Document Details

ImpartialCuboFuturism8064

Uploaded by ImpartialCuboFuturism8064

Zürich

2024

Yael Langenegger & Ella Müller

Tags

horse veterinary horse diseases equine medicine veterinary care

Summary

This document is a veterinary atlas focused on horses, covering topics such as vital parameters, procedures, and diseases. It is specifically aimed at students studying equine propedeutics and symptoms. The document appears to be a study guide or notes compilation, not a past exam paper.

Full Transcript

Der Vet-Atlas Pferde Der Vet-Atlas Pferde Liebe Studierende Dieser Pferde Vet-Atlas soll euch in den wichtigsten Themen der Propädeutik und Leitsymptome unterstützen. Wir haben ihn nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Di...

Der Vet-Atlas Pferde Der Vet-Atlas Pferde Liebe Studierende Dieser Pferde Vet-Atlas soll euch in den wichtigsten Themen der Propädeutik und Leitsymptome unterstützen. Wir haben ihn nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Die Grundlage dafür besteht aus Vorlesungsinhalten, sowie alten Zusammenfassungen. Wir wünschen euch viel Erfolg auf eurem weiteren Weg! Yael Langenegger & Ella Müller (Abschlussjahrgang 2024, Zürich) 1 Der Vet-Atlas Pferde Inhaltsverzeichnis VITALPARAMETER 3 ZWANGSMASSNAHMEN 4 KLINISCHE ALLGEMEINUNTERSUCHUNG 6 MEDIKAMENTENAPPLIKATION 14 IMPFSCHEMA 17 INFEKTIONSKRANKHEITEN 18 LABORDIAGNOSTIK 32 KNOTEN UND NÄHTE 53 ANÄSTHESIOLOGIE 67 ATEMAPPARAT 68 VERDAUUNGSAPPARAT – DF 97 UNTERSUCHUNG DER MAULHÖHLE 124 AKUTES ABDOMEN = KOLIK 131 REPRODUKTION 152 DERMATOLOGIE 182 ORTHOPÄDIE / LAHMHEIT 199 LEISTUNGSSCHWÄCHE 225 UNTERSUCHUNG HERZ-/KREISLAUF 244 NEUROLOGIE 248 HARNAPPARAT 274 ENDOKRINOLOGIE 281 2 Der Vet-Atlas Pferde Vitalparameter Atemfrequenz § Adult: 12 – 20 / min § Fohlen ( 40 Grad und intermettierend, Petechien (Zungenunterfläche!), Anämie und Thrombozytopenie, evt. Ödeme (= allg. Hinweis auf virale EK) § Subakut: ähnlich aber milder § Chronisch: Fieberschub nach Arbeitsleistung, Abmagerung aber gute Fresslust, Anämie Prognose: § vorsichtig: entweder Todesfall innert Stunden/Tage oder Übergang in chron. Form → Virusträger Diagnose: § Klinik (therapieresistentes Fieber und Abmagerung trotz Fresslust!) oder serologisch → AK-NW, in USA Coggins-Test nötig für Export Therapie: § keine → Euthanasie Massnahmen: § melden! Prävention: § Labor-US von Neuzugängen, an Turnier, beim Grenzübertritt, Plasma- und Blutspender periodisch testen 25 Der Vet-Atlas Pferde Fieber und neurologische Symptome 1. West-Nil-Virus - meldepflichtig Erreger West Nil Virus (Flavivirus) Vorkommen In CH noch keine Fälle aber ist eine Emerging disease (alle Länder in Umgebung betroffen) Reservoir Singvögel Übertragung Via Mücken (kann sich hier aber nicht replizieren), keine direkte Übertragung (Pfd als ein Dead-End) Klinik: § Encephalomyelitis → Fieber, Ataxie, zentrale Symptome, Muskelzittern Diagnose: § PCR aus Blut/Liquor und Serologie Therapie: § symptomatisch Prävention: § Impfung möglich aber nicht empfohlen, weil muss jährlich nachgeimpft werden und Besis haben irgendwann keine Lust mehr, da Virus ja nicht in CH Fieber und Atemwegssymptome 1. Equine Influenza Erreger Equine Influenza, Orthomyxovirus Vorkommen Weltweit, gute Durchimpfung in CH " wenig Fälle Reservoir Erkrankte und genesene Pfd (Jungtiere) Infektionsroute Aerogen (Tröpfchen) " bis 35 m weit! Infektiöses Material Nasensekret Übertragung Horizontal direkt und indirekt Ausscheidung und IKZ Lange ausgeschieden bsi 14d! 26 Der Vet-Atlas Pferde Risikofaktoren: § latente und empfängliche Pferde in einer Gruppe → z.B. Jungtiere oder Immunsupprimierte Tiere zusammen mit gesunden latent infizierten Adulten § Stressfaktoren wie Turnier, Transport, Geburt, Krankheit, Medis (Kortison!), schlechter AZ § Exposition gegenüber neuen Stämmen an Turnieren → Impfung eigentlich obligatorisch! Klinik: § Fieber (biphasisch), Apathaie, Anorexie, Husten + weitere wie NAF, vergrösserte LK, verstärke vesikuläre AG etc. § Komplikationen: Pneumonie durch bakt. Sekundär-IF, Myokarditis § Mortalität aber gering Diagnose: § PCR aus Nasensekret oder TBS → Entnahme während erster Fieberphase (oft negativ bei protrahiertem Verlauf), gepaarte Serologie → 4 Wo Abstand Therapie: § Boxenruhe: 1 Wo pro Fiebertag, mind. 3 Wo → wichtig! Viele Besis halten die Ruhezeit nicht ein § Symptomatisch mit NSAIDs, Bronchodilatatoren und Sekretolytika Massnahmen: § Quarantäne Stall → erkrankte Pfd isolieren und 2x / Tag Fieber messen → aufheben 4 Wo nach Abklingen der Symptome → danach Testen und Reinigung und DF des Stalles Prävention: § 3 Wo Quarantäne für neue Pfd, Pfd in epidemiologisch ähnlichen Gruppen halten, gute Durchimpfungsrate → Impfung sehr empfohlen! 27 Der Vet-Atlas Pferde 2. Equine Herpesviren § Erreger: alpha-HPV: EHV 1 und EHV 4 oder gamma-HPV: EHV 2 und EHV-5 § Infektion < 6 Mo, maternale IgG schützen 2-3 Mo " lebenslange Latenz (einmal Herpes immer Herpes) " Reaktivierung durch Stress! EHV-1 und EHV-4 Erreger Alpha-Herpesvirus Vorkommen Weltweit Reservoir Latent infizierte Pfd Infektionsroute Aerogen via Aerosole Infektiöses Material Nasensekret, Abortmaterial, evt. Samen? Übertragung Vertikal und horizontal Ausscheidung und IKZ - 28d → EHV1 oft schlimmer als 4! 28 Der Vet-Atlas Pferde Respiratorische Form Abort Neurologische Form K biphasisches Fieber häufig einziges Spätabort im 3. equine Herpesvirus Symptom Trächtigkeitsdrittel oder Myeloenzephalopathie (EHM) (" direkt Hygienemassnahmen und Tx Geburt von durch Vaskulitis und Blutung im einleiten, um Verbreitung zu lebensschwachen Fohlen, RM und Grosshirn verhindern, da in dieser Phase hohe durch eine Vaskulitis kann " 2-3 Tage nach Beginn Virusausscheidung); vergrösserte LK, Abort auch schon schlimmste Symptom: Apathie, NAF, Husten, Konjunktivitis, stattfinden bevor Virus auf Fieber, Ataxie-Paralyse (v.a. Pneumonie, Leukopenie Fötus übergegangen ist HGLDM), Kot- und " Schweregrad von Immunstatus, Alter, Harnabsatzschwierigkeiten Gesundheitszustand, Typ der Infektion (Erst- vs. Reaktivierung), Stamm abh. " geringe Mortalität aber möglich, dass chronisch wird mit Leistungsminderung und bronchialer Hypersensitivität D § Nasentupfer UND EDTA-Blut " zusätzlich Vaginaltupfer EHM noch Liquor-US spezielles Medium oder nativ " oder Fötus-GW Nasentupfer ist sensitiver, dafür ist NW im Blut länger + durch die Virämie! § PCR für die Unterscheidung von EHV1 und 4 " wichtig für Prognose und Massahmen § Serologie ist nicht sinnvoll durch hohe Seroprävalnz bei gesunden Pfd Tx § NSAIDs bei hohem Fieber oder Evt. Uterusspülung, aber Netz zur Stabilisation, Apathie eigentlich keine Tx Blasenkatheter (+AB!) und § Bei Ausbruch evt anti-virale Tx mit notwendig, hat auch keine Rektum ausräumen, NSAIDs, Valacyclovi Auswirkung auf TK im Corticosteroide gegen " hemmt Replikation und dadurch nächsten Jahr Vaskulitis, Heparin/Dalteparin EHM und Abort als Prophylaxe für EHM " Gabe VOR Auftreten der Symptome, kann NW haben und ist relativ teuer! P gut gut vorsichtig 29 Der Vet-Atlas Pferde Hygienemassnahmen: EHV-1 EHV-4 § Quarantäne für den Stall " erkrankte Pfd Vorgehen muss im Stall besprochen isolieren und 2x / tag Fieber messen, werden, ist ab. von Gruppen Abortmaterial sofort entfernen zusammensetzung (trächtige Stuten, § Quarantäne aufheben: 1) 4 Wo Q ohne Jungtiere oder kranke Tiere?) Testen oder 2) 2 Wo Q mit testen Prävention: § 3 Wo Q für neue Pfd, Pfd in ähnlicher epi. Gruppe halten und trächtige Stuten gesondert halten Immunprophylaxe: § leider keine gute Durchimpfungsrate in CH → wird aber stark empfohlen! → nur kurze Immunität nach Infektion vorhanden § Nachteile Impfung: Virusstämme variieren, komplizierte und nur kurze IA, schützt nicht vor EK, UAWs § Vorteile Impfung: verringert Ausscheidung = Populationsschutz, evt. Reduktion der Symptome, Seuchenhafte Ausbrüche reduziert EHV-2 und EHV-5 Erreger Gamma-Herpesvirus Vorkommen Weltweit, 90% Durchseuchung in CH Reservoir Latent infizierte Tiere Infektionsroute Aerosolinfektion Infektiöses Material Nasensekret Übertragung Horizontal direkt und indirekt " wird generell stärker ausgeschieden als EHV1 und 4 Klinik: § febrile AW-EK v.a. Jungtiere → Erstinfektion in 6.-10. LW trotz maternaler IgG, Fohlenweise als Tauschbörse § Adulte: eher selten, subklinisch oder dann «equine multinodular pulmonary fibrosis (EMPF)» → Lungenfibrose! 30 Der Vet-Atlas Pferde Diagnose: § PCR aus Nasentupfer (Befund fragliche Relevanz, da sehr hohe Ausscheidungsrate auch von gesunden Tieren!) § EMPF: Klinik, Röntgen pathognominisch, US und Lungenbiopsie Therapie: § AW-EK: selbstlimitierend, nur symptomatisch " gute Prognose § EMPF: Valacyclovir (aber bringt meistens nichts mehr, weil zu weit fortgeschritten), CCS, Doxycycline (Anti-inflamm.) " schlechte Prognose Massnahmen: § AW-EK: muss individuell entschieden werden, evt fraglich da sowieso hohe Ausscheidungsrate! § EMPF: auch keine, da IF meist schon lange zurückliegt " EMPF ist eine chron. EK!! 31 Der Vet-Atlas Pferde Labordiagnostik Hämatologie Erythrozyten: Ý erhöht: § absolute Polyzythämie: Hypoxie, Polyzythämie vera (myeloproliferativer Tumor) § relative Polyzythämie: Dehydrierung (gleichzeitige Erhöhung PP), Milzkontraktion § Rasse: Windhunde, Vollblut Pferd ß erniedrigt: § physiologisch: bei Welpen § regenerative Anämie: Blutung, hämolytische Anämie § nicht-regenerative Anämie: - Niereninsuffizienz (Epo-Mangel) - chronische Infektion / Entzündung, Infektion (FeLV, Ehrlichiose, Parvovirose) - Eisenmangel, Bleivergiftung - Neoplasien, Endokrinopathien, Myeloproliferative Erkrankungen - Medikamente Regenerative Anämie → erhöhte Retikulozytenzahl Anzeichen Blutausstrich: § Polychromasie: Kombination roter (Hgb) und blauer (Ribosomen) Färbung § Retikulozyten: Anfärbung von ribosomaler RNA 32 Der Vet-Atlas Pferde § Anisozytose: ungleiche Grössenverteilung § Target Zellen: z.B. bei Eisenmangelanämie § Howell-Jolly-Körperchen: Kernreste Nicht-regenerative Anämie – Pathogenese: 1. verminderte Lebensdauer 2. verminderte Mobilisierung von Eisen 3. verminderte Erythropoese Hämoglobin: Ý erhöht: siehe Erythrozyten ß erniedrigt: siehe Anämien Faustregel: Hämatokrit = 3x Hämoglobin Hämatokrit: Ý erhöht: siehe Erythrozyten ß erniedrigt: siehe Anämien 33 Der Vet-Atlas Pferde Indizes: MCV = mittleres Zellvolumen (mean corpuscular volume) § normozytär § makrozytäre Anämie: Vitamin-B12-Mangel, physiologisch bei Welpen bis 4 Wo § mikrozytäre Anämie: Eisen-/Kupfermangel, PSS, chronische Infektion/Entzündung MCHC = mittlere korpuskuläre Hämoglobin-Konzentration § normochrom § hyperchrom: kommt biologisch nicht vor § hypochrom: chronischer Eisenmangel MCH = mittlere korpuskuläre Hämoglobinmenge (mean corpuscular hemoglobin) § ß erniedrigt: Eisenmangelanämie RDW = Red Cell Distribution Width § Mass für die Anisozytose = Variation der Erythrozytenvolumia § Ý erhöht: normozytäre, mikrozytäre und makrozytäre Erythrozyten liegen vor 34 Der Vet-Atlas Pferde Anämieklassifikation anhand von Indizes: Klassifikation Ursache normozytär / normochrom nicht-regenerative Anämie beginnende Anämie verminderte Erythropoese makrozytär / hypochrom regenerative Anämie Blutung Hämolyse makrozytär / normochrom regenerative Anämie Störung Erythropoese mikrozytär / hypochrom Eisenmangel Pyridoxin-Mangel mikrozytär / normochrom Eisenmangel (Beginn) Leberfunktionsstörung (PSS) Akita und Shiba normozytär / hypochrom sehr selten Leukozyten Ý Leukozytose: § physiologisch: Aufregung, Stress, körperliche Belastung, Gravidität § pathologisch: - Entzündung, Infektion (Bakterien, Pilze, Protozoen, Rickettsien) - Intoxikationen: z.B. Diabetes mellitus, Urämie, Blei, Quecksilber, etc. - Resorption körpereigener Proteine: z.B. Hämatome, Muskelprellung, etc. - endokrin: Hyperadrenokortizismus, Phäochromozytom, Hyperthyreose - Erkrankung Gehirn: Trauma, Tumor, Blutung, Enzephalitis - Leukämie 35 Der Vet-Atlas Pferde ß Leukopenie: § virale Infektionen: Parvovirus, Staupe, FeLV § bakterielle Infektionen mit erhöhtem Verbrauch (Peritonitis, Endometritis, Salmonellose Pfd) § Hd: Östrogenvergiftung § Schock: Endotoxinschock, anaphylaktischer Schock § Zellgifte, Zytostatika § Leukämie Normoblasten: § kernhaltige Erythrozyten → gelangen bei beschleunigter Reifung ins Blut § normal: keine Normoblasten § Normoblasten: Neonaten, gesteigerte Erythropoese, myeloproliferative Erkrankung, Störung Knochenmark-Blut-Schranke Thrombozyten: Ý Thrombozytose: § Entzündung (Trauma, Infektion) § nach Thrombozytopenie (Rebound Effekt) § nach Blutverlust (Epo stimuliert auch Thrombozytenproduktion) § Tumore § Glukokortikoide ß Thrombozytopenie: § verminderte Bildung: toxische Einflüsse auf KM, Infektionen (Parvo, FeLV, FIV, Anaplasmen, Babesien), Tumore (Leukämie, Lymphom) § vermehrter Verbrauch / Abbau: Blutung, DIC, Sepsis, Schock, autoimmun § Rasse: Makrothrombozytopenie: CKC, Greyhounds 36 Der Vet-Atlas Pferde Thrombozytenzahl: ↓: < 100'000/µl (Pferd < 70'000/µl): gr. Blutungsgefahr, besonders unter der Haut ↓↓: < 40'000/µl - 30'000/µl: massive Gefahr der Verblutung! ↑: > 1'000'000/µl: Gefahr einer Thrombenbildung Pseudothrombozytopenie: à feline Thrombozyten verklumpen und bilden Thrombozytenaggregate § bei Thrombozytopenie deshalb immer Blutausstriche auf Aggregate untersuchen § zusätzlich Katze: Grösse ähnlich wie die von Erys → ungenaue Thrombozytenzahl Neutrophile: Ý Neutrophilie: § physiologisch: Aufregung, Stress, körperliche Belastung, Gravidität § pathologisch: - Infektionen, Entzündungen - Intoxikationen - endokrin: Glukokortikoide - Tumoren - myeloische Leukosen ß Neutropenie: § Virusinfektion § septischer Schock § Knochenmarksdepression nach Intoxikation 37 Der Vet-Atlas Pferde Eosinophile: Ý Eosinophilie: § Allergien (IgE-mediiert) § Parasiten § Hypoadrenokortizismus (Addison) § Infektionskrankheiten in der Heilphase § Paraneoplastisch (z.B. Lymphom) § Hypereosinophiles Syndrom ß Eosinopenie: § Stress § Kortikosteroide, Hyperadrenokortizismus (Cushing) § Anfangsphase von Infektionskrankheiten § akute Hämolysen Basophile: Ý Basophilie: selten § Allergien: Soforttyp (Typ 1), Spättyp (Typ 4) § Parasiten (GIT, Dirofilariose) § Neoplasien (basophile Neoplasie) § Polyzythämia vera Lymphozyten: Ý Lymphozytose: § Aufregung § Hypoadrenokortizismus § chronische Entzündung: Infektionen, Allergien § Infektionen in Heilphase § lymphatische Leukämie 38 Der Vet-Atlas Pferde ß Lymphopenie: § Stress § Kortikosteroid § Virusinfektionen (z.B. FIV, FeLV, Staupe, Parvovirose) § Bestrahlung und Chemotherapie § Severe Combined Immunodeficiency (SCID) Monozyten: Ý Monozytose: § Stress § reaktiv: endogene oder exogene Glukokortikoide § chronische Entzündung / Infektion § Nekrosen: Blutung, Hämolyse, Neoplasien, Infarkt, Trauma § granulomatöse Erkrankungen § monozytäre Leukämie Leukogramm Stressleukogramm: → endogen: chron. Erkrankungen / exogen: Glukokortikoide § Leukozytose § Neutrophilie → keine Linksverschiebung § Lymphopenie (Apoptose) § Eosinopenie § Monozytose Leukogramm bei Aufregung: → Adrenalin-Ausschüttung (z.B. Ktz im Wartezimmer) § häufiger als Stressleukogramm § Leukozytose § Neutrophilie § Lymphozytose § Glukose erhöht 39 Der Vet-Atlas Pferde Entzündliches Leukogramm: § Entzündung: geprägt durch Leukozytose § Neutrophilie mit Linksverschiebung stabkerniger Granulozyt: Ränder parallel, Kernmembran glatt Linksverschiebung: = vermehrt jugendlichen, stabkernigen Granulozytenformen im peripheren Blut Regenerative Linksverschiebung: § bei gleichzeitiger Leukozytose (durch Neutrophilie) § Knochenmark kann Bedarf decken Degenerative Linksverschiebung: § ohne Leukozytose oder wenn mehr stabkernige als segmentkernige § oft mit Leukopenie oder normalen Leukozytenzahlen § Bedarf nicht gedeckt → Bedarf > Angebot § Prognose: ungünstig Blutchemie Endokrine Pankreasdiagnostik im Zusammenhang mit Diabetes mellitus Glukose: Ý Glukose: § physiologisch: Aufregung, Stress, Adrenalin § Diabetes mellitus § Hyperadrenocortizismus, Hypersomatotropismus § iatrogen durch Glukoseinfusion § Kortikosteroide § Adrenalin § Pankreatitis 40 Der Vet-Atlas Pferde ß Glukose: § Anorexie § Hyperinsulinismus (iatrogen, Insulinom) § Lebererkrankung § Morbus Addison § exokrine Pankreasinsuffizienz Fructosamin: Schätzung der mittleren Glukoskonzentration in den letzten 2-3 Wo Ý: lange dauernde Hyperglykämie → unbehandelt/schlecht eingestellter D. mellitus ß: Hypoproteinämie (Hypoalbuminämie), Katze: Hyperthyreoidismus Nierenfunktion Harnstoff: Ý Harnstoff: § physiologisch: proteinreiche Fütterung § pathologisch: immer mit USG vergleichen - prärenal: USG >1030 → Dehydratation, erhöhter Eiweissabbau - renal: USG 1008-1030 → akute oder chronische Nierenerkrankung - postrenal: USG variabel → gestörter Harnabfluss (Obstruktion, Ruptur) ß Harnstoff: § Leberinsuffizienz § starke Diurese § proteinarme Diät Kreatinin: Metabolit des Muskelstoffwechsels Ý Kreatinin: ß Kreatinin: § siehe Harnstoff (Azotämie) § Kachexie, geringe Muskelmasse 41 Der Vet-Atlas Pferde Leberenzyme Hund, Katze: § Ý ALT: Leberzellschädigung § ALT + AST: Schwere der Leberzellschädigung Pfd, Rd: § Ý SDH: leberspezifisch → hohe diagnostische Spezifität § Ý GLDH: Leberzellnekrose § Ý GGT: nur beim Pferd Ý Alkalische Phosphatase: § Cholestase § Lebererkrankungen, Pankreatitis, Nierenerkrankung § Knochenerkrankungen § Hyperparathyreoidismus, Hyperthyreose § Gravidität § nur Hd: steroidbedingte Erhöhung Leberfunktion Ý Bilirubin: § prähepatisch: übermässige Hämolyse → unkonjugiertes Bilirubin § hepatisch: Rückstau von Bilirubin ins Plasma → un-/konjugiertes Bilirubin § posthepatisch: Blockierung Gallenabfluss → konjugiertes Bilirubin Verminderte Leberfunktion/Leberinsuffizienz: erhöht: Bilirubin ↑, Gerinnungszeiten ↑, Gallensäuren ↑, Ammoniak ↑ erniedrigt: Albumin ↓, Harnstoff ↓, Glukose ↓, Cholesterin ↓ = Leberfunktionsparameter 42 Der Vet-Atlas Pferde Leberfunktionstest: § Ammonium-Toleranztest: Nüchternprobe → Verabreichung NH4 → zweite Blutprobe → Messung Blutammoniakgehalt (darf nicht über gewisse Werte) § Bromsulfonphtalein-Test: Farbstoff kann nur durch Leber eliminiert werden → Messung Farbstoffkonzentration § Gallensäuren-Stimulationstest: Basalwerte nach Fasten → Fütterung einer Mahlzeit → postprandiale Werte 2h nach Fütterung - erhöhte postprandiale Werte: Leberinsuffizienz, PSS - verminderte Werte: nicht signifikant - cave: Malteser haben hohe postprandiale Werte ohne Lebererkrankungen Plasmaproteine Plasmaprotein: Ý Hyperproteinämie: § Erhöhung von Fibrinogen und Immunoglobulinen → chronische Entzündung, FIP § Leukämie § Dehydratation ß Hypoproteinämie: § Proteinverluste: Enteritiden, Proteinurie, Blutverlust nach aussen § verminderte Produktion: chronische Leberkrankheiten, Maldigestion, Malabsorption, Parasitenbefall Albumin: Ý Albumin: § Hämokonzentration (Dehydratation) § erhöhte Albuminsynthese → Glukokortikoide oder Hormone ß Albumin (negativ Akutphaseprotein): § Verluste: Blutung, Parasitenbefall, GIT, Niere § verminderte Bildung: Leber, Malabsorption 43 Der Vet-Atlas Pferde § Sequestrierung in Körperhöhle § Blutverdünnung § kompensatorisch zu hohen Globulinkonzentrationen (negativ AP) Ý Globulin: § Entzündung Lipidstoffwechsel Ý Triglyceride: § Anorexie § akute Pankreatitis, Gallenabflussstörungen, Diabetes mellitus § Hypothyreose § Equiden: Hyperlipämie Cholesterin: Ý Cholesterin: ß Cholesterin: § physiologisch: postprandial § Malabsorption, Maldigestion § Cholestase § Protein-Losing Enteropathie § Hypothyreose § Portosystemischer Shunt § Diabetes mellitus § Leberinsuffizienz § Hyperkortizismus § Hypoadrenokortizismus § Hyperlipidämie § nephrotischem Syndrom § Leberkrankheiten exokriner Pankreas Lipase: Ý Lipase: § Hd, Ktz: Pankreatitis § Erkrankungen von Nieren (GFR ↓), Dünndarm und Leber 44 Der Vet-Atlas Pferde Amylase: Ý Amylase: § Pankreatitis § Hd: auch bei Erkrankungen von Nieren (GFR ↓), Dünndarm und Leber ß Amylase: § Ktz: Pankreatitis § Lipämie § Kortikosteroide Bewegungsapparat Kreatinkinase (CK): § Anstrengung, Traumen, chirurgische Eingriffe, i.m. Injektion § Schock → infolge Minderdurchblutung der Muskulatur § Muskelentzündung § Weissmuskelkrankheit, nach Festliegen, Tetanus § Pfd: Kreuzschlag Elektrolyte Natrium: Ý Hypernatriämie: § Dehydratation: Erbrechen, Durchfall § Kochsalzvergiftung § Hyperaldosteronismus § Diabetes insipidus § Nierenversagen 45 Der Vet-Atlas Pferde ß Hyponatriämie: § Verlust: Erbrechen, Durchfall, Verbrennung, mangelnde Zufuhr (Rd), Schwitzen § chronische Niereninsuffizienz § Herzinsuffizienz § ADH-Mangel § Hypoadrenokortizismus § Diabetes mellitus § psychogene Polydipsie Kalium: Ý Hyperkaliämie: § Nierenerkrankung (red. Ausscheidung) § Harnabflussstörung (FLUTD), Harnblasenruptur § Austritt K aus Zellen: Trauma, OP, Verbrennung, Hämolyse, Nekrose, Azidose § Hypoadrenokortizismus § Leukämien, Thrombozytosen § Medikamente: K-reiche Infusionen, ACE-Hemmer, K-sparende Diuretik § starke Dehydratation ß Hypokaliämie: § Verlust: Erbrechen, Durchfall, renal § Anorexie § Hyperaldosteronismus § metabolische Alkalose (selten) § Medikamente: Schleifendiuretika, Insulintherapie, Glukoseinfusion § Katze: Hypokalämisches Nierenversagen § Pferd: nach starkem Schwitzen 46 Der Vet-Atlas Pferde Chlorid: Ý Hyperchloridämie: ß Hypochloridämie: § Dehydratation § Verlust: Erbrechen, Durchfall § Kochsalzvergiftung § Metabolische Alkalose § metabolische Azidose § Kochsalzmangel § Hyperadrenokortizismus =Cushing § Medikamente: Schleifendiuretika, Thiazide Calcium: Ý Hypercalcämie: § toxisch: Vitamin D-Hypervitaminose § in Zusammenhang mit Hyperalbuminämie § Hyperparathyreoidismus § Neoplasien: Lymphosarkom, Multiples Myelom, Analdrüsenkarzinom, Knochentumoren § chronische Niereninsuffizienz § Hypoadrenokortizismus ß Hypocalcämie: § in Zusammenhang mit Hypoalbuminämie § Hypoparathyreoidismus § sekundärer renaler Hyperparathyreoidismus § Malabsorptionssyndrom § Pankreatitis § Rind: Gebärparese, Tetanie § Pferd: Kolik (ionisiertes Calcium erniedrigt), Myopathien, Schwitzen § EDTA-Kontamination (Vertausch der Deckel von verschiedenen Röhrli) 47 Der Vet-Atlas Pferde Phosphat: Ý Hyperphosphatämie: ß Hypophosphatämie: § Hämolyse (Artefakt) § Rachitis § Nierenerkrankung, Blasenruptur § Osteomalazie § Hypoparathyreoidismus § Hyperparathyreoidismus § Hyperthyreose § Neoplasie (Schilddrüsentumor) § Knochen: z.B. Akromegalie § diabetische Ketoazidose § Ernährung: Hypervitaminose D § Hyperadrenokortizismus § Jungtiere § Medikamente: Insulintherapie Magnesium: Ý Magnesium (selten): § chronische Niereninsuffizienz ß Magnesium: § Hypoproteinämie § inadäquate Aufnahme/Absorption: Malabsorption, Anorexie § Ausscheidung mit Urin: Ketonurie (KK komplexieren Mg), osmotische Diurese Gerinnung Gerinnungstests: Quick-Test: § erfasst v.a. das extrinsische System § Messung: Zeit bis zur Gerinnselbildung § erkennt Verminderung der Faktoren I (Fibrinogen), II (Prothrombin), V, VII, X § verlängert: Vitamin K-Mangel (Cumarinvergiftung, Verschlussikterus), chronische Leberstörungen und Fibrinogenmangel 48 Der Vet-Atlas Pferde Partielle Thromboplastinzeit (PTT): § erfasst v.a. intrinsischen Systems § Messung: Zeit bis zur Gerinnselbildung § verlängert: bei Störungen der Faktoren I, II, V, VIII, IX, X, XI und XII § einfacher Nachweis von Mangel an Hämophiliefaktoren VIII und IX einfach Thrombinzeit: § erfasst gemeinsames System = Faktor l (Fibrinogen) § Messung: Schritt von Fibrinogen zu Fibrin § erhöht: vermindertem Fibrinogen, Dysfibrinogenämie, durch Heparin und FDPs § abhängig von: Menge vorhandener Antithrombine Gerinnungsanalysen: Thrombozyten: siehe vorne Fibrinogen: § erhöht: - bakterielle Infektionen, Entzündungen → Körper versucht, Ausbreitung von Infektionserregern durch erhöhte Gerinnungsfähigkeit vorzubeugen - Hämokonzentration § erniedrigt: - erhöhter Verbrauch: DIC oder verminderter Bildung (Leberinsuffizienz) Serumproteinelektrophorese § Auftrennung wichtigster Serumeiweissfraktionen → Albumin, 𝛼-, 𝛽-, 𝛾-Globuline § keine Quantifizierung einzelner Serumproteine → Ausnahme: Albumin 49 Der Vet-Atlas Pferde Interpretation: § Hyperalbuminämie: Hämokonzentration (Dehydratation), Erniedrigung des extrazellulären Volumens § Hypoalbuminämie: vermehrter Verlust (GIT, Niere) / verminderte Bildung (Leber, Malabsorption), Sequestrierung in Körperhöhlen, Blutverdünnung § Alpha-Globuline erhöht: Entzündung, Atopie, immunmediierte Erkankungen, Parvovirose, Neoplasie, Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Lebererkrankung § Alpha-Globuline erniedrigt: Endphase einer Leberzirrhose § Beta-Globuline erhöht: Entzündung, nephrotisches Syndrom, eitrige Dermatitis, multiples Myelom, Lymphom § Beta-Globuline erniedrigt: bei Hypoadrenokortizismus § Polykolonale Hypergammoglobulinämie: chronische Entzündungen, chronische Lebererkrankungen, Dermatitis/Atopie, immunmediierte Erkrankungen, FIP, FIV, Leishmaniose, Ehrlichiose § Monoklonale Hypergammoglobulinämie: multiples Myelom, extramedulläres Plasmozytom, Lymphom, chronisch lymphatische Leukämie, Waldenström’sche Makroglobulinämie § Hypogammoglobulinämie: SCID, Neugeborene vor oder mit ungenügender Kolostrumaufnahme Albumin 𝛾 𝛼 𝛽 50 Der Vet-Atlas Pferde Urin Spezifisches Gewicht Urin: § 1001 bis 1006: Hyposthenurie - verminderte Harnkonzentrierung beim Diabetes Insipidus § 1008 bis 1012: Isosthenurie - Harn isotonisch mit Blutplasma - Vorkommen bei chronischer Nephritis infolge völligen Fehlens der Konzentrationsfähigkeit [Nierenversagen/-insuffizienz] § 1040 bis 1060: Hypersthenurie → trotz grosser Harnmenge: Diabetes mellitus Fruktosamin: § Serumproteine, die als Folge einer andauernden Hyperglykämie irreversibel glykosyliert («verzuckert») sind Fruktosamin-Bestimmung: § Abschätzung der mittleren Glukosekonzentration der letzten 2-3 Wochen § Hyperglykämie: aufgrund Stress oder Diabetes mellitus § Überprüfung, ob Patient mit gut mit Insulin eingestellt ist § erhöht: lange andauernde Hyperglykämie → unbehandelter / schlecht eingestellten Diabetes mellitus § erniedrigt: Hypoproteinämie (Hypoalbuminämie) und Ktz mit Hyperthyreoidismus Akutphaseproteine → Proteine, welche bei Entzündungen ihre Konz. um mind. 25% verändern Haupt-APP: § Hund: C-reaktives Protein (CRP) § Pferd: Serum Amyloid A (SAA) 51 Der Vet-Atlas Pferde Neben-APP: § Pferd, Rind: Fibrinogen Negative APP: § bei allen Tieren: Albumin Hund: CRP, Serum Amyloid A, Haptoglobin Katze: Serum Amyloid A, α1-saures Glykoprotein Pferd: Serum Amyloid A Rind: Serum Amyloid A, Haptoglobin Glutaltest → Nachweis von Entzündungen beim Rind (Test verkürzt) § Nachweis: erhöhte Fibrinogen- und Gammaglobulinspiegel im Blut § Auftreten: bei massiven, akuten Entzündungen § Interpretation: Dauer bis zum Eintritt der Gelierung des Blutes = Mass für die Menge an Fibrinogen und Immunglobulinen § cave: erst bei Tieren ab 1 Jahr 52 Der Vet-Atlas Pferde Knoten und Nähte Einfacher Knoten Schifferknoten (square knot) § sehr sicher → zwei Schlingen werden gegenläufig zueinander gelegt Altweiberknoten (granny knot) § Entstehung: asymmetrisch geknotet § Nachteil: Verlust der Knotensicherheit Chirurgischer Knoten (Surgeon’s) § einfacher Knoten mit chirurgischer Schlinge (Faden doppelt um Nadelhalter) § bei Einzelknopfnaht: noch 3 Schlingen darüber geknotet § bei fortlaufender Naht: min. 5 Schlingen darüber geknotet Anwendung § Apposition von Wundrändern § Verknoten von monofilamentem Fadenmaterial mit starken Memoryeffekt Nachteil § der Knoten ist dicker, d.h. es wird mehr Fremdmaterial ins Gewebe eingebracht § weniger sicher 53 Der Vet-Atlas Pferde Gleitknoten (Half-hitch) § Entstehung: Aufeinanderlegen zweier entgegengesetzten (asym.) Schlingen § Anziehen des Knotens: nur an einem Fadenenden ziehen à Faden legt sich um den anderen und gleitet an diesem entlang § Fixation: 2-3 square knotes darüber legen § Verwendung: Knoten von Strukturen in der Tiefe Aberdeenknoten § zum Knoten am Ende einer fortlaufenden Naht genutzt Vorteile § sicherer und fester als chirurgischer Knoten § weniger Nahtmaterial § einfach Anwendung 1. Beginn: eine Hand hält Fadenende fest → mit anderen Fingern durch die Schlaufe greifen, welche man beim letzten Stich stehen gelassen hat 2. Hand erfasst Teil des Fadenstücks und zieht es durch die Schlaufe, ohne dabei mit der anderen Hand das Fadenende mit der Nadel loszulassen 3. neue Schlaufe entsteht und ursprüngliche Schlaufe kann angezogen werden 4. Vorgang fünfmal wiederholen 5. beim 5. Mal das Fadenende mit der Nadel loslassen und ihn in vollständig durchziehen à Knoten fixiert sich 6. Fadenende bis auf 3mm abschneiden 54 Der Vet-Atlas Pferde Handknoten § Anwendung: schwerzugängliche oder tiefliegende Bereiche § Fadenenden länger als beim Knoten mit Instrumenten § 2 Techniken: Einhand- und Zweihandknoten Einhandknoten § in räumlich beengten Bereichen von Vorteil Zweihandknoten § bessere Kontrolle/Feingefühl beim Knoten Transfixation und Modifikation § Transfixtionsligaturen bei einzelnen Gefässen eingesetzt à meistens Arterien § Naht penetriert Lumen des Gefässes, wodurch Faden am Gefäss fixiert wird § Ligationstechnik bietet im Vergleich zur zirkulären Ligatur eine grössere Sicherheit, da die gesetzte Ligatur an Ort bleibt § Nachteil: Gefahr einer Blutung aus dem Gefäss entlang des Fadens § bei doppelter Ligatur: Translationsligatur als die distalere von beiden gesetzt Chinese finger tap § beim Annähen von Ernährungssonden oder Drains § Beginn: Plazierung eines Einzelhefts ca. 1cm kaudal der Austrittsstelle der Sonde § verbleibende Fadenenden genügend lange lassen § Thoraxdrain: wird üblicherweise mit einer Tabaksbeutelnaht abgedichtet à von Vorteil, ebenfalls mit einem seperaten Heft zu beginnen 55 Der Vet-Atlas Pferde § anschliessend werden die Fadenenden jeweils an der Oberseite der Sonde/Drains mit einer doppelten Schlinge («chirurgisch», aber kein Knoten) gekreuzt und an der Unterseite jeweils normal gekreuzt § insgesamt sind 6 Kreuzungen § Abschluss der Naht: chirurgischer Knoten plus drei Schlingen darüber Nähte Einzelknopfnaht Vorteile § grössere Sicherheit (sollte ein Knoten sich lösen, geht nicht die ganze Naht auf) § bessere Spannungsverteilung möglich § exakte Wundadaption § im Falle eines Seroms kann zur Drainage ein einzelnes Heft entfernt werden Fortlaufende Vorteile § weniger Materialverbrauch § geringerer Zeitaufwand 1. Adaptierend Einzelknopfnaht § einfach und schnell durchzuführen § Faden zu sehr angezogen: Wundränder stülpen sich ein à Wundheilstörungen Vorteile § jede Naht hat einen Knoten à löst sich ein Heft, geht nicht die ganze Naht auf § bessere Wundadaption möglich § Serom kann leichter abfliessen § geringere Einschränkung der Blutversorgung 56 Der Vet-Atlas Pferde Nachteile § grösserer Zeitaufwand § mehr Materialaufwand (Kosten) § mehr Fremdmaterial Anleitung 1. Fasse mit der Pinzette die Haut und führe die Nadel ungefähr 0.5-1cm vom Wundrand entfernt ein und ziehe sie mit der Pinzette durch die Inzision hinaus 2. greife mit der Pinzette von der gegüberliegenden Seite der Wunde die Haut und führe die Nadel so in die Inzision, dass du ebenfalls 0.5-1cm vom Wundrand entfernt mit der Nadelspitze herauskommst. 3. Dann positioniere den Nadelhalter längs über die Wunde, lege das Fadenende am welchem die Nadel ist einmal um den Nadelhalter 4. Anschliessend greife mit dem Nadelhalter das Ende des Fadens und ziehe es durch. Ziehe den Knoten an und lege nochmals eine Schlinge darauf. 5. Der Faden wird dann seitlich der Wunde abgelegt und die Fadenenden gekürzt Versenkter Einzelknopf § v.a. für den Verschluss der Subkutis angewendet § Knoten kommt nach unten zu liegen à Heilungsverlauf wird nicht gestört und es entsteht ein ästhetisches Resultat (Haut wölbt sich nicht vor) 57 Der Vet-Atlas Pferde Kirschner/Kürschner § einfache fortlaufende Naht, bei welcher der Faden grundsätzlich wie bei einer Einzelknopfnaht geführt wird § Naht wird jedoch nicht unterbrochen, sondern es werden Einzelhefte seriell aneinandergelegt § luft- und wasserdicht und schneller angelegt als Einzelknopfnaht § in mechanisch stark belasteten Bereichen wie z.B Linea alba ist eine fortlaufende Naht mechanisch stabiler als eine Einzelknopfnaht Anleitung § Naht sollte im gesunden Gewebe begonnen werden § Nadel wird auf der einen Seite der Inzision eingeführt und senkrecht durch die Inzision gezogen § Nadel auf der gegenüberliegenden Seite herausziehen und anschliessend werden die beiden Fadenenden wie bei der Einzelknopfnaht verknotet, es wird jedoch nur das Fadenende kurz geschnitten, welches keine Nadel hat § Nun wird die Nadel wie zuvor beschrieben auf der einen Seite eingeführt, durch die Inzision gezogen und auf der anderen Seite herausgezogen § Ablauf wiederholt sich einige Male bis die Wunde vollständig verschlossen ist § Zum Beenden der fortlaufenden Naht, wird die Schlaufe des letzten Stiches gefasst und mit dem Faden, an welchem die Nadel befestigt ist, verknotet § Hierfür wird zuerst wieder ein chirurgischer Knoten gesetzt und anschliessend 5 einfache Knoten darübergelegt Anwendungsbereiche § Linea alba § evtl. Subkutis § Faszie 58 Der Vet-Atlas Pferde Ford interlocking / Reverdinnaht § Modifikation der fortlaufenden Naht § Nadel wird in gleicher Weise durch das Gewebe geführt, der Faden wird jedoch vor jedem erneuten Einstich durch die zuvor gelegte Schlaufe gezogen § Zum Abschluss der Naht wird der letzte Stich in die entgegengesetzte Richtung gestochen und das Fadenende mit der gebildeten Schlaufe verknoten § diese Naht ist auch schnell durchführbar, jedoch ist der Materialverbrauch grösser und der Faden schwieriger zu entfernen Sultansche Diagonalnaht / Kreuzstich § adaptierende Naht, welche unter starker Spannung einstülpende Wirkung hat Vorteile § gewährleistet einen stärkeren Verschluss § verhindert die Eversion der Wundränder § verteilt Spannung besser, als die fortlaufende Naht Fortlaufende Intrakutan- / Subkutisnaht § als abschliessende Naht in der Dermis Vorteil § beim resorbierbarem Fadenmaterial kann das Fadenziehen vermieden werden Subkutisnaht § gleiche Technik kann auch in der Subkutis, anstelle einer versenkten Einzelknopfnaht angewendet werden à wenn es sich um einen langen Hautschnitt handelt 59 Der Vet-Atlas Pferde § je nach Dicke der Subkutis erfolgt die Nadelführung parallel oder senkrecht zur Längsachse der Hautwunde § Hauptziehl der Subkutisnaht ist das Adaptieren der Wundränder → spannungsfreie, dichte, schöne Hautnaht § die fortlaufenden Intrakutran-/Subkutisnaht wird jeweils mit einem versenkten Knopf in der Subkutis begonnen und abgeschlossen 2. Intervertierend Cushing / Connell § deutliches Einstülpen des Gewebes § vor allem bei Hohlorganen angewendet à dichter Verschluss § durch das Einstülpen werden die Wundränder gegen innen vernäht à kontaminierte Mukosa gelangt nicht an die Oberfläche § die beiden Nähte nach Cushing und Conell sind sehr ähnlich § Unterschied: Conell-Naht penetriert das Lumen, indem sie durch alle Gewebsschichten durchzieht à Cushing-Naht gelangt nur bis in die Submukosa Anleitung § Naht wird wie eine einfach fortlaufende Naht begonnen: Anfang einer vertikalen Matratzennaht oder indem der Wundwinkel v-förmig umstochen wird § Nadel wird parallel zur Inzision geführt, durchdringt dabei Serosa, Muskularis und Mukose (resp. bei Cushing nur die Submukosa) 60 Der Vet-Atlas Pferde § wird anschliessend auf der gleichen Seite von der Tiefe wieder zurück durch alle Schichten an die Oberfläche geführt § Danach wird die Nadel auf die andere Seite der Inzision geführt und auf gleiche Höhe, wie die zuvor gewählte Austrittsstelle, erneut parallel zur Inzision eingestochen § dir fortlaufende Nahttechnik wird wiederholt, wobei der Faden die Inzision ausserhalb des Organs immer senkrecht kreuzt § wird nun der Faden angezogen, ziehen sich die Wundränder nach innen und ergibt sich eine invertierende Naht Lembert § aufgrund einstülpender Wirkung oft zum Verschluss von Hohlorganen verwendet § Naht zeichnet sich durch einen stark ausgeprägten einstülpenden Effekt aus à deutliche Lumeneinengung des Hohlorgans § in Nutztierchirurgie findet diese Naht auch Anwendung beim Verschluss von Dünndärmen à Distanz zwischen Wundrand und Einstichstelle weniger als 1cm, um eine starke Lumeneinengung zu vermeiden Anleitung § Naht kann mit einem adaptierenden Knoten wie bei der einfachen fortlaufenden Naht oder mit einem intervertierenden Knoten begonnen werden § Nadel wird anschliessend etwa 1cm von der Inzision entfernt durch die Muskularis und Serosa eingestochen und 3-4mm vor dem Wundrand auf derselben Seite wieder ausgestochen 61 Der Vet-Atlas Pferde § Nadel wird dann über die Wundränder geführt und erneut in einer Entfernung von 3-4mm ein- und 1cm Distanz zur Inzision ausgestochen § der nächste Stich beginnt dann wieder auf der Seite der Inzision, auf welcher die Naht angefangen wurde 3. Evertierend Horizontale Matratzennaht § einfach durchführbar § bei grosser Spannung angewendet § Naht fest anziehen à Naht wird evertierend § evertierender Effekt stärker ausgeprägt als bei der vertikalen Matratzennaht § als Einzelknopf- oder fortlaufende Naht § einzelne Hefe auch als «liegende U-Naht» eingesetzt § parallel zur Wunde liegend: Blutversorgung zum Wundrand reduziert Anleitung § Nadel wie bei Einzelknopfnaht auf der einen Seite der Inzision in die Haut eingestochen, durch die Wunde gezogen und auf der gegenüberliegenden Seite wieder ausgestochen § je weiter die Einstich-/Ausstichstelle vom Wundrand entfernt ist, umso mehr wird die Naht evertierend § Nadel anschliessend etwa 6-8mm von der Ausstichstelle entfernt erneut durch die Inzision führen und auf der gegenüberliegenden Seite rauskommen § anschliessend verknotet man die beiden Fadenenden miteinander § das nächste Heft wird im Abstand von ca. 5mm gesetzt 62 Der Vet-Atlas Pferde Vertikale Matratzennaht § einfach durchführbar § ermöglicht bessere Durchblutung des Gewebes (im Gegensatz zum horizontalen) § in Bereichen mit grosser Spannung § Naht stark anziehen à evertierend § einzelne Hefte auch als «stehende U-Heften» bezeichnet Anleitung § Nadel auf einer Seite weit weg von der Inzision eingestochen, durch die Wunde gezogen und auf der gegenüberliegenden Seite wieder weit weg von der Wunde ausgestochen § Nadel anschliessend auf derselben Höhe jedoch näher an den Wundrand einstechen und auf der gegenüberliegenden Seite auf derselben Höhe nahe am Wundrand rausziehen § Anschliessend verknotet man die beiden Fadenenden miteinander § je mehr man den Knoten anzieht, umso mehr entsteht eine Ausstülpung § das nächste Heft wird im Abstand von ca. 5 mm gesetzt Hautstapler Vorteile § kürzere Operations-/Anästhesiezeit § gleicher kosmetischer Outcome wie bei der Naht § weniger Schmerzen § mehr Resistenz gegen Infektionen à dieser Punkt wird aber kontrovers diskutiert Nachteile § Spezialinstrumente zum Entfernen nötig § benötigt mehr Gewebe § nur in mechanisch nicht stark belsteten Bereichen einsetzbar 63 Der Vet-Atlas Pferde Stapler einsetzen Stapler entfernen Tabaksbeutelnaht § Nahttechnik zum Verschluss einer natürlichen oder künstlichen Öffnung § Naht wird parallel um den Wundrand genäht § anschliessend werden beide Fadenenden zusammengezogen und verschlossen Tension relieving § zur Reduzierung der Spannung § Wunden mit starker Spannung à Durchblutungsstörungen, verzögerte Wundheilung, Nahtdehiszenz und Hautnekrose möglich § zu den wichtigsten Spannungsnähten zählen: - vertikaler Matratzennahm, Synonym: stehende U-Naht - Far-far-near-near - Far-near-near-far § Nähte verursachen nur minimale Durchblutungsstörung aufgrund ihrer rechtwinkligen Inzision (im Gegensatz zu einer horizontaler Matratzennaht) Far-far-near-near Far-near-near-far 64 Der Vet-Atlas Pferde Sehnennähte 3 loop pulley § besteht aus 3 Schlaufen, welche etwa im 120°-Winkel zueinanderstehen § erste Schlaufe wird so platziert, dass sie senkrecht zur Längsachse steht und endet wundnah-wundfern § zweite Schlaufe wird nun im 120°-Winkel zur ersten angebracht und liegt nun wundferner-wundnaher als die erste § dritte Schlaufe wird erneut im 120°-Winkel zu den anderen beiden Schlaufen gesetzt und endet im Vergleich zur ersten wundfern-wundnah § Vorteil: Naht mechanisch sehr stark → v.a. bei runden Sehnen angewendet § Nachteil: Gleitfähigkeit der Sehne reduziert, da viel Naht- und Knotenmaterial auf der Oberfläche zu liegen kommt Bunnel § sogenannte «Schnürsenkelnaht» nach Bunnell § um vom Knochen oder Muskel abgelöste Sehnenenden wieder zu fixieren Anwendung § als erstes wird die Naht in das proximalere Sehnenende gestochen und diagonal durch die Sehne geführt, bis sie an der Seite austritt § Nadel wird anschliessend ca. 1mm weiter distal erneut eingestochen und diagonal geführt und tritt an der Rissstelle raus 65 Der Vet-Atlas Pferde § am distalen Stück der abgerissenen Sehne wird nun die Nadel in die Sehne eingeführt und mittels zwei Kreuzstichen fixiert § anschliessend werden im proximalen Anteil der Sehne wieder zwei Kreuzsticke gesetzt und die beiden Enden verknotet Locking loop § v.a. bei flacheren Sehnen angewendet § durch die transversen und longitudinalen Abschnitte der Naht werden einige Faserbündel fixiert 66 Der Vet-Atlas Pferde Anästhesiologie 67 Der Vet-Atlas Pferde Atemapparat Untersuchung des Atemapparates Ablauf: § Anamnese § Klinische Untersuchung § Weiterführende Untersuchungen 1. Anamnese § Einlieferungsgrund § Alter - akute Infektionen → häufiger bei jungen Pferden - chronische Pneumopathien → häufiger bei alten Pferden § Verwendungszweck § Haltung - Bewegung / Weidegang - Unterkunft - Art der Aufstallung: Innenbox, Aussenbox, Haltungsänderung - Einstreu § Fütterung § Impfungen § Entwurmungen § Eselkontakt → Lungenwurmbefall § Nasenausfluss: ein- oder beidseitig, Qualität, Beginn § Husten: Qualität und Beginn § Atemgeräusche § Leistung → eingeschränkt? § andere Erkrankungen § Stress: Transport, Stallwechsel § Vorbehandlungen 68 Der Vet-Atlas Pferde 2. Klinische Untersuchung § Allgemeinbefinden § Adspektion § Palpation § Husten § Untersuchung der Nasennebenhöhlen § Auskultation der Lunge § Perkussion des Thorax § Auskultation nach Atemstimulation § Belastungsprobe § Atemgeräusche 1. Allgemeinbefinden § zu Beginn der Untersuchung: Allgemeine Untersuchung 2. Adspektion § Kopf und Hals § zunächst aus Distanz § Naseneingang § Brustkorb Kopf und Hals § Konturstörungen → z.B. Entzündung Nasennebenhöhlen § geblähte Nüster → Hypoxie § gestreckte Kopf-Hals-Haltung → inspiratorische Dyspnoe Naseneingang § Öffnen der Nüstern mit Daumen und Zeigefinger § Achten auf: Nasenausfluss, Depigmentation Nasenausfluss § physiologisch: wenig, serös und geruchlos § Beurteilung: ein- / beidseitig, Menge, Farbe, Geruch, Konsistenz, Beimengungen, Zeitpunkt des Auftretens § einseitiger NA → v.a. Erkrankung der Nasennebenhöhlen oder Luftsackes § beidseitiger NA → Ursprung irgendwo in den Atemwegen 69 Der Vet-Atlas Pferde Brustkorb § Beobachtung der Atmung § Beurteilung: Frequenz, Rhythmus, Atemtyp und Dyspnoe Atemfrequenz § physiologisch: 12 – 20 Atemzüge / Min. § pathologisch: Tachypnoe oder Hyperpnoe → z.B. Fieber, Schmerz, etc. Atemtyp § Adspektion von schräg hinten § physiologisch: kostoabdominal § pathologisch: - kostal: z.B. bei Kolik, vermehrter Füllung des Abdomens - abdominal: z.B. bei Rippenfraktur, Lungenerkrankungen Atemrhythmus § physiologisch: regelmässig, Exspiration fast doppelt so lange wie Inspiration § pathologisch: - Verlängerung Inspiration → Stenose der oberen Atemwege - Verlängerung Exspiration → Obstruktion der unteren Atemwege Dyspnoe = krankhaft erschwerte Atmung § inspiratorische Dyspnoe → Stenosen der oberen Atemwege - Nüster aufgebläht, gestreckte Kopf-Hals-Haltung, kostaler Atemtyp, verlängerte Einatmung § exspiratorische Dyspnoe → Obstruktion des Bronchiallumens oder reduzierte Retraktionskraft der Lunge - abdominaler Atemtyp, verlängerte Exspiration, evt. Dampfrinne und atmungssynchroner Anusprolaps § gemischte Dyspnoe → z.B. bei Anämie, Schwellung der Schleimhäute, etc. 70 Der Vet-Atlas Pferde 3. Palpation § Lymphknoten § Larynx § Haut und Unterhaut § Trachea Lymphknoten § Achten auf: Grösse, Konsistenz, Schmerzhaftigkeit und Verschieblichkeit § Ln. mandibulares: physiologisch immer palpierbar - medial des Unterkieferknochens § Ln. retropharyngeales: physiologisch nicht palpierbar - bilateraler Druck auf Luftsäcke Larynx § Trachea nach kranial verfolgen § Slap-Test: - Aryknorpel aufsuchen + mit flachen Hand kaudoventral des Widerrists schlagen - Aryknorpel (kontralateral) sollte sich bewegen - negativer Slap-Test → Hinweis auf Kehlkopfpfeifen § Beurteilung: Symmetrie, Muskelatrophien, Beweglichkeit der Aryknorpel Haut und Unterhaut § Achten auf: Narben → frühere OP Trachea § Achten auf: irreguläre Knorpelringe, Formveränderungen 71 Der Vet-Atlas Pferde 4. Husten § Auslösung des Hustenreflexes: Druck auf Larynx oder ersten Trachealring § Normalbefund: kein oder nur ein einzelner Hustenstoss auslösbar § bei Reizzuständen im Pharynx, Larynx und Trachea → Husten oft leicht auslösbar 5. Untersuchung der Nasennebenhöhlen § Beurteilung: Kopfsymmetrie, Konturstörungen § Fingerperkussion: - auf beiden Seiten → Schallqualität vergleichen - achten auf: Druckschmerz - pathologisch: Dämpfung und Schmerz § weitere Untersuchungstechniken: - Endoskopie, Röntgen, Probetrepanation, Computertomographie Trepanation § als zusätzliche diagnostische Massnahme - erlaubt Endoskopie oder Entnahme von Biopsie- bzw. Sekretproben § therapeutisch → zur Spülung der Nasennebenhöhlen 6. Auskultation der Lunge § physiologisch: - Inspiration lauter als Exspiration - physiologisches Atemgeräusch = vesikuläres (peripheres) Atemgeräusch - zentrales Atemgeräusch (Bronchialatmen): über Trachea hörbar § pathologisch: - verschärftes Vesikuläratmen, Rasselgeräusche, Giemen → z.B. bei COB - Reibegeräusche → z.B. bei Pleuritis 72 Der Vet-Atlas Pferde 7. Perkussion des Thorax § physiologische Lungengrenze: - untere Kante des Tuber coxae → 16 IKR - Höhe Sitzbeinhöcker → 14. IKR - Höhe Buggelenk → 10 IKR - unterhalb des Olecranon → 5. IKR § achten auf: Lungenerweiterung (Lungengrenze verschoben) Finger-Finger-Perkussion § Mittelfinger in IKR pressen → mit anderem Mittelfinger distal des Fingernagels perkutieren § von kaudal nach kranial und von dorsal nach ventral § achten auf: Schallumschlag Hammer-Plessimeter-Perkussion § gleiches Vorgehen § Finger durch Hammer und Plessimeter ersetzt 8. Auskultation nach Atemstimulation § wenn bei der Auskultation der unteren Atemwege keine krankhaften Atemgeräusche festgestellt werden konnten Atemhemmprobe § Zuhalten der Nüstern oder Sack über Nase legen § Atemgeräusche häufig nur während der ersten vertieften Atemzüge deutlich zu hören § physiologisch: verstärktes vesikuläres (peripheres) Atemgeräusch § pathologisch: Husten, krankhafte Atemgeräusche 9. Belastungsprobe § zur Diagnostik von Atemgeräuschen, Beurteilung der Belastbarkeit und Kondition § Belastung an der Longe über ca. 10 Min. 73 Der Vet-Atlas Pferde § Pulsfrequenz → sollte 15 Min. nach Ende wieder normal sein § Atemfrequenz → sollte 20 Min. nach Ende wieder normal sein 10. Atemgeräusche § Atemgeräusche werden in Ruhe (Hören nahe an den Nüstern) bzw. während der Belastungsprobe (vorzugsweise im Galopp) diagnostiziert § Achten auf: Atemphase § physiologisch: - in Ruhe: keine Atemgeräusche hörbar - unter Belastung: exspiratorisches Schnauben, inspiratorisches Atmen nicht hörbar Weiterführende Untersuchungen 1. Blutgasanalyse § zur Untersuchung der Lungenfunktion § aus arteriellem Blut, das aus der A. carotis § Beurteilung von PaO2 und PaCO2 → z.B. Hyper- / Hypoventilation? 2. Endoskopie der Atemwege § adspektorische Untersuchung des Respirationstraktes § Entnahme von Sekretproben § Durchführung mit flexiblem Endoskop § am stehenden Pferd → Sedierung bzw. Oberlippenbremse sind empfehlenswert § Nüsternschleimhaut wird lokal anästhesiert § Endoskop in ventralen Nasengang einführen und vorschieben à ventrale + mittlere Nasengänge und Pharynx à Luftsäcke à Trachea 74 Der Vet-Atlas Pferde 3. Tracheobronchialsekretzytologie § Gewinnung von Tracheobronchialsekret (TBS) via Endoskopie § zytologische Untersuchung des Quetschpräparates 4. Bakteriologische Untersuchung des Tracheobronchialsekretes § ein Teil des gewonnenen Tracheobronchialsekretes in Transportmedium verbringen § bei Verdacht auf Kontamination aus den OA → Ergebnis vorsichtig interpretieren 5. Bronchoalvoläre Lavage (BAL) § am stehenden, sedierten Pferd § mit einem Silikonkatheter ohne Sichtkontrolle oder unter endoskopischer Kontrolle § eignet sich besonders zur Diagnose von diffusen nicht infektiösen Lungenerkrankungen 6. Röntgen des Thorax § dient der Klärung schwer diagnostizierbarer Erkrankungen der Lunge § am stehenden, nicht sedierten Pferd im seitlichen Strahlengang 7. Sonographische Untersuchung des Thorax § Untersuchung von kranial nach kaudal in den einzelnen IKR und von dorsal nach ventral § physiologisch: im Bereich des Thorax nur Herz und Pleura darstellbar 8. Thorakozentese § bei Hinweis auf einen Pleuraerguss § Punktion des Thorax: - am stehenden, evtl. sedierten Pferd - soweit ventral wie möglich 75 Der Vet-Atlas Pferde Leitsymptom – Husten / Dyspnoe / Nasenausfluss Nasenausfluss Physiologisch: § wenig seröses, geruchloses Sekret § aus Tränenflüssigkeit und Nasenausfluss bestehend § oft als eingetrocknete grau-braune Auflagerungen in den Nüstern § nach Bewegung und bei kaltem Wetter grg. auftreten → serös / schaumig-weiss Beurteilung: § Auftreten: einseitig, beidseitig § Menge § permanent oder schubweise § Farbe, Geruch, Konsistenz, Beimengungen (Futter) § Zeitpunkt des Auftretens (im Stall oder nach Belastung) Interpretation: § einseitiger schubweiser NA → Nasennebenhöhlen, Luftsack (evtl. aus Bronchien) § beidseitiger NA → Ursprung irgendwo in Atemwegen § virale Infektionen → erste Tage nur wenig seröses Sekret § bakterielle Infektionen → viel Ausfluss, meist zäh, gelb-weiss § weisslich-gräulicher NA → meist UA, typisch bei chronischen Bronchitiden (v.a. nach Belastung) § schaumig-rötlicher NA → Lungenödem § weiss-gelber, rahmartiger, hochgradiger Ausfluss → typisch bei Druse § grünlicher NA → Regurgitieren von Futter bei Schlundverstopfung, Pharyngitis, Schlundlähmung (Botulismus, Luftsackmykosen) und Schlundkrampf (Tetanus) § blutiger NA → Trauma, belastungsinduziertes Lungenbluten, Siebbeinhämatom, Tumor, Luftsackmykosen § fehlen von NA → bedeutet nicht, dass keiner vorhanden ist Geruch: § meist geruchlos § fauliger bzw. jauchiger Geruch → Gewebszerfall (Alveolarperiostitis mit Beteiligung der Kieferhöhle, Tumorzerfall) oder Empyem 76 Der Vet-Atlas Pferde Weiterführende Massnahmen: § Endoskopie → OA inkl. Luftsäcke, Ösophagus bei Schlundverstopfung § Röntgen § Computertomopraphie § Sinusendoskpie § Hämatologie § Rachensekrettupferproben (Erregernachweis) Husten = plötzliche laute Austreibung von Luft aus der Lunge § protektiver Reflex: Entfernung von unerwünschtem Material aus den Atemwegen § Hustenrezeptoren in Atemwegen → Reaktion auf chemische/mechanische Reize Ursachen: Obere Atemwege Untere Atemwege Kardiovaskulär § Pharynx § Bronchien § Herz § Larynx § Lunge § Trachea § Thorax Dyspnoe = Zustand des erschwerten, für das Tier unangenehmen Atmens Unterscheidung von: § Tachypnoe: erhöhte Atemfrequenz - oft assoziiert mit Dyspnoe - sekundär zu körperl. Belastung, Hyperthermie, Schmerz, Aufregung, Stress § Orthopnoe: erschwertes Atmen in liegender Position Pathophysiologie: § Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff § Kompensation einer metabolischen Azidose § sehr hohe Umgebungstemperaturen (“Hitzschlag”) § Störung der respiratorischen Zentren im ZNS § Schwäche der respiratorischen Muskulatur 77 Der Vet-Atlas Pferde § Störung der motorischen Innervation (neuromuskulär) § Schmerz hervorgehend vom Atemapparat Ursachen: Obere Atemwege Untere Atemwege Restriktiv Andere § Nasengänge § Bronchien § Thorax § O2-Transportkapazität § Pharynx § Lunge § Diaphragma des Blutes § Larynx § Abdomen § metabolische Azidose § Luftsäcke § Umgebungstemp. § Trachea § resp. Zentren im ZNS § neuromuskulär § Schmerz Krankheiten der oberen Atemwege Krankheiten der Nase / NNH Krankheiten des Rachenraumes Nüsternlähmung Pharyngitis follikularis Nüsternatherom Krankheiten des Kehlkopfes: Rhinitis Idiopathische Hemiplegia laryngis Neoplasien Gaumensegelverlagerung Progressives Siebbeinhämatom Epiglottic entrapment Sinusitis Krankheiten der Trachea: Erkrankungen des Luftsackes Säbelscheidentrachea Luftsacktympanie Trachealstenose Luftsackempyem Luftsackmykose Infektionskrankheiten Druse 78 Der Vet-Atlas Pferde 1. Nüsternlähmung § häufig: Trauma N. facialis → Lähmung Muskulatur Ursache § selten: infektiös, idiopathisch § meist einseitige Lähmung Symptome § evt. Atemgeräusch § evt. Dyspnoe (Belastung) § klinische Symptome Diagnose § Belastungsprobe DD Stenose der Alarfalte Therapie Ursache behandeln Beurteilung nach mehreren Wochen: Prognose § ggr. Nervenquetschungen oft reversible § evt. bleibende funktionelle Störung 2. Epidermale Einschlusszyste Definition = angeborene Zyste mit epithelialer Auskleidung § nicht schmerzhafte Schwellung Symptome § typische Lokalisation § klinische Symptome Diagnose § Punktion → graues, geruchloses, öliges Sekret § Punktion → Rezidive Therapie § chirurgische Exzision 3. Rhinitis = Entzündung der Nasenschleimhaut Definition § primär: selten § sekundär: Infektionskrankheiten des Atemapparat (häufig) 79 Der Vet-Atlas Pferde § nicht-infektiös: physikalisch (Rauch, Staub), Allergie, Neoplasie § infektiös § bakteriell: v.a. Streptokokken Ätiologie § viral: Influenza, EHV, Rhinoviren § mykotisch: Aspergillen § sekundär: Sekretion (z.B. NNH), Grass-Sickness → Rhinitis sicca § Niesen Symptome § Headshaking § Nasenausfluss § Endoskopie Diagnose § Erregernachweis § Antibiotika Therapie § Kortison → gegen Allergie, lokal mit Sprays § Antimykotika Prognose § je nach Ursache → günstig – vorsichtig 4. Neoplasien der oberen Atemwege § selten → ältere Pferde Vorkommen § häufig: Plattenepithelkarzinom § schlechter Allgemeinzustand § Nasenausfluss § Atemgeräusche → Dyspnoe Symptome § Schwellung Mandibularlymphknoten § Epiphora = Tränenausfluss § Asymmetrie Kopf § Endoskopie § Röntgen ß Neoplasie im Diagnose § CT ventralen Nasengang § Biopsie Therapie vollständige Resektion Prognose vorsichtig – schlecht 80 Der Vet-Atlas Pferde 5. Progressives Siebbeinhämatom § langsam wachesende nicht-neoplastische Masse Definition § ausgehend vom Ethmoid → Nasopharynx, Nasengang Ätiologie idiopathisch § nur beim Pferd → keine Rassen-/Geschlechtsprädispositionen § selten Vorkommen § Alter > 4 Jahre (ø 10 Jahre) § meist unilateral § Nasenausfluss → blutig, einseitig, intermittierend § evt. Atemgeräusche Symptome § evt. Dyspnoe § evt. Asymmetrie Epistaxis: § Luftsackmykose DD § Neoplasie EIPH § septische Pneumonie § Gerinnungsstörung § Endoskopie § Röntgen ß typ. Erscheinungsbild: Diagnose § CT r rötlich-grünlich, gelblich § in unklaren Fällen → Biopsie § Injektion von Formalin → kleinere SBH Therapie § chirurgische Exzision → cave Blutung § Laserablation § abhängig vom Ausmass Prognose § Rezidivegefahr → regl endoskopische Nachkontrolle (2x / Jahr) 6. Druse § infektiöse Erkrankung der oberen Atemwege Definition § Erreger: Streptococcus equi ssp. equi § hochansteckend → betrifft ganze Herde 81 Der Vet-Atlas Pferde § v.a. junge Pferde (alte Pferde → immunsupprimiert) § Übertragung: Tröpfcheninfektion Vorkommen - direkter Kontakt: in Inkubationszeit, symptomlose Träger - indirekt: Stallpersonal und Geräte § hohes Fieber → 1. Symptom → Isolation § gestörter AZ: Apathie, Anorexie § Lymphadenopathie → Abszedierung der LK Symptome § Rhinitis: serös – eitrig § Pharyngitis: gestreckte Kopf-Hals-Haltung, Dysphagie, Dyspnoe, Dolenz, Schwellung der Ganaschengegend § mandibuläre: Abszedierung + Austritt von eitrigem Sekret § retropharyngeale: entleert sich in Luftsack → Dyspnoe Formen § subparotideale: selten § kalte Druse: Kehlgangsabszess ohne Fieber § Metastasenbildung (Bastard strangels) → Thorax, Adomen § Purpura Hemorrhagica = Petechialfieber Komplikationen § Myopathie § Hautdruse Erregernachweis: § Lymphknoten, Nasen-Rachen- / Luftsackspülprobe Diagnose § PCR § cave: testen vor Kontakt mit anderen Pferden § Stallruhe § Hygiene → Isolation und Quarantäne § Abszess spalten Therapie § je nach Indikation: AB, NSAID’s - AB: keine Abszedierung, Komplikationen, Metastasen - Kontraindikation: guter AZ + abszedierender LK § gut Prognose § Komplikationen → vorsichtig § Quarantäne, Testen Prophylaxe § Hygienemassnahmen § keine Impfung 82 Der Vet-Atlas Pferde 7. Sinusitis Primäre § Folge einer Atemwegserkrankung Sinusitis § häufig: Streptokokken § häufig: Zahnkrankheit § paranasale Sinuszysten = einzelne flüssigkeitsgefüllte, mit Sekundäre Epithel ausgekleidete Höhlen Sinusitis § Trauma § Siebbeinhämatom § Neoplasie § einseitiger Nasenausfluss § Konturstörungen Symptome § gedämpfte Sinusperkussion § Mandibularlymphknoten → einseitig vergrössert § Maulhöhlenuntersuchung (→ Zahnproblem) § Endoskopie Diagnose § Röntgen § CT § konservativ → primäre Sinusitis, unklare Röntgenbefunde Therapie - systemisch AB, Sinusspülung § chirurgisch: Zahnextraktion, Entfernung Sinuszyste § primäre Sinusitis → gut Prognose § sekundäre Sinusitis → gut – vorsichtig 8. Luftsackempyem = Ansammlung von Exsudat im Luftsack (ein- / beidseitig) § Folge einer Infektion der OA Definition - Streptococcus zooepidemicus - Druse § ein-/beidseitiger Nasenausfluss § Dyspnoe Symptome § Dysphagie § DDSP (Gaumensegelverlagerung) § IHL (Idiopathische Hemiplegia laryngis) 83 Der Vet-Atlas Pferde § Klinik Diagnose § Endoskopie → Exsudat, Chondroite § Bakterielle Untersuchung oder PCR § Luftsackspülung: NaCl-Lösung, täglich Therapie § systemisch AB § gut Prognose § Komplikationen (z.B. Nervenlähmung) → schlecht 9. Luftsackmykose = Pilzbeläge auf Schleimhaut der Luftsäcke § Erosion von Schleimhaut und Gefässen (A. carotis interna) Komplikationen § Schädigung der Nerven § Luftsackdach Lokalisation § medial § blutiger Nasenausfluss § Dysphagie Symptome § Fazialislähmung, Hornersyndrom § DDSP (Gaumensegelverlagerung) § IHL (Idiopathische Hemiplegia laryngis) § Klinik Diagnose § Endoskopie § evt. Mykologie § Methode der Wahl: Coliembolisation (chirurgisch) Therapie - hirn- und herzseitige Implantation → Notfall § Luftsackspülung mit Antimykotika → Gefahr Blutung bleibt § vorsichtig Prognose § bei erfolgreicher OP: gut 10. Pharyngitis follikularis § junge Pferde Vorkommen § unklare Pathogenese: virale Infektion, normale Reaktion? 84 Der Vet-Atlas Pferde § asymptomatisch § inspiratorische Atemgeräusche Symptome § Husten § Schmerz → Husten leicht auslösbar § Komplikation → DDSP Diagnose § Endoskopie § keine Therapie § falls symptomatisch: Ruhe, Medikamente, Laser (selten) Prognose § gut → kann sich auswachsen 11. Idiopathische Hemiplegia laryngis (IHL, Roarer, Kehlkopfpfeifer) Ätiologie § Erkrankung des N. laryngeus recurrens sinister Ø Schädigung des N. laryngeus recurrens sinister (längerer Verlauf um den Aortenbogen) Ø Atrophie der von diesem Nerv innervierten Pathogenese Kehlkopfmuskulatur (M. cricoarythaenoideus) Ø linker Aryknorpel kann nicht mehr angehoben werden während Inspiration § inspiratorisches Atemgeräusch bei Belastung § Geräusch verschwindet schnell nach Ende Belastung Symptome § vollständige Hemiplegie: lauter Stridor, Leistungseinbussen § fortgeschrittene Fälle: Palpation einer Asymmetrie der Kehlkopfmuskulatur § Endoskopie: Flattern, Asymmetrie, unvollständige Abduktion § Slap Test: fortgeschrittener Fall → keine Reaktion Diagnose § Ultraschall: Atrophie der Kehlkopfmuskulatur § CT / MRI § konservativ bei sekundären Hemiplegien § Chirurgie bei klinisch manifesten, idiopathischen Hemiplegien Therapie - Tie-back-OP (Laryngoplastik): Arytenoid wird aufgespannt - Ventrikulocordektomie: Stimmtaschenentfernung - Arytenoidektomie 85 Der Vet-Atlas Pferde § Kombination aus Laryngoplastik und Ventrikulektomie: gut Prognose § Komplikationen: erneutes Auftreten, Husten, Dysphagie, Fadenfisteln 12. Dorsalverlagerung des weichen Gaumens (DDSP) § Folge eines reduzierten Muskeltonus des Gaumensegels, einer Erkrankung des Gaumensegels oder der Epiglottis § Gaumensegelerkrankungen: zu langes Gaumensegel, zu Ätiologie grosses Ostium intrapharyngeum, SH-Ulzera, Innervationsstörungen § Epiglottiserkrankungen: zu kleine/fehlgebildete Epiglottis, bestehendes Entrappment, Subepiglottiszyste § v.a. Rennpferde betroffen § Leistungsbeeinträchtigung Symptome § Atemgeräusch: v.a. exspiratorisch flatternd bei Belastung § Husten § Dysphagie: Verlagerung in Ruhe während Futteraufnahme § Endoskopie: - permanentes DDSP: sichtbarer freier Rand des Gaumensegels Diagnose - habituelles DDSP: nicht sicher diagnostizierbar - z.T. ulzerierende SH-Verletzungen am freien Rand des Gaumensegels § Röntgen: Kontrastmittelstudie Konservativ: Grundproblem lösen, Zungenbinde während Rennen Chirurgisch: § Staphylektomie: Resektion des kaud. Gaumensegels § Tie-forward OP: Fadenprothese zw. Schildknorpel und Therapie Zungenbein = Imitation des M. thyreoideus → Zug nach rostral § Myektomie: Durchtrennung der am Kehlkopf ansetzenden Muskeln → Verhinderung des Hochschlagens des GS § minimalinvasiv: Laserchirurgie, Implantatinjektion in kaudalen Gaumensegelrand 86 Der Vet-Atlas Pferde 13. Epiglottic entrapment § unklar → Veränderung der Epiglottis Ätiologie - z.B. Epiglottishypoplasie, -erschlaffung, -fehlbildung § habituell vs. permanentes Entrapment § ventral anliegende Schleimhaut bildet doppellagige Falte (= Aryepiglottisfalte) Pathogenese § Epiglottisrand wird von unten her + an Spitze umgriffen § Kehldeckel wird eingefangen § inspiratorische Atemgeräusche bei Belastung § Husten Symptome § Schluckstörung → bei zus. Probleme am Larynx / Pharynx § evt. mit DDSP / Subepiglottiszyste Endoskopie: § fehlende/gezackte Seitenkontur der Epiglottis Diagnose § Gaumensegel zieht unter die Epiglottis § in Kombination mit DDSP: DDSP sichtbar, verdickte Epigl. Chirurgische Resektion der Aryepiglottisfalte: § durch Maulhöhle oder Laryngotomie / Pharyngotomie Therapie § axiale Durchtrennung § habituelles Entrapment → Resektion der SH-Falte unter Epi. Post-OP Antiphlogese + Antibiose § kein Ulkus an Kehldeckel → gut Prognose § Rezidive möglich 87 Der Vet-Atlas Pferde Krankheiten der unteren Atemwege Akute Bronchitis Pleuritis Equine Influenza Lungenwurminfektion Equine Herpesvirusinfektion Belastungsinduziertes Lungenbluten Equines Asthma (COB/RAO/IAD) Lungenödem Pneumonie Hämothorax Bronchopneumonie Pneumothorax Pleuropneumonie Intrathorakale Neoplasien Aspirationspeumonie interstitielle Pneumonie Rhodokkokenpneumonie beim Fohlen 1. Akute Bronchitis § akute Atemwegsinfektion Allgemeines § klinische Bezeichnung → versch. Ätiologien § mikrobielle Ursachen: - virale Infektionen: am häufigsten - bakterielle Infektionen: meist sekundär (nach Viren) Ursache § nicht-mikrobielle Ursachen: - schlechte Stallhygiene (Inhalation von Reizgasen) - Stress Ø Stress: verminderte Abwehr der Lunge Pathogenese Ø Virusinfektionen (Schädigung SH) Ø Sekundärinfektionen durch Bakterien § akuter Verlauf, meist mehrere Pferde betroffen (viral) § Husten in Ruhe und Bewegung Symptome § NA: wässrig, mukopurulent bis eitrig § evt. Fieber § Lungenauskultation: normal, vvA, Rasseln 88 Der Vet-Atlas Pferde § Klinik § Virusnachweis → z.B. Influenza, Herpes Diagnose § Endoskopie (inkl. TBS → zytol. und bakt. Untersuchung) § Röntgen der Lunge → Bronchopneumonie § Ruhe, Bewegung im Schritt § staubfreie Haltung Therapie § Fieber → AB § Bronchodilatatoren, Sekretolytika § gut Prognose § cave: es kann sich Equines Asthma entwickeln 2. Equine Influenza § hochansteckende virale Infektionskrankheit Definition § bevorzugte Manifestation → Respirationstrakt Genus: Influenza A Virus § Wirte: Pferd, Esel, Maultier, Zebra Ursache § Vorkommen: weltweit § CH: letzter Ausbruch 2007, gute Impfsituation § Virusausscheidung über Atemwege (Husten) § Übertragung: - Tröpfcheninfektion → seuchenhafte Ausbreitung Infektion - indirekt § gefährdet: ungeimpfte, junge, immunsupprimierte Pferde § Impfung obligatorisch für Turnierteilnahme § mehrere Pferde betroffen § hohes Fieber → biphasisch Symptome § Husten § seröser NA § Lungenauskultation: vvA § Klinik Diagnose § Antigennachweis (PCR): Rachentupfer, TBS § AK-Nachweis (2x Serum → 4-facher Anstieg beweisend) 89 Der Vet-Atlas Pferde § Boxenruhe, Stallhygiene (Isolation, Desinfektion) § kein Stress Therapie § Fieber → NSAIDs § Bronchodilatatoren, Sekretolytika § regelmässige Impfung → Populationsschutz Prophylaxe § Neuzugänge → Impfung + Isolation § Symptome verschwinden i.d.R. nach ca. 2 Wochen § Komplikationen: Prognose - bei ungenügender Ruhigstellung/Stress: Bronchopneumonie, equines Asthma - Myokarditis, Perikarditis, Herzarrhythmien, Vaskulitis 3. Equine Herpesvirusinfektion § EHV-1: Atemwegsinfektionen, Abort, Myeloenzephalopathie, Ursache lebensschwache Fohlen § EHV-4: Atemwegsinfektion → Rhinopneumonitis Ø Virusvermehrung in SH der OA Ø Virämie (EHV-1 immer, EHV-4 selten) Pathogenese Ø hämatogene Infektion des Gefässendothels Ø Virusreplikation + Vaskulitis § Latenz: nach Erstinfektion, Persistenz, Reaktivierung Allgemeines § Infektion: Tröpfcheninfektion, indirekt § Reservoir: latent infizierte Pferde EHV-1: § subklinische, milde Infektion der OA § v.a. junge Pferde: akut, fieberhaft EHV-4: § Rhinitis, Pharyngitis, Tracheobronchitis, Rhinopneumonitis Symptome § meist OA § v.a. Fohlen bis 3 Jahre (ältere Pferde oft milder Verlauf) § Fieber § Husten § seröser NA 90 Der Vet-Atlas Pferde § Virusisolation (PCR): Nasen-Rachentupfer in Fieberphase § AK-Nachweis (Serumpaar im Abstand von ca. 14 Tagen) Diagnose § progressiver Verlauf (virale Infektion oder bakt. Sekundärinf.) - TBS → zytologische/bakteriologische US, Antibiogramm - Radiologie § Boxenruhe, Hygienemassnahmen (Isolation, Desinfektion) § staubfreie Haltung Therapie § NSAIDs → Fieber § Bronchodilatatoren, Sekretolytika § Impfung Prophylaxe § Neuzugänge: Isolation 4. Equines Asthma (COB = chronisch-obstruktive Bronchitis) § entzündliche, nicht infektiöse Erkrankung der Bronchien Allgemeines § reversible Obstruktion § Pathogenese noch nicht genau bekannt § multifaktoriell § Stallhaltung und Heufütterung: Inhalation von Stallstaub → Ursache Hypersensitivitätsreaktion (Pilzsporen!) § Virusinfektionen sind Wegbereiter § Inhalation von Stallstaub → Bronchospasmus § Schleimbildung: Mukus und Exsudat Pathogenese § Schleimhautschwellung à Obstruktion der Atemwege (erhöhter Widerstand) Leichtgradiges Equines Asthma: § jede Altersgruppe § gelegentlich Husten § keine erschwere Atmung in Ruhe Klinik / Formen Mittel-hochgradiges Equines Asthma: § Pferde > 7 Jahre § regelmässiges Husten § erschwerte Atmung in Ruhe 91 Der Vet-Atlas Pferde § Leistungsabfall § Husten § NA: vermehrtes weissliches Sekret Symptome § exspiratorisch betonte Atmung (evt. Dampfrinne) § Dyspnoe § Lungenauskultation: normal, vvA, Giemen, Rasseln § Klinik § Endoskopie Diagnose § Blutgas § TBS/BAL → erhöhte Zahl nicht degenerierte Neutrophile Mittel-hochgradiges Equines Asthma: Verlauf § Verschlechterung bei Heufütterung, Stallhaltung, Hitze § progredient mit zunehmendem Alter § Fütterung: Heuelimination (Haylage, Heuersatz) § Haltung: Weide, Offenstall, Auslauf, Aussenboxe Therapie / § Einstreu: kein Stroh (besser Sägespane), entstaubte Einstreu Management § Kortikosteroide (Dexamethason bei akuter hgr. Dyspnoe) § Bronchodilatatoren (z.B. Clenbuterol per os) § unterstützend: Mukolytika, Sekretolytika § lgr. equines Asthma → günstig Prognose § mgr.-hgr. equines Asthma → keine Heilung - optimales Management → uneingeschränkte Nutzung 5. Bronchopneumonie § bakterielle Entzündung der Atemwege, die auf Lunge übergreift Allgemeines § häufiger bei Fohlen § nicht kontagiös § prädisponierend: Virusinfektionen, grosse Anstrengung, lange Ursache Transporte, Allgemeinanästhesie, schlechte Stallhygiene à gestörte pulmonale Abwehr 92 Der Vet-Atlas Pferde § Infektion mit Bakterien → Eindringen ins Lungengewebe → Entzündung, mangelnde Durchblutung - z.B. Strepto-, Staphylokokken, Pasteurellen, Bordetellen Aspirationspneumonie: § Inhalation von Futterbestandteilen Sonderform § Eingabe von Glaubersalz in Lunge statt Magen § Fäulniserreger gelangen in Lunge → Nekrose des Lungengewebes ähnlich wie akute Bronchitis, aber: § AZ schwerer gestört § persistierendes Fieber § Inappetenz bis Apathie § Dyspnoe Symptome Chronischer Verlauf: § mildere resp. Symptome, rezidivierende Fieberschübe, Abmagerung Komplikationen: § Lungenabszess, Pleuropneumonie, Endotoxämie § Klinik § Hämatologie: Leukozytose, erhöhte Entzündungswerte (SAA, Fibrinogen) § Endoskopie → TBS Diagnose - Zytologie: degenerierte Neutrophile, intrazelluläre Bakt. - Bakteriologie: Erregernachweis + Antibiogramm § Lungenröntgen § US der Lunge → Pleuropneumonie (Flsk im Thorax) § Thoraxpunktat bei Pleuropneumonie 93 Der Vet-Atlas Pferde § Ruhe § Antibiotika (nach Antibiogramm) Therapie § NSAIDs § Bronchodilatatoren (bei Dyspnoe) § Sekretolyse § vorsichtig bis gut Prognose § schlecht bei Lungenabszess, Pleuropneumonie 6. Pleuritis § Entzündung der Pleuralblätter Allgemeines § Formen: fibrinös, exsudativ § primär: selten § sekundär: Ursache - oft nach Bronchopneumonie → Pleuropneumonie - seltener: Thoraxtrauma, Ösophagusverletzung, Pneumothorax, Neoplasie § Apathie, Inappetenz § steifer Gang (schmerzhaft!) Symptome § schmerzhafte Thoraxperkussion § evt. inspiratorische Dyspnoe § fehlende Lungengeräusche, evt. Reibegeräusche § Lungenperkussion: horizontale Dämpfungslinie → Flsk im Thorax § Röntgen: ventrale Verschattung § US: Flsk, verdichtetes Lungengewebe Diagnose § Thorakozentese → zytologische und bakteriologische US § Ruhe § AB, NSAIDs Therapie § Thoraxdrainage § Heparin: Verklebungen vorbeugen (cave: Blutungsgefahr bei Drainage) Prognose § sehr vorsichtig 94 Der Vet-Atlas Pferde 7. Parasitose der Lunge § Dictyocualus arnfieldi → Eselkontakt Ursache § symptomlos bei Eseln und Maultieren § Infektion: gemeinsame Weide § Symptome einer COB: - Leistungsabfall - Husten Symptome - NA: vermehrtes weissliches Sekret - exspiratorisch betonte Atmung (evt. Dampfrinne) - Dyspnoe - Lungenauskultation: normal, vvA, Giemen, Rasseln Diagnose § TBS oder BAL: Larvennachweis, Eosinophile Therapie § Entwurmung von Esel und Pferd Prognose § gut 8. Lungenödem à vermehrter Übertritt von Blut-Flsk ins Interstitium und Alveolen Ätiologie: Ursache § erhöhter Druck in Lungenkapillaren: Herzinsuffizienz, EIPH § verminderter kolloidosmotischer Druck: Hypoalbuminämie § erhöhte Kapillarpermeabilität: Virusinfektion, Rauchinhalation § schaumig-blutiger Nasenausfluss I § in- und exspiratorische Dyspnoe Symptome § dumpfer, feuchter Husten § Tachykardie § Auskultation → Rasseln § Anamnese Diagnose § Klinik § Röntgen 95 Der Vet-Atlas Pferde § Ruhe § Sauerstoff Therapie § Kortikosteroide § Diuretika Prognose § vorsichtig - s

Use Quizgecko on...
Browser
Browser