Völkerwanderung in Europa PDF
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Die Völkerwanderung in Europa war ein vielschichtiger Prozess, der die Bevölkerungsgruppen und die politische Struktur Europas tiefgreifend veränderte. Unter anderem trieb der Hunnensturm die Germanenstämme dazu, nach West- und Südeuropa zu wandern. Die Wanderungen hatten weitreichende Folgen und führten zum Zerfall des Römischen Reiches.
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**Völkerwanderung in Europa** Die Völkerwanderung in Europa war ein vielschichtiger und zwei Jahrhunderte dauernder Vorgang (375--568 n. Chr.), der eine tief greifende Neuordnung der germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppen zur Folge hatte. Diese Umgestaltung prägte die politische, soziale...
**Völkerwanderung in Europa** Die Völkerwanderung in Europa war ein vielschichtiger und zwei Jahrhunderte dauernder Vorgang (375--568 n. Chr.), der eine tief greifende Neuordnung der germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppen zur Folge hatte. Diese Umgestaltung prägte die politische, soziale und kulturell-religiöse Struktur Europas bis ins Mittelalter.\ Der Vorstoß der Hunnen aus der Mongolei im Jahr 375 war der Auslöser für die Wanderbewegung vertriebener und nach West- und Südeuropa flüchtender Germanenstämme. Es entstanden verschiedene germanische Königreiche auf römischem Boden, die mitverantwortlich waren für den allmählichen Zerfall des Römischen Reichs. Von ihnen hatten nur das Westgoten-, das Langobarden-, das angelsächsische und das Frankenreich längere Zeit Bestand. **Der Begriff „Germanen"** Bei den Engländern werden die Deutschen „Germans", Germanen, genannt, bei den Franzosen „Allemands", Alemannen. In Deutschland leben Schwaben, Franken, Sachsen und Thüringer. Von den Goten kennen wir noch die gotische Schrift. Ob **Alemannen, Sweben, Franken, Sachsen, Thüringer** oder **Goten,** ob **Vandalen, Alanen, Burgunder** und **Langobarden** oder **Angeln, Sachsen** und **Jüten,** bei all diesen Stämmen handelt es sich um frühere **germanische Stämme.** „Germanen" ist ein Sammelbegriff für verschiedene Völkergruppen in Nord-, Ost- und Mitteleuropa in den Jahrhunderten um die Zeitenwende; die Gruppen selbst kannten keine Bezeichnung für ihre Gesamtheit. **Der Begriff „Völkerwanderung"** Unter „Völkerwanderung" bzw. „germanischer Völkerwanderung" im engeren Sinn versteht man die **Wanderung germanischer Stämme** von ihren Ursprungsgebieten **nach Süd-, West- und Mitteleuropa** hauptsächlich in der Zeit vom **4. bis 6. Jh.** n. Chr. Zugleich drängten slawische Stämme in die frei gewordenen Gebiete in Mittel- und Osteuropa nach (die Endungen vieler heutiger Ortsnamen auf -itz bzw. -au sind Zeugnisse der slawischen Ansiedlungen). Die **Wanderbewegungen** hatten eine tief greifende Bevölkerungsverschiebung in ganz Europa zur Folge und bewirkten, dass sich verschiedene eigenständige **Reiche germanischer Stämme** auf römischem Boden bildeten. Das **Römische Reich** in seiner bisherigen Form **zerfiel** allmählich und wurde 395 geteilt in eine westliche und eine östliche Hälfte. Das **Weströmische Reich** zerbrach 476, während das **Oströmische Reich** (auch **Byzantinisches Reich** oder nur **Byzanz** genannt, da der oströmische Kaiser in Byzanz residierte) bis 1453 bestand. **Ursachen der Völkerwanderung** Die 200 Jahre andauernde Völkerwanderung hatte verschiedene Ursachen. Zum einen brachte das **Bevölkerungswachstum** der Germanen eine **Landnot** mit sich, zum anderen verschlechterten sich die **klimatischen Bedingungen** allmählich so stark, dass die Erträge des Ackerbaus nicht mehr als **Ernährungsgrundlage** ausreichten. Immer wieder war es bereits im 2. und 3. Jh. dazu gekommen, dass germanische Stämme die Grenzen des Römischen Reichs überschritten (z. B. Kimbern, Teutonen, Sweben, Markomannen, Alemannen oder Franken). Das Vordringen der einzelnen **Stämme** hatte aber keine nachhaltigen Wirkungen, und es kam nicht zu prägenden Völkerverschiebungen. Abgesehen von den kurzfristigen Einfällen, hatten sich die Beziehungen zu den Germanenstämmen an der römischen Grenzlinie bisher weitgehend friedlich gestaltet: Germanen waren als **Bundesgenossen** im römischen Heer und in der Verwaltung teilweise in hochrangigen Stellungen tätig gewesen, ferner hatte es einen Tauschverkehr zwischen Römern und Germanen gegeben. **Auslöser der Völkerwanderung: der Vorstoß der Hunnen** Über die genannten inneren Gründe für die Völkerwanderung hinaus gab der **Druck von außen** ihr den stärksten Schub: der **Ansturm der Hunnen.** Die Hunnen waren ein **eurasischer Nomadenstamm** aus den Steppen der **Mongolei,** der nach jahrhundertelangen Kämpfen von den Chinesen vertrieben wurde. Mit ihrem Vorstoß nach Westen lösten sie ihrerseits eine sich wellenartig verbreitende Wanderbewegung der verschiedenen flüchtenden und vertriebenen germanischen Stämme aus: die Völkerwanderung. **Die Westgoten** Im Jahr **375** erreichten die Hunnen Südrussland und unterwarfen dort das Reich der Ostgoten. Die hunnischen Krieger waren den Goten durch ihre Bewaffnung mit **Bogen** überlegen, da sie damit ihre Feinde aus einiger Entfernung bekämpfen konnten. Ein Teil der Goten gliederte sich den Hunnen ein; der größere Teil jedoch floh in das Römische Reich.\ Bereits im darauffolgenden Jahr **376** zerstörten die Hunnen das Reich der Westgoten, die seit dem 3. Jh. nördlich der Donau auf dem Gebiet des heutigen Rumänien siedelten. Sie fanden Aufnahme in das Römische Reich, denn auch dort war man wegen des drohenden Ansturms der Hunnen beunruhigt. Der römische Kaiser **VALENS** siedelte die westgotischen Flüchtlinge südlich der Donau in Thrakien an, auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien. Von der Aufnahme der Germanen ins Reichsgebiet versprach er sich eine schlagkräftige **Hilfe gegen die gefürchteten Hunnen.** Eine Rolle mag auch der **christliche Glaube** gespielt haben, den VALENS mit den Westgoten teilte. Die Westgoten hatten sich als erster Germanenstamm zum Arianismus, einer frühchristlichen Ausdeutung des Christentums, bekannt.\ Doch schon kurze Zeit später kam es **zwischen Römern und Westgoten** zum **Konflikt.** In dessen Folge zogen West- und Ostgoten im Verbund mit Hunnen plündernd umher und machten sich den Zulauf von römischen Sklaven und Bergwerksarbeitern zunutze. VALENS konnte wegen der Perserkämpfe nicht sofort eingreifen. Erst **378** kam es zu einer Schlacht bei Adrianopel (heute Edirne), bei der die Römer vernichtend geschlagen wurden und VALENS ums Leben kam. Diese Schlacht war die erste nachhaltig wirkende Niederlage gegen germanische Stämme und die erste entscheidende **Schwächung der römischen Reichsgrenze.**