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10 Wertklärung und Schulmediation 10 Wertklärung und Schulmediation Textgrundlage: Mauermann, L. (1983). Methoden der Wertklärung. In G. Schreiner (Hrsg.), Moralische Entwicklung und Erziehung (S. 85-92). Aachen: Hahner. Schubarth, W. (2003). Allheilmittel oder Frem...

10 Wertklärung und Schulmediation 10 Wertklärung und Schulmediation Textgrundlage: Mauermann, L. (1983). Methoden der Wertklärung. In G. Schreiner (Hrsg.), Moralische Entwicklung und Erziehung (S. 85-92). Aachen: Hahner. Schubarth, W. (2003). Allheilmittel oder Fremdkörper? Schulmediation zwischen Akzeptanz und Ignoranz. Unsere Jugend 2, S. 81-90. Programmen = Reaktionen auf vermeintlich krisenhafte Situationen Bieten Schulen an, Probleme zu bewältigen Keine empirische Grundlage 10.0 Zusammenfassung Wertklärung o Reagieren auf Wahrnehmung der Gesellschaft: Wertewandel, Wertverlust und Wertunklarheit als Krisenursachen → Grundlage für Verhaltensstörungen o Das Wertklärungsprogramm von Raths et al. (1966) → für GS (Klarigo) und weiterführende Schulen o Programmziele und methodische Merkmale ▪ Orientierung ▪ freies Entscheiden für bestimmte werte → Schätzen der Werte → für Werte eintreten ▪ Kinder wählen jedoch Werte bis zu bestimmten Alter nicht frei → fälschliche Annahmen als Grundlage für Programm o Befunde aus Evaluationsstudien ▪ Programme sind wirkungslos ▪ Es gefällt Schülern jedoch, wenn man mit ihnen darüber spricht, aber man darf keinen erzieherischen Effekt erwarten Schulmediation o Gewalt an Schulen o Das Programm der Schulmediation → wird kaum genutzt in der Schule, Mediatoren profitieren am meisten o Programmziele und methodische Merkmale o Befunde aus Evaluationsstudien 10.1 Das Programm der Wertklärung Ursprünglich in den USA entwickeltes Erziehungsprogramm für Sek I, heute auch für Grundschule aktuelles Programm, obwohl es schon so lang existiert Wiederholung: Werte und Normen Werte (substantivisch): Menschliches Leben, Eigentum, Ehrlichkeit, Gehorsam, Anstand, Fleiß und Sauberkeit, Hilfsbereitschaft Aus Werten abgeleitete Normen (Soll-Satz) o Du sollst nicht töten o Du sollst nicht stehlen o Du sollst nicht lügen o Du sollst auf das hören, was man dir sagt o Du sollst anständig, fleißig und sauber sein o Du sollst Schwächeren beistehen und mit ihnen teilen o → Kinder sollen bestimmte Werte, die Erwachsene wichtig finden, übernehmen 58 10 Wertklärung und Schulmediation Wertklärung „Wertklärung“ ist ein Erziehungsprogramm, das der Orientierungslosigkeit in modernen Gesellschaften ebenso wie Lern- und Verhaltensstörungen vorbeugen soll (Zielsetzung), indem den Teilnehmern mit bestimmten Methoden bei der Findung persönlich geschätzter Werte geholfen wird. (methodischer Aspekt) Allgemeine Merkmale Der Ansatz der Wertklärung geht davon aus, dass jeder das Recht auf Setzung je persönlicher Werte hat. o Universalistische Auffassung, die umschlägt in relativistische Auffassung → jeder kann sich seine eigenen Werte schaffen o Persönliche Werte müssen nicht universalistisch sein Ziel der Wertklärung ist es, Menschen und besonders Kindern, die sich innerhalb einer pluralistischen Gesellschaftsordnung mit einer verwirrenden Fülle von unterschiedlichen Lebens- und Verhaltensgewohnheiten, Wert- und Zielvorstellungen konfrontiert sehen, zur Klarheit darüber zu verhelfen, was sie eigentlich wertschätzen, wonach sie handeln und wofür sie eintreten wollen. o „Wir helfen euch, die Werte zu finden, die für euch wichtig sind und auch dazu zu stehen. Wir helfen, dass sich euer Handeln nach euren Werten richtet.“ Der Erziehung fällt hierbei die Aufgabe zu, Kinder und Heranwachsende zur Klärung von und Entscheidung über je individuelle Norm- und Wertpräferenzen zu bringen. Die Übernahme von Werten und die Herausbildung einer stabilen Werthaltung Drei „Vorgänge“ (Prozessmerkmale) sind von Bedeutung: o wählen ▪ frei → freie Wahl der Werte und gezielte Aufforderung dazu ▪ zwischen verschiedenen Möglichkeiten ▪ nach sorgfältiger Überlegung der Konsequenzen jeder Alternative → Was bedeutet es, wenn ich mir diesen Wert wähle? o Bis zum 9. Lebensjahr übernehmen die Kinder Werte der Erwachsenen (Heteronomie → kein freies Wählen) hochschätzen o daran festhalten, glücklich sein mit der Wahl o gewillt sein, das Gewählte öffentlich zu bestätigen danach handeln o etwas mit dem Gewählten tun o wiederholt, in einer Art von Lebensschema Methodenmerkmale 1. Kinder zu einer freiwilligen Auswahl ermutigen → Was findet ihr gut? 2. ihnen helfen, andere Möglichkeiten zu entdecken und zu prüfen → Ist das andere für dich besser / schlechter? 3. Alternativen abwägen und über Konsequenzen nachdenken 4. sie ermutigen, darüber nachzudenken, was es ist, das sie so schätzen → Was findest du so gut daran? 5. Gelegenheit zur öffentlichen Bestätigung geben (Bekenntnis) 6. sie bestärken, in Übereinstimmung mit ihren Werten zu handeln 7. ihnen helfen, eine wertkonforme Lebensweise auszubilden 59 10 Wertklärung und Schulmediation Wichtige Hilfsmittel zur Wertklärung Technik der klärenden Entgegnung (clarifying response): o Lehrer stellt Nachfragen sobald ein Schüler Absichten, Bestrebungen, Einstellungen, Interessen, Gefühle, Überzeugungen etc. äußert o = Denkanstoß, den der Lehrer als Reaktion auf eine Schüleräußerung gibt und der den Schüler veranlassen soll, zu überdenken, was er entschieden hat, was er wertschätzt und/oder was er tut. = „clarifying response“ o 30 Denkanstöße o Fragen: „Sind die Werte etwas, was du wirklich gernhast? Ist das etwas, bei dem du froh bist, wenn du es ausführst (z.B. hilfsbereit sein)? Hat man die geraten, dich so zu entscheiden? Konntest du frei entscehdeiden?“ der autobiographische Fragebogen → Auskünfte geben Lehrer Aufschluss über individuelle Wertklärung öffentliches Interview → den Kindern Gelegenheit geben, ihre Gewohnheiten, Interessen, Neigungen u.ä. öffentlich zu bestätigen → Wertschätzung drückt sich dadurch aus, dass man dazu steht und bereit ist, diesen Wert offen zu bestätigen unvollständige Fragen → Methode um Interessen, Ziele, Ängste, Wünsche der Schüler anzusprechen, um damit evtl Ansatzpunkte für individuelle Wertklärung oder Klassendiskussionen zu erhalten = Fragen die mit einem unvollständigen Satz beginnen Wochenrückblick → Schülern Gelegenheit bieten über die vergangenen Tage der Woche nachzudenken: Ereignisse, Höhepunkte, Tiefpunkte, Neuigkeiten, Entschlüsse Wertbogen → persönlich wertende Stellungnahme zu einem Problem des Sachunterrichts – individuelle Meinungsäußerung auf einem Arbeitsblatt zum Stundenthema Wertklärung in der Grundschule mit „Klarigo“ ist eine Mischform aus Wertevermittlungs- und Wertklärungsprogrammen. o Idee aus der Wertklärung → aber Angst vor freier Wahl der Kinder, daher Durchmischung mit Wertvermittlung (= Wertvermittlung durch die Hintertür) zielt – aufbauend auf gegenseitiger Achtung und Kooperation – auf eine konstruktive Vereinbarkeit von Verschiedenem und die Förderung und Bewusstmachung von Werten und Tugenden (Zielsetzung). o Gegenseitige Achtung kommt erst bei den Älteren (Piaget) → nur plakativ, wird nicht eingehalten bei jüngeren Kindern bedient sich der Erzählung von Reiseerlebnissen des Raumfahrers Kvalito sowie einfacher Frage-, Diskussions- und Dokumentationstechniken, um diese Ziele zu erreichen (Methoden). Tugenden und Untugenden Tugenden Untugenden Friede/ Gewaltlosigkeit Kampf Tapferkeit / Mut Feigheit Achtung / Respekt Missachtung Wahrheit Lüge Ordentlichkeit Unordentlichkeit Gemeinschaftssinn Egoismus Freundlichkeit Unfreundlichkeit Freigiebigkeit Geiz Fleiß Faulheit Bescheidenheit Prahlerei Gelassenheit Ungeduld 60 10 Wertklärung und Schulmediation Empirische Evidenzen für die Wirksamkeit des Programms der Wertklärung Es gibt mehrere Untersuchungen zur Wirksamkeit von Methoden der Wertklärung, von denen aber nur wenige den Kriterien guter wissenschaftlicher Forschung genügen. Lockwood (1978) berichtet über 13 experimentelle Studien, die Kriterien guter wissenschaftlicher Forschung genügen, aber keine ausreichenden Belege für die Wirksamkeit der Methoden der Wertklärung erbracht haben. 10.2 Das Programm der Schulmediation = am weitesten verbreitetes Programm in Deutschland Programm reagiert auf Nachricht, dass Gewalttätigkeit unter SuS zunimmt → Belege dafür gibt es jedoch nicht Programm hat folglich keine empirische Grundlage Mediation und „Schulmediation“ Unter Mediation versteht man „ein alternatives außergerichtliches, prozesshaftes und strukturiertes Verfahren zur eigenverantwortlichen Regelung von Konflikten zwischen mindestens zwei Personen mit Hilfe eines Mediators“ (Schubarth 2003, S. 81). o Ausbildung ca. 2 Wochen o Von jeder Schulklasse 2 SuS + begleitende Lehrer, die an Fortbildung teilnehmen Im Fall der Schulmediation geschieht die Regulierung anstehender Konflikte durch zu Mediatoren ausgebildete Schülerinnen und Schüler. Ziele Einübung friedfertiger Formen der Konfliktregulierung Gewaltprävention Förderung von Schlüsselkompetenzen, wie Empathiefähigkeit, Teamfähigkeit, kommunikative Kompetenz Entwicklung einer neuen, um ein positives Schulklima zentrierten Schulkultur Methodenmerkmale: Fünf Phasen des Mediationsprozesses 1. Der Mediator legt Verfahrensregeln fest und definiert mögliche Ziele des Verfahrens. 2. Der Konflikt wird nacheinander aus der Sicht der Betroffenen geschildert. 3. Die Beteiligten werden aufgefordert, Gefühlshintergründe, erfahrene Verletzungen und erlittenes Unrecht, zu verbalisieren. 4. Es wird gemeinsam nach einer möglichen Lösung gesucht. 5. Es wird eine schriftliche Vereinbarung getroffen, in der sich die Konfliktparteien zu einem bestimmten Anschlussverhalten verpflichten. Befunde aus einer qualitativen Evaluationsstudie von Schubarth (2003) Zwei Drittel der Schüler stehen dem Programm skeptisch gegenüber; nur 9 Prozent der Schüler haben Mediatoren schon aufgesucht. An den meisten Schulen wurden gar keine, einige wenige oder allenfalls bis zu zehn Konflikte geschlichtet. Den größten Gewinn scheinen die Mediatoren selbst zu haben. Sie erfahren nach eigenem Bekunden einen deutlichen Kompetenzzuwachs. Anzahl der mediierten Konflikte (Behn et al., 2006) Schulen in % mediierte Konflikte pro Jahr abs. Anzahl der Schulen = 574 38 10 29 11-20 26 21-50 7 50 61 10 Mögliche Prüfungsaufgaben „Wertklärung und Schulmediation“ 10 Mögliche Prüfungsaufgaben „Wertklärung und Schulmediation“ Welche der folgenden Regeln strukturieren den Mediationsprozess die Streitschlichtungen? Der Mediator setzt die Zielsetzung des Verfahrens fest Der Mediator fordert die Konfliktparteien zu einer subjektiven Situationsdarstellung auf aus dem Skript: 1. Der Mediator legt Verfahrensregeln fest und definiert mögliche Ziele des Verfahrens. 2. Der Konflikt wird nacheinander aus der Sicht der Betroffenen geschildert. 3. Die Beteiligten werden aufgefordert, Gefühlshintergründe, erfahrene Verletzungen und erlittenes Unrecht, zu verbalisieren. 4. Es wird gemeinsam nach einer möglichen Lösung gesucht. 5. Es wird eine schriftliche Vereinbarung getroffen, in der sich die Konfliktparteien zu einem bestimmten Anschlussverhalten verpflichten. Nach den Begründungen des Ansatzes der Wertklärung ist Wertunklarheit eine Ursache für verschiedene negative Persönlichkeitsmerkmale bzw. Krisensymptome in der modernen Gesellschaft. Nennen sie 3 Konkrete Beispiele. Verhaltensstörung Lernstörung Orientierungslosigkeit Welche der folgenden pädagogischen Maßnahmen gehören zu dem Programm der Wertklärung. Zur Auswahl individueller Werte ermutigen Neugierig auf Wertkonforme Lebensweisen machen Schüler sollen miteinander über die für sie wichtigen Werte sprechen Gelegenheit geben Verantwortung zu übernehmen und verantwortlich zu handeln Fragwürdige Werte zu Diskussion stellen Soziale Werte vorstellen, gemeinsam klären Vorbilder eines gelungenen Lebens mit klarer Wertordnung zeigen und diskutieren Alternativen abwägen und über Konsequenzen nachdenken Gelegenheit geben sich zu öffnen und sich zu seinen Vorstellungen bekennen Wie wird eine Schulmediation durchgeführt? 1. Der Mediator legt Verfahrensregeln fest und definiert mögliche Ziele des Verfahrens. 2. Der Konflikt wird nacheinander aus der Sicht der Betroffenen geschildert. 3. Die Beteiligten werden aufgefordert, Gefühlshintergründe, erfahrene Verletzungen und erlittenes Unrecht, zu verbalisieren. 4. Es wird gemeinsam nach einer möglichen Lösung gesucht. 5. Es wird eine schriftliche Vereinbarung getroffen, in der sich die Konfliktparteien zu einem bestimmten Anschlussverhalten verpflichten. In welchen Stufen verläuft die Wertklärung/das Bewerten und Werten? 1. wählen 2. hochschätzen 3. danach handeln 62 10 Mögliche Prüfungsaufgaben „Wertklärung und Schulmediation“ Schildern Sie die Anzahl der mediierten Konflikte pro Schuljahr nach Behn. Anzahl der Schulen = 574 Schulen in % mediierte Konflikte pro Jahr abs. 38 10 29 11-20 26 21-50 7 50 Geben Sie die Befunde zur Schulmediation nach Schubarth wieder (evtl. als Lückentext). Zwei Drittel der Schüler stehen dem Programm skeptisch gegenüber; nur 9 Prozent der Schüler haben Mediatoren schon aufgesucht. An den meisten Schulen wurden gar keine, einige wenige oder allenfalls bis zu zehn Konflikte geschlichtet. Den größten Gewinn scheinen die Mediatoren selbst zu haben. Sie erfahren nach eigenem Bekunden einen deutlichen Kompetenzzuwachs. Definieren Sie den Begriff Schulmediation (evtl. als Lückentext). Im Fall der Schulmediation geschieht die Regulierung anstehender Konflikte durch zu Mediatoren ausgebildete Schülerinnen und Schüler. 63

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