Wege zur Bekämpfung der Armut PDF
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This document examines historical approaches to poverty, specifically in the context of the early modern period. It includes primary source materials from historical documents of the period.
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Längsschnitt Armut und Reichtum – im Zeitalter der Revolutionen Name der Lehrkraft: Klasse: Datum: Armut und Reichtum in der Frühen Neuzeit: Quellen Q1: Jonannes Geiler zu Kaysersberg (1445–1510): Gebt einfach! Nichts macht den...
Längsschnitt Armut und Reichtum – im Zeitalter der Revolutionen Name der Lehrkraft: Klasse: Datum: Armut und Reichtum in der Frühen Neuzeit: Quellen Q1: Jonannes Geiler zu Kaysersberg (1445–1510): Gebt einfach! Nichts macht den Menschen so leicht gesund wie das Spenden von Almosen. Wer seine Hände nicht nach Möglichkeit den Armen entgegenstreckt, der breitet sie umsonst nach Gott im Gebete aus. Es sind Toren, […] die da meinen, sie würden Barmherzigkeit von Gott erlangen, wenn sie nicht selbst Barmherzigkeit ausüben. Betrachte zunächst, wer es ist, der dich bittet: Es ist ein Mensch, […] der eine unsterbliche Seele hat wie du selbst. […] Sieh, er ist arm […] und du darfst ihm die Gabe nicht verweigern. Kommt dir des- halb in den Sinn, er sei ein Lungerer, Faulenzer, Betrüger und was sonst das Herz dir eingeben mag, so antworte dir durch den Glauben: Ich gebe es nicht ihm, sondern einem anderen: Denn Gott ist es, der durch ihn bittet. Darf man deswegen das ganze Leben des Armen untersuchen? Er will ja nur ein Stück Brot, […] kein Gold, kein Schloss, kein Landhaus. Mag aber auch der Arme ein sündhafter Mensch sein, so ist er immer noch einen Bissen Brot wert. Du selbst bist ja noch sündhafter als der Arme und doch gewährt Gott dir noch Speis und Trank. Sieh, wie parteiisch du urteilst. Fundort: Johannes Geiler zu Kaysersberg: Die zwölf Früchte des Heiligen Geistes (aus: Philippi de Lorenzi (Hg): GvK. Ausge- wählte Schriften nebst einer Abhandlung über Geilers Leben und echte Schriften, Band 1 Trier 1881, zit. nach Sachße, Christoph/Tennstedt, Florian: „Geschichte der Armenfürsorge in Deutschland, Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg“, 2. verb. und erw. Auflage, Stuttgart u. a. 1998, S. 57. Q 2: Bettelordnung der Stadt Nürnberg, 1478: Achtung: Betrüger! Der ehrbare Rat ist oft und nachdrücklich, ausführlich und glaubwürdig davon unterrichtet worden, dass etliche Bettler und Bettlerinnen ein nicht gottesfürchtiges Leben führen. Auch gehen etliche hier nach Nürnberg zu den Almosen, fordern es und nehmen es an, obwohl sie seiner nicht bedürftig sind. Der Rat hat sich vorgenommen, solcher Betrugsgefahr zuvorzukommen, damit den armen notleiden- den Menschen ihr Unterhalt aus dem Almosen nicht entzogen werde. Zum ersten ordnen unsere Ratsherren an, dass niemand ohne die Erlaubnis des Rats betteln darf; und wer die Erlaubnis hat, der soll offen ein Zeichen tragen, das man ihm aushändigt. Dann wird den Bettlern hier zu betteln nicht erlaubt, die Kinder bei sich haben, von denen eines über 8 Jahre alt und ohne Gebrechen ist, da sie ihr Brot sehr wohl selbst verdienen können. Die Bettler oder Bettlerinnen, die nicht Krüppel, lahm oder blind sind, sollen an keinem Werktag müßig vor den Kirchen sitzen, sondern spinnen oder andere Arbeiten, die sie zu verrichten fähig sind, ausführen. Jeder selbstverschuldete Arme soll nicht mehr als einen Tag im Jahr hier in der Stadt bet- teln. Der ehrbare Rat wir die Bettler hier auch besonders beaufsichtigen lassen und sie, wenn sie eines ungebührlichen Verhaltens beschuldigt werden, bestrafen. Fundort: Josef Bader: Nürnberger Polizeiordnungen aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, Stuttgart 1861, zit. nach Sachße, Christoph/Tennstedt, Florian: „Geschichte der Armenfürsorge in Deutschland, Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg“, 2. verb. und erw. Auflage, Stuttgart u.a. 1998, S. 57. 33