Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz PDF
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Diese Datei enthält eine wissenschaftliche Zusammenfassung zum Thema Nahrungsmittelintoleranzen. Es wird auf verschiedene Arten von Intoleranzen eingegangen und die Symptome werden erläutert. Der Text basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und richtet sich an ein Fachpublikum.
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Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz 1)Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) & Nahrungsmittelintoleranz 1.) Nahrungsmittelintoleranz (NMU): Betroffene können bestimmte Nahrungsmittel oder deren Bestandteile nicht verdauen Nahrungsmitte...
Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz 1)Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) & Nahrungsmittelintoleranz 1.) Nahrungsmittelintoleranz (NMU): Betroffene können bestimmte Nahrungsmittel oder deren Bestandteile nicht verdauen Nahrungsmittelintoleranz (NMI): o Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Intoleranzen gegenüber Nahrungsmittel o besonders häufig: Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) und die Fruktoseintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit) Nahrungsmittelallergien und Hypersensivitätsreaktionen (NMA) o Nahrungsmittel werden vom Immunsystem des Gastrointestinaltraktes fälschlicherweise als schädliche Agenzien betrachtet und lösen eine immunologische Reaktion aus o Pathogenese: ähnlich wie bei Autoimmunerkrankungen, z.B. Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit o Autoimmunerkrankung: Antigene werden endogen (von innen) synthetisiert o (Nahrungsmittel-) Allergien: Antigene werden exogen (von außen) zugeführt 2) Symptome Nahrungsmittelunverträglichkeit (NMU) 1.) Krampfartige Bauchschmerzen 2.) Übelkeit 3.) Verstopfung 4.) Durchfall 5.) Kopfschmerzen 6.) Abgeschlagenheit 7.) Schluckstörung (bis hin zu keiner Atmung) 8.) Herzrasen 1 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz ➔ Zu den häufigsten Problemen zählen krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfung oder Durchfall (können auch andere Ursachen haben) ➔ Viele Symptome werden zunächst nicht mit einer Intoleranz in Verbindung gebracht, z.B. Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schluckstörungen oder Herzrasen 3.1) (Magendarm-) Mikrobiotika 1.) Definition Mikrobiotika: Ansammlung von Bakterien im Darm 2.) Darmbarriere ▪ Darmbakterien stehen in enger Wechselwirkung mit dem Darmimmunsystem, dem Darmepithel (physikalische Barriere) und dem Darmnervensystem. Zusammen mit den Darmsekretionsprodukten bilden diese die Darmbarriere, welche die Abgrenzung zwischen Darmlumen (exogen) und Körperinneren (Endogen) bildet. Besonderheit der Barriere: o Gewährleistet gleichzeitig Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme o Verhindert das Eindringen von Bakterien und Toxinen o →Diesen widersprüchlichen Aufgaben wird die Darmbarriere dadurch gerecht, dass sie eine komplexe, flexible und selektive Einheit bildet. 3.2) (Magendarm-) Mikrobiotika – Darmgesundheit 1.) Prävalenz (Beobachtungen): Etwa 10 % der Population leidet an Reizdarmsyndrom, 15 % an Nahrungsmittelunverträglichkeit (NMU) und 20 % an chronischer Obstipation (Verstopfung) →Darmgesundheit gewinnt einen besonderen Stellenwert. 2.) Klinische Studien haben für viele dieser Erkrankung gezeigt, dass Probiotika (lebende MO in zugesetzt in LM), Präbiotika (Nahrung für MO) oder Synbiotika (Produkt, das Probiotika & Präbiotika enthält) präventiv oder therapeutisch wirksam sind. 3.) Kolonkarzinom ist zwar eine Manifestation fehlender Darmgesundheit, jedoch richtet sich die Leithypothese eher danach, dass es durch eine Fehlernährung und Umweltfaktoren beeinflusst wird. 4.) Ernährung und Darmmikrobiotika stehen in einer engen Wechselwirkung Immunonutrition: Zufuhr von Nahrungsprodukten, die mit Glutamin, Arginin, Omega- 3-Fettsäuren, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen angereichert sind, um das Immunsystem zu unterstützen und zu stärken Probiotika beeinflussen die Darmmikrobiotika und somit die Darmbarrierefunktion und schützen den Menschen vor Infektionen. Eine fehlende oder gestörte Dammikorbiotika stört/ verhindert die Funktion des Darmimmunsystems (positiv gemeint). Durch diese Beobachtungen kann man Folgerungen für zahlreiche chronische Erkrankungen machen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Reizdarmsyndrom, Krebs, Allergie und rheumatische Erkrankungen 4) Lactoseintoleranz 1.) Lactose = Milchzucker 2.) Vorkommen in der Milch von Säugetieren in Lebensmittel: Milch und Milchprodukte wie z.B. Käse 3.) Pathogenese der Lactoseintoleranz 2 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz Während des Verdauungsprozesses muss die Lactose in die Einfachzucker Galaktose (Schleimzucker) und Glucose (Traubenzucker) gespalten werden Dies geschieht über das körpereigene Enzym Lactase. Lactase wird im Dünndarm produziert. Wennn ein Mangel an Lactase vorliegt, gelangt die Lactose ohne Spaltung in den Dickdarm Dort bauen die im Darm vorhandenen Bakterien die Lactose ab Es bilden sich Gase, die zu den folgenden Symptomen führen. 4.) Symptome einer Lactoseunverträglichkeit Schmerzhafte, intensive Blähungen und Durchfall von wässeriger Konsistenz. Die Bauchregion wird durch die Blähung gewölbt und ist druckempfindlich. Es bestehen Bauchschmerzen, häufig auch Übelkeit, Schwindel. Das Problem: Symptome bei Unverträglichkeiten sind sehr ähnlich. Daher kann es lange dauern, bis man die Ursache identifiziert. Die Stärke der Symptome ist sehr unterschiedlich. Sie richtet sich einerseits nach der Menge des aufgenommenen Milchzuckers und andererseits nach der individuellen Ausprägung der vorliegenden Lactoseintoleranz. (hat man eine leichte Lactoseintoleranz, hat man entweder zu wenig Lactase oder die Lactase ist nicht wirkungsstark). 5.) Ätiologie (Warum/ Ursächlichkeit) von Lactoseintoleranz Die Ursachen für den Lactasemangel sind entwicklungsgenetischer Natur. Säuglinge verfügen meist noch nicht über eine ausreichende Enzymaktivität, die anfängliche Intoleranzen werden daher im Verlauf geringer. Der Lactasemangel ist international sehr unterschiedlich und macht ein Nord-Süd- Gefälle o Häufigkeit Lactoseintoleranz Südeuropa: 70 % o Deutschland 20 % o Skandinavische Länder: 2 % Eine angeborene Lactoseintoleranz ist äußerst selten und zeigt sich bereits in den ersten Lebenstagen durch eine Unverträglichkeit der Muttermilch 6.) Diagnose Lactoseintoleranhz: Wasserstoff-Atmungstest, Bluttest, Gentest Eine Lactoseintoleranz wird i.d.R. von einem Facharzt für Allergologie oder Gastroenterologie diagnostiziert. Wasserstoff-Atmungstest: o Nüchtern wird in Wasser aufgelöster Milchzucker getrunken und anschließend in ein Testgerät geatmet o Wenn das Enzym Laktase im Körper fehlt, zeigt sich dies am Wasserstoff, der sich beim Atmungsprozess durch einen Anstieg nachweisen lässt. o Wassersoff bildet sich durch die Zersetzung der Lactose im Dickdarm mithilfe von Bakterien (normalerweise Spaltung & Absorption im Dünndarm) o Der Wasserstoff wird sehr schnell über das Blut aufgenommen und über die Lunge abgeatmet Bluttest o Über den Wasserstoff-Atmungstest hinaus lässt sich die Konzentration der Glucose im Blutnachweisen, nachdem lactosehaltige Produkte verzehrt wurden 3 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz o Bei der Lactoseintoleranz bleibt der Blutzuckerspiegel konstant oder steigt nur gering an o Im Normalfall würde Lactase die Lactose in Galactose und Glukose, wodurch der Blutglukosewert steigen würde. Gentest o Durch einen Gentest lässt sich feststellen, ob eine genetische Ursache für eine Lactoseintoleranz vorliegt 7.) Therapie Lactoseintoleranz Verzicht von lactosehaltigen Lebensmitteln. Alternative: lactosefreie Milchprodukte. Gelegentlicher Gebrauch von rezeptfreien Lactase-Tabletten, die mit lactosehaltigen Nahrungsmitteln aufgenommen werden. Lactose ist in den meisten verarbeiteten Lebensmitteln in unterschiedlicher Menge enthalten. Lactosehaltige LM: Milch, verarbeiteten Milchprodukten wie Milchpulver, Milchreis, Kondensmilch, Milchspeiseeis, kohlenhydrathaltige Käsesorten, Sahne, Schokolade In kleinsten Mengen ist der Konsum unproblematisch. Im Zweifelsfall sollte der Hersteller kontaktiert werden. Es gilt Produkte zu vermeiden, die folgende Begrifflichkeiten aufführen: Milch, Milchzucker, Molke, Milchpulver, Joghurt, Frischkäse, Kefir Die E-Nummer E966 steht für Lactit (Zuckeraustauschstoff), andere E-Nummern sind nicht zu erwarten 5. Fructoseintoleranz 1.) Fruktose = Fruchtzucker 2.) Vorkommen In der Natur in Früchten und Honig Haushaltszucker enthält Fruktose in gebundener Form (neben Glucose (Traubenzucker)) Früchte, die eigentlich als gesund gelten führen bei betroffenen Menschen zu Symptomen wie Blähungen, Bauchweh und Durchfall 3.) Zwei Formen der Fruchtzuckerunverträglichkeit Heriditäre (primäre, genetische) Form o Ist angeboren und äußerst selten o Bestehender Mangel an dem Enzym Frucose-1-Phosphat-Adolase o Unproblematische Aufnahme der Fructose über den Darm o Der in der Leber stattfindende Abbau der Fructose funktioniert hingegen nicht Malabsorption o Fructoseintoleranz wird im Verlauf des Lebens erworben o Aufnahme von Fructose in den Körper ist gestört o Der Anteil an Fructose, der aufgenommen werden konnte, kann allerdings ohne Probleme von der Leber abgebaut werden. 4.) Pathogenese der Fruktoseintoleranz (→Malabsorption?) Die Nährstoffe aus dem Fruchtzucker werden über bestimmte Transporteiweiße aus dem Darm in die Blutbahn transportiert Wenn der Transport gestört ist, kann der aufgenommene Fruchtzucker nur zu einem Teil verarbeitet werden 4 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz Die Aufnahme ist entsprechend eingeschränkt Der unverarbeitete Fruchtzucker produziert im Darm Gase und Fettsäuren durch die Darmbakterien, die zu den Symptomen führen 5.) Symptome der Fruktoseintoleranz Primäre Form o Vielfältige und unspezifische Bauchbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen o Diagnostisch sind häufig Funktionsstörungen von Leber und Nieren festzustellen Malabsorption o Weicher Stuhl, Durchfall, Blähungen, Verstopfungen und Bauchschmerzen 6.) Diagnose der Fructoseintoleranz durch Atemtest Nüchtern wird eine hoch dosierte Fructoselösung und anschließend in ein Atemgerät gepustet Über den Wasserstoffgehalt des Atems wird eine Fruktoseintoleranz erkennbar Verfahren weniger eindeutig als bei der Lactoseintoleranz 7.) Ernährungstherapie bei Fruktoseintoleranz Betroffene reagieren sehr unterschiedlich auf einzelne Lebensmittel Maß an Fructoseverträglichkeit muss herausgefunden werden. Ernährungstagebuch ist wichtig in diesem Prozess. Fructose ist in eienr Vielzahl von Lebensmitteln enthalten, daher wird Beratung von Ernährungsfachkraft empfohlen, mit deren Hilfe die Ernährung angepasst werden kann. Vorkommen von Fructose in Lebensmitteln o In allen Früchten, z.B. Äpfel, Birnen, Trauben, Beeren, Trockenfrüchte und Fruchtsäfte 1. Beeren und Aprikosen haben weniger Zuckergehalt als andere Früchte 2. Je reifer das Obst, desto mehr Fructose ist enthalten. o Haushaltszucker besteht aus Glucose (Traubenzucker) und Fructose (Fruchtzucker) →alle Lebensmittel, in denen Zucker verarbeitet ist, sind fructosehaltig z.B. Süßigkeiten oder Ketchup o Begriffe wie Fruchtsüße, Sirup oder Fructose-Glucose-Sirup weisen auf Fructose hin. Vorsicht bei allen Zuckeraustauschstoffen (sind v.a. in zuckerfreien Süßigkeiten und Light-Getränken) →Sie enthalten keine Fructose, hemmen jedoch die Fructoseaufnahme im Darm! Verzehr von sorbitreichen Lebensmitteln vermeiden, da Sorbit (Zuckeralkohole) die Aufnahme von Fructose verschlechtert Glucose wirkt sich positiv auf die Aufnahme der Fructose im Darm auf und kann zusammen mit Obst gegessen werden o Glucose wird gut vertragen und kann die Verdauung von fructosehaltigen LM hin und somit deren Verträglichkeit verbessern. o Auf die Signale des Körpers achten. o Es macht einen Unterschied, ob man ein paar Früchte mit Glucose angereichert oder eine Portion zuckerhaltigen Kuchen isst → im Kuchen ist zwar im Haushaltszucker 50:50 Fructose und Glucose, aber insgesamt ist die Menge sehr hoch und Verdauung von Fructose wird nicht verbessert (Dosiseffekt) 5 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz 6) Zöliakie !!!keine NMI sondern eine NMA!!! 1. Definition: Unverträglichkeit gegenüber dem Speicherprotein – Gluten/ Klebeeiweiß (Prolin) der Getreidearten Weizen, Roggen, Gerse, Hafer, Grünkern, Dinkel, Kamut, Einkorn, Urkorn, Emmer und Triticale Autoimune Multiorgan-Erkrankung Zöliakie ist abgeleitet von „koilia“, auf Griechisch die „bauchige Krankheit“, wie sie bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus beschrieben wurde. 2. Epidemiologie Zöliakie Kann in jedem Alter auftreten Tritt familiär gehäuft auf Besteht ab Manifestation ein Leben lang Bei 10% der Verwandten 1. Grades sind histologische Veränderungen der Dünndarmschleimhaut (Mukosa) nachweisbar. 1970: weltweite Prävalenz schätzungsweise bei 0,03% → aktuell schätzungsweise bei ca. 1% in Europa und USA 3. Ätiologie Zöliakie Bei Personen, bei denen ein höherer Grad der Erkrankung vorliegt, kommt es durch den Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zu einer Fehlsteuerung des mukosalen Immunsystems → eine entzündungsbedingte Zottenatrophie (Zottenverkümmerung) manifestiert sich → Durch das Verkümmern der Darmzotten wird die Aufnahme von Nährstoffen erschwert. 4. Pathogenese Zöliakie Glutenhaltiges Getreide ist reich an Glutamin und Prolin (Hafer hat einen geringeren Prolingehalt im Vergleich zu Weizen). Glutamin und Prolin können in menschlichen Darm nicht aufgespalten werden, es fehlen die Peptidasen (→Enzym). Normalerweise werden durch das Dünndarmepithel Glutamin und Prolin von dem Enzym Transglutaminase deamidiert (chemische Reaktion, bei der eine Amidgruppeentfernt oder in eine andere funktionelle Gruppe umgewandelt wird). Liegt eine Zöliakie vor, werden die deamidierten Peptide von ortsständigen antikörper-erzeugende Lymphozyten erfasst, die ein Autoimmunprozess im Gang setzen. →Deamidierung findet statt, aber das Immunsystem identifiziert den Eiweißrest als pathogen Weitere T-Lymphozyten werden stimuliert, die eine Entzündung der Dünndarmmukosa hervorrufen. ▪ je mehr T -Lymphozyt dann kommt es zu B-Lyphozyten. B Lymphozyt ist idr nicht da. T -Lymphozyt senden an B-Lyphozyten, dass diese Antikörper bilden sollen, und dann kommt es zur Reaktion → falsche Entzündung. es ist eine Autoimmunreaktion zum Gluten-Protein Über die Aktivierung von B-Lymphozyten kommt es zur Antikörperbildung. 6 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz 5. Symptome Zöliakie Durchfall Steatorrhö (Fettstuhl) Bauchschmerzen Blähungen Erbrechen Obstipation (Verstopfung) Analprolaps (Analkanal fällt aus dem Anus). Eine sekundäre Lactoseintoleranz kann Durchfälle verstärken. extraintestinale Auffälligkeiten (Folge/ Komplikationen) ▪ Kleinwuchs, Untergewicht, verzögerte Pubertätsentwicklung, Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, rezidivierende Aphthen der Mundhöhle, Blässe, Ödeme, Amenorrhö, Infertilität, psychische Auffälligkeiten wie Irritabilität, vermehrtes Weinen bei Säuglingen (jedoch das ist sehr unspezifisch, viel häufiger weniger Elternaufmerksamkeit geschuldet), Verhaltensstörung und Depression ▪ Auch verbunden mit Reizdarmsyndrom und Kurzdarmsyndrom (Details in Folgevorlesungen) 6. Arten von Zöliakie (4 Arten in einem Satz beschreiben. oder Beschrieben sie die Arten von Zöliakie) symptomatische Zöliakie ▪ leiden oftmals nur einem oder wenigen Symptomen wie eine Eisenmangelanämie, Wachstumsstörungen (bei Kindern) oder einer Osteoporose/Osteomalazie asymptomatische (silent) Zöliakie ▪ entdeckt eher per Zufall oder Screening, eine glutenfreie Ernährung sinnvoll, da unspezifische Befindlichkeitsstörung. potenziellen Zöliakie ▪ können unter glutenhaltiger Kost eine diskrete Symptomatik aufweisen, bei ihnen sind serologische Auffälligkeiten ohne entsprechende Änderungen der Dünndarmschleimhaut vorhanden. refraktäre Zöliakie 7 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz ▪ liegt immer dann vor, wenn trotz konsequenter glutenfreier Diät über 12 Monate zöliakietypische Beschwerden anhalten und intestinale morphologische Veränderungen persistieren. ▪ Meist liegt das Erkrankungsalter dieser PatientInnen bei ca. 50 Jahren. (kann bösartige Komplikationen geben jedoch viel mehr, Achtung! Wiss. Verwechslung von Zöliakie mit Krebs kann auch geben, Bitte die Reichweite der Zöliakie nicht übertreiben) 7. Diagnostik Zöliakie (nicht prüfungsrelevant?) Zöliakie-Symptome Nachweis Zöliakie-Antikörper im Blut ▪ Die Bedeutung der Antikörperbestimmung für die Diagnose der Zöliakie ist heute sehr hoch. ▪ Sie wird vor allem für die Erstdiagnose bei Verdacht auf Zöliakie eingesetzt, als Verlaufsuntersuchung unter Diät oder als Screening-Test, um in Familien von Zöliakie-Patienten nach möglichen weiteren Betroffenen zu suchen. Nachweis des Mukosaschadens am Dünndarm HLA-DQ2- (HLA-Gentest) bzw. –DQ8-Positivität Besserung der klinischen Symptome unter glutenfreier Diät Normalisierung der Antikörperwerte unter glutenfreier Kost. 8. Verlaufskontrolle Klinische Untersuchung mit Bestimmung von Körpergröße, -gewicht und Pubertätsmerkmale (Siehe EGM) Antikörpertest auf Endomysium-Antikörper (EMA) und/oder Transglutaminase (TTG)Antikörper Ernährungs-/Diät-beratung 9. Ernährungstherapie Auswahl von glutenfreien „Getreide“-Arten ▪ Reis und Wildreis, Mais, Hirse und Teff, Buchweizen (kontaminationsfrei), Quinoa, Amaranth Weitere stärkehaltige Glutenfreie Nahrungsmittel ▪ Kartoffelmehl und –stärke (auch für Soßen und Puddingvorbereitung), Nussmehle, Hülsenfruchtmehle (Kichererbsenmehl, Mungbohnenmehl, Sojamehl), Koskosmehl, Kastanienmehl, Bananenmehl, Traubenkernmehl, Tapioka oder Maniok, Topinambur, Hanfmehl Von Natur aus glutenfreien Nahrungsmitteln wählen: ▪ Gemüse, Obst, Kartoffeln, Milch, Buttermilch, Naturjoghurt, Naturquark, Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier, Butter, Öle, Essigsorten, Gewürz und Kräuter, Nüsse, Zucker, Honig, Ahornsirup, Marmelade, Konfiture, Gelee, Hülsenfrüchte, Kaffee, Tee, Wein, Sekt, Spirituosen Vermeidung von Lebensmittel die Gluten enthalten können 8 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz ▪ Kartoffelzeugnisse (Pommes frites), Obsterzeugnisse (Obstmus), Milch- und Käseerzeugnisse (Milchmischgetränke), Süßwaren und Knabberartikel, Getreideprodukte und Backartikel, Getränke, Fleischerzeugnisse und Wurstwaren (mit Getreide) Die übliche Mischkost gesunder Person enthält ca. 13 g Gluten/Tag, eine Scheibe Brot (40 g) ca. 2,5 g Gluten ▪ Bereits der Verzehr von 50-100 mg Gluten/Tag kann bei Zöliakiepatient*innen zu Schleimhautschädigung führen. 10. Prävention: Muttermilch ist für das Säugling und Kleinkinder sehr nützlich, damit kann das Kind viele Allergien vermeide grundlegendes Problem: falsche Ernährungspraktiken bzw. fehlendes Stillen im Säuglingsalter Fructoseintoleranz (5), Lactoseintoleranz (4) und Zöliakie (6) im Vergleich (Mögliche Klausurfrage: alles sortieren können) 7) Histaminitoleranz (eine Folie, daher sind die vorherigen Themn Frau Berkemeyer wichtiger) 1. Definition: Eine Histamin-Intoleranz resultiert aus einem Ungleichgewicht von akkumuliertem Histamin und der Fähigkeit zum Histaminabbau. 2. Vorkommen in LM: Histamin ist ein Amin, das in vielen Nahrungsmitteln in unterschiedlichem Maße vorkommt. 3. Hintergrund Histaminintoleranz: beeinträchtigte Enzymaktivität Bei gesunden Personen kann Histamin aus der Nahrung durch Aminoxidasen schnell entgiftet werden, während bei Personen mit geringer Aminoxidaseaktivität das Risiko einer Histamintoxizität besteht. Diaminoxidase (DAO) o DOA ist das Hauptenzym für den Metabolismus von aufgenommenem Histamin. o DAO (Protein) ist verantwortlich für das Abfangen von extrazellulärem Histamin. 9 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz o Die DAO baut extrazelluläres (freies) Histamin ab und wird hauptsächlich von den Darmschleimhautzellen produziert. o Bei reduzierter Aktivität der DAO reichert sich Histamin auch im Blut an. Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) o ist das andere wichtige Enzym, denn es inaktiviert Histamin. o Das ist ein cytosolisches Protein, das Histamin nur im intrazellulären Raum von Zellen umwandeln kann. o HNMT ist primär in Leber, Niere, Bronchialscheimhaut und im Zentralvervensystem lokalisiert. Ein beeinträchtigter Histaminabbau aufgrund einer verringerten DAO-Aktivität und des daraus resultierenden Histaminüberschusses kann zahlreiche Symptome verursachen, die eine allergische Reaktion imiiteren. 4. Symptome Histaminintoleranz →Die Einnahme von histaminreichen Nahrungsmitteln oder von Alkohol oder Drogen, die Histamin freisetzen oder DAO blockieren, kann bei Patienten folgende Symptome hervorrufen: Durchfall, Kopfschmerzen, rhinokonjunktivale Symptome, Asthma, Hypotonie, Arrhythmie, Urtikaria, Juckreiz, Erröten und andere Erkrankungen. 5. Therapie Histaminintoleranz: Die Symptome können durch eine histaminfreie Ernährung reduziert oder durch Antihistaminika beseitigt werden. Aufgrund der vielfältigen Natur der Symptome wurde das Vorhandensein einer Histamin-Intoleranz jedoch unterschätzt und weitere Studien, die auf doppelblinden, placebokontrollierten Provokationen beruhen, sind erforderlich. Bei Patienten, bei denen die oben genannten Symptome durch die entsprechenden Substanzen ausgelöst werden und bei denen eine Allergie oder innere Störungen negativ diagnostiziert wurden, sollte eine Histamin-Intoleranz als zugrunde liegender Pathomechanismus angesehen werden. 8) Andere Intoleranzen – Sorbit (Zuckeralkohol) und Trehalose (Disaccharid) 1. Die Malabsorption von Kohlenhydraten ist eine häufige klinische Erkrankung, die häufig mit Abdomensymptomen verbunden ist. 2. Obwohl Lactose den am häufigsten malabsorbierte Zucker darstellt, können auch andere Kohlenhydrate wie Fructose, Trehalose (Disaccahrid) und Sorbit im Dünndarm fehlerhaft absorbiert werden. 3. Die Interpretation von Atemwasserstofftests ist schwierig. Insbesondere sind weder Studien zum Vergleich dieses Tests mit einem Goldstandard noch validierte und zu verwendende Dosen und Konzentrationen verfügbar. 4. Trehalose-Malabsorption Die Trehalose-Malabsorption aufgrund eines Trehalase-Mangels ist eine sehr seltene Erkrankung. Verfügbare Studien belegen ihre Relevanz für die klinische Praxis nicht. 5. Sorbit-Malabsorption Die Sorbitabsorption ist dosis- und konzentrationsabhängig und hängt von der Darmabsorptionsoberfläche ab. Der Befund von einer Sorbitmalabsorption ist jedoch nicht unbedingt ein Ausdruck einer bestimmten Ursache für Darmschäden. Sorbitintoleranz kann in Kombination mit weiteren Intoleranzen auftreten. 6. Zurzeit können aus den verfügbaren Daten keine eindeutigen Schlussfolgerungen zur klinischen Relevanz der Fructose-, Trehalose- und Sorbit-Malabsorption gezogen werden. (d. h. trotz diagnostischer Genauigkeit der Tests zum Nachweis all dieser Zustände) 10 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz 7. Patienten, die nach Einnahme verschiedener kohlenhydrathaltiger Lebensmittel Bauchbeschwerden aufweisen, sollte ein Überwachsen/ Überwachenung? von Dünndarmbakterien unverzüglich in Betracht gezogen werden. 8. Die große Menge an Darmbakterien fermentieren Zucker unspezifisch, was zu einer abnormalen Wasserstoff (H2)-Produktion und folglich zu einer irreführenden Diagnose einer Zucker-Malabsorption führt. → Wurde zu viel Zucker konsumiert oder gibt es eine Fehlbesiedlung? 9) SaccharoseIntoleranz – angeborene Krankheit 1. Ursache SaccharoseIntoleranz: Personen mit einem angeborenen Saccharase-Isomaltase-Mangel (CSID, Congenital Sucrase-Isomaltase Deficiency oder GSID, Genetic Sucrase-Isomaltase Deficiency) verdauen Saccharose (Haushaltszucker), Maltose (kommt in Getreide vor) und manchmal auch Stärke im Dünndarm schlecht. 2. Pathophysiologie SaccharoseIntoleranz: Der Mangel kann mehrere Enzyme beeinflussen, (Saccharase, Maltase, Isomaltase und Lactase), wird durch mehrere mögliche genetische Mutationen verursacht und liegt somit von Geburt an vor. Je nach Mutation ist die Verdauung von Saccharose, Maltose, Stärke und teilweise auch Lactose beeinträchtigt, was zu unterschiedlichen Stufen der Intoleranz dieser Kohlenhydrate führt. Die Intoleranz Symptome werden durch eine reduzierte Verdauung im Dünndarm und die anschließende Gärung durch die Flora (Microbiome) im Dickdarm verursacht. Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv, d.h. beide Eltern müssen die Mutation aufweisen, damit das Kind die Krankheit voll entwickelt. Die Eltern (heterozygot) zeigen in der Regel keine oder nur geringe Anzeichen und Symptome der Erkrankung 3. Epidemiologie SaccharoseIntoleranz: tritt bei 1 aus 5.000 Personen europäischer Herkunft auf. Bei Ureinwohnern Grönlands, Alaskas und Kanadas können bis zu 1 aus 10 Personen betroffen sein 4. Symptome SaccharoseIntoleranz: typischerweise zu Magenkrämpfen, Blähungen, vermehrtem Gas, Übelkeit, Erbrechen und/oder Durchfall. Infektionen der oberen Atemwege sowie Viruserkrankungen sind häufig. Diese Verdauungsprobleme können zu einer schlechten Gewichtszunahme und Wachstum führen. Mögliche Begleiterscheinungen sind Nierensteine und verminderte Kupferresorption 5. Diagnose SaccharoseIntoleranz: Gentest, Atemtest, direkte Enzym Quantifizierung in Gewebebiopsien 6. Ernährungstherapie SaccharoseIntoleranz: Verzicht auf Haushaltszucker in jeglicher Form, z. B. Rohrzucker, Zuckerrübe, Sorghum, Puderzucker, Kandiszucker, brauner Zucker (hergestellt aus weißen Zucker und Melasse), Zuckerwatte, Zuckerrübensirup, Rohrohrzucker oder Vollrohrzucker, Melasse, Lebkuchen, ‚baked beans‘ und Pumpernickel. Patientenmit ausgeprägter Stärkeintoleranz müssen auch alle Lebensmittel mit Stärke meiden 11 Vorlesung 2 Nahrungsmittelintoleranz 10) Alkohol-Intoleranz 1. Definition Alkohol-Intoleranz: Die häufigste Nebenwirkung von Alkoholintoleranz ist auf einen Enzymmangel (Alkohol- oder Aldehyd-Dehydrogenase) zurückzuführen, welcher besonders Asiaten betrifft. Bestimmte Medikamente (z. B. einige Antibiotika) die in Kombination mit Alkohol eingenommen werden, können dieselben Symptome auslösen oder verschlimmern 2. Epidemiologie Alkohol-Intoleranz: Etwa 50% der Asiaten haben einen Mangel an Alkohol- oder Aldehyddehydrogenasen. Die Häufigkeit anderer Alkoholreaktionen sind unbekannt, da sie bisher schlecht beschrieben worden sind. die Verstoffwechslung von Alkohol in der Leber ist in westlichen Ländern besser 3. Symptome Alkohol-Intoleranz: typischerweise Errötung, unregelmäßiger oder erhöhter Herzschlag, Kopfschmerzen, laufende oder verstopfte Nase, Bauchbeschwerden und Blutdruckveränderungen. Eine Histaminfreisetzung kann ähnliche Symptome verursachen und induziert in der Regel auch Hautausschläge und Juckreiz. 4. Diagnostik Alkohol-Intoleranz: keine spezifischen Tests für Alkoholreaktionen zur Verfügung, aber genetische Defekte (Polymorphismen) in Alkohol- oder Aldehyddehydrogenasen können gemessen und mit höheren Speiseröhrenkrebsraten bei starken Rauchern und Alkoholkonsumenten in Verbindung gebracht werden 5. Ernährungstherapie Alkohol-Intoleranz: Konsum von alkoholischen Getränken eingeschränken 11) Probiotika 1. Probiotika – ein lebender mikrobieller Zusatz, der für die Gesundheit von Vorteil ist 2. 3. 2. Präbiotika – sind nicht lebenden Organismen sondern unverdauliche Nahrungsmittel, dessen Verzehr vorteilhaft für den Anwender ist, da er selektiv das Wachstum und/oder die Aktivität einer einzigen oder weniger Bakterienspezies im Kolon stimuliert. Bsp. Ballaststoffe, die eine gesunde Darmflora als Nahrung dienen. 3. Synbiotika – die Kombination aus Pro- und Präbiotika 4. Präventive Wirkung von Probiotika Eine Studie von de Vrese et al (2005) zeigte in einer Primärpräventiven Effekt von Probiotik o 479 Erwachsene mit Intervention Lactobacillus gasseri PA 16/8, Bifidobacterium longum SP 07/3 und B. bifidum MF 20/5 als Tablette für 3 Monate; o Ergebnis à die Dauer der Erkältungssymptome und Tage der Fieber im Vergleich Kontrollgruppe signifikant reduziert Cochrane-Analyse, 2015 – Probiotika in allen Altersgruppe vor akuten Infektionen der oberen Altemswege schützen 12