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Summary

Lecture handout on innovations and interventions in old age by PD Dr. Myriam V. Thoma, covering topics such as dementia, depression, and sleep disorders. The document includes outlines, learning objectives, and a list of references.

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Innovationen und Interventionen im Alter Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 1 Gliederung der Vorlesung 04.11.2024 Angst und somatoforme Störungen im Alter (Präsenzformat) 11.11.2024 Traumafolgestörungen im Alter (via Zoom) 18.11.2024...

Innovationen und Interventionen im Alter Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 1 Gliederung der Vorlesung 04.11.2024 Angst und somatoforme Störungen im Alter (Präsenzformat) 11.11.2024 Traumafolgestörungen im Alter (via Zoom) 18.11.2024 Resilienz im Alter (Präsenzformat) 25.11.2024 Healthy Aging* 02.12.2024 Innovationen und Interventionen im Alter (Präsenzformat) 09.12.2024 Wiederholung und Prüfungsvorschau (via Zoom) 16.12.2024 Prüfung (→ 20.12.2024) * Keine Live Veranstaltung → Video auf OLAT hochgeschaltet PD Dr. phil. Myriam V. Thoma Seite 2 Lernziele der Veranstaltung Nach dem regelmässigen Besuch der Vorlesung und nach dem Studium des vorgegebenen Lernstoffes … … kenne ich die wichtigsten Interventionen zur Behandlung der Demenz.... kenne ich die Besonderheiten der psychotherapeutischen Depressionsbehandlung bei älteren Menschen.... kann ich unterschiedliche therapeutische Massnahmen zur Behandlung von Schlaf- störungen im Alter benennen und beschreiben. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 3 Bildquelle: https://www.pinterest.de/pin/704391197954540725/ Behandlung Demenz im Alter Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 4 REMINDER → Demenz Demenz = Ein Syndrom (→ eine Gruppe von zusammenhängenden Symptomen), welches mit einer fortschreitenden Verschlechterung der Gehirnfunktion einhergeht Alzheimer-Krankheit (AD) = primäre degenerative Erkrankung des Gehirns mit bisher unbekannter Ätiologie u. charakteristischen neuropathologischen/-chemischen Merkmalen Es existiert für keine der degenerativen Demenzerkrankungen eine Therapie zur Heilung bzw. zur Verminderung der Progression. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 5 Demenz – Interventionen – Leitlinienempfehlung AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Arbeitsgemeinschaft wissen- schaftlicher medizinischer Fachgesellschaften EU, insbesondere Grossbritannien: Cochrane-Institute USA: National Institute of Health (NIH) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 6 Exkurs (I) – Graduierung von Empfehlungen (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Grundlage der Empfehlungsgrade neben Evidenz für Effekt auch klinische Aspekte: Klinische Relevanz, Relevanz der Grösse des Effekts, Risiken, Kosten und Verfügbarkeit des Verfahrens Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 7 Exkurs (II) – Evidenzgraduierung (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 8 Demenz – Leitlinien Orientierungsschema (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 9 DEMENZ – Kognitive Verfahren Bildquelle: https://senioren-portal.eu/index.php/kosten-einer-pflegehilfe Demenz – Kognitive Verfahren (I) (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Interventionen, bei denen kognitive Funktionen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache, etc.) aktiviert werden. Grobe Einteilung Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 11 Demenz – Kognitive Verfahren (II) (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Verfahren Einzeln oder in Gruppe durch Therapeut*in oder trainierte Angehörige Zielgrössen Kognitive Leistung Fähigkeit in Alltagsfunktionen Steigerung der Lebensqualität Linderung der Verhaltenssymptome Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 12 Lebensrückblicksinterventionen Bildquelle: https://www.spektrum.de/magazin/lebensrueckblick-mit-der-vergangenheit-aufraeumen/1207973 Lebensrückblicksinterventionen (I) (Aus Maercker & Forstmeier, 2013) Gruppe von psychotherapeutischen Verfahren, die seit Jahren in der klinischen Gerontologie angewendet werden Anwendung Trauma, Depression, Anhaltende Trauerreaktionen, Steigerung des Wohlbefindens Ziele 1) Ausgewogene Lebensbilanz positiver und negativer Erinnerungen 2) Sinngebung 3) Falls Trauma vorhanden → erzählbares Narrativ Vorgehen Besprechung des konkreten Vorgehens; Mehrere Sitzungen (in Psychotherapie → 10–15 Sitzungen); Persönliche Gegenstände (z.B. Briefe, Fotos) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 14 Lebensrückblicksinterventionen (II) (Aus Maercker & Forstmeier, 2013) Ablauf 1) Pro Sitzung ein Lebensalter (Kindheit, Jugend, frühes und spätes Erwachsenenalter) → mehrere Sitzungen für Kindheit und Jugend einplanen; Erwachsenenalter nach abgeschlossenen Lebensabschnitten einteilen lassen 2) Falls Trauma vorhanden: Besprechung vor Sitzung, in der es um die Lebensphase geht, in welcher das Trauma erlebt worden ist 3) Wichtig: Nicht nur Erinnerungen schildern lassen → Reflexion über Erinnerungen anregen Was hat das für Sie damals bedeutet? Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 15 Lebensrückblicksinterventionen (III) (Aus Maercker & Forstmeier, 2013) Trauma & Verlusterlebnis 1) Verständnis zeigen, wenn Patient*in Schwierigkeiten zeigt, Haben Sie festgestellt, dass Sie etwas Positives aus über Trauma zu sprechen dieser Lebenserfahrung Das war eine ganz schwierige Zeit für Sie damals gezogen haben? 2) Validierung 3) Positive Veränderungen: Frage nach positiven Veränderungen durch Überstehen des Traumas 4) Falls nicht vorhanden: Frage nach persönlichem Abschluss Haben Sie einen Abschluss damit finden können? 5) Wichtig: in nachfolgenden Sitzungen mit Trauma ist nur ein Teil Wie könnte ein Abschluss mit folgenden Lebensphasen weitermachen des Lebens diesem Thema aussehen? Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 16 Lebensrückblicksinterventionen (IV) (Aus Maercker & Forstmeier, 2013) Abschluss Integration der einzelnen Lebensabschnitte Wir haben nun eine Weile über Ihr Leben ge- sprochen. Berichten Sie doch jetzt über Ihre persönliche Entwicklung, über das, was Sie im Leben dazugelernt haben! Was würden Sie als die drei wichtigsten Dinge in Ihrem Leben bezeichnen? Warum? Was würden Sie ändern, besser machen, unverändert lassen? Was sind heute die wichtigsten Dinge in Ihrem Leben? Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 17 Lebensrückblicksinterventionen (V) (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019; Maercker & Forstmeier, 2013) Digitaler Lebensrückblick → https://www.lebensrueckblick.com/willkommen Siehe auch → https://www.youtube.com/watch?v=GI R9IfJv69E Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 18 DEMENZ – Validierendes Verhalten Bildquelle: https://digitalsynopsis.com/design/reflections-of-the-past-tom-hussey Demenz – Vorliegen von Psychischen und Verhaltenssymptomen (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Evidenzstufen A = hoch B = mittel 0 = gering Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 20 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (I) Bildquelle: https://apvapa.org/vie-associative/3317/ Methode und Haltung im Umgang mit demenzkranken Menschen Entwickelt durch Sozialarbeiterin, Gerontologin und Schauspielerin Naomi Feil ab 1963 Basiert auf den Grundhaltungen der Gesprächsführung nach Carl Rogers Wertschätzende Haltung Verhalten von Demenz-Patient*innen als gültig akzeptieren Kommunikation Geprägt durch akzeptierende, nicht korrigierende Sprache, die menschliche Bedürfnisse versucht zu verstehen bzw. zu spiegeln Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 21 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (II) Aus den 10 Grundsätzen der Validation nach Feil (Beispiele) Alle Menschen sind einzigartig und müssen als Individuen behandelt werden. Alle Menschen sind wertvoll, ganz gleichgültig, in welchem Ausmass sie verwirrt sind. Es gibt einen Grund für das Verhalten von verwirrten, sehr alten Menschen. Sehr alte Menschen kann man nicht dazu zwingen, ihr Verhalten zu ändern → Ein Mensch ändert sein Verhalten nur, wenn er es will. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 22 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (III) Aus den 10 Grundsätzen der Validation nach Feil (Beispiele) Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, versuchen ältere Erwachsene, ihr Leben wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, indem sie auf frühere Erinnerungen zurückgreifen → Wenn die Sehstärke nachlässt, sehen sie mit dem „inneren Auge“. Schmerzliche Gefühle, die ausgedrückt, anerkannt und von einer vertrauten Pflegeperson validiert werden, werden schwächer → Schmerzliche Gefühle, die ignoriert und unterdrückt werden, verstärken sich. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 23 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (IV) Welches ist das Gefühl, das sich hinter dem Verhalten versteckt? z.B. Wut, Schmerz, Trauer, Angst, Freude Validierung dieses Gefühls: Zulassen Akzeptieren Annehmen Wertschätzen Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 24 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (V) Das Verhalten positiv bestätigen und Verständnis zeigen Zu vermeiden: verwirrte Gefühls- und Verhaltensäusserungen von Menschen mit Demenz…... korrigieren... konfrontieren... diskutieren... abschwächen, wegnehmen → in „unsere Realität“ zurückholen Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 25 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (VI) (Alzheimer's Association, 2021; Alzheimer’s Society, 2021b; SCIE, 2020) Einschränkungen in verbaler Kommunikation (v.a. in späteren Demenzstadien) Person kann nonverbale Kommunikation nutzen: Verhalten, Mimik, Gestik, Laute (→ welche Emotion steht dahinter?) Kommunikation und sinnvolle Beschäftigung sind immer wichtig Reaktion der Person spiegeln → Wenn sie lächelt, auf gleiche Weise reagieren Angemessener Körperkontakt herstellen (z.B. Händchenhalten) → Person wissen lassen, dass man da ist und Sicherheit bietet Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 26 Demenz – Validierendes Verhalten „Validation“ (VII) https://www.youtube.com/watch?v=CrZXz10FcVM https://youtu.be/DOC5BYn77c0 Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 27 DEMENZ – Musik und sensorische Stimulation Demenz – Vorliegen von psychischen und Verhaltenssymptomen (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, 2019) Evidenzstufen A = hoch B = mittel 0 = gering Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 29 Demenz – Musiktherapie (I) (Alzheimer’s Society, 2021b; SCIE, 2020) Musiktherapie = der Einsatz von Musik und/oder Gesang zur Erleichterung und Förderung von Kommunikation, Beziehungen, Lernen, Mobilisierung und Ausdruck Musik spricht viele Hirnareale an, die möglicherweise weniger von Demenz betroffen sind, auch in späteren Stadien Musik ist stark mit Stimmung und Emotionen verbunden CAVE: Musik kann sowohl negative als auch positive Emotionen hervorrufen! Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 30 Demenz – Musiktherapie (II) (Alzheimer’s Society, 2021b; SCIE, 2020) Vorteile der Musiktherapie: Verbesserung der Stimmung, Verringerung von Stress und Unruhe Hilft dabei, Gefühle und Ideen auszudrücken Fördert die soziale Interaktion und den Kontakt zu anderen Menschen (verringert auch die soziale Isolation) Erleichtert körperliche Übungen, Tanz oder Bewegung Videos → Auswirkungen von Musik auf Menschen mit Demenz: https://www.youtube.com/watch?v=6akRw3gwLPU; https://www.youtube.com/watch?v=yVgeNL6qbFs; https://www.youtube.com/watch?v=G7vkKHYosuQ Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 31 Demenz – Sensorische Stimulation (I) Therapieverfahren, die das sensorische Empfinden der Betroffenen ansprechen Aromatherapie (Einsatz von Geruchsstoffen) kann agitiertes Verhalten und andere Verhaltenssymptome bei Patient*innen mit mittel- bis schwergradiger Demenz positiv beeinflussen. Therapie durch Massage und Berührung Körperliche Berührung kann als Kommunikationsmittel eingesetzt werden und eine beruhigende Wirkung haben. Dabei muss das Bedürfnis nach Distanz und Privatsphäre der erkrankten Person beachtet werden. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 32 Demenz – Sensorische Stimulation (II) Therapieverfahren, die das sensorische Empfinden der Betroffenen ansprechen Snoezelen, multisensorische Verfahren Der Begriff „Snoezelen“ ist eine Verbindung aus den beiden holländischen Wörtern „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern) und „doezelen“ (dösen und schlummern). Gleichzeitige Stimulation durch Klänge, Licht, Düfte, etc. Individuelle biografiebezogene Reize (z.B. bestimmte Musik, Lichter, Düfte) regen alle Sinne an und können Effekte auf Freude und Aktivität bei Patient*innen haben. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 33 Demenz – Sensorische Stimulation (III) Therapieverfahren, die das sensorische Empfinden der Betroffenen ansprechen Snoezelen, multisensorische Verfahren https://www.youtube.com/watch?v=I-puYfZQGN8 https://www.youtube.com/watch?v=I-puYfZQGN8 Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 34 Bildquelle: : https://lietti-psichiatra-milano.com/psichiatria/depressione/depressione-anziano Behandlung Depression im Alter Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 35 REMINDER Depression – Behandlung im Alter – Übersicht Antidepressiva Psychotherapie Bewegungstherapie Lichttherapie Wachtherapie Elektrokonvulsionstherapie Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 36 Psychoedukation (https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=vOD2bVAPVgI&ab_channel=NatachaW) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 37 Bildquel le: https:// www.qu ora.com /How- is- depress ion- symboli zed-in- art Do‘s and Don‘ts Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 38 Do’s (I) “ich mache mir Sorgen…” (Karch, 2022) “mir ist aufgefallen, dass …” Behutsames Ansprechen der Depression → in «Ich»-Botschaften → Hinweis auf gute Heilungschancen durch “Depressionen sind auch eine Behandlung; bei älteren Menschen gut behandelbar!” Ernstnehmen der Beschwerden (= Symptome einer Erkrankung) und empathisch sein; “… dass ist sicherlich nicht Unterstützen der Betroffenen, passives einfach auszuhalten”; “ich bedaure, und inaktives Verhalten zu überwinden; dass Sie das durchmachen müssen.” Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 39 Nicht von 0 auf 100; Do’s (II) (Karch, 2022) jeden Tag Aktivierung, um positive Erfahrungen etwas (mehr) Im Kalender alles (und Emotionen) zu ermöglichen; festhalten (z.B. Aufstehen, Frühstücken, Einkaufen, Unterstützung in der sinnvollen 30 Min. aufräumen, Strukturierung des Alltags; Spazieren gehen, etc.) Aufbau eines funktionierenden Versorgungs- und Unterstützungs- Familie, Nachbarn, Partner*innen systems; mit ins Boot holen und Austausch verbessern (z.B. wer ruft wann an, wer kommt wann zu Besuch, etc.) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 40 z.B. Beitritt in einen Chor; Do’s (III) (Karch, 2022) regelmässig in die Kirche gehen Bestärkung, soziale Kontakte aufzubauen; Fertigkeitsdefizite überwinden und positive z.B. weniger Alkohol, körperlich Verhaltensweisen einüben; aktiver werden, weniger TV, mehr lesen, (lernen zu) meditieren, Dabei helfen, Vergangenes besser zu bewältigen; in der Natur Zeit verbringen Unterstützung durch «sanfte» Hilfestellung (z.B. Adressen von Therapeut*innen); “Was Sie schon alles in Ihrem Leben Selber informiert sein (z.B. Ratgeber). geschafft haben!”; “Wie haben Sie damals dieses Schicksal überwunden?” Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 41 Dont’s (I) «Sie müssen positiv denken!»; (Karch, 2022) «Sie müssen einfach nur wollen!» Vermeidung von banalen Phrasen «Sie müssen jetzt Hilfe nicht aufdrängen (→ Stress, Druck, Schuldgefühle) Medikamente nehmen!»; «Sie machen ja wirklich Vorsicht bezüglich der verwendeten Sprache (→ gar nichts mehr!» Stigmatisierung von psychischen Störungen bei älteren Menschen noch stärker ausgesprägt als bei jüngeren Personen) «Depressionen haben nichts mit persönlichem Versagen zu tun» Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 42 Dont’s (II) (Karch, 2022) Suizidäusserungen nie ignorieren; Man kann die Depression einer anderen Person nicht Selbst- alleine «lösen»; fürsorge Auch dann dran bleiben, wenn man wiederholt Zuhören; zurückgewiesen wird. geduldig bleiben; für jemanden einfach “da” sein Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 43 REMINDER Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter (Cuijpers et al., Maturitas, 2014; Kok, & Reynolds, JAMA, 2017; Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression, 2022) Moderate bis hohe Effekte (CAVE → mögliche Überschätzungsgefahr) Empfohlen bei leicht- bis mittelgradiger Depressionen als Monotherapie Bei mittel- bis schwergradiger Depression in Kombination mit medikamentöser Therapie Wirksame PT: KVT, Problemlösetherapie (und Lebensrückblicktherapie) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 44 Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter – THEORIE (I) (Baltes & Baltes, 1990) Modell der Selektiven Optimierung mit Kompensation (SOK-Modell) Entwicklungsziele werden über 3 Komponenten der Anpassung erreicht: Selektion: Neuanpassung von Standards, Zielen und Erwartungen Optimierung: Stärkung/Nutzung (noch) vorhandener, zielrelevanter Handlungsmittel und Ressourcen Kompensation: Schaffung, Erhalt, Training und Nutzung neuer Handlungsmittel und Fertigkeiten Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 45 Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter – THEORIE (II) (Hautzinger, 2015) Psychische Beeinträchtigung als Folge von...... Unfähigkeit, neue bzw. veränderte Ziele zu entwickeln und eine Selektion an Lebensbereichen, Ansprüchen und Handlungsbereichen vorzunehmen.... fehlender Optimierung: Die betroffene Person ist durch eine reduzierte, verarmte, wenig unterstützende Umwelt zur optimalen Nutzung, Stärkung und Neuentwicklung von Fähigkeiten und Lebensbereichen nicht in der Lage.... Fehlen von kompensatorischen Fertigkeiten und Ressourcen. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 46 Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter – THEORIE (III) (Hautzinger, 2015) 1. Selektion Ziele, Ansprüche und Wünsche den Lebensbedingungen (körperliche Verfassung, Behinderung) anpassen und realistisch gestalten Bearbeiten und Aufgeben alter Enttäuschungen, Hoffnungen, Verletzungen, Aufgeben von Ansprüchen und Erwartungen Akzeptanz Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 47 Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter – THEORIE (IV) (Hautzinger, 2015) 2. Optimierung Depressionsfördernde Bedingungen in der Lebens- und Alltagswelt beseitigen (z.B. Isolation, ungünstige Wohn- und Lebensbedingungen) Enge Sozialpartner*innen respektive die Familie in die Behandlung miteinbeziehen Restliche Handlungsmittel und verbleibende Kräfte optimal nutzen Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 48 Psychotherapie (PT) bei Depressionen im Alter – THEORIE (V) (Hautzinger, 2015) 3. Kompensation Patient*innen kontingent auf aktives, nicht-depressives Verhalten verstärken Dysfunktionale, wenig hilfreiche, resignative Kognitionen abbauen und durch konstruktivere, selbstwertdienlichere ersetzen Die Verstärkung von passiven, vermeidenden, depressiven Verhaltensweisen abbauen Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 49 Bildquelle:: www.wikipedia.com, Scene from a Amidsummer Night‘s Dream by Edwin Landsee., 1851 Behandlung Schlafstörungen im Alter Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 50 Schlafstörungen im Alter – Therapie (Frohnhofen & Schlitzer, 2014) Grundlage der Behandlung einer Insomnie Schlafhygiene und verschiedene Verhaltenstherapeutische (VT) Massnahmen → Wirksamste VT-Verfahren: Stimuluskontrolle und Schlafrestriktion Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 51 Schlafstörungen im Alter – Therapie – Schlafhygiene (Schlitzer, Heubaum, & Frohnhofen, 2014) Stabilisierung der Tag-Nacht-Rhythmik Nicht spezifisch für Schlafstörungen im Alter Alleine oft nicht ausreichend, um ausgeprägte Schlafstörungen dauerhaft zu bessern Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 52 Schlafstörungen im Alter – Therapie – Stimuluskontrolle (I) (Schlitzer, Heubaum, & Frohnhofen, 2014) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 53 Schlafstörungen im Alter – Therapie – Stimuluskontrolle (II) (Schlitzer, Heubaum, & Frohnhofen, 2014) Die Stimuluskontrolle, als VT-Massnahme, ist sehr effektiv Durch operantes Lernen Stabilisierung des Tag-Nacht-Rhythmus, Stärkung des Betts und des Schlafzimmers in der Funktion als „Schlafstätte“ Stösst bei älteren Menschen nicht selten an Grenzen Counter-control*-Verfahren (anstatt Bett verlassen: Aufsitzen, um zu lesen, Musik zu hören, TV zu sehen) Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 54 Schlafstörungen im Alter – Therapie – Schlafrestriktion (Schlitzer, Heubaum, & Frohnhofen, 2014) Schlafrestriktion der im Bett verbrachten Zeit auf die Gesamtschlafzeit (angegeben von Patient*innen) 1) Schlafentzug 2) Konsolidierung des Nachtschlafs 3) Steigerung der Schlafeffizienz (= Gesamtschlafzeit / Gesamtbettzeit) 4) Nicht weniger als 5h und Mittagsschlaf (max. 30 Min. erlaubt) 5) Sinnvolle Tätigkeiten in Alltag einbauen Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 55 Schlafstörungen im Alter – Therapie – andere VT-Massnahmen (Schlitzer, Heubaum, & Frohnhofen, 2014) Entspannungsverfahren Zum Abbau innerer Erregtheit, Anspannung und Angst z.B. autogenes Training, Meditation, progressive Muskelrelaxation, Biofeedback, etc. Schnell erlernbar (→ gute Compliance) Kognitive Verfahren Zur Behebung von gestörten Einstellungen zum eigenen Schlaf Teufelskreis aus unrealistischen Einstellungen zum Schlaf, Frustration, Angst und Insomnie Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 56 Schlafstörungen im Alter – Therapie – weitere Behandlungsoptionen (I) (Schlitzer, Heubaum, & Frohnhofen, 2014) Medikamentöse Therapien Immer nur kurz / vorübergehend Nie als Einzelmassnahme! Bei schlafbezogenen Atemstörungen Nächtliche Maskenatmung (PAP*-Therapie) *positive airway pressure Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 57 Bildquelle: https://www.swr.de/swrkultur/wiss en/article-swr-14962.html Schlafstörungen im Alter – Therapie – weitere Behandlungsoptionen (II) (Chen et al., 2009) Sleep quality, depression state, and health status of older adults after silver yoga exercises: Cluster randomized trial Effekt von 6 Monaten „silver yoga“ auf Schlafqualität, Depression und selbstwahrgenommenen Gesundheitsstatus in N = 128 älteren Menschen (MAlter = 70 Jahre) in Taiwan (Kontrollgruppen-Design). Intervention: während 6 Monaten 3-mal pro Woche 70 Min. „silver yoga“ → Signifikante Verbesserung der Schlafqualität, Depressionssymptomatik und selbstwahrgenommenen Gesundheit nach 6 Monaten im Vergleich zur Kontrollgruppe Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 58 Zusammenfassung Kognitive, sensorische und validierende Verfahren sind mögliche Interventionen bei Demenzpatient*innen, die zur Anwendung kommen sollten. Die psychotherapeutische Behandlung der Depression sollte im Alter optimalerweise auf dem Modell der Selektiven Optimierung und Kompensation (SOK-Modell) basieren. Schlafhygiene und verschiedene verhaltenstherapeutische Massnahmen eignen sich zur Behandlung von Schlafstörungen auch im Alter. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 59 Referenzen (I) Alzheimer’s Association (2021). Communication and Alzheimer's. https://www.alz.org/help-support/caregiving/daily- care/communications Alzheimer’s Society (2021b). Mental, physical and speech abilities in later stages of dementia. https://www.alzheimers.org.uk/about-dementia/symptoms-and-diagnosis/how-dementia-progresses/mental-and-physical- activities Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2019). Leitlinien. AWMF Online – Das Portal Der Wissenschaftlichen Medizin. https://www.awmf.org/leitlinien.html Baltes, P. B. & Baltes, M. M. (1990). Psychological perspectives on successful aging: The model of selective optimization with compensation. In P. B. Baltes & M. M. Baltes (Eds.), Successful Aging: Perspectives from the Behavioral Sciences (pp. 1–34). Cambridge University Press. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftli-chen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung, Version 3.2. 2022 [cited: 2023-09-11]. DOI: 10.6101/AZQ/000505. www.leitlinien.de/depression. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 60 Referenzen (II) Chen, K.M., Chen, M.H., Chao, H.C., Hung, H.M., Lin, H.S., & Li, C.H. (2009). Sleep quality, depression state, and health status of older adults after silver yoga exercises: Cluster randomized trial. International Journal of Nursing Studies, 46(2), 154–163. Cuijpers, P., Karyotaki, E., Pot, A. M., Park, M., & Reynolds III, C. F. (2014). Managing depression in older age: psychological interventions. Maturitas, 79(2), 160-169. Frohnhofen, H. & Schlitzer, J. (2014). Schlaf und Schlafstörungen beim alten Menschen. Zeitschrift Für Gerontologie Und Geriatrie, 47(6), 527–537. Hautzinger, M. (2015). Depressive Störungen. In A. Maercker (Ed.), Alterspsychotherapie und klinische Gerontopsychologie (pp. 119–137). Springer Verlag. Karch, J. (2022). Altersdepressionen: Symptome, Diagnose & Behandlung. pflege.de. https://www.pflege.de/krankheiten/altersdepression/ Kok, R. M., & Reynolds, C. F. (2017). Management of depression in older adults: a review. Jama, 317(20), 2114-2122. Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 61 Referenzen (III) Forstmeier, S., & Maercker, A. (2013). Der Lebensrückblick in Therapie und Beratung. Heidelberg: Springer. Schlitzer, J., Heubaum, S., & Frohnhofen, H. (2014). Schlaf und Schlafstörungen beim alten Menschen. Zeitschrift Für Gerontologie Und Geriatrie, 47(7), 611–620. Social Care Institute for Excellence (SCIE) (2020). Communication in the later stages of dementia. https://www.scie.org.uk/dementia/after-diagnosis/communication/later-stages.asp World Health Organization (WHO). (2018). International classification of diseases for mortality and morbidity statistics (11th revision) [ICD-11]. Dementia. https://icd.who.int/browse11/l- m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f546689346 Innovationen und Interventionen im Alter, PD Dr. Myriam V. Thoma Seite 62

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