Mit Steinen heilen PDF - Anorganische Substanzen in Medizin und Pharmazie

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LMU München

2024

Prof. Dr. Franz Bracher

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Mineralien Pharmazie Salze Medizinische Chemie

Summary

Dieses Dokument von Prof. Dr. Franz Bracher aus dem Jahr 2024 behandelt anorganische Substanzen in Medizin und Pharmazie. Es werden verschiedene Salze und Mineralien wie Natrium, Kalium, Magnesium, Lithium, Eisen und weitere besprochen. Der Fokus liegt auf ihrer Anwendung und Wirkung im medizinischen Bereich. (PDF)

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Mit Steinen heilen … Anorganische Substanzen in Medizin und Pharmazie Prof. Dr. Franz Bracher Stand: WS 2024/25 IN THE OPERA: It ain't over till the fat lady sings …. Die Liste der „Essential Medicines“ der WHO umfasst 459 Objekte (Stand 2019) – darunter si...

Mit Steinen heilen … Anorganische Substanzen in Medizin und Pharmazie Prof. Dr. Franz Bracher Stand: WS 2024/25 IN THE OPERA: It ain't over till the fat lady sings …. Die Liste der „Essential Medicines“ der WHO umfasst 459 Objekte (Stand 2019) – darunter sind zahlreiche Anorganika (Stand 2023: 591) Essential Medicinal Chemistry of Essential Medicines M. Serafini, S. Cargnin, A. Massarotti, T. Pirali, A. A. Genazzani J. Med. Chem. 63, 10170 (2020) doi.org/10.1021/acs.jmedchem.0c00415 Wasserstoff a) H2 (katalytische Hydrierung … und schweißen b) H3O+ Der Magensaft enthält etwa 0,5% HCl Der pH-Wert des Mageninhalts im Nüchternzustand liegt bei 1 bis 1,5 Funktion der Magensäure: - Abtöten von Mikroorganismen - Einleiten der Verdauung der Nahrung (zusammen mit Enzymen wie Pepsin) - Aber auch: Stressfaktor bei Magengeschwür (Ulkus) - In der Pharmazie zu beachten: Sind oral eingenommene Arzneistoffe hinreichend säurestabil?? Wasserstoff + Sauerstoff ergibt ??? a) Wasser Wasserqualitäten des Europäischen Arzneibuchs (Ph. Eur.): b) Wasserstoffperoxid (H2O2) (Oxidationsmittel!!) „alternative facts“! Wasser hat kein Gedächtnis!! Homöopathie – ganz nüchtern betrachtet https://www.youtube.com/watch?v=vGLNQenxA1U Frei zugänglicher Beitrag aus „Terra X“... mit einem dezenten Hinweis auf die Avogadro‘sche Zahl = Anzahl der Atome, die sich in einem Mol Kohlenstoff-12 befinden: NA = 6.022 ⋅ 1023 mol−1 Alkalimetall-Salze: Natrium-Salze Elektrolyt-Lösungen Isotonische Kochsalz-Lösung (0,9%ige NaCl) Ringer-Lösung (Sydney Ringer, 1835–1910) Wässrige Infusionslösung als Flüssigkeitsersatz bei Austrocknung. Ferner dient sie als Trägerlösung für Elektrolytkonzentrate oder Medikamente, die intravenös verabreicht werden. Hergestellt aus NaCl, KCl, CaCl2 und Wasser für Injektionszwecke. Varianten enthalten zusätzlich NaHCO3, Natriumlactat, Natriumacetat oder MgCl2. OralPädon® u.ä. Zur oralen Elektrolyt- und Flüssigkeitszufuhr (Ausgleich von Salz- und Wasserverlusten bei schweren Durchfallerkrankungen) Kalium-Salze zur Behandlung von Kaliummangelzuständen Kalinor® Brausetabletten Wirkstoffe: Citronensäure, Kaliumcitrat-Hydrat, Kaliumhydrogencarbonat Die Kombination von Kaliumcitrat und Kaliumhydrogencarbonat dient der Normalisierung des Kaliumhaushalts sowie zur Verhütung von Nierensteinen. Prinzip von Brausetabletten: Säure (Feststoff) + Hydrogencarbonat + Wasser → CO2↑ Kalinor® retard (Kapseln): Wirkstoff: Kaliumchlorid Behandlung von Kaliummangelzuständen. Vorbeugende Anwendung bei einer Therapie mit harntreibenden Mitteln (Diuretika), die zu einer vermehrten Kaliumausscheidung (Kaliurese) führen. Was tun bei Hyperkaliämie – also zu viel Kalium?? Natrium-Zirkonium-Cyclosilikat (Lokelma® Pulver zur Herstellung einer Suspension; seit 2023) Nicht resorbierbares Pulver mit mikroporöser Struktur, das speziell Kaliumionen im Austausch gegen Natriumionen aufnimmt und so die Kaliumresorption aus dem Gastrointestinaltrakt reduziert. Senkung des Kalium-Plasmaspiegels schon ab 1 Stunde nach Einnahme. Meist dauerhafte Einnahme erforderlich, Kalium-Spiegel steigen nach dem Absetzen des Medikaments wieder an. Lithium-Salze Lithiumcarbonat (Hypnorex®) Li2CO3 Lithiumcarbonat wird zur Behandlung von Depressionen, Manien und bipolaren Störungen eingesetzt. Erdalkalimetalle: Magnesium-Salze Substitutionstherapie (Magnesiumcitrat, MgO, … ) Bei Magnesiummangel, Wadenkrämpfen, Verspannungen, Lidzucken etc. (gut bis mäßig – in der Magensäure – löslich; resorbierbar!) Magnesiumoxid (MgO) Pharmazeutischer Hilfsstoff in Pudern, Zahnpasten, Füllstoff in Kapseln, … (praktisch unlöslich in Wasser!) (vgl. „Magnesiarinne“, Smp. >2600 °C) Magnesiumstearat Pharmazeutischer Hilfsstoff: „Gleitmittel“, Schmier- und Formentrennmittel beim Tablettieren etc. Zur Verhinderung von Zusammenballungen in Pudern Erdalkalimetalle: Calcium-Salze Calcium-Substitution: bei Osteoporose (siehe Phosphate) (Calciumcarbonat u.a.; auch Milch, Milchprodukte) Gips = Calciumsulfat Kreide = Calciumcarbonat In Antazida: Calciumcarbonat häufig in Kombination mit Al(OH)3 und/oder Mg(OH)2 relevant ist hier das alkalisch reagierende Carbonat-Ion! Antazida „Hydroxide“ Schichtgitter-Antazida „Carbonate“ (→ CO2↑) enthält Mg(OH)2 (rasch wirkend) und Al(OH)3 (= Algeldrat; anhaltend wirkend enthält Calciumcarbonat und Magnesiumcarbonat (beide rasch und kurz wirkend) Magnesium und Aluminium in Schichtgitter-Antazida Hydrotalcit (Talcid® u.a.) Mg6Al2(OH)16(CO3) x 4H2O Bindung von Säure durch Carbonat aus der Zwischenschicht, später auch OH- aus dem Schichtgitter Magaldrat (Riopan® u.a.) Mg10Al5(OH)31(SO4) x nH2O Bindung von Säure durch OH- aus dem Schichtgitter (neutral reagierende Sulfat-Ionen in der Zwischenschicht!) Bei beiden Wirkstoffen stagniert die Neutralisation bei etwa pH 4,5; eine weitere Säurebindung erfolgt erst wieder, wenn der Magen-pH wieder absinkt → längere Wirkdauer als alte Antazida Aluminium Antazida: Aluminiumhydroxid, Magaldrat, Hydrotalcit (siehe oben) (therapeutisch relevant sind die alkalisch reagierenden Gegenionen) Aluminiumchlorid als Antihydrotikum: Hidro Fugal® etc. Aluminiumchlorid-Hexahydrat kann in bestimmten Konzentrationen durch lokales Auftragen gegen übermäßiges Schwitzen eingesetzt werden, es ist Bestandteil in vielen Deos und Antitranspirants. Aluminiumchlorid zum Gurgeln: Mallebrin® Aluminiumchlorid ist ein mild wirkendes Arzneimittel bei leichten Entzündungen des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut. Essigsaure Tonerde: „Aluminiumacetat-tartrat-Lösung DAB“ Aluminiumacetat findet aufgrund seiner antiseptischen, adstringierenden und kühlenden Wirkung Verwendung in der Behandlung von Insektenstichen, Prellungen und Verstauchungen, allerdings niemals auf offenen Wunden. Traditionell wird es als „essigsaure Tonerde“ bezeichnet. Essigsaure Tonerde enthält oft Weinsäure als Stabilisierungsmittel. Gift oder nicht?! ?? Was sagt der Fachmann? Paracelsus (1493-1541): „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht es, dass ein Ding kein Gift sei.“ Tödlich ist auch: - 10 Esslöffel (100 – 150 Gramm) Kochsalz - eine 30 cm tiefe Pfütze mit reinem Wasser (H2O) (wenn Sie den Kopf nicht mehr hochkriegen) ALSO: Gewöhnen Sie sich eine differenzierte Betrachtung der Dinge an! Dumme Panikmacher gibt es schon genug!! Zink Zinksalze werden zur Behandlung der Kupferspeicherkrankheit Morbus Wilson eingesetzt Zinkionen vermindern die Kupferabsorption aus dem Darm Zinkacetat-Dihydrat 50 mg (Wilzin®) Zinksulfat (Virudermin® Gel) bei Lippenherpes ZnSO4 hemmt in der frühen Phase das Eindringen der Viren in die Wirtszellen. Es fördert zudem die Wundheilung durch Austrocknung der Bläschen Zinkoxid (ZnO) Bestandteil von Pasten, Salben, Zinkleimverband Anwendung bei nässenden Arealen, da es austrocknend und leicht adstringierend wirkt Außerdem: ZnO als Weißpigment („Zinkweiß“) in Farben, Sonnenschutzmitteln Noch mehr zum Zink … VORSICHT: Ein vermeintlich eindeutig klingender Name sagt nicht immer etwas über alle Inhaltsstoffe aus! Zink-Insulin-Komplex Diabetes-Therapie Retardierung der Insulin-Wirkung Spurenelemente Als Spurenelemente bezeichnet man vom menschlichen Körper benötigte essenzielle Elemente, die im Gegensatz zu den Mengenelementen in Massenanteilen von weniger als 50 mg/kg im menschlichen Körper vorkommen. Bariumsulfat als Röntgenkontrastmittel Micropaque® CT Suspension Aufgrund der extremen Schwerlöslichkeit von BaSO4 werden keine relevanten Mengen von toxischen Barium-Ionen freigesetzt Anwendung: Bariumsulfat legt sich nach oraler Einnahme an die Wände des Magen-Darm-Traktes und bewirkt eine verstärkte Absorption der in den Körper eindringenden Röntgenstrahlen Micropaque® CT wird zur Abgrenzung des Verdauungstraktes bei der Computertomographie (CT) eingenommen Stenose (Verengung) des Colon infolge eines Karzinoms Wichtige Reinheitsprüfung: © Universität Erlangen auf lösliche Bariumsalze (hoch toxisch!!) Gadolinium-Chelate als Kontrastmittel Durch die 7 ungepaarten Elektronen in der f-Schale ist Gadolinium (Lanthanoide) stark paramagnetisch. Es ermöglicht so den umgebenden Protonen (z.B. in Wassermolekülen) schneller zu relaxieren. Dadurch verstärkt es den Kontrast bei der Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie). Gadoversetamid (OptiMARK®) Anwendung: MRT von Leber und ZNS Strontium bei Osteoporose Strontiumranelat (Protelos®) vom Markt genommen !! Sr2+ wird (wie Ca2+) in die Knochen eingebaut Ferner stimuliert es den Knochenaufbau (Steigerung des Mineralgehalts der Knochen) Mehrwertige Metallionen sind nicht nur Wirkstoffe, sondern auch Ursache von Arzneistoff-Arzneistoff-Wechselwirkungen Der Grund hierfür: Chelat-Bildung mit organischen Arzneistoffen Folge: Nach oraler Applikation verminderte Aufnahme (Absorption) aus dem Gastrointestinaltrakt, damit Abschwächung/Verlust der Arzneistoffwirkung Bekannte Beispiele: Antibiotika Tetracycline Gyrasehemmer Was kann man dagegen tun?? - Anderes Antibiotikum nehmen - Zeitlicher Abstand zwischen Einnahme der Mineralstoffe und der Antibiotika Kohle(nstoff) „Aktivkohle“ (= medizinische Kohle) ist poröser, feinkörniger Kohlenstoff mit einer besonders großen Oberfläche. Anwendung: a) Adsorptionsmittel in Medizin (Kohle-Compretten bei Durchfall und Vergiftungen, obsolet!), in Atemschutzmasken, Wasseraufbereitung, Lüftungs- und Klimatechnik, Pollenfiltern b) Farbstoff in der Lebensmittelindustrie (E 153) in Marmeladen, Süßwaren, schwarzen Wachsüberzügen bei Käse c) Trägermaterial von Katalysatoren (Palladium auf Aktivkohle, Hydrierkatalysator) Kohlensäure und ihre Salze Kohlendioxid (CO2): Calciumcarbonat und Magnesiumcarbonat: siehe „Medizinische Gase“ rasch und kurz wirkende Antazida Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3): in Emser Salz® also: ca. 80% NaHCO3 Klingt ebenfalls schön nach „Öko“: Hirschhornsalz Das als Backtriebmittel verwendete Hirschhornsalz besteht ganz überwiegend aus Ammoniumhydrogencarbonat (NH4+ HCO3-) (E 503) Beim Erhitzen zerfällt es in gasförmige Bestandteile: Kohlendioxid, Ammoniak und Wasser Beim Backen gibt es zusammen mit Zuckern und Aminosäuren (in Getreide, Kartoffeln) ab etwa 180 °C das krebserregende Acrylamid Nicht ganz so nach Öko klingende aber ammoniakfreie Alternative: Natron (= Natriumhydrogencarbonat) Phosphor (in Form von Phosphaten) Der mineralische Bestandteil von Knochen ist Calciumphosphat (Ca3(PO4)2, Hydroxylapatit) Osteoporose-Therapie Gabe von Ca2+ (häufig zusammen mit Vitamin D) Phosphorsäure-Puffer Die pKs-Werte der Phosphorsäure (ca. 2; 7; 12) ermöglichen eine Pufferung auf den physiologischen pH-Wert (7,4) mit physiologischen (und somit gut verträglichen) Ionen. Isotonische Phosphatpuffer sind daher von sehr großer Bedeutung in Biochemie und Biotechnologie (Zellkulturen etc.). Der Klassiker: PBS (= phosphate-buffered saline, Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung) Ein Liter Lösung enthält: 8,0 g Natriumchlorid (NaCl) (→ Isotonie !!) 0,2 g Kaliumchlorid (KCl) 1,42 g Dinatriumhydrogenphosphat (Na2HPO4) 0,27 g Kaliumdihydrogenphosphat (KH2PO4) (Phosphatpuffer → pH 7,4 !!) Zu viel Phosphat ist auch nicht gut … Lanthancarbonat (Fosrenol®) Kautabletten Phosphat-bindendes Mittel bei Hyperphosphatämie Lanthancarbonat wird mit oder nach der Mahlzeit eingenommen und bindet im Magen-Darm-Trakt das in der Nahrung enthaltene Phosphat als Lanthanphosphat. Dadurch kommt es zu einer verminderten Absorption des Phosphats in den Körper. Schwefel – mal elementar, mal als Sulfit, mal als Sulfat Elementarer Schwefel (S8): „Schwefel zum äußerlichen Gebrauch, Ph. Eur.“ Anwendung: in Seifen und Salben bei Akne, Läusen, Hautpilz (obsolet!!) Natriumsulfit (Na2SO3): (Zusatzstoffnummer E221; Schwefeldioxid: E220) Natriumsulfit dient als Konservierungsmittel und Antioxidans für Lebensmittel (Wein, Trockenobst, Kartoffelprodukte) Basis: leichte Oxidierbarkeit zu Sulfat Schwefel – mal elementar, mal als Sulfit, mal als Sulfat Salinische Laxantien Wirkprinzip: Nach oraler Einnahme werden Sulfat-Ionen nicht aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Sie binden durch Osmose große Mengen Wasser im Darm, daraus resultiert eine erhöhtes Stuhlvolumen, ein Dehnungsreiz auf die Darmwand und somit eine (drastische) abführende Wirkung Glaubersalz (Na2SO4 x 10 H2O) Dosierung: 10 - 20 g (in 250 - 500 ml Wasser) Bittersalz (MgSO4 x 7 H2O) (Retterspitz Abführpulver®; F. X. Passage SL) Dosierung: 5 - 15 g (in 250 - 500 ml Wasser) Klingt mondäner: Karlsbader Salz (44% Na2SO4, 36% NaHCO3, 18% NaCl, 2% K2SO4) Silicium Siliciumdioxid: Kieselgel für Chromatographie: Dünnschicht-/Säulenchromatographie HPLC (high pressure liquid chromatography) Aerosil® (hochdisperses SiO2, Fließhilfsmittel) Polydimethylsiloxan (Dimeticon) Sab simplex®: Entschäumer, z.B. gegen Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt NYDA®: gegen Kopfläuse Halogene und Halogenide: Ammoniumchlorid Indikation Der in dem Arzneimittel enthaltene Wirkstoff NH4Cl führt zu einer Ansäuerung des Harns Das Arzneimittel wird angewendet zur Ansäuerung des Harns und als Zusatzbehandlung bei Infektionen der ableitenden Harnwege Vorsicht! Worthülse!! Schwammige Begriffe wie „unterstützt“ sollten Sie immer zu einer skeptischen Einschätzung der Wirkqualität veranlassen! … vor allem wenn eine „Unterstützung“ des Immunsystems versprochen wird!! Halogene und Halogenide Natriumfluorid Durch prophylaktische Zufuhr von Fluoriden lässt sich das Auftreten der Zahnkaries reduzieren Der Mechanismus, über den Fluoride die Entstehung der Zahnkaries hemmen, ist nicht restlos geklärt Diskutiert werden folgende Möglichkeiten: - Einlagerung des Fluoridions in den Apatit des Zahnschmelzes unter Bildung von Fluorapatit und dadurch Erhöhung der Säureresistenz des Schmelzes - Hemmwirkung auf den Stoffwechsel säureproduzierender Mikroorganismen in den Zahnbelägen - Verbesserung der Remineralisation des Zahnschmelzes Fluoride werden meist zusammen mit Vitamin D verabreicht (fördert den Einbau von Calcium in die Zähne) Halogene und Halogenide Chlorid: siehe Ausführungen zu NaCl unter „Natrium“ Natriumhypochlorit: Natriumsalz der Hypochlorigen Säure (HClO) Starkes Oxidationsmittel Verwendung von wässrigen Lösungen von NaOCl : Spülen von Zahnwurzelkanälen (NRF), Desinfektionsmittel, Bleichmittel, Chloren von Schwimmbädern, Haushaltsreiniger, Schimmelentferner Namen: Eau de Labarraque, Eau de Javel, Dakin’s solution, Bleichwasser, Chlorbleichlauge Achtung Scharlatane! MMS = Magic mineral supplement = eine hoch konzentrierte (meist 20%ige) Lösung von Natriumchlorit (NaClO2), einem giftigen, ätzenden Desinfektionsmittel und Bleichmittel (starkes Oxidationsmittel) Es wirkt angeblich gegen Malaria, Krebs, Grippe, Tuberkulose, Hepatitis, Warzen, Autismus etc. – und Covid-19!! Neu: als „Water purification drops“ verkauft [Höchstkonzentration zum Chloren von Trinkwasser: 0,00002% !] 5 NaClO2 + 4 HCl → 4 ClO2 + 5 NaCl + 2 H2O Halogene und Halogenide Kaliumiodid: Behandlung und Vorbeugung des Iodmangelkropfes (100 bis 500 Mikrogramm!) In sehr hoher Dosierung (130 mg/Tag) bei einem Reaktorunfall zur Blockade der Aufnahme von radioaktiven Iod-Isotopen Iod, Iod-PVP Iod (mildes Oxidationsmittel) ist ein Breitband- Antiseptikum, es wirkt über einen weiten pH-Bereich bakterizid, sporozid, fungizid und viruzid. Es gibt kaum Resistenzen. Anwendung auf Haut, Schleimhäuten, Wunden, Händen Povidon-Iod (= Iod-Polyvinylpyrrolidon) Lugol‘sche Lösung (= Iod-Kaliumiodid in Wasser) Nochmal zurück zu den schwereren Metallen: Eisen Eisen im menschlichen Körper: a) Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) b) Cytochrom P450-haltige Enzyme v.a. in der Leber; zuständig für oxidative Metabolisierung von organischen Substanzen, incl. Arzneistoffen (Phase I-Metabolisierung) In beiden Systemen ist das Eisen in einem Porphyrin-Komplex gebunden, welcher seinerseits in ein Protein eingebettet ist. Das Eisen-Ion ist verantwortlich für die Bindung und Aktivierung von molekularem Sauerstoff (O2) Eisensalze als Therapeutika a) Substitutionstherapie bei Eisenmangelanämie b) Eisensalze als Antidote Eisen(III)-hexacyanoferrat(II) wird nach oraler Zufuhr praktisch nicht resorbiert. Es bindet einwertige Kationen wie Thallium und verhindert deren Resorption bzw. Rückresorption. Dadurch wird der enterohepatische Kreislauf unter- brochen. Das Thallium wird zusammen mit dem Antidot mit dem Stuhl ausgeschieden. Wärme durch Rosten Inhaltsstoffe: Eisenpulver, Kochsalz, Aktivkohle und Wasser, in einer porösen Membran eingeschlossen Prinzip: Die in den Kissen enthaltenen Komponenten Eisenpulver (aufgezogen auf Aktivkohle zur Oberflächenvergrößerung) und Wasser (aus einem Gel) reagieren nach dem Öffnen (→ Luftzutritt!) unter Oxidation des Eisens unter Wärmeentwicklung (konstant ca. 40 °C über mind. 8 Stunden). Diese Oxidation wird durch das ebenfalls enthaltene Kochsalz noch beschleunigt (vgl. Streusalzeffekt). 4 Fe + 3 O2 + 6 H2O → 4 Fe(OH)3 Antimikrobielle Bismut-Salze A. Gegen Magengeschwüre Das Gram-negative Stäbchenbakterium Helicobacter pylori besiedelt die Magenschleimhaut. Positiver H. pylori-Nachweis bei 95% der Ulcus duodeni- Patienten und bei 70 - 80% der Patienten mit Magengeschwür. Eine effektive medikamentöse Eradikation von H. pylori senkt die Rezidivrate bei Ulkus auf unter 10%. Dies erfolgt mit einer Kombination unterschiedlicher Wirkstoffe, Herzstück jeder Therapie sind Antibiotika. Vierfachtherapie mit Pylera® (Tetracyclin + Bismut-Salz + Metronidazol) plus Säureblocker Omeprazol über 10 T age B. Gegen Lidrandentzündungen Bibrocathol (Posiformin® Augensalbe) Mangan: Kaliumpermanganat Kaliumpermanganat ist ein starkes Oxidationsmittel. Es wird in sehr stark verdünnter (meist 0,001 bis 0,01%iger) wässriger Lösung (vgl. Kaliumpermanganat-Lösungskonzentrat 1% NRF 11.82) als Desinfektionsmittel zur äußerlichen Behandlung der Haut, u.a. bei Fußpilz oder Windeldermatitis eingesetzt. Selen Selendisulfid (Selsun® gegen Schuppen) SeS2 normalisiert die Hautbildung und Talgabsonderung und wirkt antimikrobiell Arsen Pharmaziegeschichte: Salvarsan Erster synthetischer antibakterieller Wirkstoff (gegen Syphilis), entwickelt von Paul Ehrlich (1910) Neu: Arsen(III)oxid (As2O3) („Orphan Drug“) Trisenox wird zur Behandlung von Erwachsenen mit akuter Promyelozytenleukämie (APL) angewendet. Trisenox wird eingesetzt, wenn Patienten nicht auf die klassische Behandlung mit Retinoiden angesprochen haben oder wenn ihre Erkrankung nach einer solchen Behandlung wieder aufgetreten ist. Titan Metallisches Titan: leicht, fest, dehnbar, korrosions- und temperaturbeständig, keine immunologische Abstoßungsreaktion, gutes Anwachsen von Knochen an Titanoxid-Oberflächen Verwendung: Zahnimplantate, Gelenkprothesen, Brillengestelle Titandioxid: Weißpigment (in Cremes, Salben, Kapseln, Pudern, Lotionen) UV-Blocker in Sonnencremes Kupfer (Halbedelmetall) - Essenzielles Spurenelement Bestandteil zahlreicher Enzyme; Tagesbedarf: ca. 2 mg - Kupferspirale Hormonfreies Verhütungsmittel, das in die Gebärmutter eingesetzt wird. Verändert den Menstruationszyklus nicht. Wenn sie richtig angepasst wird, ist sie sehr sicher. - Kupfer-Speicherkrankheit Morbus Wilson Erbliche Störung des Kupfer-Stoffwechsels der Leber, Anreicherung von Kupfer in Leber und Gehirn; unbehandelt oft tödlich. Lebenslange Therapie mit Kupferchelatoren oder Zinksalzen - Beilstein-Probe Nachweis von Halogenen in organischen Verbindungen (auf Kupferdraht; Bunsenbrennerflamme) Edelmetalle Gold: Natriumaurothiomalat (Tauredon®) „Basisantirheumatikum“ Silber: Metallisches Silber Silber wirkt als Antiseptikum, weil seine Ionen aktiv sind und die bakteriellen Membranen durchdringen können. Durch die Wechselwirkung mit bakteriellen Enzymen und Proteinen kann es Replikationsprozesse der Bakterien hemmen. Silber wirkt schon in niedrigen Konzentrationen lang anhaltend gegen ein breites Spektrum von Bakterien. Der letzte Schrei: „Nanosilber“ in Textilien, Zahnbürsten, Farben, etc. Obsolete Zubereitungen: Kolloidales Silber zum äußerlichen Gebrauch (Ph. Eur.) enthält 70 bis 80% Silber auf Protein; in Pudern etc. Mut zur Wahrheit!! Silbereiweiß-Nasentropfen NRF Edelmetalle Silbernitrat (AgNO3) a) Credé-Prophylaxe Eine gegen Gonokokkeninfektionen (können zur Erblindung führen) vorbeugende Behandlung von Neugeborenen mit Augentropfen einer 1%igen Silbernitratlösung. Diese ist schmerzhaft und reizend für die Bindehaut und Hornhaut. Als besser verträgliche Alternative wird heute 2,5 %ige Polyvidon-Iod-Lösung verwendet. b) Höllenstein-Stift Ätzstift zur Entfernung von Warzen Alternativ können hoch konzentrierte Silbernitrat-Lösungen angewendet werden (auch bei Aphthen) Edelmetalle: Platin-Komplexe als Zytostatika Cisplatin Carboplatin Oxaliplatin zum Vergleich: (Platinex®,...) (Carboplat®, Carbomedac®) (Eloxatin®,...) Transplatin Wirkmechanismus : Quervernetzung der DNA durch Adduktbildung mit mit zwei direkt benachbarten Guaninen desselben DNA-Strangs (unter Ligandenaustausch) In der Beliebtheit drastisch gesunken: Schwermetalle Quecksilber-haltige Wundantiseptika und Konservierungsmittel Phenylmercuriborat Thiomersal Quecksilber in Amalgam-Zahnfüllungen (Silberamalgam) Blei Bleisalzen wird die stärkste adstringierende Wirkung aller Metallsalze zugeschrieben. Die kutane Anwendung von Bleiverbindungen beschränkte sich zuletzt auf Bleipflaster und dessen Zubereitungen, die als "Zugsalben" oder zur Erweichung von Borken bei Hand- und Fußekzemen angewendet wurden. Dem noch in kosmetischen Haarfärbemitteln verwendeten Bleiacetat ("Bleizucker") und seinen Lösungen ("Bleiessig") kommt nur noch pharmaziehistorische Bedeutung zu (nach H. Fischer, Pharm. Ztg. 27/2000). Auch nicht mehr angesagt: Borsäure Medizinische Gase Atemgase im Klinik- und Homecare-Bereich Eingesetzt werden medizinischer Sauerstoff, medizinische Luft, sowie vereinzelt Helium und medizinischer Stickstoff. Flüssiger Stickstoff (Kp. -196 °C ) wird in der Kryotherapie verwendet, um Hautveränderungen wie z.B. Warzen zu entfernen (»vereisen«) (Alternative zum Höllenstein-Stift mit AgNO3). Weitere Verwendung findet er zur Kryokonservierung von Blut, Fortpflanzungszellen (Eizellen und Sperma) und anderen biologischen Proben und Materialien inklusive Spenderorganen (und Dopingproben). Lachgas in der Anästhesie Lachgas (Distickstoffmonoxid, N2O) hat narkotische, analgetische und schwach sedative Wirkung. Zur Verfügung stehen in Deutschland Produkte mit 100 Prozent Lachgas sowie Fertigmischungen mit 50/50 Lachgas/Sauerstoff (Livopan®). Kohlendioxid (CO2) Stickstoffmonoxid (NO) NO ist ein Neurotransmitter, es leitet Signale von Nervenzelle zu Nervenzelle weiter, es wirkt durch Vasodilatation blutdrucksenkend und ist wichtig für die Immunabwehr. Zugelassen ist NO (INOmax®) in Verbindung mit künstlicher Beatmung für Neugeborene mit hypoxisch respiratorischer Insuffizienz, die mit klinischen oder echokardiografischen Anzeichen von pulmonaler Hypertonie einhergeht. 2011 wurde die Zulassung erweitert auf alle Altersgruppen mit pulmonaler Hypertonie im Rahmen der Herzchirurgie. Ziel ist, den pulmonal-arteriellen Druck zu senken sowie die rechtsventrikuläre Funktion und Oxygenierung zu verbessern. Auch eine Reihe von organischen Arzneistoffen („NO-Pharmaka“) wirkt über eine NO-Freisetzung. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die andere Seite von NO (und NO2) Der Spiegel, 31.1.2019 Edelgase Helium (Ph. Eur.) „Heliumluft“ (80% Sauerstoff, 20% Helium) wird bei Asthmatikern (in Druckkammern) eingesetzt, weil sie leichter ein- und auszuatmen ist als Luft Argon Inertgas zur Schaffung einer sauerstofffreien Atmosphäre (in chemischen Reaktionen und in abgepackten, oxidationsempfindlichen Substanzen) Vorteil gegenüber Stickstoff: schwerer als Luft (Nachteil: deutlich teurer!) Seit Mai 2014 ist Argon auf der Dopingliste der WADA. Durch den bei der Inhalation von Argon entstehenden Sauerstoffmangel wird offensichtlich die Bildung von körpereigenem Erythropoietin (EPO) aktiviert. Aus demselben Grund ist auch Xenon auf der Dopingliste. Russische Sportler waren unter Verdacht, mit einem Xenon-Sauerstoff-Gemisch bei den olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi ihre Leistung gesteigert zu haben. Radioaktive Arzneimittel A) Radiodiagnostika: In ca. 80 Prozent wird hierfür das Radionuklid 99Technetium verwendet. Grund: günstige physikalische Eigenschaften (HWZ 6 Stunden, keine gewebeschädigende Korpuskularstrahlung, gut detektierbare γ-Strahlung). Beispiel: Schilddrüsendiagnostik: Da das Pertechnetat-Anion (99TcO4-) wie Iodid einfach negativ geladen ist und eine vergleichbare Größe aufweist, wird es über den Natriumiodid-Symporter in die Schilddrüse aufgenommen, dort aber nicht weiter in die Schilddrüsenhormone eingebaut. Auch angewendet zur Diagnostik von Herz, Lunge, Gehirn, Leber, Niere. B) Radiotherapeutika: Für die nuklearmedizinische Therapie verwendet man β- oder α-Strahler, da diese wegen ihrer kurzen Reichweite nur lokal wirken und umliegendes gesundes Gewebe nicht schädigen. Anwendungen: Schilddrüsenerkrankungen: β-Strahler Iod-131 (Halbwertszeit 8,1 Tage) Skelettmetastasen bei Prostatakrebs: Calcium-Analoga wie 89Sr-Strontiumchlorid, 90Y-Yttriumcitrat und 223Ra-Radiumdichlorid Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) "Wer nichts als Chemie versteht, versteht auch die nicht recht." ABER: Wer die Chemie nicht versteht, wird auch von Pharmazie keine Ahnung haben!

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