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Social psychology Cognitive dissonance Research methods Psychology

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Dieses Dokument behandelt Grundlagen der Sozialpsychologie. Es werden Forschungsmethoden, wie deskriptive und experimentelle Designs, sowie Theorien wie die soziale Kognition und die Dissonanztheorie behandelt. Der Autor stellt die Konzepte und Ansätze der Sozialpsychologie vor.

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B-SPa : Soziale Kognition 01 – Einführung Was ist Sozialpsychologie? -> Der Bereich der Psychologie, der sich mit sozialen Aspekten des Denkens, Fühlens & Verhaltens von Individuen befasst: ​ Wie das Denken, Fühlen & Handeln einer Person durch andere beeinflusst sind (z.B. durch Anweisung...

B-SPa : Soziale Kognition 01 – Einführung Was ist Sozialpsychologie? -> Der Bereich der Psychologie, der sich mit sozialen Aspekten des Denkens, Fühlens & Verhaltens von Individuen befasst: ​ Wie das Denken, Fühlen & Handeln einer Person durch andere beeinflusst sind (z.B. durch Anweisungen & Drohungen, Gruppendruck, Normen & Diskurse in der Gesellschaft) ​ Wie die Handlungen einer Person sozialen Einfluss auf andere ausüben können & zu sozialem Wandel beitragen können 02 – Sozialpsychologie als Wissenschaft ​ wichtig, Phänomene systematisch wissenschaftlich zu untersuchen -> “Erklärung” im Nachhinein ≠ Vorhersage + Überprüfung ​ Sozialpsychologie als empirische Wissenschaft ○​ Systematische Beobachtung & Beschreibung von Phänomenen ○​ Systematische Untersuchung von Zusammenhängen zur Vorhersage von Phänomenen ○​ Formulierung von Theorien (Erklärungen) zu den Ursachen von Phänomenen ○​ Ableitung von überprüfbaren Hypothesen aus Theorien ○​ Systematische Testung von Hypothesen in empirischen Studien ○​ Ziehen von Schlussfolgerungen für die Theorie(n) ○​ Systematische Integration der Ergebnisse verschiedener empirischer Studien 03 – Forschungsmethoden der Sozialpsychologie ​ Das naive Wissenschaftsschema ist ein nicht wissenschaftliches Vorgehen ​ Systematische Beobachtung von Phänomenen Deskriptive Untersuchungsdesigns ​ Systematische Untersuchung von Zusammenhängen zur Vorhersage von Phänomenen Korrelative Untersuchungsdesigns ​ Formulierung von Theorien (Erklärungen) zu den Ursachen von Phänomenen ​ Systematische Testung von Theorien (Erklärungen) in empirischen Studien Experimentelle Untersuchungsdesigns ​ Systematische Integration der Ergebnisse verschiedener empirischer Studien Forschungssynthese (systematisches Review, Meta-Analyse) deskriptive Designs = Fallstudien, Naturalistische Beobachtung, Ethnographie, Analyse archivarischer Daten, Inhaltsanalyse, Interviews, Fokusgruppen- diskussionen, Umfragen korrelative Methode ​ Oft in Form von Umfrageforschung (Surveys) ​ Korrelation ≠ Kausalität: wenn A & B korreliert sind (miteinander einhergehen), gibt es 3 Möglichkeiten der kausalen Interpretation: ○​ 1. A verursacht B ○​ 2. B verursacht A ○​ 3. C verursacht A & B ​ Bedingungen für Kausalität: ○​ 1. Kovariation ○​ 2. zeitliche Abfolge ○​ 3. Ausschluss anderer Verursachungen ​ Dritt-(Stör-)variablenproblem: manche Variablen können (aus praktischen oder ethischen Gründen) nicht manipuliert werden experimentelle Methode ​ Unabhängige & abhängige Variablen ​ Zufallszuordnung zu verschiedenen experimentellen Bedingungen ​ Mögliches Problem der Konfundierung ​ Labor- vs. Feldexperiment (vs. Umfrageexperiment) Zwischenform: quasi-experimentelle Untersuchungsdesigns ​ Keine Zufallszuordnung der Untersuchungsteilnehmer zu den experimentellen Bedingungen ​ Wichtig für anwendungsnahe Forschung in realen Kontexten Vor- & Nachteile verschiedener Forschungsstrategien Theoretische Erklärungen für Auswirkungen von Mediengewalt (Krahé, 2013) Das Wissenschaftsschema des Kritischen Rationalismus Operationalisierung ​ Theorie = Definition von Begriffen, Aussagen über Zusammenhänge zwischen diesen Begriffen ​ Operationalisierung = Übersetzung in empirisch untersuchbare Variablen → Zwei Ebenen, die man unterscheiden muss! 1. Hypothetische, theoretische Konstrukte 2. Empirische, beobachtbare Daten ​ Datenerhebung & Messung ○​ Explizite Befragung (Selbstbericht, Fremdbericht) ○​ Indirekte Verfahren (VPs ist nicht klar, was gemessen wird) ○​ Nicht-reaktive Verfahren (VPs ist nicht klar, dass überhaupt etwas gemessen wird) ○​ Qualitative vs. quantitative Erhebung ○​ Drei wichtige Gütekriterien: Objektivität, Reliabilität, Validität ​ Vor- & Nachteile verschiedener Messtechniken Fünf Prinzipien der Forschungsethik (keine Reihenfolge, müssen immer alle voll erfüllt werden) 1.​ Schutz vor Schädigung -> Vermeidung von Nachteilen bei VPs 2.​ Respekt der Privatheit -> Anonymität, Pseudonymisierung, Vertraulichkeit 3.​ Informierte Einwilligungserklärung (informed consent) 4.​ Nachträgliche Aufklärung, v.a. bei Täuschung -> VPs können sich im Nachhinein gegen die Verwendung ihrer Daten entscheiden 5.​ Rechtfertigung durch wissenschaftlichen Nutzen -> Beurteilung kann sich über die Zeit ändern (z.B. Elektroschocks) 04 – Grundkonzepte & Ansätze Erklärungsebenen Ansätze der sozialen Kognitionsforschung (Augoustinos et al., 2014) 1.​ soziale Kognition ○​ Enge Beziehungen zur kognitiven Psychologie ○​ Experimentelle Methoden ○​ Fokus auf interne mentale Konstrukte (insbesondere Kognition) ​ Realismus: Wirklichkeit → Wahrnehmung, Kognition, mentale Repräsentationen ○​ Informationsverarbeitungs-Metapher des Menschen ​ Consistency-seeker, naïve scientist, cognitive miser, motivated tactician, activated actor ○​ Individualistische Orientierung ○​ Fokus auf kognitive Prozesse (im Gegensatz zu Inhalten) ○​ Grundkonzepte: 2.​ Soziale Identität ○​ Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979): Eigen- vs. Fremdgruppe ○​ Kontinuum von interpersonalem bis zu Intergruppen-Verhalten ○​ Menschen als soziale Wesen konzeptualisiert ○​ Mitgliedschaften in Gruppen ermöglichen Erkenntnis darüber, wer man ist, was man glauben, wie man empfinden & wie man sich verhalten soll (Normen) ○​ Kognitive Prozesse sind flexibel & kontextspezifisch ○​ Betonung des Sozialen (v.a. der Gruppe) im Individuum ○​ Komplexes Gefüge von Intergruppenbeziehungen in der Gesellschaft (z.B. gegenseitige Abhängigkeit, Gruppengröße, Status, Macht, Konkurrenz usw.) 3a. Soziale Repräsentationen ○​ Theorie der sozialen Repräsentationen (SR; Moscovici, 1984) ○​ Betont, wie die Gesellschaft, Ideologien & kulturelle Normen beeinflussen, wie wir die soziale Welt wahrnehmen, über sie denken, urteilen & sie bewerten ○​ SR als Inhalt: Überzeugungen, Werte, Bilder, Ideen, Theorien, die Mitglieder einer Gruppe untereinander teilen, kommunizieren & diskutieren ​ Alltagstheorien & -wissen in der Gesellschaft ○​ SR als Prozess: wie eine gemeinsame, geteilte soziale Wirklichkeit konstruiert wird ​ Kommunikation, Interaktion ○​ Fokus darauf, wie Mitgliedschaft in Gruppen das individuelle Bewusstsein prägen 3b. diskursiven Psychologie ○​ Ursprung in sozialkonstruktivistischer Kritik an positivistischer Wissenschaft ​ Positivismus: Annahme, dass Mensch & Gesellschaft (wie die physische Welt) nach allgemeinen Gesetzen funktionieren. ○​ Betont die Wichtigkeit von Diskursen & Rhetorik in menschlicher Interaktion ○​ Fokus darauf, was Menschen sagen & tun (im Gegensatz zu mentalen Konstrukten) ○​ Diskurs ist konstitutiv (konstruiert die Wirklichkeit) ​ Sichtweise 1 (Perspektive der sozialen Kognition): Wirklichkeit → Wahrnehmung → Diskurs ​ Sichtweise 2 (Perspektive der diskursiven Psychologie): Diskurs → Wahrnehmung → Wirklichkeit 5 Metaphern in der sozialen Kognitionsforschung (im engeren Sinne) 1. Der soziale Denker als Konsistenzsucher 2. Der soziale Denker als Laienwissenschaftler 3. Der soziale Denker als kognitiver Geizhals 4. Der soziale Denker als motivierter Taktiker 5. Der soziale Denker als aktivierter Akteur 05 – Der soziale Denker als Konsistenzsucher Grundannahmen ​ Menschen streben danach, ihre Kognitionen (Einstellungen, Überzeugungen etc.) so zu organisieren, dass kein Widerspruch zwischen ihren verschiedenen Kognitionen oder zwischen ihren Kognitionen & ihren Verhaltensweisen besteht. ​ Der Zustand kognitiver Inkonsistenz ist für die Person mit unangenehmer innerer Spannung verbunden. ​ Motivation, die Kognitionen bzw. die Kognitionen & das Verhalten in Übereinstimmung zu bringen Balancetheorie (Heider, 1946, 1958) ​ 3 Elemente sind von Bedeutung: ○​ P, die wahrnehmende Person selbst ○​ O, eine andere Person ○​ X, ein Gegenstand, Wert, Standpunkt, eine weitere Person ​ Es gibt zwei Arten von Beziehungen zwischen den Elementen: ○​ L / -L: liking / non-liking (Wert- bzw. Gefühlsrelationen: Sympathie, Liebe, Hass, Geringschätzung etc.) ○​ U / -U: unit / non-unit (Einheitsrelationen: Besitz, Nähe, Ähnlichkeit, Distanz, Unähnlichkeit etc.) ​ Beziehungsstrukturen zwischen zwei Elementen (Diade) oder drei Elementen (Triade) ​ Strukturen sind balanciert (harmonisch), wenn das Produkt der Vorzeichen positiv ist ​ Nicht balancierte Strukturen sind unangenehm, was einen Spannungszustand erzeugt, der zur Ausbalancierung (Auflösung, Änderung) drängt ○​ Balancierte Strukturen werden als angenehmer empfunden als nicht balancierte ○​ Balancierte Strukturen sind stabiler als nicht balancierte; nicht balancierte Strukturen verändern sich eher als balancierte, & zwar in Richtung balancierter Strukturen ○​ Unvollständige Strukturen werden vorwiegend so ergänzt, dass sich balancierte ergeben ​ Vorhersagen der Theorie gut bestätigt, insbesondere im Bereich interpersonaler Attraktion ○​ Man mag Personen lieber, die ähnliche Merkmale (Persönlichkeit, Einstellung) haben wie man selbst ​ Anwendungsmöglichkeiten, z.B.: Produktwerbung oder Politische Beeinflussung ​ Kritikpunkte: ○​ Beschränkung auf zwei Ausprägungen für Beziehungsstärken (positiv, negativ); die Intensität der Relationen wird nicht berücksichtigt ○​ Beschränkung auf zwei Qualitäten von Beziehungen (liking, unit) ○​ Einstellungsänderung in Wirklichkeit wesentlich komplexer, da mehr als eine Person & mehr als ein Objekt relevant sind Dissonanztheorie (Festinger, 1957) Dissonanz = Unvereinbarkeit 1.​ Grundelemente: Kognitionen, kognitive Elemente = Kenntnisse, Meinungen, Wissensinhalte 2.​ Beziehungen zwischen kognitiven Elementen ○​ irrelevant ○​ relevant: konsonant (harmonisch) vs. dissonant (widersprüchlich, unvereinbar) 3.​ Stärke der kognitiven Dissonanz 4.​ Dissonanz ist aversiv (unangenehm) & erzeugt ein Motiv/Druck zur Reduktion der Dissonanz 5.​ Möglichkeiten der Dissonanzreduktion ○​ Addition (Hinzufügen neuer konsonanter Elemente) ○​ Subtraktion (z.B. ignorieren, verdrängen) ○​ Addition & Subtraktion (= Ersetzen) von Kognitionen 6.​ Geändert wird das kognitive Element mit dem geringsten Änderungswiderstand 7.​ Prinzipien der Einfachheit & der Effizienz ○​ Möglichst geringer kognitiver Aufwand / geringe Änderungen des kognitiven Systems ○​ Größtmögliche & stabile Dissonanzreduktion ​ In welchen Situationen ist Dissonanz(reduktion) besonders häufig? 1.​ Nach Entscheidungen ​ Post-decisional dissonance ​ Wenn Entscheidung nicht leicht rückgängig gemacht werden kann ​ „Spreading apart of alternatives“-Effekt ​ Selektive Suche nach Informationen ​ Wenn keine konsonanten (die Entscheidung stützenden) Informationen aus dem Gedächtnis addiert werden können, müssen Personen aktiv neue konsonante Informationen in ihrer Umwelt suchen ​ Selektive Auswahl von Informationen (confirmation bias) ​ Confirmation bias besonders groß, wenn ○​ Personen bei der Informationssuche unter Zeitdruck sind ○​ ein Überangebot an Informationen vorhanden ist ○​ die Information von Expert*innen dargeboten wird ○​ die Information sequentiell dargeboten wird ○​ die Entscheidung irreversibel ist ○​ die Informationssuche mit finanziellen Kosten verbunden ist (Frey, Schulz-Hardt, & Stahlberg, 1996) ​ Aber: wenn Dissonanz zu groß, kann sich der Effekt umkehren – Suche nach dissonanter Information zur Vorbereitung einer Revision der Entscheidung 2.​ Bei forcierter/induzierter Einwilligung ​ Forced/induced compliance ​ Bei Anreizen für einstellungsdiskrepantes Verhalten ​ Dissonanz umso höher (& damit Einstellungsänderung umso stärker), je ​ mehr Entscheidungsfreiheit eine Person für ihr Verhalten wahrnimmt ​ höher der Grad der Selbstverpflichtung ​ höher die aversiven Konsequenzen des Verhaltens für sie selbst &/oder andere sind ​ geringer die (externe) Rechtfertigung für dieses Verhalten ist ​ Aber: wenn die Belohnung exzessiv hoch ist, führt eine höhere Belohnung eher zu einer stärkeren Einstellungsänderung in Richtung auf das gezeigte Verhalten. ​ The forbidden toy paradigm (Aronson & Carlsmith, 1963) 3.​ Bei freiwilligem Engagement ​ Effort justification effect (Rechtfertigung des Aufwands) ​ Anwendungsgebiete ​ Klinische Psychologie ​ Arbeits- & Organisationspsychologie ​ Markt- & Werbepsychologie ○​ Foot-it-the-door technique ○​ Low-ball technique ​ Politische Psychologie ​ Gesundheitsförderung / Verhaltensänderung ​ Umweltpsychologie ​ Kritik: Ist als unangenehm empfundene Dissonanz tatsächlich der Wirkmechanismus? ​ Kritik am Bild des sozialen Denkers als Konsistenzsucher ​ Der Wunsch nach Konsistenz ist eine spezifische kulturelle Konstruktion ​ Diskursive Psychologie: Menschen sind wesentlich toleranter gegenüber kognitiven & interpersonalen Inkonsistenzen als hier angenommen (Billig, 1987) ​ Kulturelle Unterschiede in der Reduktion von Nachentscheidungsdissonanz (Kitayama et al., 2004) & der Wirksamkeit der Foot-in-the-Door-Technik (Petrova et al., 2007) ​ Interindividuelle Unterschiede in der Präferenz für Konsistenz (Cialdini et al., 1995) 06 – Der soziale Denker als Laienwissenschaftler 3 Prinzipien (Heider, 1958) ​ Menschen haben ein starkes Bedürfnis, die Ursachen für das Verhalten ihrer Mitmenschen zu ergründen, um ihre soziale Umwelt besser zu verstehen & vorherzusagen ​ Menschen suchen vorwiegend nach stabilen & überdauernden Entitäten ihrer Umwelt (z.B. Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten) ​ Ein wichtiger Unterschied besteht zwischen internalen (dispositionalen) & externalen (situationalen) Attributionen ​ Klassische Attributionstheorien: ○​ Theorie der korrespondierenden Inferenz (Attribution auf Disposition; einmalige Beobachtung) ○​ Kovariationsmodell (Attribution auf handelnde Person,Handlungsziel, Umstände; einmalige oder mehrfache Beobachtung) Theorie der korrespondierenden Inferenz (Jones & Davis, 1965) Hohe korrespondierende Inferenz liegt vor, wenn vom Handlungsergebnis auf Dispositionen / Eigenschaften der handelnden Person attribuiert werden kann Eine korrespondierende Schlussfolgerung ist wahrscheinlich… 1.​ wenn das Verhalten zu einer kleinen Anzahl spezifischer Effekte führt 2.​ wenn das Verhalten wenig sozial erwünscht ist, d.h. gegen bestimmte soziale Normen spricht 3.​ wenn die Person das Verhalten freiwillig, d.h. ohne Zwang, ausgeführt hat 4.​ wenn das Verhalten große Konsequenzen für die handelnde Person mit sich bringt (hedonische Relevanz) 5.​ wenn bei dem Verhalten direkt intendiert ist, dass es einer anderen Person hilft oder schadet (Personalismus) Kovariationsmodell (KELLEY, 1967, 1973) Grundannahme: Ein Verhalten wird auf die Ursache attribuiert, mit der es gemeinsam auftritt ​ Ideale Informationsmuster ​ Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) ○​ Menschen lernen ihre eigenen Einstellungen, Emotionen & anderen inneren Zustände zum Teil dadurch kennen, dass sie sie aus Beobachtungen ihres eigenen äußeren Verhaltens &/oder der Umstände, unter denen dieses Verhalten auftritt, ableiten. In dem Maße, in dem interne Hinweisreize schwach, mehrdeutig oder nicht interpretierbar sind, befindet sich das Individuum funktional in derselben Position wie ein externer Beobachter, ein Beobachter, der sich notwendigerweise auf dieselben externen Hinweise verlassen muss, um auf die inneren Zustände des Individuums schließen zu können. ​ In der Realität fehlen oft Informationen & verfügt man oft über mangelnde kognitive Ressourcen -> Attributionsverzerrungen ○​ Der fundamentale Attributionsfehler (Ross, 1977) ​ Wir neigen dazu, das Verhalten unserer Mitmenschen ihrer Person (internale Attribution) & weniger der Situation (externale Attribution) zuzuschreiben ○​ Erweiterung: Actor-Observer-Differenz 1.​ Informationsunterschiede zwischen Handelndem & Beobachter ​ Unterschiedliche Salienz von Informationen (Aufmerksamkeitsfokus) ​ Unterschiedliche Informationsinhalte 2.​ Motivationseinflüsse ​ Kontrollmotivation bei der beobachtenden Person ​ Selbstwertdienlichkeit der Attribution der handelnden Person ​ Kritik: Kulturelle Unterschiede ​ Der fundamentale Attributionsfehler ist in kollektivistischen Kulturen (z.B. in Ostasien) deutlich weniger ausgeprägt; dort richten Menschen ihr Verhalten stärker als in individualistischen Kulturen (z.B. Nordamerika) am sozialen Kontext & an situationalen Normen aus 07 – Der soziale Denker als kognitiver Geizhals Die Beachtung, Bewertung & Integration aller möglicherweise relevanten Informationen bei Entscheidungs- & Urteilsfindungen ist nicht möglich, da das kognitive System eine begrenzte Verarbeitungskapazität hat I.​ Heuristiken ​ Menschen wenden vereinfachende mentale Entscheidungsregeln an, die eine schnelle & effiziente Urteilsbildung ermöglichen, sog. Urteils- & Entscheidungsheuristiken (Bless & Keller, 2006) II.​ Schemata ​ Kognitive Verarbeitungsprozesse werden auch von Erwartungen beeinflusst, die sich aus zusammenfassenden kognitiven Strukturen, sog. Schemata, ergeben I.​ Urteilsheuristiken ​ Heuristiken als „kognitives Werkzeug“ oder „Daumenregeln“, um momentan zur Verfügung stehende Informationen unaufwändig zur Urteilsfindung heranzuziehen ​ Ermöglichen oft hinreichend genaue Urteile, aber können auch zu Fehlurteilen & systematischen Verzerrungen führen 1.​ Repräsentativitätsheuristik: Rückgriff auf Ähnlichkeit & Merkmalsverteilungen ​ Urteil davon beeinflusst, wie typisch (repräsentativ) ein Beobachtungsfall für eine Kategorie ist oder wie ähnlich eine Person einem bestimmten Prototypen ist → Vernachlässigung der Basisrate → Konjunktionsfehler (conjunction fallacy) ​ Kritik: ○​ Menschen können nicht gut mit dem Wahrscheinlichkeitsbegriff umgehen & vernachlässigen die Basisrate weniger, wenn statt Prozentwerten absolute Häufigkeiten angegeben werden (Gigerenzer & Hoffrage, 1985) ○​ VPs betrachten die Aufgabe aufgrund der Instruktion eher als „psychologische“ denn als „statistische“ Fragestellung (Schwarz, 1996) 2.​ Verfügbarkeitsheuristik: Leichtigkeit der Abrufbarkeit einzelnen Informationen ​ Je verfügbarer ein Ereignis im kognitiven System (d.h. leichter zugänglich/ abrufbar aus dem Gedächtnis; ease of retrieval) ist, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit oder Häufigkeit dieses Ereignisses eingeschätzt ​ Verfügbarkeit/Zugänglichkeit ist höher bei ○​ häufiger Enkodierung von Elementen aus derselben Kategorie ○​ erst kürzlich eingetretenen Ereignissen (recency effect) ○​ hoher subjektiver Besonderheit (salience effect) ○​ Übereinstimmung von Erinnerungs- & Enkodierungskontext (congruency effect) 3.​ Anker- & Adjustierungsheuristik ​ Ankereffekt oder Ankerassimilation = Ausrichtung von Urteilen bzgl. numerischer Größen an einem wahrgenommenen Ausgangswert ​ Mögliche Erklärungen: ○​ Erhöhte kognitive Verfügbarkeit des durch den Anker aktivierten numerischen Werts ○​ Selektives Hypothesentesten: Suche nach Informationen, die mit dem Ausgangswert vereinbar sind bzw. diesen bestätigen (Mussweiler & Strack, 1999) ○​ Aktivierung von ankerkonsistentem Wissen, das dann besonders kognitiv verfügbar & zugänglich ist, & damit besonders einflussreich 4.​ Emotions-/Affektheuristik („Ho-do-I-feel-about“-Heuristik) ​ Menschen neigen dazu, bei guter Laune verschiedene Einstellungsobjekte (inkl. anderer Personen) positiver zu beurteilen als bei schlechter Laune ​ Die eigene Stimmungslage dient als Heuristik für die Beurteilung ​ Es ist subjektiv schwierig, zwischen der emotionalen Reaktion auf das Einstellungsobjekt & der möglicherweise zuvor bestehenden Stimmung zu unterscheiden 5.​ Simulationsheuristik (kontrafaktisches Denken) ​ Ereignisse oder Ergebnisse werden in dem Maße als wahrscheinlich beurteilt, in dem sie simuliert werden können. ​ Kontrafaktisches Denken = mentales Umändern von Aspekten geschehener Tatsachen ​ Tritt insbesondere auf ○​ bei negativen Ereignissen (z.B. einer missratenen Prüfung) ○​ bei Knappheit (z.B. bei zweiminütiger vs. zehnminütiger Verspätung) ○​ bei ungewöhnlichen Aspekten eines Ereignisses II.​ Schemata ​ Kognitive Schemata = mentale Strukturen, die das eigene Wissen (Gedanken, Überzeugungen, Einstellungen) über die soziale Realität zusammenfassen (organisieren, speichern) ​ Charakteristika ○​ Sind Strukturen, die der Vereinfachung der Realität dienen ○​ Sind energiesparende Instrumente: schnelle, effiziente Verarbeitung neuer Informationen ○​ Wirken in Form allgemeiner Erwartungen, d.h. theorie-/konzeptgesteuert (top-down) ○​ Geben Gefühl der Vorhersagbarkeit & Kontrolle der sozialen Welt ○​ Bestimmen, worauf wir achten, was wir wahrnehmen, woran wir uns erinnern, was wir schlussfolgern ○​ Können evaluative & affektive Aspekte beinhalten ○​ Sind oft hierarchisch organisiert ○​ Werden durch direkte & indirekte Erfahrungen oder Sozialisation gelernt ○​ Entwicklung: werden durch direkte & indirekte Erfahrungen organisierter, komplexer, detaillierter & flexibler ○​ Sind relativ stabil & widerständig gegen Veränderung ○​ Verschiedene Veränderungsmodelle: ​ Bookkeeping model, conversion model, subtyping model ○​ Können problematische Auswirkungen auf das Verhalten haben ​ Formen ○​ Personenschemata (trait prototypes) ○​ Selbstschemata ○​ Ereignisschemata (Skripts) ○​ Rollenschemata ○​ Stereotype 08 – Der soziale Denker als motivierter Taktiker Motivierter Taktiker bezieht sich auf die Tendenz des Menschen, abhängig von den situativen & motivationalen Anforderungen relativ automatische oder aber aufwändigere kognitive Prozesse zu nutzen. Die Modelle des motivierten Taktikers betrachten den Menschen als Denker, dem multiple kognitive Strategien zur Verfügung stehen, aus denen er (bewusst oder unbewusst) basierend auf Zielen, Motiven & Bedürfnissen auswählt ​ Grundannahme: Informationsverarbeitung variiert von automatischem, unbewusstem Denken (→kognitiver Geizhals) bis zu kontrolliertem, bewusstem Denken (→ Laienwissenschaftler). I.​ Personenwahrnehmung & Eindrucksbildung ​ Zwei-Prozess-Modell der Eindrucksbildung (Brewer, 1988) ○​ Default: automatische Identifizierung & Kategorisierung von Personen ○​ Personalisierung bei motivationaler Relevanz & Involviertheit ​ Kontinuumsmodell der Eindrucksbildung (Fiske & Neuberg, 1990) ○​ Default: automatische Kategorisierung aufgrund visueller oder verbaler Hinweisreize ○​ Bei Erwartungsverletzungen: Versuch der Subkategorisierung; wenn nicht ausreichend, dann genaue, datenbasierte Informations- verarbeitung II.​ 5 zentrale Motive Motive beeinflussen die Art & den Inhalt der sozialen Informationsverarbeitung („thinking is fordoing“; Fiske, 1992) 1.​ Zugehörigkeit: von anderen Menschen & seiner Gruppe akzeptiert werden („to belong“) ​ Negative Folgen sozialer Ausgrenzung (social ostracism) ○​ Geringes Wohlbefinden, geringe Kontrollwahrnehmung, fehlendes Zugehörigkeitsgefühl ​ Zugehörigkeit wichtig für soziale Unterstützung, Gesundheit & Wohlbefinden (Baumeister & Leary, 1995) ​ Hat evolutionäre Wurzeln ​ Kann zu akkurater, aber auch positiv oder negativ verzerrter Wahrnehmung anderer führen ​ Linienexperiment (Asch, 1951) ○​ Fragestellung: Lässt sich der Einfluss von Gruppennormen bei objektiv eindeutigen Urteilen nachweisen? ○​ durchschnittliche Fehlerzahl: 33%, Kontrollgruppe: 0.7% ○​ Erklärung: Normativer sozialer Einfluss ○​ Anpassung an Mehrheitsmeinung, um ​ gemocht & sozial anerkannt zu werden ​ Zurückweisung zu vermeiden ​ in der Gruppe bleiben zu können ○​ Führt eher zu oberflächlichen Anpassungen (compliance), nicht notwendigerweise zu Internalisierung (private Meinung kann bestehen bleiben) 2.​ Verstehen: die Welt verstehen, eine sozial geteilte Interpretation der Welt erreichen („to understand“) ​ Bedürfnis nach Verstehen der Welt & sozialer Bestätigung der eigenen Sichtweisen ​ Sozial geteilte Interpretation macht die Welt „sicherer“ (gewisser) bzw. vorhersehbarer, so dass man sich besser auf antizipierte Ereignisse einstellen kann. ​ Autokinetischer Effekt (Sherif, 1936): ○​ optische Täuschung, bei der Lichtpunkt als bewegt wahrgenommen wird ○​ Vps sollten die Entfernung einschätzen (2,5-20cm), danach mit anderen VPs austauschen & dann neue Runde ○​ Erweiterung: Weitergabe über „Generationen“ (Jacobs & Campbell, 1961) ​ Einfluss der übertriebenen Schätzung (Konföderierter) blieb & überdauerte fünf “VP-Generationen” ​ Erklärung: Informationaler sozialer Einfluss ○​ Wir sind motiviert, korrekt wahrzunehmen ○​ Die Meinungen anderer Personen sind eine wichtige Informationsquelle, die wir dafür nutzen können ​ insbesondere, wenn die Situation uneindeutig ist & andere Experten sind 3.​ Kontrolle: Einfluss haben auf Ereignisse, die auch von anderen abhängen („to be effective“) ​ Menschen streben danach, Kontrolle über ihre Umwelt auszuüben (d.h. gewünschte Ereignisse herbeiführen & unerwünschte Ereignisse vermeiden zu können) → hoher adaptiver Wert von Kontrollerleben: Mangelnde Kontrolle kann zu sozialen, psychischen & physischen Defiziten führen ​ Beispielstudie: Auswirkungen von Kontrollierbarkeit im Altenheim (Langer & Rodin, 1976) ○​ Bewohner erhielten Text über Eigenverantwortlichkeit (+Zimmerpflanze) oder Text über Verantwortlichkeit des Personals ​ Menschen sind motiviert, so zu denken, dass sie ihr Gefühl der Wirksamkeit aufrechterhalten (wenn sie Kontrolle haben) oder dass sie ihr Gefühl der Wirksamkeit verstärken oder wiederherstellen (wenn sie der Kontrolle beraubt sind) ​ Theorie psychologischer Reaktanz (Brehm, 1966, 1972) 1.​ Personen glauben an die Freiheit, bestimmte Verhaltensweisen ausführen zu können 2.​ Freiheit kann durch die handelnde Person (P) selbst (selbstauferlegte Freiheitseinengung), durch andere (sozialer Einfluss) oder durch unpersönliche Barrieren eingeschränkt werden. Wenn P bemerkt, dass eine "freie" Verhaltensweise bedroht oder unmöglich gemacht wird, entsteht psychologische Reaktanz. 3.​ Reaktanz ist ein aversiver motivationaler Zustand. Die Stärke der Reaktanz ist eine Funktion ○​ der Wichtigkeit der spezifischen Freiheit für P ○​ des Umfanges des Freiheitsverlustes (z.B. Anzahl der bedrohten Alternativen) & ○​ der Stärke der Einengung (z.B. Ausmaß der Auswirkungen auf andere Freiheiten) 4.​ Versuche zur Wiederherstellung der Freiheit können sich äußern in subjektiven Effekten (kognitive Umstrukturierungen) & Verhaltenseffekten (Aktionen). Dazu gehören: ○​ direkte Wiederherstellung der Freiheit, z.B. durch instrumentelle Aggression ○​ indirekte Wiederherstellung der Freiheit, z.B. durch ​ Attraktivitätserhöhung der bedrohten/eliminierten Alternative ​ Ausführung ähnlicher Verhaltensweisen ​ Ausführung des Verhaltens in anderen Situationen ​ Ausführung des Verhaltens durch andere Personen ​ gesteigerter unspezifische Aggressivität ​ “Do Not Eat the Red Food!” (Jansen, Mulkens, & Jansen, 2007) ○​ Der Wunsch nach dem roten Snack steigt in der Verbotsgruppe gegenüber der Vergleichsgruppe an ○​ Kinder in der Verbotsbedingung konsumieren hinterher mehr rote (verbotene) vs. gelbe Snacks als Kinder in der Vergleichsgruppe 4.​ Selbsterhöhung: das eigene Selbst positiv sehen („to maintain self-esteem“) ​ Tendenz, sich selbst in positivem Licht zu sehen ​ Selbstwertdienliche Attributionsasymmetrie (self-serving bias) ○​ Eigene Erfolge werden intern, eigene Misserfolge extern attribuiert ​ Beispielstudie: Attributionen von Studierenden nach Prüfungen Bernstein, Stephan & Davis (1979) ​ Selektive, selbstwertdienliche Informationssuche ○​ Aktive Suche nach selbstwertdienlichen Informationen über die eigene Person ​ Beispielstudie: Feedback zu IQ-Test, dann Auswahl von Artikeln zur Validität von IQ-Tests Frey (1981) ​ Weitere Mechanismen zum Selbstwertschutz & zur Selbstwerterhöhung ○​ Above average effect: Tendenz, die eigene Person als überdurchschnittlich wahrzunehmen ○​ False consensus effect: Überschätzung, inwieweit andere Personen die eigene Meinung teilen 5.​ Vertrauen: in eine freundliche soziale Umwelt vertrauen („to find the world benevolent“) ​ Menschen erwarten grundsätzlich Positives von anderen ​ Negatives fällt auf, vor dem Hintergrund einer positiven Baseline ​ Pollyanna principle (Matlin & Stang, 1978) ○​ Über verschiedenen Sprachen hinweg verwenden Menschen evaluativ positive Wörter häufiger als evaluativ negative Wörter (Boucher & Osgood, 1969) ○​ Menschen verarbeiten positive, angenehme Informationen akkurater & effizienter als unangenehme, negative Informationen ○​ Menschen tendieren zu positiven Urteilen über viele verschiedene Menschen, Ereignisse, Situationen & Objekte ○​ Positive mood offset (Diener et al., 2015): Tendenz, in Abwesenheit starker emotionaler Ereignisse leicht positiver Stimmung zu sein ​ Ironische Folgen des Motivs: Glaube an eine gerechte Welt (Lerner, 1980) ○​ Wir wollen glauben, dass „jeder bekommt, was er verdient“ bzw. „jeder verdient hat, was er bekommt“. → Selbstverschuldungsvorwürfe an Opfer (blaming the victim) ​ Tendenz, Menschen, denen etwas Schlimmes widerfahren ist, selbst dafür verantwortlich zu machen & die Schuld zu geben, auch wenn sie keine Schuld trifft ​ Je stärker das Bedrohungsgefühl durch eine mögliche Ungerechtigkeit, desto größer das Bedürfnis, sich vor der unangenehmen Vorstellung zu schützen, dass es auch einem selbst passieren könnte, & desto mehr verunglimpfen wir das Opfer 09 – Der soziale Denker als aktivierter Akteur ​ die soziale Umwelt beeinflusst schnell das Denken des Menschen & fast zwangsläufig (ohne Bewusstheit) assoziierte Kognitionen, Bewertungen, Affekte, Motivationen & Verhaltensweisen auslöst ​ Personen nutzen kontrollierte Prozesse nur, wenn sie es “müssen” ​ Renaissance des Unbewussten (Freuds psychodynamische Theorie) ​ Automatische Prozesse ○​ schnell, ohne kognitive Verarbeitungskapazität ○​ ohne bewusste Intention, Aufmerksamkeit oder Anstrengung (Aufwand) ○​ resistent gegenüber intentionaler Beeinflussung ○​ ohne jegliche Bewusstheit Priming = Erleichterung einer Reaktion auf einen Zielreiz (Target) aufgrund vorheriger Darbietung eines Bahnungsreizes (Prime) durch Steigerung der Zugänglichkeit bestimmter im Gedächtnis gespeicherter Informationen ​ Arten des Priming ​ Semantisches Priming: bedeutungsspezifischer Zusammenhang zwischen Prime & Target ​ Affektives (evaluatives) Priming: emotionale/affektive Ähnlichkeit zwischen Prime & Target ​ Prozedurales (Mindset-)Priming: Wiederholung der kognitiven Prozedur ​ Verschiedene Erklärungen von Primingeffekten ​ Automatische Aktivitätsausbreitung: Speicherung von Informationen in Form eines assoziativen Netzwerks ​ Reaktionsbahnung: Aktivierung einer bestimmten Handlungstendenz ​ Ablagekorb-Modell (storage bin model): “Last-in-first-out”-Prinzip ​ Semantisches Priming ○​ Lexikalische Entscheidungsaufgabe ​ Prime -> Zielreiz (target) ​ Aufgabe: Ist das Zielwort ein echtes Wort oder ein Pseudowort? ​ Maß der semantischen Assoziation: Reaktionszeit oder Fehlerrate ○​ Erweiterung: konzeptuelles Priming ​ „geht über das semantische Priming & dessen Aktivierung einzelner Begriffe hinaus, indem hier ganze Konzepte (die dann wiederum aus einer Verknüpfung von vielen Begriffen bestehen) geprimt werden“ (Werth et al., 2020) ​ Affektives (evaluatives) Priming ○​ Maskierung (vorwärts) ○​ Prime (z.B. Bild von Blume vs. Insekt) ○​ Maskierung (rückwärts) ○​ Lexikalische Entscheidungsaufgabe (positives vs. negatives Wort) ○​ Berechnung des relativen Erleichterungseffekts ​ Blume → schnellere Klassifikation pos. Wörter ​ Insekt → schnellere Klassifikation neg. Wörter ​ Anwendung zur impliziten Einstellungsmessung: Fazio et al. (1995) ​ Prozedurales (Mindset-)Priming ○​ Aktivierte kognitive Prozedur wird erneut angewendet ○​ Mentale Simulation (kontrafaktisches Denken) → erhöht die Wahrscheinlichkeit, bei Personenwahrnehmung Alternativen zu beachten (Galinsky, Moskowitz & Skurnik, 2000) ○​ Kreativität (think different!) → reduziert die Wahrscheinlichkeit der automatischen Aktivierung von Fremdgruppenstereotypen (Sassenberg & Moskowitz, 2005) ○​ Deliberations- vs. Implementations-Mindsets → beeinflusst Gedanken in Bezug auf Entscheidungskonflikte (Aufgabe, angefangene Märchen fortzusetzen; Gollwitzer, Heckhausen & Steller, 1990) ​ Anwendungen von Priming ○​ Medienforschung (Horrorfilme, Gewaltfilme, Gewalt in Nachrichten) ○​ Ego-Shooter-Spiele als aggressiver Prime ○​ Autorennspiele als Prime für riskantes Verhalten (Fischer, Kubitzki, Guter & Frey, 2007) ​ Autorennspiel führte zu mehr risikobezogenen Gedanken & Emotionen & zu höherer Risikobereitschaft in computergestützter Testbatterie zu kritischen Verkehrssituationen ○​ Politische Ereignisse beeinflussen, wie viel Gewicht verschiedene Politikbereiche bei der Bewertung von Politikern haben – Beispiel Krieg & außenpolitische Leistung (Iyengar &Simon, 1993) 10 – Einstellungen Einstellung = summarische Bewertung von Gegenständen, Personen, sozialen Gruppen oder abstrakten Konstrukten, die affektive, kognitive & verhaltensbezogene Komponenten umfassen kann ​ Funktionen von Einstellungen ○​ (Un-)Angenehmes, das aus dem Einstellungsobjekt resultiert ​ Wissensorganisation (Schema-/Wissensfunktion: unterstützt dabei, die Welt zu verstehen) ​ Nützlichkeit (utilitaristische Funktion: Regulation von Annäherung & Vermeidung, um Belohnungen erzielen & Bestrafungen vermeiden zu können) ○​ (Un-)Angenehmes, das aus dem Ausdrücken der Einstellung resultiert ​ Ausdruck eigener Werte, Selbstdefinition ​ Soziale Anpassung ​ Positives Selbstwertgefühl ​ Reduzierung von Angst & inneren Konflikten ○​ Einstellungen sind multifunktional ​ Messung von Einstellungen ○​ Grundlegende Konzepte ​ Skalenniveaus ​ Reliabilität ​ Validität ○​ Arten der Einstellungsmessung 1.​ Direkte Messung 2.​ Indirekte Messung 3.​ Implizite Messung ​ Affektives Priming ​ Implicit Association Test (IAT) ​ Merkmale von Einstellungen als Schemata ○​ Kognitive Verfügbarkeit kann variieren ○​ Sind Bestandteil assoziativer Netzwerke → Aktivitätsausbreitung ○​ Möglichkeit automatischer Prozesse → implizite Einstellungen ○​ Wissensstruktur kann unipolar oder bipolar sein ○​ Wissensstruktur kann ein- oder mehrdimensional sein ○​ Können ambivalent sein ​ Positiv + negativ ​ Implizit + explizit ​ Inhaltlich ​ Affektiv, kognitiv, konativ ○​ Können in ihrer Stärke variieren ​ wichtige Moderatorvariable für zeitliches Überdauern, Widerstand gegen Beeinflussung, Verhaltenskonsistenz, Effekte auf Informationsverarbeitung ​ Einstellungsbildung ○​ Bloßes Ausgesetztsein (mere exposure) ​ Erhöht die Leichtigkeit der Verarbeitung (perceptual fluency), was subjektiv als positiv erlebt & auf den Stimulus attribuiert wird ○​ Evaluative (klassische) Konditionierung ​ Pavlovs Hund ​ Unabhängig von der Aufmerksamkeit gegenüber Stimuluspaaren ○​ Operante Konditionierung (Verstärkung) ​ Skinners Ratten & Tauben ​ Stärker mit bewusster Verstärkung → informationaler & normativer sozialer Einfluss ○​ Beobachtungslernen ​ Bandura: Nachahmung, Imitation ○​ Nutzung interner Zustände ​ Ho-do-I-feel-about-it-Heuristik ​ Erlebte Leichtigkeit, mit der Informationen erinnert oder verarbeitet werden können ○​ Verhaltensänderung ​ Reaktanztheorie: Bumerang-Effekt ​ Selbstwahrnehmungstheorie (Bem) ​ Dissonanztheorie (Festinger): Verhaltensrechtfertigung durch Einstellung ​ Persuasive Kommunikation ○​ Informationsverarbeitungsmodell von McGuire (1969) ○​ Systematische Verarbeitung ​ Sorgfältige, detaillierte Verarbeitung von Informationen (z.B. kritische Prüfung der Argumente, die in der persuasiven Kommunikation benutzt werden) ○​ Heuristische Verarbeitung ​ Verarbeitung von Informationen mit Hilfe von Heuristiken (z.B. einfache Regeln wie “Statistiken lügen nicht”, “Experten kann man vertrauen”, “Konsens bedeutet Korrektheit”, “lange Nachrichten sind fundierter”) anstatt durch die Bewertung von Argumenten ○​ Zwei-Prozess-Theorien der Persuasion ​ Postulieren zwei Prozesse der Informationsverarbeitung, systematisch & nicht-systematisch (abhängig vom Ausmaß, in dem die Person inhaltlich relevanten Gedanken nachgeht, z.B. Argumente kritisch prüft) ​ Modell der Verarbeitungswahrscheinlichkeit (Elaboration likelihood model/ELM; Petty & Cacioppo, 1986) ​ Heuristisch-systematisches Modell (HSM; Chaiken et al., 1989) ​ Studie von Petty, Cacioppo & Goldman (1981) ○​ Individuelle Differenzen in Variablen, die die Persuasion beeinflussen ​ Bedürfnis nach Kognition (Cacioppo & Petty, 1982) ​ Ausmaß, indem Personen Freude daran haben, über Argumente nachzudenken ​ Bedürfnis nach Cognitive Closure (Kruglanski & Webster, 1996) ​ Wunsch von Personen nach (irgend)einer endgültigen Antwort auf ein Frage ​ Dringlichkeit & Permanenz („seizing“ & „freezing“) ​ Zusammenhang zwischen Einstellung & Verhalten 1.​ Wann liegt eine solche Korrelation vor bzw. wovon hängt die Stärke des Zusammenhangs ab? ​ Messung: Korrespondenzprinzip (Spezifität), Aggregationsprinzip ​ Moderatorvariablen, die den Zusammenhang beeinflussen ​ Starke, leicht zugängliche Einstellungen (Fazio, 1990) ​ Aufwand bei der Einstellungsbildung ○​ Motivation & Fähigkeit (zentrale Route der Informationsverarbeitung) ​ Existenz anderer relevanter Einstellungen (Einbettung in Einstellungssystem) ​ Wahrgenommene Relevanz des Verhaltens für die Einstellung ​ Wahrgenommene Schwierigkeit oder Kosten des Verhaltens ​ Individuelle Unterschiede (Traits oder States) ○​ Hohes Bedürfnis nach Kognition ○​ Hohe Selbstkonsistenz ○​ Geringe Neigung zu Selbstüberwachung (Self-Monitoring) ○​ Hohe objektive Selbstaufmerksamkeit (Self-Awareness) ​ Situative Moderatorvariablen ○​ Anwesenheit anderer ○​ Soziale Normen ​ Besonders relevant für explizite (vs. implizite) Einstellungen ○​ Alternative Verhaltensangebote ○​ Unvorhersehbare externe Ereignisse etc. (andere Einflüsse auf das Verhalten) 2.​ Welche Prozesse spielen beim Einstellung-Verhaltens-Zusammenhang eine Rolle? ​ Theorie des überlegten Handelns (Fishbein & Ajzen, 1975) ​ Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991) ​ MODE model (Fazio, 1990) ​ Motivation and Opportunity as Determinants ○​ Motivation für kontrollierte Verarbeitung ○​ Gelegenheit = z.B. Zeit, Ressourcen, kognitive Kapazität ​ Wenn eines niedrig ist → Einstellungen aktivieren Verhalten automatisch (wenn verfügbar) ​ Wenn beides hoch ist → intentionaler Prozess (z.B. nach der Theorie des geplanten Verhaltens) ​ Beispiel: explizite & implizite Einstellungen gegenüber Chips → Konsum von Chips ○​ Moderiert durch kognitive Ressourcen, die Personen haben (Friese, Hofmann & Wänke, 2008) ​ Kritik am Konzept der Einstellung - Soziale Kognition vs. diskursive Psychologie (Augoustinos et al., 2014) ○​ Perspektive der sozialen Kognition: Menschen “haben” eine Einstellung ​ Einstellungen als real & konkret ​ Einstellung als etwas, das das Verhalten desjenigen beeinflusst, der die Einstellung besitzt ​ Evaluation (Denken, Fühlen) eines Stimulusobjektes ​ Mögen/nicht mögen, annähern/vermeiden, gut/schlecht ○​ Kritik des Ansatzes der sozialen Repräsentationen & der diskursiven Psychologie ​ Einstellungen als soziale Repräsentationen (Beispiel Krieg: Cohrs & O‘Dwyer, 2018) ​ Fokus darauf, was in einem bestimmten Kontext gesagt oder geschrieben wird: Was wird gesagt, wie wird es gesagt, von wem, zu welchem Zweck? (Billig, 1987; Beispiel Krieg: Gibson, 2012) ​ Zurückweisung einer kausalen Beziehung zwischen Kognitionen, Einstellungen & Verhalten, da alle gleichermaßen in Diskursen ausgedrückt werden & nicht trennbar sind 11 – Sozialer Einfluss Sozialer Einfluss = Veränderung der Einstellungen, Meinungen & des Verhaltens als Resultat der Konfrontation mit den Einstellungen, Meinungen & dem Verhalten anderer ​ Konföderierter ging auf Studierende zu, die gerade den Kopierer verwenden wollten, & fragte nach, ob er sich kurz dazwischendrängen & den Kopierer zuerst benutzen könnte Langer et al. (1978) ​ Six weapons of influence (Cialdini, 2009) Reziprozität ​ Reziprozitätsnorm ○​ Was ist das? → Regel des „Zurückzahlens“ ○​ Weshalb existiert sie & warum ist sie so wirkungsvoll? → evolutionäre Funktion ​ Techniken, um die Reziprozitätsnorm zu nutzen ○​ Ungebetene Gefälligkeit tun (pre-giving) ○​ Reziproke Zugeständnisse ○​ Rejection-then-retreat (or door-in-the-face) Technik ​ Wirkt besonders gut bei: ​ Nicht zu langem Zeitintervall ​ Gleicher anfragender (vs. anderer) Person ​ Prosozialer (vs. profitorientierter) Organisationen ​ Nicht zu großer ursprünglicher Anfrage ​ Austauschorientierter Persönlichkeit ​ Wird psychologisch vermittelt über: ​ Gefühl des Unwohlsein (internalisierte Norm) ​ Kontrast-/Ankereffekt ​ Schuldgefühle (O‘Keefe & Figgé, 1997) ​ Wie kann man sich wehren? ​ Zurückweisen der Verantwortung für die Ablehnung des ersten Angebotes ​ Alternative Emotionen generieren (z.B. Ärger) ​ Umkehrung der Rollen Selbstverpflichtung & Konsistenz​ ​ Beispiele der Anwendung/Ausnutzung ○​ Ein Versprechen machen ○​ Umfragen: High hurdle technique ○​ Sich gut fühlen (Foot-in-the-mouth-Effekt) ○​ Foot-in-the-door-Technik ○​ Schmeicheln ○​ Führung, Zielsetzung ○​ Initiierung von Gruppen ○​ Low-ball-Technik ​ Vorwand, der dazu führt, dass selbst Gründe generiert werden ​ Autokauf mit Sparangebot ​ Erklärungen ○​ Dissonanztheorie (Festinger, 1957) ○​ Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) ​ Warum ist das Bedürfnis nach Konsistenz so hoch? ○​ Hoher Wert innerhalb der Kultur → public image ○​ Macht Leben leichter: schafft Vorhersagbarkeit, schützt gegen “inconvenient truths” ​ Bedingungen der Wirksamkeit einer Selbstverpflichtung ○​ Aktiv ​ Verhalten ​ Geschriebene, nicht nur verbale, Verpflichtung ○​ Öffentlich ○​ Mühsam ○​ Freiwillig gewählt (ungezwungen) ​ Besitz („ownership“), internale Motivation Soziale Normen ​ Asch’s Konformitätsexperimente → normativer sozialer Einfluss ​ Sherif’s Forschung zum autokinetischen Effekt → informationaler sozialer Einfluss ​ Negative Reaktionen bei Verstoß gegen soziale Normen ​ Cialdini et al. (1990) ○​ Präskriptive Norm gegen das Wegwerfen von Müll vs. deskriptive Norm für das Wegwerfen von Müll (sauberes vs. vermülltes Setting) ○​ Normaktivierung (Fokus der Aufmerksamkeit auf die präskriptive vs. deskriptive Norm) ​ Goldstein, Cialdini & Griskevicius (2008) ○​ Studie zur Wiederverwendung von Handtüchern in Hotelzimmern ​ Warum befolgen wir soziale Normen? ○​ Festinger (1950) ​ „Social reality testing“: Konsensuelle Validierung der Normen durch den Vergleich mit anderen ​ „Group locomotion“: Koordination der Ziele & Aktivitäten einer Gruppe, um erfolgreich handeln zu können ○​ Deutsch & Gerard (1955) ​ Normativer Einfluss: Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz & Harmonie; Bedürfnis danach, positive Beziehungen aufzubauen & zu erhalten ​ Informationaler Einfluss: Bedürfnis Unsicherheit zu reduzieren; Bedürfnis danach, akkurate, richtige Urteile abzugeben Knappheit ​ Ausnutzung durch Werbeprofis ○​ Limited-number-Taktik ○​ Deadline-Taktik ​ Erklärungen ○​ Mentale Abkürzungen (Heuristiken) ​ Menschen haben gelernt, dass Dinge, die schwer zu erlangen sind, in den meisten Fällen wertvoller sind. Daher dient die Verfügbarkeit einer Sache als Anzeichen für seinen Wert. ​ Auch persönliche Einzigartigkeit (commodity theory; Brock, 1968) ​ Simulationsheuristik: Beurteilung von Ereignissen oder Ergebnissen gemäß der Leichtigkeit, mit der sie simuliert werden können – tritt insbesondere auf bei ​ negativen Ereignissen ​ Knappheit ​ ungewöhnlichen Aspekten eines Ereignisses → antizipiertes Bedauern ○​ Psychologische Reaktanz ​ Wenn Dinge weniger verfügbar werden, verlieren wir Freiheit. ​ Nach der Theorie der psychologischen Reaktanz (Brehm, 1966), reagieren wir auf den Verlust mit einem größeren Verlangen nach den Dingen als vorher ​ Anwendungen ○​ Romeo-&-Julia-Effekt ○​ Prohibition ○​ Zensur & „politische Korrektheit“ ​ Optimale Bedingungen ○​ Neuer Mangel ○​ Wettbewerb um knappe Ressourcen Autoritätsstatus ​ Geruch, Status, Größe, Kleidung ○​ Wirken oft automatisch, als mentale Abkürzungen (Heuristiken) ​ Anwendungsbeispiele ​ Gesundheitssystem ​ „Captainitis“ ​ Ausnutzung durch Werbeprofis ○​ Milgram-Experiment (1974) ​ Experimentelle Manipulationen ​ NÄHE ZUM LERNENDEN ​ AUTORITÄT DES VERSUCHSLEITERS ​ ​ ​ ​ Theoretische Erklärungen ​ Soziokulturelle Perspektive ○​ Wir lernen, Autoritäten zu gehorchen, & gehen davon aus, dass Autoritäten legitim & vertrauenswürdig sind ​ Bindende Faktoren ○​ Subtile Herstellung psychologischer Barrieren, die Widerstand gegen Autorität erschweren; graduelle Steigerung der Bestrafungen, als Mittel des “Entrapments“ (→ Commitment & Konsistenz) ​ Verantwortung ○​ Agentische Verschiebung: Der/die Untergeordnete in einem hierarchischen System übernimmt keine persönliche Verantwortung für seine/ihre Handlungen, stattdessen schiebt er/sie jegliche Verantwortung einem Individuum auf einer höheren Ebene in der Organisation zu. Sympathie ​ Attraktivität wird als heuristischer Hinweisreiz genutzt bei persuasiver Kommunikation ​ Norman (1976) ○​ UV 1: Argumentationen, dass man weniger schlafen solle als gewöhnlich (0 vs. 8 Argumente) ○​ UV 2: Bild & Information über Autor (junger, sehr attraktiver Mann vs. unattraktiver Experte) ○​ AV: Einstellungsänderung ​ Zwei weitere “Techniken” ○​ Good cop/bad cop ○​ Berührungen (z.B. Restaurant; Hornik, 1992) 12 – Stereotype & Vorurteile Definitionen: ​ Stereotyp ○​ stereos = starr, hart, fest; typos = Entwurf, feste Norm, charakteristisches Gepräge (griech.) ○​ kognitive Struktur oder mentale Repräsentation, die unser Wissen & unsere Überzeugungen über eine soziale Gruppe von Menschen enthält → kognitiv ​ Vorurteil ○​ “ablehnende oder feindselige Haltung gegenüber einer Person, die zu einer Gruppe gehört, einfach deswegen, weil sie zu dieser Gruppe gehört & deshalb dieselben zu beanstandenden Eigenschaften haben soll, die man der Gruppe zuschreibt” (Allport, 1954, S. 7) ○​ “any attitude, emotion or behaviour towards members of a group which directly or indirectly implies some negativity or antipathy towards that group” (Brown, 2010, S. 7) → affektiv, evaluativ ​ Diskriminierung ○​ “Diskriminierung liegt vor, wenn Einzelnen oder Gruppen von Menschen die vorenthalten wird, die sie wünschen” (Allport, 1954, S. 51) → Verhalten Konsequenzen des Erlebens von Stereotypen, Vorurteilen & Diskriminierung ​ Attributionale Ambiguität / Identifizierbarkeit von Diskriminierung ○​ Beispielstudie von Gaertner & Dovidio (1977) zu unterlassenem Hilfeverhalten ○​ Gegen Diskriminierung zu protestieren oder sich zu beschweren, kann „soziale Kosten“ mit sich bringen ​ Selbstwertgefühl & Wohlbefinden ○​ Clark & Clark’s (1947) Puppenexperiment ​ Welche Puppe ähnlich? Mit welcher Puppe lieber spielen? Welche sieht gut/böse aus? ​ Unterschiede zwischen Kindern dominanter (Mehrheits-)Gruppen (→ Präferenz für Eigengruppe) & Kindern untergeordneter (Minderheits-)Gruppen (→ Ambivalenz oder Präferenz für Fremdgruppe) ○​ Psychisch & physisch bedingte Erkrankungen wie Depressionen, Herzerkrankungen & Bluthochdruck bei schwarzen US-Amerikaner*innen (Jackson et al., 1996) ○​ Erfahrung rassistischer Diskriminierung in der Nachbarschaft über die letzten Jahre Entwicklung von Depression (MDD) unter schwarzen Frauen (Russell et al., 2018) ○​ Ähnliche Befunde in Bezug auf psychische Gesundheit homosexueller Menschen ​ Bedrohung durch Stereotype: Beeinträchtigung der Leistung ○​ Bedrohung durch ein negatives Stereotyp (stereotype threat) ○​ Angehörige stereotypisierter Gruppen, die dem Stereotyp ausgesetzt sind, haben in stereotyprelevanten Situationen Angst, das Stereotyp zu bestätigen. ○​ Die durch die wahrgenommene Bedrohung ausgelöste zusätzliche kognitive & emotionale Aktivität kann zu Leistungseinbußen oder stereotypkonformem Verhalten führen ​ Erhöhte Angst, physiologische Erregung, Stress ​ Erhöhte Tendenz, die eigene Leistung zu überwachen, Fokus auf der Fehlervermeidung → Die Effizienz des Arbeitsgedächtnisses wird gestört. ​ Distanzierung & Radikalisierung ○​ Stärkere Identifikation mit der eigenen diskriminierten Gruppe (Rejection-Identification Model; Branscombe, Schmitt, & Harvey, 1999) ○​ Negativere Einstellungen gegenüber Kontakt/Interaktionen mit vorurteilshafter Gruppe & Vermeidung solcher Interaktionen in der Zukunft (Tropp, 2003) ○​ Kann Verhalten provozieren, das das negative Stereotyp bestätigt (→ sich selbst erfüllende Prophezeiung) ​ Niederländische marokkanische Jugendliche tendierten zu stärkerer Legitimation von Kriminalität, Aggression & religiösem Extremismus als Reaktion auf die Wahrnehmung von anti-marokkanischen Stereotypen & Vorurteilen (Kamans et al., 2009) Kategorisierung ​ Kognitiver Prozess der Gruppierung von Personen oder sozialen Gruppen, die ein oder mehrere Merkmale gemeinsam haben ​ Unvermeidbarer Teil der kognitiven Ausstattung des Menschen ​ Geht mit Zuschreibung bestimmter Eigenschaften, Fähigkeiten oder Motive einher, die für diese Kategorie von Personen als charakteristisch betrachtet werden (= Stereotype) ​ Interkategoriale Differenzierung & intrakategoriale Assimilierung ○​ Klassische Studie von Tajfel & Wilkes (1963) ​ Unterscheidung zwischen Eigen- & Fremdgruppen ​ Fremdgruppen-Homogenitätseffekt ​ Eigengruppen-Heterogenitätseffekt ○​ manchmal stattdessen Eigengruppen-Homogenitätseffekt Entstehung von Stereotypen ​ Illusorische Korrelation (Hamilton & Gifford, 1976) ○​ Überschätzung der Stärke einer Beziehung, wenn die Informationen distinkt oder unüblich sind ○​ „One-shot“ illusorische Korrelation ​ Soziale Rollentheorie (Eagly, 1987) ○​ z.B. ​ Frauen → freundlich, empathisch, warm Männer → selbstbewusst, überzeugend ○​ Stereotype als Ideologien, die den Status Quo rechtfertigen (z.B. auch Alter, Nation) ​ Das Stereotype Content Model (Fiske et al., 2002) ​ Zwei zentrale Dimensionen des Inhalts von Stereotypen: Wärme & Kompetenz ​ Positive vs. negative Interdependenz → Wahrnehmung von Wärme ​ Status → Wahrnehmung von Kompetenz Erhalt von Stereotypen ​ Selektive Informationssuche, -aufnahme, -speicherung, -erinnerung (Bestätigungsfehler) ​ Sich selbst erfüllende Prophezeiung (Rosenthal & Jacobson, 1968) ​ Der ‘ultimative Attributionsfehler’ (Pettigrew, 1976) ○​ Siehe 'fundamentaler Attributionsfehler’ ○​ Attribution von negativem Eigengruppenverhalten auf die Situation & von negativem Fremdgruppenverhalten auf persönliche Dispositionen ○​ Einfluss des Verhaltens eines einzelnen Minoritätsgruppenmitgliedes ​ Linguistische Intergruppenverzerrung (Maass et al., 1989) ○​ Abstrakte/globale vs. konkrete Begriffe, die für positives Eigengruppen- & negatives Fremdgruppenverhalten bzw. negatives Eigengruppen- & positives Fremdgruppenverhalten verwendet werden ○​ “A ist hilfsbereit” vs. “B hält mir die Tür auf” ○​ “A ist aggressiv” vs. “B hat jemanden geschlagen” → Hohe Relevanz für journalistische Berichterstattung Stereotypaktivierung & -anwendung Stereotypunterdrückung ​ Aktives Vermeiden, über stereotype Vorannahmen nachzudenken ​ Temporäre Reduktion in dem Gebrauch von Stereotypen ​ Aber: Rebound-Effekt ○​ Weil Monitoring/Unterdrückungsprozesse Stereotype leichter abrufbar machen? ○​ Weil die Vermeidung von Stereotypen schwierig ist & dies eventuell auf die Gültigkeit des Stereotyps attribuiert wird? ​ Kann der Rebound-Effekt verhindert werden? ○​ Ja, bei hoher Motivation (z.B. aufgrund sozialer Normen) & Fähigkeit (kognitiver Kapazität) kommt es nicht zum Rebound-Effekt (Wyer, Sherman, & Stroessner, 2000) ​ Stereotypnegierung (Kawakami et al., 2000) ○​ Aktivierung der Stereotype kann reduziert werden, wenn wir wiederholt stereotype Assoziationen negieren & gleichzeitig nicht-stereotype Kombinationen lernen ​ Bekräftigung stereotyp-inkonsistenter Informationen (Gawronski et al., 2008) ○​ Negierung von Stereotypen verstärkt Stereotypaktivierung & -anwendung; Bestätigung stereotyp-inkonsistenter Assoziationen reduziert sie ​ Implementationsabsichten (Stewart & Payne, 2008) ○​ Stereotypkonträre Implementationsabsichten („Wenn-dann“-Verknüpfungen) Interindividuelle Unterschiede in Stereotypen & Vorurteilen ​ Generalisierung von Vorurteilen ​ Rechtsgerichteter Autoritarismus (RWA) (Altemeyer, 1981, 1988, 1996) ○​ Drei Einstellungscluster: ​ Autoritäre Unterwürfigkeit – ein hoher Grad an Unterwürfigkeit gegenüber Autoritäten, die in der eigenen Gesellschaft als etabliert & legitimiert wahrgenommen werden ​ Autoritäre Aggression – eine allgemeine Aggressivität gegenüber verschiedenen Personen & Gruppen, von der angenommen wird, dass sie durch Autoritäten sanktioniert wird ​ Konventionalismus – ein hoher Grad an Aufrechterhaltung der sozialen Konventionen, die von der Gesellschaft & deren Autoritäten verkörpert werden ○​ Hängt mit der Wahrnehmung der Welt als gefährlichem Ort zusammen ​ Soziale Dominanzorientierung (SDO) (Pratto et al., 1994) ○​ “A very general individual differences orientation expressing the value that people place on nonegalitarian and hierarchically structured relationships among social groups” (Sidanius & Pratto, 1999, p. 61) ○​ Hängt mit der Wahrnehmung der Welt als kompetitivem “Dschungel” & Ellbogengesellschaft zusammen Kritik am Persönlichkeitsansatz zur Erklärung von Stereotypen & Vorurteilen ​ Unterschätzt den Einfluss der direkten sozialen Situation (z.B. Gruppennormen, Identitäten) ​ Unterschätzt den Einfluss gesellschaftlicher & kultureller Faktoren (siehe z.B. archivarische Forschung zu Autoritarismus) ​ Kann die Uniformität von Vorurteilen nicht erklären ​ Kann plötzliche historische Veränderungen in Vorurteilen nicht erklären ​ Unklar, was man daraus lernen kann bzgl. der Reduktion von Vorurteilen 13 – Selbst & Identität Selbstkonzept & Selbstwertgefühl ​ „Wer bin ich?“ & „Was kann ich?“ ○​ Einschätzungen bzgl. der eigenen Eigenschaften & Fähigkeiten (z.B. ob bzw. in welchem Maße intelligent, sportlich, durchsetzungsfähig, körperlich attraktiv) ○​ Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (personale vs. soziale Identität; Tajfel & Turner, 1979) ​ Was bin ich wert?“ ​ Positive & negative Bewertungen der Selbsteinschätzungen (z.B. „Es ist gut, dass ich intelligent bin“, „Es ist nicht so gut, dass ich unsportlich bin“) Struktur des Selbstkonzepts ​ Netzwerkstruktur des Selbstkonzepts in Anlehnung an Hannover (1997) ​ Independentes & interdependentes Selbstkonzept (Markus & Kitayama, 1991) ​ Vergangenes (past), aktuelles (present) & zukünftiges (future) Selbst ​ Tatsächliches (actual), ideales (ideal) & Soll-Selbst (ought) (Higgins, 1987) Quellen des Selbstkonzepts & Selbstwertgefühls 1.​ Selbstwahrnehmung ​ ◦Menschen nehmen ihre eigenen Verhaltensweisen, Gefühle, Gedanken & körperliche Zustände wahr & ziehen daraus Rückschlüsse auf ihre Fähigkeiten & Eigenschaften ​ Nach der Selbstwahrnehmungstheorie schließen Menschen von ihren Verhaltensweisen auf eigene Gefühle & andere interne Zustände (Bem, 1972) ​ Aber: selbstwertdienliche Attributionsasymmetrie (self-serving bias), above average effect 2.​ Soziale Rückmeldungen ​ Modell des „looking-glass self“ (symbolischer Interaktionismus; Cooley, 1902; Mead, 1934): das Selbstkonzept spiegelt die Einschätzungen relevanter anderer Personen wider ○​ Beispiel: paradoxe Wirkungen von Lob & Tadel (Meyer & Plöger, 1979) ​ Aber: selbstwertdienliche selektive Informationssuche, false consensus effect 3.​ Soziale Vergleichsprozesse ​ Theorie der sozialen Vergleiche (Festinger, 1954) ○​ Motiv nach Selbsterkenntnis ○​ V.a. bei Unsicherheit bzgl. der eigenen Fähigkeiten, bei hoher Bedeutung der korrekten Einschätzung & bei bevorstehender Überprüfung der Fähigkeiten ○​ V.a. mit anderen, die dem Selbst auf der betreffenden Dimension ähnlich sind (lateraler Vergleich) ​ Selbstwertrelevante Vergleichsprozesse ○​ Abwärtsgerichtet (downward comparison): kann Motiv der Selbstwerterhöhung dienen ○​ Aufwärtsgerichtet (upward comparison): kann Motiv der Selbst-“Verbesserung“ dienen, z.B. Sportstar → Ideal eines gesunden, sportlichen Körpers Motiv nach Selbstwertschutz & Selbstwerterhöhung ​ Tendenz, sich selbst in positivem Licht zu sehen ○​ Annahme, dass der Wunsch nach einem hohen Selbstwertgefühl ein zentrales Motiv bei der Suche & Verarbeitung selbstbezogener Informationen ist ​ Gesunder Mechanismus, der wie ein Immunsystem das Selbst vor bedrohlichen Informationen schützt ​ Problematisch bei weitreichenden selbstwertdienlichen Verzerrungen, z.B. falsche Einschätzungen der sozialen Umwelt, Vernachlässigung der Verbesserung eigener Fähigkeiten, Auswahl zu schwieriger Aufgaben ​ Extremfall Narzissmus ○​ Gesteigerter, inflationärer Selbstwert ○​ Wahrnehmung der eigenen Großartigkeit (Überschätzung eigener Fähigkeiten & Leistungen), Bedürfnis bewundert zu werden (Einforderung von Aufmerksamkeit & Zuwendung), geringe Tendenz zur Einfühlung in die Sorgen anderer (Vernachlässigung der Bedürfnisse von Mitmenschen) Strategien zum Selbstwertschutz & zur Selbstwerterhöhung (Rückblick) ​ Selbstwertdienliche Attributionsasymmetrie (self-serving bias) ○​ Eigene Erfolge werden intern, eigene Misserfolge extern attribuiert ​ Beispielstudie: Bernstein, Stephan & Davis (1979) – Attributionen von Studierenden nach Prüfungen ​ Selektive, selbstwertdienliche Informationssuche ○​ Aktive Suche nach selbstwertdienlichen Informationen über die eigene Person ​ Beispielstudie: Frey (1981) – Feedback zu IQ-Test, dann Auswahl von Artikeln zur Validität von IQ-Tests ​ Weitere Mechanismen zum Selbstwertschutz & zur Selbstwerterhöhung ○​ Above average effect: Tendenz, die eigene Person als überdurchschnittlich wahrzunehmen ○​ False consensus effect: Überschätzung, inwieweit andere Personen die eigene Meinung teilen ​ Self-handicapping ○​ Sich ein „Handicap“ zulegen (z.B. unausgeschlafen in eine Prüfung gehen) ○​ Bei Misserfolg kann man dann darauf attribuieren; bei Erfolg erscheint das Ergebnis noch positiver ​ Sandbagging ○​ Vor Leistungssituationen die eigenen Leistungsmöglichkeiten herunterspielen & damit die Erwartungshaltung anderer gering halten ○​ Bei Misserfolg ist das Ergebnis konform mit den Erwartungen; bei Erfolg ist das Ergebnis überraschend & positiv-diskrepant Motiv nach Selbstwertschutz & Selbstwerterhöhung ​ Alternative theoretische Annahme zur Motivation: Selbstkonsistenztheorie (Petersen & Stahlberg, 1995) ○​ Menschen sind demnach bestrebt, ihr Bild über sich selbst zu bestätigen, auch wenn es negativ ist ○​ Hängt u.a. vom Elaborationsgrad des Selbstschemas/Selbstkonzeptbereiches (Umfang & Komplexität des Selbstwissens) ab → bei geringem Wissen Selbstwertschutz, bei hoher Elaboration Selbstkonsistenz Selbstaufmerksamkeit ​ Theorie der Selbstaufmerksamkeit (Duval & Wicklund, 1972) ○​ Objektive Selbstaufmerksamkeit = das Selbst als Objekt ist im Fokus der eigenen Aufmerksamkeit ​ Ggs. zu subjektiver Selbstaufmerksamkeit = die Person als Subjekt richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Umwelt bzw. externe Ereignisse ○​ Interindividuell unterschiedlich ausgeprägte Disposition zur objektiven Selbstaufmerksamkeit (trait self-consciousness) ○​ Situativ induzierter Zustand der objektiven Selbstaufmerksamkeit (state self-awareness), herstellbar durch Reize, die die Aufmerksamkeit auf die eigene Person richten ○​ Vier zentrale Effekte ​ OSA steigert Bewusstsein, Empfänglichkeit, wahrgenommene Intensität eigener Einstellungen, Affekte, Reaktionen (z.B. Attraktion, Abscheu, Ärger, Aggression) ​ OSA verstärkt Bewusstsein über Diskrepanzen zwischen realem & idealem Selbst, was die Selbstbewertung beeinflusst ​ OSA verstärkt die Motivation, aversive Selbst-Standard-Diskrepanzen zu verringern, über Verhaltensanpassung oder Defensivreaktionen (z.B. Leugnen von Verantwortung, Veränderung der Ideale) ​ Geringe Erfolgserwartung bzgl. der Verringerung von Selbst-Standard-Diskrepanzen führt zu Vermeidung von des OSA-Zustands ​ Selbstaufmerksamkeit & die Validität von Selbstberichten (Pryor et al., 1973) ○​ Zwei Bedingungen ​ Standard (Kontrollgruppe) ​ Spiegelbedingung ○​ Ausfüllen einer Soziabilitätsskala Selbstüberwachung (Self-Monitoring) 1.​ Beachtung der Angemessenheit interpersonalen Verhaltens (At parties and social gatherings, I attempt to do or say things that others will like.) 2.​ Aufmerksamkeit für soziale Vergleichsinformationen (When I am uncertain how to act in social situations, I look to the behavior of others for cues.) 3.​ Fertigkeit, die eigene Selbstpräsentation zu kontrollieren & zu modifizieren (I can look anyone in the eye and tell a lie.) 4.​ Die Anwendung dieser Fertigkeit in bestimmten Situationen (I may deceive people by being friendly when I really dislike them.) 5.​ Intersituative Variabilität des sozialen Verhaltens (In different situations and with different people, I often act like very different persons.) ​ Die Self-Monitoring Scale (Snyder, 1972) enthält insgesamt 25 Items. ​ Niedriges Self-Monitoring impliziert hohe Konsistenz von Einstellungen & Verhalten. Selbstdarstellung/Selbstpräsentation ​ Eindruckssteuerung (impression management) ​ Selbstpräsentation (self-presentation) ​ Versuch, das Bild, das andere von der eigenen Person haben, zu beeinflussen ○​ Kann sich auf alle Aspekte des Selbstkonzepts beziehen (z.B. Fähigkeiten, Eigenschaften, Ziele) ○​ Bewusst (kontrolliert) oder unbewusst (automatisch) ○​ Verbal oder nonverbal (z.B. durch Auftreten oder Kleidung) ○​ Positiv oder negativ (oder neutral) ○​ Kurzfristig/situationsspezifisch (Taktik) oder langfristig/situationsunspezifisch (Strategie) ○​ Assertiv (etwas betonen) oder defensiv (sich von etwas distanzieren) ○​ Direkt (eigene Person betreffend) oder indirekt (z.B. „basking in reflected glory“, „cutting off reflected failure“) Selbstwirksamkeit ​ Selbstwirksamkeit (self-efficacy) = die Überzeugung, bestimmte Handlungen ausführen zu können, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen (Bandura, 1997) ​ Beeinflusst Handlungsinitiierung sowie Anstrengung & Dauer einer Handlung ○​ Hohe Selbstwirksamkeit = höhere Ziele, mehr Ausdauer, weniger Entmutigung bei Misserfolg ○​ Kann als sich selbst erfüllende Prophezeiung wirken ​ Variiert in Umfang (z.B. in Bezug auf einfache, mittlere vs. schwere Aufgaben), Generalität (spezifisch vs. generell) & Stärke (schwach vs. stark) (Bandura, 1977) ​ Beeinflusst durch persönliche Erfahrung & Feedback durch andere Selbstregulation ​ Selbstdiskrepanztheorie (Higgins, 1987): Vergleiche des tatsächlichen Selbst mit dem ○​ Ideal-Selbst (Wunschziel): Diskrepanz reduziert Selbstwertgefühl & löst Niedergeschlagenheit, Unzufriedenheit, Traurigkeit & Enttäuschung aus ○​ Soll-Selbst (verpflichtendes Ziel): Diskrepanz reduziert Selbstwertgefühl & löst Beunruhigung & Furcht (soll/andere), Schuld & Scham aus (soll/internalisiert) ​ Weiterentwicklung in Theorie des regulatorischen Fokus (Higgins, 1997, 1998) ○​ Promotionsfokus: Erreichen von Wünschen & Idealen → Annäherungsstrategien, um die angestrebten Ideale zu erreichen ○​ Präventionsfokus: Erfüllen von Pflichten & Obliegenheiten → Vermeidungsstrategien, um das Nichterfüllen der Pflichten zu vermeiden ○​ Sowohl zeitlich überdauerndes Persönlichkeitsmerkmal als auch situativ induzierter Zustand ​ Selbstregulatorische Stärke ist eine begrenzte Ressource, die nach Gebrauch ermüdet (ego depletion) & Erholungsphasen benötigt (Baumeister & Heatherton, 1996) ○​ Aber: Replizierbarkeitsfrage! B-SPb : Soziale Interaktion & Gruppen 01 – Interpersonale Attraktion Was ist interpersonale Attraktion? ​ positive kognitive & affektive Bewertung einer anderen Person ​ Sympathie, Mögen, Zuneigung, Anziehung Wie entsteht interpersonale Attraktion? 1.​ Gemocht-werden, Komplimente 2.​ Ähnlichkeiten 3.​ Nähe, Vertrautheit 4.​ Kooperation 5.​ (Physische) Attraktivität 1. Gemocht-werden, Komplimente ​ Kommunikation des Mögens, der Zuneigung → größere Sympathie ○​ Beispielstudie: Drachman, DeCarufel & Insko (1978): männliche Versuchsteilnehmer erhielten von einem Konföderierten Rückmeldung über ihre Problemlöseleistung ​ Design: 3 (ausschließlich positive, gemischte, ausschließlich negative Bewertung) x 2 (Abhängigkeit hoch vs. niedrig) x 2 (genau zutreffend vs. ungenau) ​ AV: Mögen (liking) ​ Ergebnis: ○​ Wenn die Person nur Komplimente machte (ausschließlich positive Bewertung), wurde sie am meisten gemocht ○​ Diese Tendenz bestand auch, wenn den Vps bewusst war, dass die Komplimente nur Mittel zum Zweck waren (bei Abhängigkeit von Vp) & wenn die Komplimente unzutreffend waren Mögliche Erklärungen: ​ Erhöhung (vs. Reduzierung) des Selbstwertgefühls ​ Positive (vs. negative) Verstärkungen, die man von der anderen Person erhält (Byrne, 1971) Aber: ​ Die Kommunikation des Gemocht-werdens wirkt u.U. nicht, wenn die bewertende Person in ihrem Mögen nicht differenzierend ist & (im Extremfall) jeden Fremden mag, den sie trifft ​ Vgl. Kovariationsprinzip (Kelley): Wichtigkeit von Distinktheitsinformation → bei hoher Konsistenz & hoher Distinktheit Attribution auf Entität (man selbst) oder Person-Entitäts-Interaktion (je nach Konsensus) 2. Ähnlichkeiten Ähnlichkeiten in sozioökonomischen Merkmalen, Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen, Werten, Hobbies etc. ​ Burgess & Wallin (1953) ○​ Verlobte/verheiratete Paare sind sich deutlich ähnlicher als zwei zufällig ausgewählte Personen (in 66 von 88 Merkmalen) ○​ Insbesondere in Bezug auf soziodemografische Variablen (z.B. Schicht, Religion) & körperliche Merkmale (z.B. Attraktivität), aber auch Werte & Autoritarismus (Asendorpf & Banse, 2000), weniger Persönlichkeitsmerkmale ​ Newcomb (1956) ○​ Die gegenseitige Sympathie der Bewohner eines Studierendenwohnheims wird über die Zeit umso besser durch Ähnlichkeiten in Werten & Einstellungen vorhersagbar ​ Auch experimentelle Studien ​ Mögliche Erklärung: ○​ Verstärkungs-Affekt-Modell der Attraktion (Byrne, 1971) ○​ Entspricht dem Prinzip der klassischen Konditionierung: räumliche oder zeitliche Assoziation der anderen Person (CS) mit positiven Erfahrungen (US) ○​ Ähnlichkeiten/Übereinstimmungen wirken als US, da sie die eigene Weltsicht oder das eigene Selbstbild bestätigen ○​ Bewertende Reaktionen: Mögen, Annäherungs- oder Vermeidungsreaktionen, Präferenzurteile 3. Nähe, Vertrautheit Was mögen Sie lieber: Ihr Spiegelbild oder eine Fotografie von Ihnen? ​ Studie von Festinger, Schachter & Back (1950) ○​ Attraktion unter Studierenden in Abhängigkeit von der Lage ihrer Wohnheimzimmer: je weiter entfernt, desto geringer der Wahrscheinlichkeit, sich anzufreunden ○​ 41% der Studierenden, die Tür an Tür wohnten, gaben an, eng befreundet zu sein ○​ Aber nur 22% der Studierenden, die durch eine Wohneinheit getrennt waren → Der „Mere-Exposure“-Effekt Mere-Exposure-Effekt ​ Tendenz, dass wir ein (zunächst neutrales) Objekt umso mehr mögen, je häufiger wir dem Objekt begegnen oder es wahrnehmen ○​ auch ohne positive Verstärkung oder klassische Konditionierung ​ Studie von Zajonc (1968) ○​ Versuchspersonen bekamen unbekannte chinesische Schriftzeichen zu sehen ○​ Je nach Schriftzeichen in unterschiedlicher Anzahl (von 0 bis 25 mal) ○​ Hypothese: Versuchspersonen assoziieren mehr positive Bedeutungen mit bekannteren Schriftzeichen ​ Erklärung des Mere-Exposure-Effekts: Zwei-Faktoren-Theorie 4. Kooperation ​ Zur Erinnerung: Reziprozität (sozialer Einfluss) ​ Kooperatives Lernen ○​ Jigsaw classroom (Aronson et al., 1978) ​ Zur Erinnerung: Good cop/bad cop technique ○​ Rafaeli, A., & Sutton, R. I. (1991. Emotional contrast strategies as means of social influence: Lessons from criminal interrogators and bill collectors ​ Gemeinsame Gruppenziele 5. Physische Attraktivität Menschen finden untypische/ungewöhnliche Gesichtszüge unattraktiv. Sie fühlen sich zu “durchschnittlichen” Gesichtern hingezogen (Langlois & Roggman, 1990) Effekte von Attraktivität ​ Hamermesh (2011): ○​ 10-15% höheres Einkommen (ähnlich wie race & gender gap in den USA) ○​ Insgesamt $230,000 Unterschied ​ Auch: Politiker*innen (Wahlergebnis), Professor*innen (Lehrevaluationen) ​ Ähnliche Effekte für Körpergröße, Körpergewicht Das Schönheitsstereotyp ​ Tendenz anzunehmen, dass physisch attraktiv Menschen auch andere wünschenswerte Persönlichkeitseigenschaften haben ○​ U.a. Zufriedenheit, Extraversion, Erfolg, Freundlichkeit... ○​ Welche Qualitäten ist kulturabhängig (Wheeler & Kim, 1997) ​ Meta-Analyse zum Stereotyp der physischen Attraktivität (Eagly, Ashmore, Makhijani & Longo, 1991) Über physische Erscheinung hinausgehende Einflussfaktoren auf wahrgenommene Attraktivität ​ Wainright (1994), Teach Yorself Body Language ○​ Blickkontakt wahren ○​ Optimistisch handeln ○​ Kleidungsstil ○​ Gut zuhören ○​ Körperhaltung ○​ Lächeln Perfektion & Attraktion Perfektion führt nicht unbedingt zu besonders starker Attraktion ​ Begegnung kann irritierend sein ​ Sozialer Vergleich → Selbstwertbedrohung (man wird sich u.U. der eigenen Unvollkommenheit stärker bewusst), insbesondere bei hoher persönlicher Relevanz Fehler können die Attraktion erhöhen! ​ Experiment von Aronson, Willerman & Floyd (1966) ​ Kompetente Person (überlegene Leistung) wurde positiver bewertet, wenn sie einen Fehler machte (Kaffee verschüttete) → Person erscheint menschlicher Kann man Freundschaft experimentell hervorrufen? (Aron et al., 1997) ​ Fast Friends Procedure ​ Self-disclosure (Selbstenthüllung) – Personen sollen gegenseitig persönliche Fragen beantworten: ○​ Wen hättest du gerne als Gast zum Dinner, wenn du die Wahl hättest? ○​ Wärst du gerne berühmt? Inwiefern? ○​ Wenn eine Kristallkugel dir die Wahrheit über dich selbst, dein Leben, die Zukunft oder irgendetwas anderes sagen könnte, was würdest du gerne wissen? ○​ Gibt es etwas, von dem du schon lange geträumt hast? Warum hast du es noch nicht getan? ○​ Macht jeweils drei wahre Wir-Aussagen. Zum Beispiel „Wir beide in diesen Raum fühlen uns...“ ○​ Wenn du & dein Partner enge Freunde würdet, teile bitte mit, was für ihn wichtig zu wissen wäre ​ Relationship-building tasks: Jenga spielen 02 – Liebe & enge Beziehungen Was ist Liebe? ​ Vernachlässigtes Thema in der Psychologie – aber nicht in der Populärkultur ​ Kombination von Kognition, Emotion & Verhalten (in einer intimen Partnerschaft) ​ Geht über Mögen (Sympathie & Wunsch, mit jemandem zu interagieren) hinaus ​ Fokus zumeist auf romantischer (leidenschaftlicher) Liebe ○​ emotionaler Zustand, Konfusion ○​ intensive Anziehung, starkes Verlangen nach der geliebten Person ○​ Empfinden von Erfüllung & Ekstase Romantische & freundschaftliche Liebe ​ Leidenschaftliche (romantische) Liebe ○​ emotionaler Zustand, Konfusion ○​ intensive Anziehung, starkes Verlangen nach der geliebten Person ○​ Empfinden von Erfüllung & Ekstase ​ Freundschaftliche/kameradschaftliche Liebe ○​ freundschaftliche Zuneigung ○​ hohes Maß an Verbindlichkeit ○​ enge Freundschaft, Intimität ○​ gegenseitiger Respekt Sechs Liebesstile (Lee, 1988) Zusätzlich zur leidenschaftlichen & freundschaftlichen Liebe wurden vier weitere Liebesstile vorgeschlagen. Diese sechs Stile sind zusammen mit ihren griechischen Namen & Beispielitems (die aus einem Test zur Messung individueller Unterschiede in Liebesstilen stammen) aufgeführt. Die verschiedenen Stile repräsentieren verschiedene Einstellungen über interpersonelle Beziehungen. ​ Eros — erotische, leidenschaftliche (intensive) Liebe ○​ My lover and I were attracted to each other immediately afterwe first met. ​ Storge — Freundschaftliche, harmonische (kameradschaftliche) Liebe ○​ Love is really a deep friendship, not a mysterious, mystical emotion. ​ Pragma — pragmatische, logische (praktische) Liebe ○​ It is best to love someone with a similar background. ​ Ludus — spielerische, vergnügliche (“game-playing“) Liebe ○​ I have sometimes had to keep two of my lovers from finding out about each other. ​ Mania — besitzergreifende (eifersüchtige) Liebe ○​ I cannot relax if I suspect that my lover is with someone else. ​ Agape — selbstlose, fürsorgliche, aufopfernde Liebe ○​ I would rather suffer myself than let my lover suffer. Dreiecksmodell der Liebe (Sternberg, 1988) Liebe ist eine Mischung aus drei Komponenten: ​ Intimität (Nähe) ​ Leidenschaft (sexuelle Anziehung) ​ Verbindlichkeit/Commitment (eine Beziehung aufrechtzuerhalten) Daraus ergeben sich verschiedene Arten der Liebe, u.a.: ​ Vollendete (vollkommene) Liebe = Intimität + Leidenschaft + Verbindlichkeit ​ Romantische Liebe = Intimität + Leidenschaft ​ Freundschaftliche Liebe = Intimität + Verbindlichkeit ​ Verliebtheit = Leidenschaft Enge Beziehungen Menschen haben grundlegende Wünsche & Bedürfnisse, die oft in unseren engen Beziehungen erfüllt werden, indem Partner*innen soziale Unterstützung leisten (z.B. durch Zustimmung, Unterstützung, Rat,Trost). Enge Beziehungen sind Beziehungen zwischen Menschen, die sich durch Liebe, Fürsorge, Engagement & Intimität auszeichnen, z.B. zwischen erwachsenen Freund*innen, Ausgehpartner*innen, Liebespaaren, Ehepaaren. Enge Beziehungen machen uns glücklich & gesund; ihr Fehlen macht uns einsam & verletzt: ​ höhere Selbstwirksamkeit ​ höheres Selbstwertgefühl ​ positive Stimmung ​ Ausdrücken grundlegender Wünsche ​ Ausgleich negativer Auswirkungen von Stress ​ Vermeidung ungesunden Verhaltens ​ Bewältigung schwerer körperlicher Erkrankungen Romantische Beziehungen Romantische (Liebes-)Beziehungen (vs. Freundschaften) haben einen gewissen Grad an (meist auch körperlicher) Intimität & erotischer Anziehung. Einflüsse beinhalten: ​ Nähe & Vertrautheit ​ Ähnliche Einstellungen ​ Sexuelle Anziehung ​ Wunsch nach völliger Akzeptanz ​ Verzerrte Wahrnehmung der anderen Person als “ideal” Bindung & Bindungsstil Bindung = relativ dauerhafte emotionale Orientierung an einer anderen Person (Maccoby, 1980) ​ die Nähe einer anderen Person suchen ​ unter der Trennung von der Person leiden ​ sich freuen bei der Rückkehr der Person ​ sich auch dann an der Person orientieren, wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe ist Entwicklungspsychologie ​ Bindungsverhalten bzw. Bindung an eine Bezugsperson schützt Kleinkind vor Gefahren & Bedrohungen aus der Umwelt & sichert das Überleben ​ findet sich bei Kleinkindern in allen Kulturen ​ basiert auf einem angeborenen Motivsystem 3 Bindungsstile, die sich im Sozialisationsprozess (v.a. Mutter-Kind- & Vater-Kind-Interaktion) herausbilden (Ainsworth et al., 1978; „Strange Situation Test“) ​ sicher: hohes Vertrauen, gute Kommunikation ​ vermeidend: Misstrauen, emotionale Distanz, Abwendung ​ ängstlich-ambivalent: Verunsicherung, Hin- & Herschwanken Wird besonders in Stresssituationen deutlich Sichere Bindung v.a. von Feinfühligkeit der Bezugsperson abhängig ​ über soziales Lernen vermittelt ​ kann durch Interventionsprogramme gefördert werden (z.B. Videofeedback zu Interaktionsmustern) Weitere Faktoren: Gegenseitigkeit & Austausch, Beachtung/Aufmerksamkeit, Stimulation, Ermutigung, Wärme, Mitgefühl, emotionale Unterstützung Merkmale der drei Bindungsstile (Hazan & Shaver, 1987) Bindungsstil Merkmale ​ Sicher gebunden ○​ Vertrauen in andere ○​ nicht besorgt sein, verlassen zu werden ○​ glauben, dass man wertvoll ist & gemocht wird ○​ es leicht finden, anderen nahe zu sein ○​ sich gut damit fühlen, von anderen abhängig zu sein & umgekehrt ​ Vermeidend gebunden ○​ Unterdrückung von Bindungsbedürfnissen ○​ vergangene Versuche, intim zu sein, wurden zurückgewiesen ○​ sich unangenehm damit fühlen, anderen nahe zu sein ○​ es schwierig finden, anderen zu vertrauen oder von ihnen abhängig zu sein ○​ sich nervös fühlen, wenn sich jemand einem annähert ​ Ängstlich-ambivalentmgebunden ○​ Sorge, dass andere den Wunsch nach Intimität nicht erwidern ○​ das Gefühl, dass enge*r Partner*in einen nicht wirklich liebt oder verlassen könnte ○​ mit jemandem verschmelzen wollen, was den anderen Menschen abschrecken kann Bindung im Erwachsenenalter Bindung, Attraktion & Partnerschaft ​ Drei experimentelle Studien zu Bindungsstil & Attraktion mit ca. 750 Studierenden, Psychologie-Erstsemester, gegenwärtig Single (Klohnen & Luo, 2003) ​ Hypothesen: Selbst-Ähnlichkeit; Ideal-Selbst-Ähnlichkeit; Komplementarität; Bindungssicherheit ​ Ergebnisse: ○​ Personen schätzen mögliche romantische Partner als besonders attraktiv ein, wenn er oder sie denselben Bindungsstil aufweist wie sie selbst ○​ Personen schätzen mögliche romantische Partner als besonders attraktiv ein, wenn er oder sie sicher gebunden ist ○​ Am wenigsten attraktiv werden mögliche Partner eingeschätzt, die ängstlich-vermeidend oder gleichgültig-vermeidend gebunden sind ○​ Keine Hinweise darauf, dass sich komplementäre Bindungsstile positiv auf Attraktion auswirken; im Gegenteil, eher negativ (z.B. sicher + ängstlich-vermeidend; ängstlich-ambivalent + gleichgültig-vermeidend; sicher + gleichgültig-vermeidend) Sozialer Austausch & Investitionen: Austauschtheorie (Thibaut & Kelley, 1959) ​ Annahme: Kosten & Nutzen (soziale Belohnungen) sind die Basis von Beziehungen ​ Menschen “kaufen” die beste Beziehung, die sie bekommen können. Was ist der größtmögliche Gegenwert für die “emotionale Kaufkraft”? ​ Ergebnis = Nutzen minus Kosten ​ Vergleichsniveau: Erwartung eines Ergebnisses ​ Vergleichsniveau für Alternativen Sozialer Austausch & Investitionen: Investitionsmodell (Rusbult, 1983) Aber oft verlassen Menschen ihre*n Partner*in nicht, obwohl sie unzufrieden sind & es positiv bewertete Alternativen gibt! Investitionen ​ Materielle Güter (z.B. Kapital, Grundbesitz) ​ Immaterielle Werte (z.B. Wohlergehen der Kinder, aufgewendete Zeit & Kraft, persönliches Ansehen) Anwendungsbeispiel: destruktive Beziehungen (Rusbult & Martz, 1995) ​ oft hohe Investitionen, schlechte wirtschaftliche Alternativen Fairness in Beziehungen: Equity-Theorie (Walster, Walster & Berscheid, 1978) Eine soziale Beziehung ist ausgewogen (equitable), wenn das Verhältnis von Ergebnis (Outcome) & Einsatz (Input) der Partner gleich ist. Positive Beziehungsgestaltung: Bestätigung des Ideal-Selbsts ​ Erinnerung – Selbstdiskrepanztheorie (Higgins, 1987) ​ Vergleiche des tatsächlichen Selbst mit dem ○​ Ideal-Selbst (Wunschziel): Diskrepanz reduziert Selbstwertgefühl & löst Niedergeschlagenheit, Unzufriedenheit, Traurigkeit & Enttäuschung aus ○​ Soll-Selbst (verpflichtendes Ziel): Diskrepanz reduziert Selbstwertgefühl & löst Beunruhigung, Furcht, Schuld & Scham aus ​ Insbesondere Ähnlichkeit von Partner*innen im Hinblick auf das Ideal-Selbst (im Ggs. zum Aktual-Selbst) erzeugt interpersonale Attraktion (Wetzel & Insko, 1982) ​ Gegenseitige Bestätigung des Ideal-Selbsts & das Sorgetragen dafür, dass der Partner sich in Richtung seines/ihres Ideal-Selbsts entwickeln kann, leistet einen wichtigen Beitrag zur Zufriedenheit in romantischen Beziehungen & trägt zu persönlichem Wohlbefinden bei (Rusbult, Kumashiro, Stocker & Wolf, 2005) Positive Beziehungsgestaltung: Verzeihen Verzeihen = Transformation der Motivation, gegenüber dem/der verletzenden Partner Vergeltung zu suchen (wegen berechtigter Empörung) &/oder Vermeidung herzustellen (wegen Gefühlen der Verletzung), in eine prosoziale Motivation (McCullough et al., 1997) ​ Empathie als entscheidende förderliche Bedingung ​ Empathie kann durch Entschuldigung erhöht werden ○​ Aufrichtige Entschuldigung, Reue, mildernde Umstände → externale Attribution Verzeihen ist abhängig von ​ Eigenschaften des Vergehens: Größe des wahrgenommenen Schadens ​ Beziehungsqualität: Zufriedenheit, Nähe, Commitment → größeres Wohlwollen ​ Sozial-kognitiven Faktoren: Empathie, Empathiefähigkeit ​ Persönlichkeitseigenschaften: Verträglichkeit, Spiritualität Verzeihen kann psychologisches Wohlbefinden (des Opfers & des Täters) erhöhen. Mit Beziehungsproblemen umgehen Vier Verhaltensmuster in konflikthaften Beziehungen (Rusbult, 1987) ​ Destruktives Verhalten ○​ Passives Geschehenlassen der Beziehungsverschlechterung (z.B. Ablehnung sich mit Problem zu befassen, Ignorieren des Partners, Reduzieren gemeinsam verbrachter Zeit, Miminierung der für die Beziehung verwendeten Energie) ○​ Aktives Schädigen der Beziehung („exit“, z.B. Misshandeln des Partners, Drohen mit Trennung, tatsächliches Verlassen) ​ Konstruktives Verhalten ○​ Passives Festhalten an der Beziehung (z.B. warten & hoffen, dass sich die Situation verbessert, lieber Halt geben als streiten, Optimismus wahren, Loyalität gegenüber Partner*in) ○​ Aktive Versuche, die Beziehung zu verbessern („voice“, z.B. Problemdiskussionen, Vers

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