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Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa
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This document provides information on vaccination procedures for animals, focusing on the principles, types, and schedules. It details the importance of vaccination for population health and individual animal welfare. It also covers topics like active and passive immunization.
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IMPFUNGEN Buch S. 95 Grundsätze: Bei der Impfung muss das Tier vollkommen gesund sei → immer vorher klinische Untersuchung! Das einzelne Tier ist nur so häufig wie nötig zu impfen. Es sind so viele Tiere wie möglich zu impfen, um die Population insgesamt zu schützen. Die regelmäßige Gesundheitsbera...
IMPFUNGEN Buch S. 95 Grundsätze: Bei der Impfung muss das Tier vollkommen gesund sei → immer vorher klinische Untersuchung! Das einzelne Tier ist nur so häufig wie nötig zu impfen. Es sind so viele Tiere wie möglich zu impfen, um die Population insgesamt zu schützen. Die regelmäßige Gesundheitsberatung und das Impfgespräch dienen der Ermittlung eines individuellen Impfprogramms. Eine vollständige Grundimmunisierung ist Voraussetzung für einen optimalen Schutz des Einzeltieres. Impfungen tragen dazu bei, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere zu erhalten und zu fördern. Sie dienen dem Schutz des Einzeltieres und bei einer ausreichenden Impfabdeckung letztendlich dem Schutz der gesamten Population (Herdenschutz). Antikörper (Immunglobuline): Proteine (Eiweiße), die von Plasmazellen gebildet werden als Reaktion auf ein Antigen → für einen Erreger spezifische Ak! Wirkungsweisen von Ak: (1) Ak bindet das Ag und blockiert es und kann toxische Wirkung nicht mehr entfalten (2) Ak markiert das Ag und zeigt es anderen Zellen des Immunsystem die es dann z.B. auffressen können Arten: IgM, IgD, IgG, IgA, IgE Antigene: Strukturen oder Substanzen, die vom Immunsystem als fremd erkannt werden immunologische Lücke Immunsystem des Neugeborenen noch nicht ausgereift → in den ersten Lebenswochen durch Ak der Mutter (maternale Ak) vor Infektionen schützt Rückgang der maternalen Ak und langsamer Anstieg der eigenen Antikörper -> entsteht eine immunologische Lücke -> Neutralisation des Impfstoffes durch maternale Ak, kein ausreichender Schutz vor Infektionen durch eigenen Ak Passivimpfung ab 5. LW ab der 16. LW (Hd) bzw 20. LW (Ktz) sind keine maternalen Ak mehr zu erwarten passive Immunisierung: - Antikörper werden verimpft - z.B. Tollwut, Puppyimpfung (Parvo, Staupe) - Antikörper wird verabreicht in Form eines Serums– Einsetzen der Schutzwirkung sofort – Dauer der Schutzwirkung kurz (Ak werden wieder abgebaut, dauert bei Hd und Ktz ca 6 W.)- das Immunsystem bleibt passiv - wenn großer Infektionsdruck, Jungtiere, die keine Muttermilch erhalten haben, im Krankheitsfall 1 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa aktive Immunisierung: abgeschwächte bzw abgetötete bzw Teilstücke eines Krankheitserregers werden geimpft -> Immunsystem reagiert aktiv mit der Bildung von spezifischen, also gegen den Impfkeim, gerichtete Ak -> zirkulieren für eine bestimmte Zeit (für jeden Erreger unterschiedlich) im Blut, d.h. Impfung bewirkt die Ausbildung eines immunologischen Gedächtnisses und sorgt so für einen langanhaltenden Schutz. Merke: aktive Immunisierung – Antigen wird verabreicht- Wirkungseintritt erst nach Wochen da Organismus erst immunologisches Gedächtnis in Form von AK ausbilden muss (dauert ca 3 W.) Es gibt Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe. Lebendimpfstoffe: abgeschwächte (attenuierte), aber noch vermehrungsfähige Erreger → rufen im Impfling eine abgeschwächte Infektion hervor und es wird eine komplexe Immunantwort gegen den Erreger erzeugt Vorteil: sehr gute Immunisierung, lang anhaltender Schutz Nachteil: kann bei immundefizienten Patienten Infektion hervorrufen SHAPPi, RCP Totimpfstoffe: Arten: 1) ganze abgetötete Erreger, 2) enzymatisch zerkleinerte Erreger, 3) einzelne Bestandteile des Erregers, gentechnisch hergestellt (rekombinante Impfstoffe) T, Leu, Lepto IMPFSCHEMA: es gibt kein allgemein gültiges Impfschema → abhängig von Bedürfnissen und Infektionsrisiko des Impflings → Nutzen-/ Risikoabwägung Impfbeginn abhängig von Status der maternalen Versorgung und dem Infektionsrisiko: maternale Antikörper können durch Neutralisation des verabreichten Antigens (Vakzine) den Erfolg der Impfung empfindlich stören -> man versucht durch zusätzliche Impfungen während der kritischen Periode, den optimalen Zeitpunkt zu treffen und den Impfling zu schützen → Impfbeginn mit 5-8 W. in 2-4 wöchigen Intervallen bis zu einem Alter von 16 Wochen (ab 16. LW sind keine maternalen Ak mehr zu erwarten) → nach 11-12 Monaten nochmal Boosterung → Impfbeginn im Alter von über 16 W.: einmalige Impfung bei Verwendung von Lebendimpfstoffen oder zweimalige Impfung bei inaktivierten Impfstoffen im Abstand von 3 – 4 Wochen Wiederholungsintervalle: Staupe und Parvo bis zu 3 Jahre, Lepto 1 Jahr Impfempfehlungen: 2 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa “World Small Animal Veterinary Association“ (WSAVA) -> verfasst weltweit gültige Impfempfehlungen, dienen als Grundlage für nationale Richtlinien, Aktualisierung 2024 „Ständige Impfkommission Veterinärmedizin“ (StIKo Vet) -> Deutschland, Stand 01.01.2021 „Impfleitlinien für Kleintiere“ -> Österreichische Tierärztekammer, Stand Mai 2017 IMPFUNGEN HUND Core- Impfungen: jedes Tier sollte zu jedem Zeitpunkt gegen diese Erkrankung geschützt sein Staupe, Parvovirose, Leptospirose, HCC, Tollwut * Non- Core- Impfungen: eine Impfung wird unter bestimmten Bedingungen empfohlen Parainfluenza, Bordetella bronchiseptica, Leishmaniose, Borreliose, Canines Herpesvirus, Canines Influenzavirus * * Empfehlung der “World Small Animal Veterinary Association“ (WSAVA) Staupe Erreger: Paramyxovirus (mit Masernvirus des Msch verwandt) Übertragung: direkt durch Kontakt mit anderen infizierten Hunden oder Wildtieren (Tröpfcheninfektion) Symptome: Verdauungsapparat, Atmungstrakt, Nervensystem akuter bzw. chron. Verlauf Ak- Bestimmung möglich Parvovirose Erreger: Canines Parvovirus Subtypen CPV-2a, CPV-2b und CPV-2c durch Mutation aus FPV (Katzenseuche) entstanden Übertragung direkt (Hunde, Katzen, Füchse, Wölfe) oder indirekt (Schuhe, Kleidung) → Zwinger!, Übertragung fäkal-oral CPV-infizierter Hund sind Infektionsquelle für ungeschützte Katzen und umgekehrt Symptome: unspezifischen Symptomen (Apathie, Inappetenz, Fieber), blutig-wässrigen Durchfall und Erbrechen, Dehydratation, Multiorganversagen (infolge der Sepsis) Leptospirose 3 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa Erreger: Leptospiren (fadenförmige Bakterien); Zoonose! Übertragung: Reservoir sind Pflanzenfresser, kontaminieren mit Urin die Umwelt, Übertragung direkt (Bisse, Fangen von Nagetieren) und indirekt (baden/ trinken in/ aus kontaminierten Gewässern) Symptome: Nieren- und Leberfunktionsstörungen, respiratorische Veränderungen („Leptospiral Pulmonary Hemorrhage Syndrome, LPHS“), Gerinnungsstörungen, Pankreatitis, Myokarditis, Uveitis/Retinablutungen Impfung jährlich, auch genesen Hunde impfen, da Immunität nicht lange anhält Canines Parainfluenzavirus 2 Erreger: gehört zum Zwingerhusten- Komplex (canine infektiöse Tracheobronchitis) Übertragung: Aerosole Klinik: trockener Husten, Tonsillitis, Pharyngitis, Nasenausfluss und Niesen sehr junge Hunde, geriatrische und immungeschwächte Tiere → Fieber Co-Infektionen mit anderen viralen/bakteriellen Erregern -> schwere Formen mit Entstehung einer Pneumonie Impfung: insbesondere für Welpen und junge Hunde unter intensiven Aufzuchtbedingungen zu empfehlen; ältere Hunde vor möglicher Exposition (z.B. Aufenthalt in Tierpension) intranasale Impfstoffe für Welpen ab 3 LW.; Hepatitis contagiosa canis Erreger: canine Adenovirus 1 (CAV-1) -> akute Hepatitis canine Adenovirus 2 (CAV-2) → canine infectious respiratory disease (CIRD) complex (früher „Zwingerhusten“) Übertragung: wird über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden; Übertragung direkt oder indirekt Symptome: akuter Verlauf -> akute Hepatopathie mit Fieber, Apathie, Anorexie, Erbrechen, Durchfall, Abdominalschmerz, Ikterus, hepatoenzephales Syndrom subakuter Verlauf -> Uveitis, Hornhautödem („blue eye“), chron. Hepatitis in der westeuropäischen Hundepopulation nur noch sehr selten beobachtet Bordetella bronchiseptica Erreger: Bakterium Bordetella bronchiseptica → Teil des Zwingerhusten- Komplexes Übertragung: Tröpfchen, Aerosol Symptome: trockener Husten, seröser Nasenausfluss ohne oder mit nur milden Allgemeinstörungen 4 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa bei jungen Hunden schwere fieberhafte Bronchopneumonien auch chron. Verlaufsformen Impfung bei Hunden in Phasen mit erhöhter Infektionsgefahr (viel Kontakt zu Artgenossen, z. B. in Welpengruppen, Tierpensionen, Tierheimen, auf dem Hundeplatz etc.) oder bei Kontakt zu anderen für B. bronchiseptica empfänglichen Tierspezies, wie Katzen intranasal zu verabreichenden Impfstoffen (Impfschutz bereits nach 72 Stunden) oral zu verabreichende Impfstoff (Erregerausscheidung reduziert, Impfschutz erst nach 3 W.) Tollwut Erreger: Lyssavirus anzeigepflichtige Tierseuche! Zoonose! Verlauf tödlich! Einfuhr von Hunden und Katzen aus nicht gelisteten Drittländern -> EU-Heimtierausweis (Gesundheitszertifikat, Nachweis der Tollwutimpfung, Identitätsnachweis) + Bestimmung des Mindestantikörperspiegels von 0,5 IU/ml Übertragung: Speichel (Biss) → wandert über Nerven ins Hirn Klinik: drei Phasen -> Prodromal-, Exzitations- und Paralysestadium (Lähmung), Hydrophobie, Tod nach 1-7 T. Grundimmunisierung bestehend aus drei Impfungen im Alter von 12 und 16 Wochen sowie 15 Lebensmonaten (Herstellerangebe beachten!!), Auffrischung alle 2-3 Jahre Borreliose Erreger: Borrelia burgdorferi sensu lato Komplex (B. burgdorferi sensu stricto (Bbss), B. afzelii, B. bavariensis und B. Garinii) Übertragung: Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) → Übertragung von Zecke auf Säugetier erst 24 h nach Biss Klinik: Symptome erst 2-5 Mon. nach der Infektion Lyme- Arthritis → Gelenkschwellung mit Lahmheit unterschiedlichen Grades, Lymphadenopathie, schwere Glomerulonephritis Impfung: bester Schutz ist wirksamer Zeckenschutz inaktiver Impfstoff, empfohlen für Hunde, die viel in Busch- und Waldgebieten unterwegs sind, Auffrischung jährl. (Frühjahr, vor Beginn der Zeckensaison) 5 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa IMPFUNGEN KATZE Core- Impfungen: Felines Calicivirus, Felines Herpesvirus, Panleukopenievirus (Parvo), Tollwut, Leukose Non- Core- Impfungen: unter bestimmten Bedingungen empfohlen: FIV, Bordetella bronchiseptica, Chlamydien Katzenschnupfen- Komplex: Herpes, Calici, Chlamydia, Bordetella Felines Panleukopenievirus (FPV): Parvovirus in der Umwelt monatelang infektiös, gegen meisten Desinfektionsmittel resistent Ausscheidung über Kot, Übertragung fäkal-oral, Übertragung indirekt, auch Wohnungskatzen gefährdet! hohe Letalität Symptome: Apathie, Fieber, Erbrechen, Durchfall, Immunsuppression, Anämie, Kleinhirnataxie (Feline Ataxie Syndrom); oft perakuter Verlauf Verdachtsfälle und bestätigte Fälle müssen isoliert werden Felines Herpesvirus (FHV): oft Co- Infektionen mit Felinem Calicivirus und Bakterien lebenslang latente Virusträger → durch Stress oder Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten Reaktivierung und Ausscheidung des Virusträgers Inf. über direkten Kontakt Symptome: akute Rhinitis, Konjunktivitis, Fieber, Pneumonie, Cornea- Ulcera, Ulcera und Nekrosen an Schleimhäuten von Pharynx und Trachea Felines Calicivirus (FCV): Katzenschnupfen- Komplex Inf. direkt und indirekt FCV-Träger scheiden kontinuierlich Virus aus (Speichel) Symptome: Ulcera Maulhöhle, Lippen und Nasenöffnungen, Fieber, Niesen, Konjunktivitis, Transiente Arthritis (Limping kitten syndrome), Pneumonie, chron. ulzerative Gingivostomatitis Leukose (FeLV): Felines Leukämievirus 6 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa Übertragung: direkt über Ausscheidungen (Speichel, Kot, Nasensekret, Milch) Eintritt über Maul/Rachenraum 3 Verlaufsformen: 1) Immunsystem kann Virus bekämpfen → Virus zirkuliert nicht im Blut, AK werden gebildet, Ktz ist geschützt vor Neuinfektionen 2) Immunsystem kann Virus nicht in Schach halten → Knochenmark → Virus- DNA wird in DNA der Ktz integriert → durch Immunsuppression (Stress, Kortison) Reaktivierung (Virus zirkuliert wieder im Blut), oft erst nach vielen Jahren 3) Virus ist permanent im Blut → scheiden kontinuierlich Virus aus, erkranken oft innerhalb der ersten 5 J. an FeLV- assoziierten Krankheiten Symptome: oft keine Symptome Anämie, Immunsuppression, immun-mediierte Uveitis, Reproduktionsstörungen, periphere Neuropathien (Symptome durch Lymphome oder lymphat. Infiltrationen in Gehirn und RM; Parese, Paralyse, Anisokorie, Mydriasis, Horner-Syndrom) kann Entstehung von Tumoren auslösen → meist Lymphome Chlamydia felis: gram- neg. Bakt. Katzenschnupfen- Komplex Übertragung über Augensekrete Impfung wenn viel Kontakt zu Artgenossen (Tierheime, -pensionen, Zuchten, Mehrkatzenhaushalte) Symptome: akute und chron. Konjunktivitis jährl. Auffrischungsimpfung Bordetella bronchiseptica: gram- neg. Stäbchenbakterien Katzenschnupfen- Komplex Impfung wenn viel Kontakt zu Artgenossen (Tierheime, -pensionen, Zuchten, Mehrkatzenhaushalte) oder bei Kontakt zu anderen für B. bronchiseptica empfänglichen Tierspezies, wie Hunden intranasale Impfstoffe, Auffrischung nach 1 Jahr Felines Injektionsstellen- assoziiertes Sarkom (FISS): schwerwiegende Nebenwirkung nach der Impfung bei der Katze meist Fibrosarkome Pathogenese unklar → Entzündungsgeschehen, Adjuvans- haltige Vakzinen? langwirkende Präparate? entwickelt sich an Stellen vorangegangener Impfungen oder Injektionen, 4 Mon. bis 3 J. nach der Injektion „3-2-1- Regel“ → chirurg. Entfernung einer Schwellung die noch 3 Mon. nach Inj. da ist, größer als 2 cm im Durchmesser, 1 Mon. nach Impfung an Größe zunimmt Prävention: Injektionsstelle, Vakzinen ohne Adjuvans (Lebend- oder 7 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa Rekombinantenvakzinen), Medikamente oral, Raumtemperatur IMPFUNGEN FRETTCHEN Core- Impfungen: Staupe Non- Core- Impfungen: Tollwut Impfschema: 8 Lebenswochen: Staupe 12 Lebenswochen: Staupe, Tollwut jährliche Wiederholungsimpfungen Krankheitsbild entspricht im Wesentlichen dem des Hundes nur für Frettchen zugelassene Impfstoffe verwenden Quellen: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren, Ständige Impfkommission Veterinärmedizin, Stand 01.01.2021 W. v. Engelhardt, G. Breves: „Physiologie der Haustiere“ Lothar Rink, Andrea Kruse, Hajo Haase: „Immunologie für Einsteiger“ Arthur Grabner, Sybille Kiris: Tiermedizinische Fachangestellte in Schule und Beruf „Impfleitlinien für Kleintiere“, Österreichische Tierärztekammer, Stand Mai 2017 8 Tierarztpraxis am Kurpark Oberlaa