VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien PDF

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Technische Universität Chemnitz

Prof. Dr. Bertolt Meyer

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organizational theories organizational behavior business management organizational structures

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This document, part of a lecture series on organizational theories, looks at various approaches to understanding organizations. It covers instrumental, functional, and institutional perspectives of organizations and explains the different aspects of each approach. "

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VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Der Begriff „Organisation“ Wolken und Organisationen verändern ihre Konturen in Abhängigkeit des Betrachtungswinkels und verschwimmen aus kurzer Entfernung (Gebe...

VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Der Begriff „Organisation“ Wolken und Organisationen verändern ihre Konturen in Abhängigkeit des Betrachtungswinkels und verschwimmen aus kurzer Entfernung (Gebert & von Rosenstiel, 2002) Es gibt drei wissenschaftliche Bedeutungen des Begriffs „Organisation“ im Sinne eines: Instrumentes Funktion Institution Foto: Pixabay/Pexels Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 2 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Organisation als ein Instrument: Der instrumentelle Organisationsbegriff Organisation = Instrument zur effizienten zielgerichteten Führung Organisationsstruktur = System formaler, dauerhafter Regeln die das Verhalten der Menschen auf ein gemeinsames Ziel ausrichtet Foto: Ksenia Chernaya/Pexels Definition: Der instrumentale Begriff sieht Organisation als die Gesamtheit aller Regelungen, die sich auf die Verteilung von Aufgaben und Kompetenzen sowie die Abwicklung von Arbeitsprozessen beziehen. Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 3 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Organisation als eine Funktion: Der funktionale Organisationsbegriff Organisation = Schaffung von Ordnung zwischen Elementen (Aufgaben, Informationen, Personen, die miteinander in Beziehung stehen) Definition: Als Funktion betrachtet bedeutet Organisation vornehmlich organisieren, d. h. zum Foto: Antonio Batinić/Pexels einen Arbeiten auf die Mitarbeiter verteilen (Arbeitsteilung) und zum anderen alle Arbeiten auf die übergeordneten Ziele ausrichten (Koordination). Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 4 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Organisation als eine Institution: Der institutionale Organisationsbegriff Organisation = Institution Definition: Institutional betrachtet sind Organisationen soziale Systeme, die sich beschreiben lassen als zeitlich relativ stabile, Foto: Bali Demiri/Pexels aus Individuen und Gruppen zusammengesetzte, zielgerichtet handelnde und strukturierte Systeme. (Schulte-Zurhausen, 2010) Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 5 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Exkurs: Soziale Systeme Eine Menge von Elementen und die Individuum „Verhalten“ Beziehungen, die zwischen ihnen bestehen, bezeichnet man als System. Ein soziales System ist dadurch gekennzeichnet, dass Personen die Elemente der Menge bilden. Gruppe/Team System Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 6 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Organisation als Institution = Person, Verhalten, System Person = Element (des Systems) Individuum „Verhalten“ Verhalten = regelgeleitete Handlungen = Beziehungen zwischen den Elementen System = Das aus Person und Verhalten begründete System als übergeordnete Einheit Gruppe/Team System Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 7 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Eigenschaften des (institutionalen) Systems Organisation Offenheit: Grenzen sind durchlässig Individuum „Verhalten“ ggü. der sozialen, technischen und politischen Umwelt Zielgerichtetes Handeln (ggf. bezüglich mehrerer Ziele) Struktur: Zur Erreichung der Ziele entwickelt die Organisation Formen der Arbeitsteilung und eine Hierarchie Gruppe/Team System Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 8 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Eigenschaften des (institutionalen) Systems Organisation Personen, ihr Verhalten und die daraus Individuum „Verhalten“ resultierenden Beziehungen machen die Organisation aus Der institutionale Organisationsbegriff ist deshalb zentral für die A&O Zentrales Merkmal einer Organisation: formale Struktur Gruppe/Team System Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 9 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Organisationsstrukturen Um ihre Ziele zu erreichen, bilden Organisationen eine formale Struktur Zwei wesentliche Merkmale: Arbeitsteilung Hierarchie Arbeitsteilung: Zerlegung der Gesamtaufgabe in unabhängig bearbeitbare Teilaufgaben (= Aufgabenanalyse) Foto: chivozol/Pexels Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 10 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Aufgabenanalyse Aufgabenanalysen können nach unterschiedlichen Merkmalen durchgeführt werden: Verrichtung der Aufgabe: Art der Leistung, die zu erbringen ist Analyse nach Rang durch Trennung von Steuerungs- und Ausführungsarbeiten Teilaufgaben der Führung: Planen, Entscheiden, Veranlassen der Durchführung und Kontrolle der Ergebnisse Teilaufgaben der Ausführung: alle Aufgaben der Erstellung bzw. Bereitstellung, Verwertung oder auch Entsorgung von Produkten oder Leistungen Für beides fallen Unterstützungsaufgaben (z. B. Weiterbildung, Instandhaltung) an Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 11 www.tu-chemnitz.de turierung der Organisation. grammpla- Substitutionsprodukte ermitteln nung 4 Sortiment planen 4.2 Strukturierung strukturen 45 und Organisationsstrukturen 4.2 Strukturierung und Organisationsstrukturen Absatzmen- genplanung Zeitreihen untersuchen 45 Absatzmengen prognostizieren 4 VL Arbeits-, Um ihreOrganisations- undbilden Ziele zu erreichen, Wirtschaftspsychologie Organisationen eineII Werbeträger analysieren 2. Organisationstheorien formale Struktur aus, deren wesentliche Merkmale die Ar- ziehungen zwischen den und Auftrags- Aufträge erfassen Schriftliche Aufträge. dieTab.dadurch beitsteilung 4.1 und entstehenden eine Hierarchie Aufgabengliederungsplan Beziehungen derfür zwischensind. Verantwortung den Bereich den bearbeitung. Tab. 4.1 Aufgabengliederungsplan für erfassen den Bereich gern, die eine Organisa- Personen bzw. den Funktionsträgern, die eine Organisa- Beispiel für eine Aufgabenanalyse: Marketing und Vertrieb InMarketing der Organisationsforschung und Vertrieb. wird daher (Nach Schulte-Zurhausen, gefragt, 2010, welche mit Marketing und Vertrieb. (Nach Schulte-Zurhausen, 2010, mit entralen Bedeutung der tion ausmachen. freundlicher Struktur die Abläufe Aufgrund Genehmigung in einervomder zentralen Verlag C. H. Beck Organisation Bedeutung so oHG, Verlag sichert, der dass Mündliche Aufträge freundlicher Genehmigung vom Verlag C. H. Beck oHG, Verlag erfassen der institutionale Begriff Personen sieFranz mitVahlen undGmbH) hoher ihres Verhaltens ist der Wahrscheinlichkeit dereninstitutionale Zielen dient. Begriff Die Franz Vahlen GmbH) für die Arbeits- und Or- der Organisation deutsche kennzeichnend für betriebswirtschaftliche die Arbeits- und Or- Organisationslehre hat Aufträge prüfen Vollständigkeit Bereich Aufgabe Bereich Aufgabe prüfen egriff liegt den folgenden ganisationspsychologie zur Gestaltung solcher–Strukturen dieser Begriff – zurliegtStrukturierung den folgenden sentliche Merkmal einer Ausführungen der Organisation Markt- zugrunde. Das wesentliche – ein Vorgehen Absatzmöglichkeiten entwickelt, Merkmal analysieren einer das seinen Markt- Bonität prüfen Absatzmöglichkeiten analysieren e Struktur bzw. die Maß- solchen Ausgangspunkt forschung Institutionbei ist derihre formale Struktur Gesamtaufgabe bzw. die Maß- des Unternehmens forschung Konkurrenten analysierenLieferfähigkeit nahmen, die zu Konkurrenten ihrer Entwicklung analysieren führen, d. h. die Struk- g führen, d. h. die Struk- nimmt (Schulte-Zurhausen, 2010; vgl. zum Folgenden Ner- prüfen Absatzpro- Life Cycle untersuchen turierung dinger, Absatzpro- der Organisation. 2012). UmLife dieCycle Gesamtaufgabe untersuchen zu erfüllen, muss sie grammpla- Aufträge bestätigen grammpla- zunächst inhaltlich festgelegt und in einzelne, voneinander Substitutionsprodukte ermitteln Substitutionsprodukte ermitteln nung nung Rechnung erstellen unabhängig bearbeitbare Teilaufgaben zerlegt werden. Die- Sortiment planen 4.2 ser Vorgang Strukturierung wirdSortiment planen als Aufgabenanalyse bezeichnet. Eine Versand Versand disponieren Transportmittel solche und Organisationsstrukturen Analyse kann nach verschiedenen Absatzmen- Zeitreihen untersuchen planen trukturen Absatzmen- Zeitreihen untersuchen Merkmalen, z. B. genplanung danach, wie sie verrichtet wird, durchgeführt werden. Da- Absatzmengen prognostizieren genplanung Versicherungspa- Um ihre Ziele zu Absatzmengen erreichen, prognostizieren bilden Organisationen eine bei wird nach der Art der Leistung, die zu erbringen ist, Werbeträger analysieren piere erstellen en Organisationen eine formale StrukturEine unterschieden. aus, andere deren wesentliche Werbeträger Möglichkeit analysieren Merkmale die Ar- ist die Analyse Auftrags- Aufträge erfassen Route planen Schriftliche Aufträge tliche Merkmale die Ar- beitsteilung nach dem Rang. und eineDer Hierarchie Rang trennt derSteuerungs- Verantwortung von sind. Aus- bearbeitung erfassen Auftrags- Aufträge erfassen Schriftliche Aufträge Versand durchführen der Verantwortung sind. In der Organisationsforschung führungsaufgaben. Zu den wird daher Steuerungs- oder gefragt, welche Führungsauf- bearbeitung erfassen Mündliche Aufträge rd daher gefragt, welche Struktur gaben zählen die Abläufe folgende inTeilaufgaben: einer Organisation Planen, soEntscheiden, sichert, dass Reklamati- erfassen sie mit hoherder Wahrscheinlichkeit deren Zielender Mündliche dient. Die Aufträge onsbearbei- anisation so sichert, dass Veranlassen Durchführung und Kontrolle Ergeb- erfassen tung Aufträge prüfen Vollständigkeit deutsche betriebswirtschaftliche nisse. Ausführungsaufgaben Organisationslehre realisieren entsprechend hat die deren Zielen dient. Die prüfen zur Gestaltung auf der solcher SteuerungsebeneAufträge Strukturen entwickelten prüfen – Pläne zur Strukturierung und Entschei- Vollständigkeit Vertriebsord- Deckungsbeitragsrechnung durchführen Organisationslehre hat der Organisation – einalleVorgehen entwickelt, das seinen nung Bonität prüfen dungen. Sie umfassen Aufgaben der Erstellung bzw. - prüfen Vertriebsergebnisrechnung durchführen n – zur Strukturierung Ausgangspunkt bei der Gesamtaufgabe Bereitstellung, Verwertung oder auchdes Unternehmens Entsorgung von Lieferfähigkeit n entwickelt, das seinen Aufgabengliederungsplan für den Bereich Marketing und Vertrieb.Bonität nimmt Produkten (Schulte-Zurhausen, oder Leistungen. 2010; Die vgl. zum prüfen (Nach Schulte-Zurhausen, Folgenden Ner-2010, mit freundlicher Genehmigung vom Verlag C. H. Beck oHG, Verlag Franz Vahlen GmbH) Nach:Gliederung Schulte-Zurhausen,nach demOrganisation (5.informationsbezogene Dienste, darunter prüfen das Rech- - © Verlag C. H. Beck oHG, Verlag Franz Vahlen GmbH. M. (2010). Aufl.). München: Vahlen. fgabe des Unternehmens dinger, Merkmal 2012). „Rang“ Umbereitet die Gesamtaufgabe die hierarchischenzuLieferfähigkeit erfüllen, muss sie Beziehungen nungswesen und die EDV, Aufträge und bestätigen vgl. zum Folgenden Chemnitz ∙ Prof. Ner- Dr. Bertolt zunächst Meyer in inhaltlich festgelegt der Organisation vor. und in einzelne,prüfen voneinander finanzbezogene 12 Dienste, wie sie beispielsweise von www.tu-chemnitz.de Rechnung erstellen abe zu erfüllen, muss sie unabhängig bearbeitbare Zur AufrechterhaltungAufträge Teilaufgaben und Bewältigung bestätigen zerlegt werden. der Steue-Die- einer Investitions- und Finanzabteilung geleistet in einzelne, voneinander ser Vorgang wird als Aufgabenanalyse rungs- und Ausführungsprozesse fallen in der Organisa- bezeichnet. Eine Versand werden. Versand disponieren Transportmittel solche Analyse kann Rechnung erstellen planen ben zerlegt werden. Die- tion schließlich noch nach verschiedenen Unterstützungs- bzw.Merkmalen, interne Service- z. B. nalyse bezeichnet. Eine danach, Versandwie aufgaben an.sie Dazuverrichtet zählen Versand wird, durchgeführt disponieren werden. Da- Als Ergebnis der Aufgabenanalyse liegen Transportmittel verteilungsfähige Versicherungspa- piere erstellen VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Aufgabensynthese Teilaufgaben lassen sich so zusammenfassen, dass man sie verschiedenen Mitarbeitern zuordnen kann -> Stellen Stellenbeschreibungen legen die zu erledigenden Aufgaben formal fest Inhaltlich verwandte Stellen werden zu Abteilungen zusammengefasst Zusammenfassung von Teilaufgaben und Zuordnung zu Mitarbeitern: Aufgabensynthese Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 13 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Aufgabenanalyse und Aufgabensynthese Teilaufgaben Stelle Abteilung Stelle Aufgabe Hauptabteilung Stelle Abteilung Stelle Aufgabenanalyse Aufgabensynthese Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 14 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Aufbauorganisation und Organigramm Aufbauorganisation: Ergebnis aus Aufgabenanalyse und –synthese Darstellung durch formellen Plan (Organigramm) Das Organigramm regelt die Zusammenarbeit der Mitarbeiter (MA) zur optimalen Aufgabenerfüllung Führungspositionen koordinieren Aktivitäten Verantwortung ist hierarchisch aufgebaut Stab-Linien-System: Linie: Führungspersonen und unterstellte MA Stäbe: Beratende Experten ohne Entscheidungsbefugnis Eine Führungskraft pro MA Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 15 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Beispiel: Organigramm 46 eines Stab-Linien-Systems Kapitel 4 Organisationstheorien 1 Unternehmens- leitung 2 Controlling- Personal- 3 abteilung abteilung 4 5 F&E Abteilungsleiter Beschaffung Abteilungsleiter Produktion Abteilungsleiter Absatz Abteilungsleiter 6 7 MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA 8 Organigramm eines Stab-Linien-Systems. Abb. 4.1 Organigramm © Springer-Verlag eines Berlin Heidelberg Stab-Linien-Systems 2014. Aus: F. W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper (2014). Arbeits- und Organisationspsychologie. Berlin Heidelberg: Springer. 9 Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 16 www.tu-chemnitz.de In einem Aufgabengliederungsplan finden sich die ling- und der Personalabteilung verdeutlicht – beraten die 10 einzelnen Teilaufgaben, die z. B. im Bereich Marketing Führungspersonen unter dem Aspekt ihrer spezifischen und Vertrieb zu erfüllen sind. Diese lassen sich nach be- Kompetenz, haben aber selbst keine Entscheidungsbefug- stimmten Merkmalen so zusammenfassen, dass man sie nis. Diese bleibt „in der Linie“, d. h. bei den Personen, die 11 verschiedenen Mitarbeitern zuordnen kann. Dadurch ent- Verantwortung für das Geschäftsergebnis tragen. VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Matrixorganisation Unterschiedliche Aufgaben haben oft gleiche Aspekte (z.B., Produktentwicklung erfordert Marketing und Finanzen) Matrixorganisation: Gleichwertige Zuordnung von MA zu mehreren Abteilungen Von den resultierenden Mehrfachunterstellungen erhofft man sich konstruktive Konflikte und Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 18 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien 47 4 Organigramm einer Matrixorganisation 4.3 Ausgewählte Theorien der Organisation Unternehmens- leitung Planung F&E Produktion Vertrieb Hauptabteilungs- Hauptabteilungs- Hauptabteilungs- Hauptabteilungs- leiter leiter leiter leiter Projekt A MA MA MA MA Projektleiter Projekt B MA MA MA MA Projektleiter Projekt C MA MA MA MA Projektleiter Organigramm einer Matrixorganisation ©.Springer-Verlag Berlin Heidelberg Abb. 4.2 Organigramm 2014. einer Aus: F. W. Nerdinger, G. Blickle, N. Schaper (2014). Arbeits- und Organisationspsychologie. Berlin Heidelberg: Springer. Matrixorganisation Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 19 www.tu-chemnitz.de 4.3 Ausgewählte Theorien Von Blinden, Elefanten und Organisationen der Organisation „Sechs blinde Männer stoßen auf einen Elefanten. Der eine fasst den Stoßzahn und meint, die Form des Elefanten müsse Das Feld der Organisationstheorien ist mittlerweile kaum die eines Speeres sein. Ein anderer ertastet den Elefanten von der Seite und behauptet, er gleiche eher einer Mauer. VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Ausgewählte Organisationstheorien Vier ausgewählte Theorien, die die formale Struktur von Organisationen erklären Wichtig für psychologisches Verständnis: Die formale Struktur einer Organisation richtet das Handeln ihrer Mitglieder auf das Ziel der Organisation aus und berührt damit den Kern der organisationspsychologischen Fragestellung Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 20 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Wissenschaftliche Betriebsführung/Scientific Management Frederick Winslow Taylor (1856 – 1915) Ziel: Naturwiss. Organisationstheorie Organisation = mechanisches Kunstprodukt, das sich nach den Prinzipien rationaler und systematischer ingenieurwissenschaftlicher Analyse gestalten lässt Experiment = Methode zur Steigerung der Produktivität Lösungsmethode zur Realisierung von Zielen Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 21 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Scientific Management: Beispiel Für einen erstklassigen Schaufler gibt es eine bestimmte Gewichtslast, die er jedes Mal mit der Schaufel heben muß, um die größte Tagesleistung zu vollbringen. Welches ist nun diese Schaufellast? [...] Das ist eine Frage, die sich nur durch sorgfältig angestellte Versuche beantworten läßt. Deshalb suchten wir erst 2 oder 3 erstklassige Schaufler aus, denen wir einen Extralohn zahlten, damit sie zuverlässig und ehrlich arbeiteten. Nach und nach wurden die Schaufellasten verändert und alle Nebenumstände, die mit der Arbeit irgendwie zusammenhingen, sorgfältig mehrere Wochen lang von Leuten, die ans Experimentieren gewöhnt waren, beobachtet. Sie fanden, daß ein erstklassiger Arbeiter seine größte Tagesleistung mit einer Schaufellast von ungefähr 91⁄2 kg vollbrachte, d. h. er leistete bei einer Schaufellast von 91⁄2 kg mehr als mit einer solchen von 11 kg oder 81⁄2 kg. (Taylor, 1911; zit. nach Kieser, 2006a, S. 105). Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 22 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Prinzipien der strategischen Gestaltung von Unternehmen nach Taylor Trennung von Hand- und Kopfarbeit Systematische Ermittlung und Nutzung des Erfahrungswissens der Mitarbeiter Pensum und Bonus Tagespensum, das ohne Schädigung bewältigt werden kann Bonus zur Motivation, hohe Löhne bei niedrigen Herstellungskosten Auslese und Anpassung der Arbeiter Tests zur Auslese der geeigneten Arbeiter Versöhnung zwischen Arbeitern und Management Steigerung der Produktivität, Verteilung der erzielten Erträge ohne Neid und Missgunst Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 23 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Kritik an Taylor Annahme, dass der Durchschnittsmensch nach der Maxime des größten Gewinns handelt Taylor: Arbeiter sind dumm und faul und finden ihr Glück nur im Konsum Taylors Untersuchungen basieren auf viel zu kleinen Stichproben, die Teilnehmer sind nicht zufällig ausgewählt, ihre Reaktionen werden lediglich in Extremsituationen registriert und die Untersuchungen umfassen viel zu kurze Zeitraume Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 24 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Bürokratietheorie nach Max Weber (1864 – 1920) Weber: Soziologe & Organisationstheoretiker Bürokratie ist eine Erscheinung der zunehmenden Rationalisierung der Gesellschaft Rationalisierung = Fähigkeit des Menschen, sich mit der natürlichen und sozialen Umwelt geistig (rational) auseinanderzusetzen und sie zu gestalten Rationalisierung der Institutionen: Sachlichkeit, Unpersönlichkeit und Berechenbarkeit -> Bürokratie Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 25 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Strukturelle Merkmale der Bürokratie Pyramidenform der Hierarchie; zentrale Steuerung Arbeitsteilung Zuständigkeiten und Pflichten mit notwendiger Befehlsgewalt Kompetenzen durch Regeln unabhängig von Person festgelegt Jedes Mitglied der Struktur ist austauschbar Amtshierarchie: Festes System der Über- und Unterordnung Amtsführung nach Regeln und Normen Ziele, Kompetenzen, Kommunikationswege: Dienstweg Aktenkundigkeit Amtsführung beruht auf Schriftstücken, die Vorgänge kontrollierbar und nachvollziehbar machen Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 26 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Kritik an der Bürokratie Nur für Produkte angebracht, die sich weitgehend standardisieren lassen – in einer Umwelt, die häufige Anpassungen der organisatorischen Regeln erfordert ist die Bürokratie wenig effizient Übertragung vom öffentlichen Dienst auf Wirtschaftsunternehmen fraglich: Private Wirtschaftsunternehmen sind eher durch Partikularisierung, Unsicherheit und Angst als grundlegende organisierende Mechanismen gekennzeichnet (Hodson, Roscigno, Martin & Lopez, 2013) Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 27 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Human-Relations-Bewegung Paradigmenwechsel motivatonale und emotionale Bedeutung sozialer Beziehungen in Organisationen Grundannahmen Mensch von sozialen Motiven geleitet Soziale Beziehungen definieren seine Identität und sein Zugehörigkeitsgefühl zur Organisation Materielle Be- und Entlohnung spielen eine untergeordnete Rolle Hawthorne Werke Chicago, Foto: Western Electric Assembly Line Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 29 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Kritik an und Bedeutung der Human-Relations-Bewegung Eine Verbesserung der menschlichen Beziehungen (human relations) erhöht die Arbeitszufriedenheit und die Arbeitsmotivation und in der Folge die Leistung der Mitarbeiter Entsprechende Schulungen ersetzten nicht die wissenschaftliche Betriebsführung, sie wurde nur bzgl. des Umgang mit den Arbeitern verändert Keinen Einfluss auf Organisationsstrukturen, keine Organisationstheorie Organisation als Bezugsrahmen für menschliches Handeln Zentral für das organisationspsychologische Verständnis von Organisationen Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 30 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie (March & Simon, 1958) Entscheidungsprozesse machen den Kern der Organisation aus Im Zentrum steht das empirisch zu beobachtende Entscheidungsverhalten der Menschen Annahmen: Menschen verfügen nur über begrenzte Kapazitäten zur Verarbeitung von Informationen Ihre Bereitschaft, sich in Organisationen zu engagieren, ist beschränkt Organisationen = Systeme bewusst koordinierter Handlungen Organisationen bestehen aus Handlungen bzw. Entscheidungen, die von der Organisation geleitet werden Menschen gehören zur Umwelt der Organisation Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 31 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie (March & Simon, 1958) Organisationsmitglieder versuchen, rational zu handeln/entscheiden Menschen sind begrenzt („bounded rationality“): unvollständiges Wissen über die Bedingungen, die Einfluss auf die Konsequenzen von Entscheidungen nehmen Können zukünftige Ereignisse zur schlecht vorhersagen Sind nicht in der Lage, alle Entscheidungsalternativen in Betracht zu ziehen Formale Organisationen müssen deshalb Komplexität reduzieren, um Entscheidungen zu vereinfachen Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 32 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Möglichkeiten der Reduktion von Komplexität und Unsicherheit in formalen Organisationen Arbeitsteilung Weniger Anforderungen für den Einzelnen, Entscheider haben es nur mit Ausschnitten aus der Realität zu tun Standardisierte Verfahren Regeln entlasten die Mitglieder von Organisationen bei ihren Entscheidungen Hierarchie Einengung von Entscheidungsspielraum durch übergeordnete Stellen Kommunikation Jedes Mitglied erhält nur die Informationen, die es braucht Indoktrination Übernahme der Interessen der Organisation Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 33 www.tu-chemnitz.de VL Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie II 2. Organisationstheorien Gig Work Gig Workers = Workers “whose services are engaged via platforms and generally performed offline, as in ride-hail, food delivery, home repair, and care work. There is a robust market for this type of business, which includes delivery, day-labor, and odd-job tasks. This arrangement affords the provider with flexibility in terms of work schedules and autonomy, a benefit that is regularly advertised by the firms. However, gig workers must not only assume responsibility for operating costs and risks and forego protections enjoyed by employees but also conform to the temporal rhythms of customer demand, which can reduce their autonomy substantially (Ravenelle 2019, Rosenblat 2018, Schor 2020)” (Vallas & Schor, 2020, S. 275) Chemnitz ∙ Prof. Dr. Bertolt Meyer 34 www.tu-chemnitz.de

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