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This document provides a comprehensive overview of autism spectrum disorder from a pediatric perspective. It covers essential concepts such as Theory of Mind, Central Coherence, and Executive Functions, along with examples of associated challenges and implications of the disorder for everyday life. The information is written for individuals wanting to learn more about the topic in detail.
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SKL Pädiatrie Autismus-Spektrum-Störung Theory of Mind: Beschreibt die Fähigkeit der Perspektivübernahme, Empathie, Emotionserkennung, sowie Absichten und Bedürfnisse anderer zu erkennen Wichtige Basis für soziale Kompetenzen Entwickelt sich bei nicht-a...
SKL Pädiatrie Autismus-Spektrum-Störung Theory of Mind: Beschreibt die Fähigkeit der Perspektivübernahme, Empathie, Emotionserkennung, sowie Absichten und Bedürfnisse anderer zu erkennen Wichtige Basis für soziale Kompetenzen Entwickelt sich bei nicht-autistischen Kindern zwischen drei und vier Jahren Bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung fehlen diese Kompetenzen Dies führt zu einem Grundgefühl von Unsicherheit und zeigt sich in „unangemessenem Verhalten“ (Rückzug, distanzloses Verhalten, Aggression, z.B.) Auswirkungen auf den Alltag eines Kindes mit ASS: Kinder haben Probleme „Botschaften“ Ihrer Mitmenschen zu lesen Kinder haben die Tendenz das was man zu Ihnen sagt, persönlich zu nehmen Werden häufig als „unhöflich wahrgenommen“ Soziale Informationen zu verarbeiten dauert meist länger, da sie auf kognitives Wissen zurückgreifen (keine Intuition) Kinder mit ASS versuchen Alltag durch kognitive Strategien und Wissen zu lösen, das ist sehr anstrengend und führt zu physischer und emotionaler Erschöpfung Zentrale Kohärenz: Ist die Fähigkeit, Einzelheiten in Ihrem Kontext als Ganzes wahrzunehmen Ermöglicht die ganzheitliche Erfassung von Situationen oder einer Handlung (warum tut jemand etwas, wie und mit welchem Ziel?) Kinder mit ASS neigen zu mangelhafter Kohärenz Kinder mit ASS haben Schwierigkeiten Gesamtsituationen zu erfassen, sie können nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden o Auch als „Kontextblindheit“ bekannt Auswirkungen auf den Alltag eines Kindes mit ASS: Es werden eher Details erkannt Geschickten oder Situationen werden in Kleinigkeiten wiedergegeben, nicht aber zusammenhängend, sinngebend Kinder mit ASS vertiefen sich in Details von Bildern oder Geschichten Schwierigkeiten sozialen Kontext zu verstehen und Relevanz zu erkennen Kann eine Stärke sein, wenn es um detailorientierte Aufgabenstellungen geht Exekutive Funktionen: Denkprozesse höherer Ordnung, die für die Verhaltensteuerung notwendig sind Exekutive Funktionen meinen kognitive Prozesse, wie Planung, Kontrolle, Aufmerksamkeit steuern, Handlungsschritte planen, Ziele setzen, z.B. Kinder mit ASS zeigen deutliche Defizite in allen Bereichen der exekutiven Funktionen auf Diese Theorie gibt Hinweise darauf, warum Kinder mit ASS zu Routinen neigen 1 Auswirkungen auf den Alltag eines Kindes mit ASS: Das Kind reagiert oft impulsiv das Kind hat Probleme Prioritäten zu setzen und Aufgaben/ Zeit zu organisieren Gedanken müssen oft ausgesprochen werden, damit Sie nicht vergessen werden Geringere Aufnahmekapazität des Arbeitsgedächtnisses Kinder mit ASS scheinen nicht gut aus Fehlern zu lernen und kann gewohnte Strategien nicht anpassen/ verändern Welche sensorischen Verarbeitungsstörungen treten häufig bei ASS auf ? Hypersensibilität, sensorisches Interesse aber auch Überempfindlichkeit auf taktile Reize, Schwerkraftunsicherheiten, Geräuschempfindlichkeit, Vorlieben oder Abneigungen beim essen/Konsistenzen Probleme im Schulalltag: „Bloß nicht anfassen!“ „Ich mag keine Gruppenarbeiten!“ „Ich verstehe den Lehrer nicht.“ „Schule ist langweilig, der Lehrer ist langweilig.“ „Ich mag keine Pausen“ „Klassenausflüge machen keinen Spaß“ Formen von Autismus: Frühkindlicher Autismus/ Kanner Syndrom: Klinik: Manifestation vor dem 3. LJ, 70% aller betroffenen haben gleichzeitig eine IQ-Minderung (20% schwere und 50% leichte) Hauptmerkmale: Entwicklungsstörungen in Sprache, Motorik und in der kognitiven Entwicklung Soziale Interaktion ist eingeschränkt (soz. Signale können nicht gedeutet werden und mangelnde Reaktion auf verbale und nonverbale Kontaktversuche) Repetitive und stereotype Verhaltensmuster (zwanghaftes Ausführen) qualitative Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion (Mangel an Blickkontakt, Mimik, Körperhaltung, unfähig Beziehungen zu gleichaltrigen aufzunehmen) qualitative Auffälligkeiten in der Kommunikation (Sprachentwicklungsstörungen bzw. - verzögerung, relative Unfähigkeit Sprache als Kommunikationsmittel zu verwenden) weitere Symptome: Schlafstörungen, Essstörungen, Aggressionen, Phobien/Ängste, Aufmerksamkeitsstörungen/Hyperaktivität, Zwangsstörungen, Seh- und Hörbeeinträchtigungen Mögliche Anzeichen/ Frühsymptome: Mangel an sozialer Gegenseitigkeit (fehlender Blickkontakt, wenig Reaktion auf Nennung, kein Lächeln, spielt lieber alleine, Bezugspersonen scheinen egal zu sein) 2 Auffälligkeiten der Kommunikation (wenig Laute, keine/verzögerte Sprachentwicklung, ungewöhnliche Reaktion auf Körperkontakt, reagiert nicht auf Ansprache) Repetitive Interessen (Besondere Bindung an Objekte, ängstliches Verhalten bei Veränderungen, Über- oder Unterempfindlichkeit für Geräusche, Gerüche oder Berührungen) Ursachen: hirnorganische Faktoren Umwelteinflüsse auf das Nervensystem genetische Faktoren Hohes Alter der Mutter oder Vater Rötelinfektion der Mutter in der SS Medikamenteneinnahme (besonders Psychopharmaka) der Mutter in der SS Diagnostik: Schwierig → normale Entwicklung kennen und auf Dauer und Intensität achten Ab 2. Lebensjahr möglich; am sichersten im 4. – 5. Lebensjahr Differenzialdiagnosen: o Schizophrenien im Kindesalter o Intelligenzminderungen o Hospitalismus o Asperger Verlauf & Prognose: Sind abhängig von... IQ Ausmaß der Störung Entwicklungsstand der Sprache, v. a. der kommunikativen Funktion Entwicklungsstand des Spielverhaltens Schulerfolg 60% sind lebenslang auf fremde Hilfe und Institutionen angewiesen Konkrete Therapieansätze: Sensorische Integrationstherapie CO-OP Ansatz Neurofeedback Visuell unterstützende Interventionen (visuelle Hilfen, Social Stories, z.B.) TEACCH (Fokus auf Strukturen und Handlungsschritten) Kommunikationsunterstützende Kommunikation Umfeldanpassung/ -beratung Asperger Autismus: Basics: Hauptsächlich Jungen Soziale Interaktion weniger beeinträchtigt als bei Kanner-Syndrom Beginn ab 3. Lebensjahr Gute bis überdurchschnittliche Intelligenz (ggf. Inselbegabungen) 3 Originelle Denkweisen, gutes Abstraktionsvermögen Symptomatik: Schwächen in der sozialen Interaktion und Kommunikation Wirken „künstlich“ und „unspontan“ Interaktion mit anderen wirkt steif und wie „auswendig gelernt“ Wunsch nach sozialen Kontakten, jedoch Schwierigkeiten soziale Situationen einzuschätzen Früher Sprachbeginn mit sehr gutem Sprachstil und großem Wortschatz o Neigung zu Neologismen (Wortneuschöpfung) o Reden ohne Rücksicht auf Zuhörer (inhaltlich, emotional) Eingeschränkte und stereotype Aktivitäten und Interessen Zwanghaftes (eigenständiges) Lernen, reine Wissensspeicherung Fehlende Fähigkeit nonverbale und parasprachliche Signale intuitiv zu erkennen und auszusenden Teilweise deutliche Stärken (Wahrnehmung, Introspektion, Gedächtnis,…) Intrinsische Ablenkung führt zu schlechten Schulergebnissen Motorisch ungeschickt Nähe/Distanzverhältnis ist gestört Verlauf & Prognose: Häufig gute Eingliederung in die Berufswelt Oft spezialisierte Beruf mit wenig zwischenmenschlichem Kontakt Konflikte mit Mitarbeitern (offen, direkt, gut in Fachgebiet) Therapie: Vor allem vermitteln von sozialen Kompetenzen (Benehmen, Nähe-Distanz, Umgang mit Gefühlen, Selbstbehauptung etc.) Methoden: Rollenspiele Videofeedback Social Stories Einsatz von Literatur und Filmen (z.B. Comics) Körperarbeit z.B. Vertrauensübungen Sensorische Integrationstherapie CO-OP Ansatz Neurofeedback Visuell unterstützende Interventionen (visuelle Hilfen, Social Stories, z.B.) Kommunikationsunterstützende Kommunikation RETT-Syndrom: Basics: Eigenständige Erkrankung, die dem Autismus-Spektrum ähnelt Schweres neurologisches Krankheitsbild Ist nach dem Down-Syndrom, die zweithäufigste Behinderung bei Mädchen & dennoch sehr selten 4 Symptome: Verlust/Teilverlust der Sprache Massive Einschränkungen in der sozialen Interaktion Schluckbeschwerden bis hin zur Sondierung Koordinationsstörungen Gehemmtes Kopfwachstum Kleinwüchsigkeit Gestörter Schlaf- Wach- Rhythmus Krampfneigung/ Epilepsie Verlust des zielgerichtenten Gebrauchs der Hände Kneten der Hände als Stereotypie Insgesamt Rückentwicklung nach einem Zeitraum altersgerechter Entwicklung Verlauf: 1. Stadium: 6. – 18. Lebensmonat Verlangsamung oder Stillstand der motorischen Entwicklung Abnahme von Aufmerksamkeit und Aktivität Scheinbares Desinteresse an Spielsachen, Umgebung und Personen 2. Stadium: 1. – 3. Lebensjahr Plötzliche und rasche Regression in der allgemeinen Entwicklung Bereits erworbene Fähigkeiten gehen innerhalb weniger Wochen/ Monate verloren Kinder sind sozial und emotional in sich zurückgezogen Plötzliche Schrei- und Lachattacken 3. Stadium: 3. – 10- Lebensjahr Ruhigere Phase Verminderung der autistischen Züge; beginnendes Interesse an der Umwelt Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit Verstärkung der Apraxie und Ataxie; Zunahme der Handstereotypen Auftreten von Krampfanfällen 4. Stadium: ab 10. Lebensjahr Zunahme Kontaktverhalten, kognitive Fortschritte Krampfanfälle werden weniger Grobmotorik, Skoliose und Spastizität kann sich verschlechtern → Immobilität Ätiologie: Metabolisch (Im Stoffwechselprozess entstanden) Genetisch bedingt, zufällige genetische Mutation der Gene, die für die Hirnentwicklung zuständig sind vermutlich X-Chromosomal, da es in der Regel nur Mädchen betrifft Verlauf & Prognose: Motorische Einschränkungen nehmen zu bis zur vollständigen Pflegebedürftigkeit Geh- und Stehverlust (Rollstuhlversorgung/Pflegerollstuhl) Entwicklung einer Demenz Viele Betroffene erleben zwar das Erwachsenenalter, sind aber auf intensive Pflege angewiesen 5 Therapieansätze bei Kindern mit ASS: Grundlegende Prinzipien: Klare, für das Kind vorhersehbare Strukturen schaffen Stärken, Vorlieben, Fähigkeiten einbeziehen und dadurch in Interaktion treten Einfache Sprache mit eindeutiger Aussage verwenden Keine Ironie Logische Begründungen für Aufgaben anbieten Aufgaben visualisieren Handlungen vormachen/ demonstrieren Selbstinstruktion anbahnen/ unterstützen Reizarme Umgebung schaffen Handlungen (besonders Berührungen) des Therapeuten sollten verbal begleitet werden, um vorhersehbar zu sein Auf Pausen und Rückzugsmöglichkeiten achten Sinnvolles Handeln positiv bestärken Allgemeine Ansätze: Sensorische Integrationstherapie: Am häufigsten eingesetzte Methode bei Kindern mit ASS Grundlage für Umfeld und Aufgabenanpassung unter Berücksichtigung der Sinnes und Reizverarbeitung Zusammenhänge zwischen bestimmten Verhaltensweisen und Reizverarbeitung werden erarbeitet Ziele: Reduzierung von Unruhe Reduzierung von unangenehmen sensorischen Eindrücken und Erhöhung der Toleranz gegenüber Reizen aus der Umwelt Verschiedene Reizangebote zur Kontaktaufnahme und als Kommunikationsmittel Handlungssequenzen unter Berücksichtigung des eingeforderten Inputs begleiten (z.B. schaukeln, Vibration, Musik, Creme, etc.) Beratung und Kompetenzerweiterung von Bezugspersonen/ Angehörigen CO-OP Ansatz Erarbeitung kognitiver Strategien zu konkreten (motorischen) Alltagsproblemen Geleitete Entdeckung als Leitgedanke Stellt bedeutsame Alltagsziele des Kindes in den Vordergrund Fördert Selbstständigkeit Ziele: Intervention bei kognitiv nicht eingeschränkten Kindern Verbesserung der Grob- und feinmotorischen Fertigkeiten Selbstorganisation Angemessenes Sozialverhalten fördern 6 Visuell unterstützte Intervention Visuelle Hilfsstrategien (allg. Handlungsabläufe werden auf Bildkarten visualisiert) Social Stories (Lerngeschichten, speziell für Kinder mit ASS) Sensory Stories (basiert auf Konzept der social stories, hilfreich bei Kindern mit ASS, die durch Wahrnehmungsstörungen Schwierigkeiten haben zu partizipieren) Angepasst an das Sprachverständnis des Kindes Enthält keine Erwartungen oder Annahmen, reine Fakten/Tatsachen Ziele: Alltägliche Situationen und Lösungen begreifbar machen Konstruktive Lösungen erarbeiten Gemeinsame Entwicklung mit dem Kind Weniger Anspannung in Alltagssituationen Anpassung von Betätigungen durch neue Strategien TEACCH-Ansatz pädagogisch-therapeutischer Ansatz Visualisierung von Tagesabläufen oder Arbeitsschritten mit Bildkarten (Piktogrammen) Ziele: Unterstütz die Kommunikation Höchstmaß an Selbstständigkeit und Lebensqualität Ermöglicht strukturiertes Lernen Priorisiert Handlungen und setzt konkret erreichbare Elternarbeit Familien sind häufig stark belastet Daher wichtig: Eltern als Experten Ihres Kindes miteinbeziehen Die Forschung zeigt: Eltern können einen effektiven Beitrag in der Therapie leisten, wenn sie von Fachpersonal unterstützt und angeleitet werden (siehe auch Leitlinie zu ASS) Transfer in den Alltag des Kindes wird gewährleistet Autonomie der Familie wird gestärkt Bedeutung der Alltagsbewältigung steht im Fokus der Intervention Förderung der Kommunikation und Verständnis für bestimmte/ herausfordernde Verhaltensweisen Die Eltern erleben Teilhabe für sich und ihr Kind FASD (Fetale Alkoholspektrumstörung) Diagnosekriterien: 1. Wachstumsauffälligkeiten: (mind. 1 Kriterium muss erfüllt sein) Geburtsgewicht ≤ 10. Perzentile Geburts- oder Körperlänge ≤ 10. Perzentile Body Mass Index ≤ 10. Perzentile → es kommt also zu Wachstumsverzögerungen 7 2. Fasciale Auffälligkeiten: (3 Kriterien müssen erfüllt sein) Kurze Lidspalte Verstrichenes Philtrum (vertikal verlaufende Vertiefung zwischen Lippe und Nase) Schmale Oberlippe 3. ZNS-Auffälligkeiten: (mind. 1 Kriterium muss erfüllt sein) Funktionelle ZNS-Auffälligkeiten: Globale Intelligenzminderung oder signifikante kombinierte Entwicklungsverzögerung unter 2 Jahren Verminderte Leistungen in mindestens 3 der folgenden Bereiche: Feinmotorik, Sprache, Visuelle Wahrnehmung, Lern- und Merkfähigkeit, Exekutive Funktionen, Rechnen, Aufmerksamkeit, soziale Fertigkeiten Strukturelle ZNS-Auffälligkeiten: Mikrozephalie 4. Bestätigte oder nicht bestätigte intrauterine Alkohol-Exposition Evaluation des Alkoholkonsums der Mutter (schwierig: Angst/ Schamgefühl der Mutter/ unvollständige Anamnese bei Pflegekindern) Wenn alle anderen Kriterien erfüllt sind, wird Diagnose auch ohne Bestätigung der Mutter gestellt Folgeerkrankungen: (ein paar Beispiele) Leichte Intelligenzminderung Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens Umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Fertigkeiten Umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters Organische Persönlichkeitsstörung Auswirkungen auf den Säugling: Extreme Unruhe (durch Ängste, Panik, Reizüberflutung & Verunsicherung) Schreiattacken Schlafstörungen Appetit- und Schlafzyklus sind gestört Gestörter Saug- / Schluckreflex Brauchen strikte Rituale Reizarme Umgebung Viel Körperkontakt Geduld und viel Zuwendung Auswirkungen auf Kleinkinder: Zeigen Entwicklungsverzögerungen Entwicklung kann sehr unterschiedliche verlaufen Häufige Infekte 8 Einschränkungen in Sprache und Motorik Schlafprobleme Kein/ eingeschränktes Gefahrenbewusstsein Sind häufig distanzlos bei Fremden und suchen Körperkontakt Zeigen Hypo- oder Hypersensibilität im Bereich Wahrnehmung (Kälte, Schmerz, Berührung, z.B.) FASD und Schule: FASD-Kinder haben reduzierte Lernfähigkeiten IQ durchschnittlich oder unterdurchschnittlich entwickelt Deutliche Einschränkungen der exekutiven Funktionen Alltagsbewältigung ist dadurch stark eingeschränkt Was muss ich im Umgang mit einem Schüler mit FASD beachten? Zeitgefühl verbessern Struktur und Beständigkeit ermöglichen Tagesablauf und Routinen einhalten lernen Strukturierung von Aufgaben Ruhige Arbeitsatmosphäre Unterstützung beim Einhalten von Regeln Grundbedürfnisse erkennen und Gefühle mitteilen können Umgang mit Klassenkameraden Einschätzen von Gefahren Allgemeine Entwicklungsstörungen Entwicklungsstörungen vs. Entwicklungsverzögerungen: Entwicklungsstörungen Entwicklungsverzögerungen Beginn Kleinkindalter oder in der Kindheit Auch Entwicklungsrückstände genannt Entwicklungsrückstand mehr als 3-4 Abweichung des kindlichen Monate Entwicklungsstandes von einer definierten im ersten Lebensjahr und 6-12 Monate im Norm (z.B. von Grenzsteinen) Kleinkindalter eng mit der biologischen Keine bleibenden Beeinträchtigungen Reifung des Zentralnervensystems Es kann davon ausgegangen werden, dass verknüpft die vorübergehende Verzögerung stetiger Verlauf ohne Remissionen und (körperlich, kognitiv, emotional) durch Rezidive gezielte Unterstützung aufgeholt werden betroffen sind: kann ◦ Sprache ◦ visuell-räumlichen Fertigkeiten ◦ Fein- und grobmotorische Fertigkeiten mit dem Älterwerden der Kinder vermindern sich die Störungen zunehmend geringere Defizite können zurückbleiben 9 Risikofaktoren: ◦ Regelmäßiger Drogen- und Alkoholabusus der Eltern ◦ Schwere Krankheit der Eltern ◦ Frühgeburtlichkeit ◦ Mehrlinge ◦ Sauerstoffmangel unter der Geburt Anamnestische ◦ Schwere Erkrankung (Operationen, Krankenhausaufenthalte, chronische Erkrankungen) ◦ Physische und psychische Vernachlässigung, soziale Isolation ◦ Häufig wechselnde Bezugspersonen ◦ Armut, sozial unprivilegierte Eltern ◦ Mikrozephalie ◦ Untergewicht, Minderwuchs ◦ Ernährungs- und Gedeihstörungen ◦ Über eine Woche gehende Schreiattacken ◦ Kinder mit anhaltender dysphorische Symptomatische Stimmungslage ◦ Anhaltende Schlafstörungen ◦ Neurologisch auffällige Befunde (Störungen des ZNS, z.B. motorische Fähigkeiten, Reflexe, Hirnnervenausfälle) ◦ Störung der frühen oder späteren Interaktion zwischen Eltern und Kind (Bindungsverhalten) ◦ Psychische oder physische Erkrankungen einer Bezugsperson ◦ Alleinerziehender Elternteil Soziale ◦ Schwerwiegender Daueranspannung oder der Trennung der Eltern ◦ Körperliche Misshandlungen, sexueller Missbrauch ◦ Schwierigkeiten in der sozialen Anpassung ◦ Fremdunterbringung ◦ Eltern ohne Schulabschluss Entwicklungsstörungen der schulischen Fertigkeiten: F81.0 Lese- Rechtschreibstörung Diagnose und Klassifikation: Beginn in der Kindheit, spätestens bis zur 5. Klasse erkennbar Stetiger Verlauf ohne Remission und Rezidive (Also ein stetiges Defizit) Deutliche Einschränkungen bei der Bewältigung von Aufgaben die Lesen und Rechtschreiben zusammenhängen 10 Häufig einhergehend mit Entwicklungsstörungen in Sprache (60%), Motorik oder Visuomotorik Oft begleitet von Unaufmerksamkeit, motorischer Unruhe und psychischen Störungen Trotz zusätzlicher Förderung und ausreichend Lerngelegenheiten, keine relevanten Verbesserungen Lese-/Rechtschreib-Leistungen liegen deutlich unter dem eigentlichen Intelligenzniveau Alle sozialen Schichten betroffen (bei fehlenden Ressourcen jedoch stärkere Ausprägungen zu beobachten) Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen Ätiologie: Erklärungsansätze aus genetischen und nicht genetisch bestimmten Besonderheiten Genetische Einflüsse: o Häufig mehrere Familienmitglieder betroffen (Geschwister bis zu 39-62% und Eltern bis zu 26-49%) Hirnstrukturen: o Besonderheiten in der Informationsverarbeitung (sowohl akustisch, als auch visuell) Therapie: Behandlung so früh wie möglich beginnen, 1-2 Wochenstunden Behandlung der Symptome, Üben des Lesens und Rechtschreibens (z.B. Intra-Act) Verwendung von rhythmischen Hilfen, Symbolen oder Handzeichen Korrektur sich wiederholender Fehler Lesen und schreiben von Sätzen, sinnverstehendes Lesen und Schreiben Vermittlung von Rechtschreibregeln Einsatz von Lese- und Rechtschreibprogrammen Ständige Bestärkung des Kindes und seiner Lernfortschritte Beachtung von Begleitstörungen (in Sprache, Motorik, Visuomotorik und Koordination) Psychische Belastung: Bei 40-60% der Kinder treten psychische Probleme auf Negative Gedanken Traurigkeit Gedrückte Stimmung Schulbezogene Ängste Erleben ein Gefühl von „allein gelassen“ werden, Ablehnung und Zurückweisung Rate an Kindern mit Depressionen bei Lese-Rechtschreibstörung doppelt so hoch F81.2 Rechenstörung (Dyskalkulie) Diagnose und klinische Symptome: viele Fehler bei Rechenaufgaben benötigen mehr Zeit beim Lösen der Aufgaben betroffene Bereiche: Basiskompetenzen, Grundrechenarten und Textaufgaben Arbeitsgedächtnis ist eingeschränkt, speziell das visuell-räumliche Arbeitsgedächtnis 11 Exekutive Funktionen sind betroffen: Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit Keine Einschränkungen der Sprache Diagnostik: Tests zur Erfassung der Mathematikleistungen (Basiskompetenzen, Grundrechenarten, Textaufgaben) Tests zur Erfassung des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses Test zu Leistungsfähigkeit der exekutiven Funktionen Klinische Untersuchungen (körperlich, neurologisch) Intelligenztest Anamnesegespräche (Familie, Schule, Kind selbst) Fokus auf Auswirkungen der Leistungsdefizite und psychische und soziale Entwicklung, sowie Teilhabe Komorbiditäten: Lese-Rechtschreibstörung Symptome aus dem ADHS-Spektrum (Prävalenz: ca.8-22%) Psychische Einschränkungen, wie z.B. Schulangst Internalisierendes (Ängste, depressive oder psychosomatische Beschwerden) und externalisierendes (Störung des Sozialverhaltens, aggressives Verhalten, regelverletzendes Verhalten) Störungsspektrum Ätiologie: Genetische Disposition Neuronale Netzwerkstrukturen des Gehirns in bestimmten Bereichen: numerisches Mengenverständnis, sprachliche Verarbeitung von Faktenwissen, Verständnis für Zahlenräume) Alltagsprobleme: Orientierungsschwierigkeiten Probleme die Uhrzeit abzulesen Umgang mit Geld/ Finanzen Fahrpläne ablesen Einkaufen Fahrstuhl fahren/ Etagen finden Therapie: Beginn so früh wie möglich (auch präventiv bei ersten Anzeichen im Kindergartenalter) Einzelsetting bevorzugt Interdisziplinäre Zusammenarbeit Berücksichtigung der individuellen Lebenssituation Vermittlung von Basiskompetenzen und Grundrechenarten Lerntherapeutische Ansätze Symptomspezifisch (setzt direkt an den Rechenschwierigkeiten an) 12 Weitere Entwicklungsstörung: F82 UEMF: umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen (Dyspraxie) Wer sind diese Kinder?: Sind normal intelligent Erreichen Meilensteine der Entwicklung meist verspätet Ungeschickte, tollpatschige Kinder Brauchen mehr Zeit um altersentsprechende, motorische Aufgaben zu lernen & auszuführen Volle Konzentration geht in Planung motorischer Abläufe Alltagsprobleme: Haben Schwierigkeiten sich zu organisieren Haben Schwierigkeiten beim Anziehen Schuhe binden wird zur Herausforderung Haben eine verminderte Fitness Lernen kaum über Selbsterfahrungen Schulprobleme: Haben eine atypische Stifthaltung Haben Schwierigkeiten beim Schneiden mit einer Schere Haben Probleme bei motorisch basierten Schulfertigkeiten, z.B. Schreiben & Abschreiben von der Tafel Motorische Planung und gleichzeitig Denken fällt sehr schwer Umziehen/ Anziehen nach dem Sportunterricht Schulsachen organisieren Soziale Probleme: Sind häufig Mobbing-Opfer Haben meist weniger Kontakt zu Gleichaltrigen, da sie nicht mithalten können Leiden häufig unter einem geringen Selbstbewusstsein Ziehen sich sozial zurück Diagnosekriterien: beginnt ausnahmslos im Kleinkindalter oder in der Kindheit Stetiger Verlauf ohne Remission und Rezidive Sorgfältige Anamnese o Familienanamnese, Medizinische Anamnese, Entwicklungsverlauf, Kontextfaktoren: Eltern, KITA, Schule, Kind selbst Beeinträchtigungen können NICHT durch andere neurologische, medizinische, psychische, soziale Faktoren oder den kulturellen Hintergrund erklärt werden 1. Kriterium: Motorische Fähigkeiten erheblich unterhalb des Altersniveaus bei angemessenen Möglichkeiten zum Erwerb der Fähigkeiten 2. Kriterium: Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens oder schulischer Leistungen 13 3. Kriterium: Die Störung ist nicht allein erklärbar durch Intelligenzminderung, durch spezifische angeborene bzw. erworbene neurologische Störungen oder durch schwere Verhaltensstörungen → Stellung der Diagnose erst ab 5 Jahren sinnvoll Komorbiditäten: ADHS (50%) Lese-/ Rechenstörungen Störungen der visuellen Wahrnehmung Artikulationsstörung Expressive Sprachstörung Sprachverständnisstörung Autismus- Spektrum-Störung Adipositas Depressive Störungen (Mobbing, Stigmatisierung) Angststörungen Emotionale Störungen (Selbstwert, geringe Selbstwirksamkeit, soziale Unsicherheit) Therapiemöglichkeiten: Aktivitäts- und Teilhabe orientierte Ansätze (z.B. CO-OP Ansatz) Graphomotorik- Training Hilfsmittelanpassung Evtl. Sensorische Integrationstherapie Verbesserung der allgemeinen Fitness Förderung von emotionalen/ sozialen Aspekten Umweltanpassung (z.B. in Kita/ Schule) Einzel- oder Gruppentherapie Aufklärung aller Beteiligten Wichtige Aspekte im Umgang mit UEMF: Eine neue Beschäftigung oder Betätigung sollte das Kind nicht überfordern Geduld Frust vermeiden Viel Bestärkung und Lob für Anstrengungsbereitschaft Fokus auf Stärken und Ressourcen des Kindes Anpassungen im Schulunterricht: Umgebung: o Sitzplatzanpassung, Bewegungspausen, extra Regalfach mit eigenem Arbeitsmaterial, Nähe zur Lehrerin Aufgabenstellung: o Komplexe Aufgaben in Teilschritte zerlegen, visuelle Hilfen, einfache Fragestellungen Zeit: o Mehr Zeit bei der Bearbeitung von Aufgaben, Erholungszeit einplanen, kurze Konzentrationsphasen, Bewegungspausen 14 Arbeitsmaterial: o Hilfsmittel: Lesehilfe, Schreibhilfe, Rechenhilfen, Hilfslinien, größere Kopien, Grafiken, Visualisierung von Arbeitsschritten Erwartungen: o Was ist wirklich wichtig? Was kann geleistet werden? Formen: Verbale Dyspraxie: bei ca. 30% der Kinder mit UEMF Störung in der Planung der Sprechmotorik Beim Säugling: Husten und Verschlucken, auffälliges Trinkverhalten Deutlich verzögerte Sprachentwicklung Sprache und Motorik hängen eng zusammen Motorische Dyspraxie: Einschränkungen in Grob- & Feinmotorik, sowie in der motorischen Handlungsplanung und Koordination Die Planung und Umsetzung von motorischen Abläufen ist gestört Ziel der Handlung ist deutlich, aber die Vorstellung und Planung des Ablaufs fehlt Auch ideatorische Dyspraxie (Schwierigkeiten darin zielgerichtete, zweckmäßige und situationsgerechte Handlungen zu organisieren) Kinder mit emotionalen Störungen Hyperkindetische Störungen/ ADHS: Diagnostische Klassifikation: Beginnt in der Kindheit Symptome halten mehr als sechs Monate lang an Symptome sind situationsübergreifend (in verschiedenen Lebenswelten) Ausmaß entspricht nicht dem Alter oder Entwicklungsstand oder der Intelligenz des Kindes Es gibt Beeinträchtigungen in mehreren Lebensbereichen Diagnostik: Umfangreiche Anamnese mit allen Bezugspersonen (Schwangerschaft, Geburt, frühkindliche Entwicklung, Vorerkrankungen, etc.) Familienanamnese Verhaltensbeobachtung Verschiedene psychologische Testverfahren Körperlich-neurologische Untersuchungen 15 Leitsymptome: Hyperaktivität: o hohe motorische Unruhe, ständiger Bewegungsdrang, erhöhte körperliche Aktivität Impulsivität: o eigene Bedürfnisse können nicht aufgeschoben werden, Kind folgt dem ersten Handlungsimpuls ohne Konsequenzen zu bedenken Unaufmerksamkeit: o kognitiv anstrengende Aufgaben werden unterbrochen und/ oder nicht zu Ende geführt Ätiologie: Ursachen noch nicht vollständig geklärt Wahrscheinlich multifaktorielle Ursachen Genetische Komponente sehr wahrscheinlich (70-80%) Neuroanatomische Veränderungen im Gehirn (Frontallappen) Funktionelle Veränderungen im Hirnstoffwechsel Umwelteinflüsse und psychosoziale Faktoren (Gewalt in der Familie, Erziehungsstil, hoher Medienkonsum , z.B.) Abgrenzung zu ADS: Komorbiditäten: Störung mit oppositionellem Trotzverhalten Lese-Rechtschreibstörung und/oder eine Rechenstörung Angststörung oder Depression Affektive Störungen Tic-Störungen Ausscheidungsstörungen 16 Verlauf: Säugling: o ausgeprägte motorische Unruhe, häufiges Schreien, Ein- und Durchschlafstörungen, unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, Fütter- und Essprobleme, heftige Reaktionen auf Umgebungsreize Kleinkinder: o Unstetes Spielverhalten, verstärkte motorische Unruhe, können Risiken kaum einschätzen, kein oder nur kurzes Alleinspiel Vorschulalter: o Kann nicht still sitzen, Konzentrationsschwierigkeiten, wenig Durchhaltevermögen, Vermeidungsverhalten, Wutanfälle, niedrige Frustrationstoleranz, fein- und grobmotorische Ungeschicklichkeit, gerät häufig in Konflikte mit Gleichaltrigen, kann sich nicht an Regeln halten Schulkinder: o Können nicht still sitzen und sich konzentrieren, Probleme/Konflikte im Schulalltag, soziale Isolation, reagieren auf Kontakt abwehrend und aggressiv, haben Schwierigkeiten sich zu organisieren/ zu strukturieren, häufig verringertes Selbstwertgefühl Therapie: Verhaltenstherapie & Medikamentöse Therapie in Kombination Elterntraining und familienbezogene Intervention Zusammenarbeit mit Schule und KITA Psychoedukation Neurofeedback Störung des Sozialverhaltens: Diagnosekriterien: Die Kriterien für das Vorliegen einer Störung des Sozialverhaltens sind nach ICD-10 erfüllt, wenn mindestens drei Symptome aus dem dissozial-aggressiven Verhaltensbereich während der letzten sechs Monate vorliegen und mindestens eines der Symptome während der letzten sechs Monate zu beobachten war und die Verhaltensstörung in klinisch bedeutsamer Weise Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen verursacht 17 Leitsymptome: Deutliches Maß an Ungehorsamkeit, Streiten oder Tyrannisieren Ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche Grausamkeiten gegenüber anderen Menschen oder Tieren Erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum Zündeln Stehlen Häufiges Lügen Schule schwänzen Weglaufen von zuhause Mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten: Aufsässiges, ungehorsames, feinseliges, provokantes und trotziges Verhalten Missachtung von Regeln oder Anforderungen Erwachsener Gezieltes Ärgern Verantwortung für eigenes Handeln wir anderen zugeschrieben Niedrige Frustrationstoleranz 18 Formen: Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens (F91.0) umfasst dissoziales oder aggressives Verhalten, wie zündeln, zerstören oder aggressive Übergriffe (nicht nur oppositionelles, aufsässiges oder trotziges Verhalten vollständig oder fast völlig auf den häuslichen Rahmen oder auf Interaktionen mit Mitgliedern der Kernfamilie beschränkt allgemeinen Kriterien für F91 müssen erfüllt sein. Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen (F91.1) Kombination von andauerndem dissozialen oder aggressiven Verhalten allgemeinen Kriterien für F91 erfüllt deutlichen und tief greifenden Abweichungen der Beziehungen des Betroffenen zu Gleichaltrigen oder auch zu Erwachsenen Die Folgen zeigen sich in Isolation, Zurückweisung oder Unbeliebtheit und fehlenden Freundschaften Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen (F91.2) andauerndes dissoziales oder aggressives Verhalten allgemeinen Kriterien für F91 erfüllt Tritt bei Kindern auf, die allgemein gut in ihrer Altersgruppe eingebunden sind, welche aber das dissoziale oder aggressive Verhalten gut heißt oder sogar verstärkt Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten (F91.3) Tritt gewöhnlich bei jüngeren Kindern auf (unter 10Jahren) in erster Linie durch deutlich aufsässiges, ungehorsames Verhalten charakterisiert, ohne schwere Formen aggressiven oder dissozialen Verhaltens allgemeine Kriterien für F91 müssen erfüllt sein Verlauf: Im Jugendalter: steigt die Häufigkeit von Gewaltdelikten, Eigentumsdelikten und anderen Straftaten Besonderheiten bei Mädchen: frühe Anzeichen bleiben oft unerkannt, da Klassifikationskriterien vor allem auf Jungen zugeschnitten sind Je früher die Symptome beginnen, desto ungünstiger ist die Prognose für den weiteren Verlauf Risikofaktoren: Mütterlicher Alkoholkonsum während der Schwangerschaft Familiäre Risikofaktoren (niedriger sozio-ökonomischer Status, Armut oder psychische Auffälligkeiten der Eltern) Individuelle kindliche Faktoren (neurokognitive Defizite oder sprachliche Defizite) Komorbide Störungen (UEMF, ADHS oder Angststörungen) 19 Ätiologie: Multifaktoriell Psychosoziale Faktoren (Armut, schlechte Umwelt- und Wohnverhältnisse, Misshandlungen, Vernachlässigung, inadäquate Erziehungsmaßnahmen, gehäufte elterliche Konflikte, psychische Erkrankung der Eltern) Prä- und perinatale Risikofaktoren (Nikotin- und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft, geringes Geburtsgewicht, Frühgeburt -> Zusammenhang zur Entwicklung der emotionsregulierenden Prozesse im Gehirn) Negative Bindungserfahrungen im Vorschulalter (z.B. inkongruente emotionale Reaktionen auf den emotionalen Ausdruck des Kindes) Interventionen/ Therapie: Kind: o Soziales Kompetenztraining, Problemlösestrategien, Wahrnehmen der Gefühle anderer Elterntraining: o Umstrukturierung ungünstiger Eltern-Kind-Interaktionen, Strategien zum Beziehungsaufbau, Verlässliche Konsequenzen Lehrer/ Erzieher: o Absprachen bzgl. Verhalten treffen und diese kontrollieren, Rückmeldung an Eltern/ET, Fokus auf der Förderung sozialer Fertigkeiten in der Klasse/ in der KITA Ängste und Phobien im Kindesalter: Ätiologie: Gentische Disposition Familiäres Umfeld: o Eltern verstärken das Verhalten durch Vorbildcharakter o Kontrollierende, hemmende Eltern (keine Möglichkeit eigene Strategien zum Umgang mit Angst zu entwickeln) Hinweise auf Zusammenhang zwischen Wahrnehmungsstörungen (Modulationsstörungen), z.B. in der sensorischen Hyperreaktivität Formen und Symptome: Bezeichnung Definition Sichtbare Verhaltensweisen Über das normale Maß Weinen, jammern, hinausgehende Angst, sich aggressives Verhalten von Bezugspersonen zu Schulverweigerung trennen, Angst allein zu Kind kann nicht alleine bleiben schlafen, alleine im Emotionale Störung mit Zimmer bleiben Trennungsangst Kann nicht bei Gleichaltrigen bleiben Somatische Symptome wie Bauchschmerzen 20 Entwicklungstypische Angst, Angst vor Insekten oder die überstark auftritt Tieren, sodass das Kind Phobische Störung des nicht mehr rausgeht Kindesalters Angst vor Dunkelheit, Kind kann nicht einschlafen Frucht vor Fremden oder Kind besucht keine Gleichaltrigen, die deutlich Freunde stärker ausgeprägt ist, als es Spricht nicht mit Fremden Störung mit sozialer alterstypisch zu erwarten wäre oder Bekannten Überempfindlichkeit im Ausgeprägte Verlegenheit Kindesalter Weinen, Schweigen und Rückzug bei neuen Situationen Interventionen/ Therapie: Verhaltenstherapie: Erarbeitung von Strategien zum Umgang mit den Ängsten Erarbeitung von Strategien für zukünftige Herausforderungen Sensorische Integrationstherapie: Vermittlung von hemmenden und regulierenden Strategien Verbesserung der Diskriminationsstörung des vestibulären Ängsten durch Gleichgewichtstraining Psychoedukation: Vermittlung von Zusammenhängen und Identifizierung von ungünstigen Verhaltensweisen Rolle von Elternarbeit bei der Angstbewältigung: Unsicherheiten nicht verstärken Nicht auf die Kinder einreden/ die Ängste kleinreden Eltern sind wichtiger Baustein der Behandlung Lernen in der Therapie wie Sie ihre Kinder unterstützen Therapeut sollte Eltern den Druck nehmen (kein Vergleich mit anderen Kindern) Beziehung zwischen Eltern und Kind stärken (Ausflüge, viel reden, geduldig sein) Alltagsrituale einführen, Strukturen setzen Umgang mit Konflikten und Grenzen setzen Eltern sollten Stärken des Kindes erkennen und aufzeigen und im Alltag unterstützen, Blick auf positive Eigenschaften/ Verhaltensweisen Selbstständigkeit im Alltag fördern, Zutrauen in das eigene Kind zu haben, lösungsorientiertes Handeln Schwierige Situationen gemeinsam lösen 21 Frühkindliche Entwicklung APGAR-Score: Atmung – Puls – Grundtonus – Aussehen – Reflexe Ein Punkteschema, mit dem sich der klinische Zustand von Neugeborenen standardisiert beurteilen lässt. Die Messung erfolgt nach 1 Minute, nach 5 Minuten und nach 10 Minuten Pro Intervall maximal 10 Punkte möglich z.B.10/10/10 bei Reifgeborenen Optimale Punktzahl für Neugeborene bei 9-10 Punkten Zwischen 8 und 10 Punkten „lebensfrisch“ 5 bis 7 Punkte gilt als gefährdet Bei unter 5 Kind akut lebensgefährdet, weitere Maßnahmen notwendig Reifezeichen: Indikatoren für das Reifealter für die Lebensfähigkeit des Neugeborenen morphologische und funktionelle Reifezeichen Morphologische Reifezeichen: Sichere Reifezeichen (messbare Zeichen) Körpergewicht: 2.800 - 4.100 g (durchschnitt: 3.400 g) Kopfumfang: 33,5 - 37 cm (Durchschnitt: 35 cm) Brustumfang: 30 - 35 cm (Durchschnitt: 33 cm) Scheitel-Fersen-Länge: 48 - 54 cm (Durchschnitt: 50 cm) Unsichere Reifezeichen (anatomische Zeichen) Haut dick, rosig und ohne Venenzeichen Unterhautfettgewebe gut ausgebildet Lanugohaare nicht vorhanden sein (Ausnahme: Reste auf dem Rücken) Voll ausgebildeter Ohrknorpel Finger-/ Zehennägel sollten die Finger-/Zehenkuppen überragen Querfalten in den Fußsohlen gut erkennbare Brustwarzen bei Mädchen: sollten die großen Labien (Labia majora) die kleinen Labien (Labia minora) überdecken bei Knaben: sollten die Hoden in das Skrotum deszendiert sein Funktionelle Reifezeichen: aktiver Muskeltonus o Das Neugeborene sollte den Kopf heben und aufrecht halten können passiver Muskeltonus o Die Gelenke sollten gebeugt gehalten werden können Körpermitteliegt etwa in Nabelhöhe Arme und Beine sind etwa gleich lang. 22 Frühgeburtlichkeit: Vor Vollendung der 37. SSW Meinst weniger als 2500g Oft schwierige Schwangerschaft Eltern sind häufig sehr verunsichert Körperliche Unreife des Kindes Selbstregulation (z.B. Temperaturregulation) noch nicht entwickelt Herausforderungen: Häufig auf der Intensivstation (Piepsen, viele Geräusche, Schmerzen, grelles Licht) Häufig negative Erfahrungen mit Körperkontakt Wenig Möglichkeiten zum Körperkontakt zum Bindungsaufbau Wenig sensorischen Input Interventionen: Mentale Unterstützung der Eltern Schuldgefühle abbauen Positive Aussichten geben Alltagsunterstützung Viel Körperkontakt anbahnen Handlungen ankündigen Sensorischen Input geben (positive Reize) Prinzipien der Bewegungsentwicklung: Aufrichtung gegen die Schwerkraft nimmt immer weiter zu o Bis zur Geburt keine Schwerkraft Entwicklung von cranial zu caudal o Mundbewegungen vor Hand- und Fußbewegungen Symmetrie und Asymmetrie in Haltung und Bewegung wechseln sich ab o Symmetrie: Statik, Sicherheit, Stabilität o Asymmetrie: Gewichtsverlagerung, Veränderung, Beweglichkeit Höchstentwickelte Fähigkeiten benötigen die meiste Zeit o Misserfolge notwendig für den Lernprozess Meilensteine & Grenzsteine: Meilensteine definieren den Zeitpunkt an dem ein Kind einen Entwicklungsschritt zum ersten Mal zeigt Grenzsteine markieren den Zeitpunkt an dem ca. 90% aller Kinder einen bestimmten Entwicklungsschritt erreicht haben = Frühwarnsystem für mögliche Entwicklungsstörungen 23 Wichtige Aspekte der motorischen Entwicklung: Entwicklungsbücher und –tabellenlösen häufig Druck und Sorge aus Entwicklung kann sehr individuell verlaufen Entscheidend ist, dass die Kinder Variationen in Rotation, Gewichtsverlagerung und Stützaktivität zeigen und diese sicher beherrschen Jedes 10. gesunde Kind entwickelt sich deutlich abweichend von Entwicklungstabellen Kinder zeigen unterschiedliche Interessenschwerpunkte in Ihrer Entwicklung Variabilität in der motorischen Entwicklung ist normal, keine Variabilität gilt als pathologisch „Auch die viel gehörte Aussage, dass Krabbeln ein wesentlicher Schritt für die motorische Entwicklung ist, konnten Forscher nicht belegen. So zeigte sich, dass 10–15 % der Kinder, die sich normal entwickeln, den Vierfüßlerstand und die Krabbelphase auslassen“ (Quelle: Sinai, 2008) 24