2016 RKI Händehygiene PDF

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This document provides recommendations for hand hygiene in healthcare facilities. It covers topics such as surgical hand disinfection, handwashing, and quality assurance measures. It was published by the RKI in 2016.

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Empfehlungen Bundesgesundheitsbl 2016 · 59:1189–1220 DOI 10.1007/s00103-016-2416-6 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens...

Empfehlungen Bundesgesundheitsbl 2016 · 59:1189–1220 DOI 10.1007/s00103-016-2416-6 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) Inhaltsverzeichnis Kategorien in der Richtlinie für Krankenhaushygiene und Kategorien in der Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention Infektionsprävention 1 Einleitung Die im nachfolgenden Dokument gege- 2 Bezug zu anderen Empfehlungen der KRINKO sowie zum Arzneimittel- und Medizinprodukterecht sowie zur Listung von Desinfektionsmitteln benen Empfehlungen basieren auf den 2.1 KRINKO-Empfehlungen aktuellen Kategorien der Richtlinie für 2.2 Arzneimittelrecht Krankenhaushygiene und Infektionsprä- 2.3 Listung von Desinfektionsmitteln (VAH- und RKI-Liste) vention aus dem Jahr 2010. Diese wer- 3 Die hygienische Händedesinfektion den nachfolgend nochmals aufgeführt. 3.1 Mikrobizide Wirksamkeit und Verträglichkeit 3.2 Prävention nosokomialer Infektionen 3.3 Voraussetzungen Kategorie IA: 3.4 Indikationen Diese Empfehlung basiert auf gut konzipierten Technik systematischen Reviews oder einzelnen 4 Die Chirurgische Händedesinfektion hochwertigen randomisierten kontrollierten 4.1 Mikrobizide Wirksamkeit und Verträglichkeit Studien. 4.2 Prävention postoperativer Wundinfektionen Kategorie IB: 4.3 Voraussetzungen Diese Empfehlung basiert auf klinischen oder 4.4 Indikationen hochwertigen epidemiologischen Studien und 4.5 Technik strengen, plausiblen und nachvollziehbaren 5 Die Händewaschung theoretischen Ableitungen. 5.1 Ausstattung medizinischer Handwaschplätze Kategorie II: 5.2 Eigenschaften und Auswahl von Handwaschpräparaten Diese Empfehlung basiert auf hinweisenden 5.3 Indikationen Studien/Untersuchungen und strengen, 5.4 Technik plausiblen und nachvollziehbaren theoreti- 6 Maßnahmen zum Schutz vor Kontamination und vor Chemikalien schen Ableitungen. 6.1 Medizinische Einmalhandschuhe und Schutzhandschuhe Kategorie III: 6.2 Sterile Einmalhandschuhe Maßnahmen, über deren Wirksamkeit nur un- 6.3 Vermeidung einer Kontamination zureichende oder widersprüchliche Hinweise 7 Anforderungen an Spender für Händedesinfektionsmittel und Handwaschpräparate vorliegen, deshalb ist eine Empfehlung nicht 8 Qualitätssicherung der Händehygiene möglich. 8.1 Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance Kategorie IV: 8.2 Ermittlung der Compliance Anforderungen, Maßnahmen und Verfah- 9 Hautschutz und Hautpflege rensweisen, die durch allgemein geltende 10 Rechtliche Aspekte Rechtsvorschriften zu beachten sind. 11 Empfehlungen 11.1 Hygienische Händedesinfektion Voraussetzungen Indikationen, Auswahl und Durchführung Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance und zur Qualitätssicherung 11.2 Chirurgische Händedesinfektion Indikationen und Voraussetzungen Durchführung 11.3 Medizinische Einmalhandschuhe und Schutzhandschuhe 11.4 Sterile OP-Handschuhe 11.5 Händewaschung 11.6 Hautschutz und Hautpflege Literatur Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 1189 Empfehlungen 1 Einleitung den Besonderheiten der zu betreuenden Zusätzlich zu den nachfolgenden Emp- Patienten einschließlich der Rahmenbe- fehlungen sind die Vorgaben des Arbeits- Im vorliegenden Dokument wird die dingungen, die Durchführung und die schutzes, z. B. die TRBA 250 und die Empfehlung der KRINKO zur Händehy- Maßnahmen zur Qualitätssicherung un- Empfehlungen der Berufsgenossenschaft giene aus dem Jahr 2000 aktualisiert und ter Berücksichtigung der unterschiedli- für Gesundheitsdienst und Wohlfahrts- erweitert. chen Berufsgruppen (z. B. Pflegedienst, pflege zu beachten. Medizinische Einrichtungen wie Kran- OP-Team, Physiotherapie, Ergothera- Im Folgenden werden kenhäuser, Einrichtungen für ambulantes pie, Logopädie, Hebammen, Reinigungs- 55die Indikationen der hygienischen Operieren, Geburtshäuser/Entbindungs- team) im Detail festzulegen und allen und der chirurgischen Händedesin- einrichtungen, Vorsorge- und Rehabi- Mitarbeitern zugänglich zu machen. Es fektion, litationseinrichtungen, vergleichbare empfiehlt sich, an Händedesinfektions- 55die Indikationen für nicht sterile und Behandlungs- und Versorgungseinrich- plätzen (z. B. im Stationsdienstzimmer, sterile medizinische Einmalhand- tungen sowie Dialyseeinrichtungen und in der OP-Funktionseinheit, in unrei- schuhe, Tageskliniken sind gemäß § 23 Absatz 5 nen Arbeitsräumen) einen Händehygi- 55Indikationen und Voraussetzungen Satz 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) zur eneplan anzubringen, der aus dem Des- für die Händewaschung, Festlegung innerbetrieblicher Verfahrens- infektionsplan als separate Empfehlung 55Anforderungen an Spender für HDM weisen zur Infektionshygiene in Hygiene- herausgelöst werden kann, um auf die An- und Handwaschpräparate, plänen verpflichtet. Im Hygieneplan liegen der Händehygiene (erregerabhän- 55erforderliche flankierende Maßnah- der Einrichtung sind die Indikationen für gige Desinfektion, Hautschutz, Hautpfle- men wie Hautschutz und -pflege, die Maßnahmen der Händehygiene in Ab- ge, Hygiene der Spender) zu fokussieren. 55Maßnahmen zur Qualitätssicherung hängigkeit von den Arbeitsaufgaben und Darin wird die Durchführung der jewei- mit dem Schwerpunkt der Interven- ligen Maßnahme (die sog. 5 W: wer, was, tionsmöglichkeiten zur Verbesserung wann, womit, wie) festgelegt. Diese sind in der Compliance der hygienischen Abkürzungen wischdesinfizierbaren Schutzhüllen oder Händedesinfektion und AMG Arzneimittelgesetz in laminierter Form anzubringen. Die 55rechtliche Aspekte beschrieben. einschlägigen Bestimmungen der gesetz- AQL Accetable Quality Limit (statistischer Messwert für ein einheitliches lichen Unfallverhütungsvorschrift sind 2 Bezug zu anderen Qualitätsniveau bei der Herstellung hier mit einzuarbeiten. Jeder Mitarbeiter Empfehlungen der KRINKO z. B. von medizinischen Einmalhand- ist aktenkundig in den Hygieneplan ein- sowie zum Arzneimittel- schuhen) zuweisen. Durch Piktogramme kann die und Medizinprodukterecht ASTM American Society for Testing and Aufmerksamkeit auf dieses Thema fokus- sowie zur Listung von Materials siert werden. Desinfektionsmitteln BfArM Bundesinstitut für Arzneimittel und Es ist zu empfehlen, Patienten und Be- Medizinprodukte sucher in die Maßnahmen der Händehy- 2.1 KRINKO-Empfehlungen DVV Deutsche Vereinigung zur Bekämp- giene einzubeziehen. Hierfür empfiehlt es fung der Viruskrankheiten sich, durch geeignete Formen der Auf- Die Händehygiene ist als wichtigste Maß- ESBL extended-spectrum beta-lactamase klärung (z. B. Flyer, Plakat, Patientenbro- nahme der Basishygiene integraler Be- h Stunde schüre) das Interesse für dieses Präventi- standteil aller KRINKO-Empfehlungen, onsanliegen zu wecken und dadurch ein wobei spezifische Aufgabenstellungen HDM Händedesinfektionsmittel zusätzliches Präventionspotential zu eta- der Händehygiene einschließlich der Be- IfSG Infektionsschutzgesetz blieren. deutung der Hände als Überträger von KbE Kolonie bildende Einheiten Die nachfolgenden Empfehlungen gel- Krankheitserregern vor allem in den min Minute ten für alle in stationären und ambulanten Empfehlungen zur Infektionsprävention MP Medizinprodukt Gesundheitseinrichtungen sowie in der in Pflege, Diagnostik und Therapie sowie ambulanten Betreuung pflegebedürftiger zur Betriebsorganisation in speziellen Be- MRE multiresistente Erreger Menschen und der pflegerischen Betreu- reichen behandelt werden. MRSA Methicillin resistenter Staphylococcus ung von Heimbewohnern tätigen Perso- Bei der Erarbeitung fach- bzw. einrich- aureus nen, sofern sie in direkten ärztlichen oder tungsspezifischer Regelungen müssen da- NI nosokomiale Infektionen pflegerischen Kontakt mit Patienten oder her zusätzlich auch diese entsprechenden OP Operation Bewohnern einschließlich der patienten- Dokumente berücksichtigt werden. PSA Persönliche Schutzausrüstung nahen Umgebung treten, nach Tätigkeiten RKI Robert Koch-Institut mit erhöhtem Kontaminationsrisiko (z. B. Abfallentsorgung, Wechsel der Bettwäsche) TRBA Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe oder vor reinen Tätigkeiten (z. B. Bereitstel- lung von Arzneimitteln, Wäsche u. ä.). VAH Verbund für Angewandte Hygiene 1190 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 2.2 Arzneimittelrecht Qualitätssicherung umfasst u. a. die Rei- hygienischen und nicht zur chirurgischen nigung und Sterilisation der Desinfekti- Händedesinfektion, weil die Liste für be- Gemäß deutschem Arzneimittelrecht onsmittel-Behälter vor der Neubefüllung, hördlich angeordnete Desinfektionsmaß- sind HDM mit medizinischer Zweckbe- das Umfüllen unter aseptischen Bedin- nahmen gemäß § 18 IfSG vorgesehen ist stimmung i. d. R. Arzneimittel1 im Sinne gungen und die ordnungsgemäße Kenn-. Zugleich ist es sinnvoll, im Fall von des § 2 Arzneimittelgesetz (AMG) und zeichnung mit Umfüll- und Verfalldatum massiver bzw. sichtbarer Kontamination bedürfen gemäß § 21 AMG einer Zulas-. Wegen des Aufwands und der Sicher- nach deren mechanischer Entfernung eine sung durch die zuständige Behörde. Im heit ist Einmalgebinden der Vorzug zu zweimalige Händedesinfektion durchzu- Rahmen des Zulassungsverfahrens wer- geben. In jedem Fall haftet der Umfüllen- führen. den Wirksamkeit, Qualität, Sicherheit und de für sein hergestelltes Produkt. An- Unbedenklichkeit geprüft. lass für ein Vermeiden des Umfüllens ist, 3 Die hygienische Üblicherweise werden Desinfektions- dass Bakteriensporen in Alkohol basier- Händedesinfektion mittelspender mit Einmalflaschen be- ten Desinfektionsmitteln überleben und stückt. Rechtlich ist ein Umfüllen nur auf diesem Weg z. B. in eine Wunde ge- Die Hände des Personals werden bei unter bestimmten Voraussetzungen mög- langen können (Risiko von Gasbrand und Maßnahmen am Patienten sowie bei lich. In § 4 Absatz 14 des AMG ist das Tetanus) [10, 11]. Das tatsächliche Risiko Kontakt mit der unmittelbaren Patien- Umfüllen von Arzneimitteln aus größe- ist jedoch minimal. So konnten in Alko- tenumgebung mit potentiell pathogenen ren Gebinden in kleinere Behältnisse als hol basierten Händedesinfektionsmitteln Erregern kontaminiert [24–30] und sind Herstellen definiert, d. h. der Umfüllende nach längerem Stehenlassen der geöffne- die wichtigsten Überträger von Krank- wird zum Hersteller und benötigt gemäß ten Flasche in 18 % der Proben Bakterien- heitserregern. Die hygienische Händedes- § 13 Absatz 1 AMG eine Herstellungser- sporen gefunden werden, jedoch weniger infektion gilt weltweit als die wirksams- laubnis. Keiner Erlaubnis bedürfen ge- als eine Spore pro 10 ml Händedesinfek- te Einzelmaßnahme zur Unterbrechung mäß § 13 Absatz 2 und 3 AMG Apotheken tionsmittel. In keinem Fall wurden Spo- von Infektionsketten in Gesundheitsein- und Krankenhausapotheken im Rahmen ren pathogener Bakterienspezies identifi- richtungen ebenso wie in Pflegeeinrich- des üblichen Apothekenbetriebs, d. h. im ziert. Dagegen liegt über die in-use tungen und damit zur Prophylaxe von no- Rahmen ihres Versorgungsauftrags. So- Kontamination Chlorhexidin-basierter sokomialen Infektionen [31–36]. Keine weit das Umfüllen nicht im Rahmen des Handwaschpräparate ein umfangreiches andere Maßnahme der Krankenhaushy- Versorgungsauftrags erfolgt, d. h. als Ab- Schrifttum vor. giene hat eine so hohe epidemiologische gabe an Kunden der Apotheke, ist auch für Im Fall einer Infektion kann das Um- Evidenz für den präventiven Nutzen für die Apotheke eine Herstellungserlaubnis füllen von HDM haftungsrechtlich rele- den Patienten. Bei Nichteinhaltung der gemäß § 13 AMG erforderlich. vant werden. So wurde in einer Einrich- Händedesinfektion werden Erreger no- Das Umfüllen und Kennzeichnen von tung umgefüllt und die HDM erwiesen sokomialer Infektionen über die Hände Desinfektionsmitteln in Arztpraxen und sich in zwei überprüften umgefüllten Fla- der Mitarbeiter übertragen, vor allem bei Krankenhäusern durch eigenes Personal schen als kontaminiert, was in Verbin- Katheter-assoziierten Septikämien für die Anwendung in der eigenen Ein- dung mit weiteren Hygienefehlern zu ei- und Pneumonien [38, 39]. Zusätzlich richtung ist zwar als Herstellung gemäß nem richterlichen Urteil geführt hat. trägt die hygienische Händedesinfektion § 4 Absatz 14 AMG anzusehen, unter- zum Eigenschutz bei. Daher muss bei liegt jedoch nicht dem Erfordernis einer 2.3 Listung möglicher und tatsächlicher Kontamina- Herstellungserlaubnis, da in diesen Fällen von Desinfektionsmitteln (VAH- tion eine hygienische Händedesinfekti- weder gewerbs- noch berufsmäßig herge- und RKI-Liste) on durchgeführt werden, um die Weiter- stellt wird. Auch ein Inverkehrbringen fin- verbreitung der Erreger zu verhindern. det in dieser Konstellation nicht statt, so In die jährlich aktualisierte Desinfektions- Momentan ist keine wissenschaftliche dass die abgefüllten Arzneimittel nicht der mittelliste des VAH werden auf An- fundierte Einteilung von einzelnen Tätig- Pflicht der Zulassung gemäß § 21 AMG trag des Herstellers und nach Bewertung keiten im Rahmen der Patientenversor- unterliegen. Allerdings muss das Umfül- durch die Desinfektionsmittelkommissi- gung in ein Risikoprofil vorgenommen. len nach § 67 Absatz 2 AMG der zustän- on des VAH Präparate aufgenommen, so- Bereits der Kontakt mit intakter Haut so- digen Aufsichtsbehörde angezeigt wer- fern sie die Prüfanforderungen des VAH wie mit Oberflächen und Gegenständen den und qualitätsgesichert erfolgen. Die erfüllen. Diese berücksichtigen auch aus der unmittelbaren Patientenumge- europäische Normen [17–21] oder für bung führt zu einer relevanten Kontami- 1 Die Europäische Union hat in dem Durchfüh- den Nachweis der Viruzidie die Anforde- nation der Hände [41–43]. rungsbeschluss 2016/904 der Kommission vom rungen der DVV/RKI-Leitlinie. Hier- Im Fall des direkten Kontakts der Un- 8. Juni 2016 festgelegt, dass 2-Propanol-haltige bei ist die Indikation auf die prophylakti- terarme mit dem Patienten oder mit kon- HDM als Biozidprodukte eingeordnet werden. sche Anwendung beschränkt. taminierten Oberflächen, sind diese in die Derzeit wird diese Einordnung aus fachlichen Gründen kontrovers diskutiert. Es ist daher un- Die Liste der vom RKI geprüften und Durchführung der Desinfektion einzube- klar, ob sich diese Auffassung europäisch durch- anerkannten Desinfektionsmittel und ziehen. setzen wird. -verfahren enthält nur Präparate zur Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 1191 Empfehlungen 3.1 Mikrobizide Wirksamkeit entsprechendem Wirkungsbereich vorzu- Zusatz zu alkoholischen Desinfektions- und Verträglichkeit nehmen [44, 45], [www.krankenhaushy- mitteln keine weitere Verstärkung der giene.de/referate/d13b4982da4e67a8f40f- Wirkung, erhöhen aber Wirkstoff abhän- Ziel der hygienischen Händedesinfekti- 1d8c674171ed.pdf]. Bei der Pflege von gig das Risiko von Unverträglichkeiten on ist die schnelle ausreichende Reduk- Patienten mit offener Lungentuberkulose bzw. einer Resistenzentwicklung [56–60]. tion der transienten Flora (nicht zur ei- ist der Einsatz von Händedesinfektions- Bei PVP-Iod-Präparaten wird die Anwen- genen Hautflora gehörend), so dass von mitteln mit nachgewiesener Wirksamkeit dung durch die Iodresorption limitiert den Händen nach bekannter oder vermu- gegen Tuberkulose (Präparate mit Wir-. Wässrige Lösungen auf Basis von teter Kontamination kein Risiko der Wei- kungsbereich A aus der RKI-Desinfekti- Chlorabspaltern, PVP-(Polyvinylpyrroli- terverbreitung von potentiell pathogenen onsmittelliste) zu empfehlen. don-) Iod oder Peroxiden sind auf Grund Erregern ausgeht. Sofern die Alkohol ba- Innerhalb der Alkohole besteht zu- ihrer geringeren Wirksamkeit, schlechte- sierten Rezepturen keinen remanent wirk- mindest in Bezug auf die residente Haut- ren Hautverträglichkeit als Alkohol basier- samen antimikrobiellen Zusatz enthalten, flora eine positive Korrelation zwischen te Präparate [62–68], wegen ihres schlech- ist die Wirkung der Alkohole nach deren der Konzentration und der bakteriziden teren Ausbreitungsverhaltens (Spreitens) Abdunstung beendet. Es gibt jedoch kei- Wirksamkeit. Bei gleicher Konzen- auf der Haut sowie der längeren Verdamp- nen Nachweis, dass durch Zusatz rema- tration ist Propan-1-ol am wirksamsten fungszeit keine Alternative zur Anwen- nent wirkender Antiseptika (z. B. Chlor- und Ethanol am wenigsten wirksam. dung Alkohol basierter Händedesinfek- hexidin, Octenidin) zu Alkohol basierten Als Voraussetzung für die Listung müssen tionsmittel in Gesundheitseinrichtungen. Händedesinfektionsmitteln eine höhere alkoholische Händedesinfektionsmittel in Alkoholische HDM sind deutlich präventive Wirksamkeit bei der hygieni- der deklarierten Einwirkungszeit (> 30 s) besser hautverträglich als die Hände- schen Händedesinfektion erreicht wird, die gleiche oder eine signifikant höhe- waschung, weil durch die oberflächen- weil allein die rasche Wirkung auf die re Wirksamkeit besitzen wie das Refe- aktiven Handwaschpräparate der Was- transiente Flora zur Unterbrechung der renzverfahren Propan-2-ol 60 % (v/v) bei ser-Lipid-Mantel der Hautoberfläche, Weiterverbreitung der oberflächlich an- 2 × 30 s Anwendung. Bei alkoholischen verbunden mit einem Verlust wasser- haftenden Mikroorganismen entschei- Gelen wird die Wirksamkeit des Refe- löslicher Feuchthalter, antimikrobieller dend ist. renzverfahrens innerhalb von 30 s erst ab Schutzfaktoren und Alteration interzellu- Das benötigte Wirkungsspektrum der einem Ethanolgehalt > 85 % (g/g) erreicht lärer Lipiddoppelschichten, beeinträchtigt HDM hängt von der angestrebten Ver- [48, 49] ansonsten wird 1 min Einwirk- wird. Durch die damit verbundene Aus- wendung ab, schließt aber in jedem Fall zeit benötigt. Damit kann erklärt wer- trocknung kann die Hornschicht aufbre- bakterielle Krankheitserreger und Hefen den, warum bei Einführung eines alkoho- chen. Es entstehen Entzündungszeichen ein. Nach Versorgung von Patienten mit lischen Gels mit einem Ethanolgehalt von in der Epidermis und Kutis mit Verhor- Viruserkrankungen bzw. nach Umgang 54 % (g/g), dessen Wirksamkeit damit nur nungsstörungen, an deren Ende eine nicht mit virushaltigem Material ist in Abhän- im Bereich flüssiger antiseptischer Hand- mehr nur durch Hautpflege reversible Ek- gigkeit von der Art der zu erwartenden Vi- waschpräparate lag, trotz häufigerer Nut- zematisation steht. Alkohol basierte ren2 ein begrenzt viruzides (wirksam ge- zung kein Einfluss auf die Rate nosoko- HDM verursachen keine signifikante Ver- gen behüllte Viren), begrenzt viruzid Plus mialer Infektionen nachweisbar war. änderung der Hautbarriereeigenschaften wirksames (wirksam gegen Adeno-, Noro- Allein aus der Zubereitungsform Lö- und besitzen selbst bei vorirritierter Haut und Rotaviren) [www.krankenhaushygie- sung oder Gel und der Zusammenset- keine erhöhte Irritationspotenz. Vielmehr ne.de/referate/d13b4982da4e67a8f40f1d- zung der Produkte kann keine Wirksam- führte die Ethanol basierte Händedesin- 8c674171ed.pdf] oder viruzides (wirksam keit abgeleitet werden. Grundlage für die fektion bei Pflegepersonal, das vorher aus- gegen behüllte und unbehüllte Viren) [22, Auswahl ist die deklarierte Wirksamkeit schließlich antiseptische Handwaschprä- 44] anzuwenden. Sobald unbehüllte Vi- auf Basis der festgelegten Prüfanforderun- parate anstelle Alkohol basierter HDM ren im Stationsbereich oder bei zu versor- gen [16–22]. anwendete, zu einer Verbesserung des genden Patienten auftreten, z. B. Norovi- Gegenüber Viren ist Ethanol wirksa- Hautzustands [64, 65, 68]. Gegebenenfalls ren, ist die Umstellung auf ein HDM mit mer als die Propanole, wobei behüllte Vi- kann eine noch bessere Hautverträglich- ren konzentrationsabhängig von allen Al- keit durch Zusatz von Rückfettungssyste- Testviren für die Einstufung begrenzt viru- koholen erfasst werden. Zur Inaktivierung men zur alkoholischen Grundlage erreicht 2 zid: Vacciniavirus Stamm Elstree bzw. Modified unbehüllter Viren sind in der Regel eine werden [69–71]. Bei adäquater Anwen- Vacciniavirus Ankara und bovine Viral Diarrhea Virus Stamm NADL; Testviren für die Einstufung hohe Ethanolkonzentration oder syner- dung von Hautschutz und Hautpflege begrenzt viruzid Plus: Adenovirus Typ 5 Stamm gistische Kombinationen mit geringerem ist die Anwendung von Alkoholen nicht Adenoid 75, murines Norovirus; Testviren viru- Gehalt alkoholischer Komponenten erfor- mit dem Risiko einer Irritationsdermato- zid: murines Norovirus Stamm S99, Polio-Impf- derlich [51–55]. se verbunden. Alkohole besitzen kei- stamm Typ I, Stamm LSc-2ab, Polyomavirus Chlorhexidindigluconat, Octenidinhy- ne sensibilisierende Potenz. Sowohl (SV40) Stamm 77 und Adenovirus Typ 5 Stamm Adenoid 75 [22, 44, www.krankenhaushygi- drochlorid, Polihexanid, quaternäre Am- Etha­nol als auch die beiden Propanole ene.de/referate/d13b4982da4e67a8f40f1d- moniumverbindungen, Ampholyte, Phe- werden nur im Spurenbereich resorbiert 8c674171ed.pdf]. nolderivate und Triclosan bringen als [73, 74], so dass sich keine Gefährdung 1192 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 ableitet. Auch wenn bei Durchführung Bakteriensporen enthalten sollen. Vegeta- zige Hände und Fingernägel (z. B. nach der praxisüblichen Händedesinfektion tive Mikroorganismen können auf Grund Gartenarbeit) sind bereits zuhause zu mit Ethanol basierten Händedesinfek- der Eigenwirkung der Alkohole nicht im säubern. Kommt es während der Tätigkeit tionsmitteln am Tag der Durchführung Produkt überleben. zur Verschmutzung der Hände, sind ein und am Morgen nach der Anwendung in Handwaschpräparat und zur Schonung der Nachtschicht Ethylglucuronid als Ab- 3.2 Prävention nosokomialer der Haut nur bei Notwendigkeit eine Na- stinenzmarker im Urin gemessen werden Infektionen gelbürste zu benutzen. kann , ist damit keine Gesundheitsge- Kurzgeschnittene, mit den Finger- fährdung verbunden. Die Bedeutung der Händehygiene als eine kuppen abschließende Fingernägel ge- An isolierten Peritonealexplantaten der grundlegenden Maßnahmen zur Prä- währleisten die Reinigung der subungu- bestehen Unterschiede in der Gewebever- vention von Transmissionen und Infektio- alen Spatien und minimieren die Gefahr träglichkeit zwischen den drei Alkoholen. nen im Rahmen der Patientenversorgung der Handschuhperforation an den Fin- So ist die Gewebeverträglichkeit von 80 % ist mit hoher Evidenz belegt. Die WHO gerkuppen. Nagellack ist abzulehnen, Ethanol signifikant besser als von 60 % hat in ihrer Richtlinie von 2009 einen um- weil er die Sichtbeurteilung der Nägel Propan-2-ol , was bei Anwendung auf fassenden Literaturreview zur Effektivität behindert und mit steigender Tragedau- irritierter bzw. besonders empfindlicher der Händehygiene bei der Prävention von er die Kolonisation auf den Nägeln zu- Haut von Vorteil sein dürfte. Auch ist die Behandlungs-assoziierten Infektionen er- nimmt. Obwohl dieser Einfluss bei fri- inhalative Toxizität von Ethanol weitaus arbeitet. Bereits die erste Publikation schem Nagellack nicht nachweisbar war, geringer als die der beiden Propanole , durch Ignaz Philipp Semmelweis konnte ist die Empfehlung, keinen Nagellack im obwohl für keinen der Alkohole Intoxika- die Effektivität der Händehygiene bei der Gesundheitswesen zu tragen, berechtigt, tionen durch Inhalation beschrieben sind Prävention von Behandlungs-assoziier- weil das Alter des Nagellacks und dessen. Deshalb und auf Grund der besseren ten Infektionen eindrucksvoll belegen [81, Güte (Mikrorisse u. ä.) in praxi nicht beur- physiologischen Anpassung (Vorkommen 82]. Seitdem haben viele Untersuchungen teilbar sind. Die Bakteriendichte ist und Abbau von Ethanol im Organismus) den infektionspräventiven Einfluss ei- auf künstlichen Nägeln höher als auf na- kann bei besonders empfindlichen Patien- ner gesteigerten Händehygiene-Compli- türlichen. Zugleich beeinträchtigen künst- ten (z. B. Neugeborene, Kleinkinder und ance mit Alkohol basierten Desinfekti- liche Nägel den Erfolg der Händehygiene Patienten mit Atemwegerkrankungen) onsmitteln in unterschiedlichen Settings und erhöhen die Perforationsgefahr für überlegt werden, bevorzugt Ethanol ba- nachgewiesen [34, 83–94]. Ebenso wur- Einmalhandschuhe [112–116]. Wieder- sierte Präparate zur hygienischen Hände- den durch die Eindämmung der Ausbrei- holt konnten künstliche Nägel als Quelle desinfektion anzuwenden. tung von MRE die Anzahl von mit MRSA, für NI bei immunsupprimierten Patienten Für alle Alkohole ist zu beachten, dass ESBL-Bildnern, Acinetobacter baumannii und für Ausbrüche postoperativer Wund- zurzeit keine sporizide Aktivität bei HDM kolonisierten Patienten und von damit infektionen identifiziert werden [117– mit tolerierbarer Hautverträglichkeit und verbundenen Infektionen reduziert [95– 123]. Im Fall dermatologisch begründba- praktikabler Einwirkungszeit erreich- 102]. Ebenso ist die Effizienz der Hände- rer Nagelbehandlungen sind die hiermit bar ist [78, 79]. Besteht die Notwendig- desinfektion bei der Beherrschung von verbundenen Risiken in Absprache zwi- keit, Bakteriensporen von den Händen zu Ausbrüchen nachgewiesen [103–106]. schen Betriebsarzt bzw. Dermatologen entfernen, kann derzeit nach der Hände- Auch wenn einige Studien eine gewisse und Krankenhaushygieniker abzuwägen. desinfektion nur eine gründliche Hände- Wirksamkeit antiseptischer Handwasch- Schmuckstücke an Händen und Unter- waschung mit einem Handwaschpräpa- präparate zeigen konnten [107–110], armen behindern die sachgerechte Hän- rat und Wasser empfohlen werden. wird nicht die Wirksamkeit der Alko- dehygiene und können dadurch zu einem Sofern im Patientenzimmer oder der hole erreicht. Auf Grund der schlechte- Erregerreservoir werden. Bei In- zugehörigen Sanitärzelle keine Hand- ren Hautverträglichkeit und der längeren tensivpflegepersonal korrelierte die An- waschmöglichkeit vorhanden ist, muss die Einwirkungszeit sind antiseptische Hand- zahl von Gram-negativen Erregern und nächst gelegene Waschgelegenheit aufge- waschpräparate daher keine Alternative S. aureus mit der Anzahl getragener Rin- sucht werden, wobei auf dem Weg dahin für alkoholische Einreibepräparate. ge. Beim Tragen von Ringen war auf eine Kontamination der Umgebung, z. B. den Händen für Enterobacteriaceae und der Türklinke, vermieden werden muss. 3.3 Voraussetzungen Nonfermenter eine erhöhte Trägerrate, al- Bei unbeherrschbaren Ausbrüchen mit lerdings keine erhöhte Transmissionsrate Sporenbildnern können kurzfristig Peres- Die Voraussetzungen für eine effektive nachweisbar [125, 126]. Aber auch we- sigsäure haltige HDM eingesetzt werden Händedesinfektion sind nur z. T. unter- gen der Verletzungsgefahr ist das Tragen Im Deutschen Arzneibuch sind keine sucht und leiten sich überwiegend aus der von Ringen nicht zulässig. Schließlich Anforderungen an HDM in Bezug auf die hygienischen Risikobewertung ab. führt das Tragen von Ringen zu erhöh- mikrobielle Reinheit des Fertigprodukts Klinik, Praxis, Pflegeeinrichtungen ter Perforationshäufigkeit von medizini- enthalten. Aus der fehlenden sporiziden und andere medizinische Arbeitsberei- schen Einmalhandschuhen (untersucht Wirksamkeit der Alkohole ergibt sich als che sind mit sichtbar sauberen Händen für OP-Handschuhe). Anforderung, dass die Präparate keine und Fingernägeln zu betreten. Schmut- Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 1193 Empfehlungen Tab. 1 Vor- und Nachteile einzelner Händedesinfektionsmittel-Spendertypen (adaptiert nach WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care ). Spendertyp Vorteile Nachteile Wand- oder Bett-mon- Lokalisation bekannt, als „non -touch“ Systeme verwendbar, Nicht immer günstig lokalisiert, um unmittelbare Verfügbar- tierte Spender für Personal, Patienten und Angehörige zugänglich keit zu gewährleisten, können für Patienten und Angehörige zur Gefahrenquelle werden, Spritzer auf dem Fußboden können zu Schäden und Verfärbungen führen, aufwendige Aufbereitung der Pumpsysteme Mobile Spender mit Unmittelbare Verfügbarkeit, Können leicht entfernt werden, Dosierpumpen niedrigere Kosten, können für Patienten und Angehörige zur Gefahrenquelle für Personal, Patienten und Angehörige zugänglich werden, falls keine Einmalpumpe, aufwendige Aufbereitung der Pumpsysteme, je nach Füllzustand und Standort kann die Standfestigkeit deutlich variieren Kitteltaschenflaschen Permanente unmittelbare Verfügbarkeit für das Personal, Wegen geringer Menge Logistik zum Nachschub notwendig, erhöhen die wahrgenommene Kompetenz zur Durchführung höhere Kosten, höhere Umweltbelastung durch Einmalver- der Händedesinfektion im erforderlichen Umfang, für Patien- wendung, Kontaminationsrisiko bei falscher Handhabung, ten und Angehörige nicht zugänglich, aber für bestimmte „Add ons“ wie Clips sind häufig vom Zulieferer abhängig Patienten nach Unterweisung möglich Automatische Bequeme Nutzung, zumindest unmittelbar nach Umstellung Nicht verwendbar, wenn elektronisches System nicht funkti- Wandspender höhere Inanspruchnahme, oniert, hohe Wartungskosten, ästhetisch ansprechend, „non–touch“ System, für Personal, Abhängigkeit von Zulieferer, Bestückung bedarf ggf. speziel- Patienten, Angehörige und Besucher zugänglich ler Einweisung Bei Vorliegen von Hautläsionen an de Mehrheit der Indikationen zur Hän- Benutzer von Kitteltaschenflaschen den Händen ist es als ausreichend anzu- dedesinfektion direkt am Patienten ent- müssen darauf achten, dass die Flaschen sehen, diese bei nichtchirurgischer Tä- steht, ist neben der durch die TRBA 250 sauber, ggf. mit Anbruchdatum beschrif- tigkeit erreger- und ggf. flüssigkeitsdicht vorgeschriebenen Ausstattung mit Hän- tet und das Etikett lesbar sind. Leere Kit- abzudecken (flüssigkeitsdichtes Pflaster) dedesinfektionsmittelspendern die un- teltaschenflaschen werden verworfen und und darüber einen medizinischen Ein- mittelbare Verfügbarkeit direkt am Pa- sind nicht wieder zu befüllen. Nach aus- malhandschuh anzulegen. Voraussetzung tienten zu gewährleisten. Überall reichender Benetzung beider Hände ist ist, dass nach dem Ablegen der Handschu- dort, wo eine Händedesinfektion durch- die Händedesinfektion erst nach dem Ver- he eine Händedesinfektion toleriert wird. geführt werden muss, sind in unmittel- schließen der Kittelflasche und ihrer Zu- Andernfalls sind die Mitarbeiter für die barer Nähe Desinfektionsmittel vorzu- rückführung in die Tasche durchzufüh- Dauer der Hautläsion patientenfern ein- halten. Für Patientenzimmer wird in ren, um eine Rekontamination der Hände zusetzen. Abhängigkeit von der Anzahl der Pati- von Seiten der Kittelflasche zu verhindern. Beim atopischem Ekzem ist das Risiko entenbetten bettennah als Mindestaus- der Besiedlung mit S. aureus einschließ- stattung ein Spender pro Patientenbett 3.4 Indikationen lich MRSA erhöht [128, 129]. Deshalb auf Intensiv- und Dialysestationen und empfiehlt es sich, bei Mitarbeitern mit ato- auf Nicht-Intensivstationen ein Spender Indikationen zur Händedesinfektion sind pischem Ekzem und ggf. anderen chroni- für zwei Patientenbetten sowie einer in Situationen, in denen eine Händedesin- schen Hauterkrankungen eine Kolonisati- der Sanitärzelle empfohlen. Die Art der fektion die Übertragung von potentiell pa- on mit MRSA und ggf. anderen potentiell eingesetzten Spender, d. h. fest an der thogenen Erregern auf Patienten, Personal pathogenen Erregern auszuschließen und Wand oder am Bett montierte Spen- sowie Gegenstände und Oberflächen un- im Fall des Nachweises die Möglichkeit der, mobile Spender mit Dosierpumpen terbricht. Beobachtungsstudien zur Hän- der Behandlung bzw. Dekolonisation zu oder Kittelflaschen, richtet sich nach den dehygiene-Compliance zeigen immer überprüfen. Für die Dauer der Erreger- räumlichen Verhältnissen und den zu wieder, dass es für die Mitarbeiter bei ho- freisetzung sind die Mitarbeiter patien- versorgenden Patienten (. Tab. 1). Z. B. her Arbeitsbelastung mit häufigen Unter- tenfern einzusetzen. kann es in der Geriatrie, Psychiatrie und brechungen von Arbeitsabläufen schwie- Eine hohe Compliance der Hände- Pädiatrie sowie ambulanten Diensten rig ist, eindeutig die Indikationen zur desinfektion ist nur mit optimaler Aus- sinnvoll sein, auf Kittelflaschen sowie auf Händedesinfektion zu erkennen. stattung mit Händedesinfektionsmitteln Spender am Visiten- oder Verbandwagen Die WHO hat basierend auf den Er- erreichbar [34, 130, 131]. Es muss ge- zurückzugreifen, um Gefährdungen der kenntnissen zur Erregertransmission währleistet sein, dass für die Mitarbei- Patienten durch das Desinfektionsmittel über die Hände die sich daraus ableiten- ter keine zusätzlichen Wege entstehen, auszuschließen. Ferner sind mobile oder den Indikationen in 5 Indikationsgrup- um im Verlauf der Patientenversorgung montierte Spender an sauberen Arbeits- pen („five moments“) als Grundlage für Zugang zum Händedesinfektionsmittel plätzen, am Visiten- oder Verbandwagen die Schulung und das Training der Hän- zu erhalten. Da die weitaus überwiegen- und in Schleusen vorzuhalten (. Tab. 1). dedesinfektion zusammengefasst. Da- 1194 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 55mit nicht intakter Haut mit oder ohne Eröffnung von Körperhöhlen wie Wun- den, OP-Wunden, Druckulcera usw. 55Behandlungs-assoziierte invasive Maßnahmen wie Injektionen und Punktionen 55mit Device-assoziierten kritischen Be- reichen wie diskonnektierte Gefäßka- theter, diskonnektierte Drainageauf- fangbeutel usw.. Erweiterte Patientenumgebung Abb. 1 9 Die 5 Indika- Sie beinhaltet alle darüber hinaus gehen- tionen der Händedes- den Bereiche, die seitens des Patienten infektion (adaptiert kontaminiert werden können. nach und ). Die Indikationen der Händedesinfek- Mit freundlicher tion (. Tab. 2) ergeben sich aus verschie- Genehmigung von Elsevier denen Risiken seitens des Patienten und des Personals. Entscheidend ist, dass durch soll zugleich das Wiedererkennen Bereich überträgt, erscheint es adäquat, durch die Händedesinfektion die Übertra- von Indikationen im Arbeitsablauf er- die Situation „vor und nach Patientenkon- gung von Krankheitserregern verhindert leichtert werden. Darüber hinaus können takt“ auf die körperliche Untersuchung zu wird. Beobachtungen zur Compliance auf der begrenzen [http://www.aktion-saubereha- Da sich die Händedesinfektion beim Grundlage des Modells leichter standar- ende.de/ash/module/ambulante-medi- Personal als wirksamste Maßnahme zur disiert und verglichen werden. Die zin/5-indikationen/]. Im Altenheim ist die Prävention nosokomialer Infektionen er- fünf Indikationsgruppen beinhalten die Situation vergleichbar, d. h. eine Hände- wiesen hat und durch Händedesinfektion Händedesinfektion unmittelbar vor Pati- desinfektion ist vor und nach der Körper- selbst in nichtmedizinischen Bereichen entenkontakt, unmittelbar vor aseptischen pflege oder beim Lagern eines Bewohners eine Herabsetzung gastrointestinaler und/ Tätigkeiten, unmittelbar nach Kontakt mit indiziert [http://www.aktion-saubereha- oder respiratorischer Infektionen bzw. potentiell infektiösen Materialien, nach ende.de/ash/module/alten-und-pflege- Krankheitstage erreichbar war, ist davon Patientenkontakt und nach Kontakt mit heime/5-indikationen/]. auszugehen, dass auch Patienten davon der unmittelbaren Patientenumgebung profitieren, wenn sie selbst und ihre An- (. Abb. 1). Diese Indikationen gelten in Unmittelbare Patientenumgebung gehörigen sich die Hände situationsab- der stationären ebenso wie in der am- Sie umfasst die unmittelbare Umgebung hängig desinfizieren. In Anlehnung an die bulanten Pflege. Grundsätzlich soll auch des Patienten, d. h. typischerweise alle WHO können die folgenden „Fünf Mo- nach dem Ablegen steriler und unsteriler Oberflächen, die entweder direkt mit mente“ für die Händedesinfektion des Pa- Schutzhandschuhe eine Händedesinfek- dem Patienten in Kontakt kommen (Bett- tienten als relevant anzusehen : tion durchgeführt werden , weil eine wäsche, Bettgestell) oder häufig vom Pa- 55Bei Betreten des Patientenzimmers, Kontamination sowohl durch unbemerk- tienten selbst oder im Verlauf der Versor- 55bei Verlassen des Patientenzimmers, te Perforation als auch beim Ablegen nicht gung des Patienten vom Personal berührt 55vor Esseneinnahme, auszuschließen ist. werden (z. B. Bettgestell, Nachttisch, ge- 55nach Benutzung der Sanitäreinheit Das WHO Modell definiert darüber schlossene Infusions- und Drainagesys- (WC), hinaus eine unmittelbare und eine erwei- teme, Monitore). Dazu gehören z. B. auch 55vor und nach Kontakt mit der eigenen terte Patientenumgebung. Die Indikatio- das Beatmungsgerät und für die Dauer der Wunde, mit Schleimhäuten oder vor nen zur Händedesinfektion ergeben sich Dialyse das Dialysegerät. Patienten nahe Betreten von Risikobereichen. aus der Abfolge der Tätigkeiten am Patien- Oberflächen und Strukturen werden im ten sowie aus der Bewegung zwischen den Verlauf der Patientenversorgung rasch Ergänzend ist ein Hinweis auf die Ver- definierten Bereichen. und in hohem Maß mit der jeweiligen Pa- meidung unnötiger Kontakte mit Ober- Auf einer Dialysestation konnte durch tientenflora kontaminiert [135–140]. flächen im Krankenhaus sinnvoll. Falls Schulung und kritische Überprüfung von Innerhalb der unmittelbaren Patienten- das unvermeidbar ist, wird die anschlie- Arbeitsabläufen auf der Grundlage des umgebung werden kritische Bereiche defi- ßende Durchführung einer Händedesin- Modells die Compliance der Händedesin- niert, in denen aseptische Tätigkeiten oder fektion empfohlen. fektion bei sinkender Anzahl von Indikati- Handkontakte oder Kontakte zu potentiell onen um ca. 30 % verbessert werden. infektiösen Materialien stattfinden wie z. B. Technik Sofern man das Handlungsmodell der 55mit natürlichen Körperöffnungen wie Zur effizienten Unterbrechung der „five moments“ auf den niedergelassenen Mund, Nase, Augen Erreger­ übertragung ist die korrekte Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 1195 Empfehlungen Tab. 2 Typische Situationen mit Indikationen für die hygienische Händedesinfektion. Indikation Beispielsituationen Erläuterung Kommentar VOR direktem Patient waschen, Unmittelbar vor dem direkten Direkter Patientenkontakt ist Patienten­kontakt Puls und Blutdruck messen, auskultieren, palpieren, Patientenkontakt immer als Kontakt mit Haut, Physiotherapie usw. Schleimhäuten oder Wunden definiert VOR aseptischen Vor jedem Kontakt mit nicht intakter Haut und Wunden, Vor jeder Manipulation an Devices, Manipulation immer im Sinn von Tätigkeiten zwischen Entfernen des alten und Anlegen des neuen falls Handschuhe getragen wer- Diskonnek­tion bzw. Eröffnen Verbands, Injektionen und Punktionen, Konnektion/ den, Desinfektion der behand- geschlossener Systeme Diskonnektion geschlossener Systeme (Gefäßkatheter-, schuhten Hand (Einschränkungen z. B. vom Urogenitalbereich zur Drainage- oder Beatmungssysteme), Vorbereiten von s. 6.1) Mundschleimhaut Parenteralia, Wechsel von besiedelten/unrei- Kontakt mit Schleimhäuten z. B. Mund- und Zahnpflege, nen zu nicht besiedelten/reinen Zubereiten und Verabreichen von Sondennahrung Bereichen NACH Kontakt mit Nach Kontakt mit Schleimhäuten, Aspiration von und Nach dem Ausziehen der Hand- Waschen in der Urogenitalregion potentiell infektiösem Umgang mit Blut und schuhe, oder Entsorgung kontaminierter Material (Körper­ jeder Art von Sekreten, Wundversorgung, Entfernen nach Kontakt mit Körperflüssigkei- Wäsche kann in diese Indikati- flüssigkeiten usw.) von Verbänden, Anlage/Absaugen und Entfernen von ten, Schleimhäuten, nicht intakter onsgruppe eingruppiert werden endotrachealen Tuben usw. Haut oder Wundverbänden, Wechsel von besiedelten zu nicht besiedelten Körperbereichen NACH direktem Patienten waschen, Unmittelbar nach dem direktem Haut-, Schleimhaut- oder Wund- Patienten­kontakt Puls und Blutdruck messen, auskultieren, palpieren, Patientenkontakt kontakt Physiotherapie NACH Kontakt mit der Wechsel der Bettwäsche, Kontakt mit Oberflächen und Ge- Dazu gehören auch das Beat- direkten Patienten­um­ Einstellen der Tropfgeschwindigkeit am Infusionssystem, genständen in der unmittelbaren mungsgerät und für die Dauer gebung Kontakt zu Monitoren, Rechnern und Medizingeräten, Patientenumgebung der Dialyse das Dialysegerät Kontakt zum Bett und Nachtschrank sowie mit persönli- chen Gegenständen des Patienten Durchführung der Händedesinfektion 4 Die Chirurgische tionen nachweisbar [148, 149]. Dennoch unerlässlich. Hierzu wird ein Volumen Händedesinfektion ist der Einsatz von Handwaschpräparaten von etwa 3–5 ml bzw. der Menge, die in keine Alternative für alkoholische Ein- eine Hohlhand passt, so in beide Hän- Die chirurgische Händedesinfektion ist reibepräparate zur chirurgischen Hände- de eingerieben, dass die gesamte Ober- Standard vor jedem operativen Eingriff desinfektion, da die Hautverträglichkeit fläche der Hand, d. h. Fingerspitzen, Na- , um präoperativ die transiente Flora alkoholischer Einreibepräparate deut- gelfalze, Daumen, Fingerzwischenräume, der Hände zu eliminieren und die residen- lich besser als von Handwaschpräpara- Innen- und Außenflächen für die Dauer te Flora der Hände für die Dauer der OP ten ist [150, 151]. Auch das Kontamina- der vom Hersteller deklarierten Einwirk- größtmöglich zu reduzieren. Zusätzlich tionsrisiko beim Waschvorgang durch die zeit (üblicherweise 30 s) mit dem Des- wird das Kontaminationsrisiko durch das Emission der Siphonflora beim Abspülen infektionsmittel benetzt sind. Werden Tragen steriler OP-Handschuhe reduziert. der Hände spricht gegen den Einsatz von 90. Alternativ könnten antimikro- Länger dauernde Händewaschungen sind min ein Bakterientransfer nachweisbar biell imprägnierte OP-Handschuhe die wegen potenzieller Hautschädigung ab- Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 1197 Empfehlungen zulehnen, zumal dadurch keine weitere Waschplatz angrenzen, sind diese durch turen bergen ein hygienisches Risiko, weil Verminderung der residenten Flora er- einen Spritzschutz so abzuschirmen, dass sich z. B. Gram-negative Nonfermenter reicht wird [200–202]. Zur Desinfekti- es (insbesondere in Bereichen der Zube- ansiedeln können, was Ursache von Aus- on werden die Hände und Unterarme für reitung von Medikamenten) nicht zu einer brüchen war [214–220]. die Dauer der deklarierten Einwirkungs- Kontamination der Umgebung kommen Spender für Einmalhandtücher müs- zeit durch eine eingeübte Einreibetechnik kann [211–213]. Der Handwaschplatz sen eine einfache Entnahme ermöglichen, benetzt. Bei der Händedesinfektion wer- muss abhängig von den räumlichen Be- ohne dass die nachfolgenden Handtücher den zunächst die Hautareale der Hand, dingungen mit wandmontierten Spen- und die Entnahmeöffnung kontaminiert dann des Unterarms bis zum Ellenbogen dern für Händedesinfektionsmittel und werden. Für gebrauchte Handtücher ist und nachfolgend wieder die Hände be- Handwaschpräparat und mit Einmal- ein Sammelbehälter (Papierkorb bzw. netzt. In dieser Händedesinfektionspha- handtüchern ausgestattet sein. Der Plastiksack) vorzusehen und für dessen se soll das Hauptaugenmerk beim Einrei- Wasserstrahl darf nicht direkt auf den Ab- regelmäßige Entleerung Sorge zu tragen, ben auf die Fingerkuppen, Nagelfalze und fluss gerichtet sein, um die Entstehung des um von Seiten der Patienten einer Entsor- Fingerzwischenräume gelegt und eine lü- erregerhaltigen Aerosols aus dem Siphon gung in die Toilette mit ggf. nachfolgender ckenlose Benetzung erreicht werden. Für zu minimieren. Verstopfung der Abwasserrohrsysteme die Einwirkungszeit von 1,5 min er- Hautpflegemittel können in Spendern vorzubeugen. Alternativ kommen Retrak- wies sich folgendes Vorgehen als effektiv: oder in herkömmlicher Form als Tuben tivspender mit automatischem Vorschub Zunächst werden beide Hände (10 s) und bereitgestellt werden. Ersteres hat den des Textilhandtuchs in Betracht, das von im 2. Schritt beide Unterarme benetzt (10 Vorteil der Herabsetzung des Kontami- einer Rolle abgespult und nach der Benut- s). Dem schließt sich die Händedesinfekti- nationsrisikos des Hautpflegemittels, so- zung auf einer zweiten Rolle ohne Kontakt onsphase (70 s) mittels Einreiben an. fern Einmalgebinde eingesetzt werden. zur unbenutzten Handtuchrolle aufgerollt Dabei hat die Anzahl der applizierten Por- Zugleich wird die Nutzung erleichtert. Es wird. Allerdings ist zu berücksichtigen, tionen keinen Einfluss, solange die Hän- ist als ausreichend anzusehen, wenn Haut- dass Stoffhandtücher auf Rollen häufig de über die Dauer der Einwirkungszeit pflegemittel z. B. im Stationsdienstzim- nicht einwandfrei funktionieren und im mit dem Präparat benetzt gehalten wer- mer, in Umkleiden und in Pausenräumen Gebrauch störanfällig sind. den. Es ist zu beachten, dass dieses verfügbar sind. Konventionelle Heißlufttrockner sind Vorgehen nur für Produkte mit einer de- Handwaschplätze müssen in Räumen für Gesundheitseinrichtungen ungeeig- klarierten Einwirkzeit von 1,5 min unter- oder in der Nähe von Räumen vorhanden net, weil die Trocknungswirkung im Ver- sucht wurde. sein, in denen diagnostische oder invasi- gleich zum Handtuch geringer ist [221– Die Hände sollen trocken sein, bevor ve Maßnahmen stattfinden, in Räumen, 223]. Nur „jet air“ Händetrockner mit die OP-Handschuhe angelegt werden, weil die der Vorbereitung solcher Maßnah- Infrarot erwiesen sich bei 10 s Anwen- dadurch die Perforationsgefahr verringert men dienen, sowie in unreinen Arbeits- dung dem Papierhandtuch in der Trock- , das Irritationsrisiko reduziert bereichen bzw. in deren Nähe, aber z. B. nungswirkung gleichwertig. Da und Wirksamkeit der alkoholischen Hän- nicht im Arztdienstzimmer. Für jedes nach Händewaschung durch sorgfälti- dedesinfektion bei 1 min Lufttrocknung Patientenzimmer sollte eine für die Be- ge Händetrocknung die Translokation signifikant verbessert werden [208, 209]. schäftigten leicht erreichbare Waschge- von Bakterien von den Händen auf Kon- legenheit möglichst in der Sanitärzelle taktflächen signifikant herabgesetzt wird 5 Die Händewaschung verfügbar sein, die analog wie der Hand- [221, 225], ist auch unter diesem Ge- waschplatz ausgestattet sein soll, damit sie sichtspunkt die Händetrocknung wich- 5.1 Ausstattung medizinischer im Bedarfsfall vom Personal genutzt wer- tig [226, 227]. Allerdings war nach vor- Handwaschplätze den kann. Das betrifft z. B. die Händewa- her durchgeführter Händedesinfektion schung nach Ablegen der Handschuhe keine erhöhte Translokation durch Heiß- Ein hygienischer Handwaschplatz muss nach der Versorgung von Patienten mit lufttrockner nachweisbar [228, 229]. Nach mit Zulauf für warmes und kaltes Was- C. difficile assoziierter Diarrhoe oder nach Händewaschung wird durch Papier- oder ser ausgestattet sein. Bei einer Neu- unerwarteter massiver Verunreinigung/ Textilhandtuch signifikant mehr Rest- einrichtung oder wesentlichen Umgestal- Kontamination der Hände im Rahmen flora als durch Heißlufttrockner entfernt tung eines Handwaschplatzes ist auf ein der Patientenversorgung. [230–232]. Schließlich ist bei der Aus- ausreichend groß dimensioniertes, tief Waschbecken, die von Beschäftigten wahl des Trocknungssystems zu berück- ausgeformtes Handwaschbecken ohne mit direktem Patientenkontakt genutzt sichtigen, dass Nutzer bezüglich Komfort Überlauf zu achten. Der Verzicht auf ei- werden oder sich in kritischen Bereichen und Nutzerfreundlichkeit Einmalhandtü- nen Überlauf im Waschbecken erscheint befinden, müssen eine handkontaktlo- cher gegenüber Heißlufttrocknern bevor- nicht nur hygienisch plausibel, sondern se Bedienung mittels verlängerter Hebel- zugen und die Lärmbelastung bei der kolonisierte Überlauf konnte als Ur- armatur ermöglichen oder mittels Fuß- „jet air“ Trocknern in 0,5 m Entfernung sache einer Häufung von Serratia lique- oder Knieauslösung das Wasser freigeben, 94 dB erreicht. Für einen „air blade“ faciens Infektionen identifiziert werden um eine Weiterverbreitung von Krank- Trockner wurde ermittelt, dass die Anzahl. Falls saubere Arbeitsflächen an den heitserregern zu verhindern. Sensorarma- freigesetzter Tröpfchen beim Trocknungs- 1198 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 vorgang höher war und weiter reichte als 5.2 Eigenschaften und Auswahl waschung ausschließlich der Entfernung bei Benutzung eines Papierhandtuchs. von Handwaschpräparaten von Schmutz bzw. gegen Alkohol unemp- Die Autoren schließen nicht aus, dass bei findlichen Erregern vorbehalten bleiben. Vorhandensein von Pathogenen auf den Für in medizinischen Einrichtungen ver- Auswahlkriterien für die Art des Händen die Umgebung mit ihnen konta- wendete Handwaschpräparate gelten die Handwaschpräparats sind das Konta- miniert werden könnte. Ein Review Anforderungen an Kosmetika, d. h. ≤ 103 minationsrisiko des Produkts und die kommt zu analoger Schlussfolgerung, KbE/ml und kein Nachweis von P. aeru- Hautverträglichkeit. Unter Anwen- dass durch „jet air“ und Warmlufttrock- ginosa, S. aureus und C. albicans in 0,1 ml dungsbedingungen wurde wiederholt ner die Ausbreitung kontaminierter Aero-. Es werden sowohl konservier- eine Kontamination fester Handwasch- sole begünstigt wird, so dass diese Trock- te Produkte als auch Präparate mit nicht präparate nachgewiesen [254–256]. Feste ner in medizinischen Einrichtungen und näher definierter antimikrobieller Wirk- Handwaschpräparate waren sowohl mit speziell in Baderäumen ungeeignet sein samkeit eingesetzt. Die Verwendung von Gram-positiven als auch mit Gram-ne- könnten. Produkten mit antimikrobiellen Zusät- gativen Bakterien häufiger und höher als Der Waschbeckenablauf ist ein offe- zen wird in keinem Regelwerk gefordert, flüssige Handwaschpräparate kontami- nes Erregerreservoir der Fäkal- und Oral­ ist nicht mit einer besseren Wirksamkeit niert. In einer Querschnittsstudie flora des Patienten. Beim Einlau- gegenüber der normalen Seifenwaschung waren auf 70 % fester Handwaschpräpa- fen von Wasser werden Bakterien bis zu belegt und ist immer dann kritisch zu be- rate insgesamt 44 Spezies mit Überwiegen 1,85 m im Umkreis aus dem im Siphon urteilen, wenn als antimikrobieller Zusatz von P. aeruginosa, E. coli und A. baumanii stehenden Abwasser emittiert. Da ein Wirkstoff eingesetzt wird, für den das nachweisbar. Bei flüssigen Handwasch- die Ausbreitung von verschiedenen Fak- Risiko einer mikrobiellen Resistenzent- präparaten waren 16 % mit 7 Spezies kon- toren beeinflusst wird, sollte man aus Si- wicklung oder einer Sensibilisierung ge- taminiert, davon überwiegend mit Pseu- cherheitsgründen von 2 m ausgehen. Bei geben ist. domonas spp. Die Rate von NI fiel nach Siphonkontamination >105 KbE/ml ist Für die hygienische Händewaschung Einführung eines flüssigen Handwasch- die Übertragung von Bakterien auf die sind in der VAH-Liste Produkte zerti- präparats im Verlauf eines Jahres von Hände des Pflegepersonals bei der Hän- fiziert, die vor allem für den Lebensmittel- 4,2 % auf 2,2 %. Im Ergebnis einer dewaschung nachgewiesen. Mit P. bereich gedacht sind. Sie sind signifikant experimentellen Studie wurde allerdings aeruginosa kolonisierte Siphons konnten wirksamer als normale Handwaschprä- das Übertragungsrisiko durch ein mit als Risikofaktor für die Kolonisation von parate, erreichen aber nicht die Wirksam- E. coli und P. aeruginosa (4,4 × 105 KbE/ Patienten identifiziert werden [237, 238]. keit von HDM. Daher ist ihre Anwendung Seifenstück) kontaminiertes festes Hand- Beschrieben sind vom Siphon ausgehend keine Alternative zur hygienischen Hän- waschprodukt als nicht relevant einge- Ausbrüche durch E. cloacae, P. aeruginosa, dedesinfektion. schätzt, weil nach dem Waschen und Ab- A. baumannii und Serratia spp. [238–241]. Die Wirksamkeit der Händewaschung spülen der Hände in keinem Fall Erreger Nach 3mal täglicher Siphonreinigung und auf die transiente Flora korreliert mit der auf den Händen nachweisbar waren. Veränderung des Siphons konnte ein sich Dauer des Händewaschens und der Tech- Da feste Handwaschprodukte seit Jahren über 5 Jahre erstreckender Ausbruch be- nik. Da die Waschdauer im Kran- nicht mehr im medizinischen Bereich ein- endet werden. Bei einem Mul- kenhaus zwischen 8 und 20 s beträgt [145, gesetzt werden, sind in der jüngeren Li- tispeziesausbruch mit Enterobakterien 245], dürfte die mittlere Reduktion deut- teratur nur flüssige Handwaschpräparate konnten die Erreger u. a. auch im Siphon lich unter einer Log-Stufe liegen. Obwohl als Kontaminationsquelle aufgeführt. Im nachgewiesen werden, wenn auch die se- bereits durch Händewaschung die Rate Rahmen eines Ausbruchs mit S. lique- kundäre Kontamination von Lebensmit- von NI herabgesetzt werden kann [246– faciens war ein flüssiges antibakterielles teln offenbar der entscheidende Verbrei- 250], ist abhängig vom Ausmaß der Kon- Handwaschpräparat im Spender mit dem tungsweg war. Wenn Siphonstöpsel tamination die Wirksamkeit nicht ausrei- Erreger kontaminiert, weil der nicht voll- gewünscht sind, sollten sie leicht der des- chend , so dass die Händewaschung ständig entleerte Spender ohne Aufberei- infizierenden Reinigung zu unterziehen keine Alternative für die hygienische Hän- tung nachgefüllt wurde. Bei eben- sein, also nicht aus Gummi oder Kunst- dedesinfektion ist. falls nachgefüllten Flaschen waren 1/5 bis stoff sein. Günstig ist ein weit über die Si- Die bessere Hautverträglichkeit alko- 1/4 aller flüssigen Handwaschpräparate in phonöffnung übergreifender Verschluss holischer Einreibepräparate im Vergleich öffentlichen Toiletten mit 15 verschiede- zur Abschirmung des durch das einlauf- zu Handwaschpräparaten ist durch klini- nen Spezies bis 107 KbE/ml kontaminiert ende Wasser entstehenden Aerosols. Au- sche und durch Anwendungsstudien be- [261, 262]. Das Nachfüllen wird auch in tomatische Siphon-Desinfektionsanlagen legt [67, 251]. Werden beruflich bean- weiteren Studien als Kontaminationsur- können in speziellen Einheiten, z. B. bei spruchte Hände viermal innerhalb 1 h sache verbunden mit Ausbrüchen ange- Mukoviszidosepatienten, zur Prophylaxe gewaschen, ist die Zeitspanne zur Nor- sehen [260, 263–266]. Auch nosokomi- von Pseudomonas-Infektionen indiziert malisierung der Hautparameter nicht ale S. marcescens Infektionen waren mit sein. Silikonstöpsel sollen wegen mehr ausreichend. Wegen der mit der Kontamination eines flüssigen Hand- der Kontaminationsgefahr nicht auf dem wiederholter Händewaschung verbunde- waschpräparats assoziiert [25, 267]. Expe- Waschbecken gelagert werden. nen Hautschädigung soll die Hände- rimentell wurde nachgewiesen, dass durch Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 1199 Empfehlungen Waschen mit einem kontaminierten flüs- nicht bespritzt werden (z. B. bei Blut- 55Strahlenschutz (PSA-Handschuh), sigen Handwaschpräparat die Anzahl verunreinigung). Der ggf. kontami- 55Reduzierung der im Handschuh ent- Gram-negativer Erreger auf den Händen nierte Bereich ist danach zu desinfi- stehenden Schweißmenge (textiler ansteigt und eine Weiterverbreitung auch zieren und der Kittel zu wechseln. Im Unterziehhandschuh), in Gemeinschaftseinrichtungen möglich Anschluss sind die Hände zu desin- 55Unterbindung der Erregerfreisetzung erscheint. Selbst wenn die Spender fizieren. von der Hand in aseptische Bereiche mit Einwegflaschen bestückt werden, ist 55Bei punktueller Verunreinigung kann (steriler medizinischer Einmalhand- bei nicht ordnungsgemäßer vollflächiger diese mit einem mit HDM getränk- schuh; s. 6.2). Reinigung und Desinfektion der Spender tem Papierhandtuch, Zellstoff o. Ä. einschließlich des Steigrohrs eine Konta- entfernt und danach die Hand desin- Pathogenfreier medizinischer mination des Handwaschpräparats mög- fiziert werden. Einmalhandschuh lich [260, 268, 269]. Als Fazit ist die An- Die häufig verwendete Bezeichnung kei- wendung von Handwaschprodukten in 6 Maßnahmen zum Schutz marmer Handschuh sagt nichts über die Stückform in medizinischen und pflege- vor Kontamination mikrobielle Unbedenklichkeit aus, weil rischen Bereichen obsolet. und vor Chemikalien die Qualität „keimarm“ bisher nicht ge- regelt ist. Für Einmalhandschuhe ist im 5.3 Indikationen 6.1 Medizinische Unterschied zu sterilen medizinischen Einmalhandschuhe OP-Handschuhen lediglich die Quali- Zweck der Händewaschung ist die Rei- und Schutzhandschuhe tät gemäß EN 420 bzw. ISO 11193- nigung der Hände zur Entfernung von 1 und 2 und gemäß EN 455 Schmutz und Verunreinigungen sowie zur Bei Handschuhen ist zwischen MP und Teil 1–4 [276–279] definiert; es gibt aber Entfernung lose adhärierter Krankheitser- PSA zu unterscheiden. Erstere dienen für den direkt aus der Originalverpackung reger, sofern diese nicht durch Händedes- dem Infektionsschutz des Patienten und entnommenen Einmalhandschuh kei- infektion abgetötet werden können (z. B. nur nachgeordnet auch des Trägers, wäh- ne Anforderung bezüglich des Freiseins bei Kontamination mit Bakteriensporen, rend PSA ausschließlich dem Schutz des von potentiell pathogenen Mikroorganis- Helminthen, Kryptosporidien, Oozysten Trägers vor chemischen und physikali- men oder bezüglich einer höchstzulässi- und Protozoen). Bei starker Belastung der schen Risiken sowie vor Biostoffen die- gen mikrobiellen Gesamtbelastung. Auch Hände mit Schweiß (z. B. nach langer OP) nen. MP unterliegen der Richtlinie 93/42/ im Englischen oder Französischen erlaubt empfiehlt es sich, die Hände vor der Hän- EWG. PSA unterliegt der Richtlinie die Bezeichnung „clean single-use gloves“ dedesinfektion mit einem Papierhandtuch 89/656/EWG. Seit 2010 erlaubt die Neu- bzw. „gants d’examen“ (Untersuchungs- zu trocknen. Gegebenenfalls sollten ab- fassung der EU-Richtlinie 2007/47/EG handschuhe) keinen Rückschluss auf die schließend eine Händewaschung und die die duale Kennzeichnung von Produkten mikrobielle Unbedenklichkeit. Gleiches Anwendung einer hautpflegenden Lotion für einen doppelten Verwendungszweck trifft für die von Hughes et al. ver- erfolgen. Nach Toilettenbenutzung als MP und als PSA sowie deren entspre- wendete Bezeichnung „nicht steril“ zu. ist das Standardverfahren die Händewa- chende doppelte CE-Kennzeichnung. Der Eine stichprobenartige Überprüfung nicht schung. Bei Diarrhoe oder Rhinitis kann Einsatz von Einmalhandschuhen, die kein steriler medizinischer Einmalhandschu- eine Händedesinfektion sinnvoll sein. MP oder keine PSA sind und daher nicht he aus der Originalverpackung vor der den Qualitätskriterien der Normenserie Auslieferung an den Verbraucher ergab 5.4 Technik EN 455 und EN 374 entsprechen, ist im eine Gesamtkoloniezahl aerober Bakteri- Umfeld von Patienten abzulehnen. en 700 Krankenhäu- Bei beiden Spenderarten müssen die Complianceraten zwischen 5–81 %, der sern, die an der AKTION Saubere Hände fixen Außen- und Innenteile aufbereit- Mittelwert bei etwa 40 % [34, 338, 339, teilnahmen, haben sich 180 an Beobach- bar sein. Das ist auch maschinell mög- 341]. Bei ausreichender Anzahl von Spen- tungsstudien beteiligt. Die in 163 Kran- lich. Für das Aufbereitungsintervall dern und Schulungen konnte dieser Wert kenhäusern ermittelte Baseline von 60,9 % gibt es keine Evidenz. Sichtbare Verunrei- bis auf 70 % gesteigert werden. In konnte in den beobachteten Bereichen auf nigungen des äußeren Gehäuses und al- Deutschland wurde je nach Berufsgruppe, 72,3 % verbessert werden. So wur- ler ohne weitere Manipulation zugängli- Fachrichtung oder Art der Tätigkeit eine de im Ergebnis einer Studie mit direkter chen Teile sowie Tropfnasen am Auslass durchschnittliche Compliance zwischen Beobachtung gemäß Protokoll der AKTI- sind durch Wischdesinfektion zu beseiti- 41 % und 55 % mit hoher Variationsbreite ON Saubere Hände 2008 eine Ausgangs- gen. Für Bedienhebel empfiehlt sich eine ermittelt [343–345]. Nach Pittet et al. compliance bei Ärzten und Pflegekräften tägliche Wischdesinfektion durch den differiert die Compliance zwischen 16– von 53 % bzw. 57 % ermittelt. 2011 war die Reinigungsdienst. Umfang und Frequenz 81 %. Im Rahmen des multimodalen In- Compliance bei den Ärzten auf 64 % an- der Kontrollen und der Innenaufberei- terventionsprogramms konnte die Com- gestiegen, aber 2013 auf 48 % abgefallen. tung von Spendern sollten im hauseige- pliance von 48 % auf 66 % erhöht werden. Bei den Pflegekräften wurde die Compli- nen Hygieneplan festgelegt werden, z. B. Eine Beobachtungsstudie auf einer neo- ance auf 71 % erhöht mit einem nachfol- halbjährig. natologischen Intensivstation verzeichne- genden Abfall auf 56 %, d. h. auf den Aus- te nach Einführung effektiver Maßnah- gangswert. 8 Qualitätssicherung men zur Verbesserung der Compliance Bei Pädiatern wurde durch multimo- der Händehygiene wie Weiterbildungsprogramme, Perfor- dale Intervention die Compliance von mance-Feedback, Motivation des Pflege- 46 % auf 90 % bzw. von 68 % auf über Bei den im Rahmen der nationalen Hän- personals, alkoholische Händedesinfek- 95 % gesteigert, letzteres für einen Zeit- dedesinfektionskampagne im Jahr 2014 tion als Standardverfahren und leichtere raum von 6 Monaten. Auf einer neo- 1204 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9 · 2016 natologischen Station konnte die Compli- tiententag auf einer internistischen ITS. mer auch eine individuelle Verhaltensän- ance während des 9 monatigen Follow up Betreut ein Pflegender 2 Patienten, nimmt derung zum Ziel. Um diese zu erreichen, dagegen nur von 42 % auf 55 % verbessert das etwa 50 min in Anspruch. Da nach der sind Interventionen auf verschiedenen werden [353, 354]. Händedesinfektion nicht selten ein Orts- Ebenen notwendig, wobei die Überprü- Das Problem der Compliance liegt in wechsel erfolgt, während dessen die Ein- fung des Wissens in einem Online Test- der Art des Vorgangs. Anders als beim Wa- wirkungszeit andauert, kann sich der tat- programm mit Teilnahmebestätigung die schen der Hände, bei dem Schmutz weg- sächliche Zeitbedarf verkürzen. Trotzdem Bemühungen unterstützen kann. gewaschen wird, was uns seit der frühesten ergibt sich aus dieser Kalkulation ein nicht Die Einstellungen und Haltungen der Kindheit als hygienisches Ritual vor Mahl- zu vernachlässigender Zeitbedarf für die Mitarbeiter gegenüber dem Thema Hän- zeiten oder nach Toilettenbesuchen aner- Händedesinfektion, der bei gleichzeiti- dehygiene sind uneinheitlich und kom- zogen wird, ist bei der Desinfektion der gem Personalmangel durchaus ein Pro- plex. Viele Faktoren beeinflussen das letzt- Effekt nicht sichtbar. Insofern ist die Moti- blem darstellen kann. endliche Verhalten [366, 367]. vation einer der Schlüsselpunkte zur Ver- Um die Einhaltung der Indikationen In den letzten Jahren hat eine Viel- besserung der Compliance. Das Herausbil- für die Händedesinfektion im Interesse zahl von Studien die Effizienz sogenann- den einer Motivation setzt Interventionen der Patientensicherheit zu erreichen, sind ter multimodaler Interventionsmodelle vor allem in den Bereichen Risikowahr- alle Anstrengungen zu bündeln und fort- zur Verbesserung der Compliance gezeigt nehmung, Handlungs-Ergebnis-Erwar- laufend zu evaluieren, wobei die prakti- [34, 88, 92, 368–371]. Die WHO hat im tung und Selbstwirksamkeitserwartung sche Umsetzung durch Festlegung von Rahmen ihrer weltweiten „Clean Care is (also die Überzeugung in die eigene Kom- Zwischenschritten oder Etappenzielen Safer Care“ Kampagne ein multimodales petenz, ein Verhalten mittels eigener Res- gefördert werden kann. Interventionsprogramm entwickelt und sourcen ausführen zu können) voraus. So in 58 Pilothäusern weltweit erfolgreich zeigte eine Studie auf Intensivstationen, 8.1 Maßnahmen zur Verbesserung getestet. Auf der Grundlage dieser dass insgesamt drei Viertel der Ärzte und der Compliance Erkenntnisse sollte ein multimodales In- des Pflegepersonals hoch motiviert waren terventionsprogramm folgende grundle- und dieser Anteil bei einer starken Über- Um die Compliance zu erhöhen, ist es gende Maßnahmen beinhalten: regelmä- zeugung, durch die eigene Händedesin- wichtig, sich einrichtungsbezogen mit den ßige Personalfortbildungen, Messungen fektion Erregertransmissionen vermeiden Gründen für die Non-Compliance ausein­ mit Ergebnisrückmeldung, Verbesserung zu können, sogar bei über 90 % lag. anderzusetzen. Die in Untersuchungen der Verfügbarkeit von HDM, Nutzung Die Motivation allein führt allerdings nur am häufigsten genannten Gründe für von Erinnerungs- und Werbematerialien, in einem kleinen Prozentsatz auch zum Non-Compliance sind Personalmangel, sichtbare Unterstützung durch die admi- Handeln. Um diese sog. Intentions-Ver- Nichtvorhandensein eines institutionel- nistrativen Ebenen. Zusätzlich haben sich haltens-Lücke zu schließen, sollten ent- len Bewusstseins für die Patientensicher- Zielvereinbarungen, Anreizsysteme (in- sprechende psychosoziale Faktoren wie die heit (Sicherheitskultur), Unsicherheiten, centives) und Strategien zur Förderung Verhaltensplanung und -kontrolle sowie wann eine Händedesinfektion notwendig der Übernahme von Verantwortung (ac- die Zusammenarbeit im Stationsteam ge- ist, Angst vor Hautschäden bzw. Hautun- countability) als effektiv erwiesen. fördert werden. Inwieweit das Hän- verträglichkeit sowie eine schlechte Ver- Im Rahmen eines solchen Interventions- dewaschen mit einer besseren Complian- fügbarkeit von Händedesinfektionsmit- programms haben Fortbildungen insbe- ce durchgeführt wird, ist unklar. In den teln. Darüber hinaus werden genannt: sondere in standardisierter Form Beobachtungsdaten macht das Waschen keine positiven Vorbilder durch Kolle- und Training eine Schlüsselfunkti- der Hände deutlich

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