmungen, Normen und langwieriger Verfahren. Auch Privatisierungen, also die Verlagerung wirtschaftlicher Aktivitäten vom staatlichen in den privaten Sektor, halte ich für sehr sinnvoll. Inwiefern sollte der Staat aus Ihrer Sicht in den laufenden Wirtschaftsprozess eingreifen? Am besten gar nicht! Staatliche Eingriffe in den Wirtschaftsprozess machen alles nur noch schlimmer und destabilisieren das wirtschaftliche Geschehen! In der Regel sind eine hohe Arbeitslosenquote und ein sinkendes Wirtschaftswachstum vor allem auf unzureichende Investitionstätigkeiten der Unternehmen und eine Störung der Angebotsseite zurückzuführen. BOS23 angebotsorientierte Wirtschaftspolitik angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Das heißt, der Staat soll Ihrer Meinung nach während einer Wirtschaftskrise nur tatenlos zuschauen? Wirtschaftspolitik muss mittelfristig angelegt sein, um wirtschaftliche Probleme gar nicht erst zuzulassen. Und wie der französische Nationalökonom Jean Baptiste Say bereits festgestellt hat, schafft sich jedes Angebot seine eigene Nachfrage. Also zuerst kommt das Angebot und dann folgt auch eine entsprechende Nachfrage. Daher muss das Ziel die Schaffung günstiger Angebots- beziehungsweise Produktionsbedingungen sein, wie zum Beispiel die Senkung der Lohnnebenkosten, der Abbau von kostspieligen Umwelt- sowie Arbeitsschutzvorschriften oder die Senkung von Steuern für die Unternehmen. Die Schaffung günstiger Produktionsbedingungen führt zu entsprechenden Neuinvestitionen und einer Steigerung der Arbeitsnachfrage. Infolgedessen erhöht sich das Einkommen der Bevölkerung, so dass die Nachfrage nach Konsumgütern ebenfalls zunimmt. Deregulierung und Flexibilisierung für die Unternehmen sind also bei Ihnen die Schlüssel zum Erfolg? Das ist korrekt. Die Wirtschaftspolitik muss sich nicht auf die Nachfrage, sondern auf die Anbieter konzentrieren. Denn der Fortschritt geht von der Angebotsseite und nicht von der Nachfrageseite aus. Wir müssen uns klarmachen, dass es nicht die Nachfrager sind, die uns voranbringen, sondern mutige Unternehmer. Wir haben nur deshalb die Elektrizität, das Auto und die iPhones, weil mutige und motivierte Unternehmer im Wettbewerb um die besten Ideen gerungen haben. Der Staat muss also alles tun, um diese Leute durch eine entsprechende Förderung von Forschung und Entwicklung zu unterstützen. Ich denke dabei zum Beispiel an zielgerichtete Investitionszulagen für besonders innovative Unternehmen. Auch müssen Anreize für Investitionen gesetzt werden, zum Beispiel durch eine Verbesserung der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten. Keynes verlangt eine aktive Geldpolitik. Wie sehen Sie das? Er denkt an eine antizyklische Geldpolitik und die halte ich für falsch. Dann haben Sie wieder das Theater mit den Timelags. Außerdem verunsichern Sie mit diesem antizyklischen Hin und Her die Märkte. Was wir brauchen, ist Preisniveaustabilität. Sie muss das wichtigste wirtschaftspolitische Ziel sein. Denn Inflation oder Deflation können den Preismechanismus behindern oder sogar außer Kraft setzen. Deshalb müssen Wirtschaft und Geldmenge im gleichen Verhältnis wachsen. Schließlich müssen sich die Märkte auf einen stabilen Geldwert verlassen können. Die Zentralbank muss also dafür sorgen, dass die Geldmenge stetig und in gleichem Maße wächst wie das volkswirtschaftliche Produktionspotential. Ich nenne das eine potentialorientierte Geldpolitik. Wächst die Wirtschaft um 2 Prozent, so muss auch die Geldmenge um 2 Prozent steigen. Im Gegensatz zu Keynes ist also für mich die Geldmenge die wichtigste Größe zur Steuerung der Wirtschaft. Und ich räume daher auch der Geldpolitik die höchste Priorität ein. Ich komme zurück auf die Rolle des Staates. Sie sagten, dass staatliche Wirtschaftspolitik vor allem die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft festzulegen hat. Aber was soll der Staat dann mit seinen Einnahmen und Ausgaben machen? Ich fordere eine konjunkturneutrale Finanzpolitik. Einnahmen und Ausgaben des Staates sollen nicht an Konjunkturschwankungen ausgerichtet werden, weil damit nur Unheil entsteht. Der Staat hat sich vielmehr nur auf seine Hauptaufgaben zu konzentrieren: Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur, des Rechtswesens, der Polizei, der Landesverteidigung und der Bildung. Ebenfalls sollte die Staatsverschuldung möglichst weit abgebaut werden. Die Schulden und die damit verbundenen Zinsaufwendungen schränken die staatliche Handlungsfähigkeit zunehmend ein. Und bedenken Sie, diese Schulden müssen nicht von uns, sondern von unseren Kinder zurückgezahlt werden. Würden Sie dies als gerecht gegenüber den nachfolgenden Generationen bezeichnen? Und was ist mit Sozialleistungen? Kennen Sie die vier Arten des Geldausgebens? Die erste ist, dass man sein Geld für sich ausgibt, zum Beispiel für Kleidung. Die zweite ist, dass man sein Geld für andere ausgibt, etwa zu Weihnachten. Die dritte ist, dass man anderer Leute Geld für sich selbst ausgibt, indem man zum Beispiel auf Kosten des Unternehmens einen Dienstwagen fährt. Und die vierte ist, dass man anderer Leute Geld für andere ausgibt, was dem Tagesgeschäft der Politiker entspricht. Meine Überzeugung ist, dass die Leichtfertigkeit des Geldausgebens von Methode eins bis Methode vier zunimmt. Sie meinen also, soziale Unterstützung wird zu leichtfertig ausgegeben? Ich stelle fest, dass in vielen Ländern die Sozialpolitik mit Methode drei und vier betrieben wird. Das führt zu einer aufgeblähten kostenintensiven Verwaltung mit unnötig viel Personal und am Ende bleibt für die bedürftigen Menschen nicht mehr viel übrig. Ich fordere einen Abbau sozialpolitischer Fehlanreize durch mehr Eigenverantwortung des Einzelnen. Das bedeutet, dass jeder Bürger zunächst für seine wirtschaftliche Situation selbst verantwortlich ist und damit Selbsthilfe vor Fremdhilfe geht. Aus diesem Grund soll der Staat entsprechende Leistungsanreize schaffen, indem er auch das Niveau staatlicher Unterstützungen absenkt. Herr Friedman, Sie gelten als Vordenker der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Sehen Sie sich selbst auch so? Absolut. Und es ist doch ganz einfach: Der Staat schafft optimale Rahmenbedingungen für die Anbieter und die Zentralbank sorgt für Preisniveaustabilität. Den Rest erledigen dann die Märkte. Das war doch eine gute Zusammenfassung. Herr Friedmann, ich danke Ihnen für das sehr interessante Gespräch. Deregulierung = Abbau von Bürokratie ↑ Privatisierung Staat muss mit Gesetzen den Wettbewerb konjunkturneutrale Finanzpolitik sicherstellen Einnahmen sollen verwendet für: für die inneren Sicherheit Voranmerkung: funktionierende für die äußere Sicherheit Wettbewerb zwischen den Bildung (Schule, Universitäten) Unternehmen Verkehrsinfrastruktur Märkte sind langfristig stabil Abbau der Staatsverschuldung → kein Eingriff des Staates notwendig angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Geldpolitik Preisniveaustabiliät sicherstellen ! Jedes Angebot schafft sich → „ „ Geldpolitik → 2M2 seine Nachfrage Sozialleistungen hohe Ausgaben → Absenkung staatlicher Unterstützung „Selbsthilfe geht vor Fremdhilfe“ d niedrige Steuern nk niedrige Produktionkosten: z. B. Energiepreise S Subvention Förderung von Investitionen (Investitionszulagen) Senkung der Lohnnebenkosten die Angebotsseite muss gestärkt werden Verringerung von Vorschriften z. B. Umweltauflagen, I durch attraktive Produktbedingungen Arbeitsschutz, Kündigungsschutz