Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften PDF

Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Zusammenfassung Buch „Zukunftsfähiges Wirtschaften“ Inhalt Einleitung............................................................................................................................................. 1 Teil 1: Multiperspektivität in Wi...

Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Zusammenfassung Buch „Zukunftsfähiges Wirtschaften“ Inhalt Einleitung............................................................................................................................................. 1 Teil 1: Multiperspektivität in Wissenschaft, Wirtschaft & Gesellschaft.............................................. 1 1.Gegenwärtige Transformation.............................................................................................................. 1 2.Perspektiven als „Brillen“..................................................................................................................... 5 Theorieschulen in der Ökonomik.................................................................................................... 5 Sozioökonomik................................................................................................................................ 9 Theorien & Messungen eines guten Lebens................................................................................. 11 3.Wirtschaftspolitische Leitbilder......................................................................................................... 14 Marktliberale Leitbild.................................................................................................................... 15 Leitbild des Wohlfahrtskapitalismus.............................................................................................. 17 Leitbild des Postwachstums.......................................................................................................... 19 4.Gesellschaft & Macht......................................................................................................................... 22 Klassen & Milieus........................................................................................................................... 22 Macht............................................................................................................................................. 24 5.Zwischenfazit...................................................................................................................................... 25 Grenzen der Multiperspektivität................................................................................................... 25 Kunst des Abwägens...................................................................................................................... 25 Teil 2: Sozioökonomische Grundkonzepte......................................................................................... 26 Staat....................................................................................................................................................... 26 Demokratie............................................................................................................................................ 26 Geld....................................................................................................................................................... 27 Markt..................................................................................................................................................... 28 Unternehmen........................................................................................................................................ 28 Innovation.............................................................................................................................................. 29 Arbeit..................................................................................................................................................... 29 Gesellschaftliches Naturverhältnis........................................................................................................ 30 Teil 3: Welt im Umbruch – eine Vielfachkrise.................................................................................... 30 Globalisierung im Umbruch................................................................................................................... 30 Geschichte Globalisierung............................................................................................................. 31 Weltwirtschaftsordnung................................................................................................................ 31 Technologie, Infrastrukturen & Energieträger in Globalisierungsphasen..................................... 35 Gesellschaft im Umbruch...................................................................................................................... 37 1 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Eine kurze Geschichte von globaler Ungleichheit, Migration und Entwicklung............................ 37 Eine kurze Geschichte von Gleichheit und Emanzipation im globalen Norden............................ 38 Politik gesellschaftlicher Umbrüche...................................................................................................... 40 Arbeiten im Umbruch.................................................................................................................... 40 Sozialstaat im Umbruch................................................................................................................. 41 Eine neue Sozialstruktur (SINUS-Milieustuiden)........................................................................... 42 Demokratie in der Krise................................................................................................................. 43 Natur im Umbruch................................................................................................................................. 44 Eine kurze Geschichte einer menschenfreundlichen Mitwelt....................................................... 44 Vielfältige ökologische Krisen........................................................................................................ 45 Politik und Wissenschaft zur Stabilisierung nicht-nachhaltiger Strukturen.......................................... 47 Teil 4: Wege zum zukunftsfähigen Wirtshaften................................................................................. 50 Ziele, Maßnahmen und Akteure zukunftsfähigen Wirtschaftens.......................................................... 50 Ziele............................................................................................................................................... 50 Maßnahmen.................................................................................................................................. 51 Akteure.......................................................................................................................................... 55 Fazit für zukunftsfähiges Wirtschaften.......................................................................................... 56 Strategien im Umgang mit aktuellen Herausforderungen.................................................................... 57 Aktuell vorherrschende Strategien: liberaler Globalismus und nationaler Kapitalismus.............. 57 Mehrebenen-Transformation........................................................................................................ 59 Einleitung Welt unterliegt vielen Veränderungen; Zukunftsfähiges Wirtschaften ist nötig & möglich → z.B. Klimawandel, Corona Krise, Russland-Ukraine Krieg etc. Entwicklungen Wirtschaft/Transformation kein linearer Prozess → gegenwärtige Transformation verändert alles, zwingt zum Weiterlernen sozialökologische Ökonomik = integrierte, systemische & interdisziplinäre Wirtschaftswissenschaft Ökonomische Theorieentwicklung: Menschen hängen von sozialen & ökologischen Rahmenbedingungen ab & sind eingebettet in bestimmte Verhältnisse (z.B. Geschlechterverhältnisse), sind verletzlich & miteinander verbunden → ohne Umwelt könnten wir nicht leben (Umwelt ist Mitwelt → Wechselwirkung) → Fokus weg von individuelle Konsumverhalten, sondern zu Gestaltung Rahmenbedingungen (Gesetze, Infrastrukturen) → unter welchen Menschen klimafreundlich leben können, es zukunftsfähig zu machen moderner Ökonomie: Organisation & Bereitstellung Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen & ökologischer Belastungsgrenzen 2 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Zukunftsfähig ist eine Lebensweise, die Abhängigkeiten reduziert. Teil 1: Multiperspektivität in Wissenschaft, Wirtschaft & Gesellschaft 1. Gegenwärtige Transformation Transformation = grundlegende Veränderung (mehrere gleichzeitig, nicht gleichmäßig, langfristig etc.) Analyse gegenwärtig stattfindenden Prozesse (=Ist-Zustands, deskriptiven1 Bedeutung) & Klarheit über Ziel der Transformation (= anzustrebender Soll-Zustand, normativen Bedeutung2) → um Potenziale Transformationen nützen zu können Eine Welt in Transformation 2 Vorläufer-Transformationen: Neolithische Revolution: von nomadischer zu sesshafter Gesellschaft mit Urbanisierung & Arbeitsteilung industrielle Revolution von landwirtschaftlicher zu industrieller Gesellschaft mir kapitalistischer Wirtschaftsweise, durch neue Energieträger, Technologien, Rechte & Gesetze Transformationen nicht abrupt politisch, sondern evolutionäre langfristige Prozesse zuletzt grundlegender Veränderung in Gesellschafts- & Wirtschaftsordnung: Geopolitische Transformationen Prozesse der De-/Globalisierung, die Krise der vom Westen dominierten Weltordnung & den Aufstieg des globalen Südens (China) Gesellschaftspolitische Transformationen Veränderungen des Arbeitsmarkts, des Sozialstaats & der Sozialstruktur sowie die Krise der Demokratie Ökologischen Transformationen damit verbundenen Veränderungen der Mensch-Natur-Beziehungen für die Zukunft menschlicher Zivilisationen entscheidend → wird immer dringender, Konsens verschwindet immer mehr Umbrüche gehen oft einher mit Krisen → haben objektive (reale Phänomene → Dürren) & interpretative (Menschen interpretieren unterschiedlich) Dimension → konkurrierende Kriseninterpretation & unterschiedliche Bewältigungsversuche sind Folge 1 = beschreibend 2 = wertend 3 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Transformation gestalten Um gegenwärtigen Ist- Zustand Transformation zu gestalten, bedarf es ein Ziel3: Soll-Zustand → mit Gestaltung Rahmenbedingungen, dass Organisation & Bereitstellung von Lebensgrundlagen vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen & ökologischer Belastungsgrenzen heute & in Zukunft sichergestellt ist bei Zukunftsfähigkeit geht es um mehr als Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit NH: auf langfristige Entwicklungen ausgerichtet Schwache NH: Drei-Säulen-Modell: Natur-, Human- & Sachkapital → Kosten & Nutzen in den drei Bereichen können gegeneinander ausgetauscht/substituiert werden; Natur in Geld bewertbar → Nachhaltig zu wirtschaften = Summe aller Kapitalsorten (Natur-, Human- & Sachkapital) konstant zu halten & wenn möglich zu erhöhen z.B.: Offsetting von Flügen, CO2-Steuer Starke NH: Wirtschaft & Gesellschaft sind in ökologische/biophysische Prozesse eingebettet → Nicht-Substituierbarkeit von Wirtschaft, Gesellschaft und Natur (nicht in Geld wertbar) → nicht inkommensurabel Nachhaltig zu wirtschaften = Ökosysteme möglichst weitgehend zu erhalten → Verbote weißen darauf hin z.B.: Offsetting von Flügen, CO2-Steuer Gestaltung von Rahmenbedingungen RB Menschen werden in bestehende Rahmenbedingungen geboren/sozialisiert → Verhalten als individuelles Handeln in gegebenen Rahmenbedingungen vs. Gestalten als Form Zsmarbeit, (gemeinsam) um Rahmenbedingung zu ändern → ermöglicht unterschiedliche Freiheiten Negative Freiheit: Solange kein (staatlicher) Zwang, herrscht Freiheit → Abwesenheit von Zwang, keine Einschränkungen von Verhalten z.B. man ist frei Fahrrad zu fahren, wenn es nicht verboten ist Positive Freiheit: Freiheit, tatsächlich Möglichkeit zu haben etwas zu tun → Vorhandensein bestimmter Grundvoraussetzungen (Kenntnisse, Fähigkeiten, Ressourcen etc.) → Gestalten ermöglicht positive Freiheiten, da es Handlungsspielräume für Verhalten festlegt z.B. Fahrrad fahren nicht nur weil kein Zwang, braucht Können, Fahrrad, Fahrradwege etc. 3 Formen von RB strukturieren Möglichkeiten & Grenzen zukunftsfähigen Wirtschaften: 3 Ziele sind normativ (werturteilbehaftet) → unterschiedliche Vorstellungen wegen Werten → Zielharmonien & Konflikte 4 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Institutionen = Ordnungs- & Regelsysteme, die das Zsmleben von Menschen stabilisieren & lenken → umfassen staatlich-rechtliche Ordnungen (z. B. Gesetze & Förderungen), soziale Normen & kulturelle Werte Infrastrukturen = sozialräumliche Strukturen → beeinflussen, wie Menschen alleine & gemeinsam ihr Leben (nicht) gestalten können & welche wirtschaftlichen Aktivitäten (nicht) möglich sind → interagieren immer mit Institutionen o Raumbildende: schaffen Raum mit festen Zentren für Kommunikations- & Austauschprozesse z.B. Parks, Infrastrukturen Pflege & Bildung o Raumüberwindende: ermöglichen Kommunikations- & Austauschprozesse über Entfernungen → z.B. Straßen, Flugverkehr o überräumliche: Raum wird aufgelöst; Kommunikations- & Austauschprozesse können überall stattfinden → z.B. Internet o Kritische Infrastrukturen: essenziell für Wirtschaft & Alltag, ohne Gefährdung Versorgung & Sicherheit → Materielle Infrastrukturen: für die Energie-, Strom- und Wasserversorgung, Transport etc. → Wohlfahrtsstaatliche Infrastrukturen: Bildungseinrichtungen, Pflege etc. Diskurse = Debatten Wirklichkeit aus bestimmten Perspektiven, mit bestimmten Interessen & Werthaltungen strukturieren → beeinflussen wie Wirklichkeit wahrgenommen wird & welche Handlungsoptionen sich dadurch ergeben → lenken Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen & setzen sie in Kontext Gestaltende Akteure für Rahmenbedingungen Öffentliche Entscheidungstragende = Staat haben Kompetenzen, von Verfassung zugesprochen → befugt politische Rahmenbedingungen (Gesetze, Verordnungen, Budgets) festzulegen z.B.: auf EU Ebene den Rat, das Europäische Parlament etc., Gemeinden, Gerichte, Bundes-, Landes- und Gemeindeverwaltungen, Selbstverwaltungskörper (Sozialversicherungsträger und Kammern), autonome Einrichtungen (Universitäten) & Behörden → alle legen Rahmenbedingungen für private Akteure fest Private Unternehmen = Markt Organisationen, die Güter & Dienstleistungen bereitstellen → natürliche (Einzelunternehmen) oder juristische (Kapitalgesellschaften) Personen → KG schaffen selbst wirtschaftliche Rahmenbedingungen für andere (z. B. Konsument:innen, Belegschaft, Zulieferunternehmen) → heute bestimmenden Unternehmen sind transnationale Unternehmen Haushalte = Privatbereich Haushaltsmitglieder organisieren ihr alltägliches Handeln & Konsumentscheidungen treffen → Basiseinheiten des Wirtschaftens, ihr Möglichkeitsraum hängt stark von politischen & wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab 5 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Zivilgesellschaft Zusammenschlüssen von Menschen, die keinem der 3 gestaltenden Akteuren zuzuordnen ist → wollen gemeinsam bestimmte Ziele erreichen, Rolle sozialinnovativen Dienstleisters (Repair- Cafés) & politischer & öffentlicher Akteur (bei Demonstrationen) → Stärke ist, innovative Lösungen zu finden, wenn Staat & Markt versagen & Beeinflussung öffentlicher Diskurse, leistet Widerstand gegen (vermeintliche) Fehlentwicklungen (gegen staatliche Maßnahmen) → schafft im Zwischenraum zwischen öffentlicher & privater Sphäre Rahmenbedingungen für Agieren ihrer Mitglieder (z. B. Verhaltensregeln für Vereinsmitglieder) z.B. Vereine, NPOs & soziale Bewegungen Nicht Alle Akteure können klar einer Akteursgruppe zugeordnet werden z.B.: Gewerkschaften4: Stellung & Einflussmöglichkeiten in Politik, Wirtschaft & Zivilgesellschaft Innerhalb gegebenen Rahmens entscheiden Akteure selbst, was sie tun wollen Macht = andere zu bestimmten Handeln zu bewegen/zwingen; als Voraussetzung für Handlungsfähigkeit z.B. Gesetze, Verhaltensregeln für Mitglieder Zukunftsfähiges Handeln besteht vorrangig darin, Rahmenbedingungen koordiniert & zielgerichtet zu gestalten, Akteure müssen damit beginnen 2. Perspektiven als „Brillen“ Einseitige Sichtweisen sollen überwunden werden5 → Gefahr für Zukunftsfähigkeit Multiperspektivisches Denken: zentrale Kompetenz zukunftsfähigen Wirtschaftens Menschliche Wahrnehmung keine rein objektive, neutrale, unabhängige & universale immer & für alle gültige Darstellung unserer Welt → vieles beeinflusst sie (soziales & kulturelles Umfeld etc.) & auch unser Handeln → subjektive Wahrnehmung erfolgt immer aus bestimmter Perspektive selektive Wahrnehmung: eigene Perspektive sei richtig & wahr → durch Social Media Bubbles mehr Grenzen der Multiperspektivität Perspektiven = Paradigmen oder Denkkollektive Konzept des Denkkollektivs Theorie: Werte- & Kontextabhängigkeit von Denken → Wissen nicht objektiv & neutral; Wissen und seine Anwendung sind immer eingebettet in Institutionen & Machtstrukturen & von Umfeld & Vorwissen 4 = Interessensvertreter 5 Dogmatismus; eine Perspektive als absolut & einzig wahr zu präsentieren 6 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften „gemeinsamen Denkstil“: = Denkkollektiv6 Gruppe von Menschen teilt eine Art zu denken → bestimmte Perspektive (mit gleichen Interessen, Werten, Vorurteilen) Menschen aus verschiedenem Denkstil fällt es schwer andere Gedankengänge nachzuvollziehen für zukunftsfähiges Wirtschaften reicht keine Einzelmaßnahme aus, Kombi aus mehreren nötig → Multiperspektivität Theorieschulen in der Ökonomik Ökonomik (Wirtschaftswissenschaft): liefert Theorien, um Wirtschaft zu verstehen & erklären → Theorien prägen unsere Art zu denken, Handeln & unser Menschen-, Gesellschafts- und Weltbild Theorieschule Thematik Wirtschaftliche Entwicklungstheorien kontextbezogen; für konkrete Historische Schule der Nationalökonomie Problemlösungen entstanden, nicht allgemeinvereinbar Untersuchung von Faktoren wie Kultur, Institutionen, Klima und Geschichte, die zu unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen & politischen Strategien führen. Vergleich zwischen industriellen & landwirtschaftlichen Entwicklungen, betont städtische Vorteile durch steigende Skalenerträge Kolonialismus und neokoloniale Strukturen beeinflussen wirtschaftliche Ungleichheit → dagegen protektionistische Maßnahmen & staatliche Interventionen 6 sind konservativ, leisten Widerstand gegen Änderungen & Weiterentwicklungen ihrer Art zu Denken 7 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Klassische Nationalökonomie Untersuchung Zsmspiel Wirtschaft & Politik Arbeitsteilung erhöht Produktivität & schafft Wohlstand Konzentration auf die internationale Arbeitsteilung, die sich in komparativen Kostenvorteilen zeigt Unterscheidung von Produktionsklassen (Grundeigentümer, Kapitalisten, Arbeiter) und deren Konflikten Kritik an staatlichen Eingriffen und Befürwortung des Wirtschaftsliberalismus (Laissez-faire) Besteuerung von Rentiers7 Marxistische politische Ökonomie Fokus auf die kapitalistische Produktionsweise & Ausbeutung der Arbeiterklasse. Mehrwerttheorie erklärt den Profit der Kapitalisten als Folge der Unterzahlung der Arbeiter Konflikte zwischen Kapital & Arbeit führen zu Klassenkämpfen Stärkere Rolle von Staat Krisen wie Überproduktions- & Überakkumulationskrisen sind unvermeidlich im Kapitalismus Problem der Kapitalumschichtung Neoklassik Zentrale Annahme des rationalen, nutzenmaximierenden Individuums (homo oeconomicus). Optimierung von Allokation knapper Ressourcen mit mathematischen Modellen, Märkte dazu fähig Marktmechanismen werden als effizient betrachtet, auch wenn Marktversagen (z. B. durch Externalitäten) auftreten können Effizienzsteigerung durch Bepreisung externer Kosten (z. B. Umweltverschmutzung) Österreichische Schule Märkte, Eigentum und Wettbewerb gelten als die effizientesten Institutionen Konzept der „Spontanen Ordnung“, in die staatlichen Eingriffe minimal gehalten werden Ablehnung staatlicher Planung und Regulierung; Märkte sind die besten Informationsverarbeitungsmaschinen (man braucht kein Fachwissen) 7 z.B. Aktienbesitzende profitieren von Unternehmenswerten, ohne das operative Geschäft zu beeinflussen → profitieren aus was, ohne was dafür zu tun 8 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Kritik an Demokratie, wenn sie den Markt gefährdet, und Bevorzugung einer marktkonformen Demokratie (muss so ein oder eingeschränkt werden) Entstehung Neoliberalismus8; Kritik an Laissez-faire; Befürwortet einen starken Staat, der Märkte schützt & schafft Keynesianismus Staatliche Eingriffe zur Stabilisierung der Nachfrage (effektive Nachfrage) in Krisenzeiten Märkte regulieren sich selber Antizyklische9 Fiskalpolitik: Staatsausgaben in Abschwüngen, Sparen in Aufschwüngen Betonung der Unsicherheit menschlichen Verhaltens, das nicht immer rational ist Finanzmärkte sollten streng reguliert werden, um Krisen zu vermeiden Mainstream-Keynesianismus & Post- Keynesianismus Sanfter Tod der Rentiers Feministische Ökonomik Fokus auf die unbezahlte Care-Arbeit (Sorgearbeit) als Grundlage der funktionierenden Gesellschaft und Marktwirtschaft Kritik an der Vernachlässigung dieser Arbeit in anderen Theorien. Forderung nach gerechter Verteilung der bezahlten & unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern Intersektionalität: Verknüpfung von Geschlecht, Klasse und Herkunft bei der Analyse von Ungleichheiten. Umweltökonomik Berücksichtigung von Umweltproblemen mithilfe neoklassischer Ansätze wie Externalitäten & Nutzen-Kosten-Analysen Konzept der schwachen Nachhaltigkeit: Ziel der Kostenwahrheit durch Internalisierung externer Kosten (z. B. Umweltsteuern, Emissionszertifikate) → mit Umsetzung des Verursacherprinzips erreicht wird Abgaben, Steuern oder Schaffung neuer Märkte (Bedeutet Kommodifizierung, das Zur-Ware-Machen, ehemals freier Güter wie Wasser & Luft) Ökologische Ökonomik Starke Nachhaltigkeit 8 = ein starker Staat hat die Aufgabe Märkte zu schützen, zu schaffen & auszuweiten → Fehlende Regulierung zum Schutz von Märkten durch Laissez-faire kann die Marktordnung gefährden 9 = wachstumshemmend 9 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Wirtschaft ist in Gesellschaft und Natur eingebettet und muss auf die Stabilität der Ökosysteme achten Vorsorgeprinzip10 zur Vermeidung irreversibler Umweltschäden sucht nach stabilen Wirtschaftssystemen, die nicht auf endloses Wachstum angewiesen sind (steady state economies) Multi-Kriterien-Analyse zur Bewertung von Entscheidungen ohne rein ökonomische Maßgrößen → kann interpretierbar & manipulierbar sein Kolonialismus: führt zu ungleicher internationaler Arbeitsteilung führte: → Globaler Norden: Produktion von Industriegütern & fortgeschrittene Dienstleistungen → Afrika & Lateinamerika: Export von Rohstoffen, Bodenschätzen & landwirtschaftlichen Produkten Neokoloniale Strukturen: (Stärkere Länder kontrollieren/beeinflussen schwächere) Trotz politischer Unabhängigkeit bestehen in vielen ehemaligen Kolonien (Afrika, Lateinamerika) neokolonial Strukturen fort → um Teufelskreis Unterentwicklung kommen können protektionistische Maßnahmen gesetzt werden (inländische Produzenten werden von ausländischer Konkurrenz geschützt z.B. durch Zölle) Say’sches Gesetz: Marktwirtschaften sind selbstregulierende Systeme, Angebot findet immer Nachfrage Wirtschaftskrisen entstehen nur durch außerwirtschaftliche Faktoren (Kriege, Pandemien) → staatliche Eingriffe sind demnach künstliche Eingriffe in die liberale Wirtschaftsordnung Laissez-faire: staatliche Nicht-Einmischung (das ungehinderte „Laufen-Lassen“ des Marktes) Kapitalumschichtung: = capital switching z. B. die Veranlagung von Gewinnen von Industrieunternehmen am Finanz- & Immobilienmarkt → steigende Boden- & Immobilienpreise (eine Steigerung des Tauschwerts) & Rückgang an leistbarem Wohnraum (Gebrauchswert) Externalitäten: werden von Akteuren verursacht, ohne dass diese die entstehenden Kosten tragen → negative: Umweltverschmutzung → positive: Akteure genießen einen entstehenden Nutzen, zu dem sie nichts beigetragen haben wenn nicht berücksichtigt: zu falschen Preis- & Knappheitssignalen → Marktoptimum entspricht dann nicht dem sozialen Optimum → kann mit Verursacherprinzip 11 behoben werden: 10 Mögliche Schäden bzw. Belastungen für Umwelt und menschliche Gesundheit sind zu vermeiden oder zu verringern, selbst wenn ihr Eintreten nicht ganz sicher ist 11 externen Kosten werden von denen getragen, die sie verursachen bzw. der externe Nutzen jenen zugutekommt, die diesen geschaffen haben, etwa durch Steuern oder andere Bepreisungen 10 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Kommodifizierung = Zur-Ware-machen, von vormals nicht wirtschaftlichen Lebensbereichen (z.B. Wasser, Luft) → wird Preis zugewiesen, um sie am Markt optimal austauschbar zu machen Nutzen-Kosten-Analyse: Bewertet die Effizienz von Projekten/Politiken, indem Kosten & Nutzen (welche Entstehen im Vergleich zu Alternative) quantifiziert (in Zahlen ausdrücken) & monetarisiert (in Geld ausdrücken) für Betrachtung finanzieller Aktivität → Schwierigkeit: Erfassung ethischer, rechtlicher und organisatorischer Bedenken in monetären Werten Sozioökonomik = interdisziplinäre Wirtschaftswissenschaft → kombiniert ökonomische Theorieschulen mit anderen Disziplinen (Soziologie, Geographie) → Kombination verschiedener Perspektiven & Methoden; kein eingebetteter CBK → kann auf mehr Wissen zurückgreifen → kann besser komplexe soziale Phänomene erfassen & berücksichtigt gesellschaftliche Relevanz der Forschung; verwendet transdisziplinäre Ansätze verwenden, bei denen Praktiker, Experten & Betroffene in den Forschungsprozess einbezogen werden → analysiert auch Widersprüche (z.B. Wirtschaft erhöht Lebenserwartung & zerstört Lebensraum) Stärke: (in Umbruchszeiten): offen für neue Lösungen, kann flexibel auf neue Situationen reagieren z.B. Börse Untersuchung der Börse, bei der sowohl ökonomische Aspekte wie Kursentwicklungen als auch soziale Aspekte wie Beziehungen und Machtverhältnisse berücksichtigt werden Kritik an Neoklassik (in vielen Unis noch aktuelle Lehre) Neoklassische Modelle: wirtschaftliche Prozesse werden als logisch & widerspruchsfrei dargestellt → Gegenteil der Fall alles ist dynamisch & unvorhersehbar Zukunft der Sozioökonomik: Weiterentwicklung hin zur sozialökologischen Ökonomik Bereitstellungsformen Polanyi unterscheide 2 Definitionen von Wirtschaft: Formales Verständnis: im Sinne der Neoklassik Wirtschaften als zweckrationale & nutzenmaximierende Tätigkeit auf Märkten unter Knappheitsbedingungen → Wirtschaften als Marktwirtschaften & deren Optimierung reduziert → beschränkte Erfassung von z.B. Haus- & Sorgewirtschaft Inhaltliches Verständnis: Wirtschaften als in Gemeinwesen & biophysischen Grundlagen eingebettet verstanden → Lebensgrundlagen bereitzustellen, nicht nutzenmaximierend zu optimieren, mehr als Marktwirtschaft → Wirtschaft besteht aus verschiedenen Institutionen & Bereichen mit unterschiedlichen Logiken 11 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Unterscheidung 4 sozioökonomische Organisationsprinzipien bzw. Bereitstellungsformen: → sind in realen Ökonomien zu finden & wirken unterschiedlich zusammen (realen Ökonomien sind immer gemischte Wirtschaften, mehr als nur Marktwirtschaften; nicht jeder Aspekt kann kommodifiziert – in eine handelbare Ware gemacht werden): 1. Haushaltung: bezeichnet Formen der Selbstversorgung & basiert auf Familien & Haushalten → unbezahlte Sorge-, Pflege- & Betreuungsarbeit & Hausarbeit 2. Gegenseitigkeit: = Reziprozität Austausch von Waren & Dienstleistungen zwischen Personen jenseits von Markt & Staat, sondern in Gemeinschaften ohne Marktmechanismen (Freundeskreis) → lokal verankert & man kennt sich 3. Umverteilung: = Redistribution Fluss von Ressourcen zu zentrales administratives Standort/System & dann Umverteilung z.B. durch Steuern finanzierte Bildungseinrichtungen → Umverteilung erfolgt auf nationaler Ebene & geht über lokale Gemeinschaften hinaus 4. Markthandel: Austausch von Waren & Dienstleistungen zu Marktpreisen = kommodifizierte Bereich des Wirtschaftens → nach Art Güter etc. unterschieden sich Märkte → Logik des individuellen Gewinns & Zahlungsfähigkeit ist in Marktbeziehungen vorherrschend Wirtschaftsbereiche Kapitalistische Wirtschaftsweise: strukturiert heute Wirtschaften → Kapitalismus ist nicht alles!! Anderen Wirtschaftsbereiche fast wichtiger besonders für Lebensgrundlage → es müssen alle Wirtschaftsbereiche berücksichtigt werden 1. Unbezahlter Sektor: umfasst unbezahlte Sorgearbeit, Hausarbeit & ehrenamtliche Tätigkeiten (Frauen Hauptträger) → oft übersehen, obwohl er Grundlage für Wirtschaft ist 2. Grundversorgungsökonomie: Daseinsvorsorge + grundlegende Nahversorgung sichert mit unbezahltem Sektor alltägliches Überleben & umfasst essentielle Dienstleistungen wie Gesundheit, Bildung & Infrastruktur → oft öffentlich reguliert (über Netzwerke & Filialsysteme) → Punkt Effizient problematisch → systemische Effizienz besser (durch gesunde Ernährung 3. Erweiterte Nahversorgung: lokalen Handel & Bereitstellung von individuellen Komfortgütern & -leistungen (nicht lebensnotwendigen Gütern) → Einzelhandel, Kultureinrichtungen, Gastronomie etc. → von kultureller & sozialer Bedeutung 1+ 2 + 3 = Alltagsökonomie (2&3 sind binnenwirtschaftlich organisiert) 4. Weltmarktorientierte Ökonomie: nicht binnenwirtschaftlich organisiert Kernbereich kapitalistischer Wirtschaftsweise internationale Produktion & Erbringung von international handelbaren Gütern → Luxus- & Komfortgüter & wichtige Vorprodukte für Alltagsökonomie (Halbleiter) → geprägt von globalen Logistiksystemen und transnationalen Unternehmen In allen 4 Bereichen können immer auch Renten abgeschöpft werden 12 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften → = Markteinkommen, für die es keine adäquate Gegenleistung gibt / leistungsloses Einkommen z.B. in FIRE-Sektor (Finance, Insurance, Real Estate), heute besonders durch Bodenswertsteigerungen (durch z.B. neuen U-Bahn-Anschluss, man muss nix zahlen, aber mehr wert → mehr wert → mehr Miete → leistungsloses Einkommen) Value makers, Schöpfende vs. Value takers, Abschöpfende Theorien & Messungen eines guten Lebens Verständnis des guten Lebens: ändert sich durch Transformationen Früher: materiellem Wohlstand & sozialer Sicherheit Heute: suchen nach nachhaltigen Wegen, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen innerhalb Belastungsgrenzen Transformationsforschung: untersucht, wie Wirtschaft dazu beitragen kann, ein gutes Leben zu gestalten, ohne die Umwelt zu belasten → ob ständiges Wirtschaftswachstum 12immer sinnvoll ist & ob moderne Technologien eine nachhaltigere Zukunft ermöglichen Globale Verpflichtungen & politische Debatten SDGs (Sustainable Development Goals) & Pariser Abkommen: fordern Transformation zu gestalten, die allen Menschen ein gutes Leben innerhalb ökologischer Grenzen ermöglicht → politisches Handeln reicht noch nicht aus für Erreichen Ziel, Machtstrukturen & fehlende Klarheit, was gutes Leben ausmacht erschweren es 12 Wirtschaftswachstum ist immer exponentielles Wachstum 13 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Indikatoren13/Messung für Wohlstand und Wohlbefinden BIP: Erfasst den Geldwert aller in einem Land produzierten Waren und Dienstleistungen BNE = Bruttonationaleinkommen: Erfasst Geldwert der von Bewohnenden eines Landes im In- & Ausland hergestellten Waren & Dienstleistungen → alle Einkommen der Inländer & gebietsansässigen Wirtschaftseinheiten → sind ökonomische Dimensionen & eindimensional Kritik an BIP & BNE: Unbezahlte Arbeit unberücksichtigt Wohlstandsmindernde Aktivitäten werden inkludiert (Kosten, die durch Umweltkatastrophen entstehen, erhöhen das BIP) Verschiedene Wirtschaftsbereiche: Es wird nicht zwischen den Beiträgen unterschiedlicher Wirtschaftssektoren (z.B. Gesundheitswesen vs. Waffenindustrie) unterschieden Berücksichtigen nicht Bestand öffentlicher Vermögenswerte (z.B. Stadtwerke, intakte Ökosysteme) Als Durchschnittswerte geben die pro-Kopf-Werte keine Auskunft über die Verteilung innerhalb eines Landes Verständnis eines guten Lebens im BIP & BNE auf individuelle Präferenzen der Konsumenten → werden oft durch, z.B. durch sozialen Druck gesellschaftlich produziert auch dass → Dies auszublenden, erschwert demokratische Debatten darüber, worin ein gutes Leben für alle besteht Wohlstandmessung jenseits von BIP: → geht über Messung Präferenzen hinaus; legen objektive & für alle Menschen gleiche Kriterien fest & berühren nicht nur auf subjektiven Wahrnehmungen z.B.: grundlegende Verwirklichungschancen (körperliche Gesundheit) oder universelle Bedürfnisbefriediger (angemessene Ernährung & Gesundheitsversorgung) → grundlegende Verwirklichungschancen & menschliche Bedürfnisse: sind beschränkt & werden „gebraucht“ Beyond-GDP Indikatoren: jenseits BIP & BNE Residualeinkommen: Misst das verfügbare Haushaltseinkommen nach Steuern abzüglich notwendiger Lebenshaltungskosten (z.B. Wohnen, Nahrungsmittel) → ermöglicht bessere Messung der Kaufkraft & berücksichtigt Einfluss von staatlichen Leistungen & Infrastrukturen Human Development Index (HDI): mehrdimensional misst menschliche Entwicklung mit: Einkommen (BNE), Gesundheit (Lebenserwartung) & Bildung (Schulbesuchsdauer); 0 – 1 → ≥ 0,8: sehr hohe menschliche Entwicklung → wird im jährlich im Human Development Report veröffentlich → Schwächen: Berücksichtigt keine Ungleichheiten innerhalb einer Population; Komponenten sind substituierbar Zeitverwendungsstudien: Erfassen, wie Menschen ihre Zeit für Erwerbsarbeit, unbezahlte Tätigkeiten & Freizeit aufwenden → Bietet Einblick in die Verteilung von Zeitressourcen 13 Mit Hilfe Indikatoren werden Ziele operationalisiert (= messbar gemacht) & Zielerreichung wird gemessen 14 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften → Macht Gender Care Gap (ungleichmäßige Verteilung unbezahlter Sorgearbeit), Gender pay gap & Gender Pension Gap sichtbar Ökologische Indikatoren Treibhausgas-Emissionen (CO2, Methan etc.): Unterscheidung zwischen: Produktionsbasierte Emissionen: Emissionen aus der Produktion innerhalb eines Landes Konsumbasierte Emissionen: Emissionen, die aus dem Konsum von Gütern & Dienstleistungen innerhalb eines Territoriums (importierte Produkte inkludiert) → oft vernachlässigt, Forderung Fokus darauf für gerechte Klimapolitik Deindustrialisierung: Reduktion produktionsbasierter Emissionen im globalen Norden durch die Auslagerung in den globalen Süden, es wird jedoch weiterhin die Produkte im globalen Norden konsumiert → lokale Umweltschäden dadurch verlagern sich in ärmere Länder Ökologischer Fußabdruck: eindimensional erfasst konsumbasierten Ressourcenverbrauch, den Menschen für ihren Lebensstil benötigen → wird in dafür benötigte Erdoberfläche ausgedrückt → Verhältnis zwischen den benötigten natürlichen Ressourcen für Konsum & der zur Nutzung zur Verfügung stehenden Biokapazität → Ökologisches Defizit: Tritt auf, wenn der Fußabdruck die biologisch produktive Erdoberfläche (Biokapazität) übersteigt grauer Fußabdruck: großer Anteil von Fußabdruck aus Bau, Erhalt & Betrieb von allgemein genutzten Infrastrukturen (Verkehrswege, Geschäfte etc.) → beschränkt die Möglichkeit eigenen Fußabdruck durch individuelles Verhalten zu verkleinern Planetare Grenzen: Konzept, beschreibt verschiedene Belastungsgrenzen des Erdsystems; dürfen nicht überschritten werden, sonst schlecht für Menschen → für jede 9 Grenzen gibt es sicheren Handlungsraum für die Menschen, begrenzt durch Kippunkte14 → Problem wegen ungleichmäßiger Konsequenzen- & Ressourcenverteilung Modelle mit integrierten sozialökologischen Zielen Gehen über BIP hinaus sozialökologischen Indikatoren messen, ob & wie ökologisch nachhaltig Wohlstand & Wohlbefinden bereitgestellt werden: → mehrdimensional SDGs (Sustainable Development Goals): Ziel ist gutes Leben für alle & sind ein globaler Rahmen für nachhaltige Entwicklung 15 → 17 Ziele (z. B. keine extreme Armut, Bildung, Klimaschutz, Geschlechtergerechtigkeit etc.) → Messung mit Indikatoren: 169 konkrete Indikatoren (z. B. Einkommenswachstum, fossile 14 (tipping points) =Grenzwerte, ab denen kleine Störungen zu drastischen Veränderungen führen können, wenn überschritten; können Entwicklungen plötzlich & rasch beschleunigt werden → oft irreversibel 15 „eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ 15 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Subventionen) → Nichterreichung jedoch folgenlos, keine Sanktionen gegeben, konkurrierende Ziele Donut-Modell (Kate Raworth): verwendet das Bild eines Donuts, um sicheren & gerechten Raum für die Menschheit zu visualisieren Innerer Kreis: Soziale Mindestziele (Grundbedürfnisse); Ressourcenverbrauch ausreichend hoch, um soziale Zielsetzungen zu erreichen Äußerer Kreis: Planetare Grenzen; aber niedrig genug, um keine planetaren Grenzen zu überschreiten → zeigt wie ein gutes Leben für alle innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen aussieht → Ergebnis: Kein Land erfüllt beides gleichzeitig → blau optimal, grün noch ok, rot schlecht HDI & ökologischer Fußabdruck integriert: HDI (Human Development Index): Misst menschliche Entwicklung Ökologischer Fußabdruck: Misst ökologische Nachhaltigkeit Es gibt kein Land, das eine „sehr hohe Entwicklung“ (HDI von 0.8-1) & nachhaltigen ökologischen Fußabdruck aufweist & innerhalb der planetaren Grenzen bleibt → Suche nach zukunftsfähigen Wirtschaftsweisen, die beides schafft noch nicht abgeschlossen 3. Wirtschaftspolitische Leitbilder Es gitb 3; alle 3 Idealtypen → Reduzieren Komplexität & heben Aspekte der Wirklichkeit hervor & schaffen Orientierung mit gemeinsamen Zielen, Konzepten, Methoden & Lösungsvorschlägen basieren auf prä-analytischen Visionen (Joseph Schumpeter) → Prägen die Denkweisen und Entscheidungen von Menschen, oft unbewusst → "Weltansicht" beeinflussen diese Leitbilder und sollten nicht ignoriert werden Jedes Leitbild wird in vier Aspekten betrachtet: (1) prä-analytische Vision und dominante ökonomische Theorien, (2) Gerechtigkeit (3) unternehmerische Verantwortung (4) Nachhaltigkeit Normative Gerechtigkeitskonzepte: Marktgerechtigkeit: Bewertet Gerechtigkeit anhand von Marktpreisen & erzielten Entlohnung → Gerecht ist, was als Preis realisiert wird → Neoklassik verwendet das Konzept der Grenzproduktivität der Arbeit d.h. Produktionsfaktor Arbeit wird derart eingesetzt, dass der Unternehmensgewinn maximiert wird Leistungsgerechtigkeit: Entlohnung nach individuellem Beitrag zur Gesellschaft von einzelnen zu richten, oft schwer zu realisieren, da viele wichtige Leistungen außerhalb des Marktes erbracht werden Chancengerechtigkeit: Gleiche Startbedingungen, keine Diskriminierung (beim Marktzugang) für gerechte Entlohnung → sichert rechtliche Gleichheit Bedürfnisgerechtigkeit: garantiert Deckung der Grundbedürfnisse → Bereitstellung von Grundgütern & Dienstleistungen für Bedürftige 16 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Teilhabegerechtigkeit: Geht über Bedürfnis- und Chancengerechtigkeit hinaus, indem sie ungleiche Ausgangsbedingungen ausgleicht und gleiche Teilhabemöglichkeiten schafft, um ein gutes Leben führen zu können und um Mitgestalten zu können Geschlechtergerechtigkeit: Ausgleich von Ungleichheiten zwischen Männern & Frauen (Chancen- & Teilhabegerechtigkeit) Umweltgerechtigkeit : Gerechte Verteilung von Umweltbelastungen & gesundheitsfördernden Umweltressourcen → intergenerationelle Gerechtigkeit: zw jetzt lebenden & zukünftig geborenen Generationen → globale Gerechtigkeit: zwischen globalem Norden & globalem Süden → Klimagerechtigkeit: Verantwortung Norden größer als Süden Senkung der CO2 Emissionen Kein Leitbild allein liefert Lösung → Multiperspektivität notwendig Marktliberale Leitbild Präanalytische Vision & dominante ökonomische Theorieschulen Fokus auf Entfaltung von individuelle Freiheit = negative Freiheit (kein staatlicher Zwang) → Märkte werden als beste Institution zur Förderung dieser Freiheit angesehen (Staat greift nur bei Marktversagen ein) → Produktionskosten, (inkl. Steuern) sollen gesenkt werden, damit steigende Gewinnerwartungen zu mehr Investitionen & Arbeitsplätzen führen Wirtschaften = Marktwirtschaften → alles soll danach gehen → weltmarktorientierte Ökonomie ist der bestimmende Wirtschaftsbereich Aufgabe marktliberaler Politik: geeignete Rahmenbedingungen für Markthandeln zu sichern oder zu schaffen Staat als Zwangsapperat, sein Einfluss auf Privatleben soll minimiert werden, öffentliche Institutionen sind ineffizient Varianten dieses Leitbildes: Radikale Varianten (Österreichische Schule der Nationalökonomik): Ablehnung jeder gesellschaftlichen Planung (Fachwissen) → Markt sei komplexer & effizienter als menschliche Planung Moderate Varianten (Neoklassischen Umweltökonomik): → Erlaubt staatliche Intervention bei Marktversagen & fördert Technologiepolitik zur Innovationsförderung (soll technologieneutral sein) → Marktentscheidungen sollen nicht von Verboten & Förderungen beeinflusst werden Kommodifizierung: Beide Varianten fördern sie = Umwandlung von Gütern & Dienstleistungen in handelbare Waren, um neue Märkte zu Zukunftsfähiges Wirtschaften: versucht, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, dass möglichst wenig in individuelle wirtschaftliche Freiheiten eingegriffen wird Verständnis von Gerechtigkeit Leistungsgerechtigkeit = Marktgerechtigkeit steht im Zentrum Entlohnung & Bewertung von Leistungen dem Markt überlassen wird 17 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften → Gerechtigkeit wird daran gemessen, was am Markt als Preis erzielt wird, nicht an der Anstrengung oder Qualität der Leistung Objektive Unterscheidungen & gesellschaftliche Bewertungen der Wichtigkeit von verschiedenen Wirtschaftsbereichen werden erschwert Chancen- & Geschlechtergerechtigkeit Diskriminierungen beim Zugang zu Märkten (z. B. Arbeitsmärkten) zu vermeiden eng definierte Bedürfnisgerechtigkeit nur für jene gilt, die ihre Bedürfnisse nicht selbst am Markt befriedigen können (z. B. Erwerbsarbeitsunfähige) Verständnis von Unternehmerische Verantwortung = sich als Unternehmen vorrangig um den eigenen Gewinn zu kümmern → wettbewerbsfähig zu bleiben & Gewinne maximieren sei das Wichtigste, was Unternehmen für SH leisten können → unternehmerische Verantwortung muss sich am Shareholder Value orientieren (Streben, kurzfristig Unternehmenserträge zu maximieren, um Anteilshabende zufrieden zu stellen), wichtiger als SH-Value Soziale & ökologische Probleme sind Aufgabe von Fachleuten und NGOs → Freiwilliges Engagement (wegen Verantwortungsgefühl spenden) ist möglich, aber keine Pflicht Verständnis von Nachhaltigkeit Radikale Varianten: Gefahr für Demokratie wollen Eigentumsrecht schaffen, lehnen staatliche Eingriffe auch für Umweltschutz ab; da Nachhaltigkeit als nicht messbar gilt Moderate Varianten: befürworten aktive staatliche Rahmensetzung zur Schaffung von Kostenwahrheit (zB durch CO₂- Preise) & Umweltschutzmaßnahmen zu fördern → orientieren sich an schwacher Nachhaltigkeit & befürworten „grünes Wachstum“ (Wirtschaftswachstum durch Effizienzsteigerung von Materialverbrauch & Emissionen entkoppelt wird) Entkopplung von Wirtschaftswachstum & Materialverbrauch: = essenzieller Bestandteil von Theorien grünen Wachstums → relative Entkopplung: Abnahme von Material- bzw. Emissionsintensität pro Einheit (z. B. weniger Emissionen pro produzierten Fahrzeug) → absolute Entkopplung: Emissionen & Materialverbrauch sinken trotz Wirtschaftswachstum (d.h. sie sinken in absoluten Zahlen) oder bleiben gleich→ bisher über längere Zeit nicht empirisch nachweisbar, kann nicht schnell genug umgesetzt werden für Klimaziele 18 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Leitbild des Wohlfahrtskapitalismus Präanalytische Vision & dominante ökonomische Theorieschulen Priorisiert soziale & materielle Absicherung sowie individuelle Aufstiegsmöglichkeiten für alle (positive Freiheit) → priorisiert die Absicherung materiellen Wohlstands Leitbild orientiert sich am Wohlfahrtskapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg → Lösungen für ökologische Herausforderungen werden rational & technikbasiert gesucht Einfluss Mainstream-Keynesianismus → akzeptiert die Notwendigkeit einer aktiven staatlichen Rolle in der Wirtschaft, um gemischte Wirtschaftsordnung zu schaffen → betont die Bedeutung einer öffentlich bereitgestellten Grundversorgungsökonomie & zielt auf Vollbeschäftigung16ab Zwei Varianten: Traditionelle Variante: Soziale Ziele stehen im Vordergrund → ökologische Ziele zweitrangig nach dringenderen Problemen (Arbeitslosigkeit oder Teuerung) Grüne Variante: Gleiche Priorität für ökologische & soziale Ziele → wobei sie grünes Wachstum durch Effizienzsteigerungen & Technologien fördern → für Vollbeschäftigung braucht es Wirtschaftswachstum (für ökologische Ziele grünes Wachstum) Einfluss von Keynesianismus, Neoklassik und Sozioökonomik: → Märkte müssen durch den Staat reguliert werden, um Vollbeschäftigung (oberstes wirtschaftspolitisches Ziel) zu sichern & soziale Ungleichheiten abzubauen; Wirtschaftswachstum soll Verteilungskonflikte vermeiden 16 Zustand des Arbeitsmarktes, in dem alle verfügbaren und arbeitswilligen Personen zu den bestehenden Löhnen und Arbeitsbedingungen eine Beschäftigung finden können 19 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Verständnis von Gerechtigkeit Teilhabegerechtigkeit im Fokus: Staat soll den Zugang zu Arbeitsmärkten ermöglichen (Vollbeschäftigung) & Daseinsvorsorge (z.B. Bildung, Gesundheit, Wohnen) öffentlich organisieren: Zugang für alle, unabhängig von finanzieller Lage, Grundversorgung für alle gefordert Betonung von Chancengerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit z. B. durch öffentliche Kinderbetreuungseinrichtungen ) orientiert sich an Verwirklichungschancen & menschlichen Bedürfnissen Verständnis von Unternehmerische Verantwortung unternehmerische, gesamtwirtschaftliche & gesellschaftliche Verantwortung hängen zsm → Unternehmen haben Verantwortung für SH (nicht nur für eigenen Gewinn) → Langfristiger Erfolg hängt von fairen Beziehungen zu allen Interessengruppen ab Ignorieren von ökologischen & gesellschaftlichen Problemen kann zu wirtschaftlichen Konsequenzen → Imageverlust, Strafen etc. Gesetze und Regulierung sind notwendig, um sicherzustellen, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich nachhaltig verhalten Verständnis von Nachhaltigkeit Folgt Konzept der schwachen Nachhaltigkeit Grünes Wachstum ist notwendig, um soziale Ziele wie Vollbeschäftigung & sozialen Zusammenhalt zu erreichen → soll durch aktiver Industrie-, Technologie- und Innovationspolitik und handlungsfähiger öffentlicher Einrichtungen (z. B. einem gemeinwirtschaftlichen Sektor) ermöglicht werden Grüne Variante strebt ökologische Modernisierung an, wobei es für einen „gerechten Übergang“ notwendig ist, dabei Verteilungswirkungen zu berücksichtigen & Verlierende zu entschädigen Leitbild des Postwachstums Präanalytische Vision & dominante ökonomische Theorieschulen 20 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften zielt darauf ab, ein gutes Leben unter neuen Mensch-Natur-Verhältnissen zu verwirklichen → als Reaktion auf die Kritik an der bisher dominanten, ausbeuterischen & wachstumsorientierten kapitalistischen Wirtschaftsweise Verlangt einen grundlegenden Wandel in der Art zu leben & arbeiten, was nur durch neue Wirtschaftsweisen & erweiterte gesellschaftliche Teilhabe möglich ist bestimmte Wirtschaftsbereiche müssen schrumpfen (absolute Entkopplung noch nicht erreicht & wsl zu spät) Staat spielt wichtige Rolle; Postwachstumsstaat bedarf einer neuen Form der Staatlichkeit, um Bedürfnisse innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen zu befriedigen Zwei Varianten: Zivilgesellschaftlich-anarchistische Variante: setzen auf soziale Bewegungen, Gemeinschaft und Experimente (häufig außerhalb staatlicher Institutionen) → leistet Widerstand gegen Fehlentwicklungen (z. B. Braunkohlebergbau) & fördern oft die Entmachtung staatlicher Institutionen. Pragmatisch-institutionelle Variante: betonen Rolle des Staates; kurzfristige & langfristige Perspektiven sollen kombiniert werden → Wirtschaftsbereiche wie die Grundversorgungsökonomie zu stärken & andere, ressourcenintensive Bereiche zu verkleinern/schrumpfen → Staat spielt wichtige Rolle; Postwachstumsstaat bedarf einer neuen Form der Staatlichkeit, um Bedürfnisse innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen zu befriedigen Beide Varianten wollen neue Form zukunftsfähigem Wirtschaften, orientiert an Suffizienz: Suffizienz: (nicht zu wenig, nicht zu viel → Material & Energie sparen) Suffizienz wirkt rasch & istbillig z.B. Tempolimits, Weniger produzieren & konsumieren verringert Abhängigkeiten, Effizienzsteigerungen bleiben wichtig, wenn sie dazu dienen, weniger Material zu verbrauchen und Emissionen auszustoßen (d.h. Reboundeffekte vermieden werden → wollen Klimafreundliche Rahmenbedingungen schaffen, die ein gutes Leben ohne Wachstum erleichtern Kritik an Postwachstum: zeigt negativen Seiten der imperialistischen Lebensweise, würdigt Vorzüge der westlichen Lebensweise zu wenig (z.B. technischer Fortschritt durch kapitalistische Produktionsweise) → fehlt tendenziell eine Strategie, wie langfristig notwendige Veränderungen hier und jetzt eingeleitet werden Verständnis von Gerechtigkeit Umweltgerechtigkeit: Betonung von intergenerationeller17, globaler & Klimagerechtigkeit → um die ungleiche Verantwortung & Fähigkeit zur Lösung sozialer & ökologischer Probleme zu thematisieren → braucht Umverteilung (alte & neue Generation, Folgen Kimakrise etc.) Teilhabegerechtigkeit: für gleiche Mitbestimmungsmöglichkeiten für alle braucht es Möglichkeiten, sich individuelle 17 = Fairer Umgang zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Generationen 21 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Fähigkeiten anzueignen → braucht Zeit z.B. durch Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit, eine gerechte Verteilung von unbezahlter Arbeit (Geschlecht-Fairness) & den universellen Zugang zur Grundversorgung Verständnis von Unternehmerische Verantwortung Unternehmen haben Verantwortung für gegenwärtige & zukünftige Generationen & Umwelt → streben nicht nach Gewinnmaximierung, sondern nach der nachhaltigen Bereitstellung von Lebensgrundlagen → sozialen & ökologischen Belangen Beliebte Unternehmensformen: Sozialwirtschaft, z. B. Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Unternehmen Demokratische Unternehmensstrukturen ermöglichen Mitbestimmung von SH → bevorzugen sozialwirtschaftliche Prinzipien, wie Nachhaltigkeit, Solidarität & Demokratie Verständnis von Nachhaltigkeit folgt der starken Nachhaltigkeit Menschen als Teil der Natur & wirtschaftliche Aktivitäten innerhalb der absoluten ökologischen Grenzen → Natur muss beschützt werden; Schäden oft irreversibel (im Gegensatz zu menschengemachten Kapital) 22 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften 23 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften 4. Gesellschaft & Macht Gesellschaft = komplexe Systeme, die sich aus Individuen zusammensetzen und mehr als die Summe ihrer Mitglieder sind, mit eigenen Strukturen → es ergeben sich Ungleichheiten & Hierarchien, Verhältnisse; Macht-, Geschlechterverhältnisse etc. → unterschiedliche Freiheiten für einzelnen mit unterschiedlichen Möglichkeiten/Lebenschancen Klassen & Milieus Klassen als Gruppen von Menschen mit gemeinsamem Interesse → wichtig zur Analyse sozialer Strukturen Klassische und marxistische Ökonomie: Klassen nach Stellung im Produktionsprozess (Grundbesitzer, Kapitalbesitzer, Arbeiter) Max Weber und Pierre Bourdieu: Klassenbegriff erweitert durch soziale & kulturelle Prozesse Drei Hauptklassen: Oberschicht (Besitzende, Gebildete), Mittelschicht (Kleinbürgertum, Facharbeiter), Unterschicht (schlecht abgesicherte Arbeiter) → führt zu Klassengesellschaften mit hierarchischen Strukturen & unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten für ihre Mitglieder Andreas Reckwitz: Klassen als Gruppen mit gemeinsamen Merkmalen (Herkunft, Bildung, Einkommen18, Lebensführung) Nach der Definition werden Klassen empirisch als Milieus erfasst → existieren selten konfliktfrei nebeneinander; wetteifern um Hegemonie (soziale Vorherrschaft) → Vielfalt an Milieus zu kennen, erleichtert es, gesellschaftliche Veränderungen zu verstehen & durch erkennen Gemeinsamkeiten Zukunftsfähiges Wirtschaften besser auszuloten Milieustudien: vom SINUS-Institut Fassen Gesellschaftsmitglieder in idealtypischen Gruppen („Gleichgesinnte“) nach sozialer Lage ( & Grundorientierung (gemeinsamer Werte) zusammen SINUS-Studien helfen unterschiedliche Einschätzungen zwischen Milieus sichtbar zu machen teilweise überlappenden Milieus zeigen die Vielfalt an Lebensformen und damit verbundenen Wertesystemen; politische Leitbilder für jeden unterschiedlich attraktiv Zehn Milieus in drei Schichten: Tradition, Modernisierung, Neuorientierung Verhältnis zwischen den Milieus ist oft konfliktreich →Streit um kulturelle & gesellschaftliche Hegemonie Aber Gemeinsamkeiten verbinden → sind Potenzial für zukunftsfähiges Wirtschaften 18 Einkommen: gibt man aus vs. Vermögen: spart man, ist im Bestand 24 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Wirtschaftspolitische Leitbilder & Milieus Marktliberalismus: Attraktiv für Performer, kosmopolitische Individualisten, Hedonisten, Konservativ-Etablierten → Werte: Eigenverantwortung, Flexibilität, Wahlmöglichkeiten, wenig staatliche Eingriffe & Einschränkung → Globalisierung & Marktwirtschaft bevorzugt, Umweltziele oft zweitrangig Wohlfahrtskapitalismus: Attraktiv für Nostalgisch-Bürgerliche, Traditionelle, Konsumorientierte Basis, Konservativ- Etablierten, Adaptiv-Pragmatische Mitte, → Werte: Soziale Absicherung & Aufstiegsmöglichkeiten, geordnete Verhältnisse, Stabilität, soziale Standards & Lebensstandards, es soll so bleiben wie es ist → Umwelt- und Klimapolitik weniger prioritär Postwachstums-Leitbild: Attraktiv für Progressive Realisten, Postmaterielle → Werte: Soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Selbstverwirklichung, gesellschaftliche 25 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Verantwortung → Umweltschutz vorrangig; Starkes Problembewusstsein für globale Herausforderungen Macht = Fähigkeit, anderen eigenen Willen aufzuzwingen, aufgrund von Ressourcen (Geld), Regelsetzung oder Netzwerken (Lobbying, Agenda setting) → wirkt in Strukturen (Rahmenbedingungen oder Verhältnissen), meist schon da bevor Menschen handeln (hineingeboren, in Geschlechter- /Produktionsverhältnisse) → Macht spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung von Rahmenbedingungen, wobei eigene Interessen oft gegen das Gemeinwohl durchgesetzt werden Machtkomplexe (keine starren Einheiten; veränderbar) = Bündnis von wirtschaftlichen & politischen Mächtigen einflussreiche Gestalter von Macht sind öffentliche Entscheidungsträger & transnationale Unternehmen → schließen Bündnisse zum beiderseitigen Nutzen & Beeinflussen die öffentliche Meinung & politische Entscheidungen durch Spenden, Werbung und Lobbyarbeit (oft in persönlichen Netzwerken aus Politik, Unternehmen, Medien und Wissenschaft) Drehtüreffekt: Praxis, wonach öffentliche Entscheidungstragende (Politiker) vor oder nach ihrer politischen Tätigkeit in privaten Unternehmen arbeiten → erleichtert, gemeinsame Interessen zu identifizieren & vertreten Fossiler Machtkomplex: Öl-, Gas-, Kohleindustrie, Automobil- und Luftfahrtindustrie, Banken, Medien, Forschungseinrichtungen → verhindert Klimaschutzmaßnahmen (Dekarbonisierung), leugnen KLimawandel → enge Verbindungen zum Militärisch-Industriellen Komplex Machtkomplex der Finanzwirtschaft: Banken, Finanzinstitutionen, Zentralbanken, Medien, Forschungseinrichtungen Finanzialisierung: zunehmende Bedeutung von Finanzmärkten, Finanzakteuren, Finanzinstitutionen sowie finanziellen Motiven → Ziel: langfristige Maximierung der Gewinne der Finanzwirtschaft & Kosten auf Allgemeinheit abzuwälzen → Verhinderung von Umverteilung von Vermögen; eng mit fossilem verbunden Digitaler Machtkomplex: große Digitale Plattform-Unternehmen (z. B. Google, Amazon etc.), Medien, Forschungseinrichtungen, politische Parteien, Regulierungsbehörden → zielt auf Kontrolle & Ausweitung der Digitalwirtschaft überall → starken Einfluss auf Informationsverarbeitung & Privatsphäre; Überwachungskapitalismus → Kommerzialisierung persönlicher Daten & Netzwerkeffekt (Fördern Marktkonzentration & Monopolbildung; Monopolklage gegen Amazon) → Untergrabung von Demokratie & Öffentlichkeit Zivilgesellschaft: kein Machtkomplex verfügt ebenfalls über Macht Zukunft zu gestalten; durch Protest & Mobilisierung 26 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Machtkomplexe & Zivilgesellschaft nutzen auch Wissenschaft, um Position zu stärken & für ihren Zweck zu nutzen 5. Zwischenfazit Grenzen der Multiperspektivität Bedeutung eines multiperspektivischen Ansatzes, um die komplexe Welt zu verstehen und zu gestalten → erfordert Kenntnisse über verschiedene wirtschaftliche Theorien, Sektoren, politische Leitbilder, soziale Klassen & Machtkomplexe Wissenschaftliche Autorität: Trotz vielfältiger Perspektiven gibt es eine objektive Realität → Wissenschaftliche Ergebnisse haben Autorität, wenn sie von der Gemeinschaft weitgehend akzeptiert werden. z.B.: Klimawandelsleugnung (Interessengruppen wissenschaftliche Erkenntnisse manipulieren) z.B.: Tabakindustrie: Ablenkung und Desinformation sind zentrale Strategien Aktuelle Taktiken der Skeptiker: Fokussierung auf Nebenaspekte und Zweifel an der wissenschaftlichen Basis Verzögerungsdiskurse: Argumente, die Handeln verschleppen, Wahrheiten leugnen & Unsicherheit nutzen, um Nicht- Handeln zu rechtfertigen Es ist wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse und kritische Analyse zu nutzen, um die Zukunft zu gestalten → Unsicherheit ist keine Entschuldigung für Untätigkeit Kunst des Abwägens Politik folgt demokratischen Mehrheiten, während Wissenschaft nach dem besseren Argument strebt → Komplexe Probleme erfordern das Abwägen verschiedener Sichtweisen Drei Schritte zum Abwägen Legitimitätsgrenzen: Nicht alle Perspektiven sind legitim → Aufgabe demokratischen Gemeinschaften & Wissenschaft Grenzen zwischen legitimen & nicht-legitimen Sichtweisen zu ziehen →auf wissenschaftlicher & politischer Ebene Vielfalt legitimer Perspektiven: mehrere berücksichtigen; erweitert den Horizont, identifiziert blinde Flecken, schafft Raum für neues → müssen bewertet werden → Praktische Angemessenheit ist entscheidend: Wissen muss Erwartungen erfüllen & kontextabhängig bewertet werden z.B.: Verschiedene „Karten“ sind je nach Zweck unterschiedlich nützlich Politische Entscheidungen treffen: manchmal Win-Win-Lösungen möglich → Handlungsoptionen & deren Konsequenzen diskutieren & problematisieren (Bildung als öffentliches oder kommodifiziertes Gut) durch öffentliche Debatte/Diskussion (um 27 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften sicherzustellen, dass Interessen nicht allein aufgrund von Macht durchgesetzt werden) Teil 2: Sozioökonomische Grundkonzepte 8 verschiedene → benennen wichtige Institutionen, die sich in gegenwärtigen Umbrüchen verändern Staat = Formell souveräne (selbstbestimmte) politische Einheit mit klaren Grenzen → meist als Nationalstaaten organisiert mit eigener Rechtsordnung, Hoheitsverwaltung, Gewaltapparate (Militär, Polizei), Steuerbehörden, oft eigene Währung Politische Macht rechtlich von wirtschaftlicher Macht getrennt (früher oft zsmgearbeitet) Politische Trennung: in modernen Staaten Regierende (gewählt), Regierte (Wahlberechtigte), staatliche Verwaltung (stabil bei Machtwechsel) Staat als materielle Verdichtung gesellschaftlicher Kraftverhältnisse Besteht aus: - politischem System: Polity/Staatwesen → Monarchie - Machtspiel: Politics/Politiks → Prozess - konkreten Maßnahmen: Policies/Regelwerke → Komplexität des Staates: Kein einheitlicher Akteur Aufgaben: Steuereinhebung, Bereitstellung öffentlicher Güter & Dienstleistungen (Schulen, Krankenhäuser) Gewaltmonopol Staat besitzt Monopol legitimer Gewalt über sein Territorium → gibt Staaten Territoriale Selbstbestimmung/Souveränität19: → Nationalstaaten mit eigenen Kompetenzen (Gesetzgebung, Geldmonopol) mit wichtigen Handlungsspielräumen trotz Verflechtung Liberale Verfassungen: setzen Grenzen für staatliche Gewalt & schützen individuelle Grundrechte Als territoriale Einheiten sind Staaten immer auf mehreren Ebenen organisiert → Mehr-Ebenen-Governance der EU 19 bedeutet, dass Territorien politische Entscheidungen treffen können, in die sich andere Territorien oder transnationale Akteure nicht einmischen 28 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Demokratie = Volksherrschaft → Herrschaftsform, Volk bestimmt mit → strebt gleiche Freiheiten für alle an; Spannungsverhältnis zwischen Freiheit & Gleichheit → Stärkung für zukünftige Herausforderungen wichtig Unterscheidung zwischen Demokratie, Monarchie (Alleinherrschaft), der Aristokratie (Herrschaft der Besten), der Oligarchie (Herrschaft Weniger), der Tyrannei (Gewaltherrschaft) und der Politie (Herrschaft der Vernünftigen) Liberalen Demokratie Mehrheitsbeschlüsse: Entscheidung durch Mehrheit Schutz von Minderheiten & Menschenrechten Rechtsstaatlichkeit: Bindung der Staatsgewalt an Gesetze Gewaltenteilung: Trennung von legislativer, exekutiver & judikativer Macht Repräsentative Demokratie: Bürger wählen Vertreter (parlamentarisch, präsidentiell, semi-präsidentiell) → Regierung trifft dann Entscheidungen & regelt gemeinsames Zsmleben, Opposition tolerieren Elektorale Demokratien: Handlungsspielraum von Opposition, Zivilgesellschaft stark eingeschränkt z.B. Ungarn von liberal zu elektoraler Demokratie Alternative Modelle Liberale Demokratie in Krise; muss sich weiterentwickeln, um sich beweisen zu können → „Elektorale“ (illiberale) Demokratien entstehen Radikale Marktliberale: Marktliberalismus → marktgereichte/beschränkte Demokratie → Macht soll vom Staat zu Milliardären, Startups etc. gehen wollen → Freiheit wichtiger als politisches Mitspracherecht → Effizienz und Kontrolle (China), Kritik an langsamen demokratischen Prozessen Wohlfahrtskapitalismus: → verteidigt repräsentative Demokratie, soll gestärkt werden Postwachstum: → will zukünftig mehr Deliberative Demokratie (Bürgerbeteiligung) & partizipative Demokratie → mehr Mitbestimmung der Zivilgesellschaft, Ergänzung der liberalen Demokratie Geld Moderne Ökonomien sind keine Tausch- sondern Kredit- & Geldwirtschaften → Tauschmittel = Geld Neoklassische Geldtheorie: Tauschökonomien mit Geld als Ware → beeinflusst Realwirtschaft nicht, solange keine externen Einflüsse bestehen wie Krieg Quantitätstheorie des Geldes: je mehr Geld vorhanden, desto weniger wert ist es: Inflation entsteht durch Nachfrage wenige Güter → Erhöhung Geldmenge → Inflation (durch Geldschöpfung ZB) Gegen Inflation: Geld muss verknappt werden, höhere Zinsen für Kreditaufnahme 29 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften gute Geldpolitik: = effiziente Funktionieren der Tauschwirtschaft aktuell: Notenbanken sollen Zinsen erhöhen, um Inflation zu dämpfen Sozioökonomik: Geld als gesellschaftliche Institution, keine Ware „fiktive Ware“ Geld als Bindeglied zwischen Menschen (Ausdruck sozialer Zugehörigkeit) Basiert auf Vertrauen (wenn weg Krise) & macht verschiedenes vergleichbar Preissteigerungen 2022 als Ausdruck von Angebotsschocks z.B. Verteuerung von Lebensmittel Inflation als Verteilungskonflikt → Notenbanken sollen abwägen zwischen Inflationsbekämpfung (durch Zinserhöhung) & Wirtschaftsbelebung (keine weiteren Zinssteigerungen, um Rezession zu verhindern) Aktuell: Regierungen sollen Marktversagen bekämpfen (z.B. durch Preisdeckel für Miete) Post-keynesianische Perspektive: Geld basiert auf Schuldbeziehungen, ist Kreditgeld (entsteht quasi aus dem Nichts durch GB, großer Teil der heutigen Geldpolitik) Geld ist eng mit Souveränität & staatlicher Macht verbunden (z. B. Steuereintreibung) → Machtkämpfe Zentralbanken steuern über Zinssätze & Staatsanleihen die Geldmenge → Kreditgeber letzter Instanz, um Finanzsystem zu stabilisieren Markt = Tauschveranstaltungen von Gütern, Dienstleistungen etc. Lange untergeordnet; Marktwirtschaft dominant erst ab 19. Jahrhundert Mythische Märkte: Märkte, die auf nicht-handelbaren Rechten basieren (z. B. Ideen, politische Versprechen) Formale Ökonomie: Neoklassik nicht nur für Waren & Dienstleistungen, auch nicht-ökonomische Bereiche 30 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Inhaltliche Ökonomie: Sozioökonomik → Waren & Dienstleistungen werden gehandelt → Märkte sozial konstruiert, politisch geschaffen & von Machtverhältnissen geprägt sein → Jeder Markt ist auf bestimmte Weise reguliert & funktioniert unter konkreten Rahmenbedingungen & Regeln, erfordert Vertrauen Unternehmen Unternehmensformen: Einzelunternehmen: natürliche Person (Bild Entrepreneur) mit unbeschränkter Haftung Kapitalgesellschaften: juristische Person mit Rechten & Pflichten → Große transnationale Unternehmen handeln wie Staaten ohne demokratische Kontrolle → Voraussetzung: muss öffentlichen Zwecken dienen, solange Privileg beschränkter Haftung Große Unternehmen dominieren den Welthandel: 80 % des Welthandels findet innerhalb von Unternehmen statt (intra-firm trade) → über globale Produktionsnetzwerke organisiert Unternehmen kontrollieren Zulieferfirmen, haben Ziel Maximierung des Shareholder Value Neue Form: Plattformunternehmen (Amazon, Uber, Airbnb, etc.) Innovation 15. bis 19. Jahrhundert: Drang nach revolutionären Veränderungen Soziale Innovation im 19. Jahrhundert: Sozialreformen Heute: Innovation ist Kreativität Schumpeter's Fokus auf unternehmerische Innovationen: → schöpferische Zerstörung (Altes muss enden, damit Neues entstehen kann) Nach Ende 2 WK Innovationsbegriff fast nur auf technologische & unternehmerische Entwicklungen reduziert → Technologischer Determinismus (Technologie führt zwangsläufig zu sozialem Wandel, gilt heute als überholt) Heute: Innovation als Entwicklung von sozio-technischen Systemen: Zusammenarbeit von Unternehmen, Staat & Wissenschaft Ko-Evolution: Wechselwirkung zwischen Technologie & Gesellschaft (beeinflussen sich gegenseitig) Marktliberale Innovationspolitik: Steuererleichterungen, Forschungsförderung → Regulierung des Marktes aufgrund von wirtschaftspolitisch gesetzten Zielen (z.B. Dekarbonisierung) → Technologieneutral (kein Förderung Technologie → nur Marktmechanismus) Wohlfahrtskapitalistische Innovationspolitik: Missionsorientierter Ansatz → Innovationen zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen (z. B. Dekarbonisierung) → Öffentlich (staatlich) gesteuerte Innovationsentwicklung für systemische Effizenz → Öffentliche Unterstützung ist entscheidend, da private Unternehmen oft bei Veränderungen zögern ( → Lock-in Effekt: an alten Technologien festhalten, weil viel investiert) 31 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Postwachstum Innovationspolitik: konviviale/lebensgerechte Technologien & soziale Innovationen → Exnovation: Beenden/Einschränken veralteter Technologien & Praktiken die mit erwünschter Strategie nicht übereinstimmen → heftiger Widerstand, aber Voraussetzung für Innovation → geplante Exnovation für Nachhaltigkeit Klare Rahmenbedingungen (Technologiesicherheit) → Verbote: Eliminieren nicht nachhaltiger Optionen; oftmals gewählte Methode, wenn Zielerreichung wirklich wichtig ist (nicht bloß „Nudging“ [Anstupsen], sondern Zwang) Arbeit Historische Entwicklung von Arbeit: Antike (Griechenland): Körperliche Arbeit galt als minderwertig Agrarische Arbeit: Ökonomie der Selbstversorgung Industrielle Revolution: Handwerkliche Arbeit wurde durch maschinelle Produktion (Fabriken) ersetzt → Dampfmaschine → Taylorismus & Fordismus: Arbeitsteilung & die Einführung von Fließbändern erhöhten Produktivität, entfremdeten Arbeiter von Arbeit → menschliche Arbeit wurde zur Ware im Kapitalismus & geschlechtliche Arbeitsteilung entstand Neoklassische Perspektive: Arbeit als Produktionsfaktor & Ware → Preis am Arbeitsmarkt geregelt Sozioökonomische Perspektive: Arbeit wird als menschliche Tätigkeit, die zum Leben dazugehört Unbezahlte Arbeit: unbezahlte Sorgearbeit (Hausarbeit, Kindererziehung) Voraussetzung für funktionieren Gesellschaft, wird in politischer Teilhabe aber ignoriert → zukunftfähiges Arbeiten muss dies ändern Gesellschaftliches Naturverhältnis Westliches Denken: Dualismus (Trennung Mensch & Natur) Naturschutz: → Natur hat Eigenwert & soll um ihrer selbst willen geschützt werden → nicht von Menschen gemachter Schutz, von Natur selbst Klima- & Umweltschutz: Natur & Mensch getrennt stellt Menschen & dessen Umwelt in den Mittelpunkt → versucht Gefahren für den Menschen zu vermeiden → eigenständige Sphäre, umgibt Gesellschaft, ist aber von ihr getrennt (Umwelt & Klima) → Dualismus vereint beide Schutzkonzepte; beide beinhalten Trennung vom Menschen & Natur Gesellschaftliches Naturverhältnis: Infragestellung der Trennung→ Mitwelt & Wechselbeziehung zwischen Mensch & Natur → laut Marx: Stoffwechsels (Metabolismus) – Mensch-Natur Beziehung Dialektik (Widerspruch) der Naturbeherrschung: Bestrebung Natur zu beherrschen & kontrollieren → scheitert immer wieder 32 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften → Widerspruch:: Fortschritt führt einerseits zu mehr Wissen über Natur, auch zu neuen Abhängigkeiten & Risiken Teil 3: Welt im Umbruch – eine Vielfachkrise Sind langfristige Entwicklungen → Analyse gesellschaftlicher Naturverhältnisse Globalisierung im Umbruch Globalisierung: = Zunehmende weltweite Vernetzung und gegenseitige Abhängigkeit menschlicher Aktivitäten auf dem Planeten Erde umfasst ökonomische, politische, soziokulturelle & ökologische Dimensionen Menschen sind physisch an Orte gebunden trotz Globalisierung (Arbeit, Leben), während viele globale Prozesse (z. B. Klima, Handel) ortsungebunden sind Raum bleibt bedeutsam: Obwohl Vernetzung Raum überwindet, bleiben geographische Räume & Grenzen wichtig Geschichte Globalisierung Frühe Globalisierung: Römisches Reich, Seidenstraße (Handel zwischen Asien & Europa → Asien bis ins 17. Jahrhundert führend in Wirtschaft, Technologie, Bevölkerung Kapitalistische Welthierarchie: Entstehung des kapitalistischen Weltsystems (Ende Mittelalter) → Vernetzung beginnt → Handelszentren: Venedig, Genua, Niederlande, Großbritannien Kolonialismus/Imperialismus: Europäische Vorherrschaft im 19. Jahrhundert 33 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften → Internationale Arbeitsteilung: reicher Westen industrialisiert, Peripherie (Süden) liefert Rohstoffe Unabhängigkeit und Kalter Krieg: Nach 1945 (2 WK) politische Unabhängigkeit vieler Staaten in Asien/Afrika → UNO-Gründung (für Weltfrieden) → Kalter Krieg (USA vs. Sowjetunion); USAa-Hegemonie20 (Voranstellung) Wirtschaftliche Entwicklung im globalen Süden: wirtschaftliche Entwicklungsstrategien nach Unabhängigkeit → Erfolg der Tigerstaaten (Singapur, Taiwan, Südkorea) Aufstieg Asiens: China: WTO-Beitritt 2001, zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt → Ende der westlichen Hegemonie, Verschiebung der Macht (Wirtschaftsleistung) nach Asien. Westliche Politik (Demokratie nicht) Chinas geopolitische Rolle: Autokratische Ein-Parteien-Herrschaft + wirtschaftlicher Erfolg, beschränkt Demokratie → Forderung nach multilateraler Weltordnung (ohne zentrale Führungsmacht), Einfluss im globalen Süden Weltwirtschaftsordnung Binnenorientierung: Fokus auf den Inlandsmarkt, Löhne als Kaufkraft Außenorientierung: Fokus auf globale Märkte und Exporte, Löhne als Kostenfaktor Akkumulationsregime; Regulationsweisen: = bestimmte Organisationsweisen der Produktion mit unterschiedlichen Technologien, Geschäftsmodellen, Formen der Finanzierung & Verteilung → Ende stabiler Regulationsweisen wird durch Bewegungen sichtbar Extensiv: Wachstum durch mehr Beschäftigung & Ausweitung bestehender Produktion Intensiv: Wachstum durch Produktivitätssteigerungen & neuen Produktionsmethoden Phase der Regulationsweise Merkmale & Entwicklungen Internationale Geldordnung & Globalisierung Finanzmärkte Erste Kolonial-liberale Außenorientierung & Pfund-Goldstandard: Globalisierung Ordnung Exportwachstum Britisches Pfund als 1850–1914 marktliberales → starker Fokus auf Export, Weltleitwährung, Währungen Leitbild mehr Menschen im weltweit an Pfund & indirekt Extensives Arbeitsmarkt an Gold gebunden Akkumulationsre Goldstandard: Geldwertstabilität: gime Geldwertstabilität durch Goldbindung begrenzte Außenorientieru Kopplung an Gold; Import Geldmenge, Deflation ng nur bei Exporterlösen minderte wirtschaftliche möglich; starker Einfluss des Aktivität, fester Wechselkurs Bankensektors verhindert Inflation 20 Vorherrschaft nicht nur auf Zwang und Gewalt, sondern auch auf aktiver Zustimmung & Unterstützung 34 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Dominante Britische Hegemonie (Pax Goldene Zwangsjacke: Stellung: Britannica): Nationale Ausgaben stark FInanzkapital Pfund als Leitwährung, durch Goldreserven strikte Regeln der eingeschränkt; Schutz vor Wirtschaftspolitik Inflation, aber politische Imperialismus: Einschränkungen Europäische Kolonien → Ende durch dominieren globale Märkte Weltwirtschaftskrise 1929 → Süden als Rohstofflieferant Konkurrenz zwischen Großmächten (USA, Deutschland → Konkurrenten GB) Schutzzölle gegen britische Großmacht Ende: Erster Weltkrieg, wachsender Protektionismus21 & Nationalstaatenbildung Deglobalisierung & politische Instabilität Folge Eingebettete/b Wohlfahrtskapita Binnenorientierung: Dollar-Goldstandard: eschränkte lismus Massenproduktion für Weltwährungen an den US- Globalisierung Fordistische Binnenmärkte, staatliche Dollar gekoppelt, der an Gold 1945–ca. 1973 Ordnung → Wirtschaftspolitik & hohe gebunden war Fordismus Löhne → Kapitalverkehrskontrollen: intensiven & Fordismus/Taylorismus Trennung von Geschäfts- und binnenorientiert Export ca. konstant Investmentbanken, en Bretton-Woods-System: Realwirtschaftsförderung Akkumulationsre „Verkehrsregeln“ Bretton-Woods- gime → kein freier Kapitalverkehr Institutionen: Binnenorientieru Förderung fossiler Stabile Wechselkurse, strenge ng Machtkomplex Kapitalverkehrskontrollen, Dominante → Auto wurde zum Gründung von IWF & Stellung: zentralen Konsumgut, Weltbank (fördern Handel & Realwirtschaft Agroindustrie förderte die Wachstum), von westlichen Grüne Revolution, um die Staaten dominiert landwirtschaftliche Ende des Systems: Produktion zu steigern Aufhebung der Dollar-Gold- Ausbau Sozialstaaten: Kopplung durch USA ab 1971, Kostenfreie Bildung, Wechsel zu flexiblen Gesundheit; hohe Löhne & Wechselkursen Kaufkraft, Vollbeschäftigung "Goldene Jahrzehnte": Hohe Wachstumsraten, Vollbeschäftigung, soziale & politische Stabilität 21 staatliche Maßnahmen, die darauf abzielen, die heimische Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz zu schützen 35 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften Ende: Ölkrisen der 1970er-Jahre, steigende Rohstoffpreise, Auflösung des Bretton- Woods- Systems → neuer globaler Finanzmarkt Zweite marktliberalen Dominanz Finanzialisierung Finanzialisierung: Globalisierung Leitbild & Shareholder-Value: Ab 1973 flexible (Hyperglobalisie Neoliberale Ausrichtung auf Wechselkurse; Finanzmärkte rung) Ordnung transnationale stark mobil & global vernetzt ab ca. 1973 extensiven & Unternehmen & Verschuldungskrisen im außenorientierte Finanzinstitutionen, Fokus globalen Süden: Hyperglobalisati s auf kurzfristige Gewinne Hohe Zinsen führten zu on: Akkumulationsre Finanzieller Machtkomplex Strukturanpassungsprogram = Handel ohne gime an Bedeutung: Wallstreet & men (Kreditvergabe an Transaktionskos Außenorientieru US-Dollar als globale Bedingungen genküpft) nach ten ng Machtzentren dem Volcker-Schock (1979) → neues dominante → neben fossilem → Zinsen wurden von US- globales Stellung Machtkomplex auch Bank gegen Inflation stark Regelwerk, geht Finanzkapital digitaler Machtkomplex, erhöht über weiterhin starker Einfluss USA-Hegemonie begrenzten der Ölindustrie Neue Anlagefelder: Welthandel mit Globale Immobilien, Bildung & Waren hinaus Produktionsnetzwerke: Gesundheit als lukrative Bildung neue internationale Investitionsbereiche Arbeitsteilung_ → Rolle Rentiers steigt → Norden wieder besser als Finanzwirtschaft wuchs Süden schneller als die Globalisierung Lieferketten: Realwirtschaft: durch sinkende → Rentenabschöpfung Transportkosten etc. gewann an Bedeutung Deindustrialisierung im → Finanzgewinne übertrafen Westen, Industrialisierung oft realen Gewinne in Asien Shareholder Value & → Wachsende Ungleichheit: kurzfristige Sinken der Lohnquote, Gewinnorientierung: Outsourcing, prekäre dominierten Arbeitsverhältnisse Unternehmensführung Global Governance: → Finanzmarkt wurde als WTO & neue Regelwerke effizient & transparent fördern freien Handel betrachtet (Abschaffung Zölle) Krisenanfälligkeit: → Kritik an sozialen Wachsende Bedeutung von Einschnitten → gegen Finanzwirtschaft führt zu Aushöhlung von Sozialstaat Blasen und Krisen (z.B. & Demokratie (wollen Mehr Finanzkrise 2008) NGOs etc.) → Gegenbewegungen Covid-19 & geopolitische (Kryptowährung) Spannungen: Mehr Kontrolle gefordert verstärken die Rückkehr zu → Occupy Wall Street 36 Steop VWL & ZUWI: Zukunftsfähiges Wirtschaften selektiver Deglobalisierung → Export sinkt wieder leicht Technologie, Infrastrukturen & Energieträger in Globalisierungsphasen Globale Finanz- & Gütermärkte d abhängig von Infrastrukturen, Technologien, Energieträgern, die & auf moderne Transport- & Kommunikationstechnologien angewiesen Fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle) essenziell für schnelle & effiziente Märkt raumüberwindende (Transport) & raumbildende (Büros) für Wirthscaft notwendig → Standortvorteile durch Ballung (Agglomerationen), wichtiger für unternehmerischen Erfolg & Lebensqualität Spannung im Kapitalismus: zwischen lokalen Investitionen & globaler Flexibilität: Kapital bindet sich vor Ort, strebt