Sprachgeschichte des Deutschen - Folien 4 PDF
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Humboldt-Universität zu Berlin
2024
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Summary
The document provides an overview of German language history, focusing on Roman-Germanic contacts and loanwords, especially before and after the Second Sound Shift. It explains methods of dating loanwords and discusses the Second Sound Shift's absolute dating. The paper also explores the emergence of Old High German, its textual sources, and the context of early medieval monastic culture.
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VL Überblick über die Sprachgeschichte des Deutschen Sommersemester 2024 Folien 4 Römisch-germanische Kontakte Entlehnung vor Zweiter Lautverschiebung Latein bzw. planta..... planta.... planta......................................................... pianta....
VL Überblick über die Sprachgeschichte des Deutschen Sommersemester 2024 Folien 4 Römisch-germanische Kontakte Entlehnung vor Zweiter Lautverschiebung Latein bzw. planta..... planta.... planta......................................................... pianta.. Italienisch Entlehnung aus Lat. in Westgerman. West- Nebensilbenschw. Zweite german. bzw. planta..... Lautversch.:............ pflanza......... pflanze............................ Pflanze.. p > pf (Hoch-) t > ts Deutsch 0 250 500 750 1000 1500 2000 Zeit Entlehnung nach Zweiter Lautverschiebung Latein bzw. placet................ placet......................................................... piace.. Italienisch [plaket] [platset] [pjatʃe] Entlehnung aus Lat. in Deutsch West- Zweite german. Lautversch.: plazet................ Plazet bzw. p > pf (Hoch-) t > ts Deutsch 0 250 500 750 1000 1500 2000 Zeit Datierung von Entlehnungen: relativ und absolut relative Datierung: Datierung in Bezug auf sprachliche Entwicklung z. B.: Entlehnung vor Zweiter Lautverschiebung (terminus ante quem) Entlehnung zeigt Effekte der Zweiten Lautverschiebung, hat Zweite Lautverschiebung mitgemacht (wie ererbte Lexeme) z. B.: Entlehnung nach Zweiter Lautverschiebung (terminus post quem) Entlehnung zeigt Effekte der Zweiten Lautverschiebung nicht, hat Zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht (anders als ererbte und früher entlehnte Lexeme) absolute Datierung: Datierung auf bestimmten Zeitpunkt (Jahr, Jahrzehnt, Jahrhundert) z. B.: Entlehnung vor ca. 500 n. Chr. direkte Belege nötig relative vs. absolute Chronologie Zweite Lautverschiebung: Absolute Datierung fast keine direkten Zeugnisse in relevanter Periode Überlieferung des Deutschen erst ab ca. 750 n. Chr. exakter Zeitpunkt bzw. genaue absolute Datierung der Zweiten Lautverschiebung von Interesse ältestes Zeugnis? mögliche Beispiele für Zweite Lautverschiebung in Runenzeugnissen wohl ältestes Beispiel: Lanzenspitze von Wurmlingen Karte: König (2004) Lanzenspitze von Wurmlingen: Inschrift Bild: Düwel et al. (2020: 1052) Lanzenspitze von Wurmlingen: Negativbild Bild: Düwel / Nedoma (2023: 85) Lanzenspitze von Wurmlingen Lesung: :dorih erstes Zeichen: wohl kein Laut wohl Männername Do(r)rīh (Besitzer der Waffe?) Suffix -rīh: in althochdeutschen Personennamen häufig vgl. nhd. Diet-rich , Fried-rich etc. germ. *-rīk Verschiebung von germ. *k > h = /x/ bisher ältester Beleg der Zweiten Lautverschiebung Datierung (archäologisch): frühes 7. Jh. (Düwel / Nedoma 2023: 85) zwischenzeitlich Zweifel an Interpretation Bild: Düwel et al. (2020: 1052) Datierung der Zweiten Lautverschiebung nicht exakt möglich genauer Zeitpunkt: umstritten relativ vorsichtige Formulierung in jüngster Auflage der Althochdeutschen Grammatik: „spätestens im 7./8. Jahrhundert“ (Braune / Heidermanns 2023: 120) dank Runeninschriften: direkte (aber spärliche!) Hinweise vor frühem 7. Jh. (= Datierung der Lanzenspitze von Wurmlingen) frühere Datierung der Zweiten Lautverschiebung durchaus denkbar in Literatur teilweise: „ca. 5./6. Jh. n. Chr.“ bzw. „um/nach ca. 500 n. Chr.“ jedenfalls klar vor Beginn der eigentlichen schriftlichen Überlieferung des Deutschen ab ca. 750 n. Chr. Althochdeutsch Sprachstufen des Deutschen (+ Vorgeschichte) Sprachstufe Datierung Überlieferung Indogermanisch ca. 4. Jt. v. Chr. – ca. 1. Jt. v Chr. Vorgeschichte: Germanisch ca. 1. Jt. v. Chr. – ca. 200 n. Chr. kaum schriftliche Westgermanisch ca. 200 n. Chr. – ca. 500 n. Chr. Überlieferung Althochdeutsch 500/750–1050 Geschichte: (fast) Mittelhochdeutsch 1050–1350 kontinuierliche Frühneuhochdeutsch 1350–1650 schriftliche Neuhochdeutsch 1650–Gegenwart Überlieferung Sprachstufe Datierung Indogermanisch ca. 4. Jt. v. Chr. – ca. 1. Jt. v Chr. Erste/Germanische Lautverschiebung; Akzentfestlegung Germanisch ca. 1. Jt. v. Chr. – ca. 200 n. Chr. Westgermanische Konsonantengemination Westgermanisch ca. 200 n. Chr. – ca. 500 n. Chr. Zweite/Althochdeutsche Lautverschiebung Althochdeutsch 500/750–1050 Nebensilbenabschwächung Mittelhochdeutsch 1050–1350 [Frnhd. Diphthongierung] Frühneuhochdeutsch 1350–1650 [Präteritalausgleich] Neuhochdeutsch 1650–Gegenwart Althochdeutsch: Beginn zwei Datierungen für Beginn der althochdeutschen Sprachstufe ca. 500: Durchführung der Zweiten Lautverschiebung („ca. 5./6. Jh.“) exakte Datierung schwierig: kaum direkte Zeugnisse ca. 750: Beginn der schriftlichen Überlieferung mehr oder weniger kontinuierliche schriftliche Überlieferung; in praktischer Hinsicht relevanteres Datum alternative Datierungen: unterschiedliche Bezüge ca. 500: Bezug auf sprachinterne Geschichte Datierung über grammatische Entwicklung ca. 750: Bezug auf sprachexterne Geschichte Überlieferungsgeschichte: Quellen Althochdeutsche Überlieferung: Kontext frühmittelalterliche Klosterkultur erste Generationen nach Christianisierung Christentum: noch vergleichsweise neue Religion Möglichkeit von „Rückfällen“ in germanisches „Heidentum“ Christentum: „Buchreligion“ Bibel (zentraler autoritativer Text) Glaubensbekenntnisse, Gebete, Seelsorge, theologische Texte, … Bedarf an (schriftlich festgehaltenen) Texten für mittelalterliches Christentum relevante Texte: immer lateinisch dennoch Kontext des Entstehens althochdeutscher Schriftlichkeit althochdeutsche Schriftlichkeit: gegenüber Latein marginal Fulda: Relief auf Bonifatius- Denkmal (Bild: Wikipedia) Bonifatius (um 672–754/755) Glaubensbote in Deutschland: Mission in Friesland, Hessen, Thüringen und Bayern „Apostel der Deutschen“; Bischof von Mainz geboren in Devonshire in England Muttersprache: Altenglisch generell: Mission aus Irland und England gestorben als Märtyrer (Friesenmission) 721: Klostergründung in Amöneburg (bei Marburg) später Wirken vor allem in Fulda Fulda: wichtiges frühmittelalterliches Zentrum Fulda: Cod. Bonif. 2 (43v+44r); https://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN438486781/ Fulda: Cod. Bonif. 2 (44v+45r); https://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN438486781/ Althochdeutsch: Schreib- und Überlieferungsorte althochdeutsche Überlieferung an konkrete Klöster gebunden Althochdeutsch: dialektal stark gegliedert „Klosterdialekte“ Bild: König (2014) Althochdeutsche Überlieferung Textüberlieferung nicht sehr breit viele althochdeutsche Zeugnisse: nicht eigentliche Texte Einzelwörter Worterklärungen etc. Widerspiegelung des marginalen Status althochdeutscher Schriftlichkeit eigentliche althochdeutsche Texte: besonders interessant auch syntaktische Information auch und gerade nicht-textuelle Überlieferungsformen für Althochdeutsch wichtig „Deutsch“ deutsch < ahd. thiutisk, diutisk ‘zum (eigenen) Volk gehörig’ ahd. thiota ‘Volk’ < germ. *þeoda ‘Volk’ ursprüngliche Bedeutung: „die vom Volk gesprochene Sprache“ Gegensatz zu Latein: von Klerus/in Gottesdienst verwendete Sprache Gegensatz zu romanischen Sprachen: z. B. romanischsprachige Teile in Reich Karls des Großen auch verwendet für andere alt- und mittelgermanische Sprachen Übertragung auf politische Verhältnisse: spätere Entwicklung Überlieferungstypen Einzelwörter in lateinischen Texten Glossen Interlinearversionen Glossarien Beispiel Abrogans: „ältestes deutsches Buch“ Texte Tatian Otfrid: Evangelienharmonie Hildebrandslied Einzelwörter in lateinischen Quellen leges-Wörter: althochdeutsche Rechtstermini in lateinischen Gesetzestexten lat. lex, Pl. leges: ‘Recht; Gesetz’ Funktion des althochdeutschen Wortes im lateinischen Text: Festhalten des exakten rechtlichen Tatbestands Unterschiede zwischen römischem und germanischem Recht Notwendigkeit des germanischen/althochdeutschen Terminus Beispiel: Edictus Rothari weitere Fälle Beispiel: Monats- und Windnamen Karls des Großen Leges-Wörter: Edictus Rothari Edictus Rothari: Stammesgesetz der Langobarden Langobardisch: Teilnahme an Zweiter Lautverschiebung eigentlich Dialekt des Althochdeutschen sprachliche Überlieferung: sehr dürftig fast nur leges-Wörter Edictus Rothari: älteste Handschrift vielleicht noch aus 7. Jahrhundert vor Einsetzen der „eigentlichen“ althochdeutschen Überlieferung Cod. Sang. 730: 34; Bild: http://e-codices.ch/en/csg/0730 ploderaub: ‘Blutraub, Beraubung des Erschlagenen durch den Mörder’ Monats- und Windnamen Karls des Großen deutliche Zunahme althochdeutscher Zeugnisse zu und nach Zeit Karls des Großen König 768 Kaiser 800 gestorben 814 Kontext: karolingische Reformen Verwaltung Klosterleben Vermittlung zentraler christlicher Inhalte Münze mit Porträt Karls des Großen Karl: laut Biographie Bemühen um Althochdeutsch (geprägt 812–814) Bild: Wikipedia falls korrekt: fast nichts erhalten einzige Quelle: Einhards Vita Karoli Magni („Leben Karls des Großen“) Bild: http://e-codices.ch/en/sbe/0323/72/0/ Bild: http://e-codices.ch/en/sbe/0323/73/0/ Item barbara et antiquissima carmina, quibus veterum Auch die uralten heidnischen Lieder, in denen die Taten und Kriege regum actus et bella canebantur, scripsit memoriaeque der alten Könige besungen wurden, ließ er aufschreiben, um sie mandavit. Inchoavit et grammaticam patrii für die Nachwelt zu erhalten. Außerdem begann er mit einer sermonis. Grammatik seiner Muttersprache. Mensibus etiam iuxta propriam linguam vocabula inposuit, Weiter gab er den Monaten einheitlich fränkische Namen: sie cum ante id temporis apud Francos partim Latinis, partim waren bisher bei den Franken teilweise durch lateinische, teilweise barbaris nominibus pronuntiarentur. Item ventos duodecim durch einheimische Bezeichnungen benannt gewesen. Die zwölf propriis appellationibus insignivit, cum prius non amplius Winde unterschied er ebenfalls durch passende Ausdrücke: vorher quam vix quattuor ventorum vocabula possent inveniri. Et hatte es nicht mehr als vier Benennungen dafür gegeben. Er de mensibus quidem Ianuarium uuintarmanoth, nannte den Januar uuintarmanoth, den Februar hornung, den Februarium hornung, Martium lenzinmanoth, Aprilem März lenzinmanoth, den April ostarmanoth, den Mai uuinemanoth, ostarmanoth, Maium uuinnemanoth, Iunium brachmanoth, den Juni brachmanoth, den Juli heuuimanoth, den August Iulium heuuimanoth, Augustum aranmanoth, Septembrem aranmanoth, den September uuitumanoth, den Oktober uuitumanoth, Octobrem uuindumemanoth, Novembrem uuindumemanoth, den November herbistmanoth, den Dezember herbistmanoth, Decembrem heilagmanoth appellavit. heilagmanoth. Ventis vero hoc modo nomina inposuit, ut subsolanum Die Winde bezeichnet er wie folgt: den Ostwind (subsolanus) vocaret ostroniuuint, eurum ostsundroni, euroaustrum ostroniuuint, den Südost (eurus) ostsundroni, den Südsüdost sundostroni, austrum sundroni, austroafricum (euroauster) sundostroni, den Südwind (auster) sundroni, den sunduuestroni, africum uuestsundroni, zefyrum uuestroni, Südsüdwest (austroafricus) sunduuestroni, den Südwest (africus) chorum uuestnordroni, circium norduuestroni, uuestsundroni, den Westwind (zephyrus) uuestroni, den Nordwest septentrionem nordroni, aquilonem nordostroni, vulturnum (chorus) uuestnordroni, den Nordnordwest (circius) norduuestroni, ostnordroni. den Nordwind (septentrio) nordroni, den Nordost (aquilo) (Einhard: Vita Karoli Magni, Kap. 29; nach Scherabon nordostroni, den Nordnordost (vulturnus) ostnordroni. Firchow 1995: 52–55) Glossen in lateinischen Text zwischen Zeilen oder an Blatträndern über- oder beigeschriebene Übersetzungen ins Althochdeutsche meist einzelne Wörter selten Phrasen für Überlieferung des Althochdeutschen eminent wichtige Quelle: über 1200 Glossenhandschriften (seit 8. Jh.) teilweise nur wenige althochdeutsche Glossen in einer Handschrift teilweise sehr dichte Glossierungen bestimmte Lexeme des Althochdeutschen: ausschließlich in Glossenüberlieferung belegt Cod. Sang. 134,24 Stiftsbibliothek St. Gallen / Codices Electronici Sangallenses (CESG) http://e-codices.ch/en/csg/0134/24 lat. cedere = ahd. vuichan (nhd.: weichen) cedere: u.a. ‘nachgeben, weichen’ Cod. Sang. 70,27 Stiftsbibliothek St. Gallen / Codices Electronici Sangallenses (CESG) http://e-codices.ch/en/csg/0070/27 pilidi des aftarin forma futuri pilidi des aftarin Aufgaben Nachbereitung: Folien anschauen