LE-10 Folien PDF - Wirtschaftswissenschaften 2024/25
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Universität Augsburg
2024
M. Paul / A. Tuma / P. Welzel
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Summary
These lecture notes cover the introduction to economics, focusing on financial planning for businesses. The topics include financing, budgeting, and investment strategies within a business context.
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EINFÜHRUNG IN DIE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN M. PAUL / A. TUMA / P. WELZEL WINTERSEMESTER 2024/25 Urheberrechtlicher Schutz Diese Datei ist urheberrechtlich geschützt. Die Urheber stellen sie im Wintersemester 2024/25 ausschließlich denjenigen Studierenden der Universität Augsburg zur Verfügung,...
EINFÜHRUNG IN DIE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN M. PAUL / A. TUMA / P. WELZEL WINTERSEMESTER 2024/25 Urheberrechtlicher Schutz Diese Datei ist urheberrechtlich geschützt. Die Urheber stellen sie im Wintersemester 2024/25 ausschließlich denjenigen Studierenden der Universität Augsburg zur Verfügung, die für die jeweilige Veranstaltung bei Digicampus angemeldet sind. Jede Weitergabe und Vervielfältigung ist untersagt und wird als Urheberrechtsverletzung behandelt, die verfolgt wird. 2 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Einführung in die Wirtschaftswissenschaften LE-10: Finanzierung Prof. Dr. Michael Paul KAPITEL 3: WIE FINANZIERT SICH EIN UNTERNEHMEN? Finanzierung Grundlagen und Rahmenbedingungen Rechnungs- Organisation Beschaffung Finanzierung Marketing wesen Personal Controlling ▪ Ein- und Auszahlungen ▪ Finanzplanung ▪ Innen- und Außenfinanzierung ▪ Eigen- und Fremdkapital 5 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Grundlagen (I) ▪ Eli T. hat nun ungefähre Vorstellungen − über die Kosten seiner Pommesbude, − über den Preis und die erwartete Absatzmenge, − über optimale Bestellprozesse und Lagerhaltung. ▪ Allerdings ist er sich noch unschlüssig, wie er seine Pommesbude finanzieren soll. ▪ Aufgrund seiner vorläufig getroffenen Produktions-, Absatz- und Investitionsentscheidungen ist der Investitionsbereich ein vorläufiges Datum. ▪ Aus Sicht der Gewinnmaximierung würde Eli T. natürlich die kostengünstigste Finanzierungsquelle wählen. ▪ Allerdings muss er auch seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nachkommen. 6 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Grundlagen (II) ▪ Als langfristige Maxime überlegt er sich, seine Kapitalkosten zu minimieren, aber unter der Nebenbedingung, jederzeit seine Zahlungsfähigkeit zu wahren. ▪ Dabei muss Eli T. zwei Dinge beachten: − Er muss die Pommesbude finanzieren. − Er hat jeden Monat Zahlungen für Material, Lohn und Miete zu leisten. ▪ Eli T. nimmt sich seine bisherigen Berechnungen nochmals vor und beschließt, sie nach ihrem unterschiedlichen Kapitalbedarf zu ordnen. 7 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Ein- und Auszahlungen (I) Ein-/ Auszahlungen t=0 t=1 t=2 t=3 t=4 t=5 [€] Verkaufserlöse 45.030 45.030 45.030 45.030 45.030 Personal - 25.920 - 25.920 - 25.920 - 25.920 - 25.920 Material - 4.275 - 4.275 - 4.275 - 4.275 - 4.275 Unternehmerlohn - 6.500 - 6.500 - 6.500 - 6.500 - 6.500 Energie - 650 - 650 - 650 - 650 - 650 PKW - 1.300 - 1.300 - 1.300 - 1.300 - 1.300 Miete - 3.000 - 3.000 - 3.000 - 3.000 - 3.000 Investition - 9.000 3.000 Summe - 9.000 3.385 3.385 3.385 3.385 6.385 8 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Ein- und Auszahlungen (II) Ein-/Auszahlungen t=0 Einzahlungsüberschüsse Monatliche Ausgaben [€] Verkaufserlöse 7.505,00 Personal - 4.320,00 - 4.320,00 Material - 712,50 - 712,50 Unternehmerlohn - 1.083,33 - 1.083,33 Energie - 108,33 - 108,33 PKW - 216,66 - 216,66 Miete - 500,00 - 500,00 Investition - 9.000 Summe - 9.000 564,18 6.940,82 9 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Arten der Finanzplanung (I) ▪ Eli T. schlägt in einem Lehrbuch (Finanzplanung und Finanzierung) nach. Dabei findet er eine − „strategische oder langfristige Finanzplanung“, − die „mittelfristige Finanzplanung“ und − die „kurzfristige Finanzplanung“. ▪ Die strategische Finanzplanung scheint über einen Planungshorizont von 5 Jahren hinauszugehen. ▪ Diese Art der Planung ist für Unternehmen notwendig, die einen längeren Planungshorizont aufweisen bzw. deren Investitionen eine wesentlich längere Vermögensbindung aufweisen als seine Pommesbude. 10 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Arten der Finanzplanung (II) ▪ Gegenstand der mittelfristigen Finanzplanung ist die Frage, wie das gewünschte Investitionsvolumen finanziert werden soll. ▪ Daraus leitet Eli T. folgende Teilfragen ab: − Soll die Finanzierung seiner Pommesbude als Eigen- oder Fremdfinanzierung vorgenommen werden? − Soll lang- oder kurzfristiges Fremdkapital aufgenommen werden? − Inwieweit kann er seinen monatlichen Kapitalbedarf aus seinen laufenden Einzahlungen heraus decken? ▪ Wichtigstes Anliegen der kurzfristigen Finanzplanung ist die Vermeidung von Unter- und Überliquidität − Liquidität 1. Grades (Zahlungsmittel / kurzfr. Verbindlichkeiten)*100 − Liquidität 2. Grades (+ kurzfr. Forderungen) − Liquidität 3. Grades (+ Vorräte) 11 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Finanzplan und Entscheidungsalternativen ▪ Eli T. legt nun alle Fakten auf den Tisch: Er muss 9.000 € für die Pommesbude und jeden Monat 6.940,82 € für Löhne, Materialien, Energie oder Miete aufbringen. ▪ Aus den Überlegungen zum Finanzplan leitet er folgende Entscheidungsalternativen ab: − Zur Anschaffung der Pommesbude stehen ihm Eigenkapital oder Fremdkapital zur Verfügung. − Die laufenden Kosten könnte er aus seinen Einzahlungen begleichen. Allerdings fallen die Kosten nahezu sicher an, während die Einzahlungsströme, wie er bisher gelernt hat, doch unsicher sind. 12 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Finanzierungsarten (I) ▪ Eli T. stellt als erstes Überlegungen zur Finanzierung seiner Pommesbude an: Finanzierungsarten Innenfinanzierung Außenfinanzierung Eigenfinanzierung Fremdfinanzierung 13 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Finanzierungsarten (II) Außenfinanzierung ▪ Finanzierung des Unternehmens durch Kapital, das nicht aus dem Leistungserstellungsprozess des Unternehmens stammt Eigenfinanzierung ▪ Kapital, das „von außen“ zugeführt wird − Eigenfinanzierung (Einlagen- und Beteiligungsfinanzierung): dem Unternehmen wird durch die Eigentümer*innen (Einzelunternehmung), Miteigentümer*innen (Personengesellschaft) oder Anteilseigner*innen (Kapitalgesellschaften) Eigenkapital von außen zugeführt ▪ Beteiligungsfinanzierung bei börsenfähigen Unternehmen durch Aktien (Inhaber-, Namens-, Stamm-, Vorzugsaktien) ▪ Beteiligungsfinanzierung bei nichtbörsenfähigen Unternehmen − Stammeinlagen (GmbH) − Kapitalbeteiligungsgesellschaften − Venture-Capital-Gesellschaften − Unternehmensbeteiligungsgesellschaften 14 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Finanzierungsarten (III) Außenfinanzierung ▪ Kapital, das „von außen“ zugeführt wird − Fremdfinanzierung, i.d.R. durch Kreditgebende: Fremdfinanzierung ▪ Kein Mitspracherecht und keine Beteiligung am Gewinn/Verlust. ▪ Entschädigung durch Zinszahlung (Projektrisiko, Laufzeit, Sicherheit, …). ▪ Recht auf Rückzahlung auch im Verlustfall (Insolvenz). − Langfristige Kredite (Darlehen und Anleihen). − Kurz- und mittelfristige Kredite (v.a. Handels- und Bankkredite). − Sonderformen: u.a. Factoring, Leasing 15 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Finanzierungsarten (IV) Innenfinanzierung ▪ Finanzierung des Unternehmens durch Kapital, das aus dem Leistungserstellungsprozess des Unternehmens stammt: − Dem Unternehmen fließen liquide Mittel aus dem innerbetrieblichen Leistungsprozess zu. − Dem Zufluss stehen keine zahlungswirksamen Auszahlungen gegenüber. ▪ Varianten sind − Selbstfinanzierung (aus einbehaltenen Gewinnen, offene vs. stille Selbstfinanzierung) − Finanzierung aus Rückstellungen (Verpflichtungen) − Finanzierung aus Abschreibungen (Substanzerhaltung) − Finanzierung aus außerplanmäßigen Vermögensumschichtungen. 16 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen (I) ▪ Für Eli T. ist klar: Die Finanzierung seiner Pommesbude kann zum Beginn nur „von außen“ erfolgen. ▪ Er wägt die Vor- und Nachteile von Eigen- und Fremdkapital ab. − Eigenkapital ▪ Er muss Eigenkapitalgebenden keine Verzinsung bieten, sie dafür aber am Gewinn (oder Verlust) beteiligen. ▪ Für die Überlassung des Kapitals muss er ein Mitspracherecht zusichern, da Eigenkapitalgebende keine vertraglich garantierte Verzinsung und Rückzahlung erhalten. − Fremdkapital ▪ Er muss einen Zinsaufschlag für das Kapital bezahlen, das über dem risikolosen Marktzins liegt. ▪ Im Falle des Verlustes muss er evtl. mit seinem gesamten Vermögen den Kredit ablösen. ▪ So lange er den Kredit bezahlen kann, muss er kein Mitspracherecht fürchten… 17 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen (II) ▪ Im Falle der Eigenkapitalfinanzierung kann Eli T. das Kapital entweder selbst aufbringen und/oder andere an seiner Pommesbude beteiligen. ▪ Eli T. könnte die Pommesbude aus seinem privaten Vermögen finanzieren. Er würde damit unabhängig von Banken und anderen Eigentümer*innen sein, aber auch das ganze Risiko tragen. Da er aber lediglich 87€ auf seinem Konto hat, verwirft er diese Art der Finanzierung. ▪ Er beteiligt ein Familienmitglied oder einen Freund. − Durch die Beteiligung kann er zwar einen Teil des Risikos abgeben, muss aber auch alle Entscheidungen sowie den Ertrag in Höhe des Anteils teilen. ▪ Ein Gespräch mit seiner Großmutter brachte folgendes Ergebnis: − Sie traut ihrem Enkel nicht ganz, befürchtet, dass er mit dem Geld nicht umgehen kann und fordert vollen Zugriff auf das Konto und eine wöchentliche Berichterstattung. − Den kalkulatorischen Unternehmerlohn würde sie ihm bis auf einen symbolischen Euro streichen. − Sie fordert eine Mindestverzinsung, quasi als Dividende, von 5% per annum sowie einen Anteil am Gewinn von 50%. 18 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen (III) ▪ Eli T. entscheidet sich für die Fremdfinanzierung. Dabei überlegt er sich zwei Alternativen: − Er kann sich um ein langfristiges Bankdarlehen über die gesamte Höhe von 9.000 € bemühen und diesen in den 5 Jahren seines Geschäftsbetriebes zurückzahlen. − Er kann die Pommesbude leasen. ▪ Eli T. informiert sich zuerst über die Vor- und Nachteile des Leasinggeschäfts … 19 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen (IV) ▪ Mögliche Vorteile für Eli T. als Leasingnehmer − Die Liquidität wird geschont. − Leasingraten sind als Betriebsausgaben steuerlich voll absetzbar. − Leasing ist bilanzneutral (kommt der Kreditwürdigkeit des Unternehmens zu Gute). − Leasingkosten sind periodisch wiederkehrende Zahlungen, die parallel zur Nutzung des Leasingobjekts anfallen. − Die periodischen Leasingzahlungen dienen der innerbetrieblichen Planung als sichere Kalkulationsgrundlage. − Die Vorteile von Leasing schaffen Möglichkeiten für betriebliche Innovationen und Rationalisierungen. − Keine Entsorgung bei Vertragsende durch Leasingnehmende; Leasingobjekt wird nach Ablauf der Leasingzeit an Leasinggebende zurückgegeben. 20 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen (V) ▪ Dem gegenüber stehen folgende mögliche Nachteile des Leasing: − Leasingnehmende erwerben kein Eigentum am Leasinggut und haben somit keine Möglichkeiten für einen eventuellen Verkauf bei Nichtnutzung. − Die Gesamtkosten des Leasing sind, betrachtet man den gesamten Nutzungszeitraum, i.d.R. höher als bei einem fremdfinanzierten Kauf des Objektes, weil Leasinggebende das Ausfallrisiko kalkulieren müssen und auch einen Gewinn erwarten. − Bindung an die Vertragslaufzeit - Unternehmen muss die Leasingraten auch bei Nichtnutzung weiterhin zahlen. 21 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen (VI) ▪ Schließlich informiert sich Eli T. ausführlich über die Konditionen: − Die Bank offeriert ihm einen Kredit zu 6% effektivem Jahreszins, rückzahlbar in 60 Monatsraten. − Ein Leasinggeber bietet ihm einen Leasingvertrag zu 7,5% effektivem Jahreszins an, ebenfalls rückzahlbar in 60 Monaten. Allerdings verpflichtet er sich, die Pommesbude anschließend zu 3.000 € zurückzukaufen. ▪ Welche Option soll Eli T. Bayer wählen? 22 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Zusammenfassung ▪ Sie kennen nun unterschiedliche Arten der Finanzplanung. ▪ Sie haben unterschiedliche Finanzierungsarten im Detail kennengelernt. ▪ Sie verstehen die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Finanzierungsoptionen. 23 | Einführung in die WiWi | M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Arbeiten Sie kontinuierlich! Bitte bleiben Sie dran! M. Paul / A. Tuma / P. Welzel Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Universität Augsburg