VL2 PPT PDF - Politische Theorie und Ideengeschichte I - FAU

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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

2025

Prof. Dr. Eva Marlene Hausteiner

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political theory ancient greek philosophy political science philosophy

Summary

This document is a lecture presentation on political theory and ideology. It covers key figures like Plato and Aristotle, and their influence on political thought. The lecture is organized into sections discussing foundational concepts, classical theories, and modern implications for political philosophy.

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„Einführung in die Politische Theorie und Ideengeschichte I“ Vorlesung 2: „Politik“ Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte Prof. Dr. Eva Marlene Hausteiner WAS IST POLITIK? Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. § Stark auseinandergehende,...

„Einführung in die Politische Theorie und Ideengeschichte I“ Vorlesung 2: „Politik“ Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte Prof. Dr. Eva Marlene Hausteiner WAS IST POLITIK? Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. § Stark auseinandergehende, konkurrierende Vorstellungen von Inhalt und Reichweite von „Politik“ § Weitreichende Implikationen des Politikbegriffs: § Rolle der Bürger*innen § Struktur des Gemeinwesens § Aufgaben des Staates…. Deswegen auch: Politikbegriff ist selbst politisch, weil viel auf dem Spiel steht. Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 2 Aufbau der heutigen Vorlesung 1. Wie über den Politikbegriff nachdenken? 2. Platon oder Aristoteles? 3. Implikationen und Nachwirkungen Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 3 1. Wie über den Politikbegrif nachdenken? Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. „Politik ist gesellschaftliches Handeln, welches darauf gerichtet ist, gesellschaftliche Konflikte über Werte verbindlich zu regeln.“ (G. Lehmbruch) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 4 1. Wie über den Politikbegriff nachdenken? Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. „Politik ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemein verbindlicher Regelungen und Entscheidungen (d.h. von allgemeiner Verbindlichkeit) in und zwischen Gruppen von Menschen abzielt.“ (W. Patzelt) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 5 1. Wie über den Politikbegriff nachdenken? Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. „Politik ist die Summe der Mittel, die nötig sind, um zur Macht zu kommen und sich an der Macht zu halten und um von der Macht den nützlichsten Gebrauch zu machen“ (Niccolò Machiavelli) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 6 1. Wie über den Politikbegriff nachdenken? Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. Policy – polity – politics? Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 7 Kernfragen zu Politikbegriffen §Ist Politik eine autonome Sphäre? §Ist die Gegenüberstellung politisch – privat sinnvoll? §Wer hat Teil an Politik? §Umfasst Politik nur Institutionen oder auch Handlungen? §Wie wichtig ist der Konflikt im Politischen? Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 8 Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 9 Yadegar Asisi: Pergamon-Panorama, Berlin Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 10 @ Asisi/Tom Schulz 2. Platon oder Aristoteles? Politik in der griechischen Polis §These Christian Meiers: „Die Entstehung des Politischen bei den Griechen“ (1980) §Politische Praxis & theoretische Reflexion dieser Praxis in der antiken Polis (Stadtstaat) §Zentraler Schauplatz: demokratisches Athen 5./4. Jh. v. Chr. als eine von zahlreichen Poleis §Politik = das, was die Polis betrifft Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 11 Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 12 Platon Geb. ca. 428 v. Chr. Skeptisch gegenüber der athenischen Demokratie (u.a. wegen Verurteilung des Sokrates Schriften in Dialogform mit zentraler Rolle des Sokrates „Politeia“: Der Staat Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 13 Platon, Politeia: Der Staat als Schiff, der Philosoph als Steuermann „Höre also das Gleichnis; es wird dir noch deutlicher zeigen, wie vorsichtig ich mit Gleichnissen bin. Das Verhältnis, in dem jene Tüchtigen sich zum Staate befinden ist ein so schwieriges, dass sich nirgends ein einzelner Gegenstand findet, der ähnliche Zustände hätte. Man muss den Zustand aus vielen vergleichbaren Zuständen zusammenstellen, wenn man diese Männer verteidigen will, muss es also machen wie die Maler, die Zusammensetzungen von Bock und Hirsch und anderen Tieren malen. – Denke dir es ginge auf einem Schiffe oder auf vielen Schiffen folgendermaßen zu. Der Schiffseigentümer ist größer und stärker als die ganze Bemannung; er ist aber schwerhörig und kurzsichtig, und sein Verständnis für das Seewesen ist ebenfalls mangelhaft. Nun zanken sich die Schiffsleute untereinander, weil jeder meint, ihm käme die Führung des Schiffes zu. Dabei hat aber keiner je die Steuerkunst gelernt, kann auch seinen Lehrer und seine Lehrzeit nicht nachweisen. Ja, sie erklären, diese Kunst sei gar nicht lehrbar, und wollen jeden in Stücke hauen, der sie lehrbar nennt. Sie stürmen also beständig auf den Schiffseigentümer ein, er solle ihnen das Steuerruder in die Hand geben. Überredet ihn einmal ein anderer, dann ermorden sie ihn oder werfen ihn über Bord. Haben sie dann den braven Eigentümer zahm gemacht, durch einen Schlaftrunk, durch Wein oder dergleichen, so stellen sie einige Schiffsleute an, das Schiff zu lenken, und segeln nun, wie es bei solchen Leuten zu erwarten ist, unter Trinken und Schwelgen dahin. Wer sich beim Überreden oder Überwältigen des Schiffseigentümers geschickt erweist und ihnen behilflich ist, die Macht in ihre Hände zu bekommen, der steht als seetüchtig, als kundiger Steuermann und Kenner des Staatswesens bei ihnen in Ehren. Wer kein Geschick dazu hat, wird unbrauchbar gescholten. Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 14 Platon, Politeia: Der Staat als Schiff, der Philosoph als Steuermann Dabei wissen sie nicht einmal, dass ein wahrer Steuermann sich mit dem Jahre und den Jahreszeiten, mit dem Himmel, den Gestirnen, den Winden und überhaupt allem, was eben in sein Fach schlägt, beschäftigen muss, um wirklich ein Schiff führen zu können. Sie halten es gar nicht für möglich, dass man neben den Künsten und Mitteln, die man braucht, um sich zum Steueramt emporzuarbeiten, auch noch Zeit zur Erlernung der Steuerkunst hat. - Bei dieser Lage der Dinge auf einem Schiffe wird doch der wahre Steuermann von den Schiffsleuten entschieden für einen Sterngucker, einen Schwätzer, einen für sie unbrauchbaren Menschen erklärt?“ „Allerdings“, sagte Adeimantos. „Ich brauche das Gleichnis wohl nicht auszulegen. Du siehst, dass sich die Staaten dem wahren Philosophen gegenüber ebenso betragen, und verstehst, was ich meine.“ „Ja, freilich.“ (Buch VI, 3&4) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 15 Platons Politeia - Politikverständnis: Verwirklichung philosophischer Erkenntnis und Tugenden (Vernunft, Weisheit -sophia, Gerechtigkeit-dikaiosynē) - Daher: Idealstaat mit Philosophenherrschaft - 3 Stände: Philosophen – Wächter – Bürger, entsprechend den Seelenteilen (Vernunft, Tapferkeit, Begehren) - Erste politische Utopie? Ein Ideal, aber ein potentiell erreichbares à Formulierung eines Orientierungspunktes - „Die denkbar beste Ordnung ist ein Musterbild, an dem erkennbar wird, woran die faktisch vorhandenen Ordnungen kranken.“ (Zehnpfennig) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 16 Aristoteles Neben Platon wichtigster politischer Denker der griechischen Antike Geb. 384 v. Chr. in Stageira in Nordgriechenland Wird in Athen Schüler Platons Kein Vollbürger Nach Wegzug aus Athen: Lehrer Alexanders des Großen Politikphilosophische Hauptwerke: à Nikomachische Ethik à Politeia Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 17 Aristoteles‘ Nikomachische Ethik § Ethik = Lehre vom menschlichen Handeln § Zentral: Ethik und eudaimonía (Glückseligkeit) als nicht rein individuelle Belange à Idee des Gemeinwohls à Verknüpfung Individuum – Gemeinwesen § Kontext: in der attischen Polis nur 40.000 Vollbürger, die übrigen 260.000 als Sklaven, Metöken, Frauen ohne Bürgerrechte Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 18 Aristoteles‘ „Politik“ § Bestehend aus 8 Büchern § U.a. Kritik an Platons Idealstaatsidee § Zentrale Figur: zoon politikon – Mensch als politisches Wesen, gesellig, vernünftig & Assoziationen bildend § Politische Philosophie eng orientiert am Modell der Polis, beansprucht aber Gültigkeit darüber hinaus § Polis als Bürgergesellschaft! Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 19 Aristoteles‘ „Politik“ Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. §Analogien zwischen sozialen Beziehungen innerhalb des Oikos (Hausgemeinschaft): § Mann – Frau § Herr – Sklave/Knecht § Eltern – Kinder §Oikos (Hausgemeinschaft) als Basis der politischen Gemeinschaft (Polis) – Polis aber nicht einfach Summe aller Teile! §In beiden sozialen Gefügen existieren Regierungsverhältnisse §Allerdings: natürliche Hierarchie im Oikos vs. Möglichkeit der Gleichheit und Freiheit unter Bürgern in der Polis Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 20 Aristoteles‘ „Politik“ Subheadline möglich. Gegebenenfalls löschen. à Menschen aufeinander angewiesen à hieraus entsteht die Möglichkeit einer großen, autarken Gemeinschaft (= der Polis) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 21 „Aus diesen Darlegungen geht aber auch klar hervor, daß despotisches Gebieten und politische Herrschaft nicht dasselbe sind, und auch, daß nicht alle Arten von Herrschaft einander gleich sind, wie das einige behaupten. Denn politische Herrschaft wird über von Natur Freie ausgeübt, despotische jedoch über diejenigen, die (von Natur)Sklaven sind; und die Leitung eines Hauses hat die Form einer Monarchie — denn jedes Haus wird monarchisch geführt — die politische Herrschaft dagegen wird über Freie und Gleiche ausgeübt.“ àGrundsatz der Isonomia: Bürger sind vor dem Gesetz gleich, obwohl sie nicht gleich sind! Die Polis „besteht nicht nur aus vielen Menschen, sondern aus solchen, die der Art nach verschieden sind. Aus ganz gleichen entsteht keine Polis.“ (Pol. II 2, 6) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 22 Regieren bei Aristoteles „Die Polis ist die gemeinsame Teilhabe der Mitglieder der Polis an der Ordnung der Polis“ (Pol. III 3) àdas heißt aber nicht, dass alle immer regieren! àIdeal wäre: möglichst große Zahl tugendhafter Bürger beteiligt sich am Regieren und übt so politische Tugenden ein àRotation: mal regieren, mal regiert werden àPolitikbegriff: die Polis betreffend, Zweck menschlichen Lebens, nicht notwendig demokratisch, Politik als Bürgerangelegenheit Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 23 3. Politikbegriffe und Nachwirkungen Raffael, Die Schule von Athen (1510/1511) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 24 Theoriedimensionen, die man sich vor Augen führen kann: Platon Aristoteles Weitere Denker*innen Menschenbild Zur philosophischen Gemeinschaftsbildendes Vollendung fähiges Wesen Wesen Rolle der Philosophie Leitend für Politik Getrennt von Politik Politisches Handeln Weise Führung Gemeinsam regieren Politische Ordnung Verwirklichung von Organisation von Gerechtigkeit, vollendbar Gemeinschaft Anspruch Ideal formulieren Wiederkehrende Gesetzmäßigkeiten formulieren à Anwendbar auf weitere Denker*innen, erweiterbar um andere Kategorien: Geschichtsbild, ökonomische Vorstellungen…. à Für alle Kategorien ist der Politikbegriff zentral! Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 25 3. Nachwirkungen Platon: - Neoplatonismus (eher nicht politiktheoretisch zentral) - Neuere Utopien, z.B. Thomas Morus (siehe spätere VL!) - (umstrittener) Vorwurf Karl Poppers: Wegbereiter totalitären Denkens (keine „offene Gesellschaft”!) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 26 3. Nachwirkungen Aristoteles à Neo-Aristotelismus z.B. Hannah Arendt §Geb. 1906 in Hannover §1933 Exil in Frankreich, dann bis zum Lebensende in den USA §Zentrale Werke: àEichmann in Jerusalem (1963) àElemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1951) àVita Activa oder Vom tätigen Leben (1958) Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 27 3. Nachwirkungen Arendts Politikbegriff §Teilt Aristoteles‘ Vorstellung von der politischen Begabung des Menschen §Stärkere Orientierung am Individuum: Politik als Verwirklichung menschlicher Freiheit §Zentrale menschliche Aktivitäten: Arbeiten, Herstellen, Handeln à Handeln als gemeinsam mit Anderen politisch Tätigsein §Streng relational §Institutionen dafür bedeutsam (insbes.: Verfassung), aber zentral ist das Handeln §Politisches Handeln finden in der Öffentlichkeit statt Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 28 3. Nachwirkungen … und es gibt natürlich noch andere Politikbegriffe! - Konfliktzentriert: Carl Schmitt: Freund-Feind-Unterscheidung à Politik als Sphäre der hohen Intensität des Konfliktes … Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 29 Nützliche Fragen an den Politikbegriff Wert von Politik: hoch oder entbehrlich? Zweck von Politik: Stabilität/Ordnung oder Fortschritt? Wesen des Menschen: politisch oder apolitisch? Ideal von Politik: gibt es eine beste Ordnung? Formen des Politischen: kooperativ, kompetitiv, konfliktiv? …. Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 30 Leitfrage zur Sitzung „Verfassung“ Nach welchen Kriterien unterscheiden Aristoteles und Platon eigentlich unterschiedliche Verfassungen? Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie 21. Januar 2025 31 Welche Fragen haben Sie?

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