Intervention Verhaltensmedizin & Prävention PDF
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This document provides an overview of behavioral medicine and prevention, discussing topics such as stress and wound healing, placebo effects, and open-label placebos. It also references studies on the effectiveness of behavioral interventions.
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5.Verhaltensmedizin & Prävention VERHALTENSMEDIZIN - Stress hat einen großen Einfluss auf die Wundheilung OPEN-HIDDEN-PARADIGMA = die offene Gabe eines Medikaments als Infusion durch einen Arzt erzeugt einen Placeboeffekt durch Induktion einer positiven Erwartungshaltung an die Wirkung des Medikam...
5.Verhaltensmedizin & Prävention VERHALTENSMEDIZIN - Stress hat einen großen Einfluss auf die Wundheilung OPEN-HIDDEN-PARADIGMA = die offene Gabe eines Medikaments als Infusion durch einen Arzt erzeugt einen Placeboeffekt durch Induktion einer positiven Erwartungshaltung an die Wirkung des Medikamentes. Somit wirkt sie stärker schmerzlindernd als die Gabe desselben Medikaments, das computergesteuert verabreicht wird à Offene Verabreichung, um bis zu 50% größere Wirkung DEFINITION = Forschungsfeld, das sich mit Entwicklung und Integration der für Gesundheit und Krankheit relevanten Erkenntnisse und Techniken der verhaltens- und biomedizinischen Wissenschaften und mit der Anwendung dieser Erkenntnisse und Techniken für Prävention, Diagnose, Behandlung und Rehabilitation beschäftigt - Überschneidung mit Klinsischer Psychologie: Schmerzstörungen, Tinnitus indsbesonder des Bereichs der Somatisierung à Einfluss von stress auf das Körperliche empfinden - Verwandt: - Psychosomatik à traditionelle eher tiefenpsychologisch - Gesundheitspsychologie à Unterschied: hier mehr Beschäftigung mit Modellen, als mit Behnadlung - Public Health à größere Bevölkerungsgruppen von bestimmten Maßnahmen überzeugen - Schwerpunkt verhaltensmdeizinischer Konzepte liegt neben den biomedizinischen Grundlagen aud lerntheoretischen und psychophysiologischen Überlegungen zur Krankheitsentstehung und -aufrechterhaltung à in anlehnung an ihre behavioritische Tradition - Geht davon aus, dass gesundheitsschädigendes Verhlaten erlent wird und durch verhaltensemdziinische Interventionen modifiziert/verlernt werden kann - Experimentelle Grundlagenforschung zum Zusammenhang somatischer und psychologischer Vorgänge sowie ein Krankheitsmodell, das diese Zusammenhänge berüclsochtigt, bilden in der Verhaltensmedizin die Basis für Interrventionsprogramme zur interdisziplinären Behandlung einer Erkrankung PLACEBO FALLBEISPIEL Derek Adams ist 26 Jahre alt, als er nach der Trennung von seiner Freundin depressiv wird. Nach einem Streit mit der ehemaligen Partnerin will er sich das Leben nehmen und schluckt 29 Tabletten. Doch schnell bereut er seine impulsive Handlung. „Helfen Sie mir, ich habe alle meine Pillen genommen“, kann er noch sagen, als er in die Notaufnahme kommt. Dann kollabiert er. Sein Blutdruck ist rapide abgefallen, die Atmung schnell. Er zittert, ist blass und verschwitzt. Stundenlang bleiben die Versuche, seinen Zustand zu stabilisieren, erfolglos. Dann finden die Ärzte heraus: Adams erhielt die Tabletten aus einer klinischen Medikamentenstudie zu Antidepressiva....und er war in der Placebo-Gruppe. Darüber informiert, erholt er sich schnell und innerhalb von 15 Minuten sind seine Symptome verschwunden. BEGRIFFLICHKEITEN Placebo = Scheinmedikament ohne pharmakologischen Wirkstoff Placebo-Effekt = Positive Wirkungen nach Einnahme eines Scheinmedikaments Nocebo-Effekt = Negative Wirkungen nach Einnahme eines Scheinmedikaments oder Medikamentes PLACEBO-EFFEKTE - BEISPIEL SCHMERZ - Wirksamkeit von Placebos bei Schmerz (Placebo-Analgesie) am besten belegt - Bei der Behandlung von Schmerzen nach Operationen - Chronische Rückenschmerzen - Migränekopfschmerzen - Wenn man erwartet, durch ein schmerzlinderndes Medikament weniger Schmerzen zu erleben, erlebt man tatsächlich weniger Schmerz BEISPIEL ANTIDEPRESSIVA - Bei Leichter bis mittelstarker Depression sind die Placebo-Effekte genauso groß wie die eines Medikaments à beide wirken, somit egal ob Antidepressiva oder Placebo - Klinisch signifikanter Vorteil von Antidepressiva erst ab einer schweren Depression à müsste eigentlich dazu führe, dass man umdenkt bei der Verschreibung von Antidepressiva OPEN-LABEL PLACEBOS - Frühere Annahme: Placebo-Effekte basieren auf Täuschung à„Ich bekomme ein echtes Medikament“ - Bahnbrechende Studie zu OLP bei Reizdarmsyndrom - 40 Personen keine Behandlung - 40 Personen Open-label Placebos à d.h. man sagt ihnen, dass sie ein Placebo bekommen - Open-label Placebos haben signifikant besser gewirkt als gar keine, sie verbessern die Symptomatik nach dreiwöchiger Einnahme im Vergleich zu NoTreatment - Placebos wirken selbst dann, wenn sie offen, d.h. mit voller Transparenz verabreicht werden - U.a. nachgewiesen bei Reizdarmsyndrom, Chronischen Rückenschmerzen, Caner-related fatigue, Prüfungsangst, Heuschnupfen 25 WIRKFAKTOREN VON OLP - Präsentation eines überzeugenden Rationals bzgl. der Wirksamkeit von OLP? à Getestet in zwei Studien, die jedoch widersprüchliche Befunde hierzu lieferten: Locher et al. (2017) bei Schmerz und Schäfer et al. (2018) bei Heuschnupfen - Erwartungen? Hoffnung? - Interaktion mit BehandlerIn? à weil sich jemand um einen kümmert - Aktivierung von Selbstheilungskräften des Körpers? SCHMERZSTÖRUNGEN DER „TEUFELSKREIS“ - Gilt nicht für alle PatientInnen - Angst vor Bewegung bei etwa 60-70% ERKLÄRUNGSMODELL FÜR SOMATOFORME STÖRUNGEN (Rief & Hiller, 1998) - Sehr allgemein, daraus können Therapien abgeleitet werden KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE („Coping Coping Coping“) Ziel: Umgang mit den Schmerzen erlernen Einteilung der Interventionsgruppen nach Turk (2002) - Kognitive Interventionen à z.B. kognitive Umstrukturierung, Aufmerksamkeitslenkung - Operante Interventionen à z.B. graduierter Aktivitätsaufbau - Respondente Interventionen à z.B. Entspannungstrainings 26 AUFMERKSAMKEITSPROZESSE (Spotlight on) Aufmerksamkeitsscheinwerfer à man kann die Aufmerksamkeit auf etwas oder von etwas weglenken - Aufmerksamkeitslenkung nach Außen à Musik hören, Mandalas malen, Puzzle spielen - Aufmerksamkeitslenkung nach Innen (Gedanken) à Text eines Gedichts erinnern, Rechenaufgaben im Kopf durchführen, Reise im Kopf planen - Aufmerksamkeitslenkung nach Innen (Empfindungen des Körpers) à auf den Atem achten, Körperreise machen, Schmerz so bjketiv wie ein Wissenschaftler betrachten BEWERTUNG – SCHMERZGEDANKEN Typische Schmerzkognitionen Techniken der Umstrukturierung - Pro-Contra-Liste - Vierfeldertafel - Doppelmaßstabübung - Gedanken überprüfbar machen - Untersuchung von „Sollte“ Aussagen GRADUIERTER AKTIVITÄTSAUFBAU (Post-it Intervention) - am Krankheitsverhalten arbeiten - Zeitkontingentes arbeiten statt symptomkontingent à d.h. eine Regelmäßigkeit und Sinnhaftigkeit zu haben - Ziel: Positive Verstärkung / Löschung von Schmerzverhalten OPERANTES SCHMERZMODELL (Fordyce, 1979) Positive Verstärkung von Schmerz/ Krankheitsverhalten (C+) - Schmerzausdruck, Klagen, Seufzen, Schonhaltung führt zu verstärkter Zuwendung/Aufmerksamkeit Negative Verstärkung (C-/) - kurzfristige Symptomreduktion durch Schonung, Vermeidung von Konflikten 27 AVOIDANCE-ENDURANCE MODEL à Modell muss man nicht genau können ACCEPTANCE AND COMMITMENT THERAPY – Werte & Ziele neu entdecken Störungsübergreifender Therapieansatz - Transdiagnostisches Behandlungskonzept - Orientiert sich an funktionalen Aspekten des Verhaltens Grundlegende Ziele der ACT 1. Psychische Flexibilität: Vermeidungsstrategien aufgeben, ungewolltes Erleben akzeptieren lernen 2. Wertorientierung: Annäherung an Lebensziele, die von persönlichen Werten abgeleitet sind HEXAFLEX-MODELL Was tun mit dem Schmerzmonster? Empfehlung: Schmerz mitnehmen und trotzdem dahin gehen, wo das Leben lebenswert ist EXPOSITIONSTHERAPIE – Wasserkästen heben mit PatientInnen Angsthierarchie - Ziel: Erstellen einer Rangfolge vermiedener Aktivitäten → Planung der graduierten Expositionen - Aufgabe: Einschätzen der Schädlichkeit verschiedener alltäglicher Aktivitäten (0-100) - Kein „Schmerzthermometer“ 28 Expositionsübung 1. Auswahl der Aktivität aus Angsthierarchie: Fahrrad fahren 2. Konkrete Einzelheiten: Fahrradfahren über Pflasterstein, dabei kommt es zu unvorhergesehenen Stößen auf die Wirbelsäule, mind. 8 Runden 3. Katastrophisierender Gedanke/Befürchtung: „Wenn ich „Wenn ich mit dem Fahrrad über Pflasterstein fahre, habe ich spätestens morgen wieder einen Hexenschuss.“ 4. Therapeut macht die Aktivität vor 5. Patient führt die Aktivität wie besprochen selbst durch: 6. Evaluation der Übung: Besprechung der Erfahrung, Auswertung der Angst und Befürchtung, Telefontermin für nächsten Tag vereinbaren 7. Anpassung und Wiederholung: Hausaufgaben für die nächste Sitzung PRÄVENTION Siehe Vorlesung B.P.2 Prävention Ergänzungen hier: RISIKOFAKTOREN SUIZIDALITÄT BEI JUGENDLICHEN SUIZIDPRÄVENTION 29