Zusammenfassung Alte Geschichte PDF

Summary

This document summarizes ancient Greek history, focusing on the 5th century BC and the rise of Athenian power, including the Peloponnesian War and the figures of Pericles and Kimon . The document discusses the political and social structures of ancient Athens and the complexities of democratic governance within the city-state.

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Alte Geschichte I.I Demokratie, Kultur und Macht: Perikles und das „Goldene Zeitalter" Athens Einführung/Vorgeschichte: *[Athen im 5. Jh. V. Chr.: Eine Polis im Aufbruch]* - 499 -- Ionischer Aufstand - 490 -- 1. Perserzug: Schlacht von Marathon - 480 -- 2. Perserzug: Schlacht von Salamis...

Alte Geschichte I.I Demokratie, Kultur und Macht: Perikles und das „Goldene Zeitalter" Athens Einführung/Vorgeschichte: *[Athen im 5. Jh. V. Chr.: Eine Polis im Aufbruch]* - 499 -- Ionischer Aufstand - 490 -- 1. Perserzug: Schlacht von Marathon - 480 -- 2. Perserzug: Schlacht von Salamis - 478/77 -- Gründung des Delisch-Attischen Seebundes (Athen Innenpolitik Demokratie vs. Außenpolitik Tyrannei) - 479 bis 431 -- Pentekontaëtie = von Thukydides geprägter Begriff; Zeitraum von knapp 50 Jahren von der Abwehr des Perserzuges bis zum Ausbruch des Peloponnesischen Krieges ➡ zentriert um die These vom Aufstieg der athenischen Macht und Spartas wachsender Furcht vor dieser Macht - 431 bis 404 -- Peloponnesischer Krieg zwischen Athen und Sparta und den jeweiligen Verbündeten 1. Perikles: Leben und politischer Aufstieg a. [Familie und Aufstieg] = Hauptakteur bei Untergang der Antike - gehörte zu aristokratischer Familie der Alkmeoniden - vor Geburt träumte Mutter „sie habe einen Löwen zur Welt gebracht. Wenige Tage darnach gebar sie den Perikles." (--Plut. Per. 3) - Löwenvergleich im Traum bei Herodot: positiv als Symbol für königliche Macht und Stärke - Negative Deutung: Löwe als Symbol für Raubtiernatur, Kritik an Perikles\' Rücksichtslosigkeit - Löwenträume als Orakel für Kindergeburt: Beispiel der Geburt des Tyrannen Kypselos in Korinth - Zusammenhang Löwe und Tyrannis: blutgierige Natur hervorgehoben - Traumepisode: keine klare Wertung, ambivalente Deutung - Eindruck: Zwiespältigkeit und Ambivalenz Perikles' zwiespältiges Verhältnis: Plutarch vertieft dies mit wenig schmeichelhafter Beschreibung eines körperlichen Makels - auch für die Komödiendichter eine besonders beliebte Zielscheibe von Spott und persönlicher Kritik Einführung Zensur - innenpolitische Position als tyrannengleich und unrechtmäßig charakterisiert, Verwendung rhetorische Fähigkeiten, um zu blenden und durch Alleinherrscher-Ambitionen Streit und Unruhe im Volk - sein Wirken fällt Zeit, als „die Stadt unter dem Einfluß der Demagogen und wegen der Seeherrschaft die meisten Fehler machte" (--Ath. pol. 41,2) - galt als Vertreter dieser „eifrigen Demagogen": durch Politik, Gesetze und Reformen gab er Volk mehr Selbstvertrauen ***Ehe & Familie*** - zwei Söhne aus erster Ehe - Verbindung mit der Milesierin (Aspasia) dritter Sohn ➡ aufgrund ihres Metoikenstatus war ihre Ehe mit Perikles nicht rechtsgültig; sie galt als Konkubine - über Aspasia wenige biographische Informationen: taucht nur im Kontext verschiedener Männer in den antiken Quellen auf 1\. positives Aspasia-Bild: pflegte Kontakt zu Politikern, Schriftstellern und Gelehrten; galt als sprachgewandt und gelehrsam 2\. negatives Aspasia-Bild: als Hetäre & „Bordellmutter" b. [Der erste Mann im Staat: Perikles als Militärführer (*Strategos*)] - Stratege = „Heerführer"; in vielen griechischen Staaten formelle Amtsbezeichnung für militärische Kommandeure - seit Beginn des 5. Jh. v. Chr. gibt es ein ordentliches Kollegium: aus jeder der 10 Phylen (= Ordnungseinheit innerhalb einer Polis) wählte Volksversammlung jährlich je einen Strategen (später auch zwei aus einer Phyle möglich) ➡ konnten wiedergewählt werden, befehligten Heer und Flotte ➡ die großen militärischen Erfolge Athens machten die Strategen Mitte des 5. Jh. v. Chr. auch zu politischen Führern Perikles als Stratege: Alleinherrschaft? - auf dem Höhepunkt seiner politischen Laufbahn ab 443 v. Chr. 15 Jahre durchgängig Stratege trotz jährlich anberaumten Wechsels - herausragende Stellung verdankt Perikles -- nach Thukydides -- seinen rhetorischen Fähigkeiten und hohem Ansehen - anders als nachfolgende Politiker sehr weitsichtiges und überlegtes Agieren - Thukydides kritisiert Athener wegen Expansion, warnt vor Folgen (Bezug: sizilische Katastrophe 415 v. Chr.) - Scharfe Verurteilung der Nachfolger des Perikles für Abweichung vom ursprünglichen Kriegsplan - Kritik: Nachfolger fehlte kluge Kontrolle; sie folgten aus persönlicher Habgier den Launen des Volkes c. [Die politische Konkurrenz: Kimon ] = wichtigster Heerführer und Politiker Athens in den 70er und 60er Jahren des 5. Jh. v. Chr. - stammte aus politisch und militärisch einflussreicher Familie - seit 478 immer wieder zum Strategen gewählt - größter Verdienst: stabile Beziehungen zwischen Athen und Sparta bis in die Mitte der 460er Jahre ----\> Begründung: für einen erfolgreichen Seekrieg gegen Persien war ein gutes Einvernehmen zwischen den beiden militärisch stärksten Poleis nötig - Erfolge gegen Perser brachten ihm Zustimmung des Volkes ➡ verstärkt durch Gesten öffentlicher Wohltätigkeit - auch adlige Familien Athens unterstützten ihn sahen Chancen auf: 1) persönlichen Ruhm, 2) finanzielle Bereicherung, 3) innenpolitische Machtpositionierung ➡ neue Außenpolitik erforderte schnellere Entscheidung: diese traf man nun ohne Mitwirkung des Volkes im alten Adelsrat ➡ diese Konzentration der Entscheidungsprozesse auf die adlige Führungsschicht stand im Widerspruch zur politischen und rechtlichen Gleichheit aller Bürger (Isonomie) ***Sturz des Kimon*** - hatte sich im Adelsrat Interessenvertretung geschaffen, die seine Politik unterstützte und Verfehlungen deckte - vertrat spartafreundliche Außenpolitik - ABER: seit der Mitte der 460er Jahre begannen sich die Rahmenbedingungen für seine Außenpolitik zu ändern ----\> persische Gefahr war gebannt, die Freundschaft zu Sparta hatte erste Risse erhalten - Kimon folgte einem Hilferuf Spartas im Kampf gegen die Heloten (= öffentliche Sklaven des spartanischen Gemeinwesens) - die Zurückweisung Athens bedeutete eine schwere Brüskierung der Polis Schuldiger Kimon benannt - in Athen erstarkte die Opposition, vertreten durch eine junge Politikergeneration: duldeten keinerlei Zugeständnisse an Sparta mehr und versuchten die „Interessenkumpanei von Adelsrat und Strategen" (Stahl) aufzuheben - Wortführer dieser Opposition: Ephialtes & Perikles ----\> befürworteten ebenfalls die Ausweitung des Seebundes; ABER: auch gegen den Willen und auf Kosten Spartas - besonders Ephialtes nutzte die Gelegenheit, um Kimons Politik und seine Machtbasis in Athen zu stürzen verschiedene Anträge zur Entmachtung des Areopag vor die Volksversammlung - Kimons Versuch, die Anträge zu verhindern, führte zu seiner Verbannung durch Ostrakismos = Scherbengericht Anschlag auf Ephialtes - die Reformen des Ephialtes blieben bestehen: der Areopag verlor sämtliche Kontroll- und Aufsichtsrechte über die Exekutive - der Rat der 500, die Volksversammlung und die Volksgerichte übernahmen jetzt folgende Aufgaben: Überprüfung der Qualifikation und Amtsführung der Beamten und mögliche Anklagen - einzige Aufgabe des Areopag: Blutgerichtsbarkeit - Reformen gelten als tiefer Einschnitt in die Innenpolitik Athens: erst ab diesem Zeitpunkt wird von der Demokratie als einer Herrschaft des Volkes gesprochen 2. Die Blütezeit der athenischen Demokratie a. [Die Demokratie in Athen] **Was ist Demokratie?** Umformuliert nach Aristoteles: Die Grundlage der demokratischen Staatsform ist die Freiheit. Diese zeigt sich darin, dass alle Bürger abwechselnd regieren und regiert werden, und dass Gerechtigkeit in der Gleichheit der Stimmenzahl besteht, nicht in der sozialen Stellung. Entscheidungen basieren auf dem Willen der Mehrheit. Außerdem gehört zur Demokratie, dass Menschen nach ihrem eigenen Willen leben können, im Gegensatz zu der Unfreiheit, die Sklaven erleben. - Ende des 6. Jh. v. Chr. begann politische Ordnung Athens grundlegend von anderen Poleis zu unterscheiden: der athenische Politiker Kleisthenes führte Reformen durch, deren Kern eine politische Neugliederung bildete - Attika = Territorium der Polis Athen, wurde in 30 Distrikte (Trittyen) aufgeteilt - je ein Stadt-, Küsten- und Binnenlanddistrikt wurden zu einer Phyle zusammengefügt; insgesamt gab es 10 Phylen - neue „künstliche" Ordnung sollte regionale Interessen und traditionelle Bindungen aus der politischen Willensbildung in den Phylen ausschließen - in Gang gesetzte Entwicklung etablierte Ordnung in der die politische Macht in den Händen der Volksversammlung lag - Grundlage: politische Gleichheit aller männlichen erwachsenen Vollbürger (isonomia) - WICHTIG: keine Homogenisierung der Bürgerschaft in Bezug auf soziale und ökonomische Ressourcen, die gesellschaftliche Struktur blieb unangetastet ➡ aus der Politik sollten Reichtum und Ansehen weitestgehend ausgeschlossen sein; dazu entwickelte man verschiedene Verfahren: 1\. Los- und Wahlverfahren: Richter, Ratsherren und einige Amtsträger wurden durch das Los bestimmt bedeutenden Ämter blieben der adligen Elite vorbehalten 2\. Förderung politischer Teilhabe = Reformen unter Perikles - Besoldung von Richtern und Ratsherren: ermöglichte auch den ärmsten Bürgern diese Positionen zu besetzen; der Tagessatz deckte das Minimum an Lebenshaltung für eine Kleinfamilie - ABER kam in Zukunft einer Bestechung näher b. [Reformen unter Perikles: Diäten für Geschworene, Förderung politischer Teilhabe] - keine andere Polis kannte eine so intensive Beteiligung seiner Bürger am Gerichtswesen und an der Politik; das Volk ist der Inhaber der Entscheidungsgewalt - berechtigt waren: jeder mündige (18 Jahre alt) athenische Mann, der in die Demenlisten eingetragen war - ausgeschlossen: Kinder, Frauen, Sklaven und Metöken (= ansässige Freie ohne athenisches Bürgerrecht) - seit Solon: jeder Athener sollte über jeden Athener richten können; ohne besondere Ausbildung oder fachliche Qualifikation - bis auf wenige Ausnahmen gab es keinen Bereich, der dem Bürger aufgrund mangelnder Bildung, niederer Herkunft oder Armut in seinem Dienst für die Polis verschlossen sein sollte - nicht alle Bevölkerungsgruppen waren gleich stark vertreten; die Bewohner der Stadt & des Piräus waren überrepräsentiert Abwesenheitsgründe: Entfernung, Arbeit, Gegenstand der Verhandlung, Zeit, Politik-Verdrossenheit = 1/5 der Bürgerschaft beteiligte sich mehr als die Hälfte des Jahres am politischen Leben der Stadt - Grundprinzip der Demokratie: der demos regiert sich selbst c. [Athener unter sich: Das Bürgerrechtsgesetz] - Bürger war, wer in rechtsgültiger Ehe von einem Bürger und der Tochter eines Bürgers abstammte - genauer Wortlaut des Gesetzes ist nicht überliefert - negativ formuliert: Antragsteller setzte voraus, dass Volksversammlung grundsätzlich wusste, wer als Bürger zu betrachten sei, so dass lediglich in einem deutlich umrissenen Zweifelsfall Klarheit, hier wohl im Sinne einer neuen Rechtssetzung, zu schaffen war - Zweifelsfälle: Kinder, von denen nur ein Elternteil ein Bürger (astos) war - Zugang zum Bürgerrecht in allen Fällen, in denen keine beidseitige Abstammung von Athener Eltern vorlag, unterlag fortan der vollständigen Kontrolle der Volksversammlung Gründe für das Gesetz 1\. Athenaion Politeia: „wegen der großen Anzahl der Bürger" 2\. Gesetz berührt sich mit der Kornspende eines ägyptischen Königs, die möglicherweise zur Überprüfung der Bürgerlisten Anlass gab andere Gründe: Gesetz als Maßnahme gegen die auswärtigen Heiratsallianzen der Adelsfamilien ODER: richtet sich gegen Verbindungen von Athenern mit den in der Stadt gewerbetreibenden Fremden (Metöken) mit der Beschränkung des Bürgerrechts wird sichergestellt, dass nur Einheimische in den Genuss jener Vorteile kommen, welche der Bürgerstatus beschert - Bedeutung für die Polis & den oikos: das Gebären legitimer Kinder ➡ Kinder sind KEINE Frage der persönlichen Neigung, sondern eine Notwendigkeit ➡ Kinder als „Bürgerpflicht": Versorgung im Alter, Grabpflege, Sicherung der Kontinuität des oikos und Erhaltung des Besitzes Kritik? - genau wie die Quellen ein ambivalentes Urteil über Perikles als Politiker fällen, zeigt sich ein ebensolches in der Haltung zur Demokratie - die politische Gleichberechtigung aller als Unterdrückung der edlen gebildeten Menschen durch die rohe Masse aufgefasst; Folge eine emotionsgesteuerte, unvernünftige Politik - Widerstand aus adliger Elite: Produkt ihrer exklusiven Lebensform und ihrer traditionellen Ansprüche ➡ im Zentrum ihres Strebens stand die time (persönliche Ehre) ➡ ringen mit den Standesgenossen: man bewies Tüchtigkeit im Krieg, im Wettkampf, bei der Entfaltung aristokratischer Kultur sowie durch Autorität in der Politik ➡ herausragende Eigenschaften und Leistungsvermögen prädestinierten den Adel für eine beständige politische Führung - Demokratie setzte diesem Streben enge Grenzen - weiterhin hohes Spannungspotential zwischen den Klassen: finanzielle Kluft und politische Partizipation - dennoch: keine sozial bedingten Bürgerkriege 3. Zwischen Marmor und Bühne: Wissenschaft, Kunst und Theater im Athen des 5. Jh. V. Chr. a. [Die Akropolis als Symbol des athenischen Wohlstands] - Akropolis: markantes Felsplateau, kultisches Zentrum Athens seit der Archaik - 480/79 v. Chr.: Zerstörung durch Perser; Neugestaltung Mitte des 5. Jh. unter Perikles - Bauten: Symbol für das Selbstverständnis der Athener und Athens Macht im Seebund - Parthenon: erbaut 447--432 v. Chr. für Athena Parthenos, Höhepunkt griechischer Architektur - Pheidias: schuf das Standbild der Athena in Goldelfenbeintechnik - Kultfunktion des Parthenon umstritten, diente auch zur Aufbewahrung der Bundeskasse - Skulpturenschmuck: Geburt der Athena, Streit zwischen Athena und Poseidon, symbolisiert Athens Bedeutung - Metopen: Kampfszenen (Sieg über das Wilde und Barbarische), betonen Rolle Athens in den Perserkriegen - Figurenfries: Prozession der Panathenäen, zeigt die gesamte Bevölkerung als Kultgemeinschaft - Athen als religiös und kulturell vereinte Polis, Bundesgenossen eingebunden, von Bündnern zu Abhängigen b. [Das Theater als Medium der politischen Kommunikation?] - Blütezeit der Tragödie und Komödie: 490--406 v. Chr. - Haupttragödiendichter: Aischylos, Sophokles, Euripides; Hauptkomödiendichter: Aristophanes - Theaterstücke als Teil von Götterfesten, organisiert als Wettkämpfe, finanziert von Adligen - Inhaltlicher Bezug zur Polis: Reflexionen über Politik, Krieg, individuelle Ehre vs. Gemeinwohl (z. B. Antigone von Sophokles) - Komödie: starker politischer Bezug, Verspottung bekannter Personen, Themen aus Volksversammlung komisch übersteigert - Aristophanes kritisierte Politiker wie Kleon, sorgte für psychologische Entlastung der Bürger, ohne konkrete politische Lösungen zu bieten - Frauen in Aristophanes\' Komödien: widersprüchliche Darstellung, von Frauenhass bis Sympathie, zeigt Konkurrenz und fehlende Solidarität unter Frauen Fazit: Ein goldenes Zeitalter? - in seiner Erzählung von den Weltaltern berichtet Hesiod (7. Jh. v. Chr.) von einer Reihe bereits ausgelöschter Menschengeschlechter: Metalle symbolisieren eine Tendenz zur Verschlechterung der Lebensbedingungen, nur mit dem vierten Geschlecht kam ein vorübergehender Aufschwung 1\. Goldenes Geschlecht: Von den Göttern geschaffene Menschen, die ohne Kummer und Leid, ohne Arbeit in Überfluss lebten. 2\. Silbernes Geschlecht: Das silberne Geschlecht lebte nach hundertjähriger Erziehung bei der Mutter nur noch kurz, galten als maßlos, kindisch und dumm. Sie ehrten die Götter nicht, weshalb Zeus sie verschwinden ließ. 3\. Ehernes (bronzenes) Geschlecht: Das eherne Geschlecht kannte nur Krieg und Gewalt und erschlug sich gegenseitig. 4\. Heroengeschlecht: Das göttliche Geschlecht der großen Kämpfer um Theben und Troja. Sie waren gerecht und kamen nach ihrem Tod auf die Inseln der Seligen. 5\. Eisernes Geschlecht: Das schlimmste, bereits dem Untergang nahe, ist das gegenwärtige eiserne Geschlecht, geprägt von Sittenlosigkeit und schamloser Gewalt. - Zeit des Perikles ≠ paradiesischer Urzustand ohne Arbeit, ohne Kriege oder Konflikte - ABER: sein „Goldenes Zeitalter" symbolisiert eine einzigartige Kombination aus Demokratie, Kultur, Philosophie, Wohlstand und militärischer Stärke ➡ Athen zum Zentrum der griechischen Welt aufgestiegen ➡ athenische Flotte dominierte Ägäis und schützte Handelsrouten sowie Verbündete ➡ Einkünfte des Delisch-Attischen Seebundes ermöglichten es, kulturelle und architektonische Projekte zu finanzieren und Athen in eine Metropole zu verwandeln ➡ Entwicklungen dieser Zeit prägten Grundlagen westlicher Kultur und werden bis heute als Vorbild für politische und kulturelle Strukturen angesehen II\. Von Makedonien bis Indien: Die Feldzüge Alexanders des Großen als Entdeckungsreise und die Ausbreitung des Hellenismus Einführung/Vorgeschichte: *[Von der Klassik zum Hellenismus ]* 404 -- Niederlage Athens im Peloponnesischen Krieg 403 -- Wiederherstellung der Demokratie in Athen 399 -- Prozess und Tod des Sokrates 395--387 -- Korinthischer Krieg und Königsfrieden 379 -- Befreiung Thebens von der spartanischen Herrschaft 371 -- Schlacht von Leuktra 370--362 -- Thebanische Hegemonie 362 -- Schlacht von Mantineia 1. Alexander der Große: Krieg und Expansion als Erbe des Vaters a. [Frühes Leben und Aufstieg zur Macht] *[Makedonien=]* am nördlichen Rand der griechischen Welt, kulturell erst im 5. Jh. v. Chr. integriert (Olympische Spiele) - Keine Poleis, sondern Dörfer mit Bauern, abhängig von lokalen Adelsfamilien - Monarchisch organisiert, Herrscher aus der Königsfamilie der Argeaden (Herakles-Abstammung) - Königserhebung: dynastische Herkunft + Akklamation durch Heeresversammlung, militärische Leistung entscheidend - Ab dem 5. Jh. v. Chr. Annäherung an Griechenland: Straßenbau und Machtzentralisierung - Philipp II. (4. Jh. v. Chr.) stärkt Monarchie, bindet Adel als *hetairoi* (Gefährten) in seine Nähe, Adel als Reiterei, Bauern in der Phalanx - Philipp II.: Expansion in alle Richtungen, Konflikte mit Persern und Griechen *[Frühes Leben und Aufstieg zur Macht]* - Alexander der Große = König **Alexander III. von Makedonien** (356-323 v. Chr.) - Mutter: Olympias, verheiratet mit Philipp II. zur politischen Stärkung Bündnis mit Epirus - Olympias: wichtige Rolle in Alexanders religiöser Erziehung, begeisterte Anhängerin des Dionysos-Kults - Geburt Alexanders umgeben von prophetischen Träumen, Legendenbildung begann früh - Olympias: als leidenschaftlich und herrschsüchtig beschrieben, Ehe mit Philipp problematisch - Alexander: schon mit 16 Jahren Königstätigkeiten, enge Beziehung zu Hephaistion - Ausbildung: militärische Erziehung mit Adligen, Sport und Jagd bedeutend - Lehrer: Aristoteles (343--340 v. Chr.), intensive Lektüre griechischer Literatur, besonders Homers Epen *[Es lebe der König!]* - 336 v. Chr.: Philipp II. wird von Pausanias, einem makedonischen Offizier, ermordet - Täter flieht, wird aber von der Leibwache getötet, keine klaren Hinweise auf Hintermänner - Verschiedene Vermutungen über Motive: keltische Dolchwaffe, Rache von besiegten Völkern (Kelten, Illyrer), Persien, Athen, oder Olympias wegen Philipps neuer Ehe - Alexander könnte an Mord beteiligt gewesen sein, schnelle Übernahme der Herrschaft und Eliminierung von Thronkonkurrenten - Olympias rächt sich ebenfalls, lässt potentielle Rivalen töten - 336 v. Chr.: Alexander sichert seine Macht in Griechenland, wird Hegemon des Korinthischen Bundes - Frühjahr 335 v. Chr.: Feldzug gegen Illyrer und Thraker nach „Fake News" über geplanten Einfall - Alexanders Herrschaft: demonstrative militärische Macht, kompromisslose Handlungen, keine strategische Planung - Charismatischer Herrscher, basierend auf Loyalität des Heeres und der *hetairoi* - Bestrafung Thebens für Revolte: Stadt zerstört, Bevölkerung versklavt (Griechen verkaufen Griechen) - Abschreckung der anderen griechischen Städte, die ihre Revolte aufgaben b. [Alexanders Weg nach Indien] *[Der Asienfeldzug (334-323 v. Chr.) ]* - führte zur Eroberung des Perserreiches und schuf Grundlage für die hellenistische Welt **Motive/ Ursachen/ Anlässe des Feldzugs gegen Persien** - vom Vater übernommen - panhellenischer Rachefeldzug für die Perserkriege - Befreiung der Ionischen Griechen von der Perserherrschaft - ökonomische, finanzielle u. soziale Gründe - Ablenkung von Innenpolitik: nach der Zerstörung Thebens notwendig, durch auswärtige Siege Zuversicht zu verbreiten - schwache Position des Perserreiches: Thronstreitigkeiten & Machtergreifung von Dareios III. - Alexanders Ruhmsucht!!! -- Eroberung der ganzen bekannten und bewohnten Welt Die wichtigsten Stationen - Schlacht am **Granikos 334 v. Chr**.: Befreiung der Griechenstädte Kleinasiens - Schlacht bei **Issos 333 v. Chr**.: Niederlage und schwere Verluste des Perserkönigs; Flucht des Dareios - Einnahme von **Tyros, Gaza** und **Ägypten** 332 v. Chr.: Alexander erobert wichtige religiöse Zentren und Handelsplätze - Schlacht von **Gaugamela 331 v. Chr**.: zweite, entscheidende Schlacht gegen Dareios III.; Alexander gewinnt die Herrschaft in Babylonien - Brand von **Persepolis** & der Tod des Dareios 330 v. Chr.: Alexander zerstört die Paläste der Perserherrscher *[Alexander als Herrscher von Asien: Der Gordische Knoten ]* = Gegenstand der griechischen Mythologie - bezeichnet kunstvoll verknotete Seile am Streitwagen des phrygischen Königs Gordios - laut Weissagung würde derjenige, der den Knoten löst, die Herrschaft über Asien erlangen - Knoten = Symbol für Macht und göttliches Schicksal - Alexander verbringt den Winter 334/333 v. Chr. in Gordion, um auf Nachschub zu warten Weitere Stationen des Feldzuges nach dem Tod des Dareios - Alexander sichert Herrschaft über Perserreich durch Unterstützung der persischen Adligen - Ermordung von Perserkönig Dareios III. durch Bessos, Satrap von Baktrien, nutzt Alexander für Racheaufruf - 329 v. Chr.: Alexander überquert Hindukusch-Gebirge mit seinem Heer (ca. 5.000 km in einem Jahr) - Enorme Strapazen: Kälte, Hunger, Schneemassen - Juni 329 v. Chr.: Eroberung von Baktrien (Afghanistan) und Sogdien (Usbekistan/Tadschikistan) - Marakanda (Samarkand) fällt, erreicht Iaxartes (Syrdarja), Grenze zwischen Kulturland und Wüstensteppe - Gründung von Alexandria Eschate als Markierung des „Endes der Welt" gemäß griechischen Vorstellungen *[Kleitos ]* - 328 v. Chr.: Auseinandersetzung zwischen Alexander und Kleitos „der Schwarze" in Baktrien - Kleitos war von Alexander zum Satrapen der Grenzprovinz Baktria-Sogdiana ernannt worden - Bei einem Gelage kritisierte Kleitos Alexanders Herrschaft und lobte Philipp II. - Alexander tötet den unbewaffneten Kleitos mit einem Speer nach dem Vorfall zutiefst betroffen - Antike Autoren beurteilen die Schuldfrage unterschiedlich, Plutarch sieht Kleitos als Schuldigen - Tod Kleitos als Wendepunkt: Zeichen für Alexanders zunehmend tyrannische Herrschaft und Spannungen in seiner Gefolgschaft c. [Strategien und Herausforderungen: Logistik, Diplomatie und militärische Taktiken] *[Alexanders Weg nach Indien (327-325 v. Chr.) ]* - 327 v. Chr.: Alexander marschiert nach Indien ohne militärische Notwendigkeit - Gründung von Alexandria Eschate als Symbol seiner Weltreichvorstellung - Ziel: Erreichung der Enden der Oikumene und Erweiterung seiner Herrschaft - Indien gehörte zeitweise zum Persischen Reich; Alexander wollte den Punjab (nordwestliches Indien) erobern - Indien hatte zwischen 4. Jh. v. Chr. und 6. Jh. n. Chr. intensiven Handelskontakt mit Griechenland und Rom - Alexander forderte Huldigung von Radjas und setzte auf politische Konflikte als Vorbereitung - Feldzug war brutal, besonders die Eroberung der Bergregion - Widerstand durch König Poros, der Huldigung verweigerte - Juni 326 v. Chr.: Entscheidungsschlacht am Hydaspes-Fluss, Alexander überlegene Zahl, aber Poros setzte Kriegselefanten ein *[Probleme in Indien ]* 1\. Rechtfertigung des Feldzuges vor den Soldaten - Entdeckerfreude und wissenschaftliche Neugier: Alexander wollte den Okeanos erreichen - Alexanders Sehnsucht (Pothos): wollte seinen (mythischen) Vorfahren Herakles übertreffen - legendärer Goldreichtum Indiens: irrelevant nach der Eroberung der persischen Hauptstädte ❖ KEINE plausiblen Gründe für die makedonischen und griechischen Teile seines Heeres 2\. Klima - Weitermarsch des Heeres erschwert durch Monsunregen, Gewitter, Morast mit Giftschlangen 3\. Widerstand der Einheimischen - unzufrieden mit dem eingesetzten Vasallen Poros ❖ nach 70 Tagen härtesten Marschierens am Ostrand des Punjab, Meuterei des Heeres am Fluß Hyphasis 2. Alexander als „Entdecker": Die neue Wahrnehmung der Welt a. [Methoden der antiken Vermessung: Die Bematisten] - unter Aristoteles' Anleitung muss sich Alexander auch intensiv mit Geographie beschäftigt haben: während des Asienfeldzuges zeigte er ein nicht nur militärisches, sondern geradezu wissenschaftliches Interesse an den entfernten Gegenden der bewohnten Welt - = „Schrittmesser"; Bezeichnung für die Geodäten im Heer - namentlich bekannt: Baiton, Diognetos und Philonides - von späteren Autoren benutzt - Aufgaben: Berechnung von Wegzeiten und Distanzen; erkundeten Struktur und Beschaffenheit des Geländes ----\> gesammelt in einem offiziellen Journal - maßen Entfernungen, indem sie eine standardisierte Schrittzahl zählten und diese in Längenangaben umrechneten, ähnlich einem antiken Hodometer - die Distanz wurde üblicherweise in Stadien angegeben (schwankender Wert zwischen 162-210m) - = wichtige Quelle für die antike Geographen b. [Die geografischen Entdeckungen und ihre Bedeutung für die antike Weltkarte] *[Stadtgründungen ]* - sehr viele Städte neu gegründet, wiederbelebt oder nach sich umbenannt -- genaue Anzahl umstritten ➡ behielt das persische System bei und setzte zum Teil persische zum Teil makedonische Adlige als Satrapen ein ➡ dienten der Erschließung großer und neuer Räume durch den Rückgriff auf städtische Zivilisation und Organisation ➡ auf Grund ihrer Lage und ihrer ökonomischen Ressourcen gute Chancen, sich eigenständig zu entfalten und zugleich als stabilisierende Faktoren im Reich zu dienen ➡ der Typus der griechischen Polis breitete sich im Osten aus - Alexandria bei Ägypten = die wichtigste & bekannteste Stadt ➡ die meisten dieser Gründungen benannte Alexander nach sich selbst - gegründet meist an Stellen, die aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen für den Großraum westlich und südlich des Hindukusch von zentraler Bedeutung waren - siedelte im wesentlichen Veteranen und nicht mehr voll einsatzfähige Soldaten an, darunter vor allem griechische Söldner - gleichzeitig lebten dort auch Angehörige der einheimischen Bevölkerung *[Die Proskynese: Alexanders Größenwahn? ]* - Proskynese = eine Art Kniefall, der je nach Rang unterschiedlich tief auszufallen hatte, und an den sich ein Kuss auf Distanz, eine Kusshand, anschloss - für die Perser: selbstverständliche Anerkennung der königlichen Würde, mit dem Herrscher auf diesem Wege zu verkehren - Makedonen: verstanden sich als Freunde und Kameraden ihres Königs; Proskynese war nur im Umgang mit Göttern angemessen; nur Sklaven knieten nieder - widerspricht der Rechtfertigung des Perserfeldzuges: Verhältnis des persischen Großkönigs zu seinen Untertanen beruhte auf dem Gedanken der Unfreiheit - Einstellung der Griechen zu Alexanders „Wunsch" geht aus den Quellen deutlich hervor c. [Begegnungen mit neuen Völkern und Kulturen: Alexanders Politik der Integration und sein multikulturelles Reich] - durch Feldzüge große Teile Asiens unter seine Kontrolle gebracht - Ziel: eine neue multikulturelle Herrschaftsstruktur zu etablieren, die sowohl Griechen als auch Perser und die Völker der anderen eroberten Gebiete einbeziehen sollte - die kulturelle Verschmelzung soll stabile Basis für sein Weltreich schaffen und Konflikte zwischen den Völkern verringern - zur Sicherung des Reiches und seiner Herrschaft nutzte Alexander verschiedene Maßnahmen: *[Die Massenhochzeit von Susa 324 v. Chr. ]* = Symbol für Alexanders Vision einer kulturellen Verschmelzung zwischen Griechenland und dem Osten; diente der Integration makedonischer und persischer Eliten - Alexander setzte die polygamen Ehen der makedonischen und persischen Tradition fort - eine neue Reichselite sollte entstehen; ABER: Alexander wollte KEINE einheitliche Reichsbevölkerung, sondern möglichst eng und solidarisch untereinander verbundene Funktionseliten für Regierung und Militär ➡ zeigte sich deutlich in der Zusammenstellung des Heeres: persische Reiterkrieger waren kontinuierlich in die makedonischen Formationen eingegliedert worden; kämpften nach makedonischer Taktik *[Das berühmteste Opfer des Widerstands: Kallisthenes]* - fiel im Sommer 327 v. Chr. bei Alexander in Ungnade: widersetzte sich der Einführung der Proskynese in das Hofzeremoniell - Alexander verzichtete auf Verurteilung, aber Kallisthenes sollte wenig später seinen Unmut zu spüren bekommen - im Zuge der Pagenverschwörung bietet sich Gelegenheit, den aufmüpfigen Historiker los zu werden - Pagenverschwörung: ein gescheitertes Komplott sieben junger königlicher Pagen - als Erzieher der Pagen wird Kallisthenes für die Mordpläne verantwortlich gemacht und hingerichtet *[Kritik an Alexanders Verschmelzungspolitik ]* - als Alexander die altgedienten Makedonen reich beschenkt nach Hause entlassen wollte, kam es zum Eklat: die Soldaten sahen es als Affront an, als erstes Anzeichen, dass sie durch Perser ersetzt werden sollten; die Quellen berichten von teilweise wüsten Beschimpfungen gegen Alexander - in einer kurzen Rede erinnerte er sie an seine und seines Vaters Verdienste, an die gemeinsam durchlittenen Kämpfe und die gemeinsam vollbrachten unvorstellbaren Leistungen - zwei Tage lang verweigerte er jeden Kontakt mit den makedonischen Truppen, ließ sämtliche Einheiten aus Persern ergänzen - erst durch „flehendes Bitten" ließ er sich zur Versöhnung erweichen: entließ sie wie geplant in die Heimat 3. Der Hellenismus: Kulturtransfer und Integration *[Tod Alexanders 323 v. Chr. ]* - nach dreitägiger Bewusstlosigkeit starb Alexander am Abend des 10. Juni 323 v. Chr. im Alter von nicht ganz 33 Jahren in Babylon - Todesursache ist trotz umfangreicher Berichte nicht zu ermitteln: beschrieben wird hohes Fieber - Theorien reichen von Malaria über Erschöpfung bis zur Ermordung a. [Hellenistische Städte als kulturelle Zentren (z.B. Alexandria, Pergamon)] - ![](media/image2.jpeg)331 v. Chr. von Alexander gegründet; = selbständige griechische Polis, gehörte nicht zu Ägypten (Alexandria ad Aegyptum) - von den Ausmaßen von Anfang als Großstadt geplant; unter den Nachfolgern, den Ptolemäern, zur ersten multikulturellen Großstadt der griechisch-römischen Antike: Bevölkerung schwankt zw. 300.000-500.000 - gibt Ägypten eine neue Ausrichtung zum Mittelmeer hin; die bisherigen Hauptstädte Memphis (Unterägypten) und Theben (Oberägypten) waren ins Landesinnere gerichtet **[Bedeutung als ]** - Residenz- und Handelsstadt: vor allem für den Getreidehandel; durch ihre Lage, mit Seehäfen sowie Schiffsverbindungen zum ägypt. Binnenland und zum Roten Meer prädestiniert - mit Museion und Bibliothek = Wissenschaftszentrum der damaligen Welt - bspw. naturwissenschaftliche Forschungen wie die Vermessung der Erde und Erfindungen wie die Nutzung des Dampfes für automatische Türöffnung, Wasserorgeln usw. - außerdem: Studium der Medizin und Anatomie, Mathematik (Eukleides) und Astronomie - durch Zerstörung, Überbauung und natürliche Veränderungen der Wasserstände ist heute kaum noch etwas von der alten Stadtanlage bekannt - Ausgrabungen: Jean Yves Empereur und Franck Goddio (Teile des versunkenen Königsviertels von Alexandria; 1996) *[Hellenismus (ca. 330 v. Chr. -- 31 v. Chr.) ]* - Herkunft der Wortes: aus griechisch Hellenizein = richtiges Griechisch sprechen **Charakteristika**: Ausbreitung der griechischen Kultur und Sprache - Territorialstaaten statt Stadtstaaten - Monarchien, Oligarchien und Demokratien existieren gleichzeitig - Poleis nicht mehr selbständige Machtzentralen, sondern Kulturmetropolen - Neue Wirtschaftsformen; neue Handelswege und Kolonisation - Neue Einheit schafft neues Selbstbewusstsein & neues Lebensgefühl - Griechisch: Weltsprache, Verkehrssprache - Grieche: definiert sich nicht mehr über Abstammung, sondern Sprache und Kultur - Staaten: multiethnisch, multilingual, multireligiös =\> multikulturell b. [Die Bedeutung von Philosophie, Literatur und Wissenschaft im hellenistischen Zeitalter] *[Die Bibliothek ]* = die bedeutendste und größte antike Bibliothek; bisher wurden keine Überreste der Bibliothek gefunden; Informationen erhalten wir nur aus den Werken antiker Autoren ➡ hier wurden die Werke der antiken Dichter gesammelt, in Bücher eingeteilt, kommentiert und wissenschaftlich bearbeitet - bei der Belagerung Alexandrias (48 v. Chr.) soll sie in Flammen aufgegangen sein: die Verluste schwanken zwischen 400.000 und 700.000 Buchrollen - Marcus Antonius soll seiner Frau Kleopatra den Verlust ersetzt haben III\. Hinter den Kulissen: Die Rolle der Frauen in der politischen und sozialen Krise der späten Republik Quellenanlage - ab dem 3. Jh. v. Chr. gibt es Quellen über das Leben römischer Frauen 1\. **[Grabinschriften]**: abgeleitet wird das Ideal der Matrona -- Castitas (Keuschheit) und pudicitia (Sittsamkeit/Treue der Frau zu ihrem Gatten) - von der Frau wurde dem traditionellen Frauenideal entsprechend erwartet, dass sie „Wolle spann, fromm, züchtig, ordentlich, rein und häuslich" war 2\. **[archäologische Funde]**: Alltagsutensilien (Kleidung, Hausrat, Kosmetik, etc.) - in der Republik und Kaiserzeit finden sich Frauen auch in den 3\. **[Texten der Geschichtsschreiber, Biographen, Dichter und Philosophen]** -- z.T. sehr eigentümliches, an alten Traditionen orientiertes Frauenbild ➡ Überlieferungen konzentrieren sich auf die Frauen der Oberschicht\ ➡ keine eigenen „Überlieferungen": Frauen erscheinen im Kontext der Männer\ ➡ ***Männer schreiben über Frauen! ----\> starke misogyne Tendenzen (moderne Brille)*** 1. Die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frauen a. [Die Stellung römischer Frauen und Mädchen innerhalb der familia] Begriff *familia* = begründet durch die sozialen + politischen Strukturen Roms - Bezieht sich auf alle Personen unter der potestas (Gewalt) des pater familias: Ehefrau (wenn in manu verheiratet), Kinder, Sklaven, und deren Besitz - Umfasst auch alle Agnaten (Verwandte mit gemeinsamem Stammvater) - Außerhalb des Rechts auch für freundschaftliche Gruppen verwendet Begriff „*domus*": - Bezieht sich auf den Raum der Hausgemeinschaft und die Gemeinschaft selbst (Ehegatten, Kinder, Sklaven) - Umfasst das Vermögen, das den sozialen Status sicherte Ideal des Haushalts: - Geprägt von der Machtstellung des männlichen Haushaltsvorstandes, basierend auf der römischen Vergangenheit und der Elite Rechte des *pater familias*: - Hat „*patria potestas*" (Hausväterliche Gewalt), d.h. volle Kontrolle über Personen und Eigentum in der *familia* - Besitzt Strafgewalt und entscheidet über Aufnahme und Entlassung aus der *familia* - Frauen und Kinder waren „*alieni iuris*" (fremden Rechts) Ende der *patria potestas*: - Beendet mit dem Tod des *pater familias*; auch Konsuln konnten dieser Gewalt unterworfen sein Rechtliche Einschränkungen: - In der Kaiserzeit wuchsen rechtliche Einschränkungen der *patria potestas* Verhältnis in der *domus*: - Bestimmt durch Autorität, Gehorsam, Zuverlässigkeit und Fürsorgepflicht - Werte des „*mos maiorum*": *Concordia* (Eintracht), *pietas* (Ehrfurcht), *caritas* (Respekt) b. [Heirat und Ehe] - Ehefeindliche Positionen wurden in der Dichtung wiederholt formuliert - Heiratsalter: - Mädchen ab 12 Jahren, Jungen ab 14 Jahren gesetzlich erlaubt - Bei erster Eheschließung: Frauen ca. 20, Männer um die 30 Jahre alt - Verlobung: Zustimmung beider patres familias und der Partner notwendig - Conubium: Heiratsfähigkeit zwischen zwei Menschen verschiedenen Geschlechts - Kein Conubium zwischen Verwandten, Unmündigen, Sklaven oder Fremden - Eheverständnis: Ab später Republik schloss Ehe gegenseitige Zuneigung und Solidarität ein (z.B. Iulia und Pompeius) - Eherollen: - Frau wird *uxor* (Gattin), *mater* *familias* (weibliches Haushaltsoberhaupt) und *matrona* (verheiratete Frau) - Mann wird *vir* (Ehemann) und *maritus* (Gatte) - Kinder aus der Ehe gelten als Kinder des Ehemannes - Ehe endet mit Tod, Scheidung oder Auflösung des Conubium [*Manus*-Ehe] = rechtliche Gewalt des Ehemannes über seine Frau WIE? - Usus: einjähriges Zusammenleben, verhindert durch Abwesenheit der Frau für drei Nächte - Coemptio: symbolischer Kaufakt - Confarreatio: gemeinsames Opfer mit einem Priester - Frau wird Teil der Familie des Mannes, untersteht seiner rechtlichen Gewalt und der seines pater familias - Besitz der Frau wird Eigentum des Mannes - Erbrechtliche Stellung der Frau wie die einer Tochter, bei Fehlen eines Testaments - Manus-Ehen in später Republik eher ungewöhnlich - Manusfreie Ehen: Frau bleibt im Rechtsverband ihrer Ursprungsfamilie - Ehemann kann über die Mitgift verfügen, solange Ehe besteht - Pflicht der Eltern, ihren Kindern Besitz zu hinterlassen - Testamentarische Zuwendungen zur Sicherung des Lebensunterhalts einer Witwe [Scheidung] - erste Ehescheidung (divortium) in Rom für das Jahr 306 v. Chr. überliefert - Ehe konnte einvernehmlich oder durch einseitige Willenserklärung aufgelöst werden ----\> ohne juristische Hilfe Seit alters gilt, dass die Ehe frei sei - „Freiheit" der Ehe Scheidung bedurfte keines Grundes: nicht des Verschuldens einer Seite und nicht einmal einer festgestellten Zerrüttung - in früher und mittlerer Republik Scheidungen eher selten; ab dem 1. Jh. v. Chr. hingegen nichts Außergewöhnliches - daneben bestand das Ideal der *univira*: eine Frau, die nur einmal in ihrem Leben verheiratet war c. [Gesellschaftliche Erwartungen in Bezug auf Verhalten und Pflichten] - Stellung innerhalb Gesellschaft abhängig vom sozialen Rang der Familie - als Vertreterin ihrer *gens* und als *matrona* verschiedene Funktionen in der Öffentlichkeit: kultische Aufgaben bei Festen und Riten; in Krisensituation finanzielle Unterstützung des Gemeinwesens - Erziehung der Kinder: u.a. erlernten Mädchen Führung eines Haushaltes ----\> bei frühem Tod des Vaters übernahmen Mütter auch Erziehungsrolle für Söhne - benötigten für jedes Geschäft formal Zustimmung eines Tutors (*tutela* *mulierum*) - auch Töchter erbberechtigt -- zur Zeit der Republik konnten sie aber nicht an die eigenen Kinder vererben (Vermögen in agnatischer Linie erhalten) - im Vergleich mit Griechenland römische Frauen frei und „emanzipiert" - DENNOCH: kein Anteil an öffentlichen Aufgaben & Pflichten - kein politisches Amt - kein Wahlrecht - durften nicht adoptieren (Frauen übten keine patria potestas aus), bürgen, Vormund sein (außer eingeschränkt für ihre Kinder) - durften nicht allein Anklage erheben, nicht als Geschworene vor Gericht auftreten - wurden durch unterschiedliche Gesetze beim Erben und Vererben benachteiligt (*lex* *Voconia* 2. Jh. v. Chr.) 2. An den Hebeln der Macht: einflussreiche Frauen und ihr sozialer Status - Frauen in sozialen Rollen: Ehefrau, Mutter, Tochter, Schwester, Großmutter, Witwe, Tante, Nichte - soziale Rollen überschneiden sich, verändern sich, wechseln... - soziale Rollen können Aussagen zur Frage nach politischer Einflussnahme ermöglichen: ➡ Haben Frauen politischen Einfluss? ➡ Wenn ja, in welchen sozialen Rollen? ➡ Wie relevant ist Blutsverwandtschaft? [Soziale und rechtliche Stellung der Mutter ] - *mater* *familias*: keine klare Rechtsstellung, im Gegensatz zum *pater*; römische Familienmutter wird gesellschaftlich definiert - wichtigste Aufgabe: Erziehung Kinder, besonders beim frühen Tod Ehemann --\> römische Frauen der Oberschicht besaßen sehr viel Einfluss, um Karrieren ihrer Söhne zu fördern oder Töchter vorteilhaft zu verheiraten ➡ ABER: keine *potestas* über die Kinder, das Verhältnis beruhte auf Respekt und *pietas* a. [Cornelia, Mutter der Gracchen als Vorbild und moralische Instanz in der römischen Gesellschaft] - Cornelia, Mutter der Gracchen, gilt als Vorbild und moralische Instanz in Rom - Gute Überlieferung aufgrund Bedeutung ihrer Söhne, aber historische Wahrhaftigkeit fragwürdig - Tochter des Scipio Africanus Maior und Aemilia Tertia, erhielt griechische Erziehung - Heiratete Tiberius Sempronius Gracchus, hatte 12 Kinder, davon 3 Überlebende - Nach dem Tod ihres Mannes widmete sie sich der Erziehung ihrer Kinder, förderte Philosophie und Rhetorik - Anekdote: Cornelia als selbstbewusste Mutter, Leben dem Staatswohl und der Erziehung gewidmet Vorbild einer römischen matrona dargestellt - Nach dem Tod ihrer Söhne blieb ihr die Tochter Sempronia, die die Ehre der Familie bewahrte Politischer Einfluss: - Während des Tribunats von Tiberius Gracchus trat sie nicht hervor - Bei Gaius Gracchus jedoch hatte sie Einfluss, z.B. bat sie um Milde für seine Gegner - Cornelia versuchte, Konflikte zwischen Gaius und seinen politischen Gegnern zu entschärfen - Gaius nutzte ihre pietas für seine politische Strategie - war in öffentlicher Diskussion bekannt und interessierte sich für staatspolitische Fragen - Ihre Reputation könnte Teil der Familienpropaganda von Gaius gewesen sein, der sie als respektvolle Mutter darstellte b. [Octavia: Eine Frau zwischen zwei Welten] Soziale & rechtliche Stellung der Schwester - Spezifikum der Schwester = ihre Verheiratung und der damit verbundene Wechsel der domus =\> kein Rollenverhalten, sondern die Position der Schwester in rechtlichen Kategorien, nach denen die Frau keine Doppelrolle einnehmen kann: durch die Eheschließung (*manus*) wird ihre Bindung zu den Blutsverwandten gelöst WICHTIG: Rechtslage spiegelt **nicht soziale Wirklichkeit** wider UND: seit dem 2. Jh. v. Chr. gingen Frauen eine *manus*-freie Ehe ein und verblieben in der Rechtsgewalt ihrer Herkunftsfamilie - im römischen Recht nicht als Individuen wahrgenommen, sondern als Teil der jeweiligen Verbände, denen sie angehören - Bruder und Schwester als Haussohn und Haustochter eine ähnliche rechtliche Stellung innerhalb der *familia* zugewiesen: beide unterstanden als ehelich gezeugte Kinder von Geburt an der Verfügungsgewalt des *pater* *familias* -- *potestas* bestand ohne Unterschied von Alter und Geschlecht ➡ definiert als freie Personen -- konnten eine gültige Ehe eingehen und eheliche Kinder haben -- waren jedoch nicht voll geschäftsfähig und nahmen den Status von Personen „fremden Rechts" *(alieni iuris)* ein [Octavia Minor ] Doppelrolle: **Schwester** des Octavian & **Ehefrau** des Marcus Antonius = Mittelpunkt der bedeutsamsten familiären Konstellation am Ende der römischen Republik - Gute Quellenlage, aber von kaiserzeitlicher Propaganda geprägt - Spätere Position als „Schwester des Princeps" wird rückprojiziert; Octavian als wichtigste Bezugsperson - Geburt zwischen 69--66 v. Chr. in Nola, Tod 11 v. Chr - Tochter der Atia (Nichte des Caesar) und des C. Octavius, ältere Schwester des Octavian - Nach dem Tod des Vaters standen sie unter Caesars Vormundschaft - Ehe mit C. Claudius Marcellus (54--40 v. Chr.): politische Ehe zur Stärkung der Pompeius-Verbindung, nach Caesars Tod politisch destruktiv - Marcellus scheiterte bei Verhandlungen mit Caesar, wurde aber später mit Octavia politisch verbunden - Ehe endete mit Marcellus\' Tod 40 v. Chr - Ehe mit Marcus Antonius (40--30 v. Chr.): - Politische Ehe zur Stabilisierung des 2. Triumvirats - Octavia als Gegenpol zu Kleopatra, sollte Antonius an Rom binden - Ehe besiegelte Versöhnungssignal und stärkte Zusammenarbeit der Triumvirn - Zustimmung des Senats erforderlich, da Ehe als „Staatsangelegenheit" galt - Heirat löste Begeisterung bei Truppen aus, verschob jedoch nur endgültige Machtfrage [Politischer Einfluss der Schwester? Octavia als Vermittlerin] - während Proskriptionen nahm Octavia aktive und nicht ungefährliche Vermittlerrolle ein - als Schwester eines Triumvirn arrangierte sie Treffen zwischen Tanusia, ihrem proskribierten Ehemann T. Vinius und Octavian:\ ➡ das Ehepaar nutzte arrangierte Audienz und erreichte Begnadigung [Zunehmende Macht als Schwester ] - nach Scheidung von M. Antonius ging Octavia keine weitere Ehe ein - Unklar, ob sie ein eigenes Haus bezog oder bei ihrem Bruder Octavian lebte; sie gilt als Teil seiner domus - Rückzug aus der Öffentlichkeit, kümmerte sich um die Erziehung ihrer fünf Kinder und die Kinder des Antonius mit Fulvia und Kleopatra - Nach Actium erschien sie vor allem als Schwester des Princeps und Mutter von Nichten und Neffen - Exemplum einer tadellosen Lebensführung: loyale Ehefrau, gute Schwester, fruchtbare Mutter, keusch und zurückgezogen - Präsentierte sich als tugendhafte Hausfrau mit der Spindel in der Hand - Literarischer Salon: Kontakt mit Philosophen, Dichtern und Gelehrten - Vermittelte Vitruvs Weiterbeschäftigung bei ihrem Bruder Octavian - Engagierte den Akademiker Nestor von Tarsos für ihren Sohn Marcellus - Athenodoros von Tarsos und Maecenas widmeten ihr Werke 3. Inszenierung von Macht: Kleopatras politische Strategien und ihr Einfluss auf die Männer Roms - Kleopatra VII. Philopator: letzte Königin Ägyptens und der Ptolemäerdynastie - eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Geschichte, inspirierte Romane, Opern und Filme - Ihr früher Tod begründete einen Mythos, der bis heute fortbesteht - Ihre Geschichte wurde von Männern geprägt, sowohl erlebt als auch erzählt - Geboren ca. 70/69 v. Chr. als Tochter von Ptolemaios XII. Neos Dionysos - Im Machtkampf zwischen Antonius und Octavian wurde sie zum Spielball der römischen Feldherren - Schönheit: Antike Quellen beschreiben sie als sehr schön, was ihre Machtbeziehungen erleichterte - Schönheit ist relativ und vom gesellschaftlichen Ideal abhängig - Wichtiger: klug, gebildet, charmant, berechnend und geistreich - Abbildungen der Königin aus der Antike bieten nur vorsichtige Hinweise auf ihr Aussehen - In Ägypten herrschte eine traditionelle Darstellungskonvention, die sich von hellenistischen Bildformen unterschied - Münzprägungen zeigen zwei Typen ihrer Darstellung: alexandrinisch und syrisch-römisch - Schäfer: Ihre wahre Leistung lag nicht in der Eroberung der Männer, sondern in der Fähigkeit, sie zu halten - Vermutungen, dass Kleopatra eher klein und pummelig war (Anekdote mit dem Bettsack) [Caesar und Kleopatra] - Caesar\'s Eintritt in Alexandria: - 2\. Oktober: betrat Alexandria mit römischen Staatsinsignien als Konsul - Ägypten hatte gegen ihn mit 50 Schiffen auf der Seite des Pompeius gekämpft - Alexandriner nicht erfreut über seine Präsenz, da römische Herrschaft in Alexandria bislang nicht so offen gezeigt wurde - Versuchte sich als „ehrlicher Makler" im Thronstreit zwischen Ptolemaios XIII. und Kleopatra VII. - Ptolemaios\' Berater forderten Caesar auf, Alexandria zu verlassen - Caesar blieb mehr als 8 Monate in Ägypten: Alexandrinischer Krieg - Erste Begegnung mit Kleopatra: - Kleopatra war seit der Vertreibung durch ihren Bruder in Syrien - Caesar forderte beide Geschwister (Ptolemaios XIII. und Kleopatra) auf, ihre Heere zu entlassen und vor ihm zu erscheinen - Kleopatra (21) bat, ihre Sache persönlich und geheim vor Caesar zu verteidigen - In einer Nacht konnte sie Caesar überzeugen, sie gemeinsam mit ihrem Bruder auf den Thron zurückzuführen - Caesar erwähnt das Verhältnis zu Kleopatra nicht in seinem „Buch über den Bürgerkrieg" - Dichter Lucan tadelte das Verhältnis - Moderne Forschung: Einige Historiker glauben, Caesar habe ein anderes politisches System kennengelernt, das ihn zu Gedanken einer monarchischen Ordnung in Rom angeregt haben könnte [Dynastisches Prinzip: Ptolemaios XV. Kaisarion ] - als Sohn der Kleopatra am 23.6.47 v. Chr. geboren; von den Alexandrinern mit dem Spitznamen Kaisárion („Caesarchen") versehen ➡ soll vermeintliche Vaterschaft Caesars betonen, die allerdings u.a. von Seiten des Augustus immer bestritten wurde - nach Tod von Ptolemaios XIV. wurde er Mitregent Kleopatras - Caesar & Kaisarion Caesar erkennt ihn als seinen Sohn an - nach dem Tod seiner Mutter Kleopatra versuchte er, über Äthiopien nach Indien zu fliehen, wurde aber aufgegriffen und auf Befehl des Octavian getötet - im Juli 46 v. Chr. kommen Kleopatra und Kaisarion als geladene Gäste nach Rom; wohnen in einer Villa Caesars in seinen Gärten jenseits des Tiber - erhielten den Titel *reges socii et amici populi Romani* - Aufenthalt blieb nicht unbemerkt [Antonius und Kleopatra] - Erste Begegnung 41 v. Chr. in Tarsos: - Kleopatra (28) begegnete Antonius (42) und erschien als Verkörperung von Aphrodite-Isis, umgeben von königlichem Luxus und orientalischem Flair - Antonius war sehr empfänglich für diesen Eindruck - Racheaktion: - Kleopatra ließ ihre Schwester Arsinoe IV. im Exil in Ephesos töten - Winter 41/40 v. Chr. in Alexandria: - Kleopatra und Antonius hatten Zwillinge: Alexander Helios und Kleopatra Selene - Dynastische Fortführung und Sicherung der ägyptischen Stellung - Politische und territoriale Zugeständnisse: - Antonius brauchte Ägypten zur Unterstützung gegen die Parther und machte Kleopatra große territoriale Zugeständnisse - Kleopatra agierte als Patronin des Ostens und sicherte sich die Unterstützung einflussreicher Herrscher - 36 v. Chr. Geburt von Ptolemaios Philadelphos - 32 v. Chr.: - Antonius schickte Octavia den Scheidebrief - Octavian erzwang die Herausgabe von Antonius\' Testament, erklärte Kleopatra im Herbst 32 v. Chr. zum „Feind" (hostis) - Nach Octavians Sieg: - Octavian trat als milder Herrscher auf und ließ nur wenige Anhänger des Antonius töten (z. B. Antyllus und Kaisarion) - Ägypten wurde als kaiserliche Provinz unter Octavian direkt verwaltet - Ägypten erhielt weniger Mittel für Priester und Tempel, und die Integration der Ägypter in obere gesellschaftliche Positionen wurde nicht fortgeführt - kam zu Steuerflucht und Verarmung aufgrund der Ausbeutung der Landbevölkerung IV\. Von Claudius zu Nero: Zwei Kaiser, zwei Visionen für Rom *[Übersicht zur Römischen Kaiserzeit: Die iulisch-claudische Dynastie (14--68) ]* - 27/23 v. Chr. -- *res publica restituta* durch Augustus = Beginn des Prinzipats - iulisch-claudische Dynastie = die ersten fünf römischen Alleinherrscher nach dem Ende der Republik und den Bürgerkriegen (unter Einschluss ihrer Familien) - Augustus = Octavier von Geburt; gelangte erst durch das Testament Caesars in die Familie der Iulier - Tiberius (14-37) zählte als Sohn des Tiberius Claudius Nero und der Livia zunächst zu den Claudiern; mit der Adoption durch Augustus fand er Eingang in die Familie der Iulier - Caligula (37--41) = als Sohn des Germanicus (Sohn des Drusus) und Neffe des Tiberius war er Claudier; als Adoptivsohn des Tiberius wiederum ein Iulier - Claudius (41--54) = als Bruder des Germanicus (und Onkel Caligulas) Teil der Familie der Claudier - Nero (54-68) = über die mütterliche Linie ein Großneffe des Augustus; nach der Adoption durch Claudius Teil der claudischen Familie - mit Neros Tod endet die iulisch-claudische Dynastie 1. Claudius: ein unerwarteter Kaiser a. [die übersehene Figur: Jugend, Gesundheit und Nachfolger des Caligula] - geboren am 1. August 10 v. Chr. in Lugdunum (erster römische Kaiser außerhalb Italiens geboren) - Sohn von Nero Claudius Drusus und Antonia Minor - = Bruder des Germanicus, Neffe des Tiberius, Onkel des Caligula - als Kind eher kränklich; geh- und sprachbehindert - kaum als geeignet für öffentliche Ämter angesehen - Augustus sah ihn als ungeeignet für verantwortungsvolle Aufgaben - Bekam nur wenige öffentliche Aufgaben, vor allem religiöse - Kein Senatsmitglied, blieb im Ritterstand, der ihn repräsentierte - nach Ermordung Caligulas von den Prätorianern zum Kaiser ernannt, vor allem wegen seiner Verbindung zu Germanicus - nach Thronbesteigung besserten sich körperliche Beschwerden; gab an, Leiden früher übertrieben zu haben, um sich zu schützen - Charakter widersprüchlich: großzügig, volksnah, aber auch grausam, leicht manipulierbar und zu Wutausbrüchen neigend - Beschrieben als gleichzeitig paranoid und verwirrt, aber auch belesen und intelligent - Quellenlage: schwierig, da Darstellung zwischen Lob und Kritik schwankt b. [Regierungsstil und Reformen] - Militärische und machtpolitische Erfolge: - Reichsausdehnung erstmals seit Augustus - Eroberung Britanniens: lehnte den Titel „Britannicus" für sich ab, gab ihn seinem Sohn - Eingliederung Lykiens nach Unruhen; Revision des Straßensystems - Ziel: stärkere Anbindung der Peripherie an Rom - Provinzpolitik und Bürgerrecht: - Großzügige Vergabe des römischen Bürgerrechts, jedoch mit Bedingung der Lateinkenntnisse - Verwaltung und Freigelassene: - Verlagerung von Verwaltungsaufgaben von Senatoren auf Freigelassene (Liberti) - Schaffung spezialisierter Ämter (Finanzen, Infrastruktur, Justiz) - Wichtige Liberti: Pallas (Finanzen), Narcissus (Korrespondenz), Callistus (Bittschriften), Polybius (Studien) - Einfluss beruhte eher auf Nähe zum Herrscher als auf Ämtern, daher wenig Fortschritt in der Administration - Reformen: - Justizreform: Modernisierung von Rechtssystem und Verfahren, häufig persönliche Urteile - Schutz der Schwachen: Verbot des Aussetzens kranker/alter Sklaven - Infrastruktur und Versorgung: - Maßnahmen gegen Hungersnöte: Hafenanlage in Ostia, Trockenlegung des Fucinersees (teils erfolglos) - Verbesserung der Wasserversorgung: Fertigstellung von Aqua Claudia und Anio Novus *Der gelehrte Kaiser* - Verfasser monumentaler Geschichtswerke: - *Römische Geschichte* (43 Bücher, ab Caesars Ermordung) - *Etruskische Geschichte* (20 Bücher) und *Karthagische Geschichte* (8 Bücher) in Griechisch - Werke nur fragmentarisch erhalten; von Sueton als gebildet, aber teils geschwätzig beurteilt - Planung einer Alphabetreform 2. Agrippina die Jüngere: Ehefrau und Mutter mit Herrscherambitionen *Iulia Agrippina Minor, die Urenkelin des Augustus* - **Ruf:** - Paradebeispiel für skrupellose, machtbesessene Frau - Verfehlungen: Gattenmord, Ehebruch, Verleumdung, Inzest (mit Bruder Caligula und Sohn Nero) - **Herkunft:** - Geboren am 6. November 15 n. Chr. in oppidum Ubiorum (Köln) - Tochter des Germanicus und der Agrippina Maior - Schwester des Kaisers Caligula, Nichte des Claudius - Wuchs mit Geschwistern bei Großmutter Livia auf - **Ehen und Familie:** - Ehe: Tiberius verheiratete sie mit Cn. Domitius Ahenobarbus; Mutter des späteren Kaisers Nero - Ehe: Heirat mit Passienus Crispus nach Rückkehr aus Verbannung († 48 n. Chr.) - Sueton: Agrippina ermordete ihn, um sein Erbe zu sichern (auch zugunsten Neros) - **Politische Konflikte:** - 39 n. Chr.: Verbannung auf die Pontischen Inseln wegen angeblicher Verschwörung gegen Caligula - Rückkehr nach dessen Ermordung nach Rom a. [Die Heirat mit Claudius und ihre Stellung am Kaiserhof] - **Unglückliche Ehen:** - Hinrichtung Messalinas wegen Sittenlosigkeit erschütterte Claudius' Haus - Wettkampf unter Freigelassenen und aristokratischen Frauen um Claudius' nächste Ehe - **Agrippinas Aufstieg:** - Tacitus lobt Agrippinas Fruchtbarkeit und Verbindung zum Haus des Germanicus als Vorteil - Einfluss auf Claudius bereits vor der Ehe: ständiger Kontakt unter dem Vorwand der Verwandtschaft, Manipulation zu ihren Gunsten - **Agrippinas Macht:** - Nach der Eheschließung ungehindertes Ausleben ihrer Machtambitionen - Überschreitet traditionelle weibliche Rollen: - Einfluss auf militärische Angelegenheiten, Reformen in der Prätorianergarde - Kommando über Truppen und Tragen der *chlamys aurata* (militärisches Symbol) - Umbenennung ihres Geburtsorts in *Colonia Claudia Ara Agrippinensium* -- einzige Kolonie, die den Namen einer Frau trug - **Einzigartige Stellung:** - Erster Kaisergattin-Titel *Augusta* zu Lebzeiten des Mannes verliehen. - Claudius erscheint abhängig von Agrippina, durch deren Intrigen auch seine Grausamkeit sichtbar wurde (Tacitus). - **Charakterdarstellung:** - Nutzung sexueller Reize als Machtmittel (Tacitus). - Wandel vom Idealbild der Ehefrau zur machtgierigen Kaisergattin. b. [Neros Adoption durch Claudius] - **Herkunft und Kindheit:** - Geboren als L. Domitius Ahenobarbus am 15. Dezember 37 in Antium - Sohn von Cn. Domitius Ahenobarbus und Agrippina Minor - Vater starb 40 n. Chr.; wuchs bei Tante Domitia Lepida auf - **Adoption und Thronfolge:** - 25\. Februar 50: Adoption durch Claudius, neuer Name: Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus - Adoption machte ihn älteren Sohn und Thronfolger vor Britannicus - Gründe für die Adoption: 1. Britannicus war Sohn der verrufenen Messalina (damnatio memoriae) 2. Britannicus litt vermutlich an Epilepsie, was Zweifel an seiner Zukunftsfähigkeit schuf - **Britannicus' Ausschaltung:** - Britannicus wurde von Nero im Februar 55 vergiftet; Grund: Eifersucht und politisches Kalkül - Agrippina versuchte Britannicus als Druckmittel gegen Nero zu nutzen, was ihr eigenes Todesurteil besiegelte - **Strategien Agrippinas:** - Ziel: Neros Thronfolge sichern - 49 n. Chr.: Verlobung Neros mit Claudius' Tochter Octavia, Eheschließung 53 n. Chr - Octavia wurde für die Ehe in eine andere Familie adoptiert - **Erziehung Neros:** - Erzieher: Seneca der Jüngere und Prätorianerpräfekt Afranius Burrus - Seneca und Burrus prägten Nero in militärischen und rhetorischen Fähigkeiten c. [Der rätselhafte Tod des Kaisers] - am 13.10.54 stirbt Kaiser Claudius - **Todesumstände:** - Umstritten, aber antike Quellen deuten auf Mord hin - Hauptverdächtige: Agrippina, Claudius\' Ehefrau - **Motive Agrippinas:** - Sorge, dass Claudius Britannicus als gleichberechtigt mit Nero positionieren wollte - Claudius bereute Adoption Neros und Ehe mit Agrippina - **Theorie der Vergiftung:** - Überliefert von Tacitus, Sueton, Cassius Dio - Gift möglicherweise in einem Pilzgericht oder bei einem medizinischen Eingriff verabreicht - Beteiligung mehrerer Personen; Ablauf bleibt unklar 3. Nero: zwischen Selbstverwirklichung und Wahnsinn a. [Immer nur Sohn? Neros Weg zur Macht] - **Tod des Claudius (13.10.54):** - Tod bis Mittag geheim gehalten - Nero wird von Prätorianern sofort zum Kaiser ausgerufen - **Rechtsgrundlage der Nachfolge:** - Anerkennung durch Senat: *tribunicia potestas* und *imperium proconsulare* - Name: Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus - **Drei Schritte der Machtübernahme:** - Designation: Bestimmung durch Vorgänger - Akklamation: Zustimmung des Heeres (wichtigste Grundlage, bevorzugt Familienmitglieder) - Bestätigung: Formelle Zustimmung des Senats - **Haltung zu Claudius:** - Anfangs Ehrung des Adoptivvaters: - Claudius auf Senatsbeschluss vergöttlicht (erstmals seit Augustus) - Pompöses Staatsbegräbnis, organisiert von Agrippina; Nero hält Totenrede (verfasst von Seneca) - Später Respektlosigkeit: Nero nennt Pilze „Speise der Götter" - **Erste Senatsrede:** - Von Seneca verfasst - Rückbezug auf Augustus, Kritik an Claudius' Politik b. [Der Muttermord als Befreiung? Die Ausschaltung politischer Gegner] - **Änderung der Stellung:** - Nach Claudius' Tod wird Agrippina von Kaisergattin zur Kaisermutter - Anfangs großer Einfluss auf die Politik Neros - **Verlust des Einflusses:** - Nero-Getreue sahen sie zunehmend als Störfaktor; Gerüchte über Inzest - Seneca und Burrus drängen Agrippinas Herrschaftsansprüche zurück, v.a. durch Neros Beziehung zu Claudia Acte - Nero ließ Britannicus ermorden, entzog Agrippina ihre Leibwache und verbannte sie aus dem Kaiserpalast - **Agrippinas Ermordung (59 n. Chr.):** - Opfer eines raffiniert geplanten Attentats - Seneca und Burrus deckten Nero, behaupteten, sie hätten einen Anschlag von Agrippina verhindert - **Folgen des Muttermords:** - Markiert Ende des „glücklichen quinquenniums" (ersten fünf Regierungsjahre) - **Nero emanzipierte sich von Prinzipatskonventionen:** - Standeswidrige Liebschaften, Scheidung von Octavia - **Entzog sich mäßigendem Einfluss:** - Burrus verstorben (möglicherweise Giftmord) - Seneca zog sich zurück, ohne Einfluss auf Nero c. [Künstlerkaiser: Neros Selbstdarstellung] - **Distanz zu militärischem Ruhm:** - Kein Interesse an militärischem Prestige oder Selbstinszenierung als Feldherr - **Künstlerische Ambitionen:** - Bevorzugte Musik, Dichtung, Tanz und Wagenrennen -- Tätigkeiten sozial niedrigerer Schichten laut römischen Führungsidealen - Förderung von Sport, Kunst und Kultur, ausgeprägte Vorliebe für griechische Kultur (Philhellene) - **Künstlerische Auftritte:** - Anfangs privat, später öffentlich außerhalb Roms - **60 n. Chr.:** Einführung der „Neronia" (griechische Wettspiele) - Enthielten Dichtkunst, Musik, Sport und Pferderennen - 64 und 65 trat Nero selbst auf; gewann 64 kampflos in der Kitharodie nach Disqualifikation aller Mitbewerber - **65:** Senat versuchte Auftritt zu verhindern, bot Siegpreise im Gesang und einen Ehrenkranz für Beredsamkeit an, um Schande zu verdecken - Nero lehnte ab, betonte Gleichberechtigung mit Mitbewerbern und vertraute auf den „verdienten Ruhm" - **Griechenlandreise (66):** - Städte mit musischen Wettkämpfen schickten ihm alle Siegerkränze im Gesang - Nero zeigte Dankbarkeit, ehrte Gesandte mit privatem Empfang und gemeinsamen Mahlzeiten *Der Brand Roms* - **Ausmaß:** - Größter Brand in der Geschichte Roms, große Zerstörungen - **Quellenlage:** - Zeitgenössische Berichte spärlich, Seneca schweigt dazu - Hauptquelle: Tacitus (möglicher Augenzeuge als Kind) - **Schuldfrage:** - Ursache unklar: Zufall oder Anstiftung durch Nero? - Öffentliche Meinung beschuldigte Nero - Nero schob Schuld auf Christen, um Gerüchte zu ersticken; Christen verfolgt und grausam bestraft - **Stadtplanung nach dem Brand:** - **Bürgerfreundliche Maßnahmen:** - Neubau von Mietshäusern mit Sicherheitsvorgaben zur Minimierung der Brandgefahr - **Privates Bauprojekt Neros:** - Bau der „Domus Aurea" (Goldenes Haus) zwischen Palatin und Esquilin - Riesige Villenanlage (\~80 ha), durch Enteignung und Nutzung öffentlichen Raumes realisiert [Neros Niedergang] - **Mord an Agrippina und zunehmende Machtverhältnisse:** - Mord an Mutter Agrippina, wachsender Einfluss der Freigelassenen. - Harte Maßnahmen gegen Senatskritiker, exzessive Selbstinszenierung (z. B. durch die **domus aurea** und schauspielerische Ambitionen). - Widerstand unter den römischen Eliten wächst. - **Pisonische Verschwörung (65 n. Chr.):** - Verschwörung zur Ermordung Neros, gescheitert durch Verrat eines Freigelassenen. - Nero verhaftete und ließ Hinrichtungen/Selbstmorde durchführen. - **Opfer und Folgen:** - Prominente Opfer, darunter Seneca (Rolle unklar). - 68 n. Chr.: Nero begeht Selbstmord, verfolgt von Reiterschwadronen. II. Mittelalter I. 800 -- Die Kaiserkrönung Karls des Großen 1. Das Frankenreich -- von einem antiken Randgebiet zum neuen Herrschaftszentrum - Begriff „Völkerwanderung": - Seit 1800 als Erklärungsmodell für den Untergang Roms - Zwei zentrale Thesen: - „Barbarensturm" führt zum Ende der römischen Kultur - „Germanische Stämme" wirken als frische Kräfte in zerfallender Ordnung - Auslöser: Hunneneinfall um 375 zwingt Goten zur Flucht ins Römische Reich - Fränkische Integration: - Fränkische Gruppen siedeln sich in Gallien an, bewahren aber teilweise römische Strukturen - Ihre Zahl (ca. 150.000--200.000) im Vergleich zur gallo-römischen Bevölkerung (5 Mio.) gering - Auswirkungen: - Bevölkerungsrückgang und Urbanisierungskrise - Beispiel Rom: Bevölkerung sinkt von 1 Mio. (200 n. Chr.) auf 20.000 (800 n. Chr.) a. [Die Dekomposition der antiken Mittelmeerwelt] - Zersetzung der römischen Strukturen: - Infrastruktur (Straßen, Brücken, Wasserleitungen) verfällt - Verlust zentrale Staatlichkeit + lateinische Schriftkultur - Regionale Sprachen und Dialekte verdrängen Latein - Neue Machtzentren: - Lokale Herrscher („Warlords") übernehmen militärisch-politische Kontrolle - Militärischer Erfolg legitimiert Macht, unabhängig von ethnischer Herkunft b. [Merowinger und Pippiniden] - Merowinger (5.--8. Jh.): - Ursprünglich mächtige fränkische Herrscherfamilie - Mit der Zeit de facto entmachtet („Schattenherrscher") - Übergang zu den Karolingern: - Pippin III. (Vater Karls des Großen) wird 751 König - Kirche unterstützt ihn, da die Merowinger ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen - Salbung Pippins durch Papst verleiht sakrale Legitimation c. [Das Bündnis zwischen Franken und römischem Bischof] - Hintergrund: - Franken helfen Papst militärisch gegen Feinde (Langobarden) - Kirche legitimiert Herrschaft der Karolinger - Wichtige Ereignisse: - „Pippinsche Schenkung" (754): Übergabe von Gebieten an den Papst → Gründung des Kirchenstaates - Papst Stephan II. salbt Pippin und dessen Söhne zu Königen - Ergebnis: - Symbiose von kirchlicher und weltlicher Macht - Kirche wird unabhängiger von Byzanz 2. Auf dem Weg vom römischen Bischof zum Papsttum - Im 2. Jh. Setzt sich Amt des „monarchischen Bischofs" durch - Römischer Bischof zunächst einer von vielen - Besonderheit des römischen Bischofs: - Apostolische Tradition (Petrus und Paulus) - Zentraler Orientierungspunkt für die Franken - Abgrenzung von anderen Patriarchaten (Konstantinopel, Jerusalem etc.) - [Funktion der Bischöfe in der Spätantike] - Bindeglied zwischen lokaler und zentraler Verwaltung - Schutz von Städten und sozialen Strukturen in Krisenzeiten - Religiöse und weltliche Führungsrolle - [Was macht den römischen Bischof besonders?] - Herkunft aus apostolischer Linie Gründung der römischen Kirche durch Petrus und Paulus - Rolle als Hüter christlicher Tradition und Autorität für die Franken - [Konstantinopel und Rom im 8. Jh.] - Konflikte: Bilderstreit unter Kaiser Leo III. mit Papst Gregor II - Papst verteidigt Ikonenkult und exkommuniziert Kaiser - Franken als neue Schutzmacht des Papstes Papst sucht Schutz bei Karl Martell und den Franken, da Byzanz entfremdet ist 3. Die Krönung und ihre Konsequenzen  - Krönung Karls des Großen 800 durch Papst Leo III - Symbolik: Übergang von römischer zu christlich-abendländischer Kaisermacht - Wiederherstellung des weströmischen Kaisertums - Abhängigkeit des Kaisers vom Papst als neue Machtkonstellation - Konsequenz: Dualismus von Kaiser und Papst - Beginn des „Heiligen Römischen Reiches" [a) Ein oder zwei Kaiser in Ost und West?] - Spannungen mit Byzanz: Kaiserin Irene als illegitime Herrscherin (797) - Legitimität von Karls Kaiserkrönung durch Vakanz im Osten [b) Der Papst macht den Kaiser: Die Konstantinische Schenkung] - Gefälschte Urkunde aus dem 8. Jh. begründet päpstliche Ansprüche - Legitimation von päpstlicher Autorität über weltliche Herrschaft - Symbolik: Verbindung zwischen Kaiser- und Papsttum durch die apostolische Tradition [c) Translation Imperii -- Kontinuität oder Neubeginn?] - Neubeginn der Kaiseridee: von Rom auf das Frankenreich übertragen Karl der Große als Gründer eines christlichen Imperiums - Kontinuität: Christliche Werte als verbindende Elemente zwischen Rom und dem Frankenreich II. 1095 - Die Synode von Clermont und die Folgen - Ausgangspunkt: - Die Kapetinger: - Regierten im 11. Jahrhundert über Frk - Macht anfangs begrenzt + Konzentration auf Kernland - Aufruf zum Kreuzzug: - 1095 Aufruf Papst Urban II. zum Kreuzzug - Ziel: Christen im Heiligen Land zu schützen - Fulcher von Chartres (möglicher Augenzeuge) lieferte wichtigen Bericht über das Ereignis - Die Christenheit befindet sich in tiefer Krise, denn - illegitimer Kaiser regiert in Deutschland - christlicher Glaube von Geistlichen und Laien verachtet, weshalb sich das Böse ausbreitet - es herrscht ein unablässiger Kriegszustand 1. a. [Eine Bewegung für die „Freiheit der Kirche"] - 11\. Jahrhundert: Zeit einer großen kirchlichen Reformbewegung im lateinischen Abendland - Bezeichnungen: Cluniazensische Reform, Gregorianische Reform oder einfach Kirchenreform des 11. Jahrhunderts - Umstrittene Einheitlichkeit: genaue Ausprägung und Einheitlichkeit dieser Reformbewegung in Forschung diskutiert - wichtige Zentren Reform waren Klöster wie Cluny in Burgund, Gorze in Lothringen und Hirsau bei Calw - Cluny: Größte Kirche des 11. Jahrhunderts - Gründung: 910 von Herzog Wilhelm von Aquitanien - Autonomie: Cluny unabhängig von weltlicher Macht und stand direkt unter der Autorität Papst - Freiheit: agieren frei von Einfluss durch Laien oder lokale Bischöfe - auch asketische Bewegungen, insbesondere in Italien Gründung von Eremitengemeinschaften (z.B. in Grottaferrata bei Rom oder Camaldoli) Zentrale Aspekte der Reformbewegung: - Liberas ecclesiae (Freiheit der Kirche): zentrales Schlagwort der Reformbewegung - Ausstrahlung über Klöster hinaus: Beeinflussung nicht nur Klöster, sondern gesamte Geistlichkeit - Orientierung an mönchischen Idealen: Geistlichkeit sollte sich zumindest teilweise an mönchischen Idealen orientieren - Zölibat als zentrale Forderung - Nikolaitismus: Verheiratete oder in Konkubinat lebende Geistliche als \"Nikolaiten\" bezeichnet und abgelehnt Synode von Pavia 1022: - Zölibat - Kirchliche Dienstpflicht: Kinder von Klerikern sollten der Kirche dienen und ihr gesamtes Eigentum an sie abtreten Der Begriff \"Simonie\" - stammt aus biblischer Geschichte von Simon dem Zauberer, der versuchte, die Gabe des Heiligen Geistes zu kaufen - ursprünglich Bezeichnung Kauf kirchlicher Ämter oder Sakramente - Begriff erweitert und umfasste jeden Einfluss von Laien bei Besetzung kirchlicher Ämter - kirchliche Reformbewegung von römisch-deutschen Kaisern maßgeblich gefördert - Höhepunkt: 1046, König Heinrich III. setze rivalisierende Päpste ab wegen Simonie - Beginn Reihe ‚deutscher' Päpste: - Leo IX. - Viktor II. - Stephan IX. Mit diesen ‚deutschen' Päpsten ergriff die kirchliche Reform das Amt des Papstes und begann es im Sinne der Reform zu instrumentalisieren. - Verbindung Reform mit Aufwertung Papsttum Führungsanspruch an gesamter Kirche d. [Papst Gregor VII. und der Investiturstreit] - Kern des Konflikts: Papst beanspruchte Recht, Bischöfe einzusetzen (Investitur), was bisher traditionell vom König ausgeübt wurde - Konsequenzen: Konflikte zwischen Papsttum und Kaisertum - Höhepunkt unter Gregor VII.: Eskalation Konflikt 27 Leitsätze Gregors VII.: - Papstliche Machtansprüche - Unabhängigkeit der Kirche - Vollmacht des Papstes alleinige Autorität über die Kirche - Unfehlbarkeit des Papstes - Niederlage Gregors VII.: Politik Gregors VII. großer Misserfolg - Heinrich IV. als Sieger Absetzung Gregor VII - Gegenpapst Clemens III. - Eroberung Roms: Heinrich IV. eroberte 1084 Rom und ließ sich von Clemens III. zum Kaiser krönen - Gregors Flucht und Tod: Gregor VII. war in Rom eingeschlossen, konnte sich aber mit Hilfe der Normannen retten. Nach der Plünderung Roms floh er nach Salerno, wo er 1085 starb. - Dauerhafte Spaltung e. [Von Reims über Cluny nach Rom -- Urbans geistliche Karriere] - stammte aus dem gallischen Adel und war Bewohner der Stadt Reims - Cluniazenser-Mönch (gehörte strenger Reformbewegung an) - Beschreibung als weise, fromm, redegewandt - Anerkennung Papsttum zunächst nur Süditalien, Frk und Spanien Suche nach weiteren Verbündeten (Annäherung an Ostrom) - Um Position zu stärken, Verwendung folgender Mittel: - Päpstliche Briefe - Päpstliche Legaten - (Bischofs-)Synoden mit Beteiligung von Geistlichen Laiengruppen unter päpstlichem Vorsitz f. [Clermont 1095 -- Worum es eigentlich ging] Synode von Piacenza 1095 - Zeitpunkt: ab 1094 Durchsetzung in Rom und Oberitalien - Wechsel in der Politik in das Lager der Reformer - Synode von Piacenza: Versammlung 200 Bischöfe, um die päpstlichen Reformgrundsätze anzuerkennen - Gesandtschaft aus Byzanz: Bitte um militärische Unterstützung gegen Seldschuken Synode von Clermont - Einladung 1095 zu einer Synode nach Clermont - Ziel der Synode: Vorantreiben Kirchenreform und Diskussion Lage im Heiligen Land - Direkter Appell an Geistlichkeit - Aufruf zur Ehrfurcht vor Kirche - Kampf gegen Simonie - Unabhängigkeit der Kirche - Schutz für Geistliche und Unbeteiligte - Ende der Gewalt - Durchsetzung Gottesfrieden Gottesfriedensbewegung: - Entstand bereits im 10. Jahrhundert - Gewalteindämmung + Sicherung Frieden - Schutz für bestimmte Gruppen, die nicht zur kriegerischen Elite gehörten - Dringlichkeit der Lage - Bedrohung durch Türken - Pflicht der Christen: Die Christen in Europa hätten die Pflicht, ihren Glaubensbrüdern im Osten zu helfen. - Aufruf zur Waffenhilfe - Umayyaden-Kalifat: von 661 bis 750 Damaskus als Hauptstadt - Abbasiden-Kalifat: Ab 750 Verlagerung Zentrum islamischer Macht nach Bagdad - Fatimiden-Kalifat: 972 Kairo zur Hauptstadt Aufstieg der Seldschuken - turkmenischer Stamm, der ursprünglich nomadisches Leben führte - Konversion zum Islam - Eroberung Bagdads 1055 - Titel des Sultans (Anführer der Seldschukken) Politische Veränderungen im Nahen Osten: - Aufstieg und Fall von Kalifaten - Seldschuken an der Macht - Schwäche des Byzantinischen Reiches Der Aufruf zu den Kreuzzügen - Schwäche der Byzantiner und Bedrohung durch Seldschuken boten den Christen Gelegenheit, das Heilige Land zurückzuerobern - Aufruf von Papst Urban II. an alle Christen sich zu bewaffnen, um Türken zu bekämpfen - Ziele des Kreuzzugs: das Heilige Land befreien, die Christen im Osten zu schützen und Einheit der Christenheit zu stärken - Motivation der Kreuzfahrer mit verschiedenen Versprechungen (Vergebung der Sünden, ewige Ehre und materielle Vorteile) Der Volkskreuzzug und Peter der Einsiedler - Initiierung durch Prediger Peter der Einsiedler - Kreuzfahrer zogen von Frankreich über Deutschland nach Konstantinopel, weiter ins Heilige Land von Seldschuken bei Nicaea im Jahr 1096 vernichtend geschlagen Gewalt gegen Juden während des Volkskreuzzugs: - Auf Weg ins Heilige Land kam es zu Übergriffen auf jüdische Gemeinden in Städten wie Mainz, Worms, Speyer, Trier, Köln und Regensburg - Zwangstaufen und Trieb vieler Juden in Selbstmord - Kreuzfahrer in Ungarn aufgerieben und erreichten Konstantinopel nicht 2\. Welle der Kreuzzüge: - organisierte militärische Expeditionen - Führende Persönlichkeiten: Gottfried von Bouillon, Robert von Normandien, Bohemund von Tarent - Treffpunkt Konstantinopel, gemeinsamer Aufbruch ins Heilige Land - Belagerung Mai 1097 Nicaea - Juli Sieg über Seldschukken unter Kilidsch Arslan - Belagerung Oktober 1097- Juni 1098 Antiochia - Eroberung Jerusalem im Juli 1099 Die 4 Kreuzfahrerstaaten: - 1098 Unterwerfung armenische Herrschaft von Edessa und Gründung Grafschaft Edessa - Eroberung Antiochias 1099 Entstehung Fürstentum Antiochia - Eroberung Jerusalems 1099 übernahm Gottfried von Bouillon Herrschaft als „advocatus sancti sepulchri" Balduin von Boulogne erster König von Jerusalem - 1102 Unterwerfung Emirat von Tripolis Gründung Grafschaft Tripolis III. 1348 - Die Pest verändert Europa? 2. Pest: Globalgeschichte einer vormodernen Epidemie a. [Eine besondere Krankheit, ihre Symptome und ihre Verbreitung] - Pest= Beschreibung einer Vielzahl von Seuchen - Yersinia pestis: - Bakterium als Ursache - Entdeckung durch Alexandre Yersin 1894 - verursacht Beulenpest und Lungenpest - Übertragung: von Ratten auf Menschen durch Flöhe **Varianten des Erregers** - **Variante \"Antiqua\":** - Justinianische Pest - Ausbreitung ab 541 im Mittelmeerraum, bis ins 8. Jahrhundert aktiv - **Variante \"Medievalis\":** - Ursprung in Zentralasien im 14. Jh. - Erreichte 1347 Mittelmeerraum - bis ins 18. Jahrhundert virulent - **Variante \"Orientalis\":** - Ausbreitung ab 1890er Jahren von Indien, Burma und China - bis heute virulent Infektion mit Beulen-Pest: - **Übertragung:** durch Flöhe von Ratten auf Menschen - **Symptome:** - Schwellung der Lymphknoten (Beulen) - Dunkle Verfärbung der Haut an Einstichstelle - Fieber, Schüttelfrost - **Verlauf:** - Eindringen Erreger in Lymphsystem - Anschwellung Lymphknoten + aufbrechen - Bei Blutvergiftung Tod - Überlebende meist immun Infektion mit Lungenpest: - **Übertragung:** Durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch - **Symptome:** - Hohes Fieber, Husten mit blutigem Auswurf - Atemnot - **Verlauf:** - Sehr schnelle Entwicklung der Krankheit (Stunden bis Tage) - Hohe Sterblichkeit - **Besonderheit:** Bis zur Entwicklung von Antibiotika war die Lungenpest nahezu immer tödlich b. - **Beginn der Pest:** Ausbreitung im Osten, in China und Nordindien - **Symptome:** Blutspucken, schneller Tod - **Ausbreitung:** Innerhalb eines Jahres Ausbreitung über weite Teile Asiens bis Europa - **Betroffene Regionen:** Schwarzes Meer, Syrien, Türkei, Ägypten, Griechenland, Armenien und weitere Regionen - **Verheerende Auswirkungen:** Massensterben und große Zerstörungen **Belagerung von Caffa:** - **Ausbruch der Pest:** belagerte Tataren erkrankten massenhaft an Pest - **Symptome:** geschwollene Lymphknoten, Fieber - **Verbreitung:** schnelle Ausbreitung mit großen Verlusten - **Verzweiflungstat:** geschwächte Tataren katapultierten die Leichen ihrer Gefallenen in belagerte Stadt Biowaffe - **Kontamination:** Stadt mit Pestvirus kontaminiert - **Fluchtversuche:** Pest so weit ausgebreitet, dass sie die Fliehenden infizierte - **Ausbreitung der Pest:** Fliehende trugen Pest in andere Regionen Verbreitung Krankheit **Pest in Italien und Frankreich:** - **Ausbreitung durch Handelsschiffe** - **Schnelle Ausbreitung** - **Hohe Sterblichkeitsrate** - **Vergebliche Gegenmaßnahmen:** Reinigung und Quarantäne erfolglos - **Gesellschaftliche Auswirkungen:** tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft und inspirierte literarische Werke wie Boccaccios Decameron c. - **Ungenaue Gesamtschätzungen** - **Regionale Unterschiede** - **Schätzungen:** durchschnittlicher Bevölkerungsverlust von etwa 30% in Europa - **Deutschland:** In Städten wie Bremen und Lübeck Todesfälle zwischen 25% und 60% - **Italien:** In Florenz und Siena Todesfälle etwa 50% - **England:** Verluste mit etwa 25-30% 3. Reaktionen auf die Epidemie a. [Medizinische Maßnahmen: Separation und Flucht] **Soziale Folgen:** - **Allgemeine Panik** und Zusammenbruch der sozialen Ordnung - **Verlassen der Kranken** Angst vor Ansteckung - **Verlust der Menschlichkeit** - **Isolation und Vernachlässigung:** Kranke oft allein gelassen und kaum Pflege - **Wirtschaftliche Auswirkungen:** Diebstahl, Prostitution - **Mangel an Hilfsbereitschaft nur Eigeninteresse** - **Fehlende Totenfürsorge** - **Massenhafte Todesfälle Überforderung** Stadtverwaltung - **Organisierte Totenberäumung** - **Massenhafte Bestattungen (Massengräber)** - **Verlassene Wertgegenstände Flucht** vor Ansteckung b. [Buße und himmlischer Beistand: die Geißlerbewegung und der hl. Rochus] - **Ursprung und Vorbild:** Orientierung an Passion Christi, Ursprung in monastischen Orden - **Ausbreitung:** auch von Laien übernommen - **Erste Welle** um 1260/1261 - **Zusammenhang mit der Pest:** Entstehung neue Geißlerzüge - **Beschreibung der Geißlerzüge:** - in Gruppen von mehreren hundert durch Städte und Länder - trugen Kreuze und Fahnen und geißelten sich selbst - suchten Buße und beteten in Kirchen - **Motivation:** Hoffnung auf Besänftigung Gottes + Beendung Pest - **Gruppen-** hierarchische Organisation (an Spitze Meister) - **Verpflichtung Teilnahme an Bußritual 33 ½ Tage** - **20.10.1349 kirchliches Verbot der Geißler *Littera inter sollicitudines*** c. [Judenpogrome -- Mord an den Juden 1348/49] - **Religiöse Vorurteile:** Im 13. Jahrhundert verstärkten sich antijüdische Einstellungen in Europa - **Beschuldigungen:** Ritualmord und Hostienschändung **Konkrete Beispiele für Pogrome** - **Weißensee 1303:** Über 300 Juden wurden aufgrund falscher Beschuldigungen getötet. - **Güstrow 1330:** Die jüdische Gemeinde wurde beschuldigt, Hostien geschändet zu haben. Die Synagoge wurde in eine Kirche umgewandelt. - **Franken:** Zwischen 1298 und 1338 kam es zu zwei großen Pogromwellen (Rindfleisch- und Armleder-Verfolgungen). - **1349 Untergang fast aller jüdischen Gemeinden im römisch-**deutschen Reich Überlebenden Auswanderung nach Osten Europas 4. Die Pest und die Krise des Spätmittalters a. [Bevölkerungsrückgang und Wüstungen im 14. Jh.] - Im 14./15. Jh Rückgang vieler Dörfer bzw. Siedlungen in West-, Mittel- und Nordeuropa Wüstungen - „Kerngebiet" scheint Mitteldeutschland bei 40-68% b. [Agrarpreise und Überbevölkerung -- Stadt- und Landrelationen]  **Preisentwicklung:** Agrarpreise sanken, Löhne stiegen weniger Menschen und demnach mehr Ressourcen zur Verfügung  **Regionale Unterschiede:** allgemeiner Trend ähnlich  **Folgen:** erhebliche Auswirkungen auf soziale und wirtschaftliche Struktur Europas c. [Klimatische Veränderungen] - Absinken Temperaturen im 14. Jh. Ernteverluste + Hungersnöte - Häufige Extremwetter - 1368 erste Aufforstungen bei Nürnberg - Viele Unwetter IV. 29.Mai 1453 -- Die Eroberung Konstantinopels 1. Expansion des Osmanischen Reiches - entstand aus einem kleinen türkischen Emirat im 13. Jahrhundert - im 14./15. Jh. Ausdehnung bedeutende Macht im östlichen Mittelmeerraum und Südosteuropa - 1453 Eroberung Konstantinopel (= ehemaliges Zentrum des Byzantinischen Reiches) durch Osmanen - Weitere Ausdehnung Kontrolle über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrika, Teile Südosteuropas - erlangt religiöse Bedeutung führende Macht im islamischen Raum **Schisma von 1054** - 1054 endgültiger Bruch zw. Ost und West durch theologische Differenzen + politische Spannungen - Hauptstreitpunkte: Auslegung des Glaubensbekenntnisses, verschiedene Riten (z.B. die Verwendung von gesäuertem oder ungesäuertem Brot bei der Messe) - Versuche Wiedervereinigung Kirchen aufgrund politischer Interessen - 1274 beim Konzil von Lyon vorläufiger Einigungsversuch östliche Kirche akzeptierte vereinbarte Kompromisse nur unter Zwang später Widerruf - Scheitern späterer Einigungsversuche **Schlacht bei Nikopolis (1396)** - Kontinuierliche Ausdehnung osmanisches Reich wachsende Bedrohung für Europa - Kreuzfahrer Versuch Vormarsch der Osmanen aufzuhalten - Schlacht bei Nikopolis vernichtende Niederlage für Kreuzfahrer - Stärkung Stellung Osmanen in Südosteuropa + Verzögerung Rückeroberung Konstantinopels **Kaiser Manuel II. Palaiologos und seine Reisen** - wegen osmanischer Bedrohung Reisen durch Europa, um Unterstützung zu suchen - Ziel: militärische Hilfe erhalten, Koalition gegen Osmanen aufbauen missglückt - Versuch Union mit westlicher Kirche **Die Expansion Timur Lenks und ihre Auswirkungen auf das Osmanische Reich** - Schlacht von Ankara Sieg über osmanischen Sultan Bayezid I. - Folgen für das Osmanische Reich: vorübergehende Schwächung + Atempause für christliches Reich, Kirchenunionen und Osmanen - Konzilien von Pisa und Konstanz Beendung großes Schisma der westlichen Kirche + Wiederherstellung Einheit der Christenheit - neue Chance für Union zw. katholischer und orthodoxer Kirche - Frage der Kirchenunion aufgrund anderer dringender Themen nicht behandelt - Konzil von Basel: mögliche Verhandlung Union, aber keine Einigung - Konzil von Ferrara-Florenz: Versuch Vereinigung katholische und orthodoxe Kirche Osmanische Bedrohung motivierte beide Kirchen zur Einheit dennoch Scheitern Union 2. Die Eroberung Konstantinopels und ihr Widerhall - Konstantinopel etwa 20 Mal belagert z.B. durch Araber (Umayyaden) und Osmanen - Zweck der Belagerungen: Eroberung strategisch wichtige Stadt + Ausdehnung Reich - lange Zeit Bewahrung Unabhängigkeit erst Niederlage Sultan Mehmed II. 1453 **Vorbereitung der Belagerung:** - Bau der Festung Rumeli Hisarı Kontrolle über Meerenge - ermöglichte Osmanen, Schifffahrt im Bosporus zu kontrollieren und Versorgung Konstantinopels zu unterbinden **Die Belagerung:** - Umfangreiche Streitkräfte bei den Osmanen - Belagerung begann 6. April 1453 - Osmanen verfügten über überlegenere Artillerie Angriff mächtige Mauern Konstantinopels - Einsatz massive Geschütze für Durchbruch Stadtmauern - Bedeutung für Osmanen: Kontrolle über Zugang zum Schwarzen Meer + vorantreiben Expansion in Europa. - 29\. Mai 1453 Durchbruch Stadtmauern 3. Die „Türkenfurcht" und ihre Manifestationen - Eroberung Konstantinopels im lateinischen Westen große Besorgnis und Bestürzung **Der Türkenkalender:** - eines der ersten gedruckten Werke Gutenbergs Kalender, der die Christen zum Widerstand gegen Türken aufrief Mobilisierung Gläubige + Schaffung Bewusstsein für Bedrohung durch Osmanen **Päpstliche Bulle:** - Papst Calixtus III. erließ 1456 eine Bulle, in der er die Christen aufrief, durch Gebet und Fasten gegen Türken zu kämpfen (z.B. an jedem ersten Sonntag im Monat besondere Gebete sprechen, Prozessionen abhalten) - Kreuzzugspläne: Aufruf durch Papst Pius II. zu einem neuen Kreuzzug - Organisation Kongress in Mantua, um europäische Fürsten zur gemeinsamen Abwehr gegen Osmanen zu vereinen - Scheitern Versuch, eine große Koalition gegen die Osmanen zu schmieden Klausur: Testat: 60 Min, ca. 30 min pro Teilbereich 5.2. von 15-17 Uhr 30 Punkte im Seminar, 30 Punkte in Klausur zum Bestehen mind. 30 Punkte Jeder Testatteil eine Quelle Jeder Testatteil je eine Zusatzaufgabe Zusammenhänge erkennen, keine Jahreszahlen an sich

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