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Das Dokument behandelt den Verantwortungsbegriff in seinen verschiedenen konzeptionellen Dimensionen, wobei es auf die historische und gesellschaftliche Entwicklung des Begriffs eingeht.

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Kapitel 2: Verantwortungsbegriff in seinen verschiedenen konzeptionellen Dimensionen Der Verantwortungsbegriff ist in den Bereichsethiken zentral, da er ähnlich wie die Bereichsethiken einen inhärenten Praxisbezug aufweist. Günter Banzhaf betont, dass die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher...

Kapitel 2: Verantwortungsbegriff in seinen verschiedenen konzeptionellen Dimensionen Der Verantwortungsbegriff ist in den Bereichsethiken zentral, da er ähnlich wie die Bereichsethiken einen inhärenten Praxisbezug aufweist. Günter Banzhaf betont, dass die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher Systeme und neuartige globale [Herausforderungen einen offeneren ethischen Leitbegriff erfordern, für den der Begriff der Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) durch seine praxisbezogene Ausrichtung in besonderer W](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)eise geeignet ist. Der Begriff der Verantwortung hat im Vergleich zu anderen philosophischen Konzepten wie \"Pflicht\" oder \"Schuld\" eine relativ kurze Begriffsgeschichte und taucht im Deutschen erst ab dem 15. bzw. 17. Jahrhundert auf. Trotz seiner kurzen Geschichte hat sich der Verantwortungsbegriff in den letzten 300 Jahren als philosophisches Grundkonzept von entscheidender Bedeutung etablieren können. Um die historische und gesellschaftliche Entwicklung des Verantwortungsbegriffs zu verstehen, müssen seine verschiedenen Definitionen, Typen und Subkategorien berücksichtigt werden. Eine Minimaldefinition von Verantwortung, wie sie von der Philosophin Janina Loh vorgeschlagen wird, lautet: \"dass jemand, dem wir eine spezifische psychomotivationale Verfasstheit zuschreiben, in der Lage ist, im normativen und nicht nur rein deskriptiven Sinn für etwas Rede und Antwort zu stehen\". Diese Definition beinhaltet die Idee eines Rede-und-Antwort-Stehens für eigene Taten und setzt gewisse philosophische Vorbedingungen wie Freiheit des Handelns oder kausale Verursachung voraus. Die antiken und mittelalterlichen Versionen des Verantwortungskonzepts wurden im Kontext von Themen wie Freiheit, Schicksal und Rechenschaftspflicht verhandelt. In der griechisch-römischen Antike wurde der Begriff des \"Freiwilligen\" (griechisch: to hekouson) oder dessen, \"was bei uns liegt\" (griechisch: to eph'hemin), verwendet, um die Frage nach der Freiheit des menschlichen Handelns zu diskutieren. Die Philosophen [Desperate Housewives (https://de.wikipedia.org/wiki/Desperate\_Housewives)](https://de.wikipedia.org/wiki/Desperate_Housewives) und Jeffrey Hause [fassen den antiken Diskurs zusammen, indem sie betonen, dass die Frage nach der Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) bei Aristoteles,](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) [Epikur (https://de.wikipedia.org/wiki/Epikur)](https://de.wikipedia.org/wiki/Epikur) und der Stoa vor allem die Frage nach der Freiheit des menschlichen Handelns ist. Im Mittelalter verlagert sich die Diskurstradition des Verantwortungsbegriffs in den theologischen Bereich. Die christlichen Denker der Spätantike und des Mittelalters gingen davon aus, dass der Mensch für seine Willensakte verantwortlich ist und von Gott im Jenseits belohnt oder bestraft wird, basierend auf dem Ausmaß seiner Verantwortung. Da die christlichen Denker von der Güte und Vollkommenheit Gottes überzeugt waren, musste die Sünde im menschlichen Vermögen zum willentlichen Handeln begründet sein, und der Mensch ist somit für seine Sünden selbst verantwortlich. Der Kirchenvater Augustinus (354-430) legte eine erste umfassend ausgearbeitete Theorie des menschlichen Willens vor, die sich in der Neuzeit in der Theodizee-Debatte fortsetzte. Die Theodizee-Debatte fragt nach der Vereinbarkeit der Konzeption eines allmächtigen und gütigen Gottes bei gleichzeitigem Fortbestand des Leidens in der Welt und nach der Verantwortung Gottes für das Böse in der Welt. [Im Zeitalter der Aufklärung wurde der Begriff der \"responsibility\" (Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)) zum Modewort der französischen](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) Revolution und wurde in seiner französischen Version (responsabilité) verwendet. Etymologisch geht der Verantwortungsbegriff auf das lateinische \"respondere\" (antworten) zurück und bezieht sich auf ein reaktives Verhalten. [In diesem Kontext tritt auch die heute noch gebräuchliche Englische Sprache](https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Englische\_Sprache) Terminologie auf, und es](https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Sprache) begründet sich die heutige entscheidende Differenzierung des Verantwortungsbegriffes als ethische Verantwortung (responsibility), rechtliche Verantwortung (liability) und soziale Verantwortung ([Accountability (https://de.wikipedia.org/wiki/Accountability)](https://de.wikipedia.org/wiki/Accountability)). Im Deutschen gibt es leider keine ähnlich praktische Unterscheidung, weshalb in diesem Kontext häufig auf die englische Terminologie verwiesen wird. Die englische Differenzierung zwischen \"disease\", \"illness\" und \"sickness\" ähnelt der von Thomas Schramme vorgeschlagenen Unterscheidung in der Medizinethik, während die deutsche Sprache nur ein Wort (\"Krankheit\") hat, um diese vielschichtigen Bedeutungsdimensionen abzudecken. Ebenso gibt es in der deutschen Sprache nur ein Wort (\"Verantwortung\"), um die verschiedenen Bedeutungsdimensionen abzudecken, die in der englischen Sprache durch verschiedene Begriffe wie \"accountability\", \"responsibility\" und \"liability\" ausgedrückt werden. Die moderne deutsche Version des Begriffs \"[Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)\" stammt von der im allgemeinen Sprachgebrauch zuvor geläufigen \"Zurechnung\" ab, die eine direkte Übersetzung der lateinischen \"imputatio\" ist. Der Begriff \"Verantwortung\" stand ursprünglich in einem juristischen Kontext einer Verteidigung oder Rechtfertigung, aber im 19. und 20. Jahrhundert wandelte sich seine Bedeutung und er wurde zunehmend in philosophischen und ethischen Kontexten verwendet. [Philosophen wie Søren Kierkegaard (https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%B8ren\_Kierkegaard) und Friedrich Nietzsche (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich\_Nietzsche) haben den Begriff \"Verantwortung\" in ihren W](https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche)erken verwendet und ihm eine existenzielle Bedeutung beigelegt. Später haben auch andere Wissenschaftler wie [Edmund Husserl (https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund\_Husserl)](https://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Husserl) und [Max Weber (https://de.wikipedia.org/wiki/Max\_Weber)](https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Weber) den Begriff \"Verantwortung\" in ihren Arbeiten verwendet. Der Fokus des Verantwortungsbegriffs verlagerte sich nach 1945 von der individuellen Verantwortung auf die Verantwortung gesellschaftlicher Systeme. [Hans Jonas (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans\_Jonas)](https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas) hat den Begriff \"Verantwortung\" schließlich im 20. Jahrhundert zur ethischen Schlüsselkategorie erhoben und ihn zum Zentralbegriff jeglicher Ethikkonzeption gemacht. [Die Idee eines Rede-und-Antwort-Stehens für eigene Taten ist bereits im Konzept der Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) enthalten, aber für diesen Vorgang müssen gewisse](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) philosophische Vorbedingungen wie Freiheit des Handelns oder kausale Verursachung gegeben sein. In der griechisch-römischen Antike wurde der Begriff \"Verantwortung\" primär im Kontext der Freiheit des Handelns verwendet, während im Mittelalter die Diskurstradition in den theologischen Bereich verlagert wurde und die Idee einer Verantwortung gegenüber Gott bzw. der Strafe und Belohnung im Jenseits zentral wurde. Die Theodizee-Debatte befasst sich mit der Frage nach der Verantwortung Gottes für das Böse in der Welt. Im Zeitalter der Aufklärung wurde der Begriff der \"responsibility\" in seiner französischen Version (\"responsabilité\") zum Modewort der französischen Revolution und begründete die heutige Differenzierung des Verantwortungsbegriffes in ethische Verantwortung, rechtliche Verantwortung und soziale Verantwortung. Die moderne deutsche Version der \"Verantwortung\" leitet sich von der \"Zurechnung\" ab, die ursprünglich im juristischen Kontext einer Verteidigung oder Rechtfertigung stand. Der philosophische Bedeutungswandel des Verantwortungsbegriffes und seine zunehmende Rezeption lassen sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts beobachten, zunächst im existenziell-individuellen Kontext und später im Kontext gesellschaftlicher Systeme. Hans Jonas\' Werk \"Das Prinzip [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)\" (1979) hat eine starke Rezeption erfahren und verortet den Verantwortungsbegriff in einem grundlegend anderen Kontext als seine historischen Vorgänger. Jonas\' philosophische Auseinandersetzung mit dem Verantwortungsbegriff konzentriert sich auf aktuelle gesellschaftspolitische Fragen wie Atomkrieg, Kernenergie, Ressourcenverknappung, Umweltkrise, Bevölkerungswachstum und medizinische Forschung. [Hans Jonas (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans\_Jonas)](https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas) betont, dass diese Krisen eine neue Art der philosophischen Ethik benötigen, um das ultimative Übel, die (Selbst-)Vernichtung der Menschheit, zu verhindern. Jonas\' Vermeidungsethik dient primär dem Ziel, die Vernichtung der Menschheit zu verhindern, und kritisiert die klassische Ethik als nicht adäquat für die enormen Dimensionen des technischen Fortschritts im 20. Jahrhundert. Der Verantwortungsbegriff von Hans Jonas basiert auf einer Form wohlwollender Fürsorglichkeit, bei der die Gegenstände unserer Verantwortung selbst moralisch verpflichtet sind. Jonas versteht unter Verantwortung \"die als Pflicht anerkannte Sorge um ein anderes Sein, die bei Bedrohung seiner Verletzlichkeit zur \'Besorgnis\' wird\". Sein Verantwortungskonzept hebt sich von anderen ab, insbesondere durch die Betonung der Bedeutung von empirischem Wissen für die ethische Urteilsfindung. Jonas kritisiert die formalen Grundlagen der Kant\'schen Ethik und formuliert einen neuen kategorischen Imperativ, der auf die Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden abzielt. Dieser Imperativ lautet: \"Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden\" oder \"Gefährde nicht die Bedingungen für den indefiniten Fortbestand der Menschheit auf Erden\". Jonas\' Verantwortungsethik ist eng mit seiner naturphilosophischen Arbeit verbunden und basiert auf der Annahme einer objektiven Zweckhaftigkeit der Natur, die es zu schützen gilt. Seine Ethik soll nicht als eine gänzlich neue normative Theorie verstanden werden, sondern vielmehr als eine Ergänzung zu bestehenden Ethiktheorien. [Kritiker wie Günter Banzhaf und Micha H. Werner argumentieren, dass Jonas\' Prinzip Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) keine neue Ethik entwickelt, sondern eher eine](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) \"Notstandsethik\" darstellt, die konservativ ist und kein höherstufiges Kriterium für die Abwägung von Forderungen bietet. [Hans Jonas (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans\_Jonas)](https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Jonas) kann als beispielhafter Autor für die Weiterentwicklung des Verantwortungsbegriffs im 20. Jahrhundert verstanden werden, da er die Möglichkeit der Selbstvernichtung der Menschheit als ultimatives Übel ansieht und eine Vermeidungsethik entwickelt, um dies zu verhindern. Die ökonomischen, technischen und gesellschaftlichen Veränderungen im Verlauf der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, wie die wachsende Arbeitsteilung, die Ausdifferenzierung einzelner Arbeitsgebiete und der Einsatz neuer Technologien, haben den Aufstieg des Verantwortungsbegriffs zur ethischen Schlüsselkategorie begünstigt. Nach Kurt Bayertz und Birgit Beck entsteht der moderne Verantwortungsbegriff aus der Wahrnehmung, dass die normative Steuerung des menschlichen Handelns unter den neuen sozialen Bedingungen komplexere Anforderungen stellt. Die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte spielt eine entscheidende Rolle im Kontext der Umweltethik und der Verantwortungsdebatte, insbesondere unter dem Schlagwort der Klimaverantwortung. Die internationale Klimaforschung liefert regelmäßige Bestandsaufnahmen der aktuellen Forschungsergebnisse und appelliert an Entscheidungsträger für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und dem Weltklima. Philosophisch betrachtet fällt die Bearbeitung dieser Problemstellung in den Bereich der Umweltethik, genauer gesagt, in den Teilbereich der Klimaethik, die sich mit dem Klimasystem befasst. Die Umweltethik setzt voraus, dass die Natur durch menschliche Handlungen beeinflusst wird und dass menschliches Handeln der Einsicht und Reflexion von Werten sowie der argumentativen Normenbegründung zugänglich ist. Naturverantwortung ist in konzeptioneller Hinsicht äußerst komplex, da sie durch ihre zeitliche Dimension geprägt ist und erst über große Zeiträume hinweg an Bedeutung gewinnt, und da verantwortliches Handeln nur als soziales Handeln verständlich ist, insofern der Natur ein moralisch wirksamer Wert zugeschrieben wird. Nachhaltigkeit bezeichnet ein Bewirtschaftungs- und Entwicklungsprinzip, das darauf abzielt, nicht mehr natürliche Ressourcen zu verbrauchen, als jeweils nachwachsen, um die Chancen künftiger Generationen zu erhalten. [Die historischen Wurzeln des Nachhaltigkeitsbegriffes liegen in der deutschen Forstwirtschaft, wo Hans Carl von Carlowitz (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans\_Carl\_von\_Carlowitz) bereits 1713 forderte, die wirtschaftliche Basis](https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Carl_von_Carlowitz) des Waldes zu schonen, um eine Ressource dauerhaft und ertragreich zu nutzen. Im 19. Jahrhundert wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit durch die Reinertragslehre und das Prinzip der Gewinnmaximierung entwertet, was zu einer Trennung von Ökonomie und Ökologie führte. Erst in den 1970er-Jahren setzte eine Gegenbewegung ein, die den Nachhaltigkeitsbegriff wieder in den [Vordergrund rückte, insbesondere durch den Bericht \"Die Grenzen des Wachstums](https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Die\_Grenzen\_des\_Wachstums)\" von Dennis L. Meadows](https://de.wikipedia.org/wiki/Dennis_L._Meadows) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Dennis\_L.\_Meadows) und seinem Forscherteam.](https://de.wikipedia.org/wiki/Dennis_L._Meadows) Der Bericht \"Grenzen des Wachstums\" simulierte den exponentiellen Ressourcenverbrauch von Industriegesellschaften und plädierte für einen globalen Gleichgewichtszustand und entsprechende weltweite Maßnahmen. gründeten die Vereinten Nationen die World Commission on Environment and Development (WCED), die 1987 den Brundtland-Bericht veröffentlichte, in dem nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklungsform definiert wurde, die die Bedürfnisbefriedigung gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen berücksichtigt. Der Brundtland-Bericht betont den Unterschied zwischen Nachhaltigkeit und nachhaltiger Entwicklung, wobei Nachhaltigkeit auf einen Zustand und nachhaltige Entwicklung auf einen Prozess hinweist. Die Ökologie spielt in der Nachhaltigkeitsdebatte eine entscheidende Rolle, und Nachhaltigkeitsthemen sind häufig mit Umweltschutzthemen verbunden. Nachhaltigkeit ist auch ein stark normativer Begriff, der mit dem Gerechtigkeitsbegriff und dem Konzept generationenübergreifender Gerechtigkeit verbunden ist. Das Konzept der Nachhaltigkeit wird heute in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zumeist als dreidimensionales Konzept verstanden, das aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit besteht. Die ökologische Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines Systems in einer Weise, dass es in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein Fortbestand gesichert wird, wobei das Phänomen der Übernutzung natürlicher Ressourcen diskutiert wird. Die ökonomische Nachhaltigkeit bezeichnet die betriebswirtschaftliche Nutzung eines Systems in einer Weise, dass es in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein wirtschaftlicher Fortbestand gesichert ist, wobei ein Wirtschaftsmodell befürwortet wird, das Wohlstand nicht allein durch Wachstum erreicht, sondern vielmehr umwelt- und sozialverträglich ist. Die soziale Nachhaltigkeit bezieht sich auf die auf Menschen ausgerichtete Nutzung eines Systems oder einer Organisation in einer Weise, dass es in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein personalbezogener sowie gesellschaftlicher Fortbestand gesichert ist, wobei konkrete Maßnahmen die Schaffung von Chancengleichheit in Bildung und Beruf oder die möglichst breite Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen betreffen. Die drei Nachhaltigkeitsdimensionen werden auch als Triple-Bottom-Line bezeichnet, ein Begriff, der von John Elkington geprägt wurde und sich im Unternehmenskontext auf die langfristige Planung und den Erfolg eines Unternehmens bezieht. Die Triple-Bottom-Line umfasst die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit und ist ein wichtiger Ansatz, um die Nachhaltigkeit in verschiedenen Kontexten zu verstehen und umzusetzen. Der Nachhaltigkeitsbegriff ist sowohl in der Umwelt- und Klimaethik als auch in der breiteren Debatte der Klimaverantwortung von Bedeutung und muss als grundsätzlich normativer Begriff verstanden werden, der auf der inhärenten (intergenerationalen) Gerechtigkeitskonzeption basiert. Die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN und die ESG-Standards für sozial verantwortliche Investmentoptionen beziehen sich auf die Nachhaltigkeitsdimensionen ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Die Aspekte des fairen Handels entsprechen in Grundzügen den Dimensionen ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Konzepte der unternehmerischen [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) weisen einen starken inhaltlichen Bezug zur Nachhaltigkeitsdebatte auf. Das Kapitel \"Verantwortung als philosophisches Arbeitsfeld\" beschäftigt sich mit dem Verantwortungsbegriff als solchem und bietet eine umfassende Definition des Verantwortungsbegriffs. Die Definition des Verantwortungsbegriffs ist vielschichtig und kann nicht auf eine allgemeingültige Definition reduziert werden, da viele Autoren den Begriff in unterschiedlicher Art und Weise interpretiert haben. Michael Quante unterscheidet zwischen nominalen Definitionen und Standarddefinitionen, wobei nominale Definitionen von Autoren oder Gruppen von Autoren festgelegt werden, um einen Begriff mit einer bestimmten Bedeutung zu definieren, während Standarddefinitionen die alltägliche Verwendung eines Begriffs beschreiben. Nominale Definitionen sind hilfreich, wenn viele verschiedene Definitionen eines Begriffs parallel verwendet werden, aber für eine weitergehende philosophische Beschäftigung mit einem Thema ist die bloße nominale Definition ungenügend. Die Standarddefinition kann in Wörterbüchern gefunden werden und erhebt nicht den Anspruch, dass jeder Sprecher einer Sprache die wörterbuchbasierte Definition seines Begriffs im Blick hat. Die Standarddefinition eines Begriffs dient als Bezugssystem, anhand dessen sich abweichende Definitionen im Sprachgebrauch identifizieren lassen. Eine philosophische Analyse sollte weder die Standarddefinition eines Begriffs ignorieren noch versuchen, diese durch empirische Erhebungen nachzuzeichnen. Es gibt drei Arten von Definitionen: nominale Definition, Standarddefinition und Realdefinition. Die nominale Definition und die Standarddefinition zielen auf eine Bedeutungs- und Verwendungsanalyse der Sprache ab, während die Realdefinition sich auf eine Analyse der mit der Sprache bezeichneten Gegenstände selbst bezieht. Die Realdefinition geht von der These aus, dass es eine Unterscheidung zwischen den Gegenständen der Sprache und der Sprache selbst gibt. Der Philosoph Michael Quante betont, dass die Sprachanalyse kein Selbstzweck ist, sondern dass sie zur Analyse des Sachproblems beiträgt. Das primäre Interesse des Philosophen liegt in der Realdefinition beim Sachproblem selbst, das aus der verwendeten Sprache besteht. [Ein Beispiel für die unterschiedlichen Definitionsarten ist die Verwendung des Begriffs \"Willen\" bei Arthur](https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schopenhauer) [Schopenhauer (https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur\_Schopenhauer), der ihn als Überlebenstrieb versteht,](https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schopenhauer) der der ganzen Welt zugrunde liegt. Die philosophische Tendenz besteht darin, sich am alltagssprachlichen Begriff zu orientieren und gleichzeitig eine Realdefinition zu entwerfen, deren Gegenstandsgrundlage von der rein sprachlichen Analyse unterschieden ist. [Die Einteilung der Definitionen ist jedoch nicht universell akzeptiert in der akademischen Philosophie](https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie).](https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich im Kontext des Verantwortungsbegriffes verschiedene Definitionen auf sprachlicher Ebene unterscheiden lassen und dass Definitionen auch methodisch und erkenntnistheoretisch auf verschiedene Aspekte einer Sache abzielen können. Die Definition von [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) kann auf drei verschiedene Arten erfolgen: nominale Definition, Standarddefinition und Realdefinition. Die nominale Definition legt fest, dass ein Begriff mit einer bestimmten Bedeutung verwendet wird, während die Standarddefinition die alltägliche Verwendung eines Wortes beschreibt, wie sie in Wörterbüchern zu finden ist. Die Realdefinition hingegen bezieht sich auf die Analyse der mit der Sprache bezeichneten Gegenstände selbst und nicht auf die Bedeutungs- und Verwendungsanalyse der Sprache. [Zwei konkrete Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, die Fälle von Carola Rackete](https://de.wikipedia.org/wiki/Carola_Rackete) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Carola\_Rackete) und Francesco Schettino](https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Schettino) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco\_Schettino), zeigen die](https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Schettino) unterschiedlichen Facetten des Verantwortungsbegriffes im gesellschaftlichen und medialen Kontext. Carola Rackete, die Kapitänin des Seenotrettungsschiffes Sea-Watch 3, übernahm proaktiv die Verantwortung, als sie 53 lybische Flüchtlinge auf der italienischen Insel [Lampedusa (https://de.wikipedia.org/wiki/Lampedusa)](https://de.wikipedia.org/wiki/Lampedusa) absetzte, obwohl dies gegen die Anordnungen der italienischen Behörden verstieß. Racketes Handeln wurde medial breit rezipiert und ihre Motive, ihr wissentlicher Rechtsbruch sowie die individuelle und gesamtgesellschaftliche moralische Verpflichtung gegenüber Geflüchteten standen im Zentrum der Debatte. [Im Gegensatz dazu verließ Francesco Schettino, der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia](https://de.wikipedia.org/wiki/Costa_Concordia) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Costa\_Concordia), den Unglücksort als einer der ersten Personen, noch bevor die](https://de.wikipedia.org/wiki/Costa_Concordia) Sicherheit der übrigen Crew und der Passagiere gewährleistet war, und wurde später wegen fahrlässiger Tötung zu 16 Jahren Haft verurteilt. Beide Fälle zeigen, dass die [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) proaktiv übernommen oder entgegen dem Eingeständnis zugeschrieben werden kann, und dass die Rollenverantwortung als Kapitän eine besondere Bedeutung hat. Die Fälle von Carola Rackete und Francesco Schettino zeigen die Differenz zwischen rechtlicher und moralischer Verantwortung und der Rolle der Justiz als richtende Instanz. Die Philosophin Ina Schmidt betont, dass verantwortliches Handeln keine Selbstverständlichkeit ist und sich auf verschiedene Ebenen des eigenen Tuns bezieht. Die Fälle von Rackete und Schettino werden als Beispiele verwendet, um ein Modell für Verantwortung zu entwickeln, das die Verantwortungsdimensionen in ein explizites und formales Modell integriert. Eine vorläufige philosophische Definition von Verantwortung kann als \"die Verpflichtung, bestimmte negative Konsequenzen des eigenen Handelns zu vermeiden oder umgekehrt erwünschte Konsequenzen zu garantieren [und bei Zuwiderhandeln dafür gerade zu stehen\" angegeben werden, wie von Andrea Clausen](https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Clausen) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea\_Clausen) formuliert.](https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Clausen) Der Verantwortungsdiskurs ist nicht nur auf akademische Debatten beschränkt, sondern wird auch in der gesellschaftlichen und medialen Debatte dargestellt. Die Fälle von Rackete und Schettino zeigen, wie [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) proaktiv übernommen werden kann und wie sie von außen zugeschrieben werden kann. In beiden Fällen spielen konkrete Rollenverantwortungen sowie eine Differenzierung von rechtlichen und moralisch-ethischen Dimensionen der Verantwortung eine zentrale Rolle. Verantwortung wird als relationaler Begriff verstanden, der aus verschiedenen Elementen und deren Beziehung zueinander besteht. Die Verantwortungsforschung diskutiert, welche Elemente der Relation (die sogenannten Relata) konkret gemeint sind und in welcher strukturellen Beziehung diese zueinanderstehen. Der Verantwortungsbegriff kann je nach Definition und Annahmen über die Abhängigkeiten der einzelnen Relata zueinander unterschiedlich verstanden werden. Janina Loh identifiziert fünf mögliche Relata eines relational gefassten Verantwortungsbegriffes: den Träger der Verantwortung, den konkreten Gegenstand der Verantwortung, die Instanz der Verantwortung, den Adressaten und die normativen Prinzipien. Ludger Heidbrink unterscheidet vier Definitionen der [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung): Verantwortung als Zurechnungsfähigkeit und Zuständigkeit (1. Definition) Verantwortung als folgenbasierte Legitimation (2. Definition) Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip (3. Definition) Verantwortung als Struktur und Steuerungselement (4. Definition) Die erste Verantwortungsdefinition bezieht sich auf die historische Debatte und nimmt Bezug auf die Eigenschaft, [für eine Handlung zurechnungsfähig zu sein, insbesondere in der christlichen Philosophie](https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) und der Verantwortung vor Gott.](https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie) Diese Definition ist stark apologetisch geprägt und steht in Zusammenhang mit schuldhaftem Handeln, wobei die Zuschreibung von [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) nur erfolgen kann, wenn die Voraussetzungen der Freiheit, der Kausalität und der Intentionalität erfüllt sind. Die Zurechenbarkeit von Verantwortung wird durch weitere Maßstäbe aus den konkreten Umständen und Rahmenbedingungen abgeleitet, wie etwa die Fähigkeiten der agierenden Person, ihre Aufgaben und Rollen, gesetzliche Regelungen usw. Die Zuständigkeitsverantwortung wird als freiwillige Initiative der agierenden Person aus der Teilnahmeperspektive primär prospektiv übernommen, im Gegensatz zur Zurechnungsverantwortung, die primär retrospektiv aus der Beobachterperspektive erfolgt. Die Zuständigkeitsverantwortung ergibt sich aus Selbstverpflichtung, Rollenerwartungen und Aufgabenfeldern, die übernommen werden, und ist als graduelle Abstufung von der Verantwortungsart zu verstehen. Es lassen sich vier unterschiedliche Verantwortungsarten im Hinblick auf Zurechnung und Zuständigkeit unterscheiden: Handlungs(ergebnis)verantwortung, Rollen- und Aufgabenverantwortung, (universal) moralische Verantwortung und rechtliche Verantwortung. Die Handlungs(ergebnis)verantwortung umfasst alle Formen der Kausalverantwortung für bereits begangene oder noch zu begehende Handlungen, sowohl für individuelle als auch kollektiv agierende Personen. Die Rollen- und Aufgabenverantwortung bezieht sich primär auf berufliche Zuständigkeit, aber auch auf Haftungen in Institutionen. Die (universal) moralische [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ist die Form der Verantwortung, die prinzipielle Formen der Verantwortung gegenüber anderen vorsieht, einschließlich rollenbasierter Pflichten, die nicht delegierbar sind. Die rechtliche Verantwortung wird anhand objektiver Schuldkriterien festgestellt und kann zu juristischen Sanktionierungen führen. Die zweite Verantwortungsdefinition nach Heidbrink versteht Verantwortung als folgenbasierte Legitimation, bei der die Beurteilung von Handlungen nicht auf erwartbare Handlungsfolgen, sondern auf erwartbaren Folgen basiert. Diese Folgen können intendiert oder nicht intendiert sein, oder bloß in Kauf genommen werden, und es gibt eine konzeptionelle Unterscheidung zwischen retrospektiver und prospektiver Verantwortung. Die Ex-post-Verantwortung bezieht sich auf bereits vollzogene Handlungen, während die Ex-ante-Verantwortung auf die Zukunft bzw. auf in der Zukunft liegende Handlungsfolgen richtet. Es gibt drei unterschiedliche Klassen von Folgen: beabsichtigte Folgen, vorhergesehene und bloß in Kauf genommene Handlungsfolgen, und unvorhergesehene Handlungsfolgen. Die Zurechenbarkeit von unvorhersehbaren Handlungsfolgen ist am schwierigsten zu bewerten und hängt von der Art der Ungewissheit bezüglich der Handlungsfolgen und der Zumutbarkeit, sich das benötigte Wissen anzueignen, ab. Die Verantwortungsdebatte befasst sich mit der Frage, ob Ungewissheit von Handlungsfolgen ein Entlastungsgrund sein kann, und kommt zu dem Schluss, dass dies nicht per se der Fall ist. Relatives Nichtwissen kann in Wissen umgewandelt werden, wenn sich die Akteurin entsprechend informiert, und ist daher im Verantwortungsdiskurs zurechenbar, wenn es sich in Ungewissheit umwandeln lässt. Die zweite Definition der [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) als folgenbasierte Legitimation konzentriert sich auf die Vorhersehbarkeit und das Wissen um die erwartbaren Folgen als primären Maßstab der Zurechnung. Die dritte Verantwortungsdefinition bezieht sich auf Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip, das sich auf die Rechtfertigung von Handlungsfolgen im Hinblick auf normative Vorgaben konzentriert. Diese Definition fragt danach, inwieweit ein bestimmter angestrebter Zweck mit bestimmten Mitteln erreicht werden kann, und ob diese Mittel prinzipiell gerechtfertigt und im Hinblick auf erwartbare Handlungsfolgen legitim und effektiv sind. Der Verantwortungsbegriff dient in diesem Sinne als Reflexionsprinzip auf der Suche nach adäquaten Entscheidungsgründen vor dem Hintergrund komplexer Handlungsfelder. Kontextsensitive Entscheidungen erfordern nach Heidbrink eine ethische Kasuistik, die die Angemessenheit von Handlungsnormen hinsichtlich moderner Lebensbedingungen und komplexer Entscheidungsprozesse im Blick hat. Die Verantwortung wird durch diese Kontextualisierung des Verantwortungsprinzips bereits im Vorfeld der Handlungsentscheidung selbst angesiedelt. Die Angemessenheit der Handlungsnormen kann in Form einer sogenannten Metaverantwortung stattfinden, die ein Verfahren zur Prüfung und Entwicklung von Regeln und Prinzipien für neue und unbekannte Handlungsbereiche darstellt. [Der Text beschreibt verschiedene Aspekte der gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) und geht auf die Arbeiten von Heidbrink ein, der](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) den Verantwortungsbegriff in vier Definitionen unterteilt. Die ersten drei Definitionen des Verantwortungsbegriffs nach Heidbrink umfassen die ethische, rechtliche und soziale Dimension des Verantwortungsbegriffs und können wie folgt zusammengefasst werden: Verantwortung als Zurechnungsfähigkeit und Zuständigkeit Verantwortung als folgenbasierte Legitimation Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip Die vierte Definition des Verantwortungsbegriffs nach Heidbrink bezieht sich auf Verantwortung als Struktur- und Steuerungselement, die sich auf Prozesse von Gruppen, Organisationen oder Netzwerken bezieht. Diese Definition umfasst Verantwortungen des Staates, politische Infrastrukturverantwortung, soziale und gesellschaftliche [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) von Unternehmen (Corporate Social Responsibility) und Systemverantwortung. Die Systemverantwortung bezieht sich auf Systemprozesse, die durch Handlungsprozesse begründet werden, sich aber nicht aus diesen herleiten lassen, und umfasst die Berücksichtigung von Risikofolgen, Designverantwortung von Entscheidungsressourcen und starke Kontextsteuerung durch Selbstregulierung. Ziel der Systemverantwortung ist es, soziale Subsysteme mit autonomer Verantwortungsbereitschaft auszubilden. Heidbrink selbst fasst seine Darstellung des Verantwortungsbegriffs zusammen, indem er betont, dass die vier Definitionen nicht den gesamten Bereich des Verantwortungsbegriffs abdecken, aber paradigmatisch für die Entwicklung der Verantwortungskategorie von einem klassischen Handlungsprinzip zu einem nachklassischen Systemprinzip sind. Die Verantwortungsdefinitionen können in vier verschiedene Arten unterteilt werden, die sich gegenseitig ergänzen und einen objektiven und subjektiven Pol der Verantwortung bilden. Die erste Verantwortungsdefinition unterscheidet zwischen Zurechnungsverantwortung und Zuständigkeitsverantwortung, wobei die Zurechnungsverantwortung im Nachhinein von anderen zugeschrieben wird und die Zuständigkeitsverantwortung im Vorhinein von selbst übernommen wird. Die zweite Verantwortungsdefinition basiert auf einer Selbstverpflichtung und bestimmten Rollenerwartungen, während die dritte Verantwortungsdefinition [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) als folgenbasiertes Legitimationsprinzip versteht. Die vierte Verantwortungsdefinition beschreibt Verantwortung als kontextualistisches Reflexionsprinzip, das auf der Suche nach adäquaten Entscheidungsgründen vor dem Hintergrund komplexer Handlungsfelder ist. Heidbrink fasst die Verantwortlichkeit komplexer Systemprozesse im Hinblick auf die Rahmenregeln, Kontextgestaltung und Selbstverpflichtung der beteiligten handelnden Personen zusammen und bezieht sich auf die Systemtheorie. Die Systemverantwortung bezieht sich auf die Systemtheorie, die von der Eigendynamik sozialer Subsysteme und deren Selbstorganisation ausgeht, und zielt darauf ab, soziale Subsysteme mit autonomer Verantwortungsbereitschaft auszubilden. Das klassische Modell der Verantwortung versteht Verantwortung grundsätzlich im Kontext eines negativ bewerteten Ereignisses und versucht, den Verursacher zu Schadenersatz zu verpflichten bzw. zu bestrafen, um derartige Ereignisse in der Zukunft verhindern zu können. Das klassische Modell wird als relationaler Begriff mit vier Relata verstanden, wobei das Objekt der Verantwortung definiert werden muss und nur menschliche Handlungen oder deren Unterlassung sowie die resultierenden negativen Folgen zum Objekt der Verantwortung werden können. Der Verantwortungsbegriff wird oft metaphorisch verwendet, beispielsweise wenn man sagt, dass ein Starkregen für eine Überschwemmung verantwortlich ist oder ein Tier für den Tod eines Menschen. [Die Objektdefinition des Verantwortungsbegriffs führt zur Definition des Subjekts der Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) als rationale Person, die kausaler Urheber der negativen](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) Handlungsfolge sein muss, die Handlung freiwillig erfolgt sein muss und die Folge der Handlung vorhersehbar gewesen sein muss. Die Handlung und ihre Folgen müssen im Hinblick auf ein bestimmtes Normen- und Wertesystem interpretiert werden, um eine Handlung als \"schlecht\" klassifizieren zu können. Das Wertesystem definiert, was unter schlechten Folgen zu verstehen ist, und diese Definition ist sozial und historisch bedingt. Die Instanz, vor der sich das Subjekt zu verantworten hat, ist oft ein Gericht, das in einer formalisierten kommunikativen Praxis (etwa einer Verhandlung) die Rollen von Richter und Angeklagtem explizit festlegt. Das klassische Modell der Verantwortung mit seinen vier Relata (Objekt, Subjekt, Wertesystem und Instanz) wurde ab dem 19. Jahrhundert in seinem allgemeinen Geltungsanspruch herausgefordert durch den gesamtgesellschaftlichen Wandel vom traditionellen Feudalismus zum modernen Kapitalismus. Vier Elemente können als zentral für diese Entwicklung identifiziert werden: die wachsende Arbeitsteilung und Differenzierung, der Übergang von persönlichen Beziehungen hin zu anonymen Marktbeziehungen, die industrialisierte Technik und deren Anwendungen sowie die theoretische Konzeption und praktische Implementierung moderner demokratischer Regierungen. Diese soziokulturellen Veränderungsprozesse führten dazu, dass das klassische Verständnis von Verantwortungssubjekt und Verantwortungsobjekt als in einer direkten linearen Beziehung stehend nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Als Beispiel für diese Veränderung können die Unfälle mit Dampfmaschinen im 19. Jahrhundert gelten, die nicht auf einzelne Handlungen oder Unterlassungen kausal rückführbar waren, da autonom agierende Maschinen und technische Systeme zum Einsatz kamen. Derartige Unfälle in modernen Gesellschaften sind weder freiwillig herbeigeführt noch intentional oder vorhersehbar, sondern resultieren vielmehr aus der Verknüpfung unterschiedlicher Kausalketten. Die [Verantwortung (https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung)](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) für technische Schäden liegt nicht mehr bei konkreten Individuen, sondern bei arbeitsteilig organisierten Gruppen oder Systemen, weshalb individuelles Fehlverhalten oft nicht mehr ausreicht, um einen Unfall kausal zu verursachen. Die Opfer von Schäden können zufällig geschädigt werden oder geografisch weit entfernt sein, was eine Adaption des Wertesystems erforderlich macht, um den gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu berücksichtigen. Ludger Heidbrink sieht die Genese eines nachklassischen Verantwortungsmodells im 20. Jahrhundert fortgesetzt, in dem die Kategorie der Zurechnung vom Handlungssubjekt abgelöst und auf höherstufige Prozessvollzüge übertragen wird. Die traditionelle Schadenersatzpflicht setzte das Verschulden aufgrund einer rechtswidrigen Handlung voraus, was jedoch nicht mehr ausreicht, um mit Schädigungen des neuen Typs umzugehen. Im 19. Jahrhundert wurde die klassische Bindung der Haftung an das Verursachungsprinzip und das Verschuldensprinzip aufgegeben und durch die Gefährdungshaftung ersetzt, die auf die besonderen Risiken im Umgang mit technischen Betrieben abgestimmt war. Die Gefährdungshaftung verlangt die Abwägung von öffentlichem Interesse und erwartbaren Gefährdungen sowie die Bereitschaft des Betreibers, im Schadensfall angemessen zu entschädigen. Das nachklassische Verantwortungsmodell unterscheidet sich vom klassischen Verantwortungsmodell in einigen [zentralen Punkten, insbesondere in der zeitlichen Ausrichtung von der retrospektiven Ex-post-Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) hin zur prospektiven Ex-ante-Verantwortung.](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) Die Aufmerksamkeit des Verantwortungssubjekts verlagert sich von zu vermeidenden Schäden hin zu gewünschten Zuständen mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit, was eine prospektive Formulierung von Handlungsanweisungen erforderlich macht. Der Verantwortungsbegriff im klassischen Verantwortungsmodell wird als relationaler Begriff mit vier Relata von Objekt, Subjekt, Wertesystem und Instanz verstanden. Im klassischen Modell stehen lineare Beziehungen zwischen Handlungssubjekt und Handlungsfolgen sowie ein negativ bewertetes Ereignis im Zentrum. Das grundsätzliche Ziel des klassischen Modells ist die Einflussnahme auf das zukünftige Handeln von Individuen. Das klassische Modell ist seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr allgemein gültig, jedoch auch heute noch auf gewisse Situationen anwendbar. Der Übergang von der traditionellen Feudalgesellschaft hin zum modernen Kapitalismus führte zur Entstehung des nachklassischen Verantwortungsmodells. Vier Elemente können im nachklassischen Modell identifiziert werden: die wachsende Arbeitsteilung und Differenzierung, der Übergang von persönlichen Beziehungen hin zu anonymen Marktbeziehungen, die industrialisierte Technik und deren Anwendungen sowie die theoretische Konzeption und praktische Implementierung moderner demokratischer Regierungen. Das nachklassische Verantwortungsmodell unterscheidet sich vom klassischen Verantwortungsmodell in [mindestens zwei Punkten: die zeitliche Ausrichtung verlagert sich von der retrospektiven Ex-post-Verantwortung](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) ( [https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) hin zur prospektiven Ex-ante-Verantwortung und die Aufmerksamkeit](https://de.wikipedia.org/wiki/Verantwortung) des Verantwortungssubjekts verlagert sich von zu vermeidenden Schäden hin zu gewünschten Zuständen mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit. Die dadurch entstehende nachklassische Verantwortungskategorie wird auch als sogenannte Vorsorgeverantwortung verstanden.

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