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intervention mapping health promotion psychology program development

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This document details intervention mapping, a process for creating and implementing health promotion programs. It focuses on the development phase, encompassing program material, and component creation, and outlines a structured approach for program development, considering factors like the target audience and facilitators.

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B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 1 7 Intervention Mapping II Lernziele Nach der Lektüre dieses Kapitels  kennen Sie das Vorgehen, auf der Grundlage der Ergebnisse der vorhergehenden Schritte, Programmmaterialien und -komponenten zu en...

B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 1 7 Intervention Mapping II Lernziele Nach der Lektüre dieses Kapitels  kennen Sie das Vorgehen, auf der Grundlage der Ergebnisse der vorhergehenden Schritte, Programmmaterialien und -komponenten zu entwickeln und können aus diesen eine Gesundheitsintervention erstellen,  können Sie Annehmende und Umsetzende der Intervention identifizieren und Verhaltens- und Handlungsziele für diese formulieren,  wissen Sie, was bei der Evaluation von Gesundheitsinterventionen berücksichtigt werden muss und können Evaluationsdesigns bewerten,  können Sie begründen, warum eine Dokumentation der Interventionsentwicklung wichtig ist und wissen, inwiefern Intervention Mapping hierfür eine Grundlage bietet. In den vorherigen Schritten haben sich Entwickler:innen intensiv mit dem Problem und den Programmzielen auseinandergesetzt und sich darauf basierend für geeignete Veränderungsmethoden und praktische Anwendungen entschieden. Auf dieser Grundlage wird in den folgenden Schritten das vollständige Programm entwickelt, umgesetzt und evaluiert. 7.1 Schritt 4: Programmentwicklung Im vierten Schritt müssen zunächst Programmmaterialien und -komponenten ausgearbeitet und entwickelt werden. Die meisten Gesundheitsprogramme bestehen aus vielen verschiedenen Komponenten. Es ist erlaubt und sogar erwünscht, bei der Entwicklung kreativ zu werden. Die besondere Herausforderung bei diesem Schritt ist, die Programmmaterialien so zu entwickeln, dass die Methoden und Anwendungen korrekt instrumentalisiert werden. Das bedeutet, dass auch bei der Entwicklung der Materialien die Wirkparameter einer Methode berücksichtigt werden müssen. Außerdem müssen die Materialien und Komponenten an die Zielgruppe sowie an die Umsetzenden angepasst werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass bei einer schulbasierten Intervention nur dann Rollenspiele eingesetzt werden sollten, wenn Lehrende (Umsetzende) und Lernende (Zielgruppe) kompetent in dieser Methodik sind oder in der Lage und motiviert sind, diese zu erlernen. Weiterhin macht die Entwicklung einer App nur dann Sinn, wenn die Zielgruppe über ein Smartphone verfügt und mit der Verwendung von Apps zu verschiedenen Themen vertraut ist. 7.1.1 Aufgaben während Schritt 4 Um die verschiedenen Aspekte bei der Programmentwicklung zu berücksichtigen, müssen in diesem Schritt bestimmte Aufgaben erledigt werden. Entwickeln von Programmideen Die erste Aufgabe zur Programmentwicklung ist es, gemeinsam mit der Zielgruppe Ideen über ein angebrachtes Programmdesign bezüglich Struktur, Medium und Kontext zu sammeln. Danach werden Programmideen entwickelt. Es müssen Entscheidungen über den Umfang und den Ablauf getroffen werden. Der Umfang einer Intervention beschreibt die Menge und Intensität eines Programms (z. B. ob es intensiv in einer kurzen Periode oder regelmäßig über einen langen Zeitraum durchgeführt wird), während der Ablauf der Intervention die Reihenfolge der Module B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 2 und Komponenten beschreibt und ob diese parallel oder nacheinander ablaufen. Weiterhin müssen Kommunikationskanäle und Kommunikationsvehikel gewählt werden. Ein Kommunikationskanal ist das Kommunikationsmedium, durch welches die Nachricht überbracht wird (z. B. Fernsehen, persönlichen Kontakt oder gedruckten Text). Ein Kommunikationsvehikel beschreibt, auf welche Art eine Nachricht verpackt und überbracht wird (z. B. Interview, Nachrichten, Talkshow für das Fernsehen, Lehrende, Eltern oder Krankenpflegepersonal für persönlichen Kontakt und Artikel oder Reportage für gedruckten Text). Bei der Auswahl sollte berücksichtigt werden, welche Medien die Zielgruppe verwendet, wie sie diese verwendet und welchen Einfluss diese ausüben beziehungsweise auf welche Art Mitglieder der Zielgruppe zu welchen Themen bevorzugt kommunizieren. Zum Beispiel sehen sich Jugendliche im Fernsehen andere Programme an, die zu anderen Zeiten laufen, und sie lesen andere Zeitschriften als Hausfrauen. Zusätzlich üben diese Medien einen anderen Einfluss auf Jugendliche aus. Zudem beeinflusst die Auswahl der Methoden, welche Kanäle und Kommunikationsvehikel sich anbieten. Zum Beispiel eignet sich ein Radiointerview nicht, um die Methode angeleitete Übung anzuwenden, oder die Methode Individualisierung lässt sich über Fernsehprogramme nicht realisieren. Das bedeutet, dass auch hier die Parameter der ausgewählten Methoden berücksichtigt werden müssen. Viele Interventionen werden entlang eines Themas entwickelt. Beispiele für Themen sind „Komm mit in das gesunde Boot“ (Wartha et al., 2016) für eine Gesundheitsförderungsintervention in einem Kindergarten oder „The gay cruise“ (Kok et al., 2006) für eine Intervention, die homosexuelle Männer vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen soll. Die Zielgruppe wird mithilfe des Themas an die Interventionsziele herangeführt und Materialien und Komponenten werden entlang des Themas entwickelt. Die Intervention „The gay cruise“ spielt sich beispielsweise auf einer virtuellen Kreuzfahrt ab, auf der unterschiedliche Aufgaben mit Bezug auf das Sexualverhalten gelöst werden müssen. Des Weiteren kann es hilfreich sein, bereits existierende Programmmaterialien, die zu den Programmzielen passen, zu sichten. Hierbei muss jedoch genau geprüft werden, ob diese Materialien für die Zielgruppe geeignet sind und ob sie zu den gewählten Methoden mit den jeweiligen Wirkparametern passen. Vor der Verwendung bereits existierender Materialien ist in jedem Fall das Urheberrecht zu klären. Ein Beispiel für ein Programm, das mithilfe von Intervention Mapping entwickelt wurde, ist „Long live love“ (Schaalma et al., 1996). Die Materialien und Komponenten der Intervention können auf der begleitenden Website gefunden werden (https://www.langlevedeliefde.nl/docenten/english). Produktion von Programmmaterialien Der nächste Schritt ist die Produktion von Programmmaterialien. Selten verfügen Interventionsentwickler:innen hierfür über das nötige Fachwissen. Daher werden zu diesem Zweck üblicherweise externe Fachkräfte (z. B. Schauspieler:innen, Programmierer:innen, Grafikdesigner:innen etc.) angestellt. Da diese für gewöhnlich nicht über Fachwissen in der Entwicklung von Interventionen verfügen, ist es wichtig, ihnen die relevanten Aspekte (Methoden, Wirkparameter, Zielgruppe, etc.) genau zu kommunizieren und nach der Produktion Methoden und Wirkparameter erneut zu überprüfen. Zum Beispiel könnte ein:e Drehbuchautor:in zur Skripterstellung eines Clips angestellt werden, der ein Vorbild bezüglich der Rauchentwöhnung bei Jugendlichen darstellen soll. Diese Drehbuch-Fachkraft weiß normalerweise nicht, dass ein wichtiger Wirkparameter der Methode ist, dass das Model ein Coping Model sein muss (und auch nicht, was ein Coping Model ist). Das heißt, dass eine gute Kommunikation mit den externen Fachkräften notwendig ist, damit das Endergebnis sowohl professionell erstellt als auch passend für die Interventionsmethoden ausfällt. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 3 Prätest und Pilotversuch Zuletzt werden der Prätest der einzelnen Komponenten und der Pilotversuch des Programms durchgeführt. Beim Prätest stehen die Einzelteile der Intervention im Vordergrund. Vorgetestet werden einzelne Konzepte, wie Phrasen und Visualisierungen, auf Verständlichkeit, Lesbarkeit, Ästhetik sowie ob die gewünschte Nachricht überbracht wurde. Die einzelnen Komponenten werden auch bezüglich des Effektes auf die Determinanten bewertet. Außerdem sollte überprüft werden, inwieweit die einzelnen Komponenten als vorteilhaft gegenüber bereits vorhandenen Materialien und Interventionskomponenten empfunden werden und wo potenzielle Schwierigkeiten in der Umsetzung liegen. Gegebenenfalls müssen im Anschluss Komponenten ausgetauscht, angepasst oder verfeinert werden. Beim Pilotversuch wird das komplette Programm von Umsetzenden und Teilnehmenden getestet. Hierbei geht es vorrangig darum, zu klären, wie reibungslos das Programm als Ganzes durchzuführen ist, und potenzielle Schwierigkeiten zu identifizieren. 7.1.2 Programmentwicklung am Beispiel des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ (Wartha et al., 2016) Das Programm „Komm mit in das gesunde Boot – Kindergarten“ (Wartha et al., 2016) wurde als Programm zur Prävention von Übergewicht im Kindergartensetting entwickelt. In den vorherigen Schritten wurden als Verhaltensziele Bewegungsförderung, Reduktion des Medienkonsums, Förderung des Obst- und Gemüsekonsums und die Minimierung des Konsums zuckerhaltiger Getränke formuliert. Als Methoden wurden Modeling, Wissensvermittlung, Belohnung und Zielsetzung gewählt. Diese werden in Bewegungsstunden, Ernährungs- und Freizeiteinheiten und Elternarbeit umgesetzt. Die Entwickler:innen entschieden sich für ein Piratenthema, das kindgerecht im Titel und den Materialien und Komponenten umgesetzt wurde. Programmkomponenten Um die Methode Modeling umzusetzen, wurden passend zum Thema der Intervention zwei Piratenkinder „Finn und Fine“ entworfen. Anhand von Geschichten über die beiden, zum Beispiel in Form von Handpuppen und Vorlesegeschichten, werden den Kindern die Themen gesunde Ernährung und Bewegung nahegebracht. Abbildung 7.1 Beispielmaterial Handpuppen „Finn und Fine“ (weitere Informationen unter https://www.gesundes-boot.de) Ein weiterer Programmbaustein sind zwanzig Bewegungsstunden, in denen den Kindern Bewegung spielerisch nahegebracht wird. Diese sind auf jeweils 45 Minuten konzipiert und der B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 4 Materialaufwand wird gering gehalten. Pro Woche wird eine dieser Bewegungsstunden im Kindergarten durchgeführt. Die Ernährungseinheiten wurden auf fünfzehn Sitzungen aufgeteilt. Hier wird den Kindern Spaß an der gesunden Ernährung nahegebracht. Es werden Themen wie „Obst und Gemüse“, „gesundes Frühstück“ und „gesunde Durstlöscher“ behandelt. Diese Sitzungen können über das Jahr verteilt oder in Blöcken durchgeführt werden. Des Weiteren sind vierzehn Freizeiteinheiten mit unterschiedlicher Dauer Teil des Programms. Die Kinder bekommen hier Aufgaben und Anregungen zu einer bewegten Freizeitgestaltung. Der Ablauf der Freizeiteinheiten ist in Tabelle 7.1 dargestellt. Tabelle 7.1 Ablauf der Freizeiteinheiten Titel der Einheit Zielsetzung Umsetzungsstrategie 1. Einführung in die Kinder lernen das Programm und die Präsentation von Rollenvorbildern Inselpiraten Identifikationsfiguren kennen 2. Bewegungs- Kurze, selbst einsetzbare Präsentation von Handlungsalternativen würfel Bewegungsmöglichkeiten kennen lernen 3. Bewegte und Bewegte von unbewegten Freizeitaktivitäten unbewegte Wissensvermittlung unterscheiden Tätigkeiten I 4. Bewegte und Bewegte von unbewegten Freizeitaktivitäten Präsentation von Rollenvorbildern und unbewegte unterscheiden Handlungsalternativen; Selbstreflexion Tätigkeiten II Präsentation von Rollenvorbildern, Einbindung der Eltern und Peergroup; 5. Piratenfahne Fernsehfreie Tage als selbstgesetztes Ziel Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung Aufgaben des Herzens, Bedeutung von 6. Mein Herz Interaktive Wissensvermittlung Bewegung kennenlernen Präsentation von Rollenvorbildern, 7. Sport- Verschiedene Sportarten kennenlernen Einbindung der Peergroup; Steigerung möglichkeiten der Selbstwirksamkeitserwartung 8. Winterausflug Bewegung erleben Präsentation von Handlungsalternativen Bewegte Freizeitalternativen kennenlernen; 9. Papierflieger Präsentation von Handlungsalternativen Spielgeräte selbst herstellen 10. Kinder- Kurze, selbst einsetzbare Präsentation von Handlungsalternativen bewegungsübungen Bewegungsmöglichkeiten kennen lernen Bewegte von unbewegten Freizeitaktivitäten Interaktive Wissensvermittlung; 11. Freizeitampel unterscheiden Selbstreflexion 12. Selbstgemachte Bewegte Freizeitalternativen kennenlernen; Präsentation von Handlungsalternativen Piraten-Frisbee Spielgeräte selbst herstellen 13. Sommerausflug Bewegung erleben Präsentation von Handlungsalternativen 14. Selbstgemachte Bewegte Freizeitalternativen kennenlernen; Präsentation von Handlungsalternativen Wasserspritzflasche Spielgeräte selbst herstellen Anmerkung. Nach Wartha et al., 2016, S. 70. Außerdem wurden 56 verschiedene Bewegungskarteikarten entwickelt (siehe Abbildung 7.2). Diese beschreiben stichpunktartig verschiedene Bewegungsspiele, die regelmäßig zwischendurch (zum Beispiel nach der Morgenrunde) in den Kindergartenalltag eingebaut werden können. Es sollen mindestens zwei der Karten pro Tag eingebracht werden. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 5 Abbildung 7.2 Beispielmaterial Bewegungskarten (weitere Spielideen: unter https://www.gesundes- boot.de/fileadmin/gesundes_boot/downloads/Gesundes_Boot_Spielideen_Bastelideen_Rezepte.p df) Des Weiteren wurden Kopiervorlagen für sechs Elternbriefe auf Deutsch, Türkisch und Russisch entwickelt. Sie informieren die Eltern über die aktuellen Inhalte der Intervention und werden über das Jahr verteilt an die Eltern verschickt. Diese sollen Gespräche über einen bewegten Alltag und gesunde Ernährung auch zu Hause anregen. Außerdem wurden Vorlagen für zwei Elternabende entworfen, in denen Eltern Denkanstöße, Information und Hinweise zu gesundem Essen und Bewegung erhalten. 7.2 Schritt 5: Annahme und Umsetzung des Programms Der fünfte Schritt ist für den Erfolg der Intervention unverzichtbar. In diesem Schritt geht es darum, die Annehmenden und Umsetzenden von der Durchführung des Programms zu überzeugen. Bereits in den Schritten 1 bis 4 wurden Annehmende und Umsetzende in der Entwicklungsgruppe einbezogen. Diese Partizipation wirkt sich bereits positiv auf die Akzeptanz des Programms aus. Zusätzlich widmen sich die Entwickler:innen in Schritt 5 direkt der Annahme und Umsetzung des Programms. 7.2.1 Aufgaben während Schritt 5 Folgend wird dargestellt, wie in Schritt 5 vorzugehen ist, um für die Annahme und Umsetzung des Programms zu planen. Identifizieren von Annehmenden und Umsetzenden Die erste wichtige Aufgabe ist zu identifizieren, wer für die Annahme (engl.: adoption) und Umsetzung (engl.: implementation) der Intervention zuständig ist. Über den Kontext der Intervention wurden in vorherigen Schritten bereits Entscheidungen getroffen. Nun muss geklärt werden, welche Personen in diesem Kontext die Entscheidungskraft besitzen, die Intervention einzuführen. Diese Personen sind die Annehmenden. Umsetzende sind diejenigen, die die Intervention letztendlich durchführen. Wenn zum Beispiel eine Intervention in einer Schule geplant wird, müssen die Schulbehörde und die Schulleitung (Annehmende) das Programm annehmen und in das Kurrikulum einführen. Sie setzen das Programm aber nicht selber um, sondern B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 6 delegieren diese Aufgabe an die jeweiligen Lehrkräfte oder externe Fachkräfte (Umsetzende). Für eine erfolgreiche und nachhaltige Intervention (engl.: sustainability) ist daher eine enge Vernetzung mit den Annehmenden und Umsetzenden von hoher Bedeutung. Erstellen von Zielen für die Annahme, Umsetzung und Nachhaltigkeit des Programms Die nächste Aufgabe ist es, Verhaltens- und Handlungsziele für die Annehmenden und Umsetzenden zu erstellen. Das Verhaltensziel der Umsetzung alleine genügt für eine wirksame Intervention nicht, sondern Umsetzende müssen die Methoden und Strategien korrekt (Umsetzungsgenauigkeit), vollständig (Vollständigkeit) und in angemessener Dosis (bezogen auf die Anzahl und das Ausmaß der Einheiten) anwenden. Zusätzlich sollte das Programm langfristig umgesetzt werden (Nachhaltigkeit). Daher sind Programmziele in diesem Schritt Annahme („Annehmende entscheiden sich, das Programm zu übernehmen“), richtige und vollständige Umsetzung („Umsetzende führen das Programm mit allen dazugehörigen Einheiten korrekt durch“) und Nachhaltigkeit („Umsetzende integrieren das Programm in die Alltagsabläufe/das Kurrikulum“). Um Handlungsziele zu formulieren, werden Annahme, korrekte und vollständige Umsetzung und Nachhaltigkeit in Einzelschritte aufgeteilt. Die Frage hierbei lautet: „Was müssen Annehmende (bzw. Umsetzende) tun, um das Programm anzunehmen (bzw. richtig und vollständig umzusetzen und in die Alltagsroutine einzubauen)?“. Anschließend werden Determinanten für die Handlungsziele gesucht. Aus den Handlungszielen und Determinanten werden drei Matrizen gebildet, eine für die Annahme, eine für die Umsetzung und eine für Nachhaltigkeit. Ebenso wie in Schritt 3, werden im Anschluss Methoden bezogen auf die Determinanten ermittelt. Das bedeutet, dass letztendlich ein eigenständiges Programm für Annahme, Umsetzung und Nachhaltigkeit entwickelt wird. Hierbei gilt es, die gleichen Faktoren wie in Schritt 4 zu berücksichtigen. Zusammengefasst durchlaufen Entwickler:innen in Bezug auf Annahme, Umsetzung und Nachhaltigkeit erneut die Schritte 1 bis 4 des Intervention Mappings. 7.2.2 Schritt 5 am Beispiel des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ (Wartha et al., 2016) Im fünften Schritt wurden zunächst Erzieher:innen als Umsetzende identifiziert, da sie die Kindergartenumwelt maßgebend beeinflussen. Um das Verhaltensziel für die Umsetzenden zu erreichen („Erzieher:innen in Baden-Württemberg setzen das Programm ‚Komm mit in das gesunde Boot‘ komplett und korrekt sowie nachhaltig durch“), entschieden sich die Entwickler:innen für einen Multiplikatorenansatz. Die Grundlage dieses Ansatzes ist es, pro Bezirk in Baden-Württemberg zwei Erziehungskräfte zur Weitergabe des Programms in gesundheitsspezifischen Themen sowie Fortbildungsmethoden auszubilden. Diese rekrutieren jeweils weitere Erzieher:innen für die Umsetzung des Programms und führen pro Jahr zwei Fortbildungen in ihrem Bezirk durch. Dabei stellen sie den Teilnehmenden die Interventionsmaterialien kostenfrei zur Verfügung. Diese Multiplikator:innen können dabei auf bereits vorhandene Kontakte zu anderen Erziehungskräften in ihrem Bezirk und auf vorhandene Ressourcen zurückgreifen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie mit den Umsetzenden angemessen und verständlich kommunizieren. Somit sind sie in der Lage, Wissen, Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit, aber auch die Akzeptanz (Determinanten) der Umsetzenden zu erhöhen. Die Multiplikator:innen stehen in engem Kontakt mit den Umsetzenden und dem Entwicklungsteam und sorgen somit für eine engmaschige Vernetzung. Da weder externe Fachkräfte noch teure Materialien benötigt werden, kann das Programm über lange Zeit ohne zusätzliche Kosten durchgeführt werden. Somit kann Nachhaltigkeit gewährleistet werden (Wartha et al., 2014; B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 7 Wartha et al., 2016). Nachfolgend finden Sie die Matrix der Veränderungsziele für die Umsetzenden (Tabelle 7.2). Tabelle 7.2 Matrix der Veränderungsziele für das Verhaltensziel „Erzieher:innen in Baden-Württemberg setzen das Programm ‚Komm mit in das gesunde Boot‘ komplett und korrekt sowie nachhaltig durch“ Handlungsziele Determinanten Erziehende … Wissen Fähigkeiten Selbstwirksamkeit Einstellung … informieren … bewerten Ge- … wissen, dass das sich über das sundheitsförderungs- Programm existiert Programm programme positiv … entscheiden … bewerten, dass sie … bewerten das sich, das in der Lage sind, das Programm „Komm Programm Programm mit in das gesunde umzusetzen umzusetzen Boot“ positiv … demonstrieren, … bewerten, dass sie … führen alle … bewerten alle … benennen alle dass sie alle in der Lage sind, alle Komponenten Komponenten des Komponenten des Komponenten des Komponenten des des Programms Programms als Programms Programms korrekt Programms korrekt korrekt aus effektiv und nützlich umsetzen können umzusetzen … demonstrieren, … integrieren dass sie alle … bewerten, dass sie … bewerten das das Programm Komponenten des in der Lage sind, das Programm als in den Kinder- Programms im Programm langfristig langfristig effektiv gartenalltag Kindergartenalltag beizubehalten durchführen können 7.3 Schritt 6: Evaluation des Programms Der letzte Schritt beim Intervention Mapping ist die Entwicklung eines Evaluationsplans. Kontinuierliche Evaluation ist notwendig, um das Programm weiterentwickeln und anpassen zu können (siehe Kurs 2, Kapitel 5 „Evaluation gesundheitspsychologischer Maßnahmen“). Bewertet wird der Effekt der Intervention auf Gesundheit und Lebensqualität sowie ob Verhaltensziele, Handlungsziele und Veränderungsziele erreicht und Determinanten verändert wurden (Effektevaluation). Zusätzlich wird der gesamte Prozess bewertet. Mithilfe der Prozessevaluation wird festgestellt, wie gut das Programm entwickelt, eingeführt und durchgeführt wurde. 7.3.1 Aufgaben während Schritt 6 Um die verschiedenen Aspekte, die bei der Evaluation von Gesundheitsmaßnahmen relevant sind zu berücksichtigen, führt das Entwicklungsteam beim Intervention Mapping eine Anzahl von Aufgaben aus, die nachfolgend erklärt werden. Ausführliche Informationen zum Thema Evaluation von Gesundheitsmaßnahmen finden Sie auch in Kurs 2, Kapitel 5 „Evaluation“. Effektevaluation Zunächst wird das Erreichen der Programmziele bewertet (Effektevaluation). Das heißt: „Um wie viel hat sich das Gesundheitsproblem in der festgelegten Zeitspanne verändert?“, „Um wie viel hat sich die Lebensqualität in der festgelegten Zeitspanne verändert?“ und „Wie haben sich Verhalten und Umweltkonditionen in der festgelegten Zeitspanne verändert?“. Dafür muss zuerst ein realistischer Zeitrahmen festgelegt werden, in dem Effekte erwartet werden. Effekte in Bezug auf Gesundheit und Lebensqualität sind häufig erst nach mehreren Jahren messbar und werden daher üblicherweise erst in einem langfristigen Follow-up ersichtlich. Folglich werden zunächst Handlungsziele, Verhaltensziele und Umweltziele evaluiert, um so schrittweise dem logischen Modell der Veränderung zu folgen (zum logischen Modell der Veränderung siehe Kurs 2, Kapitel B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 8 6 „Intervention Mapping I“). Das heißt, dass zunächst geprüft wird, ob die Zielgruppe alle Verhaltensweisen, die sie ausführen soll, nach Abschluss der Intervention tatsächlich ausführt. Der Gedanke hierbei ist, dass sich diese Verhaltensweisen langfristig positiv auf die Gesundheit und Lebensqualität der Zielgruppe auswirken sollten, wenn die Theorie der Veränderung sorgfältig entwickelt wurde. Einerseits kann eine Evaluation der Handlungs- und Verhaltensziele durch Beobachtung geschehen. Andererseits sind Fragebögen beruhend auf Selbsteinschätzung von Verhalten oder Intention gute Indikatoren. Optimal ist eine Kombination verschiedener Erhebungsmethoden (siehe Kurs 2, Kapitel 4 „Forschungsmethoden in der Gesundheitspsychologie“). Außerdem wird bewertet, inwiefern sich die Determinanten verändert haben. Um eine Veränderung der Determinanten zu messen, können die Veränderungsziele herangezogen werden. So können zu jedem Veränderungsziel eine bis zwei Fragen formuliert werden. Daher war es bereits in Schritt 2 wichtig, alle Ziele spezifisch und messbar zu formulieren. Zum Beispiel können Studierende um das Veränderungsziel „Studierende äußern sich positiv über gesunde Snacks“ (siehe Beispiel in Kurs 2, Kapitel 6 „Intervention Mapping I“) danach gefragt werden, wie sie verschiedene gesunde Snacks bewerten. In diesem Schritt wird also die Erreichung jeder Stufe auf dem logischen Modell der Veränderung nach und nach evaluiert. Wenn Verhaltensziele nicht erreicht wurden, ist es möglich, dass in Schritt 2 ein wichtiges Handlungsziel nicht adressiert wurde oder dass eine wichtige Determinante nicht identifiziert wurde. Das logische Modell müsste also entsprechend angepasst werden. Bei der Effektevaluation wird zwischen Wirksamkeit und Effektivität unterschieden. Wirksamkeit betrachtet den Effekt der Intervention unter optimalen Bedingungen und Effektivität den Effekt unter realen Bedingungen. Bei der Evaluation der Wirksamkeit werden externe Variablen kontrolliert. Also wird eine möglichst repräsentative homogene Stichprobe der Zielgruppe gewählt, die die Intervention von motivierten Umsetzenden unter kontrollierten Bedingungen erhält und bei dieser Stichprobe wird die Wirkung der Intervention evaluiert. Um Effektivität zu beurteilen, wird die Intervention unter realen Bedingungen getestet. Das bedeutet, die Zielgruppe ist heterogener und muss verschiedene Anforderungen balancieren. Die Umsetzenden sind im Alltag mit weiteren Anforderungen konfrontiert und sie müssen häufig Prioritäten setzen, wobei die Umsetzung der Intervention nicht zwangsläufig an vorderster Stelle steht. In der Wirklichkeit spielen demnach weitere konfundierende Faktoren eine Rolle, die die Effektivität der Intervention beeinflussen können (Glasgow et al., 2003). Das bedeutet, dass Interventionen zwar in der Theorie und unter kontrollierten Bedingungen oft wirksam sind, aber in realen Kontexten keine Effektivität gegeben ist. Gründe dafür, warum ein Programm in der Praxis nicht effektiv ist, können in der Prozessevaluation gefunden werden. Prozessevaluation Während der Prozessevaluation wird festgestellt, wie gut die Schritte zwei bis vier des Intervention Mappings ausgeführt wurden. Das bedeutet, dass jede Annahme, die während der Planung des Programms gemacht wurde, erneut geprüft wird. Hierfür kann auf das logische Modell der Intervention zurückgegriffen werden (siehe Kurs 2, Kapitel 6 „Intervention Mapping I“, Abbildung 6.2). Ein starker Fokus liegt dabei auf der Umsetzungsgenauigkeit und Reichweite des Programms. Wichtige Komponenten einer Prozessevaluation sind 1. der Kontext, 2. die Reichweite, 3. das Ausmaß, in dem das Programm umgesetzt wurde, 4. das Ausmaß, in dem das Programm empfangen wurde, 5. die Umsetzungsgenauigkeit, 6. die Gesamtumsetzung und 7. das Anwerben von Teilnehmenden. Der Kontext bezeichnet Aspekte des weiteren sozialen Umfelds, die die Umsetzung des Programms beeinflussen. Zum Beispiel könnte festgestellt werden, dass Eltern aus religiöser Überzeugung nicht mit ausführlicher Sexualaufklärung in der B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 9 Schule einverstanden sind. Die Reichweite des Programms untersucht, welcher Anteil der Zielgruppe das Programm letztendlich erhalten hat. Zum Beispiel werden über schulbasierte Programme durch die Schulpflicht fast alle Kinder und Jugendliche im Schulalter erreicht. Das Ausmaß, in dem das Programm umgesetzt wurde, beschäftigt sich mit der Frage, in welchem Umfang die Einheiten des Programms durchgeführt wurden. Das heißt, Erzieher:innen, die zum Beispiel das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ durchführen, könnten ausschließlich Bewegungskarteikarten umsetzen, aber die Ernährungseinheiten aussparen. Das Ausmaß, in dem das Programm empfangen wurde, weist darauf hin, in welchem Umfang die Zielgruppe das Programm tatsächlich absolviert hat. Beispielsweise sind Programme mit einer hohen Abbruchquote oder Fehlzeiten weniger effektiv, da ein großer Teil der Zielgruppe nicht das komplette Programm absolviert. Umsetzungsgenauigkeit drückt aus, inwiefern das Programm wie von den Entwickler:innen geplant umgesetzt wird. Zum Beispiel könnten Umsetzende Rollenspiele auf eine ungeeignete Art abwandeln, sodass die Parameter der Methode letztendlich nicht mehr gegeben sind oder sodass nicht mehr alle Handlungsziele eingeschlossen sind. Die Gesamtumsetzung stellt eine Gesamtbewertung dar, inwiefern das Programm umgesetzt wurde. Mit dem Anwerben von Teilnehmenden wird der Ansatz beschrieben, wie Teilnehmende angeworben wurden. Zum Beispiel können sie gezielt persönlich eingeladen worden sein, über eine Zeitungsanzeige zum Programm gekommen sein, oder die Teilnahme könnte im schulischen Rahmen verpflichtend gewesen sein. Tabelle 7.3 illustriert die einzelnen Komponenten der Prozessevaluation am Beispiel einer computergesteuerten Telefonintervention, die das Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen zu kolorektalen Tumoren bei Veteranen stärken soll. B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 10 Tabelle 7.3 Indikatoren der Prozessevaluation und Methoden zur Messung am Beispiel einer computergesteuerten Telefonintervention zur Vorsorge von kolorektalen Tumoren bei Kriegsveteranen Komponente Indikator Methoden zur Messung Kommunikation mit Mitarbeitern der Veteranenverwaltung Veränderungen in den Richtlinien für Nachverfolgung der Richtlinien für Vorsorgeuntersuchungen für kolorektale Vorsorgeuntersuchungen für kolorektale Tumore bei Veteranen oder dem Zugang zu Tumore bei Veteranen und der Nachfrage Gesundheitsvorsorge für Veteranen für Vorsorgeuntersuchungen sowie der 1. Kontext Die organisatorische Kapazität der Fähigkeit der Veteranenverwaltung diese Veteranenverwaltung Nachfragen abzudecken Das Ausmaß, in dem Veteranen weiteren Überprüfung weiterer Programme, Programmen zur Vorsorge kolorektaler Materialien und Richtlinien der Tumore ausgesetzt sind Veteranenverwaltung mit dem Ziel Vorsorgeuntersuchungen zu fördern Anteil der Zielgruppe, der das Programm Projektdokumentation während der 2. Reichweite genutzt hat Durchführung 3. Ausmaß, in Projektdokumentation während der dem das Aktualisierte Liste der Telefonnummern und Durchführung, insbesondere Checkliste für Programm Länge der abgeschlossenen Anrufe und telefonische Beratende und Reporte der durchgeführt Auffrischungstermine telefonischen Beratenden wurde Dokumentationsmaterial der Hotline 4. Ausmaß, in Erinnerung und Reaktion der Anteil der Zielgruppe, der anruft, um dem das Teilnehmenden auf das Programm weiterführendes Material anzufragen Programm Interviews mit einer randomisierten Aufmerksamkeit, Erinnerung, Verständnis empfangen Stichprobe, die kolorektale und Glaubwürdigkeit wurde Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen oder nicht wahrnehmen Ausmaß, in dem die Nachricht mit Narrative Analyse der Nachrichtenkonzepte theoretischen Methoden, praktischen gegenüber den Matrizen der 5. Umsetzungs- Anwendungen und Determinanten Veränderungsziele, Skripte für die genauigkeit übereinstimmt Intervention und Flow-Charts, Checklisten Passung zwischen Nachricht und und Transkripte der Gespräche Veränderungsphase Anmerkung. Nach Bartholomew et al., 2011, S. 526. 7.3.2 Evaluationsdesign Eine wichtige Entscheidung bei diesem Schritt ist die Auswahl des Evaluationsdesigns. Hierbei haben Entwickler:innen die Wahl zwischen qualitativen, quantitativen und gemischten Designs. Grundsätzlich kommen alle in der Gesundheitspsychologie üblichen Forschungsdesigns in Frage (siehe auch Kurs 2, Kapitel 4 „Forschungsmethoden in der Gesundheitspsychologie“). Mögliche qualitative Methoden beinhalten Interviews, Fokusgruppen, Fallstudien, Beobachtung und offene Fragestellungen in Fragebögen. Als quantitative Methoden kommen zum Beispiel Fragebögen mit Antwortskalen oder Checklisten zur Beobachtung in Frage. Unabhängig von der gewählten Methode muss selbstverständlich auf Reliabilität und Validität geachtet werden. Um Effekte zu testen, ist ein Prätest, der die Ausprägung der Programmziele vor der Intervention misst, unverzichtbar. Dies wird anschließend mit den Ergebnissen des Posttestes verglichen. Um zu untersuchen, wie lange es dauert, bis eine Veränderung eintritt, können gelegentlich Zwischenmessungen durchgeführt werden. Da eine Veränderung über einen gewissen Zeitraum nicht zwangsläufig auf die Intervention zurückzuführen ist, sondern möglicherweise andere Faktoren eine Rolle spielen können, ist eine Kontrollgruppe notwendig. Das bedeutet, dass eine Gruppe, die am Programm teilnimmt, vor und nach der Teilnahme mit B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 11 einer vergleichbaren Gruppe, die nicht am Programm teilnimmt, verglichen werden muss. Optimal ist also ein experimentelles Design mit randomisierter Zuteilung zur Interventions- und Kontrollgruppe (siehe Kurs 2, Kapitel 4 „Forschungsmethoden in der Gesundheitspsychologie“). In Bezug auf Gesundheitsinterventionen ist randomisierte Zuteilung einzelner Personen häufig jedoch nicht möglich, da sich diese Art von Programmen innerhalb von Organisationseinheiten abspielen. Innerhalb einer Schule ist es beispielsweise unmöglich, einzelne Schüler:innen randomisiert der Interventions- beziehungsweise Kontrollgruppe zuzuordnen. Jedoch ist in diesem Fall randomisierte Zuteilung von Organisationseinheiten möglich (Cluster-Randomisierung). So kann eine bestimmte Schule an der Intervention teilnehmen, wohingegen eine andere der Kontrollgruppe zugeordnet wird und somit die Intervention nicht oder zu einem späteren Zeitpunkt erhält (Wartelisten-Kontrollgruppendesign). Notfalls kann auf ein quasi-experimentelles Design ausgewichen werden, bei dem zwei möglichst ähnliche Gruppen verglichen werden. In dem Fall muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Gruppen nie komplett und auf alle Charakteristika bezogen vergleichbar sind. Häufig möchten Entwickler:innen herausfinden, ob ihre Intervention effektiver ist als die Standardbetreuung. In diesem Fall kann die Vergleichsgruppe eine Gruppe sein, die die Standardbetreuung erhält. 7.3.3 Evaluationsplan am Beispiel des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ (Wartha et al., 2016) Als Evaluationsdesign wählten die Entwickler:innen ein randomisiertes Wartelisten- Kontrollgruppendesign mit Messungen vor der Intervention sowie nach einer Interventionsdauer von einem Jahr. Weiterhin sind Evaluationen bezogen auf bestimmte Subgruppen, zum Beispiel Kinder mit Migrationshintergrund, geplant. Vor und nach der Intervention werden anthropometrische Messungen wie Körpergröße, Körpergewicht, Bauchumfang usw. sowie psychologische Messungen der identifizierten Determinanten (z. B. Selbstwirksamkeit) anhand von kurzen Fragebögen durchgeführt. Außerdem werden die sportmotorischen Fähigkeiten anhand von Übungen wie Weitsprung und drei Minuten Lauf gemessen. Stichprobenartig werden objektive Messungen der physischen Fitness zum Beispiel mithilfe von Herzfrequenz, Körperfettkomposition und Speichelanalyse durchgeführt. Zusätzlich erhalten Eltern einen Fragebogen über das gesundheitsbezogene Verhalten der ganzen Familie und der teilnehmenden Kinder. Des Weiteren füllen Erzieher:innen und die Leitung der Kindergärten Fragebögen bezüglich ihres eigenen Gesundheitsverhaltens sowie über die Kindergartenumgebung und Alltagsroutine im Kindergarten aus (Kobel et al., 2017; Wartha et al., 2016). Im Rahmen der Prozessevaluation wird die gesamte Programmdurchführung dokumentiert. Das beinhaltet, inwieweit die Erzieher:innen das Programm anwenden und wie sie die Interventionsmaterialien verwenden. Um den Multiplikatorenansatz zu evaluieren, werden zum einen Teilnahme- und Anwesenheitszahlen bei den Schulungen für Multiplikator:innen sowie bei den Fortbildungen von Erzieher:innen erhoben. Zum anderen füllen die Multiplikator:innen nach jeder an sie gerichteten Fortbildung Fragebögen dazu aus, inwieweit sie sich sicher in der Ausbildung der Erzieher:innen fühlen. Weiter vervollständigen sie nach jeder gehaltenen Fortbildung einen Fragebogen, wie fachlich kompetent sie sich in der Ausbildung der Teilnehmenden fühlen. Außerdem geben sie Selbsteinschätzungen über den Ablauf der Fortbildungen und inwiefern die zuvor besuchten Schulungen sie auf die Fortbildung vorbereitet haben. Ergänzend bewerten die teilnehmenden Erzieher:innen, inwiefern sie mit den Schulungen und dem gesamten Programm zufrieden sind. Erzieher:innen bewerten die fachliche und didaktische Kompetenz der Multiplikator:innen und inwieweit sie sich durch die Schulungen auf B. Sc. Psychologie, AF G; Kurs 2, Kapitel 7 12 den Einsatz der Programmkomponenten vorbereitet fühlen sowie ihre Gesamtzufriedenheit mit der Arbeit der Multiplikator:innen (Wartha et al., 2014). 7.4 Dokumentation der Interventionsentwicklung Evidenzbasierte Interventionen haben das Potenzial, gleichermaßen zu Wissenschaft und Praxis beizutragen. Sie können Wissen über Methoden zur Verhaltensänderung generieren, potenzielle Moderatoren (oder Wirkparameter) identifizieren und sie können eine Grundlage für weitere Interventionen bilden. Das ist jedoch nur möglich, wenn sie transparent gestaltet und gut dokumentiert sind. Unglücklicherweise vernachlässigen viele Interventionsentwickler:innen die genaue Dokumentation und die Darstellung der aktiven Komponenten (Johnston, 2014; Michie et al., 2009). Hier birgt Intervention Mapping einen weiteren Vorteil. Es bietet eine Grundlage und einheitliche Terminologie für die Dokumentation der Schlüsselkomponenten von Interventionen. Idealerweise werden die Ergebnisse jedes Schrittes festgehalten, mindestens aber die theoretischen Grundlagen und Methoden sowie praktischen Anwendungen und wie genau diese Determinanten das Verhalten beeinflussen. Dazu bildet das logische Modell der Intervention eine angemessene Grundlage, da hier alle theoretischen Annahmen, die der Intervention zugrunde liegen (die Theorie der Veränderung), übersichtlich dargestellt werden. Diese Transparenz in der Entwicklung ermöglicht Außenstehenden Replikation, Validierung und Bewertung der Effekte. Somit kann sie mit anderen evidenzbasierten Interventionen verglichen werden sowie als Grundlage für neue evidenzbasierte Interventionen dienen und an andere Zielgruppen und Kontexte angepasst werden. Dazu muss die Situation der ursprünglichen Zielgruppe mit der Situation der neuen Zielgruppe verglichen und es müssen gegebenenfalls Determinanten, Methoden oder praktische Anwendungen angepasst werden (Kok et al., 2016). Literaturverzeichnis Bartholomew, L., Parcel, G. S., Kok, G., Gottlieb, N. H., & Fernández, M. E. (2011). Planning Health Promotion Programs: An Intervention Mapping Approach (3rd ed.). Wiley. Glasgow, R. E., Lichtenstein, E., & Marcus, A. C. (2003). Why don’t we see more translation of health promotion research to practice? Rethinking the efficacy-to-effectiveness transition. American Journal of Public Health, 93(8), 1261-1267. https://doi.org/10.2105/ajph.93.8.1261 Johnston, M. (2014). Improving the reporting of behaviour change interventions. European Health Psychologist, 16(5), 181-189. Kobel, S., Wartha, O., Wirt, T., Dreyhaupt, J., Lämmle, C., Friedemann, E.-M., Kelso, A., Kutzner, C., Hermeling, L., & Steinacker, J. M. (2017). Design, implementation, and study protocol of a Kindergarten-Based health promotion intervention. BioMed Research International, 2017., 1-9. https://doi.org/10.1155/2017/4347675 Kok, G., Gottlieb, N. H., Peters, G.-J. Y., Mullen, P. D., Parcel, G. 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