Musikgeschichte II PDF
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This document provides a comprehensive overview of music history from the 15th to the 17th centuries, highlighting key events and developments. It covers topics such as the Renaissance, Reformation, and Scientific Revolution, and their impact on music.
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Musikgeschichte II VO 1 Wichtige historische Ereignisse (15. bis 17. Jahrhundert): 1. Frühe Neuzeit: 1415: Jan Hus wird verbrannt (Vorläufer der Reformation). 1453: Eroberung Konstantinopels – Übergang von Mittelalter zur Neuzeit. 1452-1454: Gutenberg-Bibel – Beginn des Buchdruc...
Musikgeschichte II VO 1 Wichtige historische Ereignisse (15. bis 17. Jahrhundert): 1. Frühe Neuzeit: 1415: Jan Hus wird verbrannt (Vorläufer der Reformation). 1453: Eroberung Konstantinopels – Übergang von Mittelalter zur Neuzeit. 1452-1454: Gutenberg-Bibel – Beginn des Buchdrucks. 2. Reformation und Gegenreformation: 1517: Martin Luthers 95 Thesen – Start der Reformation. 1534: Lutherbibel – wichtiger Ein uss auf die deutsche Sprache. 1545-1563: Konzil von Trient – Musik und Gegenreformation (Palestrina). 3. Wissenschaftliche Revolution: 1543: Kopernikus’ „De revolutionibus orbium coelestium“. 1687: Isaac Newtons „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“. 4. Gesellschaftliche Veränderungen: 1492: Kolumbus’ Entdeckung der „Neuen Welt“. 1619: Erste afrikanische Sklaven in Nordamerika. 1618-1648: Dreißigjähriger Krieg – Auswirkungen auf Musik und Kultur. Historischer Überblick: 1415: Jan Hus wird verbrannt. 1452-1454: Druck der Gutenberg-Bibel. 1453: Eroberung von Konstantinopel. 1478: Gründung der Spanischen Inquisition. 1486: Veröffentlichung des „Malleus Male carum“ (Hexenhammer) von Heinrich Kramer. 1492: Kolumbus landet in der „Neuen Welt“, Alhambra-Edikt. 1517: Martin Luther veröffentlicht seine 95 Thesen. 1534: Übersetzung der Lutherbibel. 1527: Plünderung Roms (Sacco di Roma). 1531-1532: Englische Reformation. 1545-1563: Konzil von Trient (Gegenreformation). 1543: Nikolaus Kopernikus veröffentlicht „De revolutionibus orbium coelestium“. 1600: Giordano Bruno wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt. fl fi 1618-1648: Dreißigjähriger Krieg. 1619: Erste afrikanische Sklaven erreichen Nordamerika (Jamestown, Virginia). 1655: Erste Sklavenauktion in New Amsterdam (Gemälde von Howard Pyle). 1683: Schlacht am Kahlenberg. 1687: Isaac Newton veröffentlicht „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“. VO 2 1. Humanismus und Renaissance Begriff der Renaissance: Bedeutet „Wiedergeburt“ (lat. renasci), erstmals 1855 von Jules Michelet als Epochenbegriff verwendet. In der Musiktheorie seit 1868 (August Wilhelm Ambros). Grundgedanken des Humanismus: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ (Protagoras). Bildung: Fokus auf klassische Literatur, Geschichte, Rhetorik, Philosophie, Mathematik und Sprachen(kunst) (Studia Humanitatis = Vorläufer der Gesiteswissenschaften). Musikalischer Humanismus: Keine direkte Verbindung zur antiken Musikpraxis, aber Inspiration durch griechische Ästhetik und Theorie. zwei Richtungen: 1. mathematisch-wissenschaftlich bzw. Ethisch 2. Musik als Teil des Quadriviums (Wissenschaft der Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie).Musik als Wissenschaft! Neu: Beschäftigung mit der Musik durch die Blickwinkel der Rhetorik 2. Musikalische Renaissance Beginn (ca. 1420): Wandel durch Johannes Ciconia (Vorläufer der franko- ämischen Polyphonie) und Guillaume Dufay. Ende (1600): Übergang zur Barockzeit. Merkmale: Vom komponierenden Sänger zum Komponistenberuf (Weg aus der Anonymität). Einführung des Musikdrucks (1476: choraliter; 1501: polyphon). Prozess der Verschriftlichung (vertikales lesen) Entwicklung eines modernen Kunstverständnisses: Zeitlichkeit und Räumlichkeit der Musik. Gattungsbewusstsein und gezielte Wahrnehmung des Publikums Wichtige Entwicklungen Theorie und Praxis: Verschriftlichung der Kompositionen und Autorschaft (und deren Geschichte) Musik als Kunstwerk mit performativem Charakter. Technologie: Musikdruck revolutioniert Verbreitung und Kommerzialisierung. Gesellschaftliche Wahrnehmung: Musikalische Werke werden als Kunstwerke inszeniert. fl VO 3 Musikalische Theorie und Praxis in der Renaissance Musikalische Schriftlichkeit Zentrale Aspekte: Schreiben der Musik und Schreiben über Musik. (Musikwissenschaft) Denken über Musik und Denken in der Musik (untersch. Entwicklungsgeschw.) Entwicklung von Notation durch doppelte Alphabetisierung (alle müssen es verstehen) Mehrstimmigkeit als Auslöser für Fortschritte in der Notenschrift. Entwicklung der Notation (Vokalmusik) Einführung von Mensuralnotation (Ars Nova/ Mittelalter, Franco von Köln). Johannes Tinctoris: Zeitliche Dimension der Musik = Notenwerte (Proportionale Musices) und vertikale Klangstrukturen (Liber de Arte Contrapuntis). Präzisierung von Tonhöhe und Tondauer: schwarze Mensuralnotation (ab 1425 weiß —> günstiger) Notation als Grammatik-Werkzeug. Wichtige Musiktheoretiker und Werke Heinrich Glareanus: Dodekachordon (1547) – erweiterte Modi-Lehre (12 und nicht 8) Gioseffo Zarlino: Istitutioni Harmoniche (1558) – Harmonik und Kontrapunkt. Sylvestro Ganassi: Fontegara – Anleitung für Flötenspiel (praxisorientiert) Musikalische Gattungen Geistliche Musik: Messe (meistkomponiertestes Werk), Motette. Weltliche Musik: Chanson (Ho iebe, oft mehrstimmig), Frottola (italienische Variante des Chansons, andere Themen, für Tanz geeignet). Instrumentalmusik: Tanzmusik, Tasteninstrumentenmusik. Beispiele Chanson: meist dreistimmig, später vierstimmig. Frottola: emotionaler und volkstümlicher Ton. Instrumentarium der Renaissance (Begleitung für Gesang) Besaitete Instrumente: Laute, Harfe, Gitarre, Cembalo. Streicher: Viola da gamba, Viola da braccio. Blasinstrumente: Holz: Schalmei, Pommer, Dulzian. Blech: Posaune, Zink. Wichtige Begriffe und Konzepte Gattungsbewusstsein: Erste Kategorisierung von Stilen (Messe, Motette, Chanson nach Länge aufgeteilt). Druckpraxis wird Gattungsorientiert ( es werden z.B. nur Motetten gedruckt, weil es mehr Gewinn bringt) Codex Modena (1440er): Präzise Differenzierung nach Gattungen und Arten innerhalb gewissen Gattungen. fl VO 4 Franko ämische Musik Franko ämische Musik (15.–17. Jahrhundert) Renaissance-Zeit: Dominanz ämischer, burgundischer und franko ämischer Musik. Merkmale: Politisch-kultureller Austausch, komplexe Polyphonie, Mensuralnotation (Übergang von Modus- zu Tempus-Notierung), isorhythmische Motette. Gattungen: Cantus- rmus-Messe = vollständige Vertonung des Ordinarium Missae(fremde Melodie als Cantus rmus in allen Sätzen). Parodiemesse: Mehrstimmige Sätze, oft basierend auf Madrigalen, Chansons oder Motetten. Dreistimmiger Satz —> vierstimmig (ab 4. Generation Fünf- bzw. Sechsstimmigkeit; venezianische Mehrchörigkeit) Durchimitation: Kompositionsprinzip ab der 4. Generation. Die fünf Generationen franko ämischer Komponisten Vorläufer-Zeit bis 1400 Johannes Ciconia Nicolas Grenon Johannes Carmen 1. Generation (ca. 1430–1460) Komponisten: Ein uss von John Dunstable; Guillaume Dufay, Gilles Binchois, Johannes Brassart. Gattungen: Späte isorhythmische Motetten, zyklische Messvertonungen, französische Chansons. Beispiel: Dufays „Missa Ave regina caelorum“. 2. Generation (ca. 1460–1490) Komponisten: Johannes Ockeghem, Antoine Busnoys, Johannes Regis. Merkmale (Ockeghem): Fokus auf die Bassstimme, komplexe kontrapunktische Techniken Gattungen: Tenormotette, Tenormesse, späte burgundische Chanson Beispiel: Ockeghems „Missa prolationum“ (Mensuralkanons). 3. Generation (ca. 1490–1520) Komponisten: Josquin Desprez, Jacob Obrecht, Heinrich Isaac. Gattungen: Psalmmotetten, Tenormesse, Anfänge der Parodiemesse, Chanson, Tenorlieder. Merkmale: Rhetorische Textvertonung (z. B. Josquins „Missa Herculis Dux Ferrariae“). 4. Generation (ca. 1520–1550) Komponisten: Adrian Willaert, Nicolas Gombert, Cipriano de Rore. Gattungen: Parodienmesse, Madrigale, „Pariser“ und „Niederländer“ Chansons, paraliturgische Motetten Merkmale: Nationale Stile (italienisches Madrigal, deutsches Tenorlied), Wiederbelebung der Werke von Desprez fl fl fi fl fl fi fl fl 5. Generation (ca. 1550–1580) Komponisten: Orlando di Lasso, Philippe de Monte. Gattungen:. Parodiemessen, Madrigale, Chansons, paraliturgische Motette Merkmale (Lasso): Affektive Textvertonung, imitativer Kontrapunkt, technische Perfektion (z. B. „Lagrime di San Pietro“). Zusätzliche Aspekte Römische Schule: Wichtige Vertreter wie Giovanni Maria Nanino und Felice Anerio. Fokus auf kirchliche Chorschulen und Polyphonie. Musikdruck: Einführung durch Ottaviano Petrucci (3. Generation), zentrale Verbreitung mehrstimmiger Werke. Burgundische Herzöge: Förderung der Musik, z. B. Philipp der Gute und Karl der Kühne. Zusammenfassung wichtiger Begriffe für die Prüfung Cantus- rmus-Messe: Zyklische Messe basierend auf einer Melodie. Parodiemesse: Verwendung mehrstimmiger Vorlagen (Madrigal, Chanson). Durchimitation: Alle Stimmen imitieren ein Thema. Isorhythmik: Rhythmische Strukturierung in Motetten. Rhetorische Vertonung: Textausdruck steht im Vordergrund (z. B. Josquin Desprez). Venezianische Mehrchörigkeit: Musik mit mehreren räumlich getrennten Chören. VO 5 Madrigal Allgemeines zum Madrigal Madrigal ist nicht das gleiche wie Madrigal des Trecento! Entstehung: Italien, ca. 1520-1620; weltliches Pendant zur meist sakralen Motette. Etymologie: Vom Lateinischen „Matricalis“ (in der Muttersprache). Theorie der Entstehung: Ein uss von Frottola (weltliche Liedform der ital. Renaissance), franko- ämischen Chansons und Karnevalliedern (canti carnascialeschi); besondere P ege des Musiklebens Verbreitung: Beginn in Florenz und Rom, danach Ausweitung nach Ferrara, Venedig, Deutschland, England. Phasen und Charakteristiken 1. Frühmadrigal (1520-1540): Einstrophig, mehrstimmig, durchkomponiert, a cappella. Komponisten: Philippe Verdelot: Polyphoner Stil, fünf-/sechsstimmige Madrigale, Wortmalerei (Madrigalismen). fl fi fl fl Jacques Arcadelt: Vielfältiger Stil (ca. 200 hinterlassene Madrigale), Petrarkismus = Vertonung von seinen Gedichten (z.B. Il bianco e dolce cigno). 2. Entwicklung (1540-1560): Übergang zur Internationalisierung, meisten Madrigale in Venedig gedruckt, Venezianisches Madrigal (fünfstimmig, Fokus auf Petrarca) —> Entwicklung des ernsthaften Madrigals Cipriano de Rore: Originelle Kompositionen, Chromatik, melodische Freiheit 3. Polystilistische Phase (1560-1580): Anpassung an Publikumswünsche, keine einheitlichen Merkmalse (polystilistische Phase) Komponisten wie Andrea Gabrieli (Venedig) und Orlando di Lasso (München). 4. Virtuosität und Übergang zur Oper (1580-1600): Luzzasco Luzzaschi: Virtuosität der Stimmensätze; Solomadrigal —> monodischer Gesang —> Oper, möglicherweise Ursprung des Generalbasses. Concerto delle Donne (Frauenensemble, Ferrara) wurden oft von Luzzaschi am Cembalo begleitet 5. Chromatik und Ausdruck (1600-1640): Luca Marenzio (Rom) Carlo Gesualdo: Extreme Chromatik, harmonische Experimente, Tonmalerei Claudio Monteverdi: Seconda pratica: Musik als Ausdruck menschlicher Emotionen. Literarische Themen Liebeslyrik, Petrarkismus, pastorale Lyrik (Schäferdichtung). Zentrale Werke: Orlando furioso (Ariosto), Gerusalemme liberata (Tasso). Entwicklung in England Wichtige Vertreter: William Byrd, Orlando Gibbons (The Silver Swan). VO 6 Orthodoxe Kirchenmusik Orthodoxe (byzantinische) Kirchenmusik 1. Historischer Kontext Byzantinisches Reich: Zentrum der orthodoxen Kirchenmusik. Theologische Differenzen: Orthodoxie: Zweinaturlehre – Jesus ist gleichzeitig menschlich und göttlich. Monophysitismus/Miaphysitismus: Betonung auf einer einheitlichen göttlichen Natur Jesu (z. B. armenische und syrische Kirche). 2. Hymnographie und Gesangsformen Hymnische Formen: Troparion: Kurzer liturgischer Gesang. Kontakion: Besteht aus Prooimion (Einleitung) und bis zu 24 Oikoi (Strophen). Kanon: Abfolge von 9 (später 8) biblischen Oden. Hymnos Akathistos: Ein bedeutender, ungesungener Hymnus. Wichtige Persönlichkeiten: Romanos Melodos (ca. 485–555): Wichtiger Komponist und Hymnenschreiber. Kassia/Kassiani (810–865): Eine der wenigen bekannten weiblichen Komponistinnen der Zeit. 3. Liturgische Bücher und Gesangssysteme Psaltikon: Buch für Solisten. Asmatikon: Buch für Chöre. Akolouthia: Enthält Texte für beide. Oktoechos (8-Modi-System): Entwickelt von Johannes von Damaskus (650–754). Besteht aus 4 authentischen Tonarten (ἦχοι κύριοι) und 4 plagalen (πλάγιοι). Grundlage des byzantinischen liturgischen Gesangs. 4. Notation Paläobyzantinische Notation: Nicht-diastematisch (keine genaue Tonhöhe). Mittelbyzantinische Notation: Diastematisch (zeigt Intervalle an). Coislin- und Chartres-Notation: Frühe Formen der Notation. Ison: Grundton, der mit dem jeweiligen Modus übereinstimmt. 5. Wichtige Orte und Traditionen Berg Athos: Zentrum orthodoxer Klostertradition. Enthält 20 Klöster (17 griechisch, 1 serbisch, 1 russisch, 1 bulgarisch). VO 7 Musik und Reformation Hier ist eine kompakte Zusammenfassung der Präsentation zur Musikgeschichte im 15. bis 17. Jahrhundert 1. Reformation und Musik Martin Luther: Musik als Ausdruck des Glaubens und Werkzeug des Heiligen Geistes. Förderung von Gemeindegesang in der Volkssprache, um die Liturgie für alle zugänglich zu machen. Achtliederbuch (1524): Enthält christliche Lieder, Psalmen und Lobgesänge. Deutsche Messe (1526): Einführung der Messe auf Deutsch (zuvor schon von Thomas Müntzer), setzte sich jedoch nicht vollständig durch. Luther verfasste ca. 38 Kirchenlieder, darunter viele Psalmen. Musik und Bilder wurden als „Bibel der Laien“ betrachtet. Musik und die Lehre: Luther sah Musik als „Sprache des Evangeliums“ und als Geschenk Gottes. Musik belebt den Text und spricht die Herzen an („p ngstliche Qualität“). Betonung auf einfache Melodien, oft basierend auf bekannten Liedern. 2. Gegenreformation Beginn mit dem Konzil von Trient (1545–1563): Ziel: Klarheit der Texte und Entfernung weltlicher Elemente aus der Kirchenmusik. Abschaffung der meisten Sequenzen (bis auf 4) und Entfernung des cantus rmus, wenn nicht aus gregorianischen Gesängen stammend. Ausnahme: ambrosianische Gesang Jesuiten und Musik: Jesuiten nutzten Kirchenlieder und Schuldramen als Reaktion auf die Reformation. fi fi Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635): Wichtigster Lieddichter der Jesuiten. Schuldramen mit Instrumentalstücken (Stadtpfeifer und Hofmusiker) und Schauspiel (Schüler der Rhetorik) als Mittel der Glaubensvermittlung. 3. Musikalische Prinzipien Regulatives Prinzip (Calvin): Gemeinde beteiligt sich aktiv an der Liturgie durch Musik. Normatives Prinzip (Luther): Beschränkung auf Psalmen; Ablehnung von Instrumentalmusik in der Kirche. Hier ist eine kompakte Zusammenfassung der Vorlesung zu „Musikgeschichte 15.–17. Jahrhundert“, die du für deine Prüfung nutzen kannst: VO 9 Barock 1. Barock als Epoche Begriff: Ursprünglich negativ behaftet, später neutralisiert. Rousseau de nierte Barockmusik als „verwirrend“ und „unharmonisch“ (1768). Wendepunkt: Druck der ersten (vollständigen) Oper (Jacopo Peri: Euridice, 1600) und des ersten Oratoriums (Rappresentatione di anima et di corpo). 2. Affektenlehre Ursprung: In der Antike; systematisiert im 17./18. Jahrhundert (Begriff erst im 20.Jhd.) Ziel: Darstellung von Emotionen in Musik, beein usst von Descartes’ „Les passions de l’âme“ (1649). Komponist Johann Mattheson de nierte Affektenlehre systematisch. 3. Musikalische Charakteristiken Vokal- vs. Instrumentalmusik: Ausgewogener als in Renaissance (mehr Vokal)/Klassik (mehr Instrumental) Beliebte Formen: Da-capo-Arien, Ritornelle usw.) Blütezeit des Tanzes Madrigal: Wechsel vom Textfokus zur Darstellung emotionaler Zustände des Menschen (z. B. Monteverdis Madrigal Piagne e sospira). Leidenschaft als Priorität über die Regeln (Kontrapunkt) —> Spaltung der Kirchenmusik und der weltlichen Musik fi fl fi 4. Oper (ital.), Oratorium und Kantate (parallele Entwicklung) Oper: Enge Verbindung mit hö scher Kultur Tanz: Besonders in Frankreich wichtig (Louis XIV als „tanzender König“). Kantate: Verbindet weltliche und geistliche Musik. 5. Instrumentalmusik Widmungskompositionen = Charakterstück (Bsp. Biagio Marini Instrumentalmusiksammlung „Affetti musicali“) Entwicklung: Enge Verbindung von vokaler und instrumentaler Musik, frühe dreisätzige Symphonien als Opern-Vorspiele. Tanz: Suite für Clavier oder Orchester untrennbar von Tanz 6. Tanz Starker französische Eins uss (auch wichtiger in der Oper, als in Italien —> franz. Version der Oper von Lully - Gesang und Tanz gleich wichtig) Tanzmusik Grundlage des Kompositionsunterrichts Tanz als Menschendarstellungsform 7. Gesellschaftliche Ein üsse Musik wurde zunehmend für die Öffentlichkeit zugänglich. Bürgerliche Schichten gewannen Ein uss auf Musikformen, obwohl Höfe dominierend blieben. Nationale Entwicklung oft durch die Sprache geprägt (Rhythmus und Artikulation) VO 10 Musikleben Gesellschaftliche Entwicklungen Stärkung der bürgerlichen Schicht: Musik wird zugänglicher; öffentliche Theater und Konservatorien entstehen. Professionalisierung: Mehr professionelle Musiker und musikalische Dynastien (z. B. Familie Scarlatti). fl fl fi fl Musikalische Entwicklungen Geburt der Tonalität: Von Intervallen zu Akkorden – Tonika als zentraler Bezugspunkt. Entstehung neuer Formen: Oper (erstmals in Italien, später auch in Frankreich und Österreich). Oratorium als Mittel der Gegenreformation. Institutionalisierung des Musikunterrichts: jeweils 4 Konservatorien in Venedig („Ospedali“) und Neapel. Regionale Schwerpunkte Italien Zentrum der Musikinnovation (Monteverdi, Vivaldi). Venezianische Mehrchörigkeit und die Geburt der Oper. Venedig: Berühmte Konservatorien (z. B. Pietà, Vivaldi als Lehrer). Frankreich Musik überwiegend für Hof und Adel (Blütezeit unter Louis XIV). Fokus auf Extravaganz 1669 Gründung der Academie Royale de Musique Jean-Baptiste Lully: Dominante Figur Gattungen: Ballette (auch für Bevölkerung), Grand motet (lat. lit. Texte, mehr an König gerichtet, als an Gott), ital. Oper (durch Exil von Kardinal Barberini) Vergrößerung des Instrumentariums Deutschland Luther betont die Bedeutung der Musik; Gegenwind von den Kalvinisten. Zentren: Hamburg, Leipzig, Dresden, Berlin (mit eigenen Musikensembles) Konzertreihen wurden von Mäzenen nanziert Stadtkantor = Hauptmusikposition in einer Stadt fi Hö sch stark mit Frankreich verbunden (durch politische Situation) Opern oft mit italienischen Libretti, jedoch wenig Interesse an mythologischen Themen. Österreich Habsburger Dominanz; Musik im Dienst von Religion und Herrscher. Gegenreformation im Aufschwung (Herrschaft der Jesuiten) Salzburg: Kirchenmusik durch Benediktiner und musikinteressierte Fürst-Bischöfe; Faszination mit der ital. Oper und Bau des Theaters Wien: wichtiges Zentrum der italienischen Oper trotz Pest und osmanischer Bedrohung (starke Beziehung mit Italien durch Ehe) Musik in den Kolonien Westeuropäische Musik wird durch Kolonisierung verbreitet/ aufgezwungen. Sklavenorchester (z. B. 1594-1602 in Angola, schon vor 1600 in Manila): Enge Verbindung zwischen Sklavenhandel und Musik. fi