Skript ST Allgemeine Soziale Kognition PDF
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Dr. Alexandra Hoffmann
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This document is a lecture script on social cognition, discussing theories, models, and research applications, including eyetracking studies, and the construction of social reality. It includes discussions about the role of context, prior knowledge, and mental processes in social cognition.
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***Skript ST Allgemeine Soziale Kognition von Dr Alexandra Hoffmann*** ====================================================================== VO 1 Einführung in das Thema soziale Kognition ---------------------------------------------- [Lernziele] - Auseinandersetzung mit sozialer Kognition -...
***Skript ST Allgemeine Soziale Kognition von Dr Alexandra Hoffmann*** ====================================================================== VO 1 Einführung in das Thema soziale Kognition ---------------------------------------------- [Lernziele] - Auseinandersetzung mit sozialer Kognition - Theorien & Modelle - Anwendungsbeispiele aus der Forschung - „praktischer" Zugang via Eyetracking [Ihre Forschung während PhD] - Klinische Psychophysiologie - Major Depression & kognitive Defizite - Erklärung durch Abweichungen in der Herz-Kreislauf-Regulation und im zerebralen Blutfluss - Elektrokardiographie & Transkranielle Dopplersonographie [Transkranielle Dopplersonographie] - Mittleren Aterien werden mittels Ultraschalles abgebildet - Blutflussgeschindigkeit kann gemessen werden ![](media/image2.png)[Antisakkaden Paradigma] - Mithilfe von Eyetracking - Reize vermeiden und Sdpiegelbild-Position fixieren - Inhibition/kognitive Kontrolle - Einsatzgebiet Diagnostik: Schizophrenie & Parkinson [Erste Postdoc Forschung: Emotionale Antisakkaden] - Unterschiede in der Inhibitionskontrolle je nach Stimulus - in Verbindung mit Sensory Processing Sensitivity - sowie nach Stimmungsinduktion - vermittelt durch kardiovaskuläre Reaktiviät ![](media/image4.png)[Mobiles Eyetracking] - mittels Brillen, die im Alltag tragbar sind [Kaufhaus-Studien] - soziale Aufmerksamkeit Wie oft schauen wir Gesichter an =\> je städtlicher desto mehr, aber nicht auf den Körper anwendbar [Duales Eyetracking beim Speed Dating] - Gleichzeitiger Blickkontakt - Einseitiger Blickkontakt - Partnerwahlverhalten [Duales Eyetracking bei virtuellen Teams] - Synchronisierung der Blinzelfrequenz - Problemlöse-Fähigkeit - Zoom-Setup - Je synchroner, desto besser arbeiten sie zusammen [Erster Eindruck und Gesichtswahrnehmung bei Menschen mit und ohne Maske] - Häufigkeit und Dauer der Fixationen auf Augen und Mund/Maskenbereich - Dynamische Stimuli → 5 Min. Vorstellungsvideo zweiter Personen (m/w) - Wahrgenommene Attraktivität, Sympathie, Intelligenz usw. [Mobiles Eyetracking bei Kindern mit Essstörung] - Soziale Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe - Soziale Aufmerksamkeit im Verlauf der stationären Therapie (Längsschnitt) - Betrachtung von Essen im Verlauf der stationären Therapie (Längsschnitt) - in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall in Tirol - Kinder mit Essstörung = soziale Zeit -- müssen am Tisch miteinander reden: wie oft ins Gesicht, Körper, Essen [Definitionen sozialer Kognition] - Kognition, bei der Menschen ihr eigenes soziales Verhalten & das anderer wahrnehmen, darüber nachdenken, es interpretieren, kategorisieren und beurteilen. - Form judgements & decisions, communicate & regulate behavior - Die soziale Kognition umfasst Aspekte der Kognitions- (Wahrnehmungspsychologie) & Sozialpsychologie. - Hauptinteressengebieten= Attributionstheorie, Wahrnehmung von Personen, soziale Einfluss & kognitiven Prozesse, die bei (moralischen) Urteilen eine Rolle spielen. - Im Tierverhalten = Wissen, das Individuum über andere Mitglieder seiner sozialen Gruppe hat & Fähigkeit, auf Grundlage dieses Wissens Schlussfolgerungen über Handlungen anderer zu ziehen. - Bei Grünen Meerkatzen zB greifen nach Angriff eines Individuums der Gruppe A (Abstammungslinie) auf ein Individuum der Gruppe B andere Mitglieder von B mit größerer Wahrscheinlichkeit Mitglieder von A an - Wahrnehmung sozialer Gefüge - Individuals are highly flexible in their responses -- depends on how the perceiver interprets the specific behavior ---\> intentions & impressions - Same stimulus input may result in different interpretations - Construct own subjective social reality (how is objective situation translated?) - Interpretation is determined by input itself, general motives =\> time & effort to be accurate (general motive to perceive world as consistent) - 3 most important aspects: **speed, accuracy, consistency** & combination thereof [Einstiegsfragen] 1. Was bestimmt, wie wir über unser soziales Umfeld denken und fühlen? a. Erfahrungen & Kindheitstrauma b. Kultur und Wertvorstellungen c. Vorurteile und Stereotypen d. Tagesform (Stress) und emotionaler Zustand -- psychische Verfassung e. Menstruationszyklus f. Tag und Nacht g. Temperament, Persönlichkeit, Genetik h. Wetter 2. Wie machen wir uns ein Bild von anderen Menschen? i. Körperhaltung j. Gespräch zB Gemeinsamkeiten k. Stimmlage l. Erscheinungsbild m. Umgang mit anderen Menschen n. Geruch o. Bildungsniveau p. Blickkontakt 3\. Was beeinflusst unser soziales Verhalten? a. Menstruationszyklus b. Einbeziehung durch andere Gesprächsteilnehmer / Dynamiken c. Drogen/Alkohol d. Erziehung e. Stimmungslage f. Beziehungsstatus g. Selbstwertgefühl h. EQ i. Kultur [Die Soziale Realität] - soziales Umfeld ist sehr komplex und dynamisch - differenziertes System von Instrumenten notwendig - derselbe Input → unterschiedliche Interpretationen einer Situation - Konstruktion einer subjektiven sozialen Realität auf Grundlage der Wahrnehmung - Konstruktion der sozialen Realität beeinflusst Gedanken, Gefühle und Verhalten [Die soziale Kognitionsforschung] - befasst sich mit der Untersuchung des sozialen Wissens & psychologischen Prozessen, die beteiligt sind, wenn Individuen ihre subjektive Realität konstruieren - diese Prozesse betreffen die Art und Weise, wie wir Informationen kodieren - wie wir einer Situation Bedeutung verleihen - wie wir Informationen im Gedächtnis speichern und abrufen - wie wir Urteile bilden und Entscheidungen treffen. [Der/die sozialen Denker\*in] - **Konsistenzsuchende**: Individuen, die sich um die Konsistenz zwischen ihren früheren Überzeugungen über die Welt & ihrer Interpretation einer bestimmten neuen Situation bemühen. (Im Einklang mit vergangenden Erfahrungen) - Festinger's dissonance theory: inconsistencies in social thinking can create a negative, aversive feeling =\> to reduce aversive state: change one element of it or add additional elements - Positive evaluations about themselves, their judgments -- hold positive self-view =\> unrealistically optimistic about their future, hold positive illusions f.e. More than 50% claim to be smarter, better looking & better drivers than the average - =\>\> only consistency seeker: prone to inaccurate constructions of social reality: maladaptive - **Naive Wissenschaftler**: alle relevanten Infos werden unvoreingenommen gesammelt. Schlussfolgerungen werden auf logische, wissenschaftliche Weise gezogen. (Objektiv, kein Wunschdenken) - **Cognitive misers:** can act like lay scientists under certain conditions -- in many situations not able or motivated -- use mental shortcutes that allow simplification and make judgments quickly =\> aim for high accuracy, serve well in everyday life - **Motivierte Taktiker**: Personen verfügen über mehrere Strategien, die je nach den situationsbedingten Zwängen angewandt werden - Elaborative (highly relevant) & simple (strong time pressure) processing routes =\> dual process models - **Aktivierte Akteur\*innen**: Hinweise in der Umwelt aktivieren automatisch relevantes Wissen über Interpretationen & Verhaltensweisen - The other models are domain-specific dual models =\> this is domain-independent =\> general interplay, which requires little effort & time [Mögliche Fehlerquellen] - Kognitive Dissonanz (keine Konsistenz bei Erwartungen & Tatsächlichem) - Kognitive Fehler - Wunschdenken - Stereotypen (vorgefertigte Muster, die hinterfragt werden müssen) VO 2 Theorien, Modelle und Frameworks ------------------------------------- [Komponente der sozialen Kognition] - interne mentale Repräsentation einer Situation (stark subjektive Wahrnehmung) - Vgl: Behaviorists only in terns of reinforcement contingencies (reward & punishment, Skinner) or contiguity (Watson) =\> conitive processes cannot be observed objectively: black box - Vielzahl an kognitiven Prozessen zB Emotionen, Abgleiche, Speicherung, Erinnerungen, Verhaltensmuster, Arbeitsgedächtnis, Logik, Kreativität, Problemlösen - nicht ein Reiz beeinflusst unser Verhalten, sondern unsere Wahrnehmung dessen - der Kontext kann in Abhängigkeit der vorhandenen Reize variieren - Gestalt theorists (Koffka & Wertheimer: whole is more than the sum of its parts) - der Kontext kann in Abhängigkeit des (sozialen) Vorwissens variieren - zB helfen bei einer Prüfung zu Spicken: Unehrlich oder hilfreich? - Ignoring congnitive link to context sensitivity =\> impoverished behavior and rigid routines ![](media/image6.png)[Optische Täuschungen] [Was ist das Soziale an der sozialen Kognition?] - Nature of the stimulus and the nature of the processing (highly intertwined) - „Stimulus-Material": im Labor oft weit entfernt von Sozialem/Realem zB Zahlen, Formen, Buchstaben =\> hier sozial: zB Menschen oder Emotionen verwenden - Nature & relation to the perceiver - Physikalische (alles im Raum) vs. soziale Umwelt (zwischen Menschen zB Blickkontakt, Gerüche, Aura =\> Erleben, oft physikalisch nicht messsbar/greifbar) - soziale Interaktion als Basis - Selbstbeteiligung (im Labor oft nur Tastendruck) - Selbst- und Fremdwahrnehmung beeinflussen / bedingen sich: Interaktionspartner spiegelt, wechselseitige Beeinflussung, Reziprozität zB sympatisch finden \ nähern \ selbstbewusster sein - Persons self involved: greater need for accuracy, greater fear of invalidity =\> increase amount of processing - Wason selection task: embedding in very same rules within form of social contracts results in increase in correct solutions - Social context changes way of processing =\> may lead to improvement or impairment - The constructive processing =\> inferring, to infer zB person hitting = infer aggressiveness **Ein erstes Modell: Social Cognition -- How individuals construct social reality.\ **Greifeneder, Bless & Fiedler, 2018 [Wie geht der Mensch bei der Konstruktion der sozialen Wirklichkeit vor?] 3 Elemente (Säulen), die berücksichtigt werden müssen: - gegebene Situation (eig auch schon subjektiv, =\> situative Einflüsse) - Vorwissen - Mentale Prozesse (alles Kognitive, dass am Input arbeitet) [Die Situation] - externe (außerhalb Körper) vs. interne Einflüsse - andere Personen - Gegenstände - Umgebungsfaktoren - Geräusche, wie viele Menschen, jemand berührt dich, Kälte durch Fenster - eigenes Befinden (Interner Einfluss!) - Hunger, Nevosität, Müdigkeit, Trigger [Das Vorwissen] - verallgemeinerte Annahmen über Personengruppen (z.B. Stereotypen) - schwer loszuwerden zB Feuerwehr: Mann - allgemeine Annahmen über Charaktereigenschaften - Eigenschaft nicht immer stabil ---\> je Tag/Situation zB Extravertierte nicht immer gern unter Menschen - soziale Normen zB Hand vor den Mund beim Husten - Skripte über soziale Situationen - Können sich verändern zB was heißt es ein Gentleman zu sein [Mentale Prozesse] - automatisierte (schnell, oberflächlich) vs. kontrollierte (langsam, Abgleich & Abruf mit vorhandenem, tief zB Filter für Geräuschpegel) Verarbeitung - schnell vs. langsam - oberflächlich vs. Tief - highly intertwined & seperable only in an idealizes presentation **Kognitive Verarbeitung** - general themes underlying construction of social reality -- either explicitly or implicitly: limitation of processing capacity, how musch processing is allocated, interplay of information & prior knowlegde, interplay of automatic & controlles processes [Verarbeitungskapazität] - ist begrenzt (5+-2 Stimuli) - handynummer als chunks verarbeiten - Nicht alle relevanten Infos werden verarbeitet (Vorwissen spielt Rolle, entscheidet Unbewusstsein) - Situation often demands quick processing - Verteilung der Aufmerksamkeitsressourcen - zB Gruppenbildung beim Sprechen - Auswahl der Infos - zB not being able to consider all possible interpretations, not able to recall statement/names - Vom Kontext abhängig - Situations wehen on of the limitations can be offset by the other e.g. taking more time to think, simplify processing [Strategien] - highly adaptive mechanisms: dependend on nature of the situation, load, - Kognitive Faustregeln - Mentale Abkürzungen (Schubladen, Stereotypen) - zB Person kommt zu spät =\> bin ich ihr nicht wichtig - Heuristiken (make judgements that requirelittle processing capacity - Forming judgements on basis of stereotypes constitutes heuristic processing =\> fewer resources, however may result in systematic bias [Arten der kognitiven Verarbeitung] - Top-Down (Vorwissen & Erwartungen) =\> concept-driven - zB jmd stellt sich als librarian vor: macht nur Sinn mit Vorwissen & Konzept zu Bibliothek, wahrscheinlich denken wir, dass sie introvertiert ist - Requires fewer processing resources than bottom-up - Bottom-Up (situative Reize) =\> data-driven - Wenn librarian aber lively conversation hat - automatisiert (wenige Ressourcen, keine bewusste Steuerung -- im Hintergrund) - unintended & uncontrolled zB Autofahren - kontrolliert (viele Ressourcen, bewusste Steuerung, Fokus) - deviations from specific automatized sequence of process. E.g. taking a detour on way home - Avoiding/supressing thoughts: less successful - je vertrauter die Situation, desto automatisierter (häufig und regelmäßig) - amount of processing depends on amout of free resources: smaller amount of taxing activities =\> elaborative processes - Processing motivation: when interesting or important, especially high personal relevance - Central variables: processing motivation & capacity (but hard to seperate) **Ablauf der Informationsverarbeitung** Highly interconnected sub-tasks Stored memory will potentially affect assessment of future events =\> basis for future processing [Wahrnehmung & Aufmerksamkeit] - Cocktail Party Effekt - Aufmerksamkeit wird auf bestimmte Aspekte gerichtet - Filter → Teilmenge an Informationen - Aufmerksamkeit geht auf auffällige Reize - Augen: großer Teil weiß, damit man schneller erkennt, wenn man angeschaut wird - Rot, laute Geräusche - Auffälligkeit aufgrund der Diskrepanz zu anderen Reizen - Age, race or gender, wearing unusual clothes, moving in a fixed environment, brightness in the dark - Auffälligkeit aufgrund der Diskrepanz zum Vorwissen (Unbekanntes) - Infrequent stimuli can attract more attention than frequent and expected - Salience resulting from relation to goals - E.g. being very hungry ---\> food will attract - Targets that are personally relevant attract more attention - Attention due to external instruction (passing basketball experiment simons & chabris) - Attention my result automatically from discrepancy between stimulus & immideate context or perceiver's prior knowledge - In almost any case: salience of stimulus is not a property of stimulus itself =\> relationship to the context =\> or current goals - Selection of information itself can sometimes be more consequential than inferences **Enkodierung & Interpretation** - Abgleich mit Vorwissen - Verbindung zu sinnvollen Kategorien - Kategorie = Elementare Wissensstruktur (Neues wird eingebaut) - Perception is enriched with stimulus-independent knowledge - Boundaries between perception & encoding are fuzzy - Encoding relies more heavily on prior knowledge - The implications of this prior knowledge will influence further storage, retrieval, and inferential and judgmental processes. - In most cases not just one but several categories =\> these may hold very different implications - zB politician, father, US-American, black **Speicherung & Abruf** - Speicherung erfordert erhebliche Ressourcen - Meist von Forschern: investigate storage process in conjunction with retrieval - Informationen werden leicht verfügbar gespeichert - Mehr Verarbeitung ---\> Speicherung - Wiederholen, Eselsbrücken - The more processing, the more likely stored in memory - Im Schaf werden Infos besser encodiert - If consistent with prior knowledge, no need to store new information again -- store a link to this existing knowledge & reconstruct details - Recall = reconstruct the original situation on basis of general knowledge =\> intrusion errors -- may also reconstruct general knowledge in episodic memory - Inconsistent: cannot be reconstructed, but draws more attention & as a result allocate more processing resources =\> the more think about it, the more likely to recall - Storage & retrievalk strongly depend on prior knowledge & amount of processing - Adaptive nature of Human cognition: whenever possible, individuals will simplify processing **Urteil & Entscheidung** - Idealfall: alle relevanten Informationen werden in Betracht gezogen - Bedeutung wird abgewägt - Jedoch: Verarbeitungskapazität beschränkt - umfassende Verarbeitung unwahrscheinlich - judgements & decisions will be based on infos that come to mind before search process ended - Relying on rules of thumb: heuristics - Rely on single peripheral cue: zB attractiveness - Availability heuristic: easy to retrieve = many persons zB kann viele Hockeyspieler aufzählen: gibt viele Spieler - Teilmenge relevanter Informationen herausgefiltert - Filter teils auch vorgegeben zB Person erzählt nicht alles - Judgments usually along a continuum or dimension (more / less trustworthy) - Highly constructive quality =\> going beyond information given - Observers often underestimate situational constraints & attribute behavior to actor's disposition =\> fundamental attribution error - Taking into account situational constraints requires additional resources: unable or unwilling to allocate [Verhaltensreaktion] - Interne Entscheidungen als Grundlage (dauert oft nur ms) - Urteile werden direkt mitgeteilt - Strong motivation to compare world views, receive support for view, change view - Oder intern getroffen - Provide basis for behavior - Spektrum an Verhaltensweisen - communicated judgments as well as behaviors do not always correspond with the internally generated representation of the judgmental target (zB negative impressions) **Zusammenfassung** - 3 Elementer zur Kontruktion der sozialen Realität: Situation, Vorwissen, mentale Prozesse =\> laufen oft gleichzeitig ab - Grenzen der Verarbeitungskapazität - Zusammenspiel Situation & Vorwissen - Kontrollierte vs. Automatische Prozesse - Es können nicht alle Reize verarbeitet werden - Filterfunktion - Auswahl relevanter Informationen - Gewichtung & Integration - Heuristische Verarbeitungsstrategien =\> Abkürzung **Chapter summary** 1. construct their social reality, we have to take into account 3 different elements: (a) the input from a given situation; (b) the input in the form of the prior knowledge that individuals bring to that situation; and (c) the processes that operate on these two kinds of input. 2. 3 general themes of social cognition were outlined. These themes pertain to (a) the limitations of processing capacity, and how the amount of processing depends on motivation and capacity; (b) the interplay of stimulus information & prior knowledge; and (c) the interplay of automatic and controlled processes. 3. In an idealized model, the sequence of cognitive processes can be separated into different stages. Individuals first perceive a stimulus event & then encode & interpret this perception. Encoded information will be stored in memory so that it can be retrieved when required in later situations. Newly encoded input & retrieved prior knowledge provide the basis for further processing, leading to inferences, judgments, and decisions. Sometimes, but not always, the final outcome of this cognitive process is manifested in an overt behavioral response. 4. Individuals do not have the processing capacity to attend to all stimuli of a given situation. To deal with this shortcoming, individuals have the ability to direct their attention to some aspects of the situation and exclude others from being processed. 5. Encoding of a stimulus is heavily influenced by prior knowledge. In order to make sense of an input, individuals need to relate the input to some meaningful concept in memory. 6. Encoded information is stored in relation to prior knowledge. The processes underlying the storage of new information are different depending on whether that information is consistent or inconsistent with prior knowledge. 7. Individuals can rely on different processes when forming judgments and inferences. Depending on the situational constraints, they may select, weigh, & integrate as much relevant information as possible, or they may shortcut the processes by applying heuristic processing strategies. **Take Home Message** Die Forschung im Bereich der sozialen Kognition befasst sich mit der Untersuchung von sozialem Wissen & den kognitiven Prozessen, die bei der Konstruktion der subjektiven Realität des Einzelnen eine Rolle spielen. Forscher im Bereich der sozialen Kognition untersuchen daher, wie soziale Informationen kodiert, gespeichert und aus dem Gedächtnis abgerufen werden, wie soziales Wissen strukturiert und dargestellt wird & welche Prozesse ablaufen, wenn Individuen Urteile bilden und Entscheidungen treffen. VO 3 Wahrnehmung & Informationsverarbeitung ------------------------------------------- [Übungsfragen ] - Welches sind die wichtigsten Bestandteile der Konstruktion der sozialen Wirklichkeit? Wende diese Bestandteile auf ein konkretes Beispiel an. - Soziale Situation, Vorwissen, mentale Prozesse - Freunde vor der Uni treffen, je nach dem wer dabei und wie viele, wie lange schon gekannt, was merken, was sprechen, was ist neu an der Person, Stereotypen, soziale Schemata, episodische Erinnerungen - Was versteht man unter „Top-down"- und „Bottom-up" Verarbeitung? Benenne einige Beispiele aus dem täglichen Leben. - Top-down: von sich aus selbst Ziele, Informationsverarbeitung durch Vorwissen und Erwartungen gesteuert, Geruch erinnert zB an Elternhaus - Bottom-up: sehr salienter Reiz, zieht Aufmerksamkeit auf sich, durch Reize einer Situation zB sehr strenger Geruch - Was könnte ein Werbetreibender tun, um die Chancen zu erhöhen, dass die Zuschauer einem bestimmten Werbespot Aufmerksamkeit schenken? Leite aus den Überlegungen zu Aufmerksamkeitsprozessen einige konkrete Beispiele ab. - Auffallende Farben/ Signalfarben zB rot verwenden - Überraschungs-/Wow-Effekt - Emotionale Inhalte vermitteln oder Emotionen auslösen - Augen (großes Gesicht) - Gewohnte oder neuartige Töne - Nackte Haut -- sex sells Mögliche Vor- und Nachteile der Strategien: - Rot weckt zB auch Wut - Emotion =\> Ernsthaftigkeit der Situation wird klar - Evt Abneigung/Ekel/Aversion (weshalb schon wieder Sex sells) - Generell: Aufmerksamkeit auf sich ziehen - Ablenkung von Wesentlichen (Apple: Innovative neue Werbung, aber eigentlich kaum ein Unterschied) - Sättigung/Überforderung **Verbindungen neuer Informationen mit vorhandenem Wissen** [Neue Informationen] - werden nicht isoliert verarbeitet - sondern in Bezug auf bestehendes Wissen interpretiert - Zugänglichkeit des Vorwissens - Anwendbarkeit des Vorwissens [Zugänglichkeit] - wie leicht Informationen abgerufen oder gespeichert werden können (läuft normal parallel ab) - Häufigkeit der Aktivierung - kürzliche Aktivierung (last minute lernen) - Salienz des Reizes (starke Präsenz, bestimmte Emotionen, episodische Erinnerung, wichtige Menschen) - situationale Einflüsse (Situation der Prüfung =\> Aktivierung der Inhalte =\> Multiple Choice) [Priming] - die Aktivierung eines bestimmten Gedächtnisinhalts beeinflusst die nachfolgende Verarbeitung - besonders wirksam, wenn die Situation selbst mehrdeutig ist (verschiedene Möglichkeiten zu reagieren) - Medieninhalte können als Priming-Reize fungieren (Shooter-Games, Gewaltfilme) - Wiederholter Konsum bestimmter Inhalte kann dazu führen, dass Schemata chronisch zugänglich werden und dauerhaft die Wahrnehmung beeinflussen - zB überall lauert potenziell Gefahr -- alle Menschen sind eine Bedrohung - Verweis subliminales Priming: unbewusst [Wissensarten] - Semantische Konzepte =\> allgemeines Wissen: Welt, Normen, Regeln: können sich stark unterscheiden je nach dem wo man ist - Episodische Erinnerungen =\> persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen: Urlaub der 2 Wochen ging wird als eine Episode gespeichert - Stereotype und soziale Schemata (basieren eher auf Geschichten) - Wenn diese aktiviert sind -- Shortcut -- können schneller auf Situationen reagieren - Schema Theorie (basieren auf früheren Erfahrungen) - Assimilation und Akkommodation - Wissen mit Schemas integrieren oder nicht - Assimilation: in Schema einbinden - Akkommodation: Schematas werden durch die neue Erfahrung überarbeitet [Hintergrundvariablen] - Umfang der Verarbeitung - *variiert je nach Motivation und verfügbaren Ressourcen (WICHTIG)* - psychologische Distanz → nah vs. Entfernt - wenn nah beschäftigen wir uns mehr damit und merken uns besser, weniger abstrakt wie zB in frühe Kindheit - kulturelle Einflüsse → Individualismus vs. Kollektivismus - Angemessenheit je nach sozialen Skripten [Psychologische Distanz] - Construal Level Theory (Überbegriff für Distanzlevels) - Zeitliche Distanz - Räumliche Distanz - Soziale Distanz - Hypothetische Distanz (zB es könnte Krieg in Europa ausbrechen vs reale Distanz) **Wie ist Wissen im Gedächtnis organisiert?** [Wissensstrukturen] - Episodisches Gedächtnis (Erlebnisse & Erinnerungen) - Kategorien, Stereotype - Schemata, Skripte - (kognitive) Karten (auch Wissen mit Pfeilen =\> Assoziationen, Umgebungen) - assoziative Netzwerke - (kognitive) Konsistenzen [Abruf] - externe oder interne Hinweise - konvergent: Abruf des Namens anhand eines Fotos - divergent: kreativer Prozess, z.B. Geburtstageschenk (mehrere Prozesse/Vorwissen/Erinnerungen müssen zusammenkommen) - kognitive Flexibilität - Kombination verschiedener Informationen [Priming] - Semantisch: Arzt → Krankenschwester - Handlung: motorische Reaktionen (zB Blaulicht ---\> Weg freimachen, automatisierte schnelle Reaktion) - Kategorial: Frucht → Apfel - Evaluativ: Lächelnder Stimulus → Neutrale Gesichter auch eher als freundlich wahrgenommen (Wahrnehmung verändern) ![](media/image8.png) **Implicit Association Test (IAT)** [Implizite soziale Kognition] - Stereotype (in sozialen Situationen leichter zu hinterfragen) - stark automatisierte Prozesse (aber in schnellen unbewussten Situationen zum vorschein) - unbewusste kognitive Verknüpfungen - z.B. Einstellungen gegenüber Personengruppen **Gedächtnis** - adaptiv, anpassungsfähig - Bindungsstil zB kann sich ändern =\> alte Erinnerungen überschreiben - selbstbezogene Kodierung - Interpretation neuer Informationen in Richtung bestehender Überzeugungen - inkonsistente Informationen → stärkere Verarbeitung **Zusammenfassung** - Um Informationen wahrzunehmen und zu kodieren, setzen wir neue Informationen mit unserem Vorwissen in Beziehung. - Derselbe Input kann zu unterschiedlichen Interpretationen führen, weil er mit unterschiedlichem Vorwissen verknüpft werden kann. - Welches Wissen zur Kodierung herangezogen wird, hängt von der Zugänglichkeit ab, also wie kürzlich und wie häufig dieses Wissen in früheren Situationen verwendet wurde. - Alle Arten von Vorwissen können durch situative Hinweise zugänglich gemacht werden, z. B. semantische Konzepte, Episoden oder Normen. - Kulturen unterscheiden sich darin, ob das Individuum als unabhängig von anderen Gruppenmitgliedern oder als von ihnen abhängig betrachtet wird. - Individuen bringen unterschiedliches Wissen ins Bewusstsein, das dann die Wahrnehmung und Kodierung beeinflusst. **Übungsfragen für zuhause** - Wähle eine für dich relevante soziale Situation aus und diskutiere, wie die Kodierung dieser Situation davon abhängt, welches Vorwissen du anwendest. - Arten des Vorwissens: episodisches Gedächtnis (persönliche Erinnerungen =\> Vgl mit anderen Erinnerungen, Parallelen), semantisches Wissen (Fakten, Normen, Regeln =\> va unbewusst und kleine Deteils verändern), Vorurteile & Stereotype + soziale Schemata - Assimilation oder Akkumulation - Denke an eine bevorstehende Situation, z. B. an deinen nächsten Sommerurlaub. Konstruiere diese Situation und schreibe auf, was dir dazu einfällt, und zwar in 2 Schritten: Stelle dir diese Situation zunächst so vor, als wäre sie in fünf Monaten, und dann so, als wäre sie in fünf Tagen. → Wie unterscheiden sich die beiden Konstruktionen? - Durch die zeitliche Distanz: unterschiedliches Detailniveau - Weiter weg: Konstruktion abstrakter - ZB konkreterer Ablaufplan, spezifische Ausflüge, Unterkunft **Zum Nachlesen:** Kapitel 3 & 4 aus „Social Cognition -- How individuals construct social reality." (Greifeneder, Bless & Fiedler) VO 4 Das Zusammenspiel von Kognition & Emotion ---------------------------------------------- Kontrollierte & automatisierte Informationsverarbeitung ------------------------------------------------------- **Soziale Urteile** - In jedem Moment un/bewusst urteilen - subjektiv und in Abhängigkeit des Kontextes - absolute Urteile objektive Messungen (z.B. Temperatur, wäre objektives Urteil) - evaluative Urteile Kontext und individuelle Präferenzen - Grundlage für soziales Verhalten: immer ein Austausch an Infos - Erster Eindruck in =\< 100ms: meist korrekt & unterscheiden sich zwischen Personen oft wenig **Nutzung von verfügbaren Informationen** - Assimilation positive Beziehung zwischen Information & Urteil (zB sehr gute Laune -\> auf andere Situationen auswirken -- etw weniger negativ sehen) - fundamentale Attributionsfehler (gesamte Situation & Kontext außer Acht lassen) - selektive Verarbeitung **Modell der Inklusion & Exklusion** - Zwei gleichzeitige mentale Repräsentationen für evaluative Urteile erforderlich - Repräsentation des Ziels - Repräsentation eines Standards - Abgleich der beiden - Assimilationseffekte - zB wollte eine 1 aber habe eine 3 aber Durchschnitt schlecht deshalb Abgleich mit Standard und Assimilation doch gut - ZB beim 3. Date küssen Standard & Ziel - Vorwissen, eigene Erfahrungen & Geschichten von anderen, Gesamtgesellschaftliche Änderungen **Informationsfilter** Informationen werden ausgeschlossen, wenn - irrelevant (wahrgenommene Relevanz; subjektiv) - Erinnerung wird wach, aber hat mit dieser Situation nichts zu tun - ZB jemand heißt Alex & kenne jmd der Alex heißt, den ich nicht mag - nicht repräsentativ (Repräsentativität, Anwendbarkeit) - unpassend/irrelevant (Gesprächsrelevanz; objektiv) **Effekte \ Ressourcen** - Assimilationseffekt vs. Kontrasteffekt - abhängig von kognitiven Ressourcen - wenig Ressourcen fördern Assimilation - kürzlich positive Erfahrung mit jemandem =\> generell schätze ich Person positiv ein - viel Ressourcen fördern Kontrasteffekte - Habe gehört, dass die andere Person negativ ist -- habe aber positive Erfahrungen gemacht =\> Kontrast bildet sich & Urteil wird negativer **Motivationale Determinanten** - Situative Faktoren: Kapazität und Motivation - Bedarf nach Kognition tiefergehende Verarbeitung - Bedarf nach Abschluss schnelle und fixe Antworten - Bedürfnis nach Genauigkeit - Bedürfnis der positiven Selbstwahrnehmung **Using information that serves us well** - Bestätigung eigener Überzeugungen =\> werden immer stärker - Verzerrte Urteile (eigene Person am wichtigsten, versuche external zu attribuieren) - Adaptive Infonutzung - Automatische Urteile **Verzerrte Urteile** - Selektive Informationssuche: Fokus auf Infos, die uns in unserer Überzeugung unterstützen =\> positives Selbstbild erhalten - Erinnerung an positive Informationen (einfacher als negatives, Ausnahme zB Beziehung) - Besser-als-der-Durchschnitt Effekt: positives Selbstbild - Überoptimismus: Glaube vieler Menschen, dass Wahrscheinlichkeit glücklich verheiratet zu sein, höher ist als bei anderen Menschen - Anpassung an Bedürfnisse **Automatische Urteile** - Dual-Process Modell (automatisiert & kontrolliert parallel) - unbewusste Informationsverarbeitung - Intentionalität und Kontrollierbarkeit (z.B. Stroop-Test) - Farbe automatischer direkt über Augen ins Hirn, Wort lesen etwas langsamer, aber beides zugleich - effizient, ressourcenschonend - oft schnell und genau Die Rolle von Gefühlen in der sozialen Kognition ------------------------------------------------ **Gefühle vs. Stimmung** - Gefühle: kurzfristig und intensiv - 6 Basisemotionen vs komplexe Gefühle - Stimmung: länger anhaltend und weniger intensiv - Früher: Hindernis für rationales Denken - Heute: wichtig für kognitive Verarbeitung und soziale Urteilsbildung - Stimmung Zugänglichkeit und Verarbeitung von Informationen **Stimmung & Gedächtnis** - Mood-State Dependency - Erinnerungen besser abgerufen, wenn in derselben Stimmung als dort selbst - Stimmungsabhängige Erinnerung (Stimmung ruf Erinnerung hervor) - Stimmungskongruente Erinnerung (Stimmung zweimal selbe) - assoziatives Netzwerkmodell (Bower, 1981) [Assoziatives Netzwerkmodell (Bower, 1981)] Würde sie so nicht unterschreiben In trauriger Stimmung funktionieren Prozesse nicht gleich gut Bsp Depression **Stimmung & Urteile** - Stimmungskongruente Urteile - „Wie fühle ich mich dabei?" als Urteilsbasis - Gefühle als direkte Informationsquelle - Attribution von aktuellen Gefühlen auf aktuelles Geschehen - Beim Ersten Date etwas Aufregendes tun =\> Adrenalin als Verliebtheit - Unmittelbarkeitsprinzip - Sehr hohe Relevanz von dem Gefühl, das wir aktuell erleben **Moderatoren** - Salienz der Gefühle (Präsenz) - Relevanz der Gefühle - Intensität der Gefühle - Verarbeitungsstil - Repräsentativität (zB in der Öffentlichkeit nicht laut schreien) **Stimmung & Verarbeitungsstil** - Positive Stimmung Heuristiken und vorhandene Wissensstrukturen - Positive Stimmung Stereotype und abstrakte Kategorisierung - Negative Stimmung detaillierter und systematischer (zB Grübeln) - Negative Stimmung Qualität der Argumente wichtiger - Negative Stimmung gründlichere Analyse von Argumenten **Zusammenfassung** - Forschung legt nahe, dass affektive Zustände eine wichtige Rolle spielen & uns bei der Konstruktion der sozialen Realität unterstützen. Es ist erwiesen, dass affektive Zustände viele Aspekte der Kognition beeinflussen, darunter das Gedächtnis, bewertende Urteile & die Art der Informationsverarbeitung. - Affektive Zustände können automatisch die Zugänglichkeit von im Gedächtnis gespeicherten Informationen beeinflussen. Informationen werden eher abgerufen, wenn sie mit dem aktuellen Gefühlszustand übereinstimmen oder wenn sie ursprünglich in einem ähnlichen Gefühlszustand gespeichert wurden. - Die Feststellung, dass bewertende Urteile häufig mit dem aktuellen Gefühlszustand übereinstimmen, ist sehr robust & wurde in vielen Bereichen beobachtet. - Eine Erklärung liegt in der besseren Zugänglichkeit von stimmungskongruentem Material. - Eine andere Erklärung besagt, dass Personen sich fragen:\ „Wie fühle ich mich? und somit ihre Gefühle als Information nutzen. - Es ist erwiesen, dass subtile Unterschiede im Gefühlszustand des Einzelnen die Art der Informationsverarbeitung beeinflussen. - Es hat sich gezeigt, dass glückliche Personen im Vergleich zu traurigen Personen mehr auf Heuristiken und allgemeine Wissensstrukturen zurückgreifen. - Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Verbindung zwischen Stimmung und spezifischen Verarbeitungsstilen variabler ist als bisher angenommen. **Übungsfragen für Zuhause** 1. Betrachten wir die automatische Aktivierung von stimmungskongruentem Material im Gedächtnis. Was würde passieren, wenn wir nicht in der Lage wären, dieser automatischen Aktivierung entgegenzuwirken, insbesondere wenn wir in einer traurigen, depressiven Stimmung sind? 2. In Supermärkten werden viele Versuche unternommen, um die Stimmung der Kunden zu verbessern (z.B. Musik, kleine Geschenke). Erörtere, warum dies eine wirksame Strategie sein könnte. Unter welchen Umständen wäre diese Strategie weniger wirksam? 3. Was ist der Unterschied zwischen dem stimmungsabhängigen und dem stimmungskongruenten Abruf? 4. Beschreibe ein Szenario, bei dem es schwierig ist, die beiden Mechanismen zu unterscheiden. Zum Nachlesen: Kapitel 5&6 **Nachtrag: Modell der Inklusion & Exklusion** =ein allgemeines Modell des sozialen Urteils, das viele Variablen integriert, die die Infoverwendung beeinflussen. Modell besagt, dass evaluative Urteile, die auf Merkmalen des Ziels beruhen, 2 mentale Repräsentationen erfordern =\> 1 des Ziels und eine des Standars, gegen den das Ziel bewertet wird Infos, die bei der Bildung einer Repräsentation inkludiert werden, führen zu Assimilationseffekten Inklusion positiver Mmerkmale führt zu einem positiveren Urteil =\> Inklusion negativer Merkmale zu einem negativeren Urteil Infos, die exkludiert gwerden =\> Kontrasteffekte [Für die Prüfungsvorbereitung: ] 1. Was würde passieren, wenn wir nicht in der Lage wären, der automatischen Aktivierung entgegenzuwirken, insbesondere wenn wir in einer traurigen, depressiven Stimmung sind? 2. Versuche, um die Stimmung der Kunden zu verbessern (z.B. Musik, kleine Geschenke) - erörtere, warum dies eine wirksame Strategie sein könnte. Unter welchen Umständen wäre diese Strategie weniger wirksam? 3. Was ist der Unterschied zwischen stimmungsabhängigem und stimmungskongruentem Abruf? 4. Beschreibe ein Szenario, bei dem es schwierig ist, die beiden Mechanismen zu unterscheiden. Defintion soziale Kognition: psychologische Prozesse, die es Individuen ermöglichen, Vorteile aus sozialer Interaktion zu ziehen zB Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis & Handlungsplanung in einem sozialen Kontext ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ - Kognition: Informationsverarbeitung, wurde durch Entwicklung von Computern 1940ern geprägt Soziale Signale: Verhaltensweisen/Ausdrucksformen wie zB [Mimik] (bei Furcht oder Ekel) & [Blickkontakt] =\> Warnsignale fürs Lernen. Helfen insbesondere bei frühkindlichen Entwicklung zB „Social Referencing" =\> Kinder reagieren auf Gesichtsausdruck ihrer Eltern um Entscheidung zu treffen Sensations are detected by sense organs (eyes) =\> sensations (light of a certain wavelength) are turned into perceptions (colour) =\> on basis of prior knowledge & context =\> decisions about response =\> actions are planned =\> output is initiatet in form of motor movements **Das Spiegelneuronensystem** =Netzwerk verschiedener Neuronen, wird aktiviert, wenn wir eine Handlung ausführen & wenn wir eine Handlung beobachten - Erstmals bei Affen im frontalen Kortex entdenkt, aber auch beim Menschen vorhanden - Helfen Handlungen & Gefühle anderer nachzuvollziehen - Mirror system allgemein: collection of brain regions - System that links actions & experiences in the self with them in others [Spiegelneuronen bei Menschen] ------------------------------------------ - Nicht nur für Handlungen, auch für Emotionen (zB Schmerz, Freude...) - Identified for emotion, touch, action - Mitfühlen oder Nachempfinden von Emotionen - Empathie - Essentiell für soziale Kognition **Soziales Lernen mithilfe von Spiegelneuronen** - Konzept des sozialen Referenzierens (soziales Bezugnehmen) - Kinder nutzen Gesichtsausdrücke von Eltern, um Entscheidungen zu treffen, ob sie zB auf unbekanntes Objekt zugehen oder abwenden sollen - Lernen, was gut & was schlecht ist - Brain is pre-preparted to learn more rapidly about threatining stimuli, such as snakes (than e.g. a flower) - Human infants learn from observin their mothers, at 14 months from familiarized stranger, 24 months strangers - 14 months old infants do not make distinction if an objects is really scary or the person could have a phobia - Gefahren vermeiden - Ausdruck des Ekels oder Angst =\> Entwickeln ähnliche Gefühle & meiden Situationen - Ekel & Angst - Automatisch wirkende Schutzmechanismen, die auf Gefahr hinweisen =\> unbewusste Verhaltensänderung (avoid food, infection) - Besonders wichtig für (Klein)kinder um grundlegenden Eigenschaften der Umwelt zu verstehen - Viele Prozesse unbewusst (zB Angst erkennen) - Unbewusst negative Gefühle entwicklen, wenn sie Reaktionen anderer beobachten, was oft als konditioniertes Lernen betrachtet, wird - Presentaion of a fearful face elicts physiological signs of fear in observers, even when they are not aware of seeing the face =\> subliminal learning - High level of intersubject agreement that certain people look untrustworthy =\> activity in amygdala =\> avoiding action should be taken (even when attending to irrelevant aspect of face like sex: example of prejudice, aquired through culture) - Lernen durch [Beobachten] (zB Angstkonditionierung) versus Lernen durch [Instruktion] (muss als Signal erkannt werden & darauf reagieren =\> setzt metakognitive Fähigkeiten voraus, schaffen Grundlage für kulturelles Lernen, was Hauptfähigkeit des Menschen ausmacht & sie von anderen Spezies unterscheidet) - Lernen durch Instruktion could be uniquely human: apes can lear by observation, but little evidence for deliberate instuction & recognition of ostensive signals - Bewusste Verarbeitung notwendig (ist exeption: learning by instruction) - Wir können Theorie lernen aber nicht die Bedeutung dahinter extrahieren - Subliminal signal of fear can only be learned through a primitive process of association - Signal als bedeutsam erkennen - Dann lernen infants - Wissensvermittlung - Infant must know which object mother is looking at - Averted gaze: automatically look at the place =\> much slower to identify objects that appear in opposit location (invalid cue), even when consistently wrong =\> faces just appear less trustworthy **Soziale Reaktionen** - Soziale Kognition oft symmetrisch - Social faux pas =\> companios express anger =\> shows embarrassment =\> companions express sorrow as an empathic response =\> everyone is happy - Spiegelnde Reaktionen - Muss sie nicht wirklich fühlen aber for observer much greater signs of sympathy =\> reputation management - Nachahmen kann soziales Klima positiv beeinflussen, solgane es unbewusst bleibt =\> wird es bewusst wahrgenommen: störend oder spöttisch empfunden - ZB leg-crossing, nodding - Synchronisierung zwischen Menschen - [Heißt = „Chamäleon Effekt"] - Unbewusste & automatische Nachahmung - Fördert Gefühl von Sympathie & Vertrauen Social signals that convey infos: looking for density of people, directions of their movements (most of the time conspecifics: humans), but also other species (dogs, geese) Zur Erkennung von „Agenten" nutzen wir einfache Hinweise. - grundlegender Unterschied besteht dabei zwischen Objekten, die sich selbst bewegen, & solchen, die das nicht tun. - Säuglinge erkennen Kausalität, wenn die Bewegung eines unbeweglichen Objekts durch ein anderes Objekt verändert wird. - Sie nehmen Intentionen wahr, wenn sich ein sich selbst bewegendes Objekt eigenständig verändert. Solche selbstbewegenden Objekte behandeln Säuglinge als „Agenten" mit Zielen. - Ein weiteres Zeichen für Agency ist kontingentes Verhalten: Wenn ein unbelebtes Objekt auf eine Weise reagiert, die auf Interaktion schließen lässt, behandeln Säuglinge es wie einen kommunikativen und zielgerichteten Agenten. - Auch Erwachsene interpretieren Bewegungen unbelebter Objekte oft automatisch als zielgerichtet & intentionell, zB bei geometrischen Formen auf Bildschirmen (Heider & Simmel). Diese Erkennung und Interpretation von Agenten durch Bewegung ist stark reizgesteuert und läuft meist automatisch ab. **Synchronisierung** - Bewegungen, zB Nicken oder Arme verschränken - Hirnelektrische Aktivität (zB EEG) - Neuronale Aktivität (zB fMRI) - Blinzelfrequenz - Blickrichtung **Alignment in joint action** - Angleichung zwischen Menschen bei gemeinsamer Aktivität - Automatisch - Wichtig für effektive Zusammenarbeit - Shared vocabulary, perception of the world =\> common ground - Align focus & attention which is typically achieved by pointing at an object/verbally agree - Share attention: 12 months old - Bei Säuglingen/Kleinkindern durch Zeigen **Alignment of goals** - Angleichung von Zielen - Gemeinsame Aufgabe =\> geteilte Repräsentation von Wahrnehmung & Aufmerksamkeit - Fördern Kooperation - Prozesse automatisch - Give largely unconscious eye gaze signals to control turn-taking in discourse - Use interjections like „ah/um" to signal delays in speaking/avoid premature interruption - Speakers become more similar in use of syntax - Einfache Iitation oft nicht ausreichend (Kommunikation & Vertrauen notwendig) - Komplementäre Handlungen notwenig zB etwas Tragen jemand muss vorwärts & jmd rückwärtslaufen **Blicke als soziales Signal** - Blickrichtung als Signal - Blicke als Zeiger / Hinweis für relevante Objekte / Orte / Ereignisse - ZB Gefahren, Interessantes, Aufmerksamkeit - Augen sehr schnell erkennbar (Weiße Sklera) **Ostension** - Besondere Form der Signalisierung =\> Bereiten auf Lernen durch direkte Instruktionen vor - Signale zeigen Empfänger, dass nachfolgenden Infos wichtig sind - Säuglinge ahmen bestimmte Verhaltensweisen nur nach, wenn diesen ein ostentives Signal vorausgeht - Zeigen/Deuten auf ein Objekt, um etwas zu erklären / definieren - Häufig bei Mutter-Kind Interaktion - In Verbindung mit Blickkontakt oder Nennung des Namens - Mutterese =\> motherese: infants pay more attention than to normal adult speech because they know that it is directed to them - Nennung des Namens reagieren ab 4.5 Monaten **Lernen durch Anleitung** - Bei Kindern: Annahme, dass alle Anleitungen gültig sind - Mit 14 months - Vorallem Mütter priviligierter Status, dass alles, was sie instruieren, richtig ist - Später: Personen haben verschiedene Ansichten/Einstellungen (18 months) - Nicht alle Anleitungen sind verlässlich/gültig - Bewertung von Informationen - Komplexeren Wahrnehmung & Interpreation der Welt - Deliberatly share knowledge that makes human mind unique - Meta-cognition =\> associated with self-consciousness **Zusammenfassung** - Das Spiegelneuronensystem ermöglicht es, Handlungen & Emotionen anderer nachzuvollziehen, was für das Verständnis & die Interaktion in sozialen Kontexten wichtig ist. - Instinktive Reaktionen wie Ekel oder Angst helfen uns, Gefahren zu vermeiden, indem wir diese Emotionen bei anderen erkennen & selbst erfahren. - Kinder lernen durch soziale Hinweise wie Gesichtsausdrücke ihrer Eltern, was sicher oder gefährlich ist, und passen ihr Verhalten an. - Gemeinsame Ziele und automatische Anpassungen der Handlungen sind essenziell für erfolgreiches Teamwork & effektive Zusammenarbeit. - Durch absichtliche Signale und Ostension, wie direkter Blickkontakt, wird Wissen gezielt vermittelt und das Lernen, insbesondere bei Kindern, gefördert. [Übungsfragen für zuhause] - Nenne 3 Beispiele, in denen uns unser Spiegelsystem bei einer sozialen Interaktion oder Situation hilft. - Benenne 3 verschiedene Signale zur sozialen Interaktion. - Im Zeitalter von Digitalisierung und Social Media findet ein Großteil unserer Kommunikation im virtuellen Raum statt. Welche Prozesse im Bereich der sozialen Kognition sind dadurch erschwert/was geht verloren? Zum Nachlesen: Dokument Review Social Cognition VO 6 Die Entwicklung der sozialen Kognition ------------------------------------------- **Entwicklung der sozialen Kognition bei Kindern** - Kaskaden-Prozess (Entwickelt sich über gesamte K&J bis ins Erwachsenenalter) - Entwickelt sich graduell, werden im Laufe des Lebens erweitert, bauen aufeinander auf - Einfache Fähigkeiten wie Erkennen von Gesichtern = Grundlage für komplexere Fertigkeiten wie Theorie of Mind ToM & Empathie - Basisfertigkeiten fördern Empathie & moralische Entscheidung =\> ist wichtig für den Umgang mit sozialen Konflikten - bei Neugeborenen: Präferenz für Gesichtsreize - social smile, imitation, parent-infant synchrony, interactional turn-taking, joint attention - Humans develop most intricate social abilities: stimuli that are more complex to process - Affektive „heiße" Prozesse (Emotionsverarbeitung) & kognitive „kalte" Prozesse (Verstehen von Überzeugungen & Gedanken) 1. Verarbeitung von Gesichtsausdrücken (face detection/discrimination/recognition/eye & gaze processing) & geteilte Aufmerksamkeit (Koordination von eigener Aufmerksamkeit mit der von jemand anders =\> common point of reference) a. Neugeborene: Präferenz für Gesichter & Aufmerksamkeit für Gesichtsreize =\> Wegbereitung für Verarbeitung von Gesichtsausdrücken & geteilte Aufmerksamkeit b. Erste 12 Monate: Entwicklung Gesichtsausdrucksunterscheidung & geteilte Aufmerksamkeit =\> Grundlage für ToM Verständnis c. Vorschulalter: ToM beginnt basierend auf Erfahrungen mit geteilter Aufmerksamkeit & Gesichtsausdrucksverarbeitung =\> Voraussetzung für Empathie =\> im Schulalter verfeinert d. K&J: Fähigkeiten erweitert =\> komplexe soziale & moralische Entscheidungsprozesse 2. Theory of mind (understand another perspektive =\> affective -- desires, emotions, cognitive states -- knowledge, beliefs & second order theory of mind = infer one's mental state about another's mental state, Fähigkeit, nachzudenken, was jemand anderes über dritte Person denkt) e. False-belief-Aufgaben: andere Personen andere Meinung meist erst ab 4-5 Jahren 3. Empathie (share a feeling state, affective contagion) & moralische Urteilsbildung (judgement, reasoning, decision-making) - attentional bias toward visual facial stimuli, which predisposes them to developing facial expression processing (e.g., ability to discriminate between basic facial expressions by 9--12 months of age) - joint attention (e.g., responses to joint attention demands appear and increase between 2 and 12 months of age) - Aber Achtung: absence of unified taxonomy: Mind in the Eyes task: pick a word that describes what a person is feeling: other interpretations e.g. reduced empathy, facial expression processing, impaired theory of mind **Soziokognitive Fähigkeiten** - Gesichts- und Emotionsverarbeitung - geteilte Aufmerksamkeit - Theory of mind - Empathie - Moral **Wechselwirkungen** - Interaktion bei Entwicklung von kognitiven & affektiven Fähigkeiten (zB Sprache, Gedächtnis, Motivation) - Entwicklung von Exekutivfunktionen + Sprache fördert die Ausdifferenzierung der Theory of mind & soziale Kommunikation - soziale Kognition \Entwicklung anderer kognitiver Funktionen - gemeinsame Aufmerksamkeit \Sprachentwicklung **Biologische Grundlagen** - sozialen Kognition basiert auf spezifischen neuronalen Netzwerken im Gehirn, dem sogenannten „sozialen Gehirn" - wichtige Hirnregionen: Amygdala, orbitofrontale Kortex, superiore temporale Sulcus, temporoparietal junction, temporal pole, insula - neurobiologische Prozesse, z.B. hormonelle Veränderungen fördern sozial-kognitive Fähigkeiten - während Pubertät → Intensivierung sozialer Verhaltensweisen zB Risikoverhalten & Reaktionen auf soziale Ablehnung - funktionale Konnektivität innerhalb der Netzwerke des sozialen Gehirns ![](media/image10.png) **Soziale Netzwerke** - Amygdala-Netzwerk - Mentalisierung-Netzwerk - Empathie-Netzwerk - Spiegelnetzwerk - Moralisches Gehirn **Amygdala Netzwerk** - emotionale Bewertung und Regulation - Erkennen sozial relevanter Reize, wie z.B. Bedrohungen - sozial affiliatives Verhalten - Amygdala & orbitofrontaler Korte **Mentalisierungsnetzwerk** - Theory of mind - Medialer präfrontaler Kortex - superiorer temporaler Sulcus - temporoparietales Übergangsgebiet - temporale Pole **Empathie-Netzwerk** - Erkennen und Reagieren auf Emotionen anderer Menschen - Anteriorer cingulärer Kortex - Teile des somatosensorischen Kortex - anteriore Insula **Spiegelnetzwerk** - Beobachtung von Handlungen / Emotionen - spezifische Neuronen - feuern bei beobachteten & selbst ausgeführten Handlungen - Parietale und präfrontale Kortex-Regionen **Netzwerk für geteilte Aufmerksamkeit** - Koordination der Aufmerksamkeit mit einer anderen Person - Dorsaler & medialer Frontalkortex, orbitofrontaler Kortex - Insula & Amygdala - anteriorer & posteriorer cingulärer Kortex - Knoten des Basalgangliennetzwerks & Striatum **Moralisches Gehirn** - anteriorer cingulärer Kortex - orbitofrontaler Kortex - frontopolare und ventromediale Kortexbereiche - temporoparietales Übergangsgebiet - Amygdala **Umwelteinflüsse** - erheblicher Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Kognition - Störungen im sozialen Funktionieren: psychiatrischen (zB PTSD), neuroentwicklungsbedingten (zB Autismus), erworbenen (zB traumatische Hirnverletzung), umweltbedingtem (zB Missbrauch) - Soziale Kognition ist nicht immer aus dem Alltagsverhalten ableitbar: - Defizite (z. B. schwache Theory of Mind, eingeschränktes Erkennen von Gesichtsausdrücken) können zu mangelndem empathischem Verhalten führen. Kinder mit intakter sozialer Kognition zeigen möglicherweise trotzdem kein altruistisches Verhalten, da auch Motivation & emotionale Faktoren eine Rolle spielen. - Verschiedene kognitive Defizite können ähnliche soziale Störungen hervorrufen: - Soziale Probleme können sowohl aus allgemeinen kognitiven Beeinträchtigungen (z. B. Sprachverstehen) als auch aus spezifischen sozial-kognitiven Defiziten (z. B. Erkennen von Gesichtsausdrücken) resultieren. Eine umfassende kognitive Bewertung sollte daher immer auch sozial-kognitive Aspekte berücksichtigen. - Einzigartige sozial-kognitive Profile bei verschiedenen Bedingungen: - Jede klinische Bedingung zeigt spezifische Muster sozialer Beeinträchtigungen, z. B. bei Autismus (Beeinträchtigung der gemeinsamen Aufmerksamkeit, Theory of Mind und Empathie) oder ADHS (Gesichtserkennung, Theory of Mind). Die Beurteilung sollte daher auf die jeweilige Störung abgestimmt werden. - Nicht alle Komponenten einer sozial-kognitiven Fähigkeit sind in einer Störung gleich betroffen: - Innerhalb einer Diagnose wie Autismus können einige sozial-kognitive Komponenten erhalten bleiben, während andere beeinträchtigt sind. ZB haben Kinder mit Autismus oft eine intakte moralische Grundverständnis, aber Schwierigkeiten, die Intention hinter Handlungen zu beurteilen. - Entwicklungsangemessene Bewertung: - Sozial-kognitive Fähigkeiten entwickeln sich in Phasen, sodass entwicklungsangemessene Beurteilungsmethoden notwendig sind. Beispielsweise ist der False-Belief-Test zur Theory of Mind nur für Kinder zwischen 3 und 5 Jahren geeignet und sollte bei jüngeren oder älteren Kindern nicht angewendet werden. - mehr soziale Interaktionen und Freundschaften → geringere neuronale Reaktivität auf soziale Ablehnung - Konsolidierung sozialer Regeln - Entwicklung moralischer Entscheidungsprozesse ![](media/image12.png)**Entwicklung über die Lebensspanne** - Entwicklung soziokognitiver Fähigkeiten beginnt in der frühen Kindheit (soziales Lächeln, Imitation, Aufmerksamkeit) reicht bis ins Erwachsenenalter - Wird zunehmend komplexer - besonders vulnerable Phase während der Pubertät - parallele Entwicklung von kognitiven und sozialen Fähigkeiten - Gefahren durch Social Media, Digitalisierung, Pandemie... **Frühe Kindheit:** Erkennen von Gesichtsausdrücken & gemeinsame Aufmerksamkeit **Mittlere Kindheit**: Entwicklung ToM & erste moralische Entscheidungen **Adoleszenz:** Verfeinerung Empathie & moralischen Entscheidungsfähigkeit **Erwachenenalter:** Stabilisierung & weitere Verfeinerung sozial-kognitiver Fähigkeiten **Digitalisierung & Social Media** - Verlagerung der sozialen Interaktion in den digitalen Raum - Cyber Bullying / Mobbing - sozialer Vergleich - Erlernen sozialer Fähigkeiten erschwert - Prävalenz psychischer Störungen erhöht ![](media/image14.png)**The anxious gneration (Jonathan Haidt, 2024)** **Zusammenfassung** - Soziale Kognition unfasst die Fähigkeit, sozial relevante Infos zu erkennen & zu verarbeiten, sie umfasst grundlegende & komplere Fähigkeiten wie Gesichtsverarbeitung, gemeinsame Aufmerksamkeit, Empathie & moralische Entscheidungsfindung & erfordert viele kognitive Systeme & spezielle Gehirnnetzwerke - Netzwerke des \"sozialen Gehirns\" umfassen verschiedene Gehirnregionen & unterstützen Funktionen wie emotionale Bewertung, Theory of Mind, Empathie & moralisches Urteilen - Die Entwicklung sozialer Kognition erfolgt in einem Kaskadenprozess, wobei einfache Fähigkeiten als Grundlage für komplexere Fähigkeiten dienen; dabei interagieren soziokognitive Fähigkeiten mit allgemeinen kognitiven Funktionen & entwickeln sich schrittweise bis ins Erwachsenenalter. - Sowohl biologische Faktoren (z.B. hormonelle Veränderungen) als auch Umwelteinflüsse (z.B. soziale Interaktionen) spielen eine wesentliche Rolle in der Entwicklung sozialer Kognition & beeinflussen die funktionale Reifung & Anpassung sozialer Verhaltensweisen. [Übungsfragen für Zuhause] 1. Welche sozialen Netzwerke gibt es im Gehirn? = Mentalisierungsnetzwerk, Amygdala, Empathie-Netzwerk, Spiegelnetzwerk, Moralisches Gehirn, Geteilte Aufmerksamkeit 2. In welche(n) Phase(n) ist das Gehirn am vulnerabelsten? = frühe Kindheit (hohe Neuroplastizität, Neuronen verbinden sich um Fähigkeiten zu entwickeln), Aufbau der neuronalen Strukturen = Pubertät: hormonelle Veränderung 3. Welchen (äußeren) Einflüsse können die Entwicklung der sozialen Kognition behindern? = Digitalisierung, Online-Kommunikation, Computer- & Handykonsum, Anzahl sozialer Interaktionen & Freundschaften (Qualität -- je mehr & besser, desto bessere Entwicklung), Social Media (bekomme nicht sofort eine Antwort, wie in realen Gesprächen auch non-verbal), soziale Ausgrenzung (durch Handy + Computer verstärkte Absonderung) *Zum Nachlesen* *Kapitel 21 Social Cognition aus Handbook of Clinical Neurology (Beaudoin & Beauchamp, 2020)* VO 7 Joint attention / action ----------------------------- - Geteilte Aufmerksamkeit - auf dieselbe Aufgabe gerichtet - ähnliche oder komplementäre Handlungen (Aufgabenteilung) - wichtig für soziales Lernen & Miteinander (Struktur & Roten Faden halten) **Synchronisierung** - automatisch (2 oder mehr Personen) - auf neuronaler & physiologischer Ebene - während sozialer Interaktion - als Basis für Kollaboration (& Kooperation) - auch bei Tieren - Je besser die Synchronisierung, desto besser sind auch die Outcomes - Wenig Forschung was die Synchronisierung begünstigt ![](media/image16.png)**Methoden** - Hyperscanning - EEG (HRV), fMRI, and fNIRS (non-invasiv) - Gleichzeitige Messung der neuronalen Aktivität mehrerer Personen in Echtzeit - Auch zB Hautleitwert möglich -- Arousal, Stresslevel, kognitive Anstrengung - erste Studien mit dualer Blickbewegungsmessung - Bild vom fNIRS (Nahinfrarotspektroskopie: Hirnaktivität messen -- eher wie Bildgebung) **Elektroenzephalographie** - - - - ![](media/image18.png)**funktionelle Nahinfrarot-Spektroskopie** - - - - **funktionelle Magnetresonanztomographie** - Bildgebungsverfahren - Messung der Gehirnaktivität - non-invasiv - schlechtere zeitliche Auflösung als EEG und fNIRS - keine schnellen Reaktionen messen (zB ms Reaktionen auf Bilder) - Also fragwürdig was man mit Studie in diesem Kontext sagen will - EEG sehr Fehleranfällig, schwer zu überhaupt ein Signal finden - Eyetracking: schnell, genau, zu jedem Zeitpunkt visuelle Aufmerksamkeit messbar, Nachteil eig nur eine Hirnregionen **Geteilte Aufmerksamkeit & Synchronisierung** - Gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokus auf dritte Quelle - Geteilte Aufmerksamkeit =\> Synchronisierung - Hirnelektrische Aktivität - Neuronale Aktivität - Blinzelfrequenz **Studie** - - Idee weil Corona -- Computer viel häufiger - - - Studie: **Hypothesen** 1\. Die Synchronisierung der Blinzelfrequenz steigt über die Zeit. =\> Probanden durften sich nicht kennen 2\. Die Synchronisierung der Blinzelfrequenz sagt die Teamleistung vorher. =\> wurde schon öfter gezeigt, jedoch nicht in Webcam Interaktionen **Experimentelles Setup** - 2 Notebooks mit externen Webcams - Bild war sehr direkt sichtbar, ohne Verzögerungen - 2 Paar Tobii Pro Glasses 2 - 2 Kinnstützen - Zwischen den Probanden: Trennwand (waren im selben Raum) **Mobiles Eyetracking** - Tobii Pro Glasses 2 - Möglichkeit der Blickverfolgung - unabhängig von Ort und Umgebung - Manuelle Auswertung/Kodierung (Abhängig, wo sie getragen wurden) - Blinzelfrequenz als Output aber nicht wohin geschaut **Stichprobe** - 76 Teilnehmende, 38 Teams - Altersdurchschnitt: 23 (18 -- 58 Jahre) - 48 Frauen, 28 Männer - Keine Geschlechts-& Alterseffekte **Ablauf** Kennenlernen (10 Min.) - Synchronisierung passiert, sobald man miteinanderer spricht auch zB Rücken an Rücken, aber besser, wenn man sich in die Augen schaut Winter Survival Aufgabe - Problemlöseaufgabe, Flugzeugabsturz im Winter, im Team entscheiden was brauchts für survival Teamlösung \>\< Musterlösung (gab Punktescore) **Datenverarbeitung** - Export der Pupillendaten - ![](media/image20.png)Durchmesser der Pupille und Validität (war Auge zusehen) - Anpassung an Licht & Pupillenkontraktion sichtbar - Algorithmus zur Erkennung der Blinzelrate - Phi-Koeffizient für Synchronisierung (0-1 1 wäre perfekt, immer gleichzeitig geblinzelt) **Ergebnisse** Signifikante Unterschiede zwischen der Blinzelsynchronisierung während des Kennenlernens und Problemlösungsaufgabe 50-60 die meisten, aber auch paar Ausreißer F(1, 73) = 10.10, p \< 0.01, η2 = 0.12 (mittelstarker Effekt) ![](media/image22.png) Pearson Korrelation: r(74) = 0.33, p\< 0.01 14% der Varianz der Problemlösefähigkeit im Regressionsmodell durch die Synchronisierung erklärt - Scheinbar viel für so ein Experiment Kontrolle für: Baseline Blinzelfrequenz, Sympathie und Empathie (mittels Fragebogen) **Implikationen** - Synchronisierung findet auch via Webcam statt - beeinflusst die Teamleistung (virtuele Teamarbeit oder ganze Jobs) - Interaktion & Kollaboration auch Online gut - verändert sich über die Zeit **Zusammenfassung** - - - Beachte zeitliche auflösung fMRI echte Interaktionen nicht - - - Erste Studie die es kontrolliert gezeigt hat - **Übungsfragen für Zuhause** 1\. [Welche Methoden eignen sich besonders für Hyperscanning?] =\> EEG, fNIRS, Eyetracking, fMRT, Hautleitfähigkeit, EKG, Elektrodermale Aktivität, evt auch Pupille für Arousal (Synchronisieren sich zwischen Personen, die miteinander initeragieren) 2\. [Was sind die Vorteile von EEG, fNIRS und Eyetracking gegenüber fMRT?] =\> fMRT deutlich teurer & auch nicht für einzelne Messungen, zeitliche Auflösung besser als bei fMRT, kann nie 2 Personen in einem Raum messen =\> keine echten Interaktionen \- zeitliche Auflösung \- selber Raum \- Interaktion \- Kosten FMRT: Scans auch sehr langsam 10-20 sek -- dynamische Aktivierung & Veränderung schwer nachvollziehbar (EEG, Eyetracking schon) 3\. [Überlege dir eine Situation, in der es spannend wäre, mithilfe von Hyperscanning die Synchronisierung zu messen. Beschreibe 3 Punkte, auf die besonders zu achten ist]. =\> Synchronisierung im Zoom-Setting & gemeinsam Probleme lösen =\> sehr gut kennen/Partner/gern mögen/Familie-Genetik/ Klient-Therapeut beim Erstgespräch & wie Therapie & Qualität davon vorhergesagt werden kann =\> Achten: Baseline-Messung, wenig Störungsquellen, „echte" soziale Interaktion, Aufzeichnerin verlässt Raum, Aufnahmen müssen gleichzeitig stattfinden, „Klappe" beim Filmen =\> Signal für Synchronisierung der Messungen -- von da wegschneiden Zum Nachlesen *Hoffmann, A., Schellhorn, A. M., Ritter, M., Sachse, P., & Maran, T. (2024). Blink synchronization increases over time and predicts problem-solving performance in virtual teams. Small Group Research, 55(5), 706-728. https://doi.org/10.1177/10464964231195618* VO 8 -- Blickkontakt -------------------- **Blickkontakt** - starkes Signal (nonverbal: will mit uns interagieren) - löst positive Emotionen/Aufregung aus (arousal auslösen) - erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Gespräch -- soziale Interaktion - zB viele Studien der 80ge: in Bar öfter anschauen -- gehe eher hin & spreche mit Person - Mythos „Liebe auf den ersten Blick" - bei anderen Spezies: potenzielle Bedrohung -- evt Angriff (zB Affen) **bei uns Menschen** - Grundlage für Kommunikation & soziale Interaktion - & für Kooperationsbereitschaft (auch schon bei Kleinkindern -- freundlicher Blickkontakt) - non-verbale Kommunikation - Augen weit geöffnet, Augenbrauen angehoben, lächeln =\> Bereitschaft - Weiß im Auge soll sichtbar sein - unsere Aufmerksamkeit fokussiert reflexartig auf uns gerichtete Blicke - Verhalten angeboren Studie bei Kindern **Methoden** - - - - **Studie** - Duales (mobiles) Eye-Tracking zur Erfassung des Blickkontakts - Quantifizierung des gleichzeitigen Blickkontakts zwischen 2 Personen - zur Vorhersage der Partnerwahl - nach einem 5-minütigen Speed-Date ![](media/image24.png) **Studie**: https://doi.org/10.1007/s10508-023-02806-0 **Relevanz** - Partnerwahl ist wichtig für sexuelle Reproduktion - Blickkontakt spielt eine Rolle beim Kennenlernen (va spontanes Soziales zB Party) - Zeigt Interesse und kreiert Anziehung - Evolutionäre Perspektive untersucht v.a. physische (&sexuelle zB Gesichtssymmetrie, Muskelmasse, Geruch) Aspekte - Stimmlage & Körpersprache spielen auch eine Rolle **Blickkontakt** - Hat eine duale Funktion = Interesse zeigen & Emotionen / Aufmerksamkeit - Blickkontakt ist relevant für\... - Informationen senden & sammeln - Interesse signalisieren (Ich höre dir zu) - den mentalen Zustand des Gegenübers erkennen - passiert spontan **Hypothesen** 1. Je mehr gleichzeitigen Blickkontakt zwei Personen während eines Speed-Dates haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für das Gegenüber als potenziellen Partner entscheiden. (Schätzen immer deutlich mehr, gibt keine Korrelation) 2. Subjektiv wahrgenommener und objektiv gemessener gegenseitiger Blickkontakt stehen in keinem Verhältnis zueinander. **Experimentelles Setup** - 2 Paar Tobii Pro Glasses 2 - Zwischen Probanden\*innen: Tisch - Proband\*innen sitzen sich gegenüber **Stichprobe** - 60 Teilnehmende - Altersdurchschnitt: 23 (19 -- 32 Jahre) - 30 Frauen, 30 Männer - Single oder bereit zu daten **Dating Partner** - 4 Frauen, 4 Männer (vorab rekrutiert) - Altersdurchschnitt: 23 (21 -- 30 Jahre) - vorab ausgewählt, Hypothesen unbekannt - Single und bereit zu daten **Ablauf** - Kalibrierung der Eyetracking-Brillen (Klatschen als Startpunkt & Personen waren danach alleine im Raum) - 4 Speed-Dates pro Proband - Kurzer Fragebogen nach jedem Date (Attraktion, noch mal sehen, kurz/langfristige Bzh, Blickkontakt) - Dating Partner in separatem Raum **Datenverarbeitung** - Export der Videos mit Gaze Overlay (rot Rund & in Augen) - Manuelle Kodierung der Fixationen (jede Millisek) - 5 min = 4-5h Auswertung, 480 Videos insg - Areas of Interest: Augen, Gesicht, Körper (Oberkörper), Hintergrund - Co-Occurence Filter für gleichzeitigen Blickkontakt **Ergebnisse** - Achtung Probanden hatten nur 4 Dates: waren weniger wählerisch als die, die 30 Partner zur Verfügung hatten [Multilevel Regressionsmodel] - Gleichzeitiger Blickkontakt: OR = 2.80, p = 0.015 - ❌Gleichzeitiger Gesichtskontakt: ns - Binärlogistisch: möchte sehen/nicht [Einschluss von Attraktivität] - Gleichzeitiger Blickkontakt : OR = 2.70, p = 0.023 - Attrakvitität OR = 1.33, p = 0.046 (quasi Zusatz, oben beides drinnen) - Jeder gleichzeittige Kontakt =\> Verdreifachung der Chance - Kann jemanden auf Mund schauen -- wissen nicht, dass es nicht Augen sind! Marginale Unterschiede: Gesichtskontakt auch signifikant? Aber NEIN, ns, obwohl wir nicht wissen, ob es Augen sind -- unbewusste Wahrnehmung, dass es wirklich Augen sind - Interpretation Einschluss Attraktivität: positiver Einfluss, jedoch nicht so sehr wie Blickkontakt - Wie oft man in die Augen schaut, korreliert nicht mit der Attraktivität =\> echte soziale Situation (=ACHTUNG bei Bildern konnte es schon bewiesen werden) **Diskussion** - Blick in die Augen (sensitiv!!), aber nicht ins Gesicht sagt Partnerwahl vorher - Blickkontakt löst positive Emotionen aus - Signal des Interesses, man fühlt sich berührt - Attraktivität spielt ebenfalls eine Rolle - kein Zusammenhang zwischen Blickkontakt und Attraktivität - wahrscheinlich gewisse Reziprozität: wenn andere Person macht, dann ich evt auch **Limitationen** - kleine Stichprobe (Power war schon OK) - vorab ausgewählte Dating Partner \< Round-Robin Design (immer 1 Tisch weiter, Kombinationsmöglichkeiten, gleich viele Dates) - keine Generalisierbarkeit auf andere Kulturen (va Innsbruck, asiatischer Raum whrsch Unterschiedlich) - möglicherweise verändertes Blickverhalten wegen der Brille (evt weil beide auf hatten, Effekt ausmitteln) - „alle 10 Minuten verliebt sich jemand im Labor X" ![](media/image26.png)**Blickverhalten -- Normen?** - M & F kein grober Unterschied - Aber Blick in die Augen & Dauer - Gleich häufiger Augenkontakt - Männer schauen länger in die Augen - Am häufigsten Kopf, Augen & Hintergrund - Körper am wenigsten **Blickverhalten -- Prädiktoren?** - Persönlichkeitsdimensionen spielen nur eine kleine Rolle - Je mehr Prädiktoren, desto eher funktioniert Modell nicht =\> mehr Variablen, mehr Daten nötig - Erziehung / Umwelt hat einen stärkeren Einfluss - In Dating Studie: Persönlichkeit nicht korreliert mit Blickverhalten - Einzige signifikante Variable: Angst vor Blickkontakt (nicht im Paper) - Stärker als Persönlichkeit **Soziale Aufmerksamkeit** - Aufmerksamkeit für soziale Reize ist angeboren - Generell: Blick eher aruf andere Menschen als auf Unbelebtes - Gesichter (fremde, bekannte) - Augen - Körper (weniger als Gesichter & Augen) ![](media/image28.png)**Soziale Aufmerksamkeit** - Hierarchische Regression [Modell 1:] Alter & Geschlecht nicht relevant [Modell 2:] bei den Persönlichkeitsdimensionen (Big5) =\> nur Offenheit signifikant R\^2 =\> Varianzaufklärung: 0,5% [Modell 3:] Dichte des Heimatortes klärt 17% der Varianz auf, Persönlichkeit spielt Keine Rolle mehr - In Dörfern aufgewachsen weniger Gesichter fixieren, als wenn in Großstadt aufgewachsen =\> je nach dem was wir gewohnt sind - Umwelt wenig komplex & wenig Menschen =\> auch weniger Interesse an Gesichtern **Zusammenfassung** - Duale Funktion des Blicks: Blickkontakt dient sowohl dem Senden & Empfangen von Informationen als auch der Signalisierung von Interesse & der Erkennung des mentalen Zustands des Gegenübers. - ZB bei Spendenaufrufen: Augen auf der Werbung =\> es wird mehr gespendet - Duales Eyetracking ermöglicht uns, die Dynamiken des Blickkontakts zwischen 2 Personen zu messen. - Blickkontakt beeinflusst unser Verhalten, zB unser Auswahlverhalten in einer Speed-Dating Situation (Kennenlernen). - Menschen richten ihre Aufmerksamkeit bevorzugt auf soziale Reize wie Gesichter & Augen. Dieses Verhalten ist evolutionär bedingt/angeboren & wird durch Umweltfaktoren geprägt. - Persönlichkeitsmerkmale haben nur einen geringen Einfluss auf unser Blickverhalten, die Umgebung/Umwelt spielt eine größere Rolle. **Übungsfragen für Zuhause** 1. Erkläre die Rolle von Blickkontakt in sozialen Interaktionen. Beschreibe, welche Funktionen Blickkontakt erfüllt und wie er unsere Kooperationsbereitschaft und Kommunikation beeinflusst. 2. Welche Ergebnisse lieferte die Speed-Dating-Studie zum Einfluss von Blickkontakt auf die Partnerwahl? Gehe auf die wichtigste Hypothese und die Bedeutung von gleichzeitigem Blickkontakt ein. **Zum Nachlesen** *Hoffmann, A., Schiestl, S., Sinske, P., Gondan, M., Sachse, P., & Maran, T. (2024). Sharing and Receiving Eye-Contact Predicts Mate Choice After a 5-Minute Conversation: Evidence from a Speed-Dating Study. Archives of Sexual Behavior, 53(3), 959-968.* Vorlesung 9 Eyetracking zur Erfassung sozialer Kognition -------------------------------------------------------- **Eyetracking -- was ist das?** - Okulographie - Methodik zur Aufzeichnung von Blickbewegungen - Sakkaden (schnellen Bewegungen von A-B, kann sich auch Geschwindigkeiten anschauen) vs. Fixationen (Stillstand & Fokus auf bestimmten Bereich) - Reaktionszeiten (Startstimmulus ---\> Zeit bis wann sich Auge wieder bewegt) - Fixationsdauer/Anzahl (Interessensbereiche werden vorab fixiert zB Augen, Gesicht, Hintergrund) ![](media/image30.png)**Bsp Eyelink 1000** Ca 30.000 Separates Modul auf 1 einzelnes Auge, rechts davon infrarot Modul =\> leuchtet Auge an Reicht 1 Auge, weil =\> Augen bewegen sich eig Synchron (außer Schielen) Gibt oft Kinnstütze/Kopfhalterung: Bewegungen ausgeschlossen Zieht Ellipse um Cornea = innere der Pupille interessant =\> Anpassung Sieht was Probanden sehen & wie sich Augen bewegen ![](media/image32.png) **Bsp: Tobii Spectrum** Auch ca 30.000 Kann Kopfbewegungen herausrechnen Nicht klar sichtbar, dass Eyetracking ist =\> kann Sinn der Forschung verschleiern **Bsp: Tobii Glasses 2 & 3** 2 = links: eher klobiges Aussehen -- merkt, dass Ioden eingebaut sind, sieht Kamera & Kabel ist immer dran =\> Proband muss Kästchen mittragen 3 = Brillen schauen nicht mehr aus wie Eyetracker, wireless ![](media/image34.png) Bildschirmbasiertes Eyetracking Scanpfade ausgeben lassen Saccaden & Visualisierung ausgeben lassen Je größer, desto länger fixiert, Reihenfolge nach beschriftet Heatmaps: grün= kürzer & weniger häufig angeschaut **Parameter** - Sakkaden (generell oder Interessensbereich) - Pupillendurchmesser - Fixationsdauer - Anzahl der Fixationen - Blinzelfrequenz **Soziale Aufmerksamkeit** - 3 gegliedert: - soziales Verhalten - soziale Motivation (Tendenz an sozialen Stimuli visuell konzentrieren) - soziale visuelle Aufmerksamkeit - dynamisch und bidirektional (Aufmerksamkeit anderer Personen beeinflussen & Infos aufnehmen) - Koordination von gemeinsamer Aufmerksamkeit (DH in Gruppe Menschen Blick in andere Richtung =\> Gruppe schaut auch dahin, Kopfbewegung allein reicht auch schon aus -- auch Kopf von hinten) **Second-Person Framework** - Unterschied zwischen Interaktion und Beobachtung - Second-Person (drinnen sein) vs. Third-Person Perspektive (von außen auf Situation schauen) - Visuelle Aufmerksamkeit verändert sich ob Teil der Interaktion - ZB Psychopathen, Autismus: schwerer auf soziale Stimuli, Amygdala nicht ganz reaktiv =\> Blickkontakt kann nicht gehalten werden - wenig Theory of Mind & Empathie - direkte Beteiligung an sozialen Interaktionen entscheidend für die Entwicklung sozialer Kognition (Second-Person) - Beobachtung einer sozialen Interaktion (Third-Person) **Bedeutung für die Forschung** - Verständnis sozial-kognitiver Prozesse nicht allein durch die Beobachtung von Interaktionen möglich - Wie reagieren Personen im Labor? Wenn ich aber nur Third-Person bin, kann ich es nie ganz verstehen - Interaktionsdynamik sollte erfasst werden (in Echtzeit) - duales Eyetracking als Methode - bidirektionale Natur der sozialen AufmerksamkeIt (Digital nicht erfasst) **Eyetracking Forschung** - Wie lenken Menschen ihre Aufmerksamkeit auf soziale Reize? - Wie beeinflusst das Blickverhalten soziale Interaktionen? - Unterscheidung zwischen typischem und atypischem Blickverhalten - z.B. bei Störungsbildern wie Autismus, Angst, Depression usw. **Eyetracking Forschung** - Gemeinsame Aufmerksamkeit (Blinzelfrequenzstudie) - Initiierung und Reaktion - Soziale Motivation: Tendenz auf soziale Reize zu reagieren - Kinder kooperieren eher, wenn offner, freundlicher Blickkontakt - Soziale Ausrichtung: Reaktion auf soziale vs. nicht-soziale Reize **Herausforderungen** - Ökologische Validität (auf Alltag im echten sozialen Kontext übertragbar, misst was vorgibt zu messen) - Merkmale von Teilnehmenden (Sehstörungen ausschließen) - Ein- und Ausschlusskriterien (Rot/Grün-Schwäche -- Stroop-Test, EKG & keine Medis/Psychopharmaka, die auf Herz-Kreislaufsystem einwirken) - Auch Wimperntusche: wird mit Pupille verwechselt - Datenverlust **Ökologische Validität** - v.a. bei mobilem Eyetracking gegeben - realistische soziale Situation - echte Interaktion - weniger experimentelle Kontrolle (zB Psychopathen in Face2Face Interaktion: vorab definiert über was gesprochen wird =\> ABER keine realistische soziale Interaktion mehr -- Inhaftierte Psychopathen schauen viel Häufige auf Mund/Nase als die mit weniger hohen Psychopathischen Werten) - wenn ich selbst spreche, schaue ich eher in die Augen -- wenn ich zuhöre auf den Mund - aufwändiger in der Auswertung **Beispiel** ![](media/image36.png)**Interessensbereiche im real-world setting** **Bsp Experiment mit Kindern** Soziale vs unbelebte Stimuli Aufmerksamkeitsmuster sehen -- wenn auf Frau, dann wo Aber keine echte Interaktion -- achtung bei generalisierung **Simulierte soziale Interaktionen** - Vorab aufgezeichnete Videos (keine dynamischen Prozesse erfasst) - Person, die direkt in die Kamera spricht z.B. - mehr experimentelle Kontrolle \> kein natürlicher Kontext - Dynamische Prozesse der sozialen Interaktion zum Teil erfassbar - jedoch: keine echte Interaktion, einseitig - zB mit Schauspieler: echte Interaktion =\> ökologisch valider, auch wenn Inhalt fake **Avatar als Interaktionspartner\*in** - vorab klar definierte soziale Signale (wie viel Blickkontakt, Mimik usw) - hohe Standardisierung und experimentelle Kontrolle möglich - Jedoch: unnatürlich **Remote Eyetracking (am Bildschirm)** [Vorteile ] - volle experimentelle Kontrolle - einfache Auswertung - bessere Datenqualität (gaze samples: wie viel Prozent der Zeit habe ich sie 90-100% normal) - hohe Auflösung (500-1000Hz) [Nachteile] - oft statistische Stimuli, keine Interaktionen (Bilder zeigen) - unnatürliches Blickverhalten (nicht leicht auf Alltag/reale Situationen verallgemeinern) - keine ökologische Validität - schlechte Übertragbarkeit **Mobiles Eyetracking** [Vorteile ] - hohe ökologische Validität - echte Interaktionen möglich - dynamische „Stimuli" - natürliches Blickverhalten [Nachteile] - schlechte Auflösung (50-200Hz -- größe des Geräts als limitierender Faktor) - zum Teil schlechte Datenqualität (sobald sich Personen bewegen oder bei K&J unter Brille durchschauen, zB im Sitzen schon eher noch besser) - aufwändige Auswertung - wenig bis keine experimentelle Kontrolle **Zusammenfassung** - Eyetracking ermöglicht die Analyse von Blickbewegungen & liefert Einblicke in soziale Kognition, Aufmerksamkeit und Interaktionsdynamiken. - Die Koordination von Aufmerksamkeit & Blickkontakt ist entscheidend für die Interaktion, wobei direkte (Second-Person) Erlebnisse tiefere Erkenntnisse als beobachtende Perspektiven (Third-Person -- Digital am Bildschirm) ermöglichen. - Typisches & atypisches Blickverhalten wird erforscht, um Störungsbilder wie Autismus, Angst & Depression besser zu verstehen - Mobiles Eyetracking bietet natürliche Interaktionen & hohe ökologische Validität, während Remote Eyetracking durch bessere Datenqualität & Kontrolle punktet. - Aspekte wie ökologische Validität, Datenqualität & technische Limitationen stellen zentrale Herausforderungen bei der Anwendung von Eyetracking dar. **Übungsfragen für Zuhause** 1. Vergleiche mobiles und Remote-Eyetracking hinsichtlich ihrer Vor- & Nachteile. Wie beeinflussen diese nterschiede die ökologische Validität und die experimentelle Kontrolle in Studien? - Stark abhängig von Fragestellung, hier aber generell immer mobiles 2. Diskutiere die Relevanz des Second-Person Frameworks in der Forschung zur sozialen Kognition. Warum ist die direkte Interaktion entscheidend im Vergleich zur Beobachtung von sozialen Szenen? ***Zum Nachlesen*** *Bacos, C. A., McCreery, M. P., & Boone, R. (2024). Sing Eye-Tracking Methods for Social Attention Research and Interventions. Journal of Special Education Technology, 39(4), 542-556. * **[Termin 10 Soziale Kognition bei psychologischen Störungsbildern]** **Untersuchte Konstrukte** - Empathie - Theory of Mind - Selbstrepräsentation - Soziale Wahrnehmung - Handlungsüberwachung - Verarbeitung sozialer Stimuli **Defizite in der sozialen Kognition: ein Marker fürpsychiatrische Störungen?** - soziale Kognition als Basis für erfolgreiche soziale Interaktion - psychiatrische Störungen weisen gravierende Defizite auf - Beispiele: → Schizophrenie → Autismus **Sozial-kognitive Prozesse, die gestört sind:** - Erkennung von sozialen Stimuli - Erkennung von Emotionen - Beobachtung von Handlungen - Rückschlüsse auf den mentalen Zustand ziehen **Autismus** - verringerte Aktivierung in mehreren Komponenten des Spiegelneuronen-Netzwerks während motorischer Aufgaben - Führt zu = Beeinträchtigung der motorisch-kognitiven Fähigkeiten - z.B. Imitation oder Verständnis zielgerichteter Handlungen - frühe Störungen in den gesichtsverarbeitenden Bereichen (z.B. Amygdala, fusiformer Gyrus FG = Gesichts-& Emotionserkennung) - kaskadenartige Defizite: fängt an, dass Gesichter nicht favorisiert beachtet werden - Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion und Empathie - Blinde Kinder weisen ähnliche soziale Beeinträchtigungen auf wie Autisten - Kleiner & minderentwickeltere Areale im Hirn - visueller Input und Erfahrung für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten entscheidend - keine Defizite bei der Aufmerksamkeit für bekannte Gesichter, z.B. Mutter - anatomische Beweise für ein abnormales Amygdala-FG-System - geringere neuronale Aktivierung im Theory of Mind Netzwerk - Aktivierung jedoch bei expliziter Anweisung möglich - ausdrückliche Anweisung, auf soziale Hinweise zu achten - Früh erkennen & trainieren, dann könnte man Defizite vorbeugen bzw unterstützen - Empathie-Defizite erklärt durch komorbide Alexithymie - Kein Kernfaktor von Autismus, eig nur Alexithymie (Unfähigkeit Emotionen zu erkennen & regulieren, von sich selbst & anderen) - [Eyetracking bei Autismus] - Untersuchung der visuellen sozialen Aufmerksamkeit - Testungen in einem passiven, freien Betrachtungsmodus - explizite Antworten oder verbale Anforderungen nicht notwendig - reduzierte Blicke auf soziale Reize (FG & Amygdala unteraktiviert) - insbesondere auf die Augenpartie von Gesichtern (Blickkontakt reduziert) - sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen - gibt keine Anweisungen -- Kinder müssen nicht sprechen oder genrell etwas tuen -- generelle Ergebnisse [Schizophrenie] - Defizite in der sozialen Interaktion als Hauptmerkmal der Störung - tragen typischerweise zum abweichenden Sozialverhalten bei - Defizite in - Wenn Positivsympoteme abnehmen, kann man sowieso nicht sozial interagieren, Negativsymptome sind sowieso Depression - Geringere neuronale Aktivierung - ![](media/image38.png)Inkonsistente Ergebnisse für affektive Empathie **Review Paper** [Störungsbilder] - Schizophrenie - Bipolare Störung - Borderline (Persönlichkeitsstörung) - Major Depression - Posttraumatische Belastungsstörung - Keine Einheitskrankheiten als Kritik -- was macht PST da [Frühe Lebenserfahrung] - Widrigkeiten in der Kindheit - betreffen 1/3 der Bevölkerung - haben negative Folgen, z.B. - Risikofaktor (Prediktor) für die Entstehung psychischer Erkrankungen [Prädiktoren für psychische Störungen] - Kindheitstraumata - Verlust der Eltern - unsicherer Bindungsstil - körperlicher und sexueller Missbrauch - körperliche und emotionale Vernachlässigung → am häufigsten - ZB früher Kind schreien lassen bis es von selbst aufhören - Emotionaler Missbrauch → am häufigsten - Missbrauch & Vernachlässigung als Prädiktor für unsicheren Bindungsstil (nicht jedes aber viele) [Bindungsstil] - Bindung relevant für kognitive, emotionale & soziale Entwicklung - Vernachlässigung und Missbrauch - „fehlerhaftes" internes Modell über Beziehungen - Integration vorangehender Erfahrungen - Basis für Erwartungen an zukünftige Beziehungen sehr negativ - sensitive Periode: die ersten 3 Lebensjahre [Hypothese der „defensiven Ausschlussstrategie" (Bowlby, 1980)] - selektive Informationsverarbeitung - alle Informationen im Zusammenhang mit der Bindungsperson werden herausgefiltert (stark vermieden) → emotionaler Schmerz - Gilt auch für positive Erinnerungen (Bildungsperson hat geringe Präsentant in Errinnerungen) - keine integrierten Erinnerungen - Beeinträchtigung der Entwicklung der Theory of Mind möglich - Wenn ich eigenen Emotionen nicht regulieren & einordnen kann, kann ich es bei anderen auch nicht mehr (auch nicht Absichten) - Gewalt teil der Beziehung -- brauche es zum Überleben - Attributionsfehler -- was nicht so ist: langweilig & falsch [Einfluss von Widrigkeiten auf soziale Kognition] - schwierige Lebensumstände beeinträchtigen die Entwicklung sozialer Kognition - → Emotionswahrnehmung/-regulation - → Theory of Mind - → Attributionsstil - → soziale Wahrnehmung - Defizite in sozialer Kognition sind ein Merkmal vieler psychiatrischer Erkrankungen - führen häufig zu Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben [Ergebnisse] - signifikanter Zusammenhang zwischen frühkindlichen Erfahrungen und - einer schlechteren sozialen Kognition - emotionaler / physischer Missbrauch, Vernachlässigung und vermeidende - Bindungsstile als stärkste Prädiktoren für Defizite in [Methoden] - Reading the Mind in the Eyes Task (RMET): Test zur Bewertung der Fähigkeit, mentale Zustände anderer Personen anhand von Augenpartien zu interpretieren - Zeigt nur Augen =\> eliminiert teil der Realität: Second Person fehlt, sehr unnatürlich - Va sowas wird bei sozialer kognition verwendet - Emotion Recognition Tasks (ERT): Aufgaben zur Bewertung der Fähigkeit, emotionale Gesichtsausdrücke korrekt zu erkennen - Hinting Task: Messung der Theory of Mind (ToM) durch das Verstehen impliziter Bedeutungen in Geschichten - Movie for the Assessment of Social Cognition (MASC): Bewertet die Fähigkeit, soziale Interaktionen und deren Dynamik zu verstehen - Facial Affect Identification Tasks: Bewertet die Genauigkeit der Identifikation von Emotionen in Gesichtern - Emotion Regulation Questionnaires (z. B. DERS, ERQ): Fragebögen zur Erfassung von Strategien und Schwierigkeiten in der Emotionsregulation (Fragebögen & echtes Verhalten oft keine Korrelation) - Animated Triangles Task: Misst ToM-Fähigkeiten durch die Interpretation von Bewegungen geometrischer Formen als soziale Interaktionen - Interpersonal Perception Task-15 (IPT -15): Test zur Bewertung der Fähigkeit, soziale Interaktionen und nonverbale Hinweise zu verstehen - Social Cognition and Functioning Paradigms (SCAF): Bewertet soziale Kognitionsfunktionen in verschiedenen Szenarie - Aussagekraft wichtiger für Prüfung als fragebögen selbst =\> kann oft nicht hineinversetzen -- macht keinen sinn zB etwas zu bewerten, was man noch nie gemacht hat bzw nur durch computerssimulation ![](media/image40.png)**Animated Traingles Task** Theorie of mind durch das Sie hats nicht verstanden - Nochmals realitätsfremder als video -- braucht abstraktionsfähigkeit & kreativität **Kritik an Methoden** - viele Fragebögen / Selbstbeurteilung - bei kindern oft wieder eltern gefragt - Starke verzerrungen für zB soziale erwünschtheit, oder kann mich evt auch nicht mehr daran erinnern - Auch überinterpretationen & fehlinterpretationen - z.B. auch für Kindheitstraumata - wenig realitätsnahe Paradigmen - ökologische Validität? Übertragbarkeit? =\> sehr wenig - kein Eyetracking **Zusammenfassung** - Psychiatrische Störungen wie Schizophrenie und Autismus zeigen Defizite in der sozialen Kognition, welche Empathie, Theory of Mind und Emotionserkennung und --Regulation betreffen - Defizite sind über viele Störungsbilder hinweg vorhanden, z.B. Borderline, bipolare Störung, Depression, PTSD - bei Autismus und Schizophrenie sind zudem relevante Gehirnareale stark verändert im Vergleich zu KontrollprobandInnen - Frühe Kindheitstraumata, z.B. Vernachlässigung oder Missbrauch sind starke Prädiktoren für Defizite in der sozialen Kognition - Auch der Bindungsstil scheint eine starke Auswirkung zu haben. - Tasks wie „Reading the Mind in the Eyes " und „Emotion Recognition " zur Erfassung der Emotionswahrnehmung und Theory of Mind - Kritik an Methoden: geringe ökologische Validität und mangelnde Übertragbarkeit auf reale Szenarien oder Interaktionen **Übungsfragen für Zuhause** 1. Diskutiere, wie frühe Kindheitstraumata die Entwicklung sozialer Kognition beeinflussen können. Welche spezifischen Defizite treten häufig auf, und wie hängen diese mit psychischen Störungen zusammen? 2. Diskutiere die Vor- und Nachteile von standardisierten Tests zur Untersuchung sozialer Kognition (z.B. „Reading the Mind in the Eyes " oder „Animated Triangles"). Inwiefern sind die Ergebnisse solche Tasks aussagekräftig/lassen sich auf den Alltag übertrage *[Zum Nachlesen]* *Derntl, B., & Habel, U. (2011). Deficits in social cognition: a marker for psychiatric disorders?. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, 261, 145-149. * *Rokita, K. I., Dauvermann, M. R., & Donohoe, G. (2018). Early life experiences and social cognition in major psychiatric disorders: A systematic review. European Psychiatry, 53, 123-133. * Termin 11 Eyetracking-Studien: Soziale Kognition bei psychologischen Störungsbildern ------------------------------------------------------------------------------------ **Untersuchte Konstrukte** - Empathie (oft eig Emotionserkennungsstudien mit Fragebögen) - Theory of Mind - Selbstrepräsentation (nicht mit Eyetracking) - Soziale Wahrnehmung - Handlungsüberwachung (Joint Attention =\> viel Blick & Hände ---\> soziales Lernen in der Kindheit) - Verarbeitung sozialer Stimuli **Mit Eyetracking untersuchte Konstrukte** - Empathie - Theory of Mind - Soziale Wahrnehmung - Handlungsüberwachung - Verarbeitung sozialer Stimuli **Sozial-kognitive Prozesse** - Gesichtswahrnehmung - Erkennung von Emotionen - Präferenz von sozialen Stimuli - Beobachtung von Handlungen - Verschiedene Methoden **Eyetracking Tasks -- Erkennung von Emotionen** - einzelne emotionale Gesichter - statisch oder dynamisch (sieht, wie sich langsam Gesichtszüge verändern) - freie Betrachtung oder Instruktion - oft werden Haare, Hals und Ohren entfernt, damit nur auf die relevanten Gesichtsmerkmale geschaut wird (ist wieder unnatürlicher) **FACES Database**: 3 Alterskategorien für binäre Geschlechter Für jede Emotion 2 Bilder ![](media/image42.png) Machen viele so, aber sehr unnatürlich Heute -- 70-80Jahre Schwarz-weiß =\> Hautfarbe herausrechnen, auch wieder wenig alltagsrelevanz Gibt auch Kombinierte Formate: 1 mit Emotion & 1 Normal zB bei Antisakkaden =\> welche Emotion präferenz/vermeiden zB Depressive von traurigen Gesichtern stärker abgelenkt **Eyetracking Tasks -- Präferenz von sozialen Stimuli** - 2 oder mehr konkurrierende statische Bilder - soziale vs. geometrische/neutrale Stimuli - z.B. Geometric Preference Test - Videosequenzen mit sozialen & nicht-sozialen (unbelebte) Stimuli - ![](media/image44.png)üblicherweise keine Instruktion - → freie Betrachtung **Geometric Preference Test** Für Kinder: mit Autismus eher auf geometsche Formen achten **Präferenz für soziale vs. nicht-soziale Bereiche** - Eyetracker in Bildschirm eingebaut - Szenen aus dem Kindergarten - Eher Objekte (Formen, Schmuck) als Soziales - Normal ca mit 5J diagnostiziert, hier ab 16 Monate - Auch Studien mit Disneyfilmen im MRI **Soziale Aufmerksamkeit** - verringerte soziale Aufmerksamkeit bei - → ADHS - → Autismus - → verschiedenen Angststörungen - → Schizophrenie - Untersuchungsdesigns vielfältig - erste mobile Eyetracking Studien - Aufmerksamkeit auf soziale Reize - in Videos / im öffentlichen Raum - Aufmerksamkeit auf Gesichter/Augen - Statische Bilder - Face-to-Face Interaktionen **Impaired attention toward the eyes in psychopathic offenders: Evidence from an eye tracking study (Gehrer et al., 2019)** ![](media/image46.png)Nur Straftäter in Studie Psychopathen schauen am meisten auf Philtrum: Bereich zwischen Mund und Nase Hier unbelebt **Eye contact during live social interaction in incarcerated psychopathic offenders (Gehrer et al., 2020)** Hier belebt, Interview geführt mit Straftätern 1 mal Frau gesprochen versus zuhören Paper evt nachlesen **Ergebnisse Live Interaktion** - negativer Zusammenhang zwischen Psychopathie und Blick in die Augen - sowohl zuhören als auch sprechen, kein wechsel - Normal: zuhören auf Mund, sprechen eher in Augen =\> wechsel - beim Zuhören: r = -0.39\* - beim Sprechen: r = -0.43\* - positiver Zusammenhang zwischen Psychopathie und Blick aufs Philtrum - beim Zuhören: r = +0.38\* - beim Sprechen: r = +0.52\*\* - mittel -- starke Effekte **Einblick KJP Studie -- Essstörungen** - mehr Fixationen auf die unbelebte Umgebung als auf soziale Reize (signifikanter Unterschied) - ![](media/image48.png)über alle Therapiephasen relativ stabil (Phasen orientieren sich an Körpergewicht: