Grundlagen Onkologie I 2019/2020 PDF
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St. Marien-Krankenhaus Siegen
2021
Ralph Naumann
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This document provides lecture notes on oncology, specifically focusing on cancer rates, types, causes, symptoms, and treatment. It's intended for an undergraduate-level course at St. Marien-Krankenhaus Siegen during the 2020-2021 winter semester.
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– Highlights ASH Funktion – Willkommen Mensch in Siegen I – Wintersemester 2020 / 2021 Vorlesung Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann Chefarzt...
– Highlights ASH Funktion – Willkommen Mensch in Siegen I – Wintersemester 2020 / 2021 Vorlesung Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann Chefarzt Medizinische Klinik III Hämatologie, Medizinische Onkologie und Palliativmedizin St. Marien-Krankenhaus Siegen 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann Funktion Mensch I – Wintersemester 2019 / 2020 Vorlesung Grundlagen Onkologie I Häufigkeit Begriffe Ursachen & Auslöser Krebsentstehung Warnzeichen für Krebs 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann Krebs – Erkrankungen 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 1 Krebs – Erkrankungen Steigende Rate der Todesursache „Krebs“ Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 2 Krebs – Erkrankungen Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 3 Krebs – Erkrankungen Steigende Erkrankungsraten 1980 – 2019 Hauptgrund: die Menschen werden deutlich älter Steigende Erkrankungsraten 2000 – 2019 (Männer > Frauen) unveränderte Zahl der Todesfälle Sonstige (17,5%) nach Altersstandardisierung*: abnehmende Sterberaten seit 1999 Männer: gleichbleibende Erkrankungsraten Frauen: seit 2005 zunehmende Erkrankungs- raten (Brustkrebs-Früherkennung) Zunahme: Hautkrebs, KrebsHodenkrebs, (24%) Darmkrebs, Non-Hodgkin-Lymphome Abnahme: Magenkrebs, Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) * Steigende Lebenserwartung macht Krebs wahrscheinlicher 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 4 Krebs – Erkrankungen Malignes Melanom („Schwarzer Hautkrebs“) weltweit zunehmend ! Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 5 Krebs – Erkrankungen Beispiel für Krebs – Früherkennung: Hautcheck Hautkrebs kann an jeder Stelle des Körpers auftreten Sonstige (17,5%) die energiereichen UV-Sonnenstrahlen sind Ursache für die Entstehung von Hautkrebs, inzwischen der häufigsten Krebserkrankung in Deutschland (jährlich etwa 234.000 Menschen) Sonnencremes Krebs (24%) schützen vor Sonnenbrand, nicht vor Hautkrebs 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 6 Krebs – Erkrankungen Krebs – Begriffe und Formen Onkologie: Bösartige, neoplastische (= Gewebe "neu bildenden") Erkrankungen, die zu „soliden“ Tumoren führen („Onkos“ = Geschwulst) Sonstige (17,5%) Neoplasie Oberbegriff Krebs unscharf definiert (Syn.: „Tumor“, „Geschwulst“, „Schwellung“) wird meist mit Tumor-Erkrankung gleichgesetzt Karzinome Tumoren der Epithelien (Oberflächen): Schleimhaut, Haut oder der inneren Drüsenstrukturen Sarkome Krebs (24%) Tumoren des Binde-, Stütz- und Nervengewebes Blastome Solide Tumoren Embryonale Tumoren, die während der Gewebe- und Organentwicklung entstehen Leukämien „Blutkrebs“ Krebszellen schwimmen im Blut Lymphome „Lymphdrüsenkrebs“Hämatologische Krebs des lymphatischen Systems (Lymphknoten, Milz, Knochenmark, Thymus, Systemerkrankungen lymphatisches Gewebe im Darm) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 7 Krebs – Erkrankungen Krebs – Ursachen und Auslöser Krebs ist nicht gleich Krebs Brustkrebszelle es gibt verschiedene Erkrankungen, die alle unter dem Begriff „Krebs“ Sonstige (17,5%) zusammengefasst werden heute kennt man über 100 verschiedene Krebserkrankungen unterschiedliche Beschwerden Krebs (24%) verschiedene Auslöser und Ursachen unterschiedlicher Verlauf unterschiedliche Prognose und Therapieverfahren Ursachen: spontan, äußere Einflüsse, vererbbare Effekte (selten) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 8 Krebs – Erkrankungen Krebs – Ursachen und Auslöser Risikofaktoren Tumorlokalisation Rauchen Lunge, Kehlkopf, Mundhöhle/Rachen, Speiseröhre, Passivrauchen Bauchspeicheldrüse, Magen, Nieren, Harnblase Alkohol Mundhöhle/Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Leber Sonstige (17,5%) Berufsbedingte Asbest/Silikon Lunge, Rippenfell (Pleuramesotheliom) Risiken radioaktive Strahlen Blutkrebs (Leukämien) Infektions- Helicobacter pylori Magen krankheiten Epstein-Barr-Virus Rachen, Lymphknotenkrebs (M. Hodgkin) Papillomaviren Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) Krebs (24%) Hepatitis B/C-Viren Leber HIV Lymphknoten Chronische Darmentzündung Darm Übergewicht / körperliche Aktivität Darm, Brust, Gebärmutter, Niere, Speiseröhre UV-Strahlen Haut Erbliche Faktoren Brust, Eierstock, Nebenschilddrüse, Darm 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 9 Krebs – Erkrankungen Krebs – Ursachen und Auslöser Risiko Was kann jeder tun? 1. Rauchen Verzicht auf Rauchen 2. Alkohol Verzicht auf regelmäßigen Alkoholkonsum Sonstige (17,5%) 3. Übergewicht Änderung der Ernährungsgewohnheiten „rotes Fleisch“* Hoher Konsum von Obst und Gemüse 4. Bewegungsmangel Ausdauersport 5. Sonne Ausreichend Sonnenschutz und richtige Kleidung Verzicht auf Sonnenstudios Krebs (24%) * Rind, Schwein, Lamm Trotz aller Vorsorgemaßnahmen kommt es immer wieder vor, dass auch Menschen mit gesunder Lebensführung an Krebs erkranken. Dafür darf Ihnen nicht die Schuld gegeben werden. Entscheidend jedoch ist, dass die beginnende Erkrankung möglichst früh entdeckt und behandelt wird. Denn die Heilungschancen sind im Frühstadium am größten. 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 10 Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann Krebs – Erkrankungen Krebs – Was ist das genau? „Entartung“ einer einzigen Zelle durch Schäden in der Erbinformation Krebs entsteht nur nach einer Folge von Schäden an den Genen Krebszellen wachsen Sonstige zerstörend in anderes Gewebe ein (Infiltration) (17,5%) Krebszellen können sich vom Primärtumor ablösen und mit dem Blut oder der Lymphe wandern und sich in anderen Körperteilen wieder ansiedeln und vermehren: Tochtergeschwülste („Metastasierung“) CUP-Syndrom (Carcinom of Unknown Primary): Krebs der Primärtumor ist (24%) bei Diagnosestellung nicht (mehr) nachweisbar, sondern lediglich die Metastase(n) Spontanremission: spontane Rückbildung von Krebs ohne Therapie sehr selten, wird ggf. als Erfolg einer „Alternativ“-Therapie interpretiert meist bei immunogen Tumoren (z.B. schwarzer Hautkrebs, Nierenkrebs) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 11 Krebs – Erkrankungen Krebs – Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden Frühere Annahme: Krebs entsteht prinzipiell in 3 Stufen: Risikofaktor → Schädigung am Erbmaterial → Krebsentstehung Beispiel: Darmkrebs Sonstige (17,5%) Inaktivierung des APC-Tumorsuppressor-Gens durch Mutation oder Genverlust, gefolgt von einer Mutation des Krebs (24%) K-RAS-Protoonkogens Darmpolyp: Adenom – Karzinom – Sequenz Krebsfrüherkennung sinnvoll: regelmäßige Vorsorge-Darmspiegelung 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 12 Krebs – Erkrankungen Krebsfrüherkennung bei Darmkrebs Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 13 Krebs – Erkrankungen Krebsfrüherkennung bei Darmkrebs Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 14 Krebs – Erkrankungen Krebs – Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden Frühere Annahme: Krebs entsteht prinzipiell in 3 Stufen: Risikofaktor → Schädigung am Erbmaterial → Krebsentstehung Krebs entsteht komplizierter: Mehrstufen-Modell der Krebsentstehung Sonstige (17,5%) neben äußeren Risikofaktoren: genetische Grundausstattung jedes Menschen, Unterschiede von Mensch zu Mensch führen zu unterschiedlich hoher Anfälligkeit gegenüber Störungen der Zellteilung Fehler in der Erbinformation bei Zellteilungen und vielen anderen an Wachstum und Regeneration beteiligten Vorgängen Krebs (24%) Ausbreitung einer Krebszelle 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 15 Krebs – Erkrankungen Krebs – Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden Genetische Instabilität: Krebszellen verändern sich schnell Bei jeder Zellteilung werden die Erbanlagen verdoppelt und an die Sonstige beiden Tochterzellen (17,5%) (somatische Zellen) vererbt Krebs: in einer Zelle entsteht eine zufällige Veränderung des Erbmaterials, die dieser ein schnelleres Wachstum Krebsoder (24%)einen anderen „Überlebensvorteil“ ermöglicht Bei der Zellteilung entstehen Kopierfehler (Mutationen) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 16 Krebs – Erkrankungen Krebs – Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden Bei der Zellteilung entstehen Kopierfehler (Mutationen): durch Austausch/Verlust o. fehlerhaftes Hinzufügen weiterer DNA-Bausteine Oft greift ein natürliches Sonstige (17,5%) Sicherungssystem (in jeder Körperzelle liegt die Geninformation doppelt vor), so dass nicht jede Genmutation Konsequenzen hat. Krebs (24%) Körpereigene Mechanismus zur Reparatur von DNA-Schäden; Überlastung kann zu Krebstumoren führen, z.B. Lungenkrebs bei starken Rauchern (RF: chronische Bronchitis). 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 17 Krebs – Erkrankungen Krebs – Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden Proto-Onkogene („Vor-Krebsgene“): Vorstufen von Onkogenen unverändertes Gen mit wichtiger Funktion in gesunden Zellen, oftmals das Wachstum oder die Zellteilung vorantreibend. Mutation führt zur Erhöhung der Aktivität des Gens mit möglichen Sonstige (17,5%) gefährlichen Auswirkungen Beispiele: ABL1, ALK, BRAF, EGFR, HER2, FLT3, JAK2, KIT, KRAS, MYC Onkogene („Krebs-Gene“): heute > 500 Krebsgene bekannt Mutierte Variante (somatische Mutation!) des Proto-Onkogens mit der Folge eines unkontrollierten Krebs (24%)Zellwachstums und Entstehung von Krebs Beispiele: BCR-ABL, ALK-, BRAF-, KRAS-, EGFR-Mutation, usw. Tumorsuppressor-Gene: Wachstumskontrolle in gesunden Zellen; die Mutation, welche die Aktivität dieses Gens hemmt, kann zur Krebsentstehung beitragen Beispiele: p53, Rb-Protein 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 18 Krebs – Erkrankungen Krebs – Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden Sonstige (17,5%) oder z.B. Zigarettenrauch, UV-Licht Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 19 Krebs – Erkrankungen Krebs – am Beispiel des MYC-Protoonkogens (c-) MYC: menschliches Gen auf Chromosom 8 Anschaltung führt zur extremen Zellteilung Anschaltung bedeutet „Gen wird abgelesen“ und in ein Eiweiß „übersetzt“ Sonstige (17,5%) MYC – Mutation z.B. durch Versetzung des Gens auf Chromosom 14 (Durch Aufschneide- und Wieder-Zunäh-Prozesse kann Chromosom 8 versehentlich mit Chromosom 14 wie mit jedem anderen Chromosom zusammengenäht werden) → Translokation t(8;14) (Wenn das c-myc-GenKrebs (24%) unglücklich in das Immunglobulin-Gen eingebaut ist, wird es auch permanent abgelesen und verursacht daher eine immerwährende Zellteilung) → unkontrollierte Zellteilung → Burkitt – Lymphom Burkitt – Lymphom (Lymphknoten) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 20 Warnzeichen für Krebs 1. Allgemeinsymptome (Leistungsknick, Appetitlosigkeit) 2. B-Symptome Sonstige (17,5%) ungewollter Gewichtsverlust (> 10% in den letzten 6 Monaten) Fieber (380C) Nachtschweiß 3. Anhaltende Heiserkeit, hartnäckiger Husten, blutiger Auswurf Krebs (24%) 4. Anhaltende Schluckbeschwerden 5. Wachstum, Farbveränderung, Blutungsneigung eines Leberfleckes 6. Schmerzlose Knoten und Verhärtungen der Brust, Verziehung der Brustwarze, Einziehung der Haut 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 21 Warnzeichen für Krebs 7. Verhärtung oder Vergrößerung eines Hodens 8. Infektanfälligkeit, Gürtelrose (Herpes zoster) 9. Änderung von Stuhlgewohnheiten, Blutbeimengungen im Stuhl, Sonstige (17,5%) Wechsel von zum Stuhl, Wechsel von Verstopfung und Durchfall 10. Blutbeimengungen im Urin, Beschwerden beim Wasserlassen 11. Plötzliche Vergrößerung und Härterwerden eines Kropfes Krebs (24%) 12. Vermehrte Blutergüsse und Blutungen 13. Unterleibsblutungen außerhalb der normalen Regelblutung 14. Länger anhaltende oder wiederkehrende Blutarmut (Anämie) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann 22 Sonstige (17,5%) Krebs (24%) 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann Ende Grundlagen Onkologie I 09.02.2021 Funktion Mensch I – Grundlagen Onkologie I Prof. Dr. med. Ralph Naumann