Bildungssystem und Lehrberuf PDF (WS 2024)

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This document appears to be lecture notes or study material about the education system and teaching profession. It discusses topics like teacher roles, the structure of the school system, and different types of learning.

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**\[WS 2024\] Bildungssystem und Lehrberuf** Die Klausur wird am 06.02.2025 (12.15-13.45 Uhr); die Wiederholungsklausur wird am 20.02.2025 (12.15- 13.45 Uhr) in Präsenz stattfinden. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **Der Lehrerberuf -- Tätigkeitsf...

**\[WS 2024\] Bildungssystem und Lehrberuf** Die Klausur wird am 06.02.2025 (12.15-13.45 Uhr); die Wiederholungsklausur wird am 20.02.2025 (12.15- 13.45 Uhr) in Präsenz stattfinden. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **Der Lehrerberuf -- Tätigkeitsfelder** \(1) Unterrichten \(2) Erziehen \(3) Beurteilen \(4) Beraten \(5) Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen \(6) Weiterentwicklung der eigenen Schule **Das Schulsystem -- Strukturmerkmale** 1\. Hoher Organisationsgrad 2\. Mehrgliedrigkeit 3\. Trennung von beruflicher und allgemeiner Bildung 4\. Föderalistische Staatsstruktur 5\. Durchlässigkeit **Formale Bildung -- Non-formale Bildung -- Informelles Lernen** Formale Bildung - In den formalen Institutionen des Bildungssystems/im Kindes- und Jugendalter insbesondere Schule Non-formale Bildung - Inner-/ außerhalb der formalen Institutionen des Bildungssystems Informelle Bildung - Beiläufig, implizit, unintendiert etc. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **02 Schule als System -- Funktionen und Aufgaben** **Analytische Betrachtungsebenen von Schule** - Ebene der Fakten - Ebene der Beobachtung/ des Theoretisierens **Schultheorien** - dienen der Analyse von Schule unter allen möglichen Gesichtspunkten - klären und strukturieren die Bedingungen des Handelns in der Schule gegenüber Lehrkräften, Schüler/innen, Eltern, Schulaufsicht etc. - haben eine kritische Funktion gegenüber der Schulpraxis und der Bildungspolitik - bilden die Grundlage für die quantitative und qualitative Schulforschung haben für Lehrkräfte eine analytische und präskriptive Funktion machen Lehrkräfte kritisch, selbstkritisch und selbstsicher **Beispiel: Strukturfunktionale Theorien Gesellschaftliche Funktionen von Schule** **Hintergrund: Strukturfunktionalismus Talcott Parsons** - Rückgriff auf Begriffe (u.a. System, Organismus, Funktion) und Denkformen aus der Biologie - Betrachtung sozialer Systeme als Gebilde, die ihre Existenz erhalten - Betrachtung der Gesellschaft als soziales System mit Subsystemen Frage: - Was hält Gesellschaften zusammen? - Welche Strukturen ermöglichen es, dass sich - Gesellschaften stabilisieren und damit funktionsfähig bleiben? **Soziale Systeme und deren Grundfunktionen** „Soziale Systeme sind lebendige Einheiten mit einer eigenen Dynamik, mit charakteristischen Werten und Normen, Arbeitsweisen und Problembewältigungsformen." **AGIL-Schema** A daption (Anpassung an äußeres, Umwelt) G oalattainment (Zielverwirklichung, Problemlösen, methodisches und didaktisches Vorgehen) I ntegration, (gemeinsame Werte, Zusammenhalt, Inklusion, bestimmte Rituale, Regeln, an welche alle sich halten), und L atent pattern maintenance (Normerhaltung, Vorhandensein einer Administration, Verwaltung etc.) **Gesellschaft als soziales System** - Gesellschaftskonzept: Analogie zum Organismus - Struktur: statischer Aspekt des Gesamtsystems - Funktion: dynamischer Aspekt des Gesamtsystems - Gesellschaft als soziales System mit Teilsystemen **Das Schulsystem als gesellschaftliches Teilsystem** **Die Schulklasse als soziales System und ihre Funktion** Sozialisation - Entwicklung der Heranwachsenden zu den gesellschaftlich vollwertigen Mitgliedern - Rollenerwartung Selektion - Position in der Gesellschaft - Abschlüsse, die erworben werden - Unterschiedliche Positionen **Gesellschaftliche und individuelle Funktionen von Schule: Helmut Fend** **Gesellschaftliche Funktionen von Schule** Reproduktion - Heranführen an den aktuellen Stand und das Fortbestehen der Gesellschaft Innovation - Vorbereiten und Entwickeln für das zukünftige Bestehen der Gesellschaft **Gesellschaftliche Funktionen von Schule** Qualifikationsfunktion - Rechnen, Schreiben, Kenntnisse (funktionale Qualifikation) - Pünktlichkeit, Ordnung, Fleiß (extrafunktionale Qualifikation) Allokationsfunktion (Zuweisung) - Sortierung von SuS in Schullaufbahnen - Zuweisung zu beruflichen Positionen Integrations-/ Legitimationsfunktion - durch Inhalte und Themen - durch „heimlichen Lehrplan" Enkulturationsfunktion (Sozialisationsprozess) - als Tradierung (Überliefern) der Kultur - als Entwicklung der Kultur **Gesellschaftliche Funktionen von Schule Einwände, Beispiel: Qualifikationsfunktion** Deskriptive Einwände (beschreibend): - Unzureichende Anpassung an den Arbeitsmarkt - Ungleichheiten bei der Qualifikationserlangung - Standardisierte Bildung Normative Einwände (wertend): - Übermäßiger Fokus auf wirtschaftliche Verwertbarkeit - Vernachlässigung der individuellen Entfaltung - Instrumentalisierung der Bildung **Gesellschaftliche Funktionen von Schule Einwände, Beispiel: Allokationsfunktion** Deskriptive Einwände (beschreibend): - Reproduktion sozialer Ungleichheiten - Frühe Selektion - Unflexibilität des Systems Normative Einwände (wertend): - Ungerechtigkeit der Selektion - Reduktion des Bildungsideals - Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung **Doppelfunktion des Bildungswesens** ![](media/image2.png) \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **03 Die Struktur des Schulsystems: Historische Entwicklung** **Ausbau der institutionellen Strukturen von Schule** Aspekte der schulischen Organisation: ✓zeitliche Bindung der Lernenden (Schulpflicht) ✓Schaffung materieller Voraussetzungen (Schulräume) ✓Herausarbeitung einer professionellen Lehrerrolle (Lehrerbildung) ✓Fixierung von Lerninhalten (Fächer, Lehrpläne) ✓soziale Organisation des Lernens (Lerngruppen, Klassen) ✓Festlegung von Gratifikationen (Schulabschlüsse) ✓Kontrolle der Abläufe (Schulaufsicht) - Diese Aspekte gewährleisten den Bestand eines Schulsystems **Struktur des Schulsystems Aktuelle Situation** - Zwei Bildungsgänge: Regelschule (Haupt- und Realschule) - Drei Bildungsgänge: Gesamtschule **Durchsetzung der Unterrichtspflicht** - Unterrichtspflicht ist nicht gleich Schulpflicht - Unterrichtspflicht in einer Institution oder privat zu Hause durch eine Lehrperson - Lange Zeit kein Interesse, Kinder an eine Schule zu schicken - Kinder wurden v. a. auf dem Land in der Landwirtschaft zum arbeiten benötigt › Zeitpunkt: Beginn der 1880er Jahre › Institutioneller Rahmen: Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten (1794) › Bildungsbereiche: Niedere -- Höhere Bildung › Befördernde Kräfte: politisches, ökonomisches, emanzipatorisches Interesse **Herausbildung unterschiedlicher Bereiche des Bildungssystems** „Höheres" Schulwesen (Gymnasium) „Mittleres" Schulwesen „Niederes" Schulwesen - Staat hatte Interesse an einer Unterrichtspflicht v. a. im höheren Schulwesen **„Höheres" Schulwesen** Etablierung bis Mitte des 19. Jahrhunderts Charakteristische Merkmale: › hohe Differenziertheit der Organisation › Berechtigungssystem › Leistungsgedanke › Bildungskonzept der Allgemeinbildung (Wilhelm von Humboldt) › Ziel: Beamtenbildung Beteiligung: › männlicher Nachwuchs der gesellschaftlichen Elite (sehr kleine Gruppe) - Es gab feste Bildungspläne und Bildungsinhalte - Notengebung und Zeugnisse - Leistung vorweisen, um an die Universität zu kommen - In ganz Preußen 500 Gymnasien - Antike galt als ein Ideal, weshalb v. a. Latein und Griechisch gelehrt wurden **„Niederes" Schulwesen** Entstehung bis Mitte des 19. Jahrhunderts Charakteristische Merkmale: › geringe Differenziertheit der Organisation › fehlendes Berechtigungssystem › Konzept volkstümlicher Bildung Ziel: › Untertanenerziehung Beteiligung: › überwiegende Mehrheit der männlichen/ weiblichen Heranwachsenden - Es wurde nur so viel gelehrt, wie nötig war - 3 Jahre Bildung, später auf 8 verlängert - Die breite Bevölkerung sollte nicht viel gebildet sein - Geringere Bildung geringerer Wille zu Höherem bzw. geringe Aufstiegsinteressen - Viel Bildung in Lesen, deutsche Sprache, Schreiben und Religion - Das Volk sollte auch Gottesfürchtig sein - Sehr viel Zeit vergangen bis niederes Schulwesen sich an Höheres angepasst hat **„Mittleres" Schulwesen** › Entstehung eines Mittelschul-/Realschulwesens im 19. Jahrhundert (Industrialisierung) › Ziel: Vorbereitung auf bürgerliche Berufe › Bildungskonzept: Ausrichtung an Nützlichkeit, Spezialwissen war nötig › fehlendes Recht zur Vergabe des Abiturs - Hohe Nachfrage nach mittleres Schulwesen **Entwicklungen bis zur Weimarer Republik** - Höheres Jungenschulwesen (Curricula) - Höhere Mädchenbildung (Berechtigungswesen) - Berufsschulwesen (Entstehung) - Niederes Schulwesen (Bildungsbegrenzung) - Steigende Industrialisierung Entstehung Berufsschulwesen - Mit Ende des Kaiserreiches, war ein modernes Bildungssystem vorhanden - Ständische Struktur - Soziale Herkunft spielte eine Rolle, welches Bildungssystem durchlaufen wurde **Schulstruktur vor 1919** ![](media/image4.png) - Übergang vom Stände- zum Leistungsprinzip **Weimarer Schulkompromiss (1919)** - Konfessionsfrage: Simultanschule als Regelfall - Strukturfrage: Gemeinsame Grundschule **Schulstruktur ab 1919** - Gemeinsame Schule für alle Bevölkerungsgruppen - Grundschule für alle Kinder **Entwicklungen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges** - Demokratisierung des deutschen Bildungswesens - Forderung der Siegermächte (Potsdamer Abkommen 1945): - „Das Erziehungswesen in Deutschland soll so überwacht werden, dass die nazistischen und militaristischen Lehren völlig entfernt werden und eine erfolgreiche Entwicklung demokratischer Ideen möglich gemacht wird." - Grundsätze für die Demokratisierung (Alliierter Kontrollrat 1947) - Zeit des Nationalsozialismus - Stark zentralisiertes Bildungssystem - Rassenlehre etc. **Ostzone/spätere DDR** - Einführung einer Einheitsschule **Westzone/spätere BRD** - Restaurierung der gegliederten Schulstruktur - 40 Jahre unterschiedliches Bildungssystem **Schulstruktur in der DDR (1965)** ![](media/image6.png) **Schulstruktur in der BRD (ab 1969)** - Gesamtschule als ein Versuch, die anderen Schularten abzulösen - Fehlgeschlagen, besteht aber weiterhin **Struktur des Schulsystems Aktuelle Situation (seit 1990)** ![](media/image8.png) - Vermutlich noch einige Jahre bestehend \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **04 Die Struktur des Schulsystems: Aktuelle Situation** **Struktur des Primarbereichs Einrichtungsarten** **Grundschulen** ✓ Beschulung aller Kinder der entsprechenden Altersgruppen ✓ Jahrgangsstufen 1 bis 4(6) ✓ verpflichtender, gebührenfreier Besuch **Schulhorte** ✓ Betreuung von Grundschulkindern über die Unterrichtszeit hinaus ✓ freiwilliger, gebührenpflichtiger Besuch ✓ Einrichtungen der Kinder-/Jugendhilfe - Recht auf Schulhortplatz **Förder-/Sonderschulen** ✓ Beschulung jener Kinder, die aufgrund geistiger/körperlicher Beeinträchtigungen dem Unterricht an allgemeinbildender Schule nicht folgen können ✓ Jahrgangsstufen 1 bis 10 ✓ Besuch nach Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs - 3% aller Schüler, welche eingeschult werden, landen in einer Förderschule **Struktur des Primarbereichs -- Schulpflicht und Schuleintritt** **1. Schulpflicht** - Die Schulpflicht umfasst den Besuch des Unterrichts sowie die Teilnahme an schulischen Veranstaltungen. - Eine Befreiung von der Schulpflicht aus religiösen Gründen ist nicht möglich. - Eine Befreiung von der Schulpflicht kann bei schwerer körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung erfolgen. - In Deutschland beträgt die Schulpflicht insgesamt 12 Jahre. Dabei gibt es regionale Unterschiede: - In Thüringen gilt eine Schulpflicht von 10 Jahren. - In anderen Bundesländern können es auch 12 Jahre sein, aufgeteilt in: - 9 Jahre in einer allgemein bildenden Schule - 3 Jahre in einem allgemein bildenden Bereich, wie zum Beispiel einem Gymnasium. **2. Schuleintritt** - Der Schuleintritt erfolgt in der Regel im Alter von 6 Jahren. - In Ausnahmefällen kann der Schuleintritt auch früher oder später erfolgen, je nach Entwicklungsstand und schulpsychologischer Beratung. - Die Grundschulzeit umfasst in der Regel 4 Jahre, danach folgt der Übergang in weiterführende Schulen. **Schuleintritt -- Zeitpunkt der Einschulung** **1. Vorzeitige Einschulung** - Eine vorzeitige Einschulung ist möglich, wenn Kinder vor dem gesetzlichen Stichtag das sechste Lebensjahr vollenden und die notwendige Schulreife besitzen. - Die Entscheidung über die vorzeitige Einschulung erfolgt auf Grundlage eines schulärztlichen Gutachtens und einer Empfehlung durch die Kindergarten- oder Vorschulbetreuung. **2. Fristgerechte Einschulung** - Die fristgerechte Einschulung erfolgt in der Regel im Alter von 6 Jahren, zum Beginn des Schuljahres. - Der Stichtag, bis zu dem Kinder das sechste Lebensjahr vollendet haben müssen, variiert je nach Bundesland und liegt oft zwischen dem 30. Juni und dem 30. September. **3. Verspätete Einschulung** - Eine verspätete Einschulung kann beantragt werden, wenn Kinder am Stichtag noch nicht schulreif sind. - Die Entscheidung über die verspätete Einschulung basiert auf einer schulärztlichen Untersuchung und einer Empfehlung durch Erziehungsberechtigte und Fachpersonal. - Gründe für eine verspätete Einschulung können Entwicklungsverzögerungen oder gesundheitliche Probleme sein. **Schuleintritt -- (Neu-)Gestaltung des Schulanfangs** Flexibilisierung der Einschulung und individualisierte Gestaltung der Schuleingangsphase Verzicht auf Zurückstellung Schuleingangsdiagnostik Zusammenfassung der Jahrgänge 1 und 2 zu pädagogischer Einheit - Ermittlung der Lernausgangslage zu Beginn der Grundschule **Schuleintritt -- Einschulung nach Schularten** - Anteile bei Schuleintritt - Grundschule 93,5% - Förderschule 3,1% - Integrierte Schule (Gesamtschule) 2,5% - Freie Waldorfschule 0,9% **Bildungsauftrag der Grundschule** Doppelaufgabe: angemessene Grundbildung und Vorbereitung auf weiterführende Schule Multikriteriales Bildungsverständnis: Förderung von Persönlichkeit und Leistung **Sekundarbereich I -- Schulartangebot (theoretisches Angebot in Deutschland)** - Sek I Mehrgliedrigkeit **Schulen und Schüler in Schularten des Primar- und Sekundarbereichs I** ![](media/image10.png) - Anzahl der Grundschulen leicht gefallen, wird aber in Zukunft wieder steigen - Gymnasien und Förderschulen am stärksten vertreten - Haupt- und Realschulen gehen zurück - Zusammenlegung in Regel- und Gesamtschulen **Mehrgliedrigkeit in der Sekundarstufe I** - Drei unterschiedliche Ländergruppen - Je nach Anzahl der Schularten unter denen man wählen kann **Struktur des Sekundarbereichs II Aktuelle Situation** **Dauer der Schulzeit bis zum Abitur** **1. Acht Jahre bis zum Abitur -- G8** - Achtjähriger Bildungsgang bis zum Abitur (in der Regel von Jahrgangsstufe 5 bis 12). - Die Oberstufe umfasst die 10. bis 12. Jahrgangsstufe. **2. Neun Jahre bis zum Abitur -- G9** - Neunjähriger Bildungsgang bis zum Abitur (in der Regel von Jahrgangsstufe 5 bis 13). - Die Oberstufe umfasst die 11. bis 13. Jahrgangsstufe. **3. Behauptungen und Diskussionen** - Es wurde behauptet, dass die Schüler zu lange zur Schule gehen. - Es wurde argumentiert, dass Schüler schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden sollten. - Es gab starke Kritik an den Modellen, was zu der Einführung von sowohl G8 als auch G9 führte. - Einige Berichte behaupteten, dass Schüler im G8-System überfordert seien. **Schulabschlüsse** ![](media/image12.png) \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **05 Die Struktur des Schulsystems: Aktuelle Situation** **Sekundarbereich I & II -- Allgemeinbildende Schulabschlüsse** ![](media/image14.png) Entkopplung von Schulart und Schulabschluss Möglichkeit zum Erwerb Mittlerer Schulabschluss/ Allgemeine Hochschulreife: Existenz zentraler Abschlussprüfungen auf Länderebene Basis: nationale Bildungsstandards **Sekundarbereich I & II -- Allgemeinbildende Schulabschlüsse** - 7% ohne Schulabschluss, als alarmierendes Ereignis **Organisation der Lernzeit -- Halbtags- und Ganztagsschulen** **Ganztagsschulen -- Definition & Organisationsformen** - **Definition von Ganztagsschulen** - Ganztagsschulen bieten neben dem regulären Unterricht zusätzliche Betreuungs- und Bildungsangebote am Nachmittag an. Sie unterscheiden sich in ihrer Organisation und dem Grad der Teilnahmeverpflichtung der Schüler. - **Offene Ganztagsschule**: Hier können die Schüler freiwillig an den Nachmittagsangeboten teilnehmen. Es besteht keine Pflicht zur Teilnahme, sodass Schüler und Eltern flexibel entscheiden können. - **Teilgebundene Ganztagsschule**: Ein Teil der zusätzlichen Angebote ist verpflichtend, während andere Angebote freiwillig sind. Diese Schulen bieten eine Mischung aus obligatorischen und optionalen Nachmittagsprogrammen. - **Voll gebundene Ganztagsschule**: Hier sind die Schüler verpflichtet, an allen zusätzlichen Angeboten teilzunehmen. Der gesamte Tagesablauf, inklusive Nachmittagsprogramm, ist für alle Schüler verpflichtend. - **Organisationsformen nach Grad der Teilnahmeverpflichtung** - **Freiwillige Teilnahme**: Schüler entscheiden individuell, ob sie an den Nachmittagsprogrammen teilnehmen möchten. Beispiele sind viele offene Ganztagsschulen. - **Teilweise verpflichtende Teilnahme**: Einige Programme oder Aktivitäten sind verpflichtend, andere nicht. Dies ist typisch für teilgebundene Ganztagsschulen. - **Vollständige verpflichtende Teilnahme**: Alle Schüler müssen an den gesamten schulischen Programmen teilnehmen, einschließlich der Nachmittagsangebote, wie es bei voll gebundenen Ganztagsschulen der Fall ist. **Weiterentwicklungen im Ganztagsschulbereich** - Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung für Kinder im Grundschulalter: - Ausweitung um je eine Jahrgangsstufe ab 2026/27: Bis 2029 wird der Anspruch auf alle Grundschulkinder der Klassenstufen 1 bis 4 ausgeweitet. - Vollständige Umsetzung bis 2029: Damit haben alle Grundschulkinder einen Anspruch auf ganztägige Betreuung. **Ganztagsschulen -- Organisationsformen** **Reihenfolge Unterricht -- außerunterrichtliche Angebote** **Offene Ganztagsschule**: - **Additiv**: Der Unterricht findet vormittags statt, und die außerunterrichtlichen Angebote werden nachmittags angeboten. **Teilgebundene Ganztagsschule**: - **Additiv oder Integrativ**: Hier können die Unterrichtsstunden und außerunterrichtlichen Angebote entweder getrennt (additiv) oder gemischt (integrativ) organisiert werden. Das bedeutet, dass es sowohl Phasen gibt, in denen ausschließlich unterrichtet wird, als auch Phasen, in denen Unterricht und außerunterrichtliche Aktivitäten integriert sind. **Voll gebundene Ganztagsschule**: - **Additiv oder Integrativ**: Ähnlich wie bei der teilgebundenen Form können auch hier die Angebote additiv oder integrativ organisiert sein. Das heißt, der Tagesablauf kann sowohl getrennte Blöcke für Unterricht und Aktivitäten vorsehen als auch eine Mischung aus beidem. **Zur Wirksamkeit des schulischen Ganztagsbesuchs** **Kompensation von Lerndefiziten und Förderung von Begabungen** - **Lerndefizite**: Ganztagsschulen bieten zusätzliche Zeit und Ressourcen, um individuelle Lernrückstände zu kompensieren. Durch gezielte Förderprogramme können Schüler Unterstützung erhalten, um schulische Defizite auszugleichen. - **Begabungsförderung**: Begabte Schüler profitieren von erweiterten Lernangeboten und Projekten, die ihre Talente und Interessen fördern. Ganztagsschulen bieten oft spezialisierte Kurse und Aktivitäten, um die Begabungen der Schüler optimal zu entwickeln. **Verringerung des Zusammenhangs zwischen Leistung und sozialer Herkunft** - Ganztagsschulen tragen dazu bei, die Bildungsungleichheiten zu reduzieren, indem sie allen Schülern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft gleiche Chancen bieten. Durch zusätzliche Lernangebote und individuelle Förderung können Unterschiede in den Bildungsvoraussetzungen ausgeglichen werden. - Studien zeigen, dass Schüler aus sozial benachteiligten Familien in Ganztagsschulen von einer verbesserten Lernumgebung und zusätzlichen Unterstützungsangeboten profitieren, was zu einer Verringerung des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und schulischen Leistungen führt. **Trägerschaft von Schulen -- Staatliche Schulen und private Schulen** **Privatschulen -- Definition & Rechtliche Grundlagen** - Recht zu Einrichtung privat getragener Schulen (Artikel 7 GG, Absatz 4): - Unterscheidung von Ersatz- und Ergänzungsschulen - Stetiger Anstieg an Privatschulen - Aufgrund der Aufholung in den östlichen Bundesländern - Auch weitere Verbreitung in den westlichen Bundesländern - Von allen Privatschulen sind 35% Gymnasien **Privatschulen -- Finanzierung** - überwiegend staatliche Finanzierung - In Deutschland erhalten Privatschulen in der Regel eine staatliche Finanzierung, jedoch variiert die Höhe und Bedingungen je nach Bundesland. Die genauen Voraussetzungen und Berechnungsmethoden sind unterschiedlich. - Elternbeteiligung an Finanzierung der Schulen (Schulgeld) - Verstoß gegen Sonderungsverbot? - Das Sonderungsverbot gemäß Art. 7 Abs. 4 GG stellt sicher, dass private Schulen keine Benachteiligung oder Bevorzugung aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern ermöglichen. Privatschulen dürfen keine Schüler nach ihren finanziellen Verhältnissen trennen. **Zur Wirksamkeit des Privatschulbesuchs** **Individuelle Förderung und bessere Ressourcen** - **Individuelle Förderung**: Privatschulen haben oft kleinere Klassen, was eine individuellere Förderung der Schüler ermöglicht. Lehrer können gezielter auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler eingehen und deren Stärken und Schwächen besser berücksichtigen. - **Bessere Ressourcen**: Privatschulen verfügen häufig über mehr finanzielle Mittel, die in moderne Ausstattung, spezielle Förderprogramme und zusätzliche Angebote investiert werden können. Dies kann sich positiv auf die Lernumgebung und die Bildungsqualität auswirken. **Unabhängigkeit und Flexibilität** - **Unabhängigkeit**: Privatschulen haben mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihres Lehrplans und der Wahl der Lehrmethoden. Dies ermöglicht innovative pädagogische Ansätze und eine Anpassung des Unterrichts an aktuelle Entwicklungen und die Bedürfnisse der Schüler. - **Flexibilität**: Durch die größere Flexibilität können Privatschulen oft schneller auf individuelle Bedürfnisse und äußere Veränderungen reagieren. Dies kann sich in einer höheren Zufriedenheit und besseren Leistung der Schüler niederschlagen. **Leistungsförderung und sozialer Zusammenhalt** - **Leistungsförderung**: Durch die oft höhere Motivation und das gezielte Förderangebot können Privatschulen das Leistungspotential der Schüler besser ausschöpfen. Dies führt häufig zu besseren schulischen Ergebnissen und einer optimalen Vorbereitung auf spätere Bildungs- und Berufswege. - **Sozialer Zusammenhalt**: Trotz der geringeren Durchmischung der sozialen Schichten können Privatschulen durch kleinere Gemeinschaften und engere Bindungen innerhalb der Schulgemeinschaft ein starkes Gefühl des Zusammenhalts fördern. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **06 Die Struktur des Schulsystems: Aktuelle Situation** **Förderschulen als Orte sonderpädagogischer Förderung** - separate Beschulung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf **Allgemeine Schulen als Orte sonderpädagogischer Förderung** - inklusive Beschulung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf **Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs** ![](media/image16.png) **UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) als Impuls** - **Ziel**: Förderung und Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen. - **Verabschiedet**: 13. Dezember 2006. - **In Kraft getreten**: 3. Mai 2008. - **Inklusion**: Menschen mit Behinderungen gehören von Anfang an mitten in die Gesellschaft. - **Lebensbereiche**: Barrierefreiheit, persönliche Mobilität, Gesundheit, Bildung, Beschäftigung, Rehabilitation, politische Teilhabe, Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung. **Artikel 24:** - **Bildung**: Jeder Mensch mit Behinderung hat das Recht auf inklusive Bildung. - **Ziele**: Zugang zu Bildung auf allen Ebenen, inklusive Bildungssysteme, spezielle Fördermaßnahmen, Zugang zu Bildungsmitteln und -materialien. - **Maßnahmen**: Anpassung der Lehrmethoden, Ausbildung von Lehrern, Unterstützung für Schüler mit Behinderungen. **Separate versus inklusive Beschulung** Förderquote: 7,5 % - Prozentsatz der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Förderschule (separate Beschulung): - Exklusionsquote: 4,2 % - Prozentsatz der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in separaten Förderschulen unterrichtet werden. Allgemeine Schule (integrierte/inklusive Beschulung): - Inklusionsquote: 3,3 % - Prozentsatz der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in allgemeinen Schulen (Regelschulen) unterrichtet werden. **Herausforderungen der Inklusion**: - Ressourcen: Notwendigkeit zusätzlicher finanzieller und personeller Ressourcen. - Lehrerausbildung: Bedarf an spezialisierten Weiterbildungen für Lehrkräfte im inklusiven Unterricht. - Unterstützungssysteme: Erfordernis von Unterstützungsdiensten, wie Schulbegleitern und Therapeuten. **Vorteile der inklusiven Bildung**: - Soziale Integration: Förderung sozialer Kompetenzen und gegenseitigen Verständnisses. - Akademische Leistungen: Potenziell verbesserte schulische Leistungen durch diversifizierte Lehrmethoden. - Lebensvorbereitung: Besseres Verständnis und Vorbereitung auf ein gemeinschaftliches Leben in einer vielfältigen Gesellschaft. **Bildungsgerechtigkeit Begriffliche Klärung** - Verteilungsgerechtigkeit - Bildung als Positionsgut - Nach welchem Kriterium sollen schulische Abschlüsse vergeben werden? - Lösung: Vergabe nach dem Leistungsprinzip - Teilhabegerechtigkeit - Bildung als Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe - Was braucht eine Person? - Menschen sind ungleich - Grundbildung sollen alle erhalten - Wie kann die gesellschaftliche Teilhabe aller Individuen sicher gestellt werden? - Lösung: Garantie eines Bildungsminimums - Anerkennungsgerechtigkeit - Bildung als Prozess der Entwicklung personaler Autonomie - Wie sollen Beziehungen zwischen Lernenden und Lehrenden gestaltet werden? - Lösung: Wertschätzung, Empathie, Respekt **Dimensionen sozialer Bildungsungleichheit** **1960er Jahre (Westdeutschland):** Dimension „Konfession" Dimension „Soziale Herkunft" Dimension „Geschlecht" Dimension „Region" **Dimensionen sozialer Bildungsungleichheit** **Gegenwart (Deutschland):** Dimension „Soziale Herkunft" Dimension „Geschlecht" Dimension „Region" Dimension „Migrationsgeschichte"/ Ethnischer Hintergrund" **Intersektionalität** (Überschneidung und das Zusammenwirken mehrerer Diskriminierungs- oder Benachteiligungsformen, die zu einzigartigen und verstärkten Ungleichheiten führen.) **Intersektionalität in der Praxis** Zusammenwirken der Dimensionen: - Ein Kind, das in einer ländlichen Region lebt, aus einer einkommensschwachen Familie stammt und einen Migrationshintergrund hat, kann multiple Benachteiligungen erfahren. - Diese überschneidenden Dimensionen führen zu komplexeren und oft schwerwiegenderen Bildungsungleichheiten als bei isolierter Betrachtung einer einzelnen Dimension. **Dimension „Soziale Herkunft" Die aktuelle Situation** - Internationale und nationale Leistungsvergleichsstudien: - Kompetenzen: Untersuchungen wie PISA und IGLU analysieren die Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern in verschiedenen Ländern. - Besuch des Gymnasiums: Die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler auf das Gymnasium wechseln, variiert je nach sozialem Hintergrund und Bildungssystem. - Wahrscheinlichkeit der Übergangsempfehlung auf das Gymnasium: Diese hängt von den Noten und der Einschätzung der Lehrkräfte ab. **Entstehung von sozialer Bildungsungleichheit -- Bereiche** - bei Bildungsübergängen - zwischen Bildungsinstitutionen - außerhalb des Bildungssystems **Soziale Bildungsungleichheit bei Bildungsübergängen** - Herkunftseffekte (Disparitäten) **Primäre Herkunftseffekte** - Effekte der familiären Herkunft auf den Übergang, vermittelt über Unterschiede in den Schulleistungen. - Resultat herkunftsspezifisch unterschiedlicher Anregungs- und Unterstützungsmilieus. **Sekundäre Herkunftseffekte** - Über Unterschiede im Leistungsniveau hinaus bestehende Effekte der familiären Herkunft auf den Übergang. - Vermittelt durch herkunftsspezifische Bildungsaspirationen und Kosten-Nutzen-Abwägungen. - Unter Berücksichtigung individueller (kindbezogener), familiärer und institutioneller Rahmenbedingungen. **Empirische Befunde zu Herkunftseffekten** Zusammenfassung der Forschungslage: Vergleich von Heranwachsenden aus sozial weniger begünstigen Familien und sozial privilegierten Familien: Heranwachsende aus sozial weniger begünstigten Familien... 1. verfügen über niedrigere schulische Kompetenzen, 2. werden bei gleichen Leistungen von den Lehrkräften schlechter bewertet, 3. haben auch unter Kontrolle der Schulleistungen und Noten geringere Chancen auf den Erhalt einer Gymnasialempfehlung und 4. werden von ihren Eltern bei gleicher Leistung seltener auf ein Gymnasium geschickt. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **07 Die Steuerung des Schulsystems: Zuständigkeiten und Vorgehensweisen** **Zwei Sichtweisen von Steuerung** **Traditionelle Sichtweise** - **Steuerungssubjekt**: Der Staat oder spezifische Regierungsbehörden. - **Steuerungsobjekt**: Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten. - **Steuerung**: - Möglichkeiten des Staates, durch sein Handeln in bestimmten gesellschaftlichen Feldern Einfluss zu nehmen. - Instrumente: Gesetze, Verordnungen, Curricula, Finanzierung. **Erweiterte Sichtweise (Educational Governance)** - **Steuerungsziel**: - Verbesserung der Bildungsqualität und Chancengleichheit. - Effizientere Verwaltung und Ressourcenverteilung. - **Educational Governance**: - Versteht Steuerung als komplexes Netzwerk von Akteuren auf verschiedenen Ebenen. - Akteure: Staat, Schulen, Lehrer, Eltern, Schüler, NGOs, Privatwirtschaft. - Methoden: Partizipative Ansätze, Evaluation und Feedback, kontinuierliche Verbesserung. **Akteure der Steuerung: Zuständigkeits- und Kompetenzverteilungen** **Grundlegende Prinzipien** - **Prinzip der Kulturhoheit der Länder** - Jedes Bundesland hat das Recht, seine eigenen Bildungs- und Kulturangelegenheiten zu regeln. - Bildungspolitik und Schulgesetzgebung sind primär Ländersache. - **Prinzip der Bundesstaatlichkeit** - Die Bundesrepublik Deutschland ist ein föderaler Staat mit mehreren Ebenen der Staatsgewalt. - Artikel 20 GG: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit. - Artikel 30 GG: Die Länder sind zuständig für alle Aufgaben, sofern das Grundgesetz keine anderen Regelungen trifft. **Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern** - **Bundesweite Vorgaben/Bundeskompetenzen** - Staatliche Schulaufsicht - Der Bund hat die Oberaufsicht über das gesamte Schulwesen. - Überprüfung der Einhaltung bundesweiter Bildungsstandards. - Chancengleichheit - Sicherstellung, dass alle Schüler unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund gleiche Bildungsangebote erhalten. - Maßnahmen zur Förderung benachteiligter Gruppen. - Konkurrierende Gesetzgebung - Der Bund kann Gesetze erlassen, wenn eine bundeseinheitliche Regelung erforderlich ist. - Länder haben die Gesetzgebungskompetenz, solange der Bund keinen Gebrauch davon macht. - **Kompetenzen der Bundesländer/Gemeinden** - Äußere Schulangelegenheiten - Bau und Ausstattung von Schulgebäuden. - Organisation und Verwaltung der Schulstruktur. - Innere Schulangelegenheiten - Gestaltung der Lehrpläne und Unterrichtsinhalte. - Einstellung und Fortbildung von Lehrkräften. **Koordinierungsinstanz der Bundesländer** - **Kultusministerkonferenz (KMK)** - Gremium der Bildungsminister aller Bundesländer. - Ziel: Abstimmung und Koordinierung der Bildungspolitik und -verwaltung. - Empfehlungscharakter der Beschlüsse - Beschlüsse sind nicht bindend, sondern Empfehlungen. - Jedes Bundesland entscheidet über die Umsetzung der Beschlüsse. - Einstimmigkeit der Beschlüsse - Beschlüsse müssen von allen Mitgliedsländern einstimmig gefasst werden. **Beratungsgremien der Kultusministerkonferenz** - **Nationaler Bildungsrat** - Beratungsgremium für bildungspolitische Grundsatzfragen. - Besteht aus Experten und Vertretern verschiedener Interessengruppen. - **Ständige wissenschaftliche Kommission (SWK)** - Beratungs- und Evaluationsgremium für die wissenschaftliche Begleitung der Bildungspolitik. - Analysiert und bewertet bildungspolitische Maßnahmen und Entwicklungen. **Schulaufsicht** - **Artikel 7 (1) des GG** - „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates." - Der Staat hat die Pflicht, die Einhaltung von Bildungsstandards sicherzustellen und die Qualität des Schulwesens zu überwachen. - **Landesparlament** - Legislative Ebene, die Gesetze und Regelungen für das Schulwesen im jeweiligen Bundesland verabschiedet. - Verantwortlich für die Festlegung von Bildungspolitiken und -budgets. - **Kultusadministration** - Verwaltungsebene, die die Durchführung der Schulgesetze und -regelungen sicherstellt. - Organisation und Verwaltung der Schulaufsicht auf Landesebene. **Schulaufsicht -- 3 Organisationsformen in den deutschen Bundesländern** 1. **Thüringen** - Staatliche Schulämter - Lokale Behörden, die die Schulaufsicht in ihrem Zuständigkeitsbereich ausüben. - Verantwortung für die Umsetzung der Schulgesetze und -vorgaben auf lokaler Ebene. - Landesschulämter/Regierungsbezirke - Regionale Behörden, die mehrere staatliche Schulämter koordinieren und überwachen. - Unterstützung der staatlichen Schulämter in administrativen und fachlichen Angelegenheiten. - Ministerium - Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport - Oberste Landesbehörde, die für die Gesamtaufsicht und Steuerung des Schulwesens zuständig ist. - Entwicklung und Implementierung von Bildungspolitiken und -programmen. 2. **Landesschulamt/Oberschulämter oder Staatliche Schulämter** - Verschiedene Modelle der Schulaufsicht in anderen Bundesländern - Kombination aus zentralisierten und dezentralisierten Ansätzen je nach Bundesland. - Beispiel: Hessen hat ein Landesschulamt, das die Schulaufsicht zentralisiert. 3. **Ministerium** - In einigen Bundesländern übernimmt das Bildungsministerium direkt die Schulaufsicht ohne zwischengeschaltete regionale Behörden. - Direkte Überwachung und Unterstützung der Schulen durch das Ministerium. **Schulaufsicht: Auftrag und Aufgaben** - **Unterstützung (Beratung)** - Bereitstellung von fachlicher und pädagogischer Beratung für Schulen und Lehrkräfte. - Hilfestellung bei der Umsetzung von Schulprogrammen und -entwicklungen. - Unterstützung bei der Verbesserung der Unterrichtsqualität. - **Fachaufsicht** - Überprüfung der Einhaltung von Bildungsstandards und Lehrplänen. - Kontrolle und Begutachtung des Unterrichts und der schulischen Leistung. - Sicherstellung der pädagogischen Qualität und der Zielerreichung im Bildungssystem. - **Dienstaufsicht** - Verwaltungstechnische Kontrolle der schulischen Verwaltung. - Überwachung der Einhaltung rechtlicher Vorgaben und dienstlicher Pflichten von Lehrkräften. - Personalführung und -entwicklung, einschließlich Einstellung und Beurteilung von Lehrkräften. **Schulaufsicht: Doppelfunktion von Aufsicht und Unterstützung** - **Schulaufsichtsbeamte** - Wahrer der Interessen des Staates - Sicherstellung, dass staatliche Vorgaben und Bildungsziele eingehalten werden. - Vermittlung zwischen staatlichen Vorgaben und schulischer Praxis. - **Ehemalige Lehrkräfte und Kollegen** - Schulaufsichtsbeamte sind oft ehemalige Lehrkräfte, die ihre Erfahrung und Expertise in die Beratung und Aufsicht einbringen. - Verständnis für die schulische Realität und die Herausforderungen im Lehrberuf. **Spannungsverhältnis?** - Interessen des Ministeriums - Fokus auf die Einhaltung von gesetzlichen und politischen Vorgaben. - Ziel: Einheitliche Standards und Chancengleichheit im Bildungssystem. - Interessen der Schule - Fokus auf individuelle Schulentwicklung und Anpassung an spezifische Bedürfnisse der Schüler. - Ziel: Flexibilität und Autonomie in der pädagogischen Gestaltung. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **08 Die Steuerung des Schulsystems: Zuständigkeiten und Vorgehensweisen II** **Steuerung im Schulsystem** **Ansatzpunkte für Steuerung: Kontext -- Input -- Prozess -- Output** - Darstellung CIPP-Modell nach Stufflebeam - Verschiedene Bereiche in einem linearen Prozess miteinander verbunden **Kontext (Context)** - Analyse von Bedürfnissen und Zielen - Identifikation von Problemen und Chancen - Ziel: Feststellen, was getan werden muss **Input (Input)** - Auswahl und Entwicklung von Strategien und Ressourcen - Planung und Vorbereitung von Maßnahmen - Ziel: Bestimmen, wie etwas getan werden soll **Prozess (Process)** - Überwachung und Bewertung der Umsetzung - Sicherstellung von Effizienz und Effektivität - Ziel: Überprüfung der Durchführung **Produkt (Product)** - Bewertung der Ergebnisse und Auswirkungen - Überprüfung der Zielerreichung und Nachhaltigkeit - Ziel: Feststellen, ob die Ziele erreicht wurden und Ergebnisse übertragbar sind **Ansatzpunkte für Steuerung -- Steuerung über PISA-Daten (Output)** Outputs, z.B. Leistungen Einstellungen und Haltungen Bildungsabschlüsse Die **PISA-Studie** (Programme for International Student Assessment) ist eine internationale Schulleistungsstudie, die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt wird. Hier sind einige wichtige Punkte: - **Ziel**: Messung der Kompetenzen von 15-jährigen Schülern in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. - **Häufigkeit**: Die Studie wird alle drei Jahre durchgeführt. - **Teilnehmerländer**: Über 80 Länder und Volkswirtschaften weltweit nehmen daran teil. - **Methodik**: Standardisierte Tests und Fragebögen erfassen sowohl kognitive Fähigkeiten als auch schulische und familiäre Hintergründe der Schüler. - **Bedeutung**: Die Ergebnisse bieten Vergleichsdaten, die Bildungssysteme weltweit nutzen, um Stärken und Schwächen zu identifizieren und Bildungspolitiken zu verbessern. PISA ist also ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit und Qualität von Bildungssystemen weltweit. **Die PISA-Studie 2022 -- Grundlegende Informationen** **Ziel** - Messung der Kompetenzen von 15-jährigen Schülern - Bewertung der Fähigkeit, Wissen auf neue Situationen und Probleme anzuwenden **Inhalte** - Schwerpunkt: Mathematische Kompetenz - Tests in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften **Stichprobe** - 690.000 Schüler und Schülerinnen - 81 Länder und Regionen - Ergebnisse: - Durchschnitt in Deutschland (Mathematik): 475 Punkte - Durchschnitt in Deutschland (Naturwissenschaften): 480 Punkte - Durchschnitt in Deutschland (Lesekompetenz): 492 Punkte - Rückgang der Leistungen im Vergleich zu 2018 **Die PISA-Studie 2022 -- Ergebnisse und Reaktionen** **Ergebnisse und Reaktionen** - Rückgang der Leistungen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften - Besondere Aufmerksamkeit auf den Rückgang in Mathematik und Lesekompetenz - Gemischte Reaktionen und Diskussionen über Ursachen und Maßnahmen **Deutschland im internationalen Vergleich** - Deutschland im Mittelfeld - Spitzenreiter: Singapur, Japan, Korea, Estland - Verschlechterung im Vergleich zu 2018 in allen drei Kompetenzbereichen **Entwicklung der Kompetenzen** - Rückgang der Kompetenzen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften seit 2018 - 30 % der Schüler erfüllen die Mindestanforderungen in Mathematik nicht **Sozioökonomische Unterschiede** - Erhebliche Leistungsunterschiede je nach sozioökonomischem Hintergrund - Schüler aus Familien mit hohem Bildungsniveau schneiden besser ab **Einfluss des Migrationshintergrundes** - Schüler mit Migrationshintergrund erzielen schlechtere Ergebnisse als Schüler ohne Migrationshintergrund **Die PISA-Studie 2022 Ergebnisse und Reaktionen** - KMK fast zeitgleich mit Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse - Schnelle Reaktion - Schnelle Beschlüsse - **Ergebnisse** - Rückgang der Leistungen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften - Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld - Spitzenreiter: Singapur, Japan, Korea, Estland - **Reaktionen** - Diskutierte Ursachen und Maßnahmen zur Verbesserung - Gemischte Reaktionen in der Öffentlichkeit und bei Bildungsexperten **Beschluss der KMK zu PISA 2022** - **Überarbeitung der Lehrpläne** - Anpassung der Lehrinhalte zur Verbesserung der Bildungsqualität - **Förderung von Lehrerfortbildungen** - Verbesserung der Lehrmethoden und pädagogischen Ansätze - **Verstärkte Nutzung digitaler Bildungsressourcen** - Integration digitaler Medien und Technologien in den Unterricht - Höhere Konzentration auf den Deutschspracherwerb für Schüler mit Migrationshintergrund **Ansatzpunkte für Steuerung -- Steuerung über PISA-Daten (Output)** - **PISA** - Internationale Schulleistungsstudie - Bewertung der Kompetenzen von 15-jährigen Schülern in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften - Vergleich der Bildungssysteme weltweit - **Evidenz** - **Evidenzen im engeren Sinne**: Direkte, empirische Daten und Fakten - **Evidenzen im weiteren Sinne**: Indirekte Informationen und Expertenmeinungen - **Evidenzbasierung von Bildungspolitik & Bildungsadministration** - **Evidenzbasierte Steuerung**: Entscheidungen auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten - Nutzung von PISA-Daten zur Identifikation von Stärken und Schwächen im Bildungssystem **Mechanismus evidenzbasierte Steuerung** 1. Bereitstellung von gesicherten Erkenntnissen -- Wirtschaft 2. Rezeption/ Interpretation der Daten/ Erkenntnisse -- Entscheidungsträger 3. Treffen problemadäquater Entscheidungen -- Entscheidungsträger 4. Entwicklung von Maßnahmen -- Entscheidungsträger **Evidenzbasierte Steuerung** - **Kritische Nachfragen** - **Ja, aber \...** - Hinterfragen der Gültigkeit und Anwendbarkeit von Evidenzen - Auseinandersetzung mit möglichen Einschränkungen und Kontextfaktoren - **Wann wird Wissen handlungsleitend und steuerungsrelevant?** - Wenn es konkrete, umsetzbare Empfehlungen liefert - Bei nachgewiesener Relevanz für spezifische Entscheidungssituationen - Wenn es breit akzeptiert und von relevanten Akteuren unterstützt wird **Ansatzpunkte für Steuerung: Kontext -- Input -- Prozess -- Output** ![](media/image18.png) **Konzepte von Steuerung** **Klassische Steuerung** - **Lenkungsabsicht der Entscheidungsträger: stark ausgeprägt** - Hier bedeutet es, dass die Entscheidungsträger sehr stark in die Steuerung involviert sind und klare Vorgaben machen. - **Vorgaben: Detailvorgaben (Detailsteuerung)** - Dies bezieht sich auf sehr spezifische Anweisungen und Regeln, die befolgt werden müssen. - **Bezugsebene von Veränderungen: gesamtes Schulsystem (Makroebene)** - Veränderungen und Steuerungsmaßnahmen betreffen das gesamte Schulsystem. - **Instrumente: Instrumente der Input-/Prozesssteuerung** - Die Steuerung erfolgt durch Kontrolle und Regelung der Eingaben (Input) und der Prozesse. **Neue Steuerung** - **Lenkungsabsicht der Entscheidungsträger: weniger stark ausgeprägt** - Die Entscheidungsträger greifen weniger stark steuernd ein. - **Vorgaben: Kontextregelungen (Kontextsteuerung/Steuerung auf Distanz)** - Es gibt eher allgemeine Regelungen und Rahmenbedingungen statt detaillierter Vorgaben. - **Bezugsebene von Veränderungen: einzelne Schulen (Mikrosteuerung)** - Veränderungen und Maßnahmen werden auf die Ebene einzelner Schulen fokussiert. - **Instrumente: Instrumente der Outputsteuerung** - Die Steuerung orientiert sich an den Ergebnissen und Leistungen (Output). **Das Startchancen-Programm** - **Ziel**: Unterstützung von Schulen in besonders herausfordernden Lagen - **Finanzierung**: Bund und Länder investieren zusammen rund 20 Milliarden Euro in zehn Jahren - **Schulen**: Gezielt Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler - **Maßnahmen**: Investitionen in die Infrastruktur, schulische Sozialarbeit und ein Chancenbudget, über das die Schulen frei verfügen können - **Ergebnis**: Jedes Kind soll entscheiden können, wohin es im Leben geht -- unabhängig von seiner sozialen Herkunft \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **09 Anforderungen an den Lehrberuf: Umgang mit Daten** **Ebene der Einzelschule = Schulentwicklung** **Schulentwicklung:** - Ein systematischer, zielgerichteter und selbstreflexiver Entwicklungsprozess von Schulen - Erfolgt durch Aktivitäten in drei Bereichen - Ziel: Professionalisierung der schulischen Prozesse und in der Folge das Lernen der Schüler zu verbessern **Datenbasierte Schulentwicklung:** - Schulentwicklung erfolgt unter Rekurs auf Ergebnisse aus Leistungstests, zentralen Abschlussprüfungen und Schulinspektionen **Leistungstests: Überblick** **VERA -- Ein Überblick** **Was ist VERA?** - **Name:** VERA steht für **VERgleichsArbeiten in der 3. und 8. Jahrgangsstufe (VERA-3 und VERA-8).** - **Zweck:** Teil der Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Bildungsmonitoring, um den Lernstand der Schüler zu erfassen. **Geschichte:** - **Verabschiedung:** VERA ist seit 2006 ein Bestandteil der KMK-Strategie und wurde 2015 überarbeitet. **Durchführung:** - **Art der Tests:** Schriftliche Tests, die in allen Bundesländern Deutschlands verpflichtend durchgeführt werden. - **Bezeichnungen:** In einigen Bundesländern werden die VERA-Tests auch als \"Lernstandserhebungen\" (Hessen, NRW), \"KERMIT - Kompetenzen ermitteln\" (Hamburg) oder \"Kompetenztests\" (Sachsen, Thüringen) bezeichnet. - **Internationale Teilnahme:** Seit 2010 nehmen auch Südtirol und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens an VERA teil. **Vergleichsarbeiten / Lernstandserhebungen (VERA-3 und VERA-8)** - **Design**: Struktur und Aufbau der Tests, welche Kompetenzen und Inhalte geprüft werden. - **Häufigkeit**: Regelmäßigkeit und Zeitpunkte der Durchführung, z.B. einmal jährlich. - **Hauptziel**: Hauptzwecke der Tests, z.B. Erfassung des Lernstandes der Schüler, Vergleich der Ergebnisse auf Klassen-, Schul- oder Länderebene. - **Evaluationsebene**: Ebenen der Auswertung und Analyse, z.B. individuelle Schülerleistung, Klassen- oder Schulebene. - **Durchführung**: Praktische Umsetzung der Tests, inklusive Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung. - **Auswertung**: Methoden zur Analyse der Testergebnisse, z.B. statistische Verfahren. - **Ergebnisrückmeldung**: Art und Weise der Rückmeldung der Ergebnisse an Schüler, Lehrer und Eltern, sowie Nutzung der Ergebnisse zur Verbesserung der Unterrichtsqualität. **Im Fokus: Vergleichsarbeiten** **Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring der Kultusministerkonferenz (2006)** - **Teilnahme an internationalen Schulleistungsvergleichsstudien:** - **Ziel:** Internationaler Vergleich der Schulleistungen zur Einordnung und Verbesserung des nationalen Bildungssystems. - **Bedeutung:** Erkenntnisse aus internationalen Studien tragen zur Entwicklung und Anpassung der nationalen Bildungsstrategien bei. - **Überprüfung der Umsetzung von Bildungsstandards:** - **Ziel:** Sicherstellung, dass die festgelegten Bildungsstandards in Schulen tatsächlich umgesetzt werden. - **Bedeutung:** Dient der Qualitätssicherung und stellt sicher, dass die Schüler die notwendigen Kompetenzen erwerben. - **Verfahren der Qualitätssicherung auf Ebene der Schulen:** - **Ziel:** Einführung und Umsetzung von Maßnahmen zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung innerhalb der Schulen. - **Bedeutung:** Schulen erhalten Feedback und Unterstützung, um ihre pädagogischen Prozesse zu optimieren. - **Gemeinsame Bildungsberichterstattung von Bund und Ländern:** - **Ziel:** Erstellung umfassender Bildungsberichte, die sowohl auf nationaler als auch auf Landesebene die Bildungsentwicklung und -qualität dokumentieren. - **Bedeutung:** Transparente und evidenzbasierte Darstellung der Bildungslandschaft, welche die Grundlage für politische Entscheidungen bildet. **Gemeinsame Leitlinien zur Durchführung und Weiterentwicklung des VERA-Tests der Kultusministerkonferenz (2012 -- Weiterentwicklung 2018)** - obligatorische Durchführung in der dritten und achten Klasse in mindestens einem Fach - keine Veröffentlichung einzelschulischer Ergebnisse - keine Benotung der Arbeiten - keine direkten Konsequenzen für Schüler / keine Sanktionen für Lehrkräfte (Low-Stakes-Tests) - primäres Ziel der Unterrichts-/ Schulentwicklung sowie der Vermittlung zentraler fachlicher/ fachdidaktischer Konzepte der Bildungsstandards **Kompetenzstufen und Standards des integrierten Kompetenzstufenmodells für die Primar- und Sekundarstufe** **Primarstufe:** - **Kompetenzstufe 1:** Basisfähigkeiten und -kenntnisse in grundlegenden Fächern (Lesen, Schreiben, Mathematik). - **Kompetenzstufe 2:** Erweiterte Basisfähigkeiten, Anwendung grundlegender Kenntnisse in komplexeren Situationen. - **Kompetenzstufe 3:** Fortgeschrittene Fertigkeiten und Problemlösungsfähigkeiten, höhere Eigenständigkeit beim Lernen. **Sekundarstufe:** - **Kompetenzstufe 4:** Vertiefte Fachkenntnisse und methodische Fähigkeiten, Anwendung von Wissen in fächerübergreifenden Kontexten. - **Kompetenzstufe 5:** Höheres Abstraktionsniveau, kritische Reflexion und selbstgesteuertes Lernen. - **Kompetenzstufe 6:** Sehr hohe fachliche und methodische Kompetenzen, Fähigkeit zur kreativen und innovativen Problemlösung. Diese Kompetenzstufen helfen dabei, den Lernfortschritt der Schüler zu messen und gezielte Fördermaßnahmen zu planen **Vergleichsarbeiten Auswertungsbeispiele** **3-Schritt-Methode:** 1. **Schritt:** Auswertung der Ergebnisse der eigenen Lerngruppe durch die unterrichtende Lehrkraft - **Beschreibung:** Die Lehrkraft analysiert die Ergebnisse ihrer eigenen Lerngruppe, um individuelle Stärken und Schwächen zu identifizieren. - **Ziel:** Erste Diagnose der Lernstände und Ermittlung von Förderbedarf. 2. **Schritt:** Gesamtergebnis des Jahrgangs -- Die Suche nach Gemeinsamkeiten - **Beschreibung:** Betrachtung und Vergleich der Gesamtergebnisse des gesamten Jahrgangs, um Muster und Gemeinsamkeiten zu erkennen. - **Ziel:** Identifikation von übergreifenden Trends und gruppenspezifischen Auffälligkeiten. 3. **Schritt:** Die VERA-Konferenz - **Beschreibung:** Besprechung der Ergebnisse in einer schulinternen Konferenz, in der Lehrkräfte gemeinsam die Resultate diskutieren und Maßnahmen ableiten. - **Ziel:** Gemeinsame Entwicklung von Strategien zur Verbesserung des Unterrichts und gezielten Unterstützung der Schüler. **Theoretisches Rahmenmodell zur Datennutzung** **Anforderungen an Lehrkräfte beim Umgang mit Daten** **Haltungen/Überzeugungen:** - **Datenorientierte Haltung:** Bereitschaft, Entscheidungen auf Basis von Daten zu treffen und datenbasierte Methoden im Unterricht zu integrieren. - **Offenheit und Reflexionsbereitschaft:** Offenheit gegenüber neuen Erkenntnissen und kontinuierlicher Reflexion der eigenen Praxis anhand der vorliegenden Daten. - **Verantwortungsbewusstsein:** Bewusstsein über die Bedeutung und den verantwortungsvollen Umgang mit Schülerdaten zum Schutz der Privatsphäre. **Kompetenzen:** - **Datenkompetenz:** Fähigkeit, Daten korrekt zu erheben, zu analysieren und zu interpretieren. - **Technische Fähigkeiten:** Kenntnisse im Umgang mit digitalen Tools und Software zur Datenerhebung und -auswertung. - **Didaktische Kompetenzen:** Anwendung der Daten zur Planung und Anpassung des Unterrichts, um individuelle Lernbedürfnisse zu erfüllen. - **Kommunikationsfähigkeiten:** Fähigkeit, Ergebnisse verständlich und transparent an Schüler, Eltern und Kollegen zu kommunizieren. - **Problemlösungsfähigkeiten:** Nutzung der Daten zur Identifikation von Herausforderungen und Entwicklung entsprechender Lösungsstrategien. \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **10 Anforderungen an den Lehrberuf: Kooperation** **Kooperation Definitionen und Modelle** - Kooperation ist die „Zusammenarbeit von zwei und mehr Akteuren oder Organisationen..., um gemeinsame Ziele... zu erreichen." - „Multiprofessionelle Kooperation kann als Kooperationshandlung von zwei oder mehr pädagogisch tätigen Fachkräften aus verschiedenen Professionsgruppen definiert werden." **Modell der professionellen Lehrerkooperation (vgl. Gräsel et al. 2006)** ![](media/image20.png) **Zweck**: Förderung der Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften zur Verbesserung der Schulqualität und der professionellen Weiterentwicklung **Formen der Kooperation**: - **Austausch**: Wechselseitige Information und Unterstützung - **Arbeitsteilung**: Effizienzsteigerung durch Aufgabenverteilung - **Kokonstruktion**: Gemeinsame Planung und Umsetzung von Unterrichtsprojekten zur Schulqualität und professionellen Weiterentwicklung **Faktoren, die Kooperation beeinflussen**: - Schulpolitische Rahmenbedingungen - Pädagogische Kultur und Schulgemeinschaft - Führungskompetenz der Schulleitung - Verfügbarkeit von Ressourcen und Zeit **Vorteile der Kooperation**: - Verbesserung der Unterrichtsqualität - Förderung des beruflichen Wohlbefindens der Lehrer - Stärkung der Schulkultur und des Zusammenhalts **Hintergrund: Schulentwicklung** - Ziel: Qualität von Schulen systematisch und nachhaltig verbessern - Maßnahmen: Organisatorische und pädagogische Optimierungen **Schulqualität**: - **Leistungsorientierung**: Verbesserung der Schülerleistungen durch klare Ziele und hohe Erwartungen - **Pädagogische Führung**: Effektive Schulleitung mit Vision und Lehrkräfteunterstützung - **Geordnete Lernatmosphäre**: Positive, strukturierte Umgebung zur Förderung des Lernens - **Evaluation**: Regelmäßige Bewertung der Lehr- und Lernprozesse, Identifikation von Stärken und Schwächen, gezielte Verbesserungen - **Qualität des Curriculums**: Entwicklung und Implementierung eines hochwertigen, bedarfsgerechten Lehrplans **Kooperation von Lehrkräften in der Schulentwicklung:** - **Innerhalb einer Schule:** - Teamarbeit - Mentoring und Peer-Coaching - Gemeinsame Projekte - Austausch von Unterrichtsmaterialien - **Zwischen mehreren Schulen (Schulnetzwerk):** - Erfahrungsaustausch - Gemeinsame Fortbildungen - Projekte und Kooperationen - Ressourcenteilung **Kooperation von Lehrkräften in der Schulentwicklung** **Modell der Professionellen Lerngemeinschaft (vgl. van der Gathen 2016, S. 9)** - **Zweck**: Förderung der kontinuierlichen beruflichen Entwicklung und Verbesserung der Unterrichtsqualität - **Gemeinsame Normen und Werte**: Entwicklung und Verankerung gemeinsamer pädagogischer Leitbilder und Werte - **Reflexiver Dialog**: Regelmäßige Kommunikation und Austausch über Unterrichtspraxis und pädagogische Herausforderungen - **Kollektive Verantwortung**: Gemeinsame Verantwortung für den Unterricht und die Schülerentwicklung - **Unterrichtsbezogene Kooperation**: Zusammenarbeit bei der Planung, Durchführung und Evaluation von Unterrichtsprojekten - **Fortbildung**: Teilnahme an gemeinsamen Fortbildungsmaßnahmen zur kontinuierlichen Weiterbildung - **Evaluation und Reflexion**: Systematische Bewertung und Reflexion der Unterrichtsprozesse zur kontinuierlichen Verbesserung **Empirische Befunde zur Wirksamkeit Professioneller Lerngemeinschaften (PLG)** - besonders effektiv für Personalentwicklung der Lehrkräfte und das Lernen der Schüler **Nachweis positiver Wirkungen auf** - Einstellungen/ Überzeugungen der Lehrkräfte - Lehrerhandeln im Unterricht - Arbeitszufriedenheit/ Belastungsempfinden der Lehrkräfte **Kooperation in der Schule** - **Hintergrund: Ausbau von Ganztagsschulen** - Erhöhung der Betreuungszeit und Flexibilität für Schüler und Eltern - Förderung ganzheitlicher Bildung durch zusätzliche Angebote und Aktivitäten - **Kooperationsformen innerhalb der Schule**: - Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und pädagogischem Personal - Einbindung von Schulsozialarbeitern und externen Experten - Teamarbeit und gemeinsame Planung von Unterrichtseinheiten - **Kooperationsformen mit externen Partnern**: - Kooperation mit Vereinen und Organisationen für außerschulische Aktivitäten - Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen und Hochschulen - Einbindung von Eltern und der Gemeinde in Schulprojekte - **Ziele der Kooperation**: - Verbesserung der Bildungs- und Betreuungsqualität - Individuelle Förderung der Schüler - Stärkung der sozialen Kompetenzen und Gemeinschaft **Kooperation von Lehrkräften und Partnern aus anderen Berufsgruppen im Ganztag** **Empirische Befunde zur multiprofessionellen Kooperation** - **Ganztagsformen und Kooperationsmöglichkeiten**: - Vielfalt an Ganztagsangeboten (sportliche, kulturelle, soziale Aktivitäten) - Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und externen Partnern (Vereine, Organisationen) - **Kooperationszeiten und gemeinsame Fortbildungen**: - Regelmäßige Kooperationszeiten im Stundenplan integriert - Gemeinsame Fortbildungen für Lehrer und pädagogisches Personal - **Absicherung der Kooperation**: - Strukturelle und organisatorische Maßnahmen zur Förderung der Kooperation - Verbindliche Absprachen und klare Verantwortlichkeiten - **Verknüpfung von Unterricht und Ganztagsangeboten**: - Inhaltliche und methodische Abstimmung zwischen Unterricht und Nachmittagsangeboten - Förderung ganzheitlicher Bildung durch nahtlose Übergänge **Ganztagsschulen -- Gelingensbedingungen multiprofessioneller Kooperation** ![](media/image22.png) **Hintergrund: Schaffung eines inklusiven Schulsystems** - **Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention**: - Recht auf inklusive Bildung - Barrierefreiheit und Anpassung der Lernumgebung - Förderung der vollen Teilhabe und Chancengleichheit - Individuelle Unterstützung und Maßnahmen zur Unterstützung des Lernens - Ausbildung und Schulung des Lehrpersonals im inklusiven Unterricht \...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\...\..... **11**

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