Spezielle Pharmakologie PDF
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This is a chapter on special pharmacology, focusing on drugs used in emergency medical services. It details various infusion solutions, including their compositions, properties, and applications. The text also includes important information on drug storage and usage in the field.
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21 Pharmakologie Betäubungsmittel (z. B. Morphin) unterliegen der Betäu- ! Merke Aufbewahrung von Arzneimitteln bungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) des Be- täubungsm...
21 Pharmakologie Betäubungsmittel (z. B. Morphin) unterliegen der Betäu- ! Merke Aufbewahrung von Arzneimitteln bungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) des Be- täubungsmittelgesetzes (S. 275) und dürfen nur in Apothe- Arzneimittel dürfen nur in ihrer Originalverpackung aufbewahrt ken und nach Vorlage eines speziellen Betäubungsmittel- werden. Ein Umpacken in eine andere Verpackung ist unzulässig. rezeptes ausgegeben werden. Bezug von Medikamenten im Rettungsdienst Die im Ret- RETTEN TO GO tungsdienst eingesetzten Arzneimittel sind in der Regel ver- schreibungspflichtig, mindestens aber apothekenpflichtig. Bezug und Lagerung von Arzneimitteln Rettungsdienstbereiche beziehen die benötigten Medika- mente häufig über nahe gelegene Krankenhausapotheken. Die im RD eingesetzten Arzneimittel sind in der Regel ver- Die Verordnung übernimmt ein Arzt, der dem Rettungs- schreibungspflichtig und werden häufig über nahe gele- dienst oder der Klinik zugehört, die Krankenhausapotheke gene Krankenhausapotheken bezogen. Die Verordnung liefert die Arzneimittel an die Verantwortlichen in den Ret- übernimmt ein Arzt, der dem Rettungsdienst oder der Kli- tungsdienstbereichen aus (S. 118). Meistens nehmen die im nik zugehört. Regeldienst befindlichen Mitarbeiter die Medikamente ent- Arzneimittel müssen vor dem Zugriff Unbefugter ge- gegen, kontrollieren die Vollständigkeit der Bestellung und schützt und in ihrer Originalpackung aufbewahrt werden. achten auf die korrekte Lagerung in den Räumen der Ret- Wichtig sind außerdem die Lagerhinweise der Hersteller tungswachen bzw. auf den Fahrzeugen. Die in vielen Ret- (z. B. Raumtemperatur, Kühlschrank). Die Verfallsdaten tungsdienstbereichen tätigen Arzneimittelbeauftragten müssen regelmäßig kontrolliert werden. Das Auffüllen (S. 118) haben die Aufgabe, nach Rücksprache mit den ärzt- der Bestände sollte nach dem First-in-first-out-Prinzip er- lichen Verantwortlichen die Art und Menge der im Ret- folgen. tungsdienstbereich vorgehaltenen Medikamente zu über- wachen und regelmäßig neu zu bewerten. Sie sind ebenso für die Rahmenbedingungen der korrekten Lagerung und 21.3 Spezielle Pharmakologie Überwachung der Dokumentation zuständig (z. B. BtM- Buch). In diesem Kapitel werden ausgewählte Medikamente be- sprochen, die im Rettungsdienst eine wichtige Rolle spielen Lagerung von Medikamenten Bei der Lagerung von Arznei- und die Sie als Notfallsanitäter laut Pyramidenprozess mitteln ist darauf zu achten, dass sie vor dem Zugriff Unbe- (S. 434) kennen müssen. fugter geschützt sowie lichtgeschützt und trocken gelagert werden. Hierzu sind ggf. Temperaturangaben (Raumtempera- ACHTUNG tur, Kühlschrank?) und Lagerhinweise der Hersteller zu be- Als Notfallsanitäter müssen Sie alle individuell vorgehaltenen Medi- achten. Zur Lagerung gehört auch die regelmäßige Kontrolle kamente kennen, regional kann es dabei aber durchaus Besonder- der Verfallsdaten. Das Auffüllen der Bestände sollte nach dem heiten geben. Die Fachinformationen wurden auf die für den Ret- First-in-first-out-Prinzip erfolgen: Die Medikamente, die als tungsdienst relevanten Informationen gekürzt und erheben keinen erste in den Schrank einsortiert wurden, werden als erste he- Anspruch auf Vollständigkeit. Halten Sie sich im Zweifel immer an rausgenommen und verwendet. Neu gelieferte Medikamente die Angaben des Herstellers, zumal sich Vorgaben und Anweisungen werden daher hinter den bereits vorhandenen eingeordnet. auch ändern können. Die medikamentöse Therapie von Notfall- Wichtig ist es auch, dass Verwechslungen ausgeschlossen patienten ist immer eine Einzelfallentscheidung: Derjenige, der die werden. Die Steckplätze der einzelnen Ampullen in den Am- Medikamente verabreicht, trägt stets die komplette Verantwortung. pullarien in Fahrzeugen und Notfallkoffern und -rucksäcken Die in den Algorithmen der Länder bzw. des DBRD angegebenen sind häufig beschriftet, damit man auf einen Blick erkennen Dosierungen können von den Dosierungen in den Fachinformatio- kann, welcher Platz leer ist und mit welchem Medikament er nen abweichen. Erkundigen Sie sich nach den für Sie geltenden Vor- aufgefüllt werden muss (▶ Abb. 21.10). gaben! 21.3.1 Infusionslösungen Abb. 21.10 Ampullarium. Kristalloide Infusionslösungen Definition Kristalloide Infusionslösungen In kristalloiden Infusionslösungen sind Salze (kristallisierbare Stoffe, z. B. NaCl) in Form von Ionen (z. B. Na+, Cl–) und/oder Glukose in einer wässrigen Lösung gelöst. Man spricht daher auch von Elektro- lytlösungen. Praktisch alle heute verwendeten Infusionslösungen (mit Ausnahme der Plasmaexpander) sind isoton, der osmotische Druck der Lösung und der des Plasmas sind damit annä- hernd identisch. Vollelektrolytlösungen (VEL) Sie enthalten die wichtigsten Elektrolyte des Blutplasmas (Na+, K+, Cl–, Ca2 + , Mg2 + ) in möglichst physiologischer Konzentration, allerdings keine Eine korrekte Beschriftung der Steckplätze erleichtert das Auf- Anionen (Gefahr einer Dilutionsazidose). Um dies auszuglei- füllen. chen, werden bei den balancierten VEL (▶ Tab. 21.4) Laktat 446 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie Tab. 21.4 Übersicht über die Zusammensetzung und die Eigenschaften wichtiger kristalloider Infusionslösungen im Ver- gleich zu Blutplasma. Lösung Osmolarität Na+ K+ Ca2 + Mg2 + Cl– organische [mosm/l] [mmol/l] [mmol/l] [mmol/l] [mmol/l] [mmol/l] Anionen Blutplasma 290 135–150 3,5–4,5 2,3–2,6 0,8–1,2 99–112 – NaCl 0,9 % 309 154 – – – 154 – Ringer-Lösung 309 147 4 1,8 – 112 – Ringer-Laktat 277 131 5,4 1,8 – 112 Laktat Ringer-Azetat 276 130 5,4 0,9 1 112 Azetat Sterofundin ISO 309 145 4 2,5 1 127 Azetat, Malat (z. B. Ringer-Laktat), Acetat (z. B. Ringer-Acetat, Jonosteril) Kolloidale Infusionslösungen und/oder Malat (Apfelsäure, z. B. Sterofundin ISO) zugesetzt. Diese organischen Anionen werden in Bikarbonat umge- Definition Kolloidale Infusionslösungen wandelt, was das Risiko einer Azidose verringert. Malat und Kolloide sind feste, fein verteilte Stoffe. Als kolloidale Infusionslösung Acetat haben gegenüber Laktat den Vorteil, dass sie unab- werden isotonische NaCl-Lösungen bezeichnet, die zusätzlich orga- hängig von der Leberfunktion und unter geringerem Sauer- nische Makromoleküle enthalten, die nicht in das Gewebe übertre- stoffverbrauch umgesetzt werden und daher auch bei Leber- ten können. So steigt der kolloidosmotische (onkotische) Druck in insuffizienz bzw. unzureichender Oxygenierung einsetzbar den Gefäßen und die zugeführte Flüssigkeit wird im Intravasalraum sind. Solche Infusionslösungen bieten eine hohe Sicherheit gehalten. für die Patienten, da sie Störungen des Elektrolyt- und Säu- re-Basen-Haushalts „automatisch“ abmildern. Sie sind damit Verfügbare Lösungen Die derzeit einzige allgemein verwen- gut zum kurzfristigen Volumenersatz bei isotoner Dehydra- dete Lösung enthält Hydroxyethylstärke, ein Makromolekül tation bzw. bei leichtem Volumenmangel geeignet. Aller- (Polysaccharid) mit hohem Molekulargewicht. Es besteht dings verteilen sich die infundierten Elektrolyte (und damit aus Glukosemolekülen, die in einem bestimmten Ausmaß auch die Flüssigkeit) sehr schnell im Gewebe, nur etwa 25 % (Substitutionsgrad) durch Hydroxyethylgruppen ersetzt des Volumens verbleiben für ca. 20–30 min in den Gefäßen wurden. HES 130/0,4 6 % bedeutet: Hydroxyethylstärke mit und können damit einer Kreislaufinsuffizienz (als Folge einem Molekulargewicht von 130 000 Dalton, der Substitu- einer verminderten Vorlast) entgegenwirken. tionsgrad liegt bei ca. 40 %, in 1000 ml Trägerlösung sind Folgende Dosierungen werden für die Infusion von VEL 60 g HES enthalten. empfohlen: Die früher eingesetzten Stoffe Gelatine, Humanalbumin Erwachsene: bis 40 ml/kg KG/d bzw. bis 3 ml/kg KG/h und Dextran wurden vom Markt genommen oder haben an Kinder bis 12 Jahre: 2–4 ml/kg KG/h. Bedeutung verloren. Kleinkinder (bis 6 Jahre): 4–6 ml/kg KG/h Abhängig vom onkotischen Druck sind zu unterscheiden: Säuglinge (bis 12 Monate): 6–8 ml/kg KG/h. Plasmaersatzstoffe (z. B. HES 130/0,4 6 %): Sie haben den- selben onkotischen Druck wie das Blutplasma (isoonkoti- Isotonische Kochsalzlösung Die Infusionslösung NaCl 0,9 % sche Lösungen). Sie halten die infundierte Flüssigkeit in enthält pro Liter Wasser (für Injektionszwecke) als einzige den Gefäßen zurück, üben aber keinen Einfluss auf die ex- Elektrolyte 9 g Kochsalz (NaCl). Der früher gern benutzte Be- travasale Flüssigkeit aus. griff „physiologische Kochsalzlösung“ sollte nicht mehr ver- Plasmaexpander (z. B. HES 130/0,4 10 %): Sie haben einen wendet werden, da die Lösung nicht „physiologisch“ im Sin- höheren onkotischen Druck als das Blutplasma (hyper- ne von „ähnlich wie das Blutplasma“ ist: Der Gehalt an Na+ onkotische Lösungen). Sie ziehen zusätzlich Flüssigkeit aus und v. a. an Cl– ist höher als im Blutplasma, zudem ist der dem Gewebe in die Gefäße. Der Volumeneffekt ist damit wichtige Säure-Puffer Bikarbonat nicht enthalten. Damit größer als die Menge der infundierten Flüssigkeit. kann eine Infusion von NaCl 0,9 % zum Zwecke des Volu- menersatzes eine hyperchlorämische Azidose (Dilutionsazi- ACHTUNG dose) sowie eine Natriumüberladung auslösen. Daher wird Kolloidale Lösungen werden oft als „Blut-“ oder „Plasmaersatzmit- NaCl 0,9 % heute v. a. zum Spülen und Offenhalten von i. v.- tel“ bezeichnet. Dies ist nicht korrekt, da die Lösungen (im Unter- Zugängen sowie als Trägersubstanz für Medikamente ver- schied zur Erythrozytenkonzentraten) weder Sauerstoff transportie- wendet und nicht zum Flüssigkeitsersatz. Ob balancierte ren können noch Gerinnungsfaktoren enthalten (im Unterschied zu VEL (s. o.) auch als Trägerlösung NaCl 0,9 % überlegen ist, Gefrierfrischplasma). kann derzeit noch nicht beantwortet werden. ! Merke NaCl 0,9 % Bewertung und Einsatz im Rettungsdienst Der Vorteil von kolloidalen gegenüber kristalloiden Lösungen ist, dass die Zum Flüssigkeitsersatz wird NaCl 0,9 % nur bei Patienten mit einge- zugeführte Flüssigkeit länger in den Gefäßen verbleibt und schränkter Nierenfunktion verwendet, bei denen die Gefahr einer damit deutlich stärkere Volumeneffekte erzielt werden kön- Kaliumüberladung mit Herzrhythmusstörungen besteht: NaCl nen. Allerdings haben sich die Hoffnungen, damit auch das 0,9 % ist die einzige kaliumfreie Infusionslösung. Überleben von (Trauma-)Patienten zu verbessern, nicht er- 447 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Tab. 21.5 Kurzprofil Hydroxyethylstärke (HES) 130/0,4. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Volulyte 6 % Behältnis Kunststoffflaschen oder -beutel zu 250 ml oder 500 ml Indikationen HES 130/0,4 nur als 2. Wahl bei akuten Blutverlusten, wenn kristalloide Infusionslösungen allein zur Stabilisierung der hämodynamischen Situation nicht ausreichen. Es darf nur in der niedrigsten Dosierung, so kurz wie möglich und unter strenger Beachtung der Kontraindikationen gegeben werden. Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Bestandteile Sepsis, Verbrennungen, Nierenfunktionsstörung oder Nierenersatztherapie, schwere Leberfunktionsstörun- gen, intrakranielle oder zerebrale Blutung, kritisch kranke Patienten Hyperhydratation oder Dehydratation, schwere Hypernatriämie oder schwere Hyperchlorämie Lungenödem, dekompensierte Herzinsuffizienz schwere Gerinnungsstörung, Zustand nach Organtransplantation Nebenwirkungen (UAW) Überempfindlichkeit/Anaphylaxie, Juckreiz, Gerinnungsstörungen, Nierenfunktionsstörungen Wechselwirkungen Vorsicht bei zeitnaher Gabe von Medikamenten, die die Natrium- oder Kaliumausscheidung stören. Bemerkungen Strenge Nutzen-Risiko-Abwägung vor jeder Anwendung, zeitliche Begrenzung auf maximal 24 Stunden: erhöhtes Risiko für Nierenschäden und Sterblichkeit nach neuen Studien sehr wahrscheinlich! Keine Empfehlung für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen! Pharmakokinetik Wirkbeginn: sofort Wirkdauer des Volumeneffekts: 3–6 h HWZ: 7 h Dosierung langsame Infusion der ersten 10–20 ml unter strenger Überwachung, 6%ige Lösung max. 50 ml/kg KG/d füllt: Schwere Nebenwirkungen haben zu deutlichen Ein- Die Zufuhr von Glukose bei einer Hypoglykämie führt u. a. schränkungen der Nutzung geführt, insbesondere: zu einer Verschiebung von Kalium in die Zellen und kann ein erhöhtes Blutungsrisiko durch die Verdünnung von daher eine Hypokaliämie mit erhöhtem Risiko für Herz- Plasmaproteinen und Gerinnungsfaktoren rhythmusstörungen auslösen. Dieser Effekt kann bei Hy- die Ummantelung von Blutzellen mit Kolloid („Coating“) perkaliämie genutzt werden: Eine kombinierte Infusion Nierenschädigungen durch die erhöhte Viskosität des Blu- von Insulin und Glukose senkt den Kaliumspiegel. tes Glukose 40 % kann zu starken Irritationen der Venen oder anaphylaktische Reaktionen. sogar zu Nekrosen führen und muss verdünnt werden, z. B. 10 ml Glukose 40 % + 10 ml/NaCl 0,9 %/Aqua auf eine HAES 130/0,4 darf deshalb nur noch als Mittel der 2. Wahl 20-ml-Spritze. Kontrollieren Sie vor der Injektion die Lage bei akuten Blutverlusten eingesetzt werden (▶ Tab. 21.5). des i. v.-Zugangs, indem Sie zunächst nur die VEL laufen lassen. Glukose-Lösungen Glukose 5 % Die Infusionslösung enthält 5 g Glukose auf Natriumhydrogencarbonat 100 ml Wasser (G-5 %), aber keine Elektrolyte. Sie wird im Die Summenformel von Natriumhydrogencarbonat lautet Rettungsdienst vorwiegend als Trägersubstanz für einige NaHCO3, der korrekte Trivialname ist Natron. Die Bezeich- Medikamente eingesetzt (z. B. Amiodaron). Die Glukose dif- nungen „doppeltkohlensaures Natron“ oder „Natriumbicar- fundiert rasch in die Zellen und den Intrazellulärraum und bonat“ sind chemisch nicht korrekt. Die Verbindung wird in wird dort verstoffwechselt, sodass „freies Wasser“ zurück- Pulverform auch als Backpulver verwendet und als „Speise- bleibt. Daher kann G-5 % im stationären Kontext (nicht im soda“ bezeichnet. RD!) bei hypertoner Dehydratation bzw. bei Hypernatriämie gegeben werden. Wirkmechanismus, Wirkungen und Einsatzgebiete NaHCO3 wirkt als Pufferlösung: Sie führt dem Blut Hydrogencarbo- ACHTUNG nat (Bicarbonat, HCO3–) zu, das freie Wasserstoffionen (H+) Glukose 5 % darf keinesfalls zur Behandlung einer Hypoglykämie abfängt. Es stellt sich ein neues Gleichgewicht im Puffersys- eingesetzt werden, da die Lösung zu einer Umverteilung von Wasser tem ein: in das Gewebe führen und so Zellschwellungen auslösen kann, ins- HCO3– + H+ ⇌ H2CO3 ⇌ CO2 + H2O besondere ein Hirnödem! Das zusätzlich anfallende CO2 wird (bei suffizienter Atmung/ Beatmung) abgeatmet, der pH-Wert im Blut steigt an (Alkali- Glukose 20 % und 40 % Im Rettungsdienst werden diese Lö- sierung). Ein Anstieg des pH-Werts bewirkt eine verstärkte sungen (G-20 % bzw. G-40 %) zur Therapie von Hypoglykä- Freisetzung von H+ aus den Zellen im Austausch mit K+. Die mien (S. 972) eingesetzt. Folgende Punkte sind bei der An- Kaliumaufnahme der Zellen steigt, der Kaliumspiegel im wendung zu beachten (▶ Tab. 21.6): Blut sinkt (Gefahr einer Hypokaliämie). Zusätzlich wird mehr Ca2 + an Plasmaproteine gebunden, wodurch der biolo- 448 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie gisch aktive Anteil absinkt (funktionelle Hypokalzämie). ACHTUNG Hauptindikationen sind daher lebensbedrohliche Hyperkali- Die früher empfohlene, routinemäßige Gabe von NaHCO3 im Rah- ämien bzw. Herz-Kreislauf-Stillstand aufgrund einer Hyper- men von Reanimationen ist obsolet! kaliämie (▶ Tab. 21.7). Tab. 21.6 Kurzprofil Glukose-Lösungen 20 % und 40 %. Kriterium Beschreibung Handelsnamen z. B. Glucosteril 20 % Infusionslösung bzw. Glucosteril 40 % Injektionslösung Behältnis Glukose 20 % Kunststoffampullen zu 10 ml Glukose 40 % Kunststoffampullen zu 10 ml Indikationen Hypoglykämie Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile unbehandelte Hyperglykämie Hypokaliämie ohne Substitution, metabolische Azidose ohne Elektrolytzufuhr: Hyperhydratation, hypotone Dehydratation Nebenwirkungen (UAW) Hyperglykämie, Hyponatriämie, Polyurie, Hypokaliämie Bemerkungen Regelmäßige Blutzuckerkontrollen durchführen, v. a. bei SHT oder Hirnödem. Nach der Infusion die Konzentrationen von Na+ und K+ kontrollieren. Glukose 40 % muss vor der Injektion verdünnt werden. Glukose 20 % kann direkt als Kurzinfusion appliziert werden (parallel VEL infundieren, um die Glukoselösung zu verdünnen). Dosierung Die Dosierung richtet sich nach dem individuellen Bedarf. maximale empfohlene Dosis: 6 mg/kg KG/min, in Ausnahmefällen 9 mg/kg KG/min im Pyramidenprozess nur Glukose 20 % enthalten? Tab. 21.7 Kurzprofil Natriumhydrogencarbonat. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Natriumhydrogencarbonat B. Braun Infusionslösung 4,2 % oder 8,4 % Behältnis Glasflaschen zu 100 oder 250 ml Lösung, enthalten 4,2 bzw. 8,4 % NaHCO3; auch als Konzentrat zur Verdünnung erhältlich Indikationen lebensbedrohliche Hyperkaliämie, Herz-Kreislauf-Stillstand durch Hyperkaliämie Intoxikation mit trizyklischen Antidepressiva (der Wirkmechanismus in dieser Situation ist nicht vollständig geklärt) metabolische Azidosen (allerdings heute zurückhaltender Einsatz) Kontraindikationen Hypokaliämie, Hypernatriämie, Alkalosen Nebenwirkungen (UAW) Hypernatriämie, Hypokaliämie, Hypokalzämie, Hyperosmolarität, CO2-Retention bei respiratorischer Insuffizienz, Reizungen und Entzündungen der Venenwand, Nekrosen bei paravenöser Applikation Alkalose (bei Überdosierung) Wechselwirkungen Alkalisierung des Urins mit beschleunigter Ausscheidung saurer Arzneimittel bzw. verzögerter Ausscheidung basischer Substanzen Keine gleichzeitige Infusion anderer Medikamente wegen Gefahr von Inkompatibilitäten! Bemerkungen Vorsicht bei respiratorischer Insuffizienz: Bei zu schnellem Ausgleich einer Azidose ist eine kurzzeitige Verstärkung einer zerebralen Azidose durch die CO2-Freisetzung möglich. Bei versehentlicher arterieller Applikation evtl. Schock oder ausgedehnte Nekrosen. Sollte aufgrund der hohen Osmolarität zentralvenös verabreicht werden, bei peripher venöser Applikation Nachspülen mit Infusion ohne Ca2 + , Mg2 + oder Phosphat. 1 mmol NaHCO3 ≙ 2 ml der 4,2 %igen Lösung bzw. 1 ml der 8,4 %igen Lösung. Dosierung Erwachsene: Korrektur einer Azidose entsprechend der Blutgasanalyse, Infusionsgeschwindigkeit max. 1,5 mmol/kg KG/h; präklinisch als Ultima Ratio 1 mmol/kg KG initial, danach die Hälfte dieser Dosis alle 10 min Kinder: initial 1 mmol/kg KG, langsam infundieren. 449 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Tab. 21.8 Kurzprofil medizinischer Sauerstoff (O2). RETTEN TO GO Kriterium Beschreibung Infusionslösungen Handels- medizinischer Sauerstoff name Kristalloide Infusionslösungen sind Lösungen, bei denen Salze in Form von Ionen und/oder Glukose in Wasser ge- Behältnis Druckgasflaschen mit 200 bar Fülldruck, im RD löst sind. Vollelektrolytlösungen (VEL) enthalten die üblicher Inhalt 2 oder 10 l. wichtigsten Elektrolyte des Blutplasmas (Na+, K+, Cl–, Ca2 + , Indikationen Hypoxämie/Hypoxie Mg2 + ) in möglichst physiologischer Konzentration, aller- dings keine Anionen. Zum Ausgleich werden Laktat, Acetat Kontraindi- keine und/oder Malat zugesetzt. VEL eignen sich gut zum kurz- kationen fristigen Volumenersatz. Isotone Kochsalzlösungen (NaCl 0,9 %) werden v. a. zum Spülen und Offenhalten von i. v.- Neben- potenziell toxische Effekte, v. a. bei hohen wirkungen Dosierungen über lange Zeiträume (z. B. bei Zugängen sowie als Trägersubstanz für Medikamente ver- (UAW) Fortführung einer präklinisch begonnenen hoch wendet, aber nicht zum Flüssigkeitsersatz (nur bei einge- dosierten O2-Gabe in der Klinik) schränkter Nierenfunktion). hyperkapnisches Atemversagen bei Patienten Kolloidale Infusionslösungen sind isotonische NaCl-Lö- mit chronischer Ateminsuffizienz (S. 548) (ty- sungen mit organischen Makromolekülen, die nicht ins pisch: COPD) Gewebe übertreten können und die zugeführte Flüssigkeit länger in den Gefäßen zurückhalten. Damit kann ein stär- Wechsel- Verstärkung einer alkoholinduzierten Atem- kerer Volumeneffekt erzielt werden. Allerdings ist die Nut- wirkungen depression zung aufgrund schwerer Nebenwirkungen deutlich einge- Bemerkun- entgegen früheren Empfehlungen keine „blin- schränkt (nur 2. Wahl bei akuten Blutverlusten, wenn VEL gen de“ Gabe bei fast jedem Patienten (erst bei nicht ausreichen). SpO2 < 92 % in der Pulsoxymetrie) Glukose-Lösungen werden als Trägersubstanz für Medi- Situationen, in denen ein maximales O2-An- kamente (Glukose 5 %) oder zur Behandlung einer Hypo- gebot anzustreben ist: glykämie (Glukose 20 % und 40 %) eingesetzt. – Atemnot Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) ist eine Puffer- – Rauchgasinhalation substanz. Hauptindikationen sind lebensbedrohliche Hy- – CO-Intoxikation – schwere Anämie perkaliämien bzw. Herz-Kreislauf-Stillstand aufgrund einer abweichende Empfehlungen bei bestimmten Hyperkaliämie. Patientengruppen: – Risiko für hyperkapnisches Atemversagen (s. o.): Ziel-SpO2 88–92 % 21.3.2 Pharmakologie der Atmung – akutes Koronarsyndrom: O2-Gabe bei SpO2 < 90 %; Ziel-SpO2 90–98 % Medizinischer Sauerstoff – Schlaganfall: O2-Gabe in Diskussion, präkli- nisch 6–8 l/min mit Ziel-SpO2 94–98 % Medizinischer Sauerstoff (▶ Tab. 21.8) kommt im Rettungs- – ROSC: Ziel-SpO2 94–98 % dienst regelmäßig zur Behandlung hypoxischer Zustände – Neugeborene: keine primäre O2-Gabe (Aus- und bei der Beatmung zum Einsatz (S. 402). O2 diffundiert nahme: Reanimation). über die Lungenalveolen ins Blut, wird dort zum Großteil an Dosierung abhängig von der SpO2, Praxisempfehlung: Hämoglobin gebunden (S. 531) und zu den Körperzellen SpO2 ≥ 90 %: 2–6 l/min über Nasensonde oder transportiert. Dort wird O2 zur oxidativen Energiegewin- -brille nung benötigt. SpO2 < 90 %: 8–15 l/min über Sauerstoffmaske Lagerung Vor Hitze schützen! Bronchospasmolytika Explosionsgefahr, daher kein Rauchen oder Feuer in der Umgebung! Definition Bronchospasmolytika (Bronchodilatatoren) Die Substanzen bewirken eine Erschlaffung der Bronchialmuskula- tur und damit eine Erweiterung der Atemwege. Das wichtigste Einsatzgebiet ist akute Atemnot im Rahmen obstruktiver Atemwegs- Die β2-Rezeptoren werden vom sympathischen Nerven- erkrankungen, also eines (allergischen) Asthma bronchiale (S. 552) system (Noradrenalin als Neurotransmitter) aktiviert und oder einer COPD (S. 548). bewirken eine Erschlaffung der Bronchialmuskulatur und damit eine Erweiterung der Bronchien (Bronchodilatati- Physiologische Grundlagen Das Hauptproblem bei Atemnot on). Zusätzlich nimmt die Freisetzung des für allergische durch obstruktive Atemwegserkrankungen (S. 541) ist eine Reaktionen essenziellen Botenstoffs Histamin ab. übermäßige, krampfartige Kontraktion der glatten Muskula- Die cholinergen Muskarinrezeptoren (M1–M3) werden tur in den Bronchien (Bronchospasmus) und damit eine Ver- vom parasympathischen Nervensystem (Acetylcholin als engung der tiefen Atemwege. Diese Muskulatur verfügt, ver- Neurotransmitter) aktiviert und bewirken eine Anspan- einfacht betrachtet, über folgende Gruppen von Rezeptoren nung der Bronchialmuskulatur und damit eine Verengung (▶ Abb. 21.11): der Bronchien (Bronchokonstriktion). Außerdem steigt die Schleimsekretion in den Atemwegen. 450 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie Abb. 21.11 Einfluss des vegetativen Nervensystems. Parasympathikus Sympathikus ZNS Antrieb↑ Aufmerksamkeit↑ Pupillen- Augen Pupillen- M verengung erweiterung α1 β-Blocker Frequenz↓ Herz Frequenz↑ Herzfrequenz↓ M Kraft↑ β 1> β 2 Bronchokonstriktion (UAW) Parasympatholytika Konstriktion Bronchien Dilatation β-Sympathomimetika Bronchospasmolyse M β2 Bronchospasmolyse Ausscheidung steigt Niere Ausscheidung sinkt M (Diurese) (Antidiurese) β1 Dilatation (indirekt Blutgefäße Konstriktion durch endotheliale Dilatation der Koronar- NO-Freisetzung) arterien und der Gefäße der α 1, α 2 Skelettmuskulatur β M 2 Motorik nimmt zu Magen- Motorik nimmt ab M Darm-Trakt α, β Das sympathische Nervensystem vermittelt über α- und β-Rezeptoren zahlreiche Organeffekte, die durch Sympathomimetika ver- stärkt bzw. durch Sympatholytika gehemmt werden können. Parasympatholytika hemmen die Wirkung des Parasympathikus. Aus: Ret- tungssanitäter. Stuttgart: Thieme; 2017. β2-Sympathomimetika (β2-Mimetika) niger Nebenwirkungen. Bei Salbutamol handelt es sich um ein direkt wirkendes β-Sympathomimetikum, das überwiegend β2-Sympathomimetika sind die wirksamsten Bronchodilata- selektiv für β2-Rezeptoren ist. toren. Sie binden an β2-Rezeptoren (▶ Abb. 21.11), aktivie- ren sie (kompetitiver Agonismus) und führen so zu einer Re- Reproterol Dieser Wirkstoff (▶ Tab. 21.10) wird i. v. bei laxierung der Bronchialmuskulatur (Bronchospasmolyse). schweren bronchospastischen Anfällen und Status asthmati- Zusätzlich bewirken sie: cus (S. 554) eingesetzt, wenn inhalative β2-Sympathomime- eine Entspannung der glatten Muskulatur der Trachea tika nicht zum Erfolg geführt haben. Reproterol wirkt v. a. eine Abschwellung der Schleimhäute (antiödematöse Wir- auf β2-Rezeptoren, in hoher Dosierung auch auf β1-Rezepto- kung) ren. Neben der Erschlaffung der glatten Muskulatur der einen verbesserten Schleimabfluss aus den Atemwegen Bronchien, der Blutgefäße und des Uterus steigert es daher (erhöhte mukoziliäre Clearance) auch die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Her- ein Nachlassen allergischer Effekte durch eine „Stabilisie- zens. rung“ der Mastzellen eine verbesserte Beweglichkeit des Zwerchfells ein Blutdruckabfall im Lungenkreislauf. Anticholinergika (Parasympatholytika) Anticholinergika hemmen als kompetitive Antagonisten vor- Für den Rettungsdienst relevant sind v. a. die kurz wirk- wiegend lokal die Wirkung von Acetylcholin an den Muska- samen Substanzen Salbutamol (▶ Tab. 21.9), Fenoterol, Re- rinrezeptoren und helfen so, die Bronchialmuskulatur zu proterol (▶ Tab. 21.10) und Terbutalin. Salbutamol wird entspannen (▶ Tab. 21.11). Im Rettungsdienst wird zur inha- häufig gemeinsam mit Ipratropiumbromid (S. 451) in einem lativen Akuttherapie eines akuten Bronchospasmus bei Ansatz genutzt, um die beiden unterschiedlichen Wirk- COPD oder Asthma bronchiale Ipratropiumbromid unter- mechanismen der beiden Medikamente, die sich zudem stützend zu den β2-Sympathomimetika eingesetzt. nicht gegenseitig beeinflussen, zu nutzen. Ein weiteres Einsatzgebiet für β2-Mimetika in der Notfall- Weitere Wirkstoffe medizin ist die Wehenhemmung (Akuttokolyse), z. B. bei Na- belschnurvorfall (S. 1050). Hier wird Fenoterol i. v. einge- Magnesiumsulfat Sind inhalative β2-Sympathomimetika bei setzt (z. B. Partusisten), 1 Ampulle langsam über 2–3 Minu- einer akuten, lebensbedrohlichen Atemwegsobstruktion ten. (z. B. bei lebensbedrohlichem Asthma-Anfall) nicht ausrei- chend wirksam, werden derzeit zusätzlich parenterale Sym- Salbutamol Haupteinsatzgebiet von Salbutamol (▶ Tab. 21.9) pathomimetika (Reproterol i. v. oder Terbutalin s. c.) sowie im Rettungsdienst ist der Bronchospasmus bei Asthma bron- Magnesiumsulfat (MgSO4) i. v. empfohlen. Magnesium ist an chiale oder exazerbierter COPD. Die inhalative Gabe von Sal- vielen zellulären Prozessen beteiligt und hemmt u. a. die butamol ist laut den ERC-Guidelines der „Grundpfeiler der neuromuskuläre Erregungsübertragung (membranstabili- broncholytischen Therapie“: Sie wird als ebenso effektiv wie sierende Wirkung). Es kann daher dabei helfen, die ver- die intravenöse Gabe angesehen, verursacht aber deutlich we- krampfte Bronchialmuskulatur zu relaxieren. 451 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Tab. 21.9 Kurzprofil β2-Sympathomimetikum Salbutamol. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Sultanol Inhalationslösung für Vernebler Behältnis im Rettungsdienst üblicherweise Ampullen mit 2,5 ml Lösung mit 1,25 bzw. 2,5 mg Salbutamol Indikationen Bronchospasmus (Asthma bronchiale und COPD) Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile Vorsicht bei schweren Herzerkrankungen (z. B. frischer Myokardinfarkt, KHK, Kardiomyopathie, Tachykardie), Einnahme von Herzglykosiden, schwerer und unbehandelter Hypertonie, Aneurysma, Hyperthyreose, Phäochromozytom und schwer einstellbarem Diabetes mellitus Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit Nebenwirkungen (UAW) Tachykardie und Extrasystolen, Hypertonie, Hyperglykämie, Tremor, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Übelkeit, Schwindel, periphere Vasodilatation, Laktatazidose, myokardiale Ischämie; evtl. paradoxe Bronchospasmen mit Verstärkung des Giemens Wechselwirkungen im Notfall zu vernachlässigen Bemerkung Wirkung bei Säuglingen und Kleinkindern < 18 Monaten nicht gewährleistet Pharmakokinetik Wirkeintritt: sofort Wirkdauer: 4–6 h HWZ: 2–7 h Dosierung Dosierung laut Fachinformation: Erwachsene und Jugendliche: 1 Einzeldosis mit 2,5 mg Salbutamol, ggf. WH nach 15–20 min Kinder ab 4 Jahre: gleiche Dosierung wie bei Erwachsenen Kinder unter 4 Jahre: keine Dosierungsempfehlung im Pyramidenprozess ja enthalten? Tab. 21.10 Kurzprofil β2-Sympathomimetikum Reproterol. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Bronchospasmin Injektionslösung Behältnis Glasampulle zu 1 ml ≙ 0,09 mg Reproterolhydrochlorid Indikationen schwere Bronchospasmen und Status asthmaticus bei ausbleibender Wirkung inhalativer β2-Sympatho- mimetika Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile schwere Hyperthyreose, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, Phäochromozytom, Engwinkelglau- kom (im Notfall zu vernachlässigen) Vorsicht bei akutem Myokardinfarkt, tachykarden Rhythmusstörungen, schwerer KHK, Myokarditis, Mitralklappenfehlern, Wolff-Parkinson-White-Syndrom, Aneurysma, Hypokaliämie, Diabetes mellitus, Hypertonie Strenge Indikationsstellung in Schwangerschaft und Stillzeit! Nebenwirkungen (UAW) Herzklopfen, v. a. bei hoher Dosierung Tachykardie und ventrikuläre Extrasystolen, selten Angina pectoris, Kopfschmerzen, Unruhe, Muskelkrämpfe, Tremor; evtl. paradoxe Bronchospasmen Wechselwirkungen Abschwächung der Wirkung durch β-Blocker; Verstärkung der Wirkung und der UAW durch andere β- Sympathomimetika oder Theophyllin, ohne dass ein besserer therapeutischer Effekt gesichert ist verstärkte kardiale UAW durch Herzglykoside, Psychopharmaka und Anästhetika, abgeschwächte Wirkung von Antidiabetika; höheres Risiko für eine Hypokaliämie durch Glukokortikoide und Diuretika Bemerkung aufgrund der möglichen UAW nur unter Monitoring anzuwenden. Pharmakokinetik HWZ: 1–1,5 h Dosierung Erwachsene: 1 Ampulle langsam über 30–60 s i. v., WH frühestens nach 10–15 min Säuglinge ab 3 Monaten, Klein- und Schulkinder: 1 ml Injektionslösung mit 14 ml NaCl 0,9 % verdünnen, 1 ml davon enthält 6 μg Reproterolhydrochlorid, ausreichend für 5 kg KG. Injektion 1,2 μg/kg KG langsam i. v. über 30–60 s im Pyramidenprozess nein enthalten? 452 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie Tab. 21.11 Kurzprofil Anticholinergikum Ipratropiumbromid. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Atrovent Fertiginhalat Behältnis 250 μg bzw. 500 μg Ipratropiumbromid/2 ml Fertiginhalat-Lösung für Vernebler in Eindosisbehältnissen zu 2 ml Indikation Bronchospasmus (Asthma bronchiale/COPD) Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Nebenwirkungen (UAW) paradoxer Bronchospasmus Urtikaria, anaphylaktische Reaktionen, Angioödem von Mund und Rachen akuter Glaukomanfall, Harnverhalt Kopfschmerzen, Schwindel, Anstieg der Herzfrequenz, Palpitationen, supraventrikuläre Tachykardien, Husten, trockener Mund, gastrointestinale Motilitätsstörungen Wechselwirkungen verstärkte Wirkung und UAW durch β-Sympathomimetika, Theophyllin oder andere Anticholinergika Bemerkungen Bei paradoxer Wirkung Behandlung sofort abbrechen! Der Inhalationsnebel darf wegen der Gefahr eines Winkelblockglaukoms nicht in die Augen gelangen, keine Verwendung einer Gesichtsmaske bei Patienten mit bekanntem Engwinkelglaukom. Dosierung Erwachsene und Kinder > 12 Jahre: für die Akutbehandlung 500 μg bzw. 1 Eindosisbehälter à 500 μg, wiederholte Gaben unter ärztlicher Kontrolle möglich Kinder < 12 Jahre: für die Akutbehandlung 250 μg bzw. 1 Eindosisbehälter à 250 μg, wiederholte Gaben unter ärztlicher Kontrolle möglich Pharmakokinetik Wirkeintritt: rasch Wirkdauer: 4–8 h HWZ: 1,5 h im Pyramidenprozess ja enthalten? Zur Vermeidung schwere Nebenwirkungen muss es sehr langsam, über eine Zeitspanne von 5–20 min verabreicht RETTEN TO GO werden (▶ Tab. 21.12). Weitere Einsatzgebiete sind Torsade- de-pointes-Tachykardien (S. 359) und die Präeklampsie/ Eklampsie (S. 1045). Pharmakologie der Atmung Medizinischer Sauerstoff wird im RD bei hypoxischen Zu- Adrenalin Bei Kindern und Jugendlichen mit akuter Atemnot stände und bei der Beatmung eingesetzt. aufgrund eines Pseudokrupps (S. 568) oder einer Epiglottitis Bronchospasmolytika (Bronchodilatatoren) erweitern (S. 566) wird häufig Adrenalin inhalativ als Verneblerlösung die Atemwege, indem sie eine Erschlaffung der Bronchial- gegeben (▶ Tab. 21.18). Dieses natürliche Katecholamin wirkt muskulatur bewirken. Auf diese Weise können sie akute als (unspezifisches) Sympathomimetikum und erweitert Atemnot (Bronchospasmus) bei Asthma bronchiale oder ebenfalls die Bronchien. COPD lindern. Es gibt folgende Wirkstoffgruppen: β2-Sympathomimetika: Sie aktivieren β2-Rezeptoren Glukokortikoide Bei schwerer Bronchoobstruktion wird zu- und führen so zu einer Erschlaffung der Bronchialmusku- sätzlich das Glukokortikoid (S. 483) Prednisolon i. v. latur. Relevant für den RD sind v. a. die kurz wirksamen (▶ Tab. 21.44) gegeben, um die Abschwellung der Schleim- Substanzen Salbutamol, Fenoterol, Reproterol und Ter- häute und die Relaxierung der Bronchialmuskulatur zu un- butalin. Häufig verwendet wird Salbutamol (inhalativ). terstützen. Bei Kindern mit Atemnot aufgrund eines Pseu- Anticholinergika (Parasympatholytika): Sie hemmen dokrupps bzw. einer spastischen Bronchitis kann z. B. Pred- die Wirkung von Acetylcholin an den Muskarinrezepto- nison als Suppositorium (▶ Tab. 21.45) gegeben werden. ren, wodurch sich die Bronchialmuskulatur entspannt. Ipratropiumbromid (inhalativ) wird unterstützend zu den β2-Sympathomimetika eingesetzt. 453 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Tab. 21.12 Kurzprofil Magnesiumsulfat. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Cormagnesin 400 Behältnis 1 Ampulle zu 10 ml enthält 4 g Magnesiumsulfat-Heptahydrat bzw. 2 g Magnesiumsulfat bzw. 0,4 g Magnesium. Indikationen akute, lebensbedrohliche Atemwegsobstruktion und ausbleibende Wirkung von β2-Sympathomimetika Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff und Bestandteile AV-Block, ausgeprägte Bradykardien schwere Nierenfunktionsstörungen Nebenwirkungen (UAW) bei zu schneller Injektion: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Flush, Schwindel, Atemdepression, Unruhe bei hoher Dosierung: Bradykardie, Blutdruckabfall, kardiale Überleitungsstörungen, periphere Vasodila- tation Wechselwirkungen erhöhtes Risiko für Atemdepression durch Barbiturate, Hypnotika oder Narkotika; reduzierte Wirkung durch Kalziumsalze Bemerkung bei schwerer Atemdepression oder kardialer Symptomatik als Gegenmaßnahme 100–200 mg Kalzium über 5–10 min i. v. Dosierung 2 g Magnesiumsulfat in 100 ml NaCl 0,9 % als Kurzinfusion über 5–20 min im Pyramidenprozess nein enthalten? Natriumkanalblocker werden heute nahezu nur noch als Lo- 21.3.3 Pharmakologie des kalanästhetika (S. 477) eingesetzt. Herz-Kreislauf-Systems Klasse II: β-Blocker Definition Kardiaka Medikamente mit vorwiegender Wirkung auf das Herz-Kreislauf-Sys- Die β-Rezeptorenblocker, kurz β-Blocker oder Betablocker, tem werden unter dem Begriff „Kardiaka“ (Singular: Kardiakum) zu- hemmen die Effekte der Katecholamine (S. 459) bzw. des sammengefasst. Sympathikus an den β-Rezeptoren (kompetitiver Antagonis- mus). Je nach Wirkstoff werden überwiegend die β1- oder zusätzlich auch die β2-Rezeptoren gehemmt. Antiarrhythmika Am Herzen bewirken β-Blocker über eine Blockade der β1- Rezeptoren eine Abnahme der Herzfrequenz (▶ Abb. 21.11), Definition Antiarrhythmika der Überleitungsgeschwindigkeit, der Kontraktionskraft und In diese Gruppe fallen alle Substanzen, die zur Behandlung von des Sauerstoffverbrauchs. Sie sind damit zur Behandlung ta- Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. chykarder Herzrhythmusstörungen (S. 629) geeignet. Auf- grund ihrer blutdrucksenkenden Wirkung werden sie auch Klassifikation und Wirkmechanismen Antiarrhythmika wer- zur Behandlung der arteriellen Hypertonie (S. 647) eingesetzt. den anhand ihres elektrophysiologischen Wirkungsspek- Bei akutem Koronarsyndrom (S. 617) finden sie Verwendung, trums in 4 Klassen eingeteilt, daneben werden Substanzen weil sie den Sauerstoffverbrauch des Herzens reduzieren eingesetzt, die keiner dieser Klassen zugeordnet werden (kardioprotektiver Effekt). können. Im Rettungsdienst wird am häufigsten der β-Blocker Me- toprolol i. v. verabreicht, der überwiegend die β1-Rezeptoren Klasse I: Natriumkanalblocker hemmt (▶ Tab. 21.13). Die Substanzen aus dieser Gruppe werden heute nur noch selten systemisch eingesetzt, da sie selbst schwere Herz- ACHTUNG rhythmusstörungen auslösen können und die Prognose der Da die β1-Selektivität von Metoprolol unvollständig ist, werden auch Behandelten nicht verbessern. Man unterscheidet 3 Subklas- β2-Rezeptoren blockiert. Daher besteht die Gefahr einer Broncho- sen: konstriktion! Ia: Verlängerung des Aktionspotenzials (AP) und der Re- fraktärzeit (S. 729), z. B. Ajmalin. Klasse III: Kaliumkanalblocker Ib: Verkürzung des AP, allenfalls minimale Verkürzung der Sie hemmen den Ausstrom von K+ aus den Herzmuskelzellen Refraktärzeit, z. B. Lidocain (Einsatz in erster Linie als Lo- und verlangsamen so die Erregungsleitung und senken die kalanästhetikum, ▶ Tab. 21.37) Ic: kein Einfluss auf das AP, Verlängerung der Refraktärzeit, Herzfrequenz. Repolarisationsdauer und Refraktärzeit (S. 729) nehmen zu, was sich im EKG durch ein verlängertes Verlangsamung der Erregungsausbreitung, z. B. Propafe- QT-Intervall zeigt. Ektopien und Reentry-Mechanismen non. werden unterdrückt, außerdem erweitern sich die Gefäße 454 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie Tab. 21.13 Kurzprofil Antiarrhythmikum Metoprolol. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Beloc i. v. Behältnis 1 Ampulle zu 5 ml enthält 5 mg Metoprololtartrat. Indikationen tachykarde Herzrhythmusstörungen, insbesondere unregelmäßige (v. a. Vorhofflimmern/-flattern) und regelmäßige Schmalkomplex-Tachykardien mit erhaltener Ventrikelfunktion, die auf vagale Manöver und Adenosin (hier 1. Wahl) nicht ansprechen arterielle Hypertonie, ACS (kardioprotektive Wirkung) Kontraindikationen AV-Block Grad 2 oder 3, Schock, Bradykardie < 50 Schläge/min, Hypotonie < 90 mmHg systolisch, Sick- Sinus-Syndrom, sinuatrialer Block, schwere Herzinsuffizienz, periphere Durchblutungsstörungen bronchiale Hyperreagibilität gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern, Verapamil, Diltiazem oder Disopyramid Überempfindlichkeit gegen Metoprolol Gabe in Schwangerschaft und Stillzeit nur, wenn zwingend erforderlich Nebenwirkungen (UAW) Bradykardie, AV-Überleitungsstörungen, Arrhythmien, Hypotonie, bronchiale Obstruktion bei Asthma bronchiale selten: kardiale Leitungsstörungen, Hypoglykämie, Müdigkeit, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden Wechselwirkungen zahlreiche WW, am wichtigsten: Kalziumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem-Typ → totaler AV-Block möglich trizyklische Antidepressiva, Barbiturate, Phenothiazine, Nitroglyzerin, Diuretika, Vasodilatatoren → verstärkter Blutdruckabfall Antiarrhythmika → kardiodepressive Wirkung erhöht Narkotika, zu rasche Injektion → verstärkter Blutdruckabfall möglich Bemerkung Abnahme der Signalübertragung der β-Rezeptoren mit dem Alter → schlechtere Wirksamkeit bei Patienten > 65 Jahre Pharmakokinetik Wirkeintritt: nach 3–4 min Wirkdauer: 8–15 h HWZ: 3–4 h Dosierung initial bis zu 5 ml langsam i. v.; WH nach 5–10 min möglich (bis Wirkeintritt), max. 10–15 ml im Pyramidenprozess nein enthalten? (inkl. der Koronargefäße) und die Sauerstoffbilanz verbes- Weitere Wirkstoffe sert sich. Die folgenden Substanzen werden zur Behandlung von Die wichtigste Substanz aus dieser Gruppe ist Amiodaron. Herzrhythmusstörungen eingesetzt, aber nicht von obiger Es wird im Rahmen der Reanimation (S. 670) und bei man- Klassifikation erfasst: Adenosin, Atropin, Magnesiumsulfat gelnder Wirksamkeit anderer Antiarrhythmika eingesetzt und Herzglykoside. (▶ Tab. 21.14). Adenosin Das körpereigene Purinnukleosid (Grundbau- Klasse IV: Kalziumkanalblocker stein der Nukleinsäure) blockiert als Medikament eingesetzt Sie hemmen den Einstrom von Ca2 + in die Zellen und ver- die Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin, Acetyl- langsamen so die Erregungsbildung (v. a. im Sinus- und im cholin und Noradrenalin und verlängert die Überleitungs- AV-Knoten) und die Erregungsleitung. Damit sinkt die Herz- zeit im AV-Knoten. Dadurch können Reentry-Kreise unter- frequenz ab. Außerdem verringert sich die Kontraktionskraft brochen und der normale Sinusrhythmus wiederhergestellt des Herzens. Im Rettungsdienst wird bei Indikation „Herz- werden (z. B. bei supraventrikulären Tachykardien). Außer- rhythmusstörung“ am häufigsten Verapamil eingesetzt dem hemmt es die α1-Rezeptoren der Gefäße und bewirkt (▶ Tab. 21.15), z. B. bei Vorhofflimmern. so eine Vasodilatation und einen Blutdruckabfall. Im Vordergrund steht bei den Kalziumkanalblockern Nife- Adenosin soll nach den aktuellen Empfehlungen nur noch dipin und Nitrendipin der Effekt einer Tonusabnahme in der bei Patienten mit atrioventrikulärer Reentry-Tachykardie und glatten Muskulatur (v. a. der Arterien) und eine dadurch be- AV-Knoten-Tachykardie eingesetzt werden, bei denen vagale dingte Reduktion des peripheren Gefäßwiderstands und des Manöver nicht erfolgreich waren und andere Antiarrhythmi- Blutdrucks. Sie werden deshalb bei den Antihypertensiva ka (z. B. Verapamil) kontraindiziert sind (▶ Tab. 21.16). (S. 462) besprochen. 455 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Tab. 21.14 Kurzprofil Antiarrhythmikum Amiodaron. Kriterium Beschreibung Handelsname Cordarex Injektionslösung Behältnis 1 Ampulle zu 3 ml enthält 150 mg Amiodaron. Indikation im Rahmen der Reanimation nach dem 3. Schock bei therapierefraktärem Kammerflimmern und pulsloser ventrikulärer Tachykardie bei Unwirksamkeit anderer Antiarrhythmika: tachykarde supraventrikuläre Arrhythmien (z. B. AV-junk- tionale Tachykardien), supraventrikuläre Tachykardien bei Wolff-Parkinson-White-Syndrom, paroxysmales Vorhofflimmern Kontraindikationen Im Rahmen einer Reanimation keine! Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff und Bestandteile Sinusbradykardie, Leitungsverzögerung, Hypotonie schwere Ateminsuffizienz, Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz, vorbestehende QT-Verlängerung, Hypoka- liämie, Schilddrüsenerkrankungen, Jodallergie, bekanntes angioneurotisches Ödem Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit nur wenn dringend erforderlich Nebenwirkungen (UAW) verstärkte Sinusbradykardie oder selten Sinusknotenstillstand (bei älteren Patienten oder Sinusknoten- funktionsstörung ohne Herzschrittmacher) lebensbedrohliche proarrhythmische Wirkung, v. a. Torsade-de-pointes-Tachykardien, selten Block- Bildung, Kammerflimmern Hypotonie, selten Bronchospasmus bis Apnoe bei Ateminsuffizienz oder Asthma bronchiale, anaphylak- tische Reaktion bis hin zum Schock Hyperthyreose, Tremor, Sehstörungen, atypische Pneumonien, Übelkeit, Leberfunktionsstörungen, Fotosensibilisierung EKG-Veränderungen: QT-Verlängerung, U-Welle, Verlängerung oder Deformierung der T-Welle Wechselwirkungen In der Reanimationssituation keine Relevanz! WW v. a. bei Kombination mit anderen Antiarrhythmika, aber z. B. auch mit Diuretika bei Anwendung im Rahmen einer Allgemeinnarkose Gefahr einer atropinresistenten Bradykardie mit Blutdruckabfall, Überleitungsstörungen und selten auch reduziertem Herzminutenvolumen Bemerkungen Verdünnung immer mit 5 %-iger Glukoselösung (2 Ampullen in 250 ml), i. v.-Injektion unverdünnt nur bei Reanimation Pharmakokinetik Wirkeintritt: nach wenigen Minuten Wirkdauer: bis zu 4 h HWZ: Tage bis Wochen Dosierung Reanimation Erwachsene: 300 mg i. v. als Bolus nach dem 3. erfolglosen Schock; ggf. nach dem 5. Schock erneut 150 mg i. v. Kinder: 5 mg/kg KG i. v. tachykarde Herzrhythmusstörungen 300 mg als Kurzinfusion über 20–60 min danach Dauerinfusion 900 mg über 24 h im Pyramidenprozess ja enthalten? Atropin Das Alkaloid kommt auch in der Natur vor, z. B. in Magnesiumsulfat Dieser Wirkstoff (S. 451) kann bei Torsade- Tollkirsche und Engelstrompete, und wird im Volksmund als de-pointes-Tachykardien i. v. eingesetzt werden (▶ Tab. 21.12). Belladonna bezeichnet. Es hemmt als kompetitiver Antago- nist die Wirkung von Acetylcholin an Muskarinrezeptoren Herzglykoside Die früher häufig verwendeten Digitalis-Prä- und unterdrückt damit auf systemischer Ebene die Wirkung parate (z. B. Digitoxin-Philo) werden aufgrund ihrer sehr ge- des Parasympathikus. Damit zählt es zu den Anticholinergi- ringen therapeutischen Breite und der damit verbundenen, ka (S. 451). schnell auftretenden Nebenwirkungen bis hin zur Digitalis- Am Herzen beschleunigt es die Erregungsbildung und die Intoxikation heute kaum noch eingesetzt. AV-Überleitung und damit die Herzfrequenz. Indikation ist deshalb insbesondere die Bradyarrhythmie (▶ Tab. 21.17). Weitere Wirkungen sind die Reduktion der Speichel- und Bronchialsekretion, eine Tonusverminderung der glatten Muskulatur, eine Erweiterung der Pupillen (Mydriasis) und eine Beeinträchtigung der Naheinstellungsreaktion (Akkom- modationslähmung). 456 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie Tab. 21.15 Kurzprofil Antiarrhythmikum Verapamil. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Isoptin Injektionslösung Behältnis 1 Ampulle zu 2 ml enthält 5 mg Verapamil. Indikationen paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie und Vorhofflimmern/-flattern mit schneller AV-Überleitung bei KI gegen Nitrate und/oder β-Blocker: Erstbehandlung der instabilen Angina pectoris Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Herz-Kreislauf-Schock, AV-Block Grad 2 oder 3, Sinusknotensyndrom, schwere Herzinsuffizienz, WPW-Syndrom Schwangerschaft und Stillzeit gleichzeitige Gabe von β-Blockern vorsichtige Anwendung bei Myasthenia gravis Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Bradykardie bis Asystolie, Hypotonie, Palpitationen, Flush, periphere Ödeme (UAW) Wechselwirkungen verstärkte Wirkung auf die AV-Überleitung durch β-Blocker oder Inhalationsanästhetika erhöhte Sensibilität für Herzglykosiden bei dauerhafter Einnahme vielfältige WW durch Einfluss auf den Abbau von Medikamenten in der Leber Bemerkung bei RRsyst < 90 mmHg Gabe nur unter sorgfältiger Überwachung Pharmakokinetik Wirkdauer: ca. 4 h HWZ: 2–5 h Dosierung Erwachsene und Jugendliche > 50 kg KG: 5 mg langsam über ≥ 2 min i. v. oder i.o., ggf. WH nach 5–10 min im Pyramidenprozess nein enthalten? Tab. 21.16 Kurzprofil Antiarrhythmikum Adenosin. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Adrekar Behältnis 1 Durchstechflasche mit 2 ml enthält 6 mg Adenosin. Indikationen atrioventrikuläre Reentry-Tachykardien und AV-Knoten-Tachykardien, bei denen vagale Manöver nicht erfolgreich waren und andere Antiarrhythmika nicht gegeben werden können Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile AV-Block Grad 2 oder 3 sowie Sick-Sinus-Syndrom bei Patienten ohne Herzschrittmacher; Vorhofflimmern oder -flattern, wenn akzessorische Leitungsbahnen vorliegen; schwere obstruktive Lungenerkrankungen; QT- Verlängerung, schwere Hypotonie, dekompensierte Herzinsuffizienz Vorsicht bei instabiler Angina pectoris, Schlafapnoe, Krampfanfällen negative Empfehlung zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit Nebenwirkungen Die UAW klingen i. d. R. innerhalb kürzester Zeit ab: Bradykardie, (kurzzeitige) Asystolie, (ventrikuläre) Extrasystolen, (UAW) Arrhythmien, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Unruhe, Flush, Dyspnoe, AP-Symptomatik bei Überdosierung: Hypotonie, Bradykardie, Kammerflimmern, Asystolie → ggf. Methylxanthine, Schrittmachereinsatz Wechselwirkungen verstärkte Wirkung durch Dipyridamol, reduzierte Wirkung durch Theophyllin oder Koffein Bemerkungen Applikation als schneller i. v.-Bolus in eine möglichst große periphere Vene, danach mit NaCl 0,9 % nachspülen Gabe nur unter EKG-Monitoring und ständiger Reanimationsbereitschaft! Wirkungslos bei Tachykardien, die durch ein Vorhofflimmern oder -flattern ausgelöst wurden! Lagerung bei Raumtemperatur (bei Kühlung evtl. Ausfällungen in der Lösung) Pharmakokinetik Wirkeintritt: sofort Wirkdauer: < 10 s HWZ: < 10 s Dosierung Erwachsene: – nach ERC-Leitlinie 2022: 1. Dosis 6 mg → 2. Dosis 12 mg → 3. Dosis 18 mg i. v. – Fachinformation (abweichend): 3 mg → 6 mg → 9 mg → 12 mg i. v. Kinder und Jugendliche (0–18 Jahre): – 0,1 mg/kg KG (max. 6 mg) als initialer Bolus i. v. – ggf. schrittweise Erhöhung um jeweils 0,1 mg/kg KG (max. 12 mg) bis zur Beendigung der Rhythmusstörung im Pyramidenprozess nein enthalten? 457 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Tab. 21.17 Kurzprofil Antiarrhythmikum Atropin. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Atropinsulfat B. Braun 0,5 mg/ml Injektionslösung Behältnis 1 Ampulle zu 1 ml enthält 0,5 mg oder 1,0 mg Atropinsulfat. Indikationen akut aufgetretene Bradyarrhythmien Antidot bei Vergiftung mit Parasympathomimetika und Organophosphaten, Narkoseprämedikation Kontraindikationen Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile Tachykardie bei Herzinsuffizienz und thyreotoxischer Krise, tachykarde Rhythmusstörungen, Koronar- stenose paralytischer Ileus, Megakolon, Myasthenia gravis, Engwinkelglaukom, schweres Lungenödem, Präeklampsie, obstruktive Harnwegserkrankung, Prostatahyperplasie mit Restharnbildung Vorsichtige Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren, Älteren über 65 Jahren, Down-Syndrom, Fieber, frischem Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz sowie in Schwangerschaft und Stillzeit Nebenwirkungen (UAW) Tachykardie, bei höherer Dosis supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien, verkürzte AV-Überleitung Muskelschwäche, Unruhe und Erregung, Halluzinationen, Verwirrtheit, Delir, Krämpfe, komatöse Zustände, Mundtrockenheit, Glaukomanfall, Störungen der muskulären Koordination, des Sprechens und Schluckens, des Sehens, der Darmperistaltik und der Blasenentleerung, verminderte Schweißsekretion, Juckreiz, Hautausschläge Wechselwirkungen verstärkte anticholinerge Effekte durch Antihistaminika, Neuroleptika (Phenothiazine, Butyrophenone), tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Pethidin, Methylphenidat, Antiparkinson-Mittel (außer Dopamin- Agonisten), Antiarrhythmika und Dopamin-Antagonisten; vollständiges Aufheben der Wirkung von Cisaprid; verstärkte Resorption von Digoxin und Nitrofurantoin; verminderte Resorption von Phenothia- zinen und Levodopa Bemerkung Übertritt in die Muttermilch → Gefahr der Vergiftung des Säuglings Pharmakokinetik Wirkeintritt: nach 5–40 s Wirkdauer: 30–120 min HWZ: 2,5 h Dosierung Bradyarrhythmien Erwachsene: laut Fachinformation 0,5–1,5 mg i. v. oder i. m. alle 4–6 h nach ERC-Leitlinie 0,5 mg initial i. v., WH alle 3-5 min bis max. 3 mg Kinder: 0,01 mg/kg KG i. v. (minimal 0,1 mg, max. 0,5 mg), WH max. 2 × nach 10–15 min als Antidot (S. 1132) im Pyramidenprozess ja enthalten? Kaliumkanalblocker (z. B. Amiodaron) hemmen den RETTEN TO GO Ausstrom von K+ aus den Herzmuskelzellen und verlang- samen so die Erregungsleitung und senken die Herzfre- quenz. Amiodaron wird im Rahmen der Reanimation ein- Antiarrhythmika gesetzt. Antiarrhythmika werden zur Behandlung von Herzrhyth- Kalziumkanalblocker (z. B. Verapamil) hemmen den musstörungen (HRS) eingesetzt. Abhängig von ihrem Einstrom von Ca2 + in die Zellen und verlangsamen so die Wirkmechanismus unterscheidet man 4 Klassen: Erregungsbildung und -leitung. Bei HRS im Rettungs- Natriumkanalblocker (z. B. Ajmalin, Lidocain) werden dienst wird am häufigsten Verapamil verabreicht (z. B. heute nur noch selten bei HRS eingesetzt, da sie diese bei Vorhofflimmern). selbst auslösen können. Anwendung nur noch als Lokal- Weitere Wirkstoffe, die zur Behandlung von HRS einge- anästhetika. setzt werden, sind Adenosin (nur bei Patienten mit atrio- β-Blocker (z. B. Metoprolol) blockieren am Herzen β1- ventrikulärer Reentry-Tachykardie und AV-Knoten-Tachy- Rezeptoren und senken so die Herzfrequenz. Sie eignen kardie), Atropin (v. a. bei Bradyarrhythmie) und Magnesi- sich zur Behandlung tachykarder HRS (z. B. Vorhofflim- umsulfat (bei Torsade-de-pointes-Tachykardien i. v.). mern/-flattern), der arteriellen Hypertonie und des aku- ten Koronarsyndroms. Da Metoprolol auch β2-Rezepto- ren blockiert, besteht die Gefahr einer Bronchokonstrik- tion! 458 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie Katecholamine und Antihypotonika Physiologische Grundlagen Die Katecholamine Adrenalin (Epinephrin), Noradrenalin (Norepinephrin) und Dopamin Definition Antihypotonika werden im Nebennierenmark, in sympathischen Nervenen- Antihypotonika sind Substanzen, die zur Behandlung einer Hypoto- digungen und in einigen Bereichen des Gehirns syntheti- nie (pathologisch verringerter Blutdruck) eingesetzt werden. Wegen siert. Adrenalin und Noradrenalin vermitteln als Agonisten ihrer gefäßverengenden Wirkung werden sie auch als Vasopresso- an α- und β-Rezeptoren die Effekte des sympathischen Ner- ren bezeichnet. vensystems (z. B. Steigerung von Herzfrequenz und Blut- druck, Erweiterung der Bronchien, Vasokonstriktion; ! Merke Blutdruckabfall und Volumenmangel ▶ Abb. 21.11), Dopamin hat v. a. als Neurotransmitter im Ge- hirn Bedeutung. Eine sehr häufige Ursache für eine Hypotonie ist ein Volumenman- gel. Dieser muss vorrangig behandelt werden, im Rettungsdienst üblicherweise durch die Infusion von Vollelektrolytlösungen Medizinischer Einsatz von Katecholaminen Neben den natür- (S. 446). lichen Katecholaminen Adrenalin, Noradrenalin und Dopa- min werden auch künstlich hergestellte Sympathomimetika eingesetzt, v. a. Dopexamin und Dobutamin. Die wichtigsten Tab. 21.18 Kurzprofil Katecholamin Adrenalin. Kriterium Beschreibung Handelsnamen z. B. Suprarenin Ampullen, INFECTOKRUPP Inhal Behältnis Suprarenin-Ampullen 1 Ampulle zu 1 ml enthält 1 mg Adrenalin (= Epinephrin). INFECTOKRUPP Inhal 4 mg/ml Lösung für einen Vernebler Indikationen i. v. Herz-Kreislauf-Stillstand, (Anaphylaxie) i. m. Anaphylaxie (1. Wahl) inhalativ obere Atemwegsobstruktion Kontraindikationen Im Notfall keine Kontraindikationen! ansonsten: Hypertonie, Hyperthyreose, Phäochromozytom, Engwinkelglaukom, Prostataadenom, tachykarde Herzrhythmusstörung, Cor pulmonale, Arteriosklerose, KHK, schwere Niereninsuffizienz, Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile Anwendung in der Schwangerschaft nur, wenn zwingend notwendig, unter genauer Überwachung Nebenwirkungen Tachykardie, Extrasystolie, Kammerflimmern, Anstieg des kardialen O2-Verbrauchs, Hypertension, Angina (UAW) pectoris, Vasokonstriktion, Hyperglykämie, Hypokaliämie, Dyspnoe, Lungenödem, Übelkeit/Erbrechen, Nervo- sität, Angst, Kopfschmerzen, Halluzinationen, Mydriasis, Miktionsbeschwerden; ischämische Nekrosen bei paravasaler Infektion Wechselwirkungen verstärkte Wirkung durch Inhalationsanästhetika, L-Thyroxin, trizyklische Antidepressiva, Herzglykoside, (UAW) Parasympatholytika, MAO-Hemmer, Alkohol, Theophyllin und einige Antihistaminika Reduktion der blutdrucksteigernden Wirkung durch α-Blocker und Phenothiazine Reduktion der kardialen und bronchodilatatorischen Wirkung durch β-Blocker verminderte Wirkung von Antidiabetika Bemerkungen zur intravenösen oder intraossären Anwendung Verdünnung von 1 ml Suprarenin mit 9 ml NaCl 0,9 % (→ 0,01%ige Lösung) keine Verdünnung bei i. m.-Anwendung Pharmakokinetik Wirkeintritt: sofort (i. v.-Bolus) Wirkdauer: 3–5 min HWZ: 3–10 min Dosierung Reanimation Erwachsene und Kinder > 12 Jahre: 1 mg (10 ml verdünnte Lösung) i. v. oder i. o., ggf. WH alle 3–5 min Kinder < 12 Jahre: 0,01 mg/kg KG i. v. oder i.o., ggf. WH alle 3–5 min Anaphylaxie Erwachsene und Kinder > 12 Jahre: 0,5 mg i. m., ggf. WH nach 5–10 min wenn erfolglos: 1 μg/kg KG langsam i. v. (nur erfahrene Anwender und unter ständiger Kontrolle) Kinder: 0,3 mg (6–12 Jahre) bzw. 0,15 mg (< 6 Jahre) i. m. alternativ 0,1 ml/kg KG einer 0,01 %igen Lösung i. v. über 1–2 min akute Bronchoobstruktion Inhalationslösung in Vernebler füllen und 7–14 Hübe (ca. 1–2 ml), entsprechend (v. a. Pseudokrupp) 4–8 mg Adrenalin inhalieren lassen im Pyramidenprozess ja enthalten? 459 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. 21 Pharmakologie Unterschiede zwischen diesen Substanzen sind die Affinität des Blutdrucks. Damit ist es besonders gut für die Therapie (Bindungsstärke) zu den einzelnen Rezeptortypen und das des septischen Schocks (S. 724) geeignet (▶ Tab. 21.19). Wei- Ausmaß, in dem sie diese stimulieren. tere Wirkungen sind die Zunahme der Durchblutung des Im Rettungsdienst werden am häufigsten Adrenalin und ZNS und der Koronargefäße und eine Abnahme der Nieren- Noradrenalin eingesetzt. durchblutung. Adrenalin Es vermittelt an den Rezeptoren folgende Wir- Dobutamin Im Gegensatz zu Noradrenalin stimuliert Dobu- kungen (▶ Tab. 21.18): tamin besonders stark die β1-Rezeptoren am Herzen, erhöht α-Rezeptoren: Schleimhautabschwellung, Vasokonstrikti- so die Herzkraft und ist daher in der Intensivmedizin das on mit Zunahme von peripherem Widerstand und Blut- Mittel der Wahl bei schwerer akuter Herzinsuffizienz. druck β1-Rezeptoren: Steigerung von Herzfrequenz, Überlei- Theodrenalin/Cafedrin Bei Theodrenalin handelt es sich um tungsgeschwindigkeit und Kontraktionskraft (positiv eine Verbindung aus Noradrenalin und Theophyllin, bei Cafe- chronotrop, dromotrop und inotrop) → Zunahme von drin um eine Verbindung aus Norephedrin und Methyl- Herzzeitvolumen, Blutdruck sowie der koronaren und ze- theophyllin (Koffein). Akrinor ist ein i. v. applizierbares Ge- rebralen Durchblutung misch aus beiden Wirkstoffen im Verhältnis 1:20. Es wird in β2-Rezeptoren: Erschlaffung der glatten Muskulatur, ent- der Notfallmedizin bei Hypotonien häufig eingesetzt, wenn scheidend v. a. in den Bronchien (→ Bronchodilatation) die Gabe von Katecholaminen (noch) nicht erforderlich ist. und den Gefäßen (→ bei niedriger Dosis Vasodilatation mit Das Präparat verstärkt die Kontraktilität des Herzens (über Absinken diastolischen Blutdrucks); bei hoher Dosis über- β1-Rezeptoren) und erhöht den peripheren Widerstand (über wiegt die Stimulation der α-Rezeptoren mit Engstellung α1-Rezeptoren). Ein Teil der Wirkung wird über eine Stimu- der Gefäße. lierung der körpereigenen Noradrenalin-Ausschüttung ver- mittelt. Daraus erklärt sich, warum das Präparat im schweren Noradrenalin Es stimuliert am stärksten die α1-Rezeptoren Schock nicht wirksam ist: Die körpereigenen Reserven sind in der Gefäße und bewirkt so eine starke Vasokonstriktion und dieser Situation bereits verbraucht. Die Dosierung orientiert einen deutlichen Anstieg des peripheren Widerstands und sich an der klinischen Wirksamkeit. Tab. 21.19 Kurzprofil Katecholamin Noradrenalin. Kriterium Beschreibung Handelsname z. B. Arterenol Behältnis Ampullen zu 1 ml, Durchstechflaschen zu 25 ml. 1 ml enthält 1 mg Norepinephrin (Noradrenalin), Konzentration 0,1 %. Indikationen septischer Schock, wenn durch alleinige Volumentherapie keine Kreislaufstabilisierung erreicht werden kann Blutdrucksteigerung bei starkem Blutdruckabfall Kontraindikationen Hypertonie, Hyperthyreose, Phäochromozytom, Engwinkelglaukom, Prostatahyperplasie mit Blasenent- leerungsstörung und Restharnbildung, paroxysmale Tachykardie, hochfrequente absolute Arrhythmie, schwere Nierenfunktionsstörung, Koronar- und Herzmuskelerkrankung, sklerotische Gefäßveränderun- gen, Cor pulmonale, Überempfindlichkeit gegen Wirkstoff oder Bestandteile Vorsicht bei Asthma bronchiale Nebenwirkungen (UAW) Tachykardie, Arrhythmie, Hyperglykämie, Hypokaliämie, Hyperkalzämie, Palpitationen, AP-Beschwerden, myokardiale Ischämie, zu starker Blutdruckanstieg mit reflektorischer Bradykardie, Gefahr von zerebralen Blutungen und Lungenödem, Herzrhythmusstörungen bis Kammerflimmern, metabolische Azidose Überempfindlichkeitsreaktionen, ischämische Nekrose im lokalen Anwendungsgebiet (v. a. bei paravasaler Gabe) erhöhter Speichelfluss, Übelkeit/Erbrechen, Kopfschmerzen, Unsicherheits- und Angstgefühle, Zittern, Ruhelosigkeit, Verwirrtheitszustände, psychotische Reaktionen, Olig- bis Anurie, Miktionsbeschwerden, Blässe, Schwitzen, Dyspnoe, metabolische Azidose; Shuntumkehr bei Links-rechts-Shunt Wechselwirkungen sehr viele WW bekannt, am wichtigsten: tri- und tetrazyklische Antidepressiva (verstärkte Wirkung), α- Rezeptorenblocker (Wirkumkehr mit Blutdrucksenkung), Lokalanästhetika (gegenseitige Wirkverstär- kung), β-Blocker und Phenothiazine (verminderte Wirkung) Bemerkungen frühzeitiger Ausgleich von Azidose und Volumenmangel! keine intraarterielle Anwendung gekühlt lagern bei 2–8 °C vor der Anwendung Verdünnung: 5 ml mit NaCl 0,9 % bzw. Glukose 5 % auf 50 ml Pharmakokinetik Wirkeintritt: sofort Wirkdauer: 1–2 min HWZ: 2 min Dosierung 0,6–12 ml/h verdünnte Lösung bzw. 1–20 μg/min (0,014–0,28 μg/kg KG/min), idealerweise über Perfusor im Pyramidenprozess nein enthalten? 460 retten - Notfallsanitäter (ISBN 978-3-13-242121-9),© 2023. Thieme. All rights reserved. Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Usage subject to terms and conditions of license. Spezielle Pharmakologie