Sozialpsychologie_1_Sitzung-1 Vorlesungsskripte PDF
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Prof. Dr. Agostino Mazziotta
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Diese Vorlesungsskripte zur Sozialpsychologie liefern eine Einführung in die Sozialpsychologie, Methoden und menschliche Grundbedürfnisse. Es werden Lernziele, Vorlesungstermine sowie Klausurtermine vorgestellt. Der Inhalt ist prüfungsrelevant.
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Herzlich willkommen zur Vorlesung Gesundheit und Psychologie - Sozialpsychologie I - Prof. Dr. Agostino Mazziotta Lehrgebiet Diversität und Community Work Vorlesungstermine 23.04.24 Einführung, Methoden und menschliche Grundbedürfnisse 30.04.-14.5.24...
Herzlich willkommen zur Vorlesung Gesundheit und Psychologie - Sozialpsychologie I - Prof. Dr. Agostino Mazziotta Lehrgebiet Diversität und Community Work Vorlesungstermine 23.04.24 Einführung, Methoden und menschliche Grundbedürfnisse 30.04.-14.5.24 Entwicklungspsychologie / Klinische Psychologie 21.05.24 Soziale Kognition und Soziale Wahrnehmung 28.05.24 Beziehungen innerhalb von und zwischen Gruppen 04.06.24 4. Blockwoche ab. 11.06.24 Gesundheitswissenschaftliche Grundlagen Klausur 16. Juli 2024 3 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 PRAXISWISSEN TRIFFT WISSENSCHAFT “Wie wir lieben: Der Wandel von Liebesbeziehungen und deren Bedeutung für die Soziale Arbeit” 7. Mai 2024 | 17:00 bis 18:30 Uhr | kostenlos Weitere Infos hier 4 Agenda 08:30 – 10:00 Was ist Sozialpsychologie? (Häufig eingesetzte) Methoden in der Sozialpsychologie Psychologische Grundbedürfnisse 10:00 – 10:15 - Pause - 10:15 – 11:45 Psychologische Grundbedürfnisse 5 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Lernziele ~ - Am Ende der Veranstaltung … … können Sie beschreiben, was Sozialpsychologie ist, ~ … können Sie erklären, was eine Korrelation ist und wie sie interpretiert werden kann, … können Sie erklären, was Eigenschaften eines (Feld)Experiments sind, /Experiment konnen &unterschied zu &) Labor Feld ~ … können Sie die vier Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe (2004) aufzählen und erklären, wieso deren Befriedigung für das psychische und physische Wohlbefinden wichtig ist. Lernzette 6 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Klausur Multiple Choice Organisatorisches ↳ 4 bis 4 Richtige 4 ↳ Gesundheit 1 aus Prüfungsrelevant ist der Inhalt der Vorlesungen Ije nachdem was gesagt wird) Online-Module: „Was ist Psychologie?“, „Wie wird in der Psychologie Wissen produziert?“, „Biopsychosoziales Modell“ Klausurfragen ↳ dazu ! Zur Vertiefung: – Aronson, E., Wilson, T. D., & Sommers, S. (2023). Sozialpsychologie. München: Pearson. – Ullrich, J., Stroebe, W. & Hewstone, M. (2023). Sozialpsychologie. Berlin: Springer. – Werth, L., Denzler, M. & Mayer, J. (2020). Sozialpsychologie – Das Individuum im sozialen Kontext : Wahrnehmen – Denken – Fühlen. Berlin: Springer. – Werth, L., Seibt, B. & Mayer, J. (2020). Sozialpsychologie – Der Mensch in sozialen Beziehungen: Interpersonale und Intergruppenprozesse. Berlin: Springer. 7 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Brainstorming Was verbinden Sie mit dem Begriff „Sozialpsychologie“? Aufgabenstellung: Notieren Sie Ihre spontanen Assoziationen unter https://www.menti.com/a1yv87sdkm Alternativ: gehen Sie auf auf www.menti.com und geben Sie den Code 4943 1807 ein. 8 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Verkehrspsychologie Psychologie der Beratung etc… Werbepsychologie Gesundheitspsychologie Sportpsychologie Medienpsychologie Rechtspsychologie Gemeindepsychologie Gerontopsychologie - - / Schulpsychologie Umweltpsychologie Anwendungsfelder Lernprozesse/Menschen beimlernen - Abnormales Verhalten / Erleben &Verhalten in Arbeitskontexten Ergonomie · Klinische Pädagogische Arbeits- und · · Gestaltung Fuhrung Mitarbeiter einstellen Psychologie Psychologie Organisations- Erleben & Verhalten psychologie menscht ber. Intelligenz · Geschlecht Zeit : Moral von anderen Menschen Entwicklungs- Unterschiede zw. Menschen Einfluss Direkter init psychologie Sozial- Persönlichkeits- psychologie psychologie Ψ Grundlagenfacher Grundlagen der Psychologie (Allgemeine und Biologische Psychologie): Wie funktioniert Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen? 9 Was ist das biologische Korrelat von Gefühlen? Gegenstandsbestimmung Sozialpsychologie Wenn die Psychologie, welche die Anlagen, Triebregungen, Motive, Absichten eines einzelnen Menschen bis zu seinen Handlungen und in die Beziehungen zu seinen nächsten verfolgt, ihre Aufgabe restlos gelöst und alle diese Zusammenhänge durchsichtig gemacht hätte, dann fände sie sich plötzlich vor einer neuen Aufgabe, die sich ungelöst vor ihr erhebt. Sie müßte die überraschende Tatsache erklären, daß dies ihr verständlich gewordene Individuum unter einer bestimmten Bedingung ganz anders fühlt, denkt und handelt als von ihm zu erwarten stand, und diese Bedingung ist die Einreihung in eine Menschenmenge. Menschen haben wir verstanden. Plotzlich mit anderen Menschen anders. (Sigmund Freud, 1921) 10 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Definition Sozialpsychologie Sozialpsychologie versucht zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Handlungen von Individuen durch die wahrgenommene oder vorgestellte Gegenwart Anderer beeinflusst werden. - Beschreibendes erklaren Menschen (Gordon Allport, 1968) wieso etw. machen (versuchen verstehen/erklaren) Wahrgenommene /Vorgestellte Gegenwart - 11 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Unterschiedliche Ebenen Prozesse Dynamiken + um zu erklaren innerhalb einer Person intrapersonale 2 Ebene. Prozesse interpersonale zwischenmenschl z. B. Selbstkonzept, Emotion und Prozesse.. Ebene 1 Stimmung, soziale Wahrnehmung, soziale Informationsverarbeitung, z. B. Zwischenmenschliche Anziehung, Verarbeiten) 4 Infos ber andere Einstellungen aggressives/prosoziales Verhalten, sozialer Einfluss WieseVerliebenchenindere Menschen gemein zu 4 Ebene. Ebene. 3 Intergruppenprozesse Intragruppenprozesse zwischen Gruppen C. innerhalb Gruppe z. B. Stereotype, Vorurteile, z. B. Gruppendenken, Entscheidungen in Konflikte zwischen Gruppen, Gruppen, Gruppenführung Versöhnung ↳ immer Entsch wd.. Gruppe 12 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Bedeutung der Sozialpsychologie für die Soziale Arbeit Sozialpsychologische Kenntnisse sind für (fast) alle Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit relevant: – Beratung – Zwischenmenschliche Probleme (Partnerschaft, Freundschaft) – Probleme, die durch Diskriminierung entstehen … – Trainings – Förderung prosozialen Verhaltens – Anti-Aggressionstrainings … – Mediation/Moderation – Intergruppenkonflikte … – Case-Management – Eindrucksbildung – Soziale Einbindung – Motivation zu Verhaltensänderungen … – Teamarbeit – Entscheidungsfindung in Gruppen … 13 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 (Sozial)Psychologie ist eine (quantitativ-) empirische Wissenschaft „aus der Erfahrung, Beobachtung, auf dem Wege der Empirie gewonnen, auf ihr beruhend“ (Duden online) Verifieris ↑ Wenn besttigt Annahmen werden an der Realität überprüft (Falsifikation) Reicht gesunder Menschenverstand nicht aus? (Schwächen der nicht victt Laienpsychologie) ⑫it – Übersehen von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen (höherer Ausbruch von Corona-Infektionen bei Migrant*innen à halten sich nicht an die Regeln; engerer Wohnraum, können sich nicht aus dem Weg gehen) – Vernachlässigung des sozialen Kontexts (Einfluss der Situation) – Unkenntnis des eigenen Einflusses auf die Wahrnehmung 14 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Begrifflichkeiten Arten von Studie Studie = wissenschaftliche Untersuchung (Korrelationsstudie oder Experiment) Proband*in = ein*e Teilnehmer*in an einer Studie, eine Versuchsperson Stichprobe = die Gruppe der Proband*innen, die an einer Studie teilnimmt Variable = ein Merkmal, das unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann – Personenvariablen: Alter, Geschlecht, IQ, Form der Nasenlöcher – Kontextvariablen: Wochentag, sauberer Untersuchungsraum vs. dreckiger Untersuchungsraum; andere Personen anwesend vs. alleine 4 nichts mit Person zu tur 4 bewusst herbeifhren 15 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Nichts macht Männer so unglücklich wie Teilzeitarbeit wegen der Familie, so eine Studie der Universität Marburg. Am zufriedensten sind Väter in der Rolle des Familienernährers. … Der Mann Vollzeit als Ernährer, die Frau vor allem als Hausfrau und Mutter mit einem Hinzuverdienst – ausgerechnet dieses traditionelle, fast schon als überkommen geltende Familienmodell scheint also aus wissenschaftlicher Sicht das Glück der Familie zu mehren. 16 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Korrelation Ursachen Wirkung Annahme dient der Beschreibung/Erfassung von Zusammenhängen (Kenntnis von X kann Y vorhersagen) Zusammenhang kann positiv (je mehr X, desto mehr Y), negativ sein (je mehr X, desto weniger Y) oder nicht bestehen O gibt keinen Korrelation variiert zwischen 0 und +/-1 Zusammenhang r = +.82 r = -.70 r = 0.00 Positiv lineare Beziehung Negativ lineare Beziehung Kein Zusammenhang 17 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Korrelation und Kausalität Zusammenhang (Ursachen , aber nicht Ursache ! ) WirkungTursachIsmansee , methodischer Irrtum: Gleichsetzung zwischen Korrelation und Kausalität Kausalität meint einen ursächlichen Zusammenhang zwischen zwei Variablen (z. B. Variable A: hohe Schadstoffbelastung verursacht Variable B: Umweltverschmutzung). Korrelationen beschreiben Zusammenhänge, aber sie sagen nichts über Ursachen aus. a b Arbeit führt zu Zufriedenheit a b Zufriedenheit führt zu Arbeit a c ? b 18 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Kernelemente eines Experiments 1. Manipulation: Aktives und systematisches Eingreifen des*der Versuchsleiter*in. – Mindestens eine Personen- oder Kontextvariable wird systematisch variiert. – Dadurch entstehen „Untersuchungsbedingungen“. – Die Probanden in der zentralsten Untersuchungsbedingung werden „Experimentalgruppe“ genannt, die anderen Gruppen „Kontrollgruppen“. 19 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Kernelemente eines Experiments 1. Manipulation: Aktives und systematisches Eingreifen des Versuchsleiters. 2. Randomisierung: Zufällige Zuordnung von Probanden zu einer Untersuchungsbedingung. 3. Bedingungskonstanz: Standardisierte Randbedingungen: (Weitestgehende) Konstanz des situativen Kontexts. 20 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Laborexperiment vs. Feldexperiment Laborexperimente werden in möglichst neutral eingerichteten Untersuchungsräumen (Labor) durchgeführt. Feldexperimente finden in einer natürlichen Umgebung statt. 21 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Bewertung von Laborexperiment und Feldexperiment Vorteil von Laborexperiment: „sauberes“ Experiment (Kontrolle über die untersuchte Situation und weitmöglicher Ausschluss anderer Variablen; randomisierte Zuteilung, etc.) → hohe interne Validität Vorteil von Feldexperimenten: Bedeutsamkeit für die reale Welt (außerhalb des Labors) ist hoch, können leicht auf unterschiedliche Situationen übertragen werden → hohe externe Validität Validität = Gültigkeit, Zulässigkeit 22 Prof. Dr. Agostino Mazziotta Sozialpsychologie 23.04.2024 Psychologische Grundbedürfnisse 23 Bedürfnispyramide nach Maslow Wachstumsmotiv { Selbst- ver- wirk- lichung } kann man nicht pauschalisieren Ich-Motive diese Bedurfnisspyramide (Anerkennung, Status, Prestige, Achtung) Soziale Motive (Kontakt, Liebe, Zugehörigkeit) Defizit Sicherheitsmotive -motive (Schutz, Vorsorge, Angstfreiheit) Physiologische Bedürfnisse (Hunger, Durst, Atmung, Schlafen...) 24 Um einen Menschen zu verstehen, müssen wir etwas darüber wissen, was ihn*sie im Positiven wie im Negativen bewegt, was seine*ihre Wünsche, Ziele, Pläne, Werte, was seine*ihre Befürchtungen und Abneigungen sind. Grundbedürfnisse: Bedürfnisse, die bei allen Menschen vorhanden sind und deren Verletzung oder dauerhafte Nichtbefriedigung zur Schädigung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens führen (Grawe, 2004, S. 185) Prof. Dr. Klaus Grawe (1943 – 2005) 25 Bedürfnis nach Kontrolle: beinhaltet Verlangen nach Orientierung/ Vorhersehbarkeit und Kontrolle Orientierung im Leben, sowie nach Selbstbestimmung und erlebter Urheberschaft besteht bin wirksam (psychologische) Lustgewinn Grundbedürfnisse Zugehörigkeit/ und Unlust- vermeidung für das Erleben Bindung psychischer Gesundheit Selbstwert- erhöhung 26 Grawe (2004) Was passiert wenn Erlernte Hilflosigkeit - Kontrolle befriedigt nicht wird ? Legal was ich tue , bringt sowieso nix Welche Variable wurde manipuliert (unabhängige Variable)? die die wir verndern) Kontrollgruppe: Tiere lernen, dass sie einen elektrischen Schock vermeiden können (Hebel drücken) Experimentalgruppe; Tiere lernen, dass sie keine Kontrolle über die Schocks haben (Verhalten irrelevant) Welche Variable wurde gemessen (abhängige Variable)? Tiere werden in eine Box mit zwei unterschiedlichen Bereichen gesperrt(Elektroschock vs. kein Elektroschock). Beobachtet wird, ob sie über eine Barriere springen, um die Elektroschocks zu vermeiden. Ergebnis Kontrolltiere lernen sehr schnell, den Schock vollständig zu vermeiden. Experimentaltiere sind dazu nicht fähig, sie werden zunehmend passiver und ihr Verhalten mündet bald in eine vollständige Hilflosigkeit. Diese passive Reaktion des „Aufgebens“ infolge unkontrollierbarer Schocks, wird als erlernte Hilflosigkeit bezeichnet. 28 Maier & Seligmann (1976) Welche weiteren Situationen fallen Ihnen ein, in den Menschen möglicherweise erlernte Hilflosigkeit erleben? 29 Kontrollüberzeugungen (Rotter, 1966) internale Kontrollüberzeugung: pos. oder neg. Ereignis wird als Konsequenz des eigenen Verhaltens wahrgenommen („Schmied seines eigenen Glücks“ zu sein) externale Kontrollüberzeugung: pos. oder neg. Ereignis wird vom eigenen Verhalten als unabhängig wahrgenommen, d. h., es unterliegt externen Einflüssen (z. B. anderen Menschen, Schicksal oder Zufall) ein Gefühl hoher wahrgenommener internaler Kontrolle wirkt sich positiv auf die Bewältigung kritischer Lebensereignisse und die psychische und physische Gesundheit aus (Twenge, Zhang & Im, 2004) 30 Kontrollüberzeugungen in der Pflege Feldexperiment von Langer und Rodin (1976, 1977) Welche Variable wurde manipuliert (unabhängige Variable)? Experimentalgruppe (EG): Rede der Heimleitung, in der Bewohner*innen ermutigt wurden, mehr aktive Entscheidungen bzgl. der eigenen Lebensgestaltung zu treffen und Verantwortung/Kontrolle in unterschiedlichen Lebensbereichen zu übernehmen Kontrollgruppe (KG): Rede mit der Aufforderung, dass alle Bewohner*innen glücklich sein sollten, ohne jedoch Aspekte von Kontrolle über ihr Leben zu erwähnen Welche Variable wurde gemessen (abhängige Variable)? Fragebögen (subjektiv wahrgenommene Kontrolle, Zufriedenheit etc.), Einschätzungen von Pfleger*innen zur psycho-sozialen Gesundheit der Bewohner*innen, Sterblichkeit Ergebnis Bewohner*innen, die Kontrolle ausüben konnten, waren glücklicher und aktiver als diejenigen in der KG Auswirkung auf Gesundheit der Heimbewohnenden und Reduktion der Sterbewahrscheinlichkeit für die folgenden anderthalb Jahre zur Folge 31 Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, 1995) Überzeugung, bestimmte Handlungen ausführen zu können, die zum Erreichen bestimmter Ziele erforderlich sind (z. B. eine Diät einzuhalten oder jemandem zu helfen) hohe Selbstwirksamkeitserwartung hat positive Auswirkungen auf die eigene Anstrengung, Ausdauer und das Durchhaltevermögen sowie auf ein aktives Bewältigungsverhalten Ich ich wahrscheinlich glaub kann das also wirds einer Individuell/Als Gruppe moglich 32 Skala zur Selbstwirksamkeit Schwarzer & Jerusalem (1999) stimmt stimmt stimmt stimmt nicht kaum eher genau Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen. □ □ □ □ Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir immer, wenn ich mich darum □ □ □ □ bemühe. Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen. □ □ □ □ In unerwarteten Situationen weiß ich immer, wie ich mich verhalten soll. □ □ □ □ Auch bei überraschenden Ereignissen glaube ich, dass ich gut mit ihnen □ □ □ □ zurechtkommen kann. Schwierigkeiten sehe ich gelassen entgegen, weil ich meinen Fähigkeiten immer □ □ □ □ vertrauen kann. Was auch immer passiert, ich werde schon klarkommen. □ □ □ □ Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden. □ □ □ □ Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen □ □ □ □ kann. Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern. □ □ □ □ 33 Orientierung/ Kontrolle (psychologische) Lustgewinn Grundbedürfnisse Zugehörigkeit/ und Unlust- vermeidung für das Erleben Bindung psychischer Gesundheit Selbstwert- erhöhung 34 Grawe (2004) Menschen sind soziale Wesen Bedürfnis nach Zugehörigkeit [engl. need to belong]: fundamentale Motivation, mit anderen Menschen stabile Beziehungen einzugehen und im Rahmen dieser Beziehungen auf eine positive Art und Weise zu interagieren (Baumeister & Leary, 1995) 35 35 Alleinsein ≠ sich einsam fühlen Menschen können sozial isoliert leben und sich sowohl Quantität als auch nicht einsam fühlen und Qualität wichtig viele soziale Beziehungen haben und sich einsam fühlen subjektiv objektiv --> soziale Isolation 36 Sozial eingebundene Personen leben gesünder und länger Soziale Isolation und Einsamkeit hängen zusammen mit physischen Erkrankungen (z. B. Alzheimer, Schlaganfall, Übergewicht und kardiovaskulären Erkrankungen/Bluthochdruck) psychischen Erkrankungen (z. B. Depression, Sucht und suizidalen Gedanken) erhöhter Sterblichkeitswahrscheinlichkeit (soziale Isolation: 29%, Einsamkeit: 26%, Alleinleben: 32%) à Risiko vergleichbar mit fehlender körperlicher Aktivität, Übergewicht oder Substanzmissbrauch Holt-Lunstad (2018) 37 Spitzer (2017) Wie oft, wenn überhaupt, haben Sie sich in den vergangenen zwei Monaten einsam gefühlt? 18-24 Jahre 25-34 Jahre 35-44 Jahre 45-54 Jahre Ab 55 Jahre 60% 51% 50% 40% 40% 38% Anteil der Befragten 35% 36% 35% 32% 32% 30% 28% 26% 21% 22% 19% 20% 15% 13% 11% 10% 8% 8% 8% 7% 6% 5% 4% 2% 0% 0% Sehr oft Eher oft Nicht sehr oft Nie Weiß nicht / keine Angabe YouGov (2020) 39 Einflussfaktoren auf Einsamkeit Neurophysiologische Prozesse (z. B. Responsivität Oxytozin) Soziale Kognition (Wahrnehmung sozialer Situationen) Psychische oder Physische Erkrankungen (Depression, Ängste, Stress, eingeschränkte Mobilität, Hörschäden) Persönlichkeit (Extraversion, emotionale Stabilität, Offenheit für neue Erfahrungen) (frühkindliche) Bindungserfahrungen Verfügbarkeit von (unterstützenden) Partner*innen, “besten“ Freunde und Familie Familienstand und Wohnform Clustering: Einsamkeit (auch: Übergewicht, BMI, Rauchen, Schlaf, Glück erleben) Gestaltung und Verfügbarkeit des physischen Raums (Grünflächen/Begegnungsmöglichkeiten, Kriminalität, Verschmutzung, Barrierefreiheit) Soziale und kulturelle Normen (z. B. bzgl. Lifestyle: Sport/Essen; „Ideale“ von Beziehungen/Partnerschaften) Werte (Autonomie vs. Interdependenz; Individualität vs. Gemeinwohl) Holt-Lunstad (2017, 2018) 40 Einsamkeit: Eine selbst erfüllende Prophezeiung? werden Gedanken Gefuhlen Handlunge i zu die zu Einsame Person , Soziale Umwelt Hypervigilanz (sehr aufmerksam bei Situationer "Ich fühle Motivation sich mit und Isolation anderen zu verbinden mich + Ablehnung Erhöhte Wachsamkeit einsam" für soziale Bedrohung/ Ablehnung Negative Bestätigung Begegnunge + n, Aufmerksamkeit Verbundenheit Attraktivität negative + Gedächtnis- Gefühle Negative verzerrung Erwartungen/ sozial inkompetentes Verhalten Zeit Cacioppo et al. (2015) 41 Interventionsansätze Training sozialer Fähigkeiten: Förderung der Kommunikationsfähigkeiten, damit Betroffene leichter soziale Kontakte aufbauen können Stärkung durch soziale Unterstützung: mit regelmäßigen Kontakten sollen Betroffene verlässliche soziale Beziehungen und soziale Ressourcen erleben Erweiterung der sozialen Teilhabe: Betroffene werden unterstützt, ihr soziales Netzwerk zu erweitern und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen Veränderung sozial-kognitiver Überzeugungen: durch kognitive Verhaltenstherapie oder psychologischem Refraiming sollen einsame Menschen lernen, ihre ungünstigen sozialen Verhaltensweisen und Überzeugungen zu verändern Mann et al. (2017) 42 Soziales Miteinander auf Rezept: Social Prescribing Warum Social Prescribing? soziale Bedürfnisse beeinflussen Gesundheit mangelnde Berücksichtigung in herkömmlicher Gesundheitsversorgung Wie funktioniert Social Prescribing? Überweisung von Patient*innen an „Link Worker“ Diagnostik: Gesundheitsstand, Krankheitsgeschichte, Lebensumstände, Ressourcen, Ziele und Bedürfnisse der Patient*innen Identifikation nicht-medizinischer Maßnahmen Vermittlung zu verschiedenen Dienstleistungen (z. B. Gesundheitsförderung, Sport, Ernährungs- oder Sozialberatung, Gemeinschaftsaktivitäten) Schlussfolgerung: Soziale Gesundheit als integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung; ganzheitlicher Blick auf den Menschen 43 Orientierung/ Kontrolle (psychologische) Lustgewinn Grundbedürfnisse Zugehörigkeit/ und Unlust- vermeidung für das Erleben Bindung psychischer Gesundheit Selbstwert- erhöhung 45 Grawe (2004) Selbstkonzept Selbstkonzept [engl. self-concept]: kognitive Repräsentation unserer Selbstkenntnis, die aus der Gesamtsumme aller Überzeugungen besteht, die wir über uns selbst haben Antwort auf die Frage: “Wer bist du?“ beinhaltet u.a. Sammlung unserer Selbsterfahrung, einschließlich unserer charakteristischen Merkmale, sozialen Rollen, Werte, Ziele, Ängste (Morf, 2023) 46 Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung [engl. self-enhancement] Selbstwertgefühl [engl. self-esteem]: Wert, den wir uns selbst subjektiv zumessen resultiert aus den positiven oder negativen Bewertungen einzelner Inhalte unseres Selbstkonzepts, z. B. – „Es ist gut, dass ich sportlich bin“ – „Es ist schlecht, dass ich nicht attraktiver bin“ Bedürfnis sich selbst positiv zu sehen, d. h. ein Bedürfnis nach einem positiven Selbstwertgefühl um das Selbst schützen, verarbeiten wir Informationen über unser Selbstkonzept nicht systematisch, sondern derart, dass ein positives Selbstkonzept aufrechterhalten wird Hinweise, dass dies kulturübergreifend gilt (Morf, 2023) 47 illusorische Überlegenheit Tendenz von Menschen, sich selbst in verschiedenen Bereichen, im Vergleich zu anderen, als überdurchschnittlich gut oder überlegen im Vergleich zu bewerten Beispiel Partnerschaft mehr in Partnerschaft „investieren“ als andere (z. B. Zuhören, Aufmerksamkeit, Nachgeben; Buunk & Van Yperen, 1989) Partner*in positiver bewerteten als andere Partner*innen (Headey & Wearing, 1988; Murray & Holmes, 1997) größere Zufriedenheit (Helgeson, 1994), geringere Anfälligkeit für Scheidung (Buunk, 1998; Weinstein, 1980), bessere Zukunftsprognose im vgl. zu anderen Partnerschaften (Baker & Emery, 1993; Buehler, Griffin, & Ross, 1995) Beispiel Fähigkeiten überschätzen klimafreundliches Verhalten (Bergquist, 2020) 70% der Schüler*innen schätzen Führungskompetenzen als überdurchschnittlich an, 2% unterdurchschnittlich (College Board, 1976–1977) 94% Professor*innen gaben an, mehr als ihre Kolleg*innen zu arbeiten (Cross, 1977) 48 Das Rätsel geringer Selbstachtung Menschen sind an stabilen und kohärenten Vorstellungen von ihrer eigenen Person interessiert, da diese ihnen dabei helfen, neue Erfahrungen zu verarbeiten, zukünftige Ereignisse vorherzusagen und soziale Interaktionen zu steuern Selbstbestätigungsmotiv [engl. self-verification motive]: Motivation, feste Überzeugungen über sich selbst zu bestätigen, selbst wenn sie negative Bewertungen von Aspekten des Selbst beinhalten Wirkung positiver Rückmeldung: – Menschen mit positiven Selbstkonzepten: dient sowohl dem Selbstbestätigungsmotiv (SBM) als auch dem Selbstaufwertungsmotiv (SAM) – Menschen mit negativen Selbstkonzepten: grundlegender Konflikt zwischen dem SBM und dem SAM. Positive Rückmeldung kann einerseits ein gutes Gefühl vermitteln, da sie SAM befriedigt. Andererseits kann sie das Kohärenzgefühl beeinträchtigen, da das Fremdbild nicht zum Selbstbild passt, was eine Triebfeder des SBM ist. Menschen bevorzugen Interaktionspartner, die ihr Selbstkonzept eher bestätigen als in Frage stellen (Partner*innen, Freunde, Kolleg*innen) (Morf, 2023) 49 Orientierung/ Kontrolle (psychologische) Lustgewinn Grundbedürfnisse Zugehörigkeit/ und Unlust- vermeidung für das Erleben Bindung psychischer Gesundheit Selbstwert- erhöhung 50 Grawe (2004) Delay-of-Gratification-Paradigma „Marshmallow-Test“ (Mischel, 1974) Selbstregulation Studienablauf – Vorschulkindern wird eine Süßigkeit präsentiert. Sie können wählen, sofort eine Süßigkeit zu nehmen oder zu warten, bis die Versuchsleiterin zurückkehrt, um zwei Süßigkeiten zu erhalten. Welche Variable wurde gemessen (abhängige Variable)? – Zeit, die die Kinder warten können. 51 Delay-of-Gratification-Paradigma „Marshmallow-Test“ (Mischel, 1974) Ergebnisse - In der Regel streben Kinder größere Belohnung an und warten. - Je länger die Wartezeit, desto stärker die Versuchung, sich sofort die verfügbare Belohnung zu nehmen - Ältere Kinder konnten länger warten als jüngere. - Kinder mit sicherer Bindung tendierten dazu, länger zu warten. - Die Wartezeit korrelierte mit Lebenserfolg und Selbstregulierung in späteren Jahren. Kogni&ve Prozesse, die helfen, um die sofor&ge Bedürfnisbefriedigung zu reduzieren – Aufmerksamkeit von den appeYtlichen Merkmalen der Belohnungen ablenken (es zudecken, mit etwas anderem spielen, an angenehme Dinge denken) – Objekt gedanklich zu verändern (z. B: sich vorstellen, es wäre nur ein Bild und gar kein echtes, wohlriechendes Marshmallow, d.h. „kühle“ vs. „heiße“ Gedanken) Selbstkontrolle im Alltag erfordert ein ausgewogenes Wechselspiel von „Abkühlungsprozessen“ (um ruhig und besonnen zu bleiben) und „Au_eizprozesse“ (um das Engagement zur Verfolgung der Ziele beizubehalten, anstaa aufzugeben) 53 Hedonic-Flexibility-Prinzip Menschen passen ihre Aktivitäten und Entscheidungen an ihrem emotionalen Zustand an negative Stimmung: Suche nach (kurzfristiger) Glückseligkeit positiven Stimmung: eher bereit, kurzfristiges Glück für langfristige Vorteile zu „opfern“ hilft bei der Priorisierung von kurzfristigen und langfristigen Zielen Mögliche Implikationen für Fachkräfte der Sozialen Arbeit (SA) – Motivationsförderung: Räume für positive Erfahrungen schaffen; wenn Klient*innen positive Emotionen erleben, können SA sie dazu ermutigen, langfristige Ziele zu setzen und ihnen bei der Umsetzung helfen. – Emotionale Unterstützung: bei Klient*innen, die sich schlecht fühlen, sollten SA darauf abzielen, die Bildung positiver sozialer Beziehungen/Erfahrungen zu fördern, um deren Wohlbefinden zu steigern. 54 Taquet et al. (2016); Quoidbach et al. (2019) Hedonic-Flexibility-Prinzip Menschen passen ihre Aktivitäten und Entscheidungen an ihrem emotionalen Zustand an negative Stimmung: Suche nach (kurzfristiger) Glückseligkeit positiven Stimmung: eher bereit, kurzfristiges Glück für langfristige Vorteile zu „opfern“ hilft bei der Priorisierung von kurzfristigen und langfristigen Zielen Mögliche Implikationen für Fachkräfte der Sozialen Arbeit (SA) – Motivationsförderung: Räume für positive Erfahrungen schaffen; wenn Klient*innen positive Emotionen erleben, können SA sie dazu ermutigen, langfristige Ziele zu setzen und ihnen bei der Umsetzung helfen. – Emotionale Unterstützung: bei Klient*innen, die sich schlecht fühlen, sollten SA darauf abzielen, die Bildung positiver sozialer Beziehungen/Erfahrungen zu fördern, um deren Wohlbefinden zu steigern. 54 Taquet et al. (2016); Quoidbach et al. (2019)