Depressive & Bipolare Störungen PDF
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This document provides a lecture about depressive disorders according to DSM-5; it also includes the description of episodes of major depression and the persistent one, giving details to the related questions and clarifying the differential diagnostic process to be taken.
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Depressive & Bipolare Störungen (Kapitel 45, Kapitel 46) Affektive Störungen Abbildung: bpnewday.wordpress.com Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überl...
Depressive & Bipolare Störungen (Kapitel 45, Kapitel 46) Affektive Störungen Abbildung: bpnewday.wordpress.com Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Depressive Störungen (DSM‐5) (Hoyer & Knappe, 2020, Kapitel 46, Abb. 46.1) Episode einer Major Depression (DSM‐5) A. Während 2 Wochen: Mindestens fünf der folgenden Symptome (davon mindesten ein Kernmerkmal (1. oder 2.)): 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. B. C. Depressive Verstimmung (die meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen), selbst berichtet oder von anderen beobachtet Deutlich vermindertes Interesse oder Freude (an fast allen Tagen, für die meiste Zeit des Tages) an (fast) allen Aktivitäten Deutlicher Gewichtsverlust/Gewichtszunahme oder verminderter/gesteigerter Appetit Insomnie oder Hypersomnie Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung (durch andere beobachtbar) Müdigkeit oder Energieverlust Gefühle von Wertlosigkeit oder übermäßige/unangemessene Schuldgefühle Verminderte Fähigkeit zu denken oder sich zu konzentrieren oder verringerte Entscheidungsfähigkeit Wiederkehrende Gedanken an den Tod, wiederkehrende Suizidvorstellungen ohne genauen Plan, tatsächlicher Suizidversuch oder genaue Planung eines Suizids Die Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. Die Episode ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors. (APA, 2015) Major Depression (DSM‐5) Die Kriterien A bis C definieren die depressive Episode einer Major Depression (siehe Kriterien A‐C unter «Episode einer Major Depression») D. Das Auftreten einer Episode einer Major Depression kann nicht besser durch eine Schizoaffektive Störung, Schizophrenie, Schizophreniforme Störung, Wahnhafte Störung oder Andere Näher Bezeichnete oder Nicht Näher Bezeichnete Störung aus dem Schizophrenie‐ Spektrum und Andere Psychotische Störungen erklärt werden. E. Es bestand niemals eine manische oder eine hypomane Episode. (APA, 2015) A. B. C. D. E. Während 2 Jahren depressive Verstimmung (die meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen) Dabei mindestens zwei der folgenden Symptome: 1. Verminderter Appetit oder Überessen 2. Insomnie oder Hypersomnie 3. Energielosigkeit oder Erschöpfungsgefühle 4. Geringes Selbstbewusstsein 5. Konzentrationsschwierigkeiten oder verringerte Entscheidungsfähigkeit 6. Gefühl der Hoffnungslosigkeit Während den 2 Jahren kein symptomfreier Zeitraum, der länger als 2 Monate war. Die Kriterien einer Major Depression können (müssen aber nicht) während den 2 Jahren erfüllt sein Keine manische oder hypomane Episode oder zyklothyme Störung „Double depression“ → Bipolare Störungen (APA, 2015) Zusatzinformation bei Interesse Black Dog Comic (und Video) für Betroffene und Angehörige https://www.youtube.com/watch?v=2VRRx7Mtep8 Bipolare Störungen > > > Bipolar‐I‐Störung Bipolar‐II‐Störung Zyklothyme Störung (APA, 2015) Manische Episode (DSM‐5) A. B. C. D. mindestens 1 Woche (meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen): abnorm und anhaltend gehobener, expansiver oder reizbarer Stimmung und abnorm und anhaltend gesteigerter zielgerichteter Aktivität oder Energie. Während dieser Periode mindestens drei (bei nur reizbarer Verstimmung mindestens vier) der folgenden Symptome: 1. Übersteigertes Selbstwertgefühl oder Größenideen 2. Vermindertes Schlafbedürfnis 3. Vermehrte Gesprächigkeit oder Rededrang 4. Ideenflucht oder subjektives Gefühl des Gedankenrasens 5. Erhöhte Ablenkbarkeit wird berichtet oder beobachtet 6. Zunahme zielgerichteter Aktivität oder psychomotorische Unruhe 7. Übermäßige Beschäftigung mit Aktivitäten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen Die affektive Störung ist schwer genug, um eine deutliche soziale oder berufliche Funktionsbeeinträchtigung zu verursachen oder eine Hospitalisierung zur Abwendung einer Selbst‐ oder Fremdgefährdung erforderlich zu machen oder es sind psychotische Symptome vorhanden. Die Episode ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors. (APA, 2015) Hypomane Episode (DSM‐5) A. B. C. D. E. F. Mindestens 4 aufeinanderfolgende Tage (meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen): abnorm und anhaltend gehobene, expansive oder reizbare Stimmung und abnorm und anhaltend gesteigerte Aktivität oder Energie. Während dieser Periode mindestens drei der manischen Symptome (siehe vorangehende Folie «manische Episode», Kriterium B, Symptome 1‐7) Die Episode geht mit einer eindeutigen Veränderung des Funktionsniveaus einher. Die Stimmungsveränderung und Veränderung im Funktionsniveau sind für andere beobachtbar. Die Episode ist nicht schwer genug, um deutliche soziale oder berufliche Funktions‐ beeinträchtigungen zu verursachen oder eine Hospitalisierung erforderlich zu machen. Treten psychotische Merkmale auf, wird die Episode, per definitionem, als manisch klassifiziert. Die Episode ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz. (APA, 2015) Bipolar‐I‐Störung (DSM‐5) A. B. Die Kriterien für mindestens eine manische Episode wurden erfüllt. Das Auftreten der manischen Episode(n) und der Episode(n) einer Major Depression können nicht besser durch eine Schizoaffektive Störung, Schizophrenie, Schizophreniforme Störung, Wahnhafte Störung oder Andere Näher Bezeichnete oder Nicht Näher Bezeichnete Störung aus dem Schizophrenie‐Spektrum und Andere Psychotische Störungen erklärt werden. (APA, 2015) Bipolar‐II‐Störung (DSM‐5) A. B. C. D. Die Kriterien für mindestens eine hypomane Episode und mindestens eine Episode einer Major Depression wurden erfüllt. Keine manische Episode in der Vorgeschichte. Das Auftreten der hypomanen Episode(n) und der Episode(n) einer Major Depression können nicht besser durch eine Schizoaffektive Störung, Schizophrenie, Schizophreniforme Störung, Wahnhafte Störung oder Andere Nähere Bezeichnete oder Nicht Näher Bezeichnete Störung aus dem Schizophrenie‐Spektrum und Andere Psychotische Störungen erklärt werden. Die Symptome der Depression oder die Unvorhersehbarkeit durch häufige Wechsel zwischen Phasen von Depression und Hypomanie verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. (APA, 2015) Zyklothyme Störung (DSM‐5) A. B. C. D. E. F. Für die Dauer von mindestens 2 Jahren bestehen zahlreiche Perioden mit hypomanen Symptomen, welche nicht die Kriterien für eine hypomane Episode erfüllen und zahlreiche Perioden mit depressiven Symptomen, die nicht die Kriterien einer Episode einer Major Depression erfüllen. Während dieser 2‐Jahres‐Periode waren die hypomanen und depressiven Perioden für mindestens die Hälfte der Zeit vorhanden, und die Person war nicht länger als 2 aufeinanderfolgende Monate symptomfrei. Die Kriterien für eine depressive, manische oder hypomane Episode waren nie erfüllt. Die Symptome aus Kriterium A können nicht besser durch eine Schizoaffektive Störung, Schizophrenie, Schizophreniforme Störung, Wahnhafte Störung oder Andere Näher Bezeichnete oder Nicht Näher Bezeichnete Störung aus dem Schizophrenie‐Spektrum und Andere Psychotische Störungen erklärt werden. Die Symptome sind nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors. Die Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. (APA, 2015) „Entscheidungsbaum“ für bipolare Störungen nach DSM‐5 (Hoyer & Knappe, 2020, Kapitel 45, Abb. 45.1) Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? (Differential)Diagnostik Diagnosestellung: Kombination aus Querschnitts‐ und Längsschnittsbeobachtung > Strukturierte Klinische Interviews (z.B. SKID) > Screening Instrumente können Hinweise liefern (z.B. Mood disorder Questionnaire (MDQ); Hypomanie Checklist‐32 (HCL‐32)) Hoyer & Knappe, 2020, Kapitel 45.3; Abbildung 45.2 affektive Störungen: Quiz A B Zeit C 0 6 12 24 36 Monate Stimmung Gehoben - manisch Schlecht depressiv D E Wittchen & Hoyer, 2011, Abbildung 40.3 (Differential)Diagnostik Diagnosestellung: Kombination aus Querschnitts‐ und Längsschnittsbeobachtung > Strukturierte Klinische Interviews (z.B. SKID) > Screening Instrumente können Hinweise liefern (z.B. Mood disorder Questionnaire (MDQ); Hypomanie Checklist‐32 (HCL‐32)) Erfassung des aktuellen Schweregrads > Strukturierte Interviews > Self‐Report‐Skalen Bipolar (Manie) z.B. Internal State Scale (ISS) Unipolar: z.B. Beck Depressions Inventar (BDI) > Ausschluss organischer Ursachen Hoyer & Knappe, 2020, Kapitel 45.3; Abbildung 45.2 Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Epidemiologie: affektive Störungen > Lebenszeitprävalenz Bipolarer Erkrankungen: 1 ‐5% Major Depression: 15‐20% dysthyme Störung: 4.5% Teil der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen weltweit «Major contributor to the overall burden of disease» (WHO, 2017) > Möglicherweise leiden einige depressive Patient:innen an einer nicht diagnostizierten oder unterschwelligen bipolaren Erkrankung > Geschlechterverteilung Unipolar: Frauen > Männer Bipolar: Frauen ≈ Männer WHO, Global Health estimates, 2017; Epidemiologie: unipolare Depressionen > > > > > Geschlechtsunterschiede in Prävalenz erst ab Pubertät beobachtbar: Erklärungsansätze: Hormonelle Effekte, Persönlichkeitsunterschiede, Unterschiedliches Erleben von sozialen Faktoren, kritische Lebensereignisse. Familienstand interagiert mit Geschlecht: Partnerschaft/Heirat ‐ für Männer protektiv, ‐ für Frauen mit erhöhtem Risiko verknüpft (v.a. wenn jung + mit Kindern). Querschnittsprävalenz nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Erklärungsansätze: Kohorteneffekt, Messinstrumente, Erinnerungsverzerrung, Resilienz, Konfundierung Weitere Korrelate: Niedriger sozioökonomischer Status, städtische Region, «adverse Life Events» (→Erstauftreten; → Vulnerabilitätsentwicklung) Komorbidität: ‐ Häufig vorausgehend: Angststörungen ‐ Mit variablem zeitlichen Muster: Substanzkonsumstörungen ‐ körperliche Erkrankungen Verlauf: Major Depression > Erste Episode: In jedem Alter möglich. Selten in Kindheit. Ab Mitte Adoleszenz Inzidenzanstieg, Ersterkrankungsgipfel Ø 25‐35 Jahre. > Weiterer Verlauf: meist episodisch 1/3 eine Episode 1/3 rezidivierend 1/3 chronisch/Teilremission > Einschränkungen in Funktionsniveau und Lebensqualität > Erhöhtes Suizidrisiko Verlauf: dysthyme Störung > > > > Früher Beginn (Kindheit – frühes Erwachsenenalter) ist häufig Spontanremission ist selten (ca 10%) Viele Dysthymie‐Patient:innen (v.a. auch Subgruppe mit frühem Beginn) entwickeln auch noch eine Major Depression (»double depression») → Wahrscheinlichkeit für Vollremission zwischen Episoden↓ → Wahrscheinlichkeit für weitere Episoden↑ Einschränkungen in Funktionsniveau und Lebensqualität Verlauf: Bipolare Störung > > > > > Beginn in Adoleszenz/frühem Erwachsenenalter häufig → oft Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen in Prodromalphase ABER: Korrekte Diagnosestellung oft erst später Unterschiedlichste Verlaufsformen beobachtbar ‐ 20% Rapid cycling (≤ 4 Phasen/Jahr) Einschränkungen in Funktionsniveau und Lebensqualität Stark erhöhtes Suizidrisiko (höher als bei unipolaren affektiven Erkrankungen) Leitfragen > > > > > Welche Störungen lassen sich (mittels DSM‐5) klassifizieren? Wie sind diese Störungen geordnet, charakterisiert und definiert? Welche (differential)diagnostischen Überlegungen sind relevant? Wie verbreitet sind diese Störungen? Wie verlaufen sie typischerweise? Welche Erklärungsmodelle für diese Störungen gibt es? Aetiologie: affektive Störungen Multifaktoriell & Bio‐psycho‐sozial bedingt Abbildung 45.5, Hoyer & Knappe, 2020 Abbildung 46.4, Hoyer & Knappe, 2020 Vgl. auch Hoyer & Knappe, 2020, Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell, Abbildung 46.4 und Multifaktorielles Entstehungsmodell bipolarer Störungen , Abbildung 45.5. Aetiologie: unipolare Depression Multifaktoriell & Bio‐psycho‐sozial bedingt Distale Faktoren Proximale Faktoren & ausgewählte psychologische Theorien ‐ Lewinsohn ‐ Beck ‐ Seligman Abbildung 46.4, Hoyer & Knappe, 2020 Vgl. auch Hoyer & Knappe, 2020, Vulnerabilitäts‐Stress‐Modell, Abbildung 46.4 Aetiologie: unipolare Depression distale Faktoren > Familiäre Belastung & Genetik: ‐ Affektive Erkrankung der Eltern = Risikofaktor. ‐ Neben Umweltaspekten (!) auch bedingt durch polygenetische Vermittlung: Bei unipolaren Depressionen moderate Effekte (→vgl. Bipolare Störungen) > Traumata & kritische Lebensereignisse: Trennung/Trauma/Missbrauch/Vernachlässigung in Kindheit erhöht die Vulnerabilität ‐ Bindungstheorie (Bowlby): gestörte Bindung → ungünstige Entwicklung ‐ Erhöhte Stressreaktivität: HPA‐Achse dysreguliert als Folge früher Traumata > Temperament und Persönlichkeit: ‐ Verhaltenshemmung (Behavioral Inhibition) ‐ Affektlabilität ‐ Vermeidungsorientierung (Harm Avoidance) Aetiologie: unipolare Depression proximale Faktoren > > > Chronische Belastung & kritische Lebensereignisse: ‐ bei gegebener Vulnerabilität wirksam ‐ in Abhängigkeit von Bewältigungsstrategien und sozialer Unterstützung Soziale & psychologische Faktoren: ‐ wenig Einfluss & Kontrollerfahrungen ‐ starre, dysfunktionale kognitive & Verhaltensmuster Psychopathologische Faktoren ‐ Angststörungen als Risikofaktor für Depression Aetiologie: unipolare Depression Ausgewählte psychologische Theorien > Verstärker‐Verlust Theorie (Lewinsohn) > Modell der dysfunktionalen Kognitionen und Schemata (Beck) > Modell der attributionsorientierten erlernten Hilflosigkeit (Seligman) Aetiologie: Depression Verstärker‐Verlust‐Theorie (Lewinsohn) Kurz‐ fristig Lang‐ fristig Hoyer & Knappe, 2020, Abbildung 46.6 Aetiologie: Depression kognitives Modell (Beck) Ungünstige frühe Lebensbedingungen Negative Triade: Pessimismus bzgl Selbst Umwelt Zukunft Vgl. auch Kognitive Fehler (S.1049) Aetiologie: Depression attributionsorientierte erlernte Hilflosigkeit (Seligmann) Kausal‐ attribution entscheidend! Aetiologie: bipolare Störungen Psychosoziale Faktoren: Interagieren mit Vulnerabilität und wirken als auslösende und aufrechterhaltendes Faktoren. Multifaktoriell & Bio‐psycho‐sozial bedingt (Poly)Genetische Vermittlung: Bei bipolaren Störungen ausgeprägt! → führt zu Veränderung in Neurotransmission, neuronaler Plastizität, zirkadianer Rhythmik → Vulnerabilität Vgl. auch Hoyer & Knappe, 2020, Multifaktorielles Entstehungsmodell bipolarer Störungen, Abbildung 45.5. Aetiologie: Bipolare Störungen Biologische Faktoren (I) > Neuronale Plastizität: Intrazelluläre Signaltransduktion bei Patient:innen verändert. → Verringerung neurotropher Faktoren (z.b. BDNF) Kindling‐Modell (aus Epilepsieforschung abgeleitet): «Sensitivierung» mit zunehmender Phasenabfolge → Phasenhäufigkeit (↑), Episoden unabhängiger von Stressoren, Therapieresistenz (↑). > Veränderte neuronale Netzwerke: Dysfunktional veränderte kortiko‐limbische und ‐striatale Regelkreise (inkl. PFC, Hippocampus, Amygdala,…). → Spezifität? Assoziierte Merkmale? Zeitliche Abfolge? > Gestörte Stressverarbeitung: Überaktivität der Hypothalamus‐Hypophysen‐Nebennierenachse → Hyperkortisolismus während der affektiven Phasen, wahrscheinlich aufgrund gestörter Feedbackmechanismen. BDNF: brain‐derived neurotrophic factor PFC: Präfrontaler Kortex. Aetiologie: Bipolare Störungen Biologische Faktoren (II) Zirkadiane Rhythmik: > Gesteuert durch externe Reize & interne Taktgeber: SCN > Bei bipolaren Störungen verkürzt Endokrinologie Körpertemperatur Herzfrequenz > Möglicherweise aufgrund serotonerger Dysfunktion: Serotonerge Neurone (in den Raphekernen) ↓ → Dysregulation im SCN > Theorie der sozialen Zeitgeber setzt hier an: beschreibt psychologische Folgen dieser Dysregulation und schlägt therapeutische Schritte (Rhythmus‐Stabilisierung) vor. SCN: suprachiasmatic Nucleus. Aetiologie: Bipolare Störungen psychologische Ansätze (I) Grundsätzlich: psychologische Modellentwicklung ausbaufähig! Abgrenzung zu (bzw. Überlappung mit) unipolarer Depression unklar. >Zu starke Auslenkbarkeit im behavioral activation system (BAS) überaktivierter Pol (Antrieb & Aktivität↑ , positiver Affekt): Manie unteraktivierter Pol (antriebs‐ und lustlos): Depression >Kognitive Weiterentwicklung psychoanalytischer Modelle: Manische Symptome als dysfunktionale Versuche, einen instabilen Selbstwert zu schützen. >Kognitive Modelle: dysfunktionale Schemata & kognitive Fehler → positive/reizbare Stimmung → erhöhter Selbstwert → Aktivismus, riskantes Verhalten Aetiologie: Bipolare Störungen psychologische Ansätze (II) Das kognitiv‐behaviorale Modell nach Mansell (2007) erhöhen Aktivierung vermindern Aktivierung Abbildung: vereinfachte Darstellung des Modells von Mansell (2007) nach Kelley et al. (2017); vgl. auch Hoyer & Knappe (2020), S. 1018 Typische Verläufe affektiver Störungen …und Quiz‐Auflösung Wittchen & Hoyer, 2011, Abbildung 40.3