Einführung in die Publizistikwissenschaft WiSe 2024/25 PDF

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Johannes Gutenberg Universität Mainz

2024

Christian Schemer

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communication studies media studies public communication social science

Summary

This document provides lecture notes for an introductory course in communication science, focusing on concepts, theories, and methodologies. The lecture is given at Johannes Gutenberg University Mainz during the winter semester of 2024/25.

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Einführung in die Publizistikwissenschaft Christian Schemer WiSe 2024_25 Erste Sitzung – 21. Oktober 2024 HERZLICH WILLKOMMEN 2 AGENDA ▪ Wer? ▪ Was? // Einstieg ▪ Wie? // Vorlesungsplan 3 (I) WER? ▪ Christian Schemer ▪ Professor f...

Einführung in die Publizistikwissenschaft Christian Schemer WiSe 2024_25 Erste Sitzung – 21. Oktober 2024 HERZLICH WILLKOMMEN 2 AGENDA ▪ Wer? ▪ Was? // Einstieg ▪ Wie? // Vorlesungsplan 3 (I) WER? ▪ Christian Schemer ▪ Professor für Allgemeine Kommunikationsforschung ▪ [email protected] ▪ Büro: 3. OG, GFG, Raum 03.220 4 (II) WAS? 5 PUBLIZISTIKWISSENSCHAFT ALS EMPIRISCHE SOZIALWISSENSCHAFT ▪ Theoretisch motivierte empirische Sozialwissenschaft ▪ Erkenntnisgewinn: allgemeingültige Theorien, d.h. System zusammenhängender Aussagen über Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen von Kommunikationsphänomenen ▪ Empirie = „auf Erfahrung beruhend“ ▪ empirische Wissenschaften stützen ihre Erkenntnisse auf Beobachtungen der Realität, beziehen ihre Aussagen auf diese Realität, überprüfen ihre Behauptungen, indem sie ihre Beobachtungen an der Realität messen ▪ Empirische Prüfbarkeit: Theorien müssen an der Realität scheitern können 6 THEORIE UND EMPIRIE – WAS KOMMT ZUERST? ▪ Der Empirist: ▪ „Ich muss nur genügend Einzelbeobachtungen zusammentragen, um das Beziehungsgefüge zwischen diesen isolierten Informationen erkennen zu können.“ Induktives Vorgehen ▪ Der Theoretiker: ▪ „Ich lasse mich von einem theoretischen Bezugssystem und den daraus abgeleiteten Implikationen leiten.“ Deduktives Vorgehen 7 WAS SIND THEORIEN? ▪ = systematisch geordnete Menge von Aussagen über einen Teil der Realität ▪ Ziel: Sachverhalte zu erklären und Voraussagen zu treffen ▪ Theorien in der Kommunikationswissenschaft ▪ verschiedene Typen und Handlungsmuster von Kommunikatoren (Kommunikator-Forschung) ▪ Bedingungen zur Gestaltung von öffentlichen Aussagen (Aussage-Forschung) ▪ Struktur- und Organisation von Massenmedien (Medien-Forschung) ▪ Nutzungs- und Rezeptionsmuster (Rezipienten- oder Publikums-Forschung) ▪ und auf die Wirkungen der Medien (Wirkungs-Forschung). ▪ Theorien mittlerer Reichweite, die lediglich beanspruchen, über begrenzte Phänomene der sozialen Wirklichkeit Aussagen zu treffen 9 ALLTAGSWISSEN VERSUS SOZIALFORSCHUNG Alltagswissen empirische Wissenschaft ▪ basierend auf Beobachtung konkreter ▪ basierend auf der Generalisierung (Einzel-)Situationen und Handlungen (Verallgemeinerung) ähnlicher Beobachtungen ▪ geleitet durch „Alltagstheorien“ ▪ Verwendung von wissenschaftlichen ▪ individuelles, wenig präzises, Theorien und Methoden uneindeutiges, unsicheres Wissen ▪ systematisch erzeugtes, präzise definiertes, intersubjektiv überprüfbares Wissen Sozialforschung: wissenschaftliche Aktivitäten, die mit systematischen Methoden in nachvollziehbarer und überprüfbarer Weise auf Erkenntnis über soziale Regelmäßigkeiten und soziale Sachverhalte abzielen 10 BASIS EMPIRISCHER SOZIALFORSCHUNG: Forschungsprozess ▪ empirische Prüfung regelgeleitet (z. B. Regeln der Logik über Schlüssigkeit von Aussagen, Messregeln, Analyseregeln…) ▪ Nachprüfbarkeit: Erkenntnisse müssen nachvollziehbar, durch andere nachprüfbar und replizierbar sein: Wissenschaftliche Wahrheitssuche als Kollektivprojekt ▪ Öffentliche Zugänglichkeit, kein Geheimwissen ▪ Wertfreiheit im wissenschaftlichen Begründungszusammenhang (vs. Entdeckungszusammenhang oder Verwertungszusammenhang) 11 WISSENSCHAFTSTHEORIE ▪ Materialobjekte = das Objekt bzw. Objekte einer Wissenschaftsdisziplin, auf die Erkenntnis gerichtet ist ▪ Formalobjekt = in welcher Hinsicht / mit welchem Ziel diese Gegenstände untersucht werden? → Was wird aus diesen konstruiert, was lässt sich daraus ableiten? 12 MATERIALOBJEKTE DER PUK ▪ „die Medien“ ▪ Am Kommunikationsprozesse beteiligte ▪ Zeitungen Akteure, Organisationen u. Institutionen ▪ Zeitschriften ▪ Kommunikatoren ▪ Radio ▪ Inhalte/Botschaften ▪ Fernsehen ▪ Medien/Kanäle ▪ Soziale Medien ▪ Mediensystem/e ▪ (Film) ▪ Rezipierende/ Nutzer:innen ▪ (Buch) … 13 FORMALOBJEKTE DER PUK Formalobjekt / Erkenntnisziel ▪ Erforschung von Kommunikationsprozessen zwischen Menschen (Beck, 2020, S. 179) ▪ Funktionen der Medien für die öffentliche Kommunikation ▪ Aber: zunehmende Verschränkung öffentlicher und privater/intimer Kommunikation 14 MATERIAL- & FORMALOBJEKTE DER PUK „Lasswell-Formel“ Who Says In which To With what what channel whom effect Kommuni- Medien- Medien- Medien- Nutzungs- kator- inhalts- wirkungs- forschung forschung forschung forschung forschung Quelle: Lasswell (1948) 15 ANALYSEEBENEN ▪ Mikroebene: individuelle Akteure und ihr Handeln, z. B. Nachrichtenauswahl durch Journalist:innen, Medienwirkungen auf Individuen, Kommunikation von Politiker:innen ▪ Mesoebene: kollektive Akteure Organisationen, z. B. Kommunikation von Unternehmen, Arbeitsweise von Redaktionen, Wirkung von Politikberichterstattung auf Handeln von Parteien ▪ Makroebene: Gesellschaft, z. B. Qualität des Nachrichtenangebots in Deutschland, Wirkung des Rundfunksystems auf Meinungsvielfalt, Veränderung des Mediensystems 16 PUK ALS INTERDISZIPLINÄRE WISSENSCHAFT Historische Ökonomische Methodische Perspektive Perspektive Perspektive Politische Publizistikwissenschaft Perspektive Anthropologische Kommunikator- Perspektive Aussagen- Pädagogische Medien- forschung Perspektive Philosophisch- Rezipienten- ethische Perspektive Wirkungs- Semiotisch-ling. Psychologische Perspektive Perspektiven Soziologische Rechtliche Perspektive Perspektive 17 WAS IST NUN PUBLIZISTIKWISSENSCHAFT? ▪ Publizistikwissenschaft befasst sich primär mit der Erforschung, Beschreibung und Erklärung von durch Massenmedien vermittelter öffentlicher Kommunikation ▪ Strukturen, Prozesse, Funktionen, Formen und Inhalte, Wirkungen öffentlicher Kommunikation ▪ Politische, rechtliche und wirtschaftliche Aspekte, soziologische, und psychologische Bedingungen und Wirkungen von Massenkommunikation (und zunehmend auch Individual-/ teilöffentlicher Kommunikation) sowie ihre historische Entwicklung 18 WAS IST NUN PUBLIZISTIKWISSENSCHAFT? ▪ Gegenstand der PuK (nach Pürer, 2003) : ▪ Kommunikationsformen, die: ▪ an eine Öffentlichkeit gerichtet sind ▪ sich auf aktuelle Informationen beziehen ▪ ohne oder mit technischen Medien vermittelt werden Die Publizistikwissenschaft als die wissenschaftliche Beschäftigung mit öffentlicher Kommunikation; private oder beruflich bedingte zwischenmenschliche Kommunikation (face-to-face) häufig nicht als ihr Gegenstand definiert. ▪ Gegenstand der KoWi (breit): ▪ Kommunikation als Handeln von Menschen und der daraus entstehenden sozialen Wirklichkeit ▪ Beschreibung, Erklärung und Prognose dieses Handelns (d.h. von Kommunikation) und seiner Ursachen und Folgen 19 HERAUSFORDERUNGEN FÜR DAS KOMMUNIKATIONSVERSTÄNDNIS ▪ Abgrenzung öffentlicher Kommunikation unter Bedingungen des Medienwandels ▪ Auflösung der Grenzen zwischen interpersonaler und Massenkommunikation z. B. in Sozialen Medien ▪ Abgrenzung von Intimkommunikation zu Gesellschaftskommunikation 20 KONTEXTE UND THEMEN DER PUK/ KOWI ▪ Rechtliche, politische und ökonomische Gesetzmäßigkeiten unter denen sich (Massen- )Kommunikation vollzieht ▪ Organisationsformen, Medienverfassungen und Strukturen in Mediensystemen ▪ technisch bedingte Funktionsweisen und Eigengesetzlichkeiten der Medien ▪ Medienschaffende (Journalisten, Programmgestaltern etc.) ▪ Bedingungen und Prozesse wie Medieninhalte entstehen (Schaffung der Medienwirklichkeit) ▪ Rezeptionsgewohnheiten und Mediennutzungsverhalten ▪ individuelle Wirkungen und gesellschaftliche Folgen medienvermittelter Kommunikation ▪ Verhältnis von Politik und Medien, ▪ Public Relations und Werbung sowie deren Abgrenzung Journalismus ▪ Organisations- und Unternehmenskommunikation ▪ internationale Medienentwicklungen 21 Oliver Quiring Baruch Shomron Christian Schemer Marcus Maurer Tanjev Schultz Gregor Daschmann Birgit Stark Leonard Reinecke Katja Schupp N.N. N.N. Michael Scharkow Thomas Koch Elena Link Jessica Kunert Björn von Rimscha Nayla Fawzi Allgemeine Kommunikations- Journalismus I Israel Professorship Kommunikations- Politische Kommunikation wissenschaft Grundlagen & Strategien forschung Medienstruktur/ Medienwirkung & Journalismus II Medienkonvergenz Medienwirkung -psychologie Audiovisuelles Publizieren N.N. N.N. Computational Unternehmens- Wissenschafts- Innovationen im Demokratie und digitale Medienwirtschaft Kommunikation Communication Science kommunikation kommunikation Journalismus III WIE 24 LERNZIELE UND KOMPETENZEN ▪ Kenntnis der grundlegenden Begriffe und Theorien der Publizistikwissenschaft ▪ Überblick über Geschichte der Massenkommunikation und Entwicklung des Faches ▪ Kenntnis der Grundlagen der folgenden Forschungsbereiche und deren zentrale Fragestellungen: ▪ Kommunikator-, ▪ Aussagen-, ▪ Medien-, ▪ Rezipienten- und ▪ Wirkungsforschung ▪ Vertiefung der Vorlesungsinhalte in den begleitenden Seminaren „Begriffe & Theorien“ sowie „Texte lesen, verstehen und schreiben“ 25 STRUKTUR DER VORLESUNG Datum Thema 1 21.10.24 Einführung 2 28.10.24 Grundbegriffe und Modelle: Kommunikation & Medien und Öffentlichkeit 3 04.11.24 Grundbegriffe und Modelle: Öffentlichkeit und öffentliche Kommunikation 4 11.11.24 Fach und Fachgeschichte 5 18.11.24 Kontexte der Massenkommunikation: Medienrecht & -politik 6 25.11.24 Kommunikator:innenforschung: Nachrichtenproduktion 7 02.12.24 Theorien der Nachrichtenauswahl 8 09.12.24 Medienrealität: Welche Realität berichten Medien? 9 16.12.24 Medienqualität: Was sollen und können Medien leisten? 10 06.01.25 Mediennutzung: Aktive und passive Nutzung von Medien 11 13.01.25 Medienrezeption: Wahrnehmung und Verarbeitung von Medieninformationen 12 20.01.25 Medienwirkung: Welchen Einfluss haben Medien auf Menschen? 13 27.01.25 Abschluss 14 03.02.25 E-Klausur 12.15-14Uhr 26 ABSCHLUSS DER VORLESUNG: KLAUSUR ▪ E-Klausur in Präsenz ▪ Montag, 03.02.2023, 12.15-13.45 Uhr ▪ Ort: 2 E-Klausurräume ▪ 1 131 ANT Anthropologie (148 Plätze, maps.uni-mainz.de/leaflets/room/9243ec94-b6e6-4b2b-a50a-e8fabc85d73d) ▪ 00 241 KISS Kisselberg (134 Plätze, https://digitale-lehre.uni-mainz.de/2022/06/23/neuer-e-klausuren-raum-kiss/) ▪ Probeklausur als Online-Klausur vor Weihnachten ▪ Weitere Infos zu Ort und Verteilung auf Räume folgen 27 ORGANISATORISCHES 28 INFOS & MATERIAL ▪ Folien & Kommunikation ▪ Moodle/ LMS (nach Möglichkeit vorab bereitgestellt) ▪ Nachrichten gehen an students.uni-mainz.de Adresse 29 LITERATUR ▪ Für einen Überblick: ▪ Beck, K. (2020). Kommunikationswissenschaft. 6. überarb. Aufl. Konstanz/München: UVK. ▪ McQuail, D., & Deuze, M. (2020). McQuail’s Media and Mass Communication Theory (7th edition). London: Sage. ▪ Pürer, H. (2015). Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (2. Aufl.). Konstanz: UVK. ▪ Wilke, J., Schulz, W. & Noelle-Neumann, E. (Hrsg.) (2009). Fischer Lexikon Massenkommunikation. Frankfurt: Fischer. ▪ Kunczik, M. & Zipfel, A. (2005). Publizistik: ein Studienhandbuch. Köln: Böhlau. 30 KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG ▪ Wichtige (überwiegend) deutschsprachige Fachzeitschriften: ▪ Publizistik ▪ Medien & Kommunikationswissenschaft (M&K) ▪ SCM (Studies in Communication and Media) Bildergebnis für jmcq ▪ Wichtige englischsprachige Zeitschriften: ▪ Journal of Communication ▪ Communication Research ▪ New Media & Society ▪ Journalism & Mass Communication Quarterly ▪ … 31 SPEZIFISCHE FACHZEITSCHRIFTEN ▪ Die meisten Zeitschriften Forschungsfeldspezifisch ▪ Political Communication ▪ Journal of Media Economics ▪ Media Psychology ▪ Journalism ▪ Children and Media ▪ Mobile Media and Communication ▪ … 32 AKTUELLES & KRITISCHES ZU MEDIEN, JOURNALISMUS, MEDIENPOLITIK…. 33 FRAGEN? 34 BIS NÄCHSTE WOCHE! 35

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