DDR Flucht Geschichten PDF
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Summary
This document details the stories of individuals who fled the German Democratic Republic (GDR, or East Germany). The experiences of those affected by the political divisions and barriers are presented. The document covers a range of stories related to daily life and escape attempts.
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Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sowjetunion besetzt den Osten, Amerikaner, Briten und Franzosen den Westen. 1949 entstehen zwei deutsche Staaten. Spätestens mit dem Mauerbau sind sie voneinander getrennt. Trotzdem gibt es Grenzgänger, Rebellen, Einwanderer, Flüchtige. Hier kommen fünf Sc...
Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sowjetunion besetzt den Osten, Amerikaner, Briten und Franzosen den Westen. 1949 entstehen zwei deutsche Staaten. Spätestens mit dem Mauerbau sind sie voneinander getrennt. Trotzdem gibt es Grenzgänger, Rebellen, Einwanderer, Flüchtige. Hier kommen fünf Schicksale. Für viele Familien ist die deutsche Teilung eine zutiefst traumatische Erfahrung, die bis heute nachwirkt. Obwohl die innerdeutsche Grenze seit 1952 durch Grenzanlagen unüberwindbar ist, bleiben die Sektorenübergänge in Berlin vorerst o en. Das nutzen viele DDR-Bürger, die im Westen ihre Zukunft sehen. Unter ihnen Angelika und Gerd Weinstein aus Ostberlin. Das ist das Bild von Mama und Papa, was bei mir auf Nacht stand. Sie haben mich Freitag zu meinen Großeltern gebracht, weil sie am Wochenende die Wohnung renovieren wollten. Und am Sonntag, am 13. wollten sie mich abends wieder abholen. Die Familie steht im August 1961 kurz vor dem Umzug nach West-Berlin. In der neuen Wohnung wollen sie das Kinderzimmer herrichten. Doch es kommt anders. Die Grenze wird über Nacht abgeriegelt. Die Mauer war zu und sie konnten mich nicht mehr abholen. Das Ehepaar kommt nicht mehr zurück zu seiner Tochter. Bei Einreise droht eine Gefängnisstrafe wegen Republik ucht. Und so schmiedet Gerd Weinstein einen Plan. Er will einen Tunnel in den Osten graben, um seine Tochter zu sich zu holen. Er ist nicht der Erste mit dieser Idee. Das britische Fernsehen berichtet über einen ähnlichen Fall. Durch rund 70 solcher Tunnel gelangen während der Teilung mehr als 300 Menschen in den Westen der Stadt. In die Freiheit. Weinstein entdeckt einen alten Schuppen direkt an der Westseite der Mauer. Hier soll sein Tunnelbau beginnen. Der Plan war, ich sollte denn irgendwie äh so ein Beruhigungsmittel bekommen. Ja, dass ich dann nicht anfange zu schreien oder so, wenn ich dann auf dem Arm dann rübergetragen werde. Gerd Weinstein sucht Geldgeber, engagiert Fluchthelfer. Monatelang graben sie sich unter dem Todesstreifen hindurch. Oben wachen DDR-Grenzsoldaten mit Schießbefehl. Im Juni 1963 dann der Schock. Die Stasi erfährt von ihrem Plan. Die Mitwisser im Osten werden verhaftet. Auch Lianes Großeltern. Ich wurde abgeholt und wurde ins Heim gebracht. Ich hatte nur Fieber und geweint und äh äh Nahrung habe ich ganz wenig zu mir genommen. Liane kommt in die Obhut ihrer Urgroßmutter. Nach zwei Jahren werden Weinsteins Großeltern endlich aus dem DDR-Gefängnis entlassen. Mit meinen Großeltern haben wir uns äh schick gemacht Richtung Mauer und dann haben wir Grüße praktisch vom Weiten rüber geschickt, ja. Und ich habe mir dann auch immer überlegt, was soll denn da so schwierig sein? Man muss doch irgendwie einen Weg nden, da rüber zu kommen. Irgendwo muss es doch ein Schlup och, das habe ich immer gedacht. Ja. Für das DDR-Regime gelten die Eheleute Weinstein über Jahre als Staatsfeinde. Erst Ende der sechziger Jahre kann Angelika Weinstein ihre Tochter im Osten besuchen, ohne Angst verhaftet zu werden. Ich hatte gleich, also wir hatten eine Verbindung. Ich hatte eine Verbindung, ja. Wir haben rumgetollt, so, weil sie ja auch jung war. Ich bin auf ihren Rücken geritten und so. Solche Dinge halt. Im Herbst 1972 hat die Mutter Neuigkeiten für die damals elfjährige Liane. Ich freue mich, ihnen mitteilen zu können, dass es durch die intensive Bemühungen der Bundesregierung gelungen ist, für ihr Kind die Ausreise zu erreichen. Wir haben dann noch im Wohnzimmer zusammengesessen und dann ging es auch direkt schon los. Niemand hat mich auf diesen Moment vorbereitet. Sie durften es nicht. Und es war furchtbar. Weil ich musste alleine gehen. Wir waren wieder alle getrennt. Für Liane Weinstein ist West-Berlin eine ganz neue Welt. Wir sind mit dem Auto gefahren, Kuda am Land gefahren und so. Ich hab's überall nur blinken sehen, überall leuchtet Reklame. Ich hab gedacht, ich bin sonst wo hier, ja? In Las Vegas oder so ähnlich, ja? Ich hab sowas ja noch nie gesehen. Liane lebt jetzt bei ihren Eltern, die sie kaum kennt. In der Schule fühlt sie sich fremd. Ich musste vorne stehen und da wurde dann gesagt, wo ich herkomme, so und so und so. Also man hat mich spüren lassen, dass ich kein, nicht dazugehöre, ja? Ihre Großeltern wohnen immer noch im Osten. Erst Anfang der 80er-Jahre dürfen sie als Rentner die DDR verlassen. Meine Mutter ist hin und wollte die Friedrichstraße abholen und ich bin zu Hause geblieben und hab gewartet. Ja und dann beim Grenz, also bei der Grenzüberschreitung, plötzlich ging's meinen Opa nicht gut und dann hat er einen Herzinfarkt. Lianes Großvater stirbt kurze Zeit später. Die Mauer fordert viele Opfer. Neben den Fluchtversuchen Getöteten sterben mindestens zweihundertfünfzig Menschen eines natürlichen Todes an den Kontrollpunkten. Viele davon an einem Herzinfarkt. Liane Weinstein lebt immer noch in Berlin und kämpft bis heute für eine Opferrente. Im Westen des geteilten Deutschlands wächst während der Trennung die Neugier auf die Lebensrealität in der DDR. Ende 1969 wird Willy Brandt Kanzler der Bundesrepublik und läutet unter dem Schlagwort Wandel durch Annäherung eine Kehrtwende in der innerdeutschen Politik ein. Am einundzwanzigsten Dezember 1972 schließen Ost- und Westdeutschland den sogenannten Grundlagenvertrag, um die Beziehungen zu normalisieren. Bereits bei seiner Unterzeichnung war das Abkommen höchst umstritten. Ich glaube, die Bürger der BRD können von uns lernen, wie man eine sozialistische Gesellschaftsordnung aufbaut und sie können auch lernen, wie man fl fi fl ff bescheiden ist. Und ähm die Bewohner der DDR können sehen die Segnungen und die negativen Seiten einer kapitalistischen Gesellschaft. Vor allem für die Westdeutschen wird es nun leichter, ins andere Deutschland zu reisen. Dann dachte ich, das ist es, das ist die Chance. Dann bin ich zur Chefredaktion gegangen und habe gesagt, ich würde gerne, wenn das jetzt möglich ist, nach Ost-Berlin gehen, um von dort zu berichten und aus der DDR zu gehen. War sonst kein Mitbewerber, das war o enbar nicht so attraktiv, da nach Ost-Berlin zu gehen. Peter Pragerl arbeitet als Journalist in München, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Im Februar 1974 zieht er mit seiner Familie in die DDR. Ein Jahr lang muss ich warten, bis wir dann endlich auch umziehen konnten. Ho Chi Minh Straße in Ost-Berlin-Lichtenberg. Fünf Jahre lang wohnen sie hier. Peter Pragerl, Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, seine Frau Karin. Die Kinder Katharina 5 und Markus 7. Ich bin auch dahin gefahren, um zu beschreiben, wie die Menschen leben hier, wie sieht ihr Berufsleben aus, ihr Alltag, worüber ärgern sie sich, was sind ihre Gewohnheiten? Also das fehlt ja bis dahin, weil es da kaum Möglichkeiten gegeben hat. Familie Pragerl lebt auf 96 Quadratmetern, eine Vieraumwohnung im Plattenbau. Miete 997 Mark 50, das Vielfache des üblichen Mietpreises, zu bezahlen in Westmark. Nicht die einzigen Kosten. Das ist hier ein evangelischer Kindergarten. Es kostet 40 Mark im Monat für einen Ganztagsplatz und es sind also zu 98 Prozent DDR-Kinder hier. Gleich nebenan geht Markus zur Schule in die zweite Klasse. Hier kommt er mit seiner Schulfreundin, der Susi aus Ghana, in Afrika. Ein Kind gehört eigentlich an eine Schule am Lebensmittelpunkt der Eltern. Also haben wir ihn dort angemeldet. Wie ich dann aus den Stasi-Akten entnommen habe, zur großen Überraschung und zur Mutmaßung, was denn unsere eigentlichen Gründe da seien. Und die einen sagten, ach, das ist die Anerkennung der Überlegenheit des sozialistischen Bildungswesens. Und die anderen sagten, nee, nee, der ist ja Journalist, der möchte auch mal ein bisschen sozusagen hier die Volksbildung mal von innen her erkennen und beobachten. Am Anfang habe ich vieles hierfür sehr trist und für langweilig gehalten. Die Lebensqualität erschien nicht sehr hoch zu sein. Aber dieser Eindruck ver üchtigt sich im Laufe der Zeit. Denn es kommt eine neue Realität. Die Erfahrung, dass man hier in einem Kreis von Menschendie sich kennen, die sich mögen, ernsthafter, ehrlicher miteinander umgehen. Nicht so ober ächlich, wie ich es vorher in München gekannt habe. Wir kriegten häu g Besuch, die mal sehen wollten, wie lebt ihr denn jetzt im Plattenbau. Die kamen dann, wenn sie in Westberlin waren, zu Besuch rüber. Dann kamen auch Nachbarn oder Freunde, DDR-Bürger. Die versammelten sich, und da wurde diskutiert. Und auch natürlich getrunken. Und dann ging elf, wurden die unruhig, die Wessis, und sagten, wir müssen um zwölf drüben sein. Und als der Letzte gegangen war, dann sagte eine Nachbarin, so, jetzt sind wir wieder unter uns. Da merkte ich, wir gehören hier dazu. Für die Familie Pragerl ist die Mauer durchlässig. Das Leben in der DDR faszinierend. Sie fühlen sich in beiden Teilen Deutschlands zu Hause. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017 Bettina Wegner zieht als Kind mit ihrer Familie in den Osten der Stadt. Aus nanziellen und politischen Gründen. Die Eltern der Liedermacherin sind überzeugte Kommunisten. Wir waren dauernd im Westen, aber das war für mich feines Land. Außer Oma und Opa und Tante Emma und Onkel Karl waren alle Feinde. Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017 Stalin war für mich Gott. Ich war fanatisch. Und das kam nicht von meinen Eltern, das kam nicht von meiner Schwester. Ich glaube, das kam auch aus mir. August 1968. In der Tschechoslowakei, dem Bruderstaat der DDR, lässt Staatschef Alexander Dubček die Menschen träumen vom Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Es war ein Versuch, wirklich einen sozialen, friedlichen, freieren Sozialismus zu leben. Es wäre schön gewesen, man hätte erleben können, wie sich das entwickeln könnte. Doch stattdessen rollen sowjetische Panzer. Die tschechische Reformbewegung wird gewaltsam zerschlagen. Menschen verlieren ihr Leben und Bettina Wegner den Glauben ans System. Ich hab das im Fernsehen gesehen. Die haben die Leute erschossen, da waren Blutgefahren. Ich war völlig entsetzt. Und dann kam dazu, dass Thomas Brasch, von dem ich ja ein Baby hatte, mit Freunden Flugblätter verteilt hat. Und zu mir kam und gesagt hat, du, ich werde mit Sicherheit demnächst verhaftet. Mach du bloß nichts mit dem Baby, wegen des Babys. Ich bin dann nach Hause gegangen und hab Flugblätter gemacht. Bettina Wegner und ihre Freunde werden auf frischer Tat ertappt. Wegen staatsfeindlicher Hetze angeklagt. Wie haben Sie darauf reagiert, auf die Bemeldung? Ich hab sofort falsch gefunden. Da hab ich mir überlegt, dass ich was machen will. Welche Lösungen hatten Sie verwandt? Ich lebe das rote Prag. Hochburgtschek, Hände weg von Prag. Solidarität mit Prag. Glaubt nicht den Zeitungslügen, sonst werdet ihr mitschuldig. Deutsche Haus aus Prag. Wieder mit den Mördern von Prag. Wir waren zum größten Teil Funktionärskinder. Und das war unser Glück. Wir haben alle Bewährung in der Produktion gekriegt. Und mussten nicht absitzen. Und wir sind dann alle in die Fabriken verteilt worden. Trotzdem macht sie Karriere als Liedermacherin. Wird aber immer wieder von der Staatsführung schikaniert. Sie bekommt zwar einen Berufsausweis als Sängerin, aber kaum fl fi fi ff fl Auftritte. Am Anfang konnte ich ja noch in Jugendclubs. Da ging noch einiges. Aber irgendwann wurde es immer schlimmer. Und es war dann eigentlich ein unausgesprochenes Auftrittsverbot. Ich war dann eingeladen, dort und dort zu singen. Und dann war dann Wasserschaden, Rohrbrüche. Also es wurde dann abgesagt. Wir hatten sehr viele Rohrbrüche dann in der DDR. Dirk Sager, westdeutscher Korrespondent in der DDR. Bei ZDF-Dreharbeiten über Menschen in Ostberlin tri t er die junge Musikerin. Dirk kam und hat dann in diesem Film mich gefragt. Können Sie ein Lied aus der Zeit singen? Ja, kann ich. Kinder eben. ? Sind so kleine Hände, sind sie Finger dran. ? Das Lied wird zum Hit, auch in der Bundesrepublik. Aus West-Berlin kommt eine Anfrage für ein Konzert. Da habe ich tatsächlich ein Ein-Tages-Visum für dieses Konzert dort gekriegt. Wir sind mit Freunden nachher noch irgendwo in eine Kneipe gegangen. Als wir dann zum Grenzübergang gegangen sind, da war ein Stück Mauer, da musste ich kotzen. Also auf der Westseite von der Mauer habe ich an der Mauer gekotzt. ? Denn irgendwann einmal kann sein, dass man vergisst, ? dass was zu machen ist. 1980 erhält Bettina Wegner ein auf 3 Jahre befristetes Visum. Tritt im Westen auf, wird auch dort erfolgreich. Du hast ein Ausreise-Visum, fährst also mit Rückfahrkarte. Viele Künstler sind weggegangen. Hat das etwas für deine Arbeit bedeutet? Ja, insofern, dass mich das sehr traurig gemacht hat. So, wie das sicher eine Menge Leute zu Hause traurig macht. Dass ich auf euren Bühnen singe und nicht auf unseren. Ich wollte nicht weggehen. Aber ich wurde ins Kulturministerium eingeladen. Ein Herr Müller hat gesagt, wir haben Ihnen doch einen Pass gegeben. Wir können mit Ihnen nicht, Sie können mit uns nicht. Nun gehen Sie doch endlich. Da habe ich gesagt, nee, nee, ich bleibe hier. Dann wurde ich ins Hauptzollamt bestellt. Es ngen Vernehmungen an wegen Zoll- und Devisenvergehens. Da habe ich gedacht, das ist dann der Punkt, noch mal Knast. Geht nicht. 1983 sieht sich Bettina Wegner gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Im Grenzübergang habe ich nicht geheult, aber dann. Dann war hier alles fremd. Für viele ist der Westen nah und doch so fern. Roland Schreier, geboren 1956, wächst in der DDR auf, in Habke. Die Grenze zur Bundesrepublik ist nur wenige 100 m entfernt. Es war Sperrgebiet. Insofern könnte man sagen, man hatte eine beschützte Kindheit. Vom Westen her war die Grenze. Da konnte keiner reinkommen. Die Grenze war so weit, dass man nicht mehr in die Gegend gehen konnte. Da konnte keiner reinkommen. Vom Osten her war die Sperrzone, das Sperrgebiet. Da konnte auch die DDR-Bürger, die außerhalb des Sperrgebiets wohnten, nicht rein. 1952 beginnt das SED-Regime, die innerdeutsche Grenze abzuriegeln. Und enteignet in der sogenannten Aktion Ungeziefer rund 11.000 Menschen im Grenzgebiet, weil sie als politisch unzuverlässig gelten. Der Grenzstreifen wird gerodet und überwacht. Wer ieht, begibt sich in Lebensgefahr. Die Fluchtversuche waren auf jeden Fall da. Ich habe was mitbekommen, was immer so Buschfunk erzählt hat. Es wurde nie was publiziert, das ist ja klar. Aber meine Mutter hat als Gemeindeschwester dort im Ambulatorium in Harpke gearbeitet. Teilweise haben die Leute das mitbekommen. Oder mein Vater bei der Polizei. Gerade in den 60er-Jahren sind viele auf Minen getreten, Beine abgerissen und, und, und. Doch auch Zivilisten arbeiten für die DDR-Grenztruppen. Dann hatte ich erfahren, dass oben im Marienborn einen Grenzübergang, einen Elektriker gesucht wird. Dann hatte ich mich beworben. Die Bewerbung hat ein halbes Jahr gedauert. Da haben die alles überprüft. Anscheinend war ich eben sauber. Stasi, Volkspolizei, DDR-Zoll und freiwillige Helfer überwachen die Transitstrecken zwischen Ost und West. Ich habe auch damals ein bisschen spekuliert. Ich dachte, man könnte da vielleicht auch iehen. Aber ich war zu der Zeit schon nachher verheiratet und hatte auch ein Kind. Da hat man sich das natürlich überlegt. September 1987. Während Millionen auf eine o ene Grenze ho en, reist DDR-Staatschef Erich Honecker in die Bundesrepublik. Die Brauern wollen weg! Die Brauern wollen weg! Die Brauern wollen weg! Als der Honecker in die Bundesrepublik gereist ist, wurde die Reiseerleichterung besprochen. Dann hat das ganze System neu auf den Kopf gestellt. Das war eine Unruhe in der DDR. Das Ergebnis der Verhandlungen? Reisen darf, wer Verwandte im Westen hat. Allerdings nur eine Person. Und nur zu besonderen Familienanlässen. Schreyer ist schon lange unzufrieden mit dem Leben in der DDR. Da ng das dann wieder an mit dem Au eben. Roland Schreyer ist mittlerweile Pädagoge. Der Familienvater hat einen Plan. West- Verwandte täuschen eine Hochzeit vor. Er darf ausreisen und will seine Familie nachholen. Morgens sind wir zum Bahnhof gefahren, nach Marienborn. Ich habe mich verabschiedet von meiner Frau und meiner Tochter. Das war natürlich auch emotional sehr schwierig. Dann war es in Zug. Totale Ruhe. Alle haben sich nur rausgeguckt und die Grenze angeguckt. Hat ja auch noch keiner gesehen. Mit Essen bin ich dann ausgestiegen. Ich habe dann gleich gesagt, wir haben uns entschlossen.Für die Familie im Osten hat die Flucht Folgen. Sein Vater wird entlassen, seine Frau von der Stasi schikaniert und die Familienzusammenführung abgelehnt. Nun will er das Unmögliche wagen. Durch die Grenzanlagen zurück in den Osten, um seine Familie in den Westen zu holen. Dann habe ich nachts nicht geschlafen. Ich habe nur gegrübelt, wie machst du das? fl fl ff fi fi ff fl ff Dann el mir so ein Habke, mein Heimatort, und dann dieser Bach, die Wirbke. Ich wusste, der ießt Richtung Westen. Ich wusste, so ein Bach, wenn der durch eine Grenze geht, ist immer ein Problem, das abzusichern. Dann musste ich nachts hinfahren und eine Art Probe ucht machen. Dem Bachlauf folgend will Schreyer den Todesstreifen unterqueren und seine Familie holen. Neoprenanzug, Werkzeug und die Nacht. Mehr braucht er nicht. Die Unterführung, diese Röhre, war o en. Da konnte man also reinkriechen. Dann bin ich eine Weile gekrochen. Dann bin ich an einem Gitter gewesen. Ich habe die 2 Gitterstäbe, die unterhalb des Wassers waren, an der rechten Seite durchgesägt. Als ich am Sägen war, höre ich ein Motorrad. Da fahren die Posten an mir oben vorbei. Die sind oben auf dem Kolonnenweg vorbeigefahren. Ich bin mit dem Kopf unter der Gitterstäbe durch. Dann lag ich in den Kfz-Kram. Da war keiner da. Ganz weit hinten war das Motorrad. Dann bin ich wieder in die nächste Röhre rein. Ich habe die Kette abgerödelt und das Gitter hochgeschoben. Ich bin aus der Röhre raus. Dann wusste ich, wo ich war. Ich habe Richtung Grenze geguckt. Dann habe ich einen Silberstreifen gesehen über dem Bach. Da war ein Draht gespannt. Der war an den Nageln an einem Baum. Andererseits stand eine kleine Abschussrampe. Das war keine Selbstschussanlage, wie man sie früher kannte. Ich brauchte mich ein bisschen bücken. Ich bin unter dem Draht durch. Dann wieder in die Röhre rein. Ende gekochen. Wieder ein Gitter. Das war ein ganz dickes Gitter. Dann hatte ich ein Fastzeitproblem. Ich war erst auf halber Strecke. Dann habe ich das Gitter abgefasst. Unten rechts war das Gitter wie ein Dreieck. Da hat was gefehlt. Dann dachte ich, du kannst ja durchtauchen. Dann bin ich durchgetaucht. Das war so eng. Ich konnte nicht mehr nach vorne und nicht mehr nach hinten. Ich fährte bald ertrunken in 30 cm Wassertiefe. Dann bin ich weitergekochen. Das war ein ganz schönes Ende. Man hatte die Orientierung verloren. Ich wusste gar nicht, wo ich war. Dann war ich vorne an dem Gitter, was ich kannte. Das war die Sommersdorfer Straße. Das ist die einzige Straße, die aus Habke rausgeführt hat. Das Gitter kannte ich. 6 Tage danach gelingt der Familie auf dem umgekehrten Weg die Flucht. Die Stasi erfährt davon nur, weil sie später den westdeutschen Polizeifunk belauscht. Wir haben uns angefasst und sind einen leichten Berg hochgelaufen. Wir haben uns hingesetzt. Das war ein ganz emotionaler Anblick. Man hat die DDR gesehen, die Heimat. Man hat es gescha t. Einerseits dieses erfreuliche Erleben. Andererseits verlierst du deine Heimat, deine Freunde. Alles, was dir bekannt ist, ist weg. Du siehst es nie wieder. Noch ein letztes Mal gehen sie an die Grenze. Die Fotos, die dabei entstehen, werden von der Stasi gemacht. Der Liedermacher Reinhard May, geboren im Dezember 1942, wächst Ende des Zweiten Weltkriegs in West-Berlin auf. Er pendelt als Kind in den sowjetischen Sektor der Stadt. Dort liegt der Schrebergarten seines Großvaters. Es war ein Paradies. Mitten in der Großstadt, eingereist, von 2 Hochhäusern. Da konnte man buddeln, mit Wasser spielen. Das Schönste war, es gab Obstbäume, Apfelbäume, Birnbäume. Es gab Bären, es gab alles, was das Herz begehrte. Spannungen zwischen den Besatzungsmächten bedrohen das kleine Paradies. Willkürliche Kontrollen zwischen den Sektoren, etwa durch die Volkspolizei der sowjetischen Besatzungszone, kurz FOPO, gehören zum Alltag. Wenn man Pech hatte, kam man in eine Kontrolle. Die FOPOs haben einem die Sachen einfach weggenommen. Das war sehr bitter und sehr traurig. Juni 1948. Der sowjetische Diktator Josef Stalin lässt alle Zufahrtswege nach West- Berlin abriegeln. Eine Insel in der sowjetischen Zone, die nur noch über eine halbe Stunde die nur noch über eine Luftbrücke versorgt werden kann. Fast ein Jahr lang bringen amerikanische und britische Flugzeuge Kehrpakete. Das war ein großes Ereignis, wenn so ein Kehrpaket angekündigt war. Es wurde die ganze Familie zusammengetrommelt, um sie auszupacken, um die Kostbarkeiten, die Schätze zu sehen. Es gab Ka ee für die Erwachsenen, es gab Milchpulver, es gab Trockenkarto eln und es gab Cadbury-Schokolade. Es war bis auf den heutigen Tag eigentlich das Größte. 1949 entstehen zwei deutsche Staaten. Die Bundesrepublik als parlamentarische Demokratie. Im Osten die sozialistische DDR. Im Westen zahlt man mit der D- Mark. In der DDR mit der viel schwächeren Ostmark. Die Lieblingsstrecke war mit der S-Bahn nach Bahnhof Friedrichstraße. Bahnhof Friedrichstraße aussteigen und eine Bockwurst essen für eingetauschtes Westgeld. Das war natürlich mit einem Kurs von 1 zu 6, 1 zu 7, 1 zu 10. Es war nachgeschmissen. Das war das, was man sich als kleiner Junge leisten konnte. Doch diese unbeschwerten Aus üge sind nicht von Dauer. Am 14. Juni 1953 eskalieren in rund 700 Städten und Gemeinden der DDR die Proteste gegen höhere Arbeitsnormen zum Volksaufstand für mehr Freiheit und die Wiedervereinigung. Sowjetisches Militär marschiert auf. Wir sind mitten reingeraten in diese Aufruhr, in diese Menschenmengen, die sich getro en haben. Das hat mich sehr berührt, zu wissen, dass in meiner Stadt wieder Gewalt herrschte. Dass auf Menschen geschossen wurde. Die sowjetische Besatzungsmacht beendet den Aufstand gewaltsam mit ihren Truppen unter Beteiligung von Polizeikräften des DDR-Regimes. Über 50 Menschen sterben. 1961 riegelt das Regime die DDR endgültig ab. Der Bau der Berliner Mauer beginnt. An die 50.000 fl ff fi ff fl ff ff ff fl Grenzgänger aus der DDR können ihre Arbeitsplätze in Westberlin nicht mehr erreichen. Das betri t auch Eka, Kindermädchen der Familie May. Sie war eine wirklich kostbare Liebefreundin. Und mit dem Moment, als die Mauer errichtet wurde, war klar, wir würden sie nicht wiedersehen. Doch der Glaube an ein vereintes Deutschland hält an. Auch bei Reinhard May, der in den 70ern in West und Ost zum Star wird. Es gibt in der DDR kaum Schallplatten von ihm. 1989 darf er endlich auch dort auftreten. In der Sendung Schokolade. Aufgezeichnet in der Dresdner Semperoper. Meine Frau und ich haben uns in den ersten Novembertagen des Jahres 1989 aufgemacht. Es war so aufregend, dass wir am Berliner Ring, der sonst nur nach Richtung Marienborn hätte benutzen dürfen, oder in Richtung Hamburg, dass wir dann rechts abbiegen durften und in Richtung Dresden fahren. Am 7. November 1989 beginnen die Proben. Ich sollte Gute-Nacht-Freunde singen. Ich hätte auch gerne gesungen über den Wolken. Alle hätten es natürlich auch gerne gewollt. Aber das stand nicht auf dem Programm, weil über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Der Wunsch nach Freiheit be ügelt in jenem Herbst viele DDR-Bürger bei den berühmten Montagsdemonstrationen. Als Ungarn die Grenze zum Westen ö net, nutzen viele das Schlup och. Das Ende der DDR steht kurz bevor. Im Hotel Bellevue gab es Westfernsehen. Dann sagte der Lutz Daum, lass uns mal einfach auch über den Wolken üben. Das können wir jetzt doch ins Programm reinnehmen. Der Mai ist gekommen, die Dresdner stehen auf, bitte. Der Auftritt dann in der Sendung selbst war ein Highlight meines Lebens. Es ist manche Träne ge ossen im Saal und auf der Bühne. Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. ff ff fl fl fl