Einführung in die Psychologie - Vorlesung 2024/25 PDF
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Psychologische Hochschule Berlin
2024
Timo Storck
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This document is a lecture for an introduction to psychology course in the 2024/2025 winter semester. It provides an overview of the course schedule and topics that will be discussed. Some initial content is included for introduction, as part of the course. The author is Professor Dr. Timo Storck, from Psychologische Hochschule Berlin.
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Einführung in die Psychologie Wintersemester 2024/25 Prof. Dr. Timo Storck Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de Überblick über die Vorlesung Termin (8-10 Uhr, c.t.)...
Einführung in die Psychologie Wintersemester 2024/25 Prof. Dr. Timo Storck Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de Überblick über die Vorlesung Termin (8-10 Uhr, c.t.) Thema 23. Oktober Einleitung Psychologische Grundlagen- und Anwendungsfächer im Überblick 6. November Geschichte der Psychologie I: Vorläufer in der Geistesgeschichte 20. November Geschichte der Psychologie II: psychologische Schulen und Richtungen 4. Dezember Wissenschaftstheorie und psychologische Methoden(kritik) Replikationskrise 18. Dezember Psychologische Paradigmen Sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie Qualitative Forschung 15. Januar Theoretische Psychologie und Schlüsselkontroversen 29. Januar Gegenwart und Zukunft der Psychologie / „Futures Literacy“ Klausurvorbereitung Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 2 Philosophische Wurzeln der akademischen Psychologie Psycho - logie = Lehre der Psyche (Seele, Geist) – psychisch und psychologisch: auf das Psychische bezogen oder auf die Lehre vom Psychischen bezogen nicht sinnvoll: „psychologische Störung“ (das wäre eine Störung in der oder durch die Psychologie!) sinnvoll: „psychologische Forschung“ „Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, doch nur eine kurze Geschichte.“ (Ebbinghaus, 1908, S. 1) Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 3 Philosophische Wurzeln der akademischen Psychologie Seelenlehre…? – In Volkssagen: Seele als „Luftwesen, das für Menschen in der Regel unsichtbar bleibt und nur nebelhaft erkennbar ist“ (Schönpflug, 2006, S. 2) religiös: Unsterblichkeit der Seele? Wiedergeburt? – Projekt der Aufklärung Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 4 Philosophische Wurzeln der akademischen Psychologie Seelenlehre…? – Psyche = Seele, Geist; moderner: Selbst/Ich, Persönlichkeit, Erlebniszustände (Affekte, Kognitionen) Individualität, Identität, Einheit – Schizophrenie = gespaltener Geist; dissoziative Identitätsstörung – aber auch: „Bündel-Theorie“ des Ichs in den Neurowissenschaften Neurobiologie/Materialität von Erlebniszuständen: „Seele“ als Emergenz-Phänomen? Narrative Identität (Straub) – weiterhin von romantischen Vorstellungen begleitet: soulmate u.a. – Leib-Seele-Problem Schönpflug, 2006, Kap. 1 Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 5 Philosophische Wurzeln der akademischen Psychologie Kap. 2-4 „Erst die Kenntnis, wie etwas geworden ist, wie der Verlauf der Zeit war, welche Einflussgrößen zu identifizieren sind, setzt uns in die Lage, Vorhandenes anders und neu zu sehen.“ (Reuter, 2014, S. 15) Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 6 Kritische Wissenschaftsgeschichte Wie verläuft die Entwicklung von Kultur und Wissen? – von wenig Wissen zu viel Wissen? – von „primitiv“ zu „aufgeklärt“? Wem sind Forschung und Forschungsergebnisse zugänglich? – ziemlicher Männer-Club! Auf wen bezieht sich Forschung und Wissen? – W.E.I.R.D. people – Problem in der Psychologie Was ist die Struktur von Wissen? – Objektivität? Relevanz? Nützlichkeit? Wer schreibt die Wissenschaftsgeschichte? – „Kultur“-Bias etc. Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 7 Kritische Wissenschaftsgeschichte „Qualitätssicherung“ (Gütekriterien) (argumentative) Transparenz Diskursfähigkeit (Forschung schafft neue Fragen) Falsifizierbarkeit? Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 8 Psychologie-n Paradigmen, Menschenbilder Verknüpfung mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen Methodenvielfalt Psychologie als Natur- oder Geisteswissenschaft? Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 9 Psychisches in der Philosophiegeschichte Philosophie als Tätigkeit des vernünftigen Verstandes – keine randomisiert-kontrollierten, experimentellen Studien – Qualität des guten Arguments fehlende starre Grenzen der Disziplinen in der Antike (Philosophie, Staatstheorie/Recht, Medizin, Theologie) → Wissen über den Menschen Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 10 Der Blick der Antike auf das Seelenleben Auseinandersetzung mit Seelenzuständen in Dichtung und Drama – Schicksalshaftigkeit des Menschen in der Tragödie (z.B. Homers Odyssee, Sophokles‘ Ödipus Rex) Beginn wissenschaftliches Denken („vernunftgesteuerte Erkenntnisgewinnung“) in Athen, 400 v. Chr. religiöse → philosophische Bezugspunkte, Vermittlung Vorsokratiker (600-500 v. Chr.) „Nachdenken über die Natur, über die Elemente und den Menschen“, Form des Berichts und des Erzählens Ursprung/Urgrund aller Dinge: – Thales von Milet: Wasser! – Anaximander: das Grenzenlose/Unergründliche Pythagoras: Vorform der „Scientific Community“, vertieftes Verständnis der Welt und der Natur, Mathematisierung des Kosmos, Polarität von Materiellem und Geistigem Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 11 Der Blick der Antike auf das Seelenleben: Vorsokratiker Heraklit: – logos (Wort/Begriff, Sinn, Vernunft) als Urgrund, vernunftsmäßige Struktur der Welt – Gegensätze als Motor von Entwicklung; Sein als Veränderung – (Selbst-) Erforschung als methodisches Prinzip – Denken als „intuitives Anteilnehmen an der Welt und ihrer Grundstruktur“ (Walach, 2013, S. 100) Parmenides: – Betonung der Unwandelbarkeit des Seins – Gleichsetzung von Denken und Sein = Welt kann durch Denken aufgeklärt werden Leukipp/Demokrit (5. Jh v. Chr.): – „Atomisten“; existent sind nur Leere und Materie – Gedanke eines letzten, kleinsten Bauteils der Materie – Determinismus als wissenschaftlicher Leitgedanke; (Natur-) Gesetzesmäßigkeiten Walach, 2013 Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 12 Der Blick der Antike auf das Seelenleben: Sokrates Sokrates (469-399 v. Chr.): der „sprechende“ Philosoph Dialogische Technik, „Hebammenkunst“ (Mäeutik) – Schafft kognitive Dissonanz, stellt Bestehendes in Frage, deckt Widersprüchlichkeiten auf Dokumentiert in den „Dialogen“ Platons: Lehrer unterrichtet Schüler durch Fragen – „Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß“… Nachteil: angeklagt und verurteilt „wegen Verführung der Jugend und religiösen Frevels“ Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 13 Der Blick der Antike auf das Seelenleben: Platon Platon (427-347 v. Chr.) Vom Dialog zur (niedergeschriebenen) Lehre, „Akademie“ – Möglichkeit der Auslegung! Erscheinung und Wesen, „Ideen“ hinter den Gegebenheiten Dualismus zwischen Natur und Idee Höhlengleichnis: – Menschen in Höhle angekettet – Lichtquelle hinter ihnen, so dass Schatten an Höhenwand sichtbar – Gleichnis dafür, dass wir nicht die Dinge selbst sehen/wahrnehmen/erleben, sondern das, wie sie (uns) in Erscheinung treten Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 14 Der Blick der Antike auf das Seelenleben: Aristoteles Aristoteles (384-322 v. Chr.) „Allroundgelehrte der Antike“ (Reuter, 2016, S. 36): Seele, Himmel, Farben, Ethik, Metaphysik, Meteorologie, Poesie, Politik, Rhetorik, Traum u.a. „passiver Geist“ wie Tafel, in die Sinneseindrücke eingeschrieben werden „aktiver Geist“ steuert „Gemeinsinn“, der bewusste Inhalte vermittelt, synthetisiert und rational steuert Über die Seele: – Wahrnehmung, Denken, Vernunft – Nähe zur heutigen Allgemeinen Psychologie – Seele als Substanz? Qualitativ oder quantitativ? – Möglichkeit und Verwirklichung – Seele als „Prinzip des Lebens und vollendeter Wirklichkeit“ Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 15 Der Blick der Antike auf das Seelenleben: Aristoteles Aristoteles (384-322 v. Chr.) Beobachtung, logische Schlussfolgerung, Herleitung der Kausalität – nicht Ideen-/Wesensschau Nikomachische Ethik: – Praktische Philosophie/Psychologie – Lebenspraxis – Tugenden, die das menschliche Seelenleben auszeichnen – Übungen der praktischen Vernunft; glückliches/tugendhaftes Leben – „Sollensvorschriften“, Maß, Beherrschtheit/Unbeherrschtheit – im antiken Athen: eingebettet in Sklavenwirtschaft u.a. …. Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 16 Psychisches in der Philosophiegeschichte Bibliothek von Alexandria (Brand, Zerstörung großer Teile antiker Wissenschaftszeugnisse) Rom statt Griechenland leitend: eher „pragmatisch“ Mittelalter: Erneute Hinwendung zu Verbindung von Glaube (Christentum) und Wissenschaft; Gelehrsamkeit in Klöstern! Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 17 Der Blick des Mittelalters auf das Seelenleben Augustinus von Hippo (354-430) – erst „Playboy“, dann Bischofsweihe – Manichäismus: Dualismus von Licht und Finsternis – Bekenntnisse/Confessiones: Introspektion, Besinnung auf eigene Entwicklung und eigenes Erleben, Askese statt Lustbetontheit, klare Werte Wiederanknüpfung an die Philosophie Aristoteles‘ durch Thomas von Aquin (1225- 1274), stärker theologisch: Gott ist das Sein, alles Seiende hat Teil an ihm Versuch einer Verwissenschaftlichung des Glaubens (Scholastik; auch: Albertus Magnus, Duns Scotus) – Kann es eine religiös geleitete Wissenschaft geben? Mittelalterliche „Naturgelehrsamkeit“ (12./13. Jh) – aufklärerisches, empirisches Vorgehen; Aufkommen des „Experiments“ (Grosseteste), Erfahrungswissenschaft (R. Bacon – vom Franziskanerorden für 20 Jahre zu Schweigen und Hausarrest verurteilt!) Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 18 Der Blick des Mittelalters auf das Seelenleben Erweiterung einer eurozentrischen Wissensgeschichte: Abbasiden in Bagdad (bes. Mitte des 8. und Mitte des 9. Jhdt.) – Denkschule Mu‘tazila, Förderung Abu Ja‘far Abdullah al-Ma‘mun – Zentrum der arabischen Philosophie des Mittelalters Indeterminismus und freier Wille; griechischer Rationalismus und freie Entfaltung Ibn al-Haytham (ca. 965-1039): Untersuchung der optischen Wahrnehmung Ibn Sina (980-1037): Medizin und Heilkunde Ibn Rushd (1126-1198): Jura und Medizin, Vermittler zwischen aristotelischem und mittelalterlichem Denken Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 19 Der Blick des Mittelalters auf das Seelenleben Krieg, Kreuzzüge, Pest – keine gute Wissenschaftsförderung! Reformation als Anstoß für ein neues Denken über den Menschen Renaissance auch als wissenschaftlicher Anschluss an die Antike – Mensch (als Einzelner und als Gattung) zwischen Himmel und Erde, Geistigem und Materiellem, Vernunft und Animalität Gründung erster Universitäten in Europa (Paris offiziell 1231) Bologna (1119 als Rechtsschule), Montpellier, Cambridge, Neapel Prag, Wien, Heidelberg, Köln Propädeutikum -> Theologie, Medizin oder Jura Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 20 Rationalismus vs. Empirismus Francis Bacon (1561-1626): – Hinweis auf die „Verblendungen“ des Menschen, Anerkenntnis der Begrenzung von Erkenntnis – Natur nicht mehr als das, woraus der Mensch schöpft, sondern als „Gegenspielerin“ – Überführung der Erfahrung in eine „absichtliche“ Erfahrung, im methodisch geleiteten Experiment – Wissenschaft als „Eingriff“ Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 21 Rationalismus vs. Empirismus R. Descartes (1596-1650) – (französischer) Rationalismus – Übergang zur Wissenschaft der Neuzeit – Zweifel als Ausgangspunkt (Kritik an festen Ordnungen: Tradition, Gott…) – Geist selbst als Fixpunkt: Ich denke (zweifle), also bin ich (Gewissheit aus sich selbst heraus begründet) – Gegenüberstellung von res cogitans und res extensa, Zwei-Substanzen- Lehre (Dualismus!); relevant für die Trennung in Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften – Wo steht die Psychologie? Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 22 Rationalismus vs. Empirismus David Hume (1711-1776): – Erkenntnis nur durch Erfahrung (statt durch Nachdenken/Introspektion) möglich – (britischer) Empirismus – Geist selbst ist durch Sinneseindrücke abgeleitet (nicht nur seine Produkte); Seele ohne eigene Substanz – Grundlage für Assoziations- und Kognitionspsychologie – Ursachen und Kausalität als „Idee unseres Geistes“ nicht als Eigenschaft der Dinge (Kritik einer essenzialistischen Auffassung von Kausalität) Verknüpfung durch Ähnlichkeit, raum-zeitliche Berührung oder Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge – Bezüge zum Positivismus im 20. Jahrhundert Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 23 Rationalismus vs. Empirismus Immanuel Kant (1724-1804): – Was sind die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis (apriorische Bedingungen)? – transzendentale Kategorien (gegenüber der Erfahrung vorgängig) der Anschauung und des Verstandes – Annahme: Voraussetzungen des menschlichen Geistes sind nicht aus Sinneseindrücken ableitbar – Unterscheidung phänomenal und noumenal: ph. ist Welt der Erscheinungen, n. ist Welt des Geistes -> wir erfahren nicht ein „Ding an sich“, sondern nur, wie es uns erscheint (Konsequenz der transzendentalen Begründung der apriorischen Bedingungen von Erkenntnis: Wir sind in unserer Erfahrung abhängig von unserem Geist) Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 24 Rationalismus vs. Empirismus Kant (1724-1804): – Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen/Urteilen – analytische Urteile sind Begriffsexplikationen (Die Rose ist eine Blume) – synthetische Urteile fügen neue Erkenntnisse/Annahmen ein (Die Rose ist gelb) → Kann es synthetische Urteile a priori geben? Für Walach (2013, S. 184) „Geburtsstunde der modernen Psychologie“: Welches erfahrungsunabhängige Wissen kann ich haben? Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 25 Rationalismus vs. Empirismus Mögliche Folgerung: → Nur empirische Forschung liefert psychologische Erkenntnisse (solche über die Natur des Seelenlebens) – nötige Kritik gegenüber einem naiven Empirismus „Im Restaurant essen wir eine Mahlzeit, nicht die Speisekarte“ (G. Bateson) – Unterscheidung zwischen den Phänomenen (auch dem, wie sie uns erscheinen) und unserem Begriff von ihnen Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 26 Rationalismus vs. Empirismus Wichtigste Folgerung aus dem Kantschen Denken: Kritik eines empiristischen Vorgehens UND eines rationalistischen Vorgehens! Kant und das Ende der Metaphysik: Grenzen der Begründung durch argumentative Schritte und rationale Analyse Der Mensch im Zentrum der wissenschaftlichen Betrachtung, Anthropologie -> Psychologie Kant als „empirischer“ Forscher: Erfahrungen statt begrifflicher Ableitungen oder metaphysischer Annahmen → allerdings inklusive der „eigenen Innenerfahrung“ Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 27 Auf dem Weg zur akademischen Psychologie Industrialisierung, Mobilität erhöhte Zugänglichkeit von Wissen und Bildung weniger romantisches Denken – und doch naturwissenschaftliche Untersuchung Bedürfnis nach „kontrollierter Erkenntnis“: Experiment als Untersuchungsform Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 28 Auf dem Weg zur akademischen Psychologie Franz Brentano (1838-1917) – Priester, Theologe - dann Philosophieprofessor (einer der wichtigsten akademischen Lehrer Sigmund Freuds!) – in Habilitationsschrift: „Die Methode der Philosophie ist keine andere als die der Naturwissenschaft“ – eigene Richtung der Psychologie, als getrennt von der Philosophie – Forderung nach einer naturwissenschaftlichen Psychologie – „deskriptive Psychologie“ als Erfahrungswissenschaft, Beschreibung innerer Prozesse (Introspektion und Evidenzerleben) – Intentionalität: Bewusstsein ist Bewusstsein von etwas (Gerichtetheit) Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 29 Auf dem Weg zur akademischen Psychologie H. von Helmholtz (1821-1894) – (Sinnes-) Physiologie, „Manifest“ der Helmholtz-Schule (Du Bois- Reymond) (1847): Psychische Prozesse nach dem Vorbild chemisch- physikalischer beschreiben G.T. Fechner (1801-1887): – Lichtallergie, drei Jahre im dunklen Zimmer… – Fechnersches Gesetz: Zur Verdopplung der Intensität einer Empfindung ist eine Vervierfachung der physikalischen Reizintensität erforderlich – Psychophysik (Verhältnis von physikalischen Größen zu psychischen Empfindungen) – „Bewusstseinsschwelle“ (implizit: Konzeption eines Unbewussten) – Konstanzprinzip Prof. Dr. Timo Storck + Psychologische Hochschule Berlin + Am Köllnischen Park 2 + 10179 Berlin + www.psychologische-hochschule.de 30 Geschichte der Psychologie „Geburt“ der akademischen Psychologie gegen Ende des 19. Jahrhunderts Gründung des ersten Instituts für experimentelle Psychologie durch W. Wundt 1879 in Leipzig W. Wundt (1832-1920) – empirisch-experimentelle Forschung im Labor (Wahrnehmung, Denken, Gedächtnis); Ziel der Beschreibung „psychischer Atome“ (einfachste Grundgesetzmäßigkeiten des Psychischen) – auch Psychologie des Sozialen und Völkerpsychologie – mit eigenen Methoden! 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