Summary

This document provides a questions and answers format about topics related to general dental prosthetics and diagnosis. It includes questions and answers regarding the concept of prostheses, dental diagnoses, and different treatment approaches. It covers areas such as the role of anamnesis and clinical examinations in modern diagnosis and various criteria used to classify teeth in prosthetics planning.

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1. Zahnmedizin/Prothetik allgemein 0001. Was bedeutet der Begriff „Prothese“? Der Begriff Prothese stammt aus dem Griechischen von προτιθέναι, was bedeutet „an eine Stelle setzen“ oder „ersetzen“. In der Medizin wird der Begriff Prothese verwendet für einen künstlichen Ersatz von Körperteilen, in de...

1. Zahnmedizin/Prothetik allgemein 0001. Was bedeutet der Begriff „Prothese“? Der Begriff Prothese stammt aus dem Griechischen von προτιθέναι, was bedeutet „an eine Stelle setzen“ oder „ersetzen“. In der Medizin wird der Begriff Prothese verwendet für einen künstlichen Ersatz von Körperteilen, in der Zahnmedizin für den Ersatz von Zähnen und verlorengegangenen Teilen der Alveolarfortsätze. Im Deutschen bezieht sich der Begriff „Prothese“ traditionell nur auf herausnehmbaren Zahnersatz. Im Englischen wird der Begriff „prosthesis“ relativ selten verwendet. Häufigere Verwendung findet der Begriff „denture“, der sowohl für festsitzenden (= „fixed denture“) als auch für herausnehmbaren (= „removable denture“) Zahnersatz angewandt wird. Teilprothesen werden im Englischen meist als „removable partial dentures“ (= RPD) und Brücke als „fixed partial dentures“ (= FPD) bezeichnet. Totalprothesen sind „complete dentures“. 0002. Was ist die Grundlage jeder Therapieplanung? In der Schulmedizin gelten eine exakte Diagnostik und eine daraus resultierende Diagnose als unumgängliche Grundlage für jede Therapieplanung. Nach manchen alternativmedizinischen Schulen wie beispielsweise der Homöopathie [von Samuel Hahnemann formuliertes Ähnlichkeitsprinzip: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ (similia similibus curentur)] erfolgt die Therapieplanung nicht aufgrund von Diagnosen, sondern aufgrund von Symptomen. 0003. Was ist eine „Diagnose“? Der Begriff „Diagnose“ (engl. „diagnosis“) kommt aus dem Griechischen von dem Wort „διάγνωσις“ (= diágnosis). Dies bedeutet „Entscheidung“ oder „Unterscheidung“. In der Schulmedizin ist eine Diagnose die Voraussetzung für eine Therapieplanung. Die Diagnosefindung erfolgt in der Schulmedizin durch die Analyse von Anamnese, Symptomen und Befunden. Diese kritische Analyse ermöglicht eine Beurteilung des Gesundheitszustandes der Kranken. Daraus erfolgt die wahrscheinliche/sichere Zuordnung der Beschwerdebilder zu einem Krankheitsbegriff, also die Identifizierung ihrer Krankheitsbilder. 0004. Was ist eine „Diagnose zweiter Wahl“? Diagnoseformen der „zweiten Wahl“ sind die: Diagnosis ex juvantibus = eine aufgrund der Wirkung der therapeutischen Maßnahmen gestellte Diagnose; Diagnosis ex non juvantibus = eine aufgrund der ausbleibenden Wirkung der therapeutischen Maßnahmen gestellte Diagnose; Diagnosis per exclusionem = „Ausschlussdiagnose“, d.h. eine indirekte, durch Ausschluss anderer Krankheitsbilder gestellte Diagnose; Liefert weder Diagnostik noch Differenzialdiagnostik ein sicheres Ergebnis, dann wird der vermuteten Diagnose ein „V. a.“ (= „Verdacht auf“) vorangestellt, um die vorhandene Unsicherheit klar auszudrücken. Diese unsichere Diagnose wird dann als Verdsachtsdiagnose bezeichnet. 0005. Was ist ein Leitsymptom? Ein Leitsymptom (ältere Bezeichnungen: Kardinalsymptom oder Kernsymptom) ist ein wichtiges Merkmal für eine bestimmte Erkrankung. Es stellt manchmal die Hauptbeschwerden des Patienten dar, dient als Orientierungshilfe bei der Diagnosefindung und leitet möglichst bis zur Diagnose. Manche medizinischen Lehrbücher, insbesondere in der Notfallmedizinoder der Allgemeinmedizin, sind nach Leitsymptomen anstelle von Krankheitsbildern gegliedert. 0006. Was ist die Grundlage einer erfolgreichen Behandlung? Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt/Zahnarzt und Patienten 0007. Was ist für die Bildung und Aufrechterhaltung des für eine erfolgreiche Behandlung notwendigen Vertrauensverhältnis von ausschlaggebender Bedeutung? ausreichend Zeit 0008. Was ist ein „Placebo“ bzw. „Nocebo“? Ein Placebo (von lateinisch: „ich werde gefallen“) ist ein Begriff, der ursprünglich aus dem Bereich der medikamentösen stammt. Ein Placebo ist danach Scheinmedikament, das zu einer Verbesserung führt, obwohl es keinen Wirkstoff enthält und somit auch keine pharmakologische Wirkung entfalten kann. Ein Nocebo (von lateinisch ‚ich werde schaden‘) ist – analog zum Placebo - ein Scheinmedikament, das allerdings nicht zu einer Verbesserung, sondern zu einer Verschlechterung führt, obwohl es ebenfalls keinen Wirkstoff enthält. Der Placebo-, Nocebo-Gedanke wurde später erweitert und auch auf nicht medikamentöse Therapieformen übertragen. 0010. Wie viele Zähne braucht ein Mensch? Die Antwort auf die Frage, wie viele Zähne ein Mensch braucht, hängt von vielen Aspekten und Faktoren ab und wird deshalb oft kontrovers diskutiert. Einigkeit herrscht nur darüber, dass ein einziger Zahn ausreicht, um Beschwerden zu verursachen. 0011. Was sind die wichtigsten prothetischen Therapieziele? 1. Ästhetische Rehabilitation 2. Funktionelle Rehabilitation 3. Behandlung bestehender Erkrankungen (z.B. CMD, Karies usw.) 4. Vorbeugung zukünftiger Erkrankungen (z.B. Karies, PA-Erkrankungen, Beachtung der Regeln der „sekundären Prophylaxe“) 5. Patientenzufriedenheit 0013. Was versteht man in der Prothetik unter „sekundärer Prophylaxe“? „Sekundäre Prophylaxe“ bedeutet in der zahnärztlichen Prothetik, dass der Zahnersatz so geplant und ausgeführt wird, dass die prothetische Restauration keine Noxe verursacht und die Mundhygiene und die orale Gesundheit nicht beeinträchtigt. 0014. Was ist ein prothetischer Misserfolg? Das Verfehlen eines oder mehrerer prothetischer Therapieziele ist ein prothetischer Misserfolg (ein Misserfolg ist nicht gleichzusetzen mit einem Behandlungsfehler). 0016. Welche Unterlagen benötigt man für eine prothetische Planung? 1. Anamnese (Informationen über die Allgemeingesundheit aber auch bezüglich der zahnärztlichen Krankengeschichte wie z.B. wie alt ist der vorhandene Zahnersatz); 2. Aktuellen klinischen Befund (meist im Rahmen einer „01“ erhoben) 2.1 Zahnbefunde (einschließlich Okklusion) 2.2 Parodontalbefund 2.3 Schleimhautbefunde 2.4 CMD-Kurzbefund 3. Röntgenbefund: vor einer prothetischen Versorgung muss eine bildgebende Diagnostik der relevanten Strukturen erfolgen (vgl. Urteil des OLG Oldenburg vom 20.04.93 No. 5 U 140/92) 0017. Welche Bedeutung haben Anamnese und klinische Untersuchung in der modernen Diagnosefindung? Aktuell wird in vielen Bereichen der modernen Medizin der Bildgebung und der Labordiagnostik eine immer größere Bedeutung zugebilligt. Aktuelle Studien belegen aber eindeutig, dass bei einer Befundung von Röntgenbildern oder einer Beurteilung von Laborwerten ohne fundierte Anamnese und ohne gründliche klinische Untersuchung die große Gefahr einer Fehldiagnose besteht. Die gewissenhafte Erhebung der Anamnese in Kombination mit einer vollständigen Befundaufnahme ist die Grundlage einer sicheren Diagnosestellung. Ergänzend zur Übersichtsröntgenaufnahme (= OPT) und der dentalen Untersuchung haben sich in der parodontalen Diagnostik der klinische Parodontalstatus (Taschensondierungstiefen, Blutung auf Sondieren, parodontale Rezessionen pro Fläche und Zahn, Furkationsbeteiligung, Mobilitätsgrad, Mundhygienestatus) und Einzel-Zahnfilmaufnahmen in der Paralleltechnik mit Halter bewährt 0018. Wie kann man für eine „synoptische Behandlungsplanung“ (siehe auch Fragen zu dem „synoptischen Behandlungskonzept“) Zähne, die als prothetische Pfeilerzähne dienen einteilen? Für die synoptische Behandlungsplanung ist die Einschätzung der Einzelzahnprognosen auf der Basis der gesamten Befundsituation von maßgeblicher Bedeutung. Jeder Zahn wird in die Kategorie - „sicher“, - „zweifelhaft“ oder - „hoffnungslos“ Eingestuft. Aufgrund dieser Einstufung werden die Entscheidungen über weitere, therapeutische Maßnahmen getroffen. 0019. In der präprothetischen Vorbehandlungs- und Planungsphase muss in dem zu erstellenden Gesamtkonzept jeder Zahn kategorisiert werden in „sicher“, „zweifelhaft“ oder „hoffnungslos“. Wie geht man dann weiter mit diesen Zähnen um? - als „sicher“ eingestufte Zähne können parodontal und endodontisch restauriert und als prothetischer Pfeiler eingeplant werden; - als „zweifelhaft“ eingestufte Zähne (Knochenverlust > 50 %, Furkationsgrad II / III) sollten parodontal und endodontisch restauriert werden; erst danach fällt die Entscheidung, ob ein sicherer oder ein „hoffnungsloser Zustand erreicht wird; - als „hoffnungslos“ eingestufte Zähne sollten extrahiert werden; 0020. Welche Kriterien muss ein Zahn erfüllen, um nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik als „hoffnungslos“ eingestuft zu werden? - Attachmentverlust > 75 % - Mobilität Grad III - sehr schlechter Zustand der Zahnhartsubstanzen (z.B. Karies bis auf Knochenniveau) 0021. Was kann außer den in der vorherigen Frage genannten Aspekten noch die Prognose und damit die prothetische Wertigkeit eines Zahnes negativ beeinflussen? - Rauchen - schlechte Mundhygiene (BoP, HI) - Länge der klinischen Krone unter 3 mm - ausgeprägte Kippung, Neigung oder Elongation des Zahnes - Furkationsbefall - apikale Veränderungen - unvollständige/blasige WF - Stiftaufbau 0022. Wann sollte die Indikationsstellung zur Entfernung von als „hoffnungslos“ eingeschätzten Zähnen erfolgen? Traditionell wird die Entfernung dieser Zähne bereits vor Beginn einer systematischen Parodontaltherapie angeraten. Dieses Vorgehen wird von Parodontologen insbesondere bei Patienten mit geschlossener Zahnreihe zunehmend in Frage gestellt. Einzelne Fachleute raten dazu, diese Entscheidung bei Patienten mit geschlossener Zahnreihe erst nach Abschluss der Parodontaltherapie zu treffen. Bei Patienten mit Lückengebiss gilt das oben geschilderte, traditionelle Vorgehen. 0027. Was ist die häufigste Ursache für Zahnverlust bei Erwachsenen in Mitteleuropa eventuell sogar weltweit? Parodontalerkrankungen (Zahnverluste tendentiell steigend); Parodontalerkrankungen und Zahnverluste sind auch statttistisch in hohem Masse korreliert. 0028. Welche statistisch belegbaren Zusammenhänge werden bei Patienten mit Parodontalerkrankungen beschrieben? Parodontalerkrankungen weisen statistisch belegbare Zusammenhänge auf mit: - generell erhöhter Mortalität - erhöhter Mortalität durch cardiovaskuläre Erkrankungen - Krebs - coronare Herzerkrankungen - cerebrovaskuläre Erkrankungen Außer solchen statistisch gesichertenZusammenhängen gibt es beispielsweise Hinweise dafür, dass der SNP rs2430561 des entzündungsfördernden Zytokins IFN gamma ein gemeinsamer genetischer Risikofaktor für Parodontitis und Rheuma darstellt, dass also beiden Erkrankungen ein gemeinsamer entzündlicher Prozess zugrunde liegt (vgl. Schulz et al. 2019). Weiteres siehe Frage zur rheumatoiden Arthritis der Kiefergelenke. 0029. Welche statistisch belegbaren Zusammenhänge werden bei Patienten mit Zahnlosigkeit beschrieben? Zahnlosigkeit weist statistisch belegbare Zusammenhänge auf mit: - generell erhöhter Mortalität - erhöhter Mortalität durch cardiovaskuläre Erkrankungen - Krebs - Pneumonieen - coronare Herzerkrankungen - cerebrovaskuläre Erkrankungen 0030. Welche chronisch-systemischen Erkrankungen sind außerdem noch mit zahnmedizinischen Krankheitsbildern korreliert? Parodontalerkrankungen, Zahnverlust und Karies sind korreliert mit: - Diabetes mellitus - chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen - Demenz - Psoriasis Dabei bestehen die meisten und eindeutigsten Korrelationen dieser Erkrankungen mit Parodontitis. 0031. Was für eine Krankheit ist die Parodontitis? D2e Parodontitis ist eine multifaktorielle, Biofilm-assoziierte, Wirts-vermittelte, progrediente Entzündung des Parodonts, also ein entzündlicher Prozess aber keine Infektionskrankheit. 0034. Wie wird in der 2019 verabschiedeten Klassifikation der Parodontitis die Komplexität und die Schwere der Erkrankung beschrieben? Die American Academy of Periodontology und die European Federation of Periodontology (EFP) erarbeiteten 2019 eine neue, global gültige Klassifikation parodontaler Erkrankungen (unter Einbeziehung der Periimplantitis). In dieser Klassifikation werden die Komplexität und die Schwere der Erkrankung in Anlehnung an Vorgehensweisen, die in der Medizin (z.B. bei Tumorerkrankungen) schon lange üblich sind, durch „Staging“ und „Grading“ beschrieben. Dadurch sollen eine personalisierte Diagnose und ein therapeutischer Stufenplan (mit 4 Stufen) im Sinne der Präzisionsmedizin ermöglicht werden. Ergänzend gibt es Empfehlungen zum häuslichen Biofilmmanagement. Das Besondere an der neuen Parodontitis-Klassifikation ist, dass sie durch ein „Standing Committee“ kontinuierlich an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst und verfeinert werden kann. 0035. Was ist „Staging“ in der Onkologie? Als Stadienbestimmung oder (englisch) „Staging“ bezeichnet man in der Onkologie die „TNM-Klassifikation“ zur Beschreibung des Ausbreitungsgrades eines bösartigen Tumors. Die Abkürzung „TNM“ steht für Tumor (= T), Nodes (= N) und Metastasen (= M). Das englische „nodes“ (= Knoten) sagt aus, ob Tumor-Absiedlungen in den benachbarten (regionären) Lymphknoten vorhanden sind oder nicht. Diese Einstufung der Tumormerkmale ist eine Entscheidungsgrundlage für die individuelle Behandlungsplanung und die Abschätzung der Prognose. Eine erneute Stadienbestimmung wird auch als „Re-Staging“ bezeichnet. 0036. Was ist „Staging“ in der Parodontologie? „Staging“ beschreibt das „Stadium“ der Parodontits durch - die Schwere der Erkrankung bei der Erstaufnahme und - die Komplexität des Krankheitsmanagements. Beim „Staging“ von Parodontitiden werden die Stufen 1 bis 4 unterschieden. 0037. Was ist „Grading“ in der Parodontologie? „Grading“ beschreibt die festgestellte oder erwartete Progredienz der Parodontits (also den zeitlichen Verlauf) - durch Informationen bezüglich biologischer Merkmale der Erkrankung, - Rate der Progression und - Risikobestimmung. Beim „Grading“ von Parodontitiden werden die Grade A (= niedriges Risiko für eine Progression) bis C (= höchstes Risiko für eine Progression) unterschieden. Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes werden im Grading als modifizierende Faktoren ebenfalls berücksichtigt. 0038. Wofür steht in der neuen S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ die Abkürzung „CAL“? die Abkürzung „CAL“ steht für „klinischer Attachmentverlust“ (= „clinical attachment loss“) 0039. Wofür steht in der neuen S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ die Abkürzung „KA“? die Abkürzung „KA“ steht für „röntgenologischer Knochenabbau“ 0040. Welche Parameter werden nach der der neuen S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ zur Beurteilung der Effektivität der Mundhygieneanweisungen und -motivationen verwendet? Mundhygieneindizes 0041. Was ist der modifizierte „van Winkelhoff-Cocktail“? Die Arbeitsgruppe um den zahnärztlichen Mikrobiologen A.J. van Winkelhoff von der Universität Groningen veröffentlichte 1989 im Journal of Clinical Periodontology erstmals eine Empfehlung zur Therapie einer akuten, aggressiven Parodontitis mit einem Antibiotika-Cocktail. Aufgrund des erfolgreichen Einsatzes wurde der van Winkelhoff-Cocktail zunehmend therapeutisch verwendet und auch mehrfach modifiziert. Die von Günay für die Begleitung von nicht-chirurgischen PA-Therapien empfohlene Modifikation der Kombinationstherapie ist: Amoxicillin (3 x 500 mg/Tag) + Metronidazol (3 x 400 mg/Tag) kombiniert mit CHX-Spühlungen über einen Zeitraum von 7 Tagen, beginnend 1 Tag vor der Behandlung. 0042. Wie wird die Entfernung von subgingivalem Biofilm und Zahnstein nach den enuen evidenzbasierten Empfehlungen der DG PARO bezeichnet“? Statt der früher üblichen bezeichnungen „Scaling“ und „Root Planing“ wird jetzt die Bezeichnung „subgingivale Instrumentierung“ verwendet. 0043. Wofür steht in der Parodontologie die Abkürzung „APT“? Für „Aktive Parodontale Therapie“; 0044. Wofür steht in der Parodontologie die Abkürzung „UPT“? Für „Unterstützdende Parodontale Therapie“; Die regelmäßige Teilnahme an einer systematischen UPT ist nach Ansicht vieler Parodontologen entscheidend für den Langzeiterfolg jeder parodontalen Therapie. Im Rahmen einer UPT sollte ein individuelles Recall-Intervall erstmalig nach abschließender Reevaluation der aktiven Behandlungsphase festgelegt. Das Recall-Intervall kann zwischen 3 und 12 Monaten variieren. Mindestens einmal im Jahr erfolgt die Erhebung eines Zahnstatus einschließlich der Sondierungstiefen, besser noch des Attachmentlevels und der Furkationsbeteiligung. 0045. Wofür steht in der Parodontologie die Abkürzung „GBT“? Für „Guided biofilm therapie“; 0046. Was bedeutet der Begriff „Plaque“? Der Begriff „Plaque“ kommt aus dem Französischen. Er bedeutet „Platte“, „Täfelchen“, „Belag“ oder „Überzug“. 0047. Wie kann man Plaque klinisch beurteilen? Eine klinische Beurteilung der „Plaque“ ist beispielsweise mit dem Quigley-Hein-Plaque-Index (=QHI) möglich. Der Quigley-Hein-Plaque-Index ist ein Glattflächenindex, der nach der Anfärbung der Zähne mit einem Plaque- Relevator die auf den Glattflächen der Zähne sichtbare Plaque in folgende 6 Grade unterteilt. Grad 0 =keine Plaque Grad 1 =vereinzelte Plaqueinseln Grad 2 =deutlich zusammenhängende Plaquelinie am Gingivalrand bis zu 1 mm Grad 3 =Plaqueausdehnung im zervikalen Drittel des Zahnes Grad 4 =Plaqueausdehnung bis ins zweite Zahndrittel Grad 5 =Plaqueausdehnung koronal bis zur Schneidekante 0048. Welche Aspekte der Plaque-Ablagerung kann man mit dem Quigley-Hein-Plaque-Index nicht beurteilen? Mit dem Quigley-Hein-Plaque-Index (=QHI) kann man nur die supragingivale Ausdehnung der Plaque, nicht aber die subgingivalen Plaqueablagerungen und auch nicht die Dicke der Plaqueschicht beurteilen. 0049. Wie wird der Begriff „Plaque“ heute verwendet? Der früher für verschiedene Formen der Zahnbeläge verwendete Begriff Plaque hat als Einzelbegriff heute fast nur noch historische Bedeutung, findet sich allerdings noch in Bezeichnungen wie Plaque-Relevator, Plaque- Index usw. Ansonsten wurde er wurde weitgehend durch den Begriff „Biofilm“ ersetzt. 0050. Was sind „Biofilme“? Biofilme sind dreidimensionale, mikrobielle Lebensgemeinschaften, die sich insbesondere an Grenzflächen bilden, wo es feucht und warm ist und die Etablierung der Bakterien fast ungestört ablaufen kann. Ein oraler Biofilm besteht aus einer Schleimschicht (einem Film), in der Populationen von interagierenden Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Protozoen), deren Stoffwechselprodukte, Speichelbestandteile und Nahrungsreste eingebettet sind. 0051. Wie entwickelt sich ein „Biofilm“? Grundlage für die Entstehung bakterieller Biofilme ist das Vorhandensein von Feuchtigkeit, einer Oberfläche und sogenannter Pionierkeime. In der Mundhöhle planktonieren diese Pionierkeime im Speichel und heften sich an orale Oberflächen an. Dieses Stadium wird auch als „Frühbesiedelung“ bezeichnet. Die so zunächst gebildete weiße, unstrukturierte Masse wurde früher als Materia alba bezeichnet. Heute spricht man von „Pellikel“. Wird dies nicht entfernt, beginnt das Stadium der „Proliferation und Ausbildung von Mikrokolonien“. Es entwickelt sich ein zäher, strukturierter Belag, der von einer extrazellulären Matrix ummantelt wird. Dieses Stadium wird auch als „Reifung und Wachstum“ bezeichnet. Dieser so entstandene Biofilm bietet den Mikroorganismen Nahrung und Schutz. Er wird jetzt auch von anderen Mikroorganismen, den „potentiell pathogenen Spätbesiedlern“ bewohnt. Innerhalb eines solchen Biofilms herrscht unter den Bakterien ein reger Austausch beispielsweise von Erbinformationen. Die extrazelluläre Matrix bildet ein Nahrungsreservoir, das bei Nahrungsknappheit verstoffwechselt werden kann. Außerdem haben bestimmte Substanzen wie Antibiotika kaum einen Zugang zu den abgeschotteten Bakterien. Durch die Anreicherung von Mineralien im Speichel „verhärtet“ der Biofilm. Es entsteht „mineralisierte dentale Plaque“, der Zahnstein. Zahnstein selbst ist nicht pathogen, fördert aber aufgrund seiner rauen Oberfläche die weitere Anheftung von neuen Bakterien. Aus dem Biofilm streuen permanent Mirkoorganismen in die Umgebung, wo sie in einem „planktonischen Stadium“ zu einer erneuten Biofilmbildung an anderen Orten beitragen können. 0052. Was ist ein Pellikel? Das primäre Pellikel (= Schmelzoberhäutchen) entsteht aus den untergegangenen Adamantoblasten und bildet eine Einheit mit dem sekundären Schmelzoberhäutchen, das im Rahmen der Odontogenese aus den Resten des äußeren Schmelzepithels entsteht. Ein erworbenes oder tertiäres Pellikel ist ein oraler Biofilm und wird auch tertiäres Zahnoberhäutchen oder Schmelzoberhäutchen genannt. Das erworbene Pellikel verändert sowohl die Oberflächenenergie als auch die Oberflächenladung und erleichert so die Anheftung weiterer Mikroorganismen. Die tertiäre Pellikelbildung ist somit einer der initialen Abläufe in der Ätiologie von Karies und Parodontopathien. 0053. Welche Bedeutung haben unterschiedliche zahnmedizinische Materialien für die Biofilm- Bildung? Dentale Materialien zeigen unterschiedliche Adhäsionsneigung für Biofilme. Zudem unterscheidet sich die Zusammensetzung der Mikroorganismen auf den unterschiedlichen Materialien und in den verschiedenenLebensräumen. Deshalb kann die Materialwahl das Risiko für Biofilm-assoziierte Komplikationen signifikant beeinflussen. 0054. Welches Prognosemodell wird derzeit von vielen Parodontologen favorisiert? Das Prognosemodell nach McGowan (2017); 0055. Welche Formen der Lokalanästhesie werden in der Zahnmedizin verwendet? - Oberflächenanästhesie z.B. mit Sprays (z.B. Gingicain-Spray) oder Anästhesie-Gelen (z.B. Dynexan- Mundgel) - Infiltrationsanästhesie (= terminale Anästhesie) - Leitungsanästhesie (introral oder extraoral) - Intraligamentäre Anästhesie 0056. Wie groß ist bei intraoralen Injektionen die Keimverschleppung ins Gewebe? Bei intraoralen Injektionen erfolgt eine etwa tausendfach höhere Keimverschleppung ins Gewebe als bei perkutenen Injektionen (= Injektionen durch die Haut). 0057. Welche Alternativen zur Unterkiefer-Leitungsanästhesie stehen zur Verfügung, falls mit dieser keine ausreichende Schmerzfreiheit erreicht werden kann? Als Alternative zur Leitungsanästhesie findet vor allem die intraligamentäre Anästhesie Anwendung. 0058. Bei welchen Patienten sollte keine intraligamentäre Anästhesie verwendet werden? Bei Patienten, bei denen die Gefahr einer Endokarditis besteht; nach den in der Schweiz geltenden Richtlinien erfordert die intraligamentäre Anästhesie nach Schenkel et al. Bei Endokarditis-Patienten eine antibiotische Abschirmung zur Endokarditis-Prophylaxe. 0059. Wie wirken sich Lokalanästhesien auf die Verkehrstüchtigkeit aus? Die DGZMK wies schon 1984 darauf hin (vgl. Hahn), dass schon Schmerz oder Angst vor einem bevorstehenden zahnärztlichen Eingriff in Lokalanästhesie zu einer erheblichen Verminderung der psychomotorischen Leistungsfähigkeit und damit auch der Verkehrstüchtigkeit führen können. Deshalb sollten Patienten auch schon für den Weg zu einer belastenden zahnmedizinischen Behandlung nicht mit dem eingenen Wagen fahren. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Fahrräder, Motorräder und E-Roller. Darüber hinaus fallen rechtlich gesehen Lokalanästhetika unter den Begriff „potentiell berauschende Mittel“. Auch wenn die durch sie hervorgerufene Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit erheblich geringer ist, als die Auswirkungen von Alkohol, sollten Zahnmediziner ihre Patienten im Rahmen der Führsorgepflicht darauf aufmerksam machen, dass sie bei den Fahrten zu und von belastenden zahnärztlichen Behandlungen (mit Lokalanästhesie) auf das selbständige Fahren besser verzichten sollten. Dieser Hinweis sollte auch dokumentiert werden. 0061. Welche Nerven sind bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen besonders gefährdet? Bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen sind nach Barsekow und Hausamen im Unterkiefer der N. alveolaris inferior (N. alveolaris mandibularis) und der N. Lingualis besonders gefährdet. Im Oberkiefer ist der N. incisivus insbesondere bei Implantatinsertionen im Oberkiefer-Frontzahnbereich gefährdet 0062. Welche Gefahren bestehen bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen noch? Neben der Möglichkeit der iatrogenen Nervenschädigungen gibt es bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen eine Vielzahl von potentiellen Komplikationen/Fehlern, die teilweise vermeidbar und teilweise unvermeidbar sind. Dabei differenziert man nach Gutwald. Gellrich und Schmelzeisen „lokale Komplikationen“ von „systemischen Komplikationen“. Zu diesen Komplikationen zählen viele mögliche Probleme vom Spritzenabszess bis zur absoluten Überdosierung von Lokalanästhetika. Neben häufigen Risiken gibt es noch spezielle Sonderfälle, wie die iatrogene Kieferfraktur, auf die beispielsweise auch Barsekow in seinen Publikationen hinweist. Mehr Informationen zu diesem Thema bieten die Curricula der MKG-Chirurgie. 0064. Was sollte im Hinblick auf die Versorgung eines Frontzahntraumas in jeder Zahnarztpraxis vorgehalten werden? eine Zahnrettungsbox 0065. Wie ist eine Avulsion definiert? Eine. Avulsion ist die komplette Herauslösung des Zahnes aus seiner Alveole 0066. Wo kommen bei Traumata Dislokationsverletzungen der Zähne bevorzugt vor? Im Gebiss der ersten Dentition (= „Milchgebiss“) 0067. Wo kommen bei Traumata Kronenfrakturen der Zähne bevorzugt vor? Im Gebiss der zweiten Dentition (= „bleibendes Gebiss“) 0068. Was ist nach einem Trauma immer ein Vitalitätszeichen? eine Obliteration 0069. Auch scheinbar kleine Verletzungen (Schmelzinfrakturen) nach einem Zahnunfall können zu einer Pulpaobliteration führen. Welche Farbveränderung des Zahnes hat dies in ca. 2/3 der Fälle zur Folge? eine gelbliche Verfärbung 0070. Warum ist die Verwendung einer Kaltlichtquelle („FOTI“) bei der Diagnostik von Schmelzinfraktionen bei Kindern oft hilfreich? weil Schmelzinfraktionen nur in ca. 4 % der Fälle klinisch ohne zusätzliche Hilfen diagnostizierbar sind 0071. Wie werden Beschwerden noch bezeichnet, die eine Infraktion nach einem Trauma oder nach einer Überkronung/Restauration eines Zahnes verursachen kann? 0072. Was sind die Symptome des „Cracked Tooth Syndrome“? Das Leitsymptom des „Cracked Tooth Syndrome“ ist der Loslass- oder Entlastungsschmerz. Mit Hilfe der “Reizleitungstheorie“ durch hydrodynamische Phänomene kann man erklären, dass Be- und Entlastungen des Zahnes zu Schmerzsensationen führen können. Weitere typische Befunde des „Cracked Tooth Syndrome“ sind ein meist unauffälliges Röntgenbild, ein positiver Vitalitätstest und ein kurzer, stechender, gut lokalisierter Schmerz bei Aufbiss oder Nahrungszerkleinerung und nachfolgenden vollkommen beschwerdefreien Phasen. In ca. 20 % der Fälle ist eine endodontische Therapie erforderlich. 0073. Wie kann man einen „Loslass-Schmerz“ provozieren? Der Loslass-oder Entlastungsschmerz unterscheidet sich vom Druckschmerz dadurch, dass er bei der Entlastung, also nach Beendigung der Druckausübung auftritt. Im zahnmedizinischen Bereich äußern sich Loslass-Schmerzen meist als stechende Schmerzen nach plötzlichem Ende der Belastung, die beispielsweise erzeugt wird, indem man den Patienten kurzzeitig kräftig auf einen Holzspatel oder auf eine Watterolle beißen lässt. Der Loslass-Schmerz ist in der Zahnmedizin meist ein deutlicher Hinweis auf Zahn-/Wurzelfrakturen. 0074. Was ist eine unabdingbare Voraussetzung für langzeitstabile prothetische Behandlungsergebnisse bei Patienten mit parodontal geschädigtem Gebiss? Die postprothetische Einbindung der Patienten in ein regelmäßiges Nachsorge-Regime ist die unabdingbare Voraussetzung für langzeitstabile prothetische Behandlungsergebnisse: „Restauration ohne Nachsorge stellt den Erfolg infrage“. 0082. Welche Einteilung von Lückengebissen kennen Sie? (Lückengebisseinteilung in engl. = „classification of partially edentulous arches“) Lückengebisse lassen sich wie folgt klassifizieren: - Einteilung nach Wild (= einfache topografische Klassifikation) - Einteilung nach Kennedy (= differenzierte topografische Klassifikation) - Einteilung nach Eichner (erfolgt unter Berücksichtigung der Stützzonen) - Einteilung nach Körber (erfolgt unter Berücksichtigung der Lagerung des Zahnersatzes) 0083. Ab welcher Eichner-Klasse muß bei einer prothetischen Versorgung registriert werden? Als Faustregel gilt, dass ab einer Eichner-Klasse B2 eine Kieferrelationsbestimmung erfolgen muß. Dies gilt allerdings nur, wenn beidseits oder einseitig die Molaren und die 5er fehlen. Ist bei einer Eichner-Klasse B2 noch eine Abstützung beidseits über die 5er oder Molaren vorhanden, muss nicht registriert werden. Sind bei einer Eichner- Klasse B2 auf einer Seite die 4er die letzten Zähne mit Antagonisten, muss registriert werden. Ab Eichner-Klasse B3 sollte auf jeden Fall eine instrumentelle Neubestimmung der Kieferrelation erfolgen. 0084. Welches ist eine der weltweit gebräuchlichsten Einteilung von Lückengebissen? Die differenzierte topographische Einteilung nach Kennedy (engl. = „Kennedy Classification“) in der Modifikation nach Applegate (engl. = „Applegate-Kennedy System of Classification“). 0085. Wie teilt man Zahnersatz nach Art der Lagerung ein? 1. parodontal gelagert 2. gingival gelagert (oft auch als „mukosal“ gelagert bezeichnet) 3. parodontal-gingival gelagert (oft auch als „parodontal-mukosal“ gelagert bezeichnet 4. implantat gelagert (oder implantatverankert) 41. implantat-zahn gelagert (hybrid-gelagert oder hybridgestützt) 4.2 implantat-gingival gelagert 0086. Was ist das „Prothesenlager“? Das Prothesenlager ist in Abhängigkeit von der Art der Lagerung definiert: 1. Gingivale Lagerung: Unter Prothesenlager versteht man bei der „gingivalen Lagerung“ alle von der Prothesenbasis und den Sätteln belasteten oralen Strukturen außer den Zähnen (oder Implantaten). So können in Abhängigkeit von der Ausdehnung der Prothese zum Prothesenlager gerechnet werden: die Alveolarfortsätze, der harte Gaumen, der weiche Gaumen und die jeweils bedeckenden Weichgewebe. Nicht von knöchernen Strukturen unterstütztes Weichgewebe ist in der Regel nicht als Prothesenlager geeignet. 2. Parodontale Lagerung: Bei der „parodontalen Lagerung“ bilden die Pfeiler-/Ankerzähne das Prothesenlager. 3. Parodontal-gingivale Lagerung: Bei der „parodontal-gingivalen Lagerung“ stellen die unter 1. und 2. genannten Strukturen gemeinsam das Prothesenlager dar. 0087. Wie unterscheiden sich die Definitionen der Stützzonen in der Kieferorthopädie und in der Prothetik? Sowohl in der Prothetik als auch in der Kieferorthopädie gibt es den Terminus „Stützzone“. Man unterscheidet in beiden Fächern jeweils 4 Stützzonen: Stützzonen in der Prothetik: alle in Okklusion stehenden Molaren und Prämolaren; Stützzonen in der Kieferorthopädie: der sagittale und vertikale0 Raum distal der 2er bis mesial der 6er der zweiten Dentition; 0088. Welche prothetischen Therapiestrategien gibt es? 1. defensive Therapiestrategien: die bestehende Situation soll so lange wie möglich weitestgehend unverändert erhalten werden; es werden immer nur die nötigsten Akutbehandlungen durchgeführt (= „Hinhaltestrategie“); 2. offensive Therapiestrategien: im Rahmen einer langfristig orientierten Therapie erfolgt eine umfassende, präventionsorientierte Restauration des gesamten Gebisses; offensive Therapiestrategien sollten so weit sinnvoll und möglich immer bevorzugt werden; Außerdem ist immer zu überlegen, ob eine Therapie wirklich medizinisch notwendig ist. Anderenfalls wäre therapia nulla (= keine Behandlung) sinnvoll. 0089. Welche Gründe gibt es für die Entscheidung für eine defensive Therapiestrategie? 1. medizinische Gründe wie z.B. mangelnde Kooperation (Compliance/Adherence), Behinderung oder Krankheit der Patienten; 2. finanzielle wie z.B. keine Krankenversicherung und/oder kein Geld; 3. juristische Gründe wie z.B. ein laufender Rechtsstreit gegen den vorbehandelnden Zahnarzt; 0090. Was ist der Unterschied zwischen „Compliance“ und „Adherence“? Die Begriffe „Compliance“ und „Adherence“ (manchmal auch „Adhärenz“ geschrieben; Adherence könnte auch übersetzt werden mit „das Klebenbleiben“) werden fälschlich oft synonym oder mit unklaren und wenig trennscharfen Abgrenzungen verwendet. Es besteht allerdings folgender Unterschied zwischen den beiden Begriffen: Compliance: Der ältere der beiden Begriffe, der der Compliance (engl. für Einhaltung, Folgsamkeit), beschreibt die klassische „Therapietreue“. Dabei befolgt der Patient, was der Arzt von ihm verlangt. Die gesamte Autorität und die alleinige Entscheidungshoheit liegen beim Arzt, die alleinige Verantwortung für die Nichteinhaltung eines Planes bei dem Patienten. Als medizinisch sinnvoll wird ein solches Vorgehen nur noch in Notfallsituationen oder bei bestimmten operativen Eingriffen gesehen. Adherence: Der englische Begriff „Adherence“ (vom lateinischen „adhaere“ = „anhaften“ oder „anhängen“) kann mit „einhalten“ oder „befolgen“ übersetzt werden. Das Konzept der Adherence basiert auf gemeinsam entwickelten Therapieplänen und einem Therapieerfolg, der in der gemeinsamen Verantwortung des Arztes und des Patienten liegt. Dabei sollten Arzt und Patient möglichst gleichberechtigt, also „auf Augenhöhe“, zusammenarbeiten. Die Therapie sollte allerdings immer an die individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. 0092. Wie ist „Behinderung“ definiert? Die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen beschreibt Menschen mit Behinderungen als „Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können“ (UN-BRK 2006), und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert „Behinderung als Oberbegriff für Schädigungen, Beeinträchtigungen der Aktivität und Beeinträchtigung der Partizipation (Teilhabe)“ (WHO 2001). Im World Report on Disability der WHO wurde der Behinderungsbegriff wie folgt beschrieben: “Disability is the umbrella term for impairments, activity limitations and participation restrictions, referring to the negative aspects of the interaction between an individual (with a health condition) and that individual’s contextual factors (environmental and personal factors)” (WHO 2011). 0093. Welche Gruppen von Behinderungen werden nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG) unterschieden? - körperliche Behinderungen - geistige Behinderungen - seelische Behinderungen Außerdem gibt es Betroffene mit Mehrfachbehinderungen. 0094. Worin unterscheidet sich die Behandlung behinderter Patienten von der von nicht behinderter Patienten? Aufgrund der oft mangelhaften motorischen und/oder intellektuellen Fähigkeiten haben Behinderte in vielen Fällen eine dauerhaft schlechte Mundhygiene. Das Risiko für die Entstehung von Karies und parodontalen Erkankungen ist bei Ihnen deutlich erhöht. Die Behandlung dieser Patienten ist oft gekennzeichnet durch: - höheren Zeitaufwand - oft nur kürzere Behandlungsintervalle möglich (deshalb mehr Termine erforderlich) - deutlich höheren Personalaufwand - Behandlung oft nur in ITN oder unter Sedierung möglich - Planungen können nicht immer nach den Vorgaben der Krankenkassen und den BEMA-Richtlinien möglich (oft nur defensive Therapiestrategien möglich; siehe Frage dazu) Leider wurde die DG ZMK-Stellungnahme „Die zahnärztliche Behandlung von Kindern in Intubationsnarkose*“, die sich auch mit diesem Thema auseinandersetzt, seit 1994 nicht überarbeitet. Es soll aber demnächst eine Aktualisierung erfolgen (Stand 08.2022). 0095. Wo kann man Rat/Auskünfte bezüglich der Behandlung von Behinderten bekommen? In Niedersachsen gibt es beispielsweise eine sehr aktive Arbeitsgruppe Zahnärztliche Behindertenhilfe in Niedersachsen e.V. Zeißstraße 11 a 30519 Hannover. Diese Arbeitsgruppe stellt beispielsweise Informationsmaterial zur Verfügung und vermitteln Adressen von Praxen, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. 0096. Was ist insbesondere bei der prothetischen Versorgung Behinderter zu berücksichtigen? Die zahnärztlich-prothetische Therapie bei Behinderten muss sich weitaus stärker am Allgemeinbefund orientieren als am Zahnbefund. Neben der Compliance/Adherence spielen der Allgemeinzustand und insbesondere die Oralhygiene eine entscheidende Rolle für die Prognose und damit auch für die prothetische Planung. Stabilität, gute Hygienefähigkeit und einfachste Handhabung (auch für das Pflegepersonal) sind weitere planungsrelevante Parameter. 0097. Welche Patienten zählen zu den „Risikopatienten“ für eine zahnärztlich-prothetische Behandlung? Zu den „Risikopatienten“ im Rahmen einer zahnärztlich-prothetischen Behandlung können gezählt werden: - Patienten mit Allergien auf zahnärztliche Materialien - Patienten mit Atemwegserkrankungen (z.B. Risiken durch Lokalanästhetika bei Asthmatikern) - Patienten mit Dysphagien/Schluckstörungen - Patienten mit endokrinologischen Erkrankungen/Störungen (z.B. Risiken durch Wechselwirkungen von Schmerzmitteln und oralen Antidiabetika) - Patienten mit Blutgerinnungsstörungen - Patienten mit neurologischen oder demenziellen Erkrankungen - Patienten mit Kollagenosen (z.B. Sklerodermie) - Patienten mit psychischen Erkrankungen - Patienten mit rheumatischen Erkrankungen - Patienten mit Speicheldrüsenerkrankungen, Xerostomie, Mundtrockenheit - Patienten mit Suchterkrankungen - Patienten mit infektiösen Erkrankungen - Immunsupprimierte Patienten - Schwangere 0098. Gibt es Limitationen bei der Behandlung übergewichtiger Patienten? Eine Limitation bei der Behandlung übergewichtiger Patienten stellt beispielsweise das zulässige Maximalgewicht für die Behandlungseinheit dar. Nach DIN EN ISO 6875 sollten zahnärztliche Behandlungsstühle mindestens eine Beladungskapazität von 135 kg haben. Bei älteren Einheiten sind es oft nur 120 kg. Diese Beladungskapazität ist der Gebrauchsanweisung zu entnehmen. Auch bei der KaVo ESTETICA E80 beträgt das zulässige Maximalgewicht 135 kg. Der Hersteller weist in der Gebrauchsanweisung auf S. 36 darauf hin, dass es bei Überschreitung dieses Gewichts zu folgenden Problemen kommen kann: - Beschädigungen des Trägersystems; - Beschädigungen des Patientenstuhls; - Verletzungen des Patienten; - Verletzungen des Praxispersonals. Da die Zahl der Patienten mit Übergewicht rapide zunimmt, schaffen sich immer mehr Praxen „Schwergewichts- Behandlungseinheiten“ an, die teilweise Beladungsgrenzen bis 454 kg haben. Außerdem gibt es Forderungen nach „Schwerpunktpraxen“, die speziell für solche Patienten eingerichtet sind und auch über Rollstuhl-Kippvorrichtungen und spezielle Transportstühle verfügen. [vgl. - Benz, U.: XXL-Patienten in der Praxis. Zahnärztl Mitt 111, 586 – 588 (2021)] 0100. Bei welchen Patienten ist laut Richtlinie der DGZMK eine Endokarditisprophylaxe erforderlich? Bestimmte Patientengruppen, wie z.B. Patienten nach Herzklappenimplantation, haben ein erhöhtes Risiko, an einer mikrobiell induzierten Endokarditis zu erkranken (vgl. Deppe et al. 2017). Um dem vorzubeugen ist laut DG ZMK eine Endokarditis-Prophylaxe bei folgenden Patienten, die der höchsten Risikostufe angehören, zwingend vorgeschrieben: - Patienten mit Herzklappenersatz (mechanische und biologische Prothesen); - Patienten, die bereits zuvor an einer infektiösen Endokarditis erkrankt waren; - Patienten mit einer kongenialen Herzerkrankung; - Empfänger von Herztransplantaten; 0101. Ist bei Patienten mit einer überstandenen Perikarditis für verletzende Eingriffe an der Gingiva eine Endokarditisprophylaxe erforderlich? Bei Patienten mit einer überstandenen Perikarditis ist eine Endokarditis-Prophylaxe für verletzende Eingriffe an der Gingiva im Allgemeinen nicht erforderlich. Nach einer Endokarditis dagegen ist eine Antibiotikaprophylaxe sinnvoll. 0102. Was ist bei Patienten zu beachten, bei denen eine Organtransplation geplant oder erfolgt ist? Einheitliche nationale oder internationale Richtlinien zum zahnärztlichen Umgang mit Patienten vor und nach einer Transplantation gibt es noch nicht. Es herrscht aber eine große Übereinstimmung darin, dass bereits frühzeitig vor der Transplantation eine Gebisssanierung mit Schaffung gesunder oraler Verhältnisse sowie eine optimale Mundhygiene angestrebt werden sollten. Diese müssen auch nach der Transplantation langfristig sichergestellt werden. Einzige Ausnahme ist die S2k-Leitkinie zur Zahnsanierung vor Herzklappenersatz. 0103. Welches Medikament ist bei Patienten ohne Unverträglichkeiten Mittel der Wahl zur Endokarditisprophylaxe? Amoxicillin ist ein bevorzugt empfohlenes Medikament zur Endokarditisprophylaxe. Außerdem werden Ampicillin und Clindamycin (z.B. bei Patienten mit Penicillinallergie) empfohlen. 0104. Wie kann man im Rahmen der „Antibiotic Stewardship“ den primären Einsatz von Clindamycin bei odontogenen Infektionen bei Patienten ohne Penicillinallergie bezeichnen? Als Fehlversorgung bzw. Fehlbehandlung; 0106. Was ist bei der Verordnung von Amoxicillin und Clindamycin zu beachten? Clindamycin weist laut Meldungen bei der Arzneimittelkommission der Bundeszahnärztekammer und der KZBV die häufigsten Meldungen von Nebenwirkungen auf. Weitere Nachteile des Clindamycins sind, dass es während Schwangerschaft und Stillzeit nicht routinemäßig eingesetzt werden darf und teurer ist, als Amoxicillin. 0107. Was ist bei der Einnahme von Amoxicillin und Clindamycin zu beachten? Amoxicillin sollte vor, zu oder kurz nach den Mahlzeiten mit viel Flüssigkeit eingenommen werden, um potentielle Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen möglichst zu vermeiden. Dieser Aspekt hat Vorrang vor der möglichen Verringerung der Bioverfügbarkeit. Die Einnahme von Clindamycin kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. 0108. Was ist bei der Verordnung von Medikamenten ein weiterer wichtiger Aspekt? Nach Müllerschön vermeiden auch manche Patienten aus religiösen Gründen Produkte mit Bestandteilen von Schweinen. Hartkapselpräparate enthalten zur Stabilisierung aus Schweinekollagen hergestellte Gelatine. Das betrifft auch Amoxicillin und Clindamycin. Als Alternative können Filmtabletten verordnet werden. Weitere Medikamente, die Produkte mit Bestandteilen von Schweinen enthalten können, sind Gelastyp und Solcoseryl. Außerdem wird beispielsweise kollagenisierter Schweineknochen als xenogenes Material beispielsweise zur Augmentation vor einer Implantatinsertion verwendet. 0109. Welche Krankheiten sollten beim Auftreten von Schluckstörungen immer differentialdiagnostisch abgeklärt werden? Zu den Ursachen für Schluckstörungen zählen: - Fehlbildungen und hyperplastische Veränderungen wie z.B. Zenker Divertikel, Struma usw. - Traumata wie z.B. Verätzungen - Fremdkörperingestionen - Aorten-Aneurysmen - Entzündungen wie z.B. Tonsillitis, Parapharyngealabszesse - neurologische Erkrankungen wie z.B. Myasthenia gravis, Parkinson - neurologische Ausfälle wie z.B. Achalasie, Dysphagie nach Apoplex - benigne Neoplasien wie z.B. Lipome - maligne Neoplasien wie z.B. Karzinome - Zungenlipomatosen als intraorale Manifestation eines Morbus Madelung 0110. Wie häufig sind iatrogene Fremdkörperingestionen/-aspirationen? Sogenannte „iatrogene Fremdkörperunfälle“ werden in der Zahnmedizin für unterschiedliche Gegenstände beschrieben. Die meisten Berichte drehen sich um Fremdkörpeerunfälle mit rotierenden Instrumenten und Zahnersatz. Sehr häufig ist der Bereich der zahnärztlichen Implantologie betroffen. Seltener werden Ingestionen/Aspirationen von Watterollen, kieferorthopädischen Therapiemittel und Zahnbürsten beschrieben (vgl. Bilder et al. 2011, Blake et al. 2015). Weitere Berichte gibt es bei Abformmaterialien und Wurzelkanalbehandlungen (Inzidenz ca. 0,12 pro 100.00 Behandlungen; zit. nach Weber 2015). Dabei ist die Fremdkörperingestion am häufigsten. Die Fremdkörperaspiration ist mit einem Anteil von ca. 10% - 13 % vergleichsweise selten. So fanden Hoffmann et al. (1998 bei einer Auswertung von 627 Fragebögen zu medizinischen Zwischenfällen in Zahnarztpraxen einen Anteil von Ingestionen von ca. 8 % und von Aspirationen von ca. 0,8 %. Sowohl das Verschlucken als auch das Aspirieren kann zum Tode des Patienten führen. 0111. Wie kann man Fremdkörperingestionen/-aspirationen vermeiden? Die meisten Literaturstellen beschreiben ausführlich die Symptome, die Differentialdiagnostik und das weitere Procedere nach dem Verschlucken/Aspirieren von Fremdkörpern. Die Prophylaxe vor iatrogenen Fremdkörperunfällen wird meist nur kurz erwähnt. Sie besteht in der ausreichenden Sicherung der Instrumente, der richtigen Lagerung der Patienten und einer professionellen Assistenz. Auch die „nicht erfolgte Aufklärung des Patienten über bevorstehende Maßnahmen“ wird als eine Ursache für Fremdkörperunfälle gesehen. 0112. Welche Veränderungen der Blutwerte werden von einer akuten Entzündungsreaktion des Körpers (= Akutephasereaktion) typischerweise verursacht? 1. erhöhte Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (abgekürzt BSR, auch als Blutkörperchensenkungsreaktion, Blutkörperchensenkung (BKS), Blutsenkung, Senkungsreaktion (SR), Erythrozytensedimentationsrate (ESR) oder Blutsenkungsgeschwindigkeit bzw. Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) bezeichnet) 2. erhöhte Konzentration von C-reaktivem Protein im Serum = Entzündungsparameter CRP) 3. erniedrigte Transferrinkonzentration im Serum (vor allem bei länger dauernden Entzündungen) 0113. Welche Risikofaktoren begünstigen die Entstehung oropharyngealer Karzinome? Als ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung oropharyngealer Karzinome gilt eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (= HPV, englisch: human papillomaviruses). In den USA werden ca. 70 % der oropharyngealen Karzinome durch eine HPV-Infektion verursacht. Eine solche Infektion wird beispielsweise begünstigt durch: - starkes Rauchen - chronische orale Entzündungen - schlechte Mundhygiene - Marihuana-Konsum - Oralsex (mit wechselnden Partnern) Als HPV-Prophylaxe wird eine Impfung dringend empfohlen, die möglichst vor dem 11ten Lebensjahr erfolgen sollte. Nach neueren Erkenntnissen sollten sowohl Knaben als auch Mädchen geimpft werden. Eine solche Impfung schützt auch vor vielen anderen Karzinomen, da beispielsweise ca. 70 % der Vaginalkarzinome und 90 % der Analkarzinome durch HPV verursacht werden. 0114. Welche Erkankungen werden in der übergeordneten, neu eingeführten Diagnose „somatische Belastungsstörung“ subsumiert? - das Burning-Mouth-Syndrom (= BMS) - die atypische Odontalgie - die okklusale Dysästhesie 0115. Was ist das „Burning-Mouth-Syndrom“? Das „Burning-Mouth-Syndrom“ wird zu den primären oder idiopathischen Formen des Mundschleimhautbrennens gerechnet. Die Ursache ist nicht bekannt. Davon unterschieden werden die Formen des sekundären Mundschleimhautbrennens, dem diagnostizierbare Ursachen (wie z.B. Vitaminmangel) zugrundeliegen. 0117. Wie wird das „Burning-Mouth-Syndrom“ diagnostiziert? Durch Ausschlussdiagnostik, also durch Ausschluss aller Parameter eines sekundären Mundschleimhautbrennens; 0118. Welche Faktoren müssen vor der Diagnose „Burning Mouth-Syndrom“ im Rahmen der Ausschlussdiagnostik ausgeschlossen werden? - lokale Faktoren wie z.B. Candidainfektionen; - systemische Faktoren wie z.B. Vitamin B-Mangel; - psychische Faktoren wie z.B. Somatisierungsstörungen; 0119. Was ist der Unterschied bei den Symptomen einer „echten“ Prothesenstomatopathie und denen des „Burning-Mouth-Syndroms“? Bei einer „echten“ Prothesenstomatopathie hat der Patient subjektive und objektive Symptome, bei einem „Burning- Mouth-Syndrom“ meist nur subjektive: Es zeigen sich klinisch keine Veränderungen der Schleimhäute oder der Zunge. Auch labortechnisch gibt es keine Auffälligkeiten. 0120. Welche Therapieansätze gibt es beim „Burning-Mouth-Syndrom“? - medikamentöse - dento-orale - psychosomatische - alternative (z.B. TENS, Akupunktur, TCM usw.) 0121. Was ist eine „Okklusale Dysästhesie“? Eine „okklusalen Dysästhesie“ muss deutlich von der Okklusopathie und dem okklusalen Trauma unterschieden werden: Bei einer „okklusalen Dysästhesie“ bestehen vermeintlich störende Zahnkontakte in statischer und/oder dynamischer Okklusion, die in der Regel nicht objektivierbar sind. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Befund und Befinden. Außerdem werden die vermeintlich störenden Zahnkontakte häufig für (mehrere) andere unspezifische Körperbeschwerden verantwortlich gemacht. Bei einer „okklusalen Dysästhesie“führen Änderungen der okklusalen Kontakte nicht zu einer dauerhaften Symptomlinderung. Invasive Maßnahmen sollten deshalb unbedingt vermieder werden. 0122. Was ist der Unterschied zwischen einer „Okklusopathie“ und einer „okklusalen Dysästhesie“? Bei einer Okklusopathie werde die Beschwerden durch objektiv feststellbare, störende Zahnkontakte in statischer und/oder dynamischer Okklusion verursacht. Sie sind bei fachgerechtem Vorgehen in der Regel gut therapierbar. Bei einer okklusalen Dysästhesie werden vermeindlich störende Zahnkontakte in statischer und/oder dynamischer Okklusion für unspezifische Beschwerden oft in ganz anderen Körperregionen verantwortlich gemacht. Eine Änderung der okklusalen Kontakte führt nicht zu einer dauerhaften Symptomlinderung. Kurzfristige Placeboeffekte werden allerdings beobachtet. 0124. Was sind Dysgeusien? Dysgeusien sind Geschmacksstörungen. Man versteht darunter Störungen des Geschmackempfindens, der Gustatorik. Dysgeusien können durch verschiedene Erkrankungen und/oder durch Medikamente hervorgerufen werden. 0125. Welche medikamentösen Therapien gibt es bei den verschiedenen Formen von Mundschleimhautbrennen und Geschmacksstörungen (Dysgeusien)? 1. kausale Therapien, wenn die Ursache bekannt ist wie z.B. Vitamin B12-Mangel oder Eisenmangel; 2. symptomatische Therapien, wenn die Ursache nicht bekannt oder nicht behandelbar ist; 0126. Welche symptomatischen, medikamentösen Therapien gibt es zur Behandlung von Geschmacksstörungen (Dysgeusien)? Beispielsweise die Gabe von Zink-Glukonat wie z.B. „Zink Verla®“ (140 mg 1 x täglich); 0127. Welche Kriterien weisen nach Marxkors und Müller-Fahlbusch auf eine psychische/psychosomatische Störung von Patienten hin? Folgende 5 Kriterien legen weisen auf die die Verdachtsdiagnose einer psychischen/psychosomatischen Störung hin: 1. Auffällige Diskrepanz zwischen Befund und Befinden, oft auch Diakrepanz zwischen Chronologie der Beschwerden und den typischen klinischen Verläufen; 2. Diagnose ex non juvantibus; 3. Fluktuation der Beschwerden, oft auch Diskrepanz zwischen Beschreibung der Bescherden und anatomischen Grenzen; 4. Mitbeteiligung der Persönlichkeit; 5. Konkordanz der Beschwerden mit Situation und Biographie 0129. Welche nicht somatischen Ursachen für diagnostische/therapeutische Probleme gibt es außer psychische/psychosomatische Störung von Patienten noch? Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es nicht nur „schwierige Patienten“ gibt, sondern auch „schwierige Ärzte/Zahnärzte“. Ursachen für diagnostische/therapeutische Misserfolge können fachliche, kommunikative oder gebührenordnungsspezifische Defizite, Kompetenzüberschreitungen, Schlampereien und Selbstüberschätzung bei Ärzten/Zahnärzten sein. Die „Schuld“ am Misserfolg wird aber meist beim Patienten und nicht beim Arzt/Zahnarzt gesucht. Um bewusst oder unbewusst die eigenen Defizite zu kaschieren, werden dann manchmal die Patienten von psychiatrisch/psychologisch/psychosomatisch nicht ausgebildeten Ärzten/Zahnärzten fachlich völlig haltlos „psychiatrisiert“. 0130. Was kann davor schützen, ein „schwieriger Arzt/Zahnarzt“ zu werden oder zu sein? Wenn man vermeiden will, ein „schwieriger Arzt/Zahnarzt“ zu werden oder zu sein, muss man seine eigenen diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweisen regelmäßig kritisch reflektieren, offen für Kritik von Patienten und/oder Kollegen sein, sich regelmäßig fortbilden und vor allem: man darf sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Der Patient ist immer die wichtigste Person im Behandlungszimmer! 0131. Was sind die praktischen Folgen der sehr vielen verschiedenen Lückengebisssituationen, prothetischen Verankerungselementen und Therapiestrategien? Nur für die Regelversorgung bei gesetzlich versicherten Patienten gibt es eindeutige Planungsvorgaben, die sich nach dem jeweiligen Befund richten. Bei Versorgungen außerhalb der Regelversorgung werden selbst bei identischen Befunden bezüglich der prothetischen Planungen oft verschiedene, teilweise sogar widersprüchliche Empfehlungen gegeben. Wesentlich für den prothetischen Erfolg (also das Erreichen der prothetischen Therapieziele) ist es, bei jeder Planung die medizinischen, psycho-sozialen und finanziellen Rahmenbedingungen des einzelnen Patienten sorgfältig zu berücksichtigen und ein individuell angepasstes Therapieschema auszuarbeiten. 0132. Was ist „Gnathologie“? Die Gnathologie (von griech. γνάθος = Kiefer), die „Kiefer- oder Gebisslehre“, ist eine zahnmedizinische Fachrichtung die sich mit allen Aspekten der statischen und der dynamischen Okklusion befasst. Besonderer Wert wird auf das Zusammenspiel zwischen der Morphologie der Zähne sowie den knöchernen Strukturen, Gelenken, Muskeln und dem Parodontium gelegt. 0134. Welches Okklusionskonzept sollte nach den Prinzipien der Gnathologie im Seitenzahnbereich verwirklicht werden? Gnathologen wie Peter K. Thomas und H.C. Lundeen forderten im Seitenzahnbereich eine Zahn- zu-Zweizahn- Beziehung, bei der Höcker, Dreieckswülste und Randleisten so aufgebaut werden, dass es im Seitenzahnbereich zu einer stabilen Höcker-Fossa-Beziehung und Höcker-Randleisten-Kontakten kommt. 0144. Warum werden Gesetze/Regeln/diagnostischen Vorgehensweisen, die obsolet sind, in diesem Fragenkatalog beispielhaft aufgelistet? Dies zeigt deutlich, dass auch Wissen was zu einer bestimmten Zeit als gesichert gilt, relativ schnell überholt sein kann. In einem wissenschaftlichen Fach ist es deshalb erforderlich, die Grundlagen nicht nur sicher zu beherrschen, sondern auch immer wieder kritisch zu hinterfragen und immer offen zu bleiben für neue Erkenntnisse (die man selbstverständlich auch immer kritisch hinterfragen sollte. 0145. Was bedeutet der Fachbegriff „dens caninus“ aus dem Lateinischen wörtlich ins Deutsche übersetzt? „Hundezahn“; die englische Bezeichnung lautet für Eckzähne bei Menschen „canine tooth 0147. Wie lautet die lateinische Bezeichnung für Weisheitszahn? entweder „dens sapiens“ (= „Weisheitsszahn“) oder „dens serotinus“ (= „der spät kommende Zahn“); die englische Bezeichnung lautet „wisdom tooth“; 0148. Wie wird ein Wurzelrest auf lateinisch bezeichnet? „radix relicta“ 0149. Wie wird eine in die Kieferhöhle luxierte Zahnwurzel bezeichnet? „radix in antro“ 0151. Wie häufig sind odontogene Erkrankungen der Nasennebenhöhlen? Obwohl aktuell belastbare epidemiologische Untersuchungen fehlen, geht man in Deutschland von einer Inzidenz von über zehn Millionen Fällen von akuten und chronischen Sinusitiden pro Jahr aus. Etwa zehn Prozent davon, insbesondere unilateral vorliegende Nasennebenhöhlenerkrankungen, haben einen odontogenen Ursprung (also ca. 1.000.000!). Odontogene Ursachen sind beispielsweise: - Mund-Antrum-Verbindungen - fortgeschrittene Parodontalerkrankungen - radikuläre Zysten - zahnärztlich in die Kieferhöhlen verbrachte Fremdkörper/Materialien (wie z.B. Zahnwurzeln oder endodontische Materialien); 0152. Was ist die Bedeutung des Begriffes Uvula? Uvula (Diminuitiv zu lateinisch uva= „Traube“, also „Träubchen“; englisch = „uvula“) wird verwendet für eine herabhängende anatomische „Fleischstruktur“ (englisch = „a pendent fleshy mass“) und ist die medizinische Bezeichnung für das Gaumenzäpfchen oder Halszäpfchen, das zum weichen Gaumen (lateinisch = „Palatum molle“; englisch = „soft palate“) gehört und sich in der Mitte des Gaumensegels befindet. Ein synonymer Begriff ist die Staphyle, was aus dem Griechischen kommt und ebenfalls „Weintraube“ bedeutet (vgl. „Staphylitis“ für eine Entzündung der Uvula). 0153. Was bedeutet die Bezeichnung „Palatum“ für „Gaumen“ im Lateinischen noch? Der lateinische Begriff „Palatum“ bedeutet nicht nur „Gaumen“ sondern auch „Wölbung“ oder „Geschmack“; auch im Englischen stand der Begriff „palate“ (synonym „roof of the mouth“) nicht nur für den Gaumen, sondern auch für den Geschmack, da man lange glaubte, dass der Gaumen der Sitz des Geschmackssinns sei 0160. Was bedeutet der Begriff „Laser“? Das Wort „Laser“ ist ein Akronym, welches für „Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation” steht 0161. Was bedeutet der Begriff „PACS“ im Zusammenhang mit dem ärztlichen/zahnärztlichen Röntgen? „PACS“ ist ein Akronym, welches für „Picture Archiving and Communikation System“ steht 0162. Was bedeutet der Begriff „DICOM“ im Zusammenhang mit dem ärztlichen/zahnärztlichen Röntgen? „DICOM“ ist ein Akronym, welches für „Digital Imaging and Communication in Medicine“ steht. Es handelt sich dabei um ein Bild-Format, das ab ca. 2020 für alle medizinischen/zahnmedizinischen Röntgenbilder verbindlich ist. 0165. Welche zahnärztlichen Empfehlungen sollte man Bulimie-Patienten geben? Unmittelbar nach dem Erbrechen sollten auf keinen Fall die Zähne geputzt werden, da der durch die Magensäure angegriffene Zahnschmelz sonst weiter angegriffen wird und demineralisierte Zahnhartsubstanzen für eine Remineralisation durch den Speichel mehrere Stunden benötigen. Stattdessen sollten die Betroffenen folgende spezifischen Regeln der Mundhygiene einhalten: Mit dem Zähneputzen sollte nach einem Ess-Brech-Anfall mindestens eine Stunde gewartet werden. Sofort nach dem Essen und Erbrechen kann jedoch gründlich mit einer niedrig dosierten fluoridhaltigen Mundspüllösung gespült werden. Neben dem Zahnschutz dient dies auch zur Geschmacksneutralisierung. Außerdem kann das Kauen zuckerfreien Kaugummis empfohlen werden. Grundsätzlich sollten eine weiche Zahnbürste und eine fluoridhaltige Zahnpasta (auf keinen Fall eine „Weißmacher“-Zahnpasta) benutzt werden sowie ein Fluorid-Gelee einmal pro Woche. CAVE: neuere Untersuchungen propagieren nicht ein Abwarten, sondern eine zeitnahe pH-Wert-Neutralisation unmittelbar nach dem Säureangriff! 0166. Was sind Erosionen? Dentale Erosionen sind chemisch durch Säuren oder Chelatoren induzierte, irreversible Zahnhartsubstanzverluste ohne Beteiligung von Mikroorganismen. 0167. Was sind Abrasionen? Dentale Abrasionen sind durch Abrieb (z.B. durch abrasive Materialien wie Zahnpasten mit vielen Abrasivstoffen oder durch Staub) induzierte, irreversible Zahnhartsubstanzverluste ohne Beteiligung von Mikroorganismen. 0168. Was sind Attritionen? Dentale Attritionen sind mechanische, durch physiologische oder pathologische (z.B. Bruxismus) okklusale Kontakte induzierte, irreversible Zahnhartsubstanzverluste ohne Beteiligung von Mikroorganismen. 0169. Was sind Demastikationen? Dentale Demastikationen sind mechanische, durch den Kauvorgang induzierte, irreversible Zahnhartsubstanzverluste ohne Beteiligung von Mikroorganismen. 0170. Wodurch können umfangreiche Erosionen außer durch Bulimie verursacht werden? Auch saure Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C-Kautabletten, saure Medikamente (z.B. Aspirin®), berufsbedingte Säureeinwirkung (z.B. Weintester oder Schwimmer) können umfangreiche Erosionen verursachen. Diese werden durch unsachgemäße Zahnpflege noch verstärkt und oft mit Bulimie-Folgen verwechselt. II) Versicherungsmedizinische Aspekte 0171. Welche Krankenkassen werden in Deutschland unterschieden? Man unterscheidet private Krankenkassen (= PKV) von gesetzlichen Krankenkassen (= GKV). 0172. Welche gesetzlichen Krankenkassen werden in Deutschland unterschieden? Die gesetzlichen Krankenkassen können wie folgt eingeteilt werden: RVO-Kassen (Sammelbezeichnung für die Krankenkassen der Reichsversicherungsordnung): - Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK) - Betriebskrankenkassen - Innungskrankenkassen - Bundesknappschaft - See-Krankenkassen - Landwirtschaftliche Krankenkassen VDEK-Kassen (Verband der Ersatzkassen) - Barmer GEK - TK (Techniker Krankenkasse) - DAK Gesundheit - KKH (Kaufmännische Krankenkasse) - HEK (Hanseatische Krankenkasse) - HKK (Handelskrankenkassen) 0173. Welcher Personen zählen zu den „Heilfürsorge-Berechtigten“? Die „Heilfürsorge“ (oder „Freie Heilfürsorge“) in Deutschland bezeichnet die Finanzierung von Gesundheitsleistungen durch den Dienstherrn. „Heilfürsorge-Berechtigte“ sind Personen in einem öffentlich- rechtlichen Amts- oder Dienstverhältnis, die einer besonderen gesundheitlichen Gefährdung unterliegen. Dazu zählen folgende Personengruppen, wobei Unterschiede zwischen den Bundesländern bestehen können: - Bundeswehrsoldaten (unentgeltliche truppenärztliche Versorgung) - Polizeivollzugsbeamte der Bundespolizei - Polizeivollzugsbeamte der Länder - Beamte in einigen Bundesländern (nicht z.B. in Nordrhein-Westfalen) im Einsatzdienst der Berufsfeuerwehren und bei Landesfeuerwehrschulen, - Justizvollzugsbeamte 0178. Nach welchen Vorgaben erfolgt die Abrechnung prothetischer Leistungen bei Kassenpatienten beziehungsweise bei Privatpatienten? Bei gesetzlich krankenversicherten Patienten erfolgt die Berechnung des zahnärztlichen Honorars nach BEMA (= „einheitlicher Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen gemäß § 87 Abs. 2 SGB V“), die der Laborleistungen nach BEL II (= Bundeseinheitliches Leistungsverzeichnis). Dieses gesetzliche Leistungsverzeichnis für Laborleistungen BEL II ist eine verbindliche Preisliste, deren Positionen zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und den Zahntechniker-Innungen ausgehandelt werden. BEL II - Leistungen decken im Wesentlichen die Herstellung von Zahnersatz ab, der der Regelversorgung entspricht. Bei Privatpatienten erfolgt die Berechnung des zahnärztlichen Honorars nach GOZ/GOÄ (GOZ = Gebührenordnung für Zahnärzte), die der Laborleistungen nach BEB (= Bundeseinheitliche Benennungsliste). Bei den BEB-Positionen handelt es sich nicht um verbindliche Vorgaben. Vielmehr sind die Positionen und Preise des BEB unverbindliche Kalkulationsgrundlagen für die Labore, die sich an den gängigen Kosten für zahntechnische Materialien und den Zeiten, die für die Herstellung benötigt werden, orientieren. Die BEB-Preise können deshalb von den Laboren relativ frei kalkuliert werden und sind meist wesentlich höher als beim gesetzlich verbindlichen Leistungskatalog BEL. In den letzten Jahren weigern sich deshalb zunehmend private Krankenkassen nach BEB erstellte Laborrechnungen zu bezuschussen. 0179. Nach welchem System erfolgt bei Kassenpatienten die Festlegung des Krankenkassenzuschusses für die prothetische Versorgung? Nach einem befundbezogenen Festzuschuss-System; deshalb kommen der Genauigkeit und Eindeutigkeit des Befundes ein sehr hoher Stellenwert zu. Zur Dokumentation des Befundes sollten nur die hierfür entwickelten Kürzel benutzt werden. Die Befundkürzel werden immer klein geschschrieben, Therapiekürzel groß. Die letzte Aktualisierung der Befundkürzel erfolgte am 01. Juli 2022. Seitdem haben alle Kürzel zur Kennzeichnung der Erneuerungsbedürftigkeit ein „w“ am Ende.Im Folgenden werden einige Beispiele für die aktuellen Befundkürzel aufgeführt: b = Brückenglied; f = fehlender Zahn; e = durch herausnehmbaren Zahnersatz ersetzter Zahn; ix = zu entfernendes Implantat; k =klinisch intakt Krone; kw = erneuerungsbedürftige Krone; tw = erneuerungsbedürftiges Teleskop; skw = erneuerungsbedürftige implantatgetragene Krone; st = implantatgetragene Teleskopkrone; ww = stark zerstörter, aber erhaltungswürdiger Zahn; x = stark zerstörter, nicht erhaltungswürdiger Zahn (muss extrahiert werden); r = Wurzelstiftkappe; ur = unzureichende Retention; 0180. Wann muss eine Behandlung dokumentiert werden? Jede Behandlung muss dokumentiert werden. § 630f BGB fordert eine Dokumentation in einem „unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Behandlung“. Das bedeutet nach Auffassung der Juristen, dass die Dokumentation möglichst am Tag der Behandlung erfolgen sollte. Gerichte halten allerdings einen Eintrag noch zwei Tage nach der Behandlung für ausreichend (vgl. Landgericht Heilbronn, Urteil vom 17.08.2018, Az. 1 = 14/17 Hn). 0181. Was muss bei einer Behandlung dokumentiert werden? In seinem Urteil vom 17.08.2018 (Az. 1 = 14/17 Hn) führt das Landgericht Heilbronn aus, dass bei der medizinischen Dokumentation Folgendes zu dokumentieren ist: - Anamnese - Befunde (auch Röntgenbefunde) - Therapien und ihre Wirkung - Eingriffe und ihre Wirkung - Aufklärungen - Einwilligungen - Arztbriefe, Laborwerte usw.; Bei Röntgenaufnahmen müssen außerdem noch die „rechtfertigende Indikation“, durchführender Arzt und Expositionsparameter dokumentiert werden. Eine reine „Abrechnungsdokumentation“ (= Auflistung der abrechenbaren Leistungen) ist unzureichend. 0182. Welcher Faktor spielt bei der Errechnung des Festzuschusses neben Befund und Planung noch eine große Rolle? Der Bonus, der in Abhängigkeit von der ordnungsgemäßen Führung des Bonushefts gewährt wird. Allerdings erhalten 42 % der Versicherten bei einer Versorgung mit Zahnersatz nicht den höchsten Bonus von 30 %, weil sie ihr Bonusheft nicht ordnungsgemäß geführt ist. Dadurch sparen die Krankenkassen ca. 200 Millionen Euro pro Jahr. 0183. Welche Gutachten sind im Rahmen der zahnärztlichen Patientenversorgung vorgesehen? In der zahnärztlichen Krankenversorgung gibt es folgende Arten von Gutachten: 1. Kassengutachten (gesetzliche Krankenkassen = Vertragszahnärztliches Gutachterwesen): 1.1 Planungsgutachten (= Gutachten vor der Behandlung = Begutachtung der Planung) 1.2 Mängelgutachten (= Gutachten nach der Behandlung z.B., weil ein Patient unzufrieden ist) 2. Gerichtsgutachten 3. KZV/Kammer-Gutachten (z.B. für Schlichtungsstellen) 4. Privatgutachten 0184. Was sind die häufigsten Ursachen für kostenintensive Überversorgungen? - fachliche Defizite der Behandlerinnen/Behandler (vermutlich der häufigste Grund) - Geldgier - Neugier (nach dem Motto: „so etwas Tolles will ich auch einmal machen“) 0185. Wer führt diese Begutachtungen im Auftrag der gesetzlichen Krankenkassen durch? Der MDK (= der „Medizinische Dienst der Krankenversicherungen“) 0187. Was ist laut BEMA-Richtlinien die Voraussetzung für eine prothetische Versorgung eines Kassenpatienten? Der Versorgung mit Zahnersatz, Zahnkronen und Suprakonstruktionen hat die Erhebung des Gesamtbefundes des Gebisses und dessen Dokumentation im Heil- und Kostenplan vorauszugehen. Die Versorgung hat die Wiederherstellung der Kaufunktion im Sinne einer Gesamtplanung zum Ziel. Die Krankenkasse kann den Befund, die Versorgungsnotwendigkeit und die geplante Versorgung begutachten lassen. Der Versorgung mit Zahnersatz hat die notwendige konservierend-chirurgische und parodontale Behandlung des Restgebisses vorauszugehen: a) Tief kariöse Zähne müssen auf ihre Erhaltungswürdigkeit geprüft sein und ggf. nach Versorgung mit einer Füllung klinisch reaktionslos bleiben. b) Pulpatote Zähne müssen mit einer nach den Behandlungs-Richtlinien erbrachten, röntgenologisch nachzuweisenden Wurzelfüllung versorgt sein. c) Zu überkronende Zähne sind auf ihre Sensibilität zu überprüfen. d) Bei Zähnen mit krankhaften Prozessen müssen Maßnahmen zur Ausheilung eingeleitet sein. An diesen Zähnen dürfen vorerst nur Interimsmaßnahmen durchgeführt werden. Endgültiger Zahnersatz ist erst nach Ausheilung angezeigt. e) Notwendige Parodontalbehandlungen müssen bereits vorgenommen sein. f) Bei Verdacht auf krankhafte Prozesse an Zähnen und im Kieferknochen muss eine röntgenologische Überprüfung erfolgen. g) Nicht erhaltungswürdige Zähne und Wurzelreste müssen entfernt sein. h) Retinierte und impaktierte Zähne, die im räumlichen Zusammenhang mit geplantem Zahnersatz stehen, sollen vor Beginn der Behandlung entfernt werden. i) Voraussetzung für die Versorgung mit Suprakonstruktionen ist die Osseointegration (= funktionelle Ankylose) der Implantate. 0188. Auf welcher Grundlage erfolgt die Festlegung des Steigerungssatzes bei der GOZ-Abrechnung? Die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) lautet im § 5 (1) „Bemessung der Gebühren für Leistungen des Gebührenverzeichnisses“: Die Höhe der einzelnen Gebühr bemisst sich nach dem Einfachen bis Dreieinhalbfachen des Gebührensatzes.“ Ergänzend wird im Absatz (2) des § 5 der Gebührenordnung wie folgt präzisiert: „Innerhalb des Gebührenrahmens sind die Gebühren unter Berücksichtigung der Schwierigkeit und des Zeitaufwandes der einzelnen Leistungen sowie der Umstände bei der Ausführung nach billigem Ermessen zu bestimmen. Die Schwierigkeit der einzelnen Leistungen kann auch durch die Schwierigkeit des Krankheitsfalles begründet sein. Bemessungskriterien, die bereits in der Leistungsbeschreibung berücksichtigt worden sind, haben hierbei außer Betracht zu bleiben. In der Regel darf eine Gebühr nur zwischen dem Einfachen und dem 2,3fachen des Gebührensatzes bemessen werden; ein Überschreiten des 2,3fachen des Gebührensatzes ist nur zulässig, wenn Besonderheiten der in Satz 1 genannten Bemessungskriterien dies rechtfertigen.“ 0189. Welches Formular benutzen Zahnärzte für Rezepte und Überweisungen? Das Formular „Muster 16“ 0190. Wie viele Medikamente dürfen auf einem einzigen Kassenrezept verschrieben werden? Auf einem Kassenrezept (Rezeptformular Muster 16) dürfen maximal 3 Medikamente verschrieben werden. 0191. Welche Angaben müssen auf allen Rezepten verpflichtend angegeben werden? Alle Rezepte (auch Privatrezepte!) müssen folgende Angaben enthalten: - Name und Anschrift der Praxis - Name, Vorname und Telefonnummer des verordnenden Arztes - Berufsbezeichnung des verordnenden Arztes (z.B. Zahnarzt, Facharzt für MKG-Chirurgie usw.) - Name und Geburtsdatum der Person, für die das Arzneimittel bestimmt ist - Datum der Ausstellung (Gültigkeit) - Medikament - Darreichungsform (z. B. Kapseln, Tropfen etc.) - Wirkstoffmenge pro Einheit - Stückzahl bzw. Packungsgröße - Medikationsplan - Unterschrift des verordnenden Arztes 0192. Was muss seit 01.11.2020 auf einem Rezept zusätzlich angegeben werden? Mit der „Achtzehnten Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung“ (= AMW) wurde mit Wirkung ab dem 01.11.2020 § 2 Absatz 1 b) Nr. 7 der AMW geändert. Nunmehr sind von verschreibenden Ärzten/Zahnärzten für alle verordneten Medikamente Dosierungsangaben auf dem Rezeptformular anzugeben. 0193. Welche arztbezogenen Angaben gibt es für Ärzte, für Zahnärzte aber bisher nicht? Es gibt für Zahnärzte bisher keine „Lebenslange Arztnummer“ (= LANR). Ärzte haben seit 2008 eine solche Nummer, die bei ihnen die KV-Abrechnungsnummer ersetzt, und müssen diese Nummer auf Kassenrezepten auch angeben. Bei Zahnärzten bleibt dieses Feld auf dem Rezept bisher frei. 0194. Wann kreuzt man das Feld „noctu“ (links 2tes Kästchen von oben auf dem Rezeptformular Muster 16) an? Wird vom Patienten ein verschriebenes Arzneimittel innerhalb der Notdienstzeiten abgeholt, so hat der Patient zusätzlich eine Gebühr von derzeit 2,50 € zu zahlen. Ist vom verschreibenden Arzt „noctu“ angekreuzt, entfällt diese Gebühr. 0195. Wann kreuzt man das Feld „aut idem“ (links 7tes bis 9tes Kästchen von oben auf dem Rezeptformular Muster 16) an? „Aut idem“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet eigentlich „oder ein Gleiches“. Ursprünglich sollte dies vom verordnenden Arzt/Zahnarzt angekreuzt werden, wenn der Apotheker das verordnete Medikament auch durch ein anderes mit gleichen Wirkstoffen ersetzen konnte. Da dies aber kaum angekreuzt wurde, im Gesundheitsweisen aber durch die Verwendung von billigen Generika Geld gespart werden sollte, wurde 2002 von der Politik für Deutschland eine „Bedeutungsumkehr“ beschlossen. Seitdem gilt: Wenn „aut idem“ angekreuzt wird schließt der Arzt eine Substitution (= Austausch des verordneten Arzneimittels gegen ein anderes, eventuell billigeres Arzneimittel) aus. Wird „aut idem“ nicht angekreuzt kann durch den Apotheker ein Austausch erfolgen. Da die meisten Ärzte/Zahnärzte „aut idem“ nicht ankreuzen können die Krankenkassen massiv Geld einsparen. 0196. Wie lange ist ein Rezept gültig? Die Dauer der Gültigkeit eines Rezepts hängt von der Art des Rezepts ab. Man kann sich dabei gut an der Farbe des Rezeptformulars orientieren: - Rotes Rezept (= Kassenrezept): 1 Monat; - Blaues Rezept (= Privatrezept): 3 Monate; - Gelbes Rezept (= Betäubungsmittelrezept; BtM-Rezept): 7 Tage; - Grünes Rezept (= nicht verschreibungspflichtige Empfehlungen): unbegenzt; 0197. Welches Formular müssen Zahnärzte seit 01.07.2017 für die Verordnung von Krankengymnastik benutzen? Das Formular „Vordruck-Nr. Z13 05/17“; Originalgröße DIN A4 0204. Welche Bezeichnung hat das staatliche englische Gesundheitssystem? Das staatliche Gesundheitssystem in Großbritanien und Nordirland ist der „British National Health Service“ oder „National Health Service“ (= NHS; das bedeutet in deutsch: Nationaler Gesundheitsdienst). Er wurde 1948 gegründet. Im Gegensatz zum deutschen Gesundheitssystem basiert das System im Vereinigten Königreich auf der grundlegenden Idee des Wohlfahrtsstaats. Der NHS soll jedem Bürger Großbritanniens medizinische Versorgung im primären Bereich (Hausarzt/Hauszahnarzt) und im sekundären Bereich (Krankenhäuser) ermöglichen. Aufgrund der ständig steigenden Kosten im Gesundheitsbereich gilt die Finanzierung des NHS als problematisch. 0205. Wie ist das Gesundheitssytem in den USA organisiert? Seit 1965 gab es in den USA zwei Formen der sozialstaatlichen öffentlichen Krankenversicherung für einkommensschwache US-Amerikaner: Die Medicare, eine öffentliche und bundesstaatliche Krankenversicherung überwiegend für Rentenbezieher ab einem Alter von 65 Jahren, und Die Medicaid, eine steuerfinanzierte Krankenfürsorge für besonders bedürftige Menschen. Der Krankenversicherungsschutz der restlichen US-Bürger galt bis 2014 grundsätzlich als private Angelegenheit. Eine allgemeine Krankenversicherungspflicht war nicht vorgesehen. Über 50 % der arbeitenden US-Bürger erhielten jedoch Versicherungsschutz über ihren jeweiligen Arbeitgeber als freiwillige Sozialleistung. 2014 wurde auf Betreiben der Regierung von Barack Obama das Bundesgesetz „Patient Protection and Affordable Care Act (PPACA)“ (auch als „Obamacare“ bezeichnet) beschlossen. Dieses Gesetz umfass ein Bündel von Reformen, von denen hier nur 3 genannt werden sollen: - Krankenversicherungen ist es verboten, für Kinder mit Vorerkrankungen erhöhte Versicherungsbeiträge zu verlangen. - Krankenversicherungen müssen einen Mindest-Standard an definierten Leistungen umfassen. - US-Bürger, die keine Krankenversicherung abgeschlossen haben, müssen Strafzahlungen (von bis zu 2 % des Einkommens) leisten, es sei denn, sie sind sehr arm oder haben religiöse Gründe, keine Krankenversicherung abzuschließen. III) Evidenzbasierte Zahnmedizin/ wissenschaftliche Grundlagen 0206. Wie lautet die WHO-Definition für Gesundheit? Laut WHO-Definition wird „Gesundheit“ verstanden als Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als Abwesenheit von Krankheit. [Haisch, J., Weitkunat, R., Wildner, M. (Hrsg.): Wörterbuch Public Health. Hans Huber Verlag Bern 1999 S. 431] 0207. Was stellt bei dieser WHO-Definition für Gesundheit ein Hauptproblem dar? Wenn man von dem umfassenden Gesundheitsbegriff der WHO als einem Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens ausgeht, kann es keine vollständige Gesundheit geben, sondern nur Annäherungsversuche an dieses unerreichbare Ideal. 0208. Wie lautet die FDI-Definition für orale Gesundheit? Die FDI-Definition für „orale Gesundheit“ ist sehr facettenreich. Der Begriff der „oralen Gesundheit“ beinhaltet danach folgende Fähigkeiten: - Sprechen - Lächeln - Schmecken - Fühlen - Berühren - Kauen - Schlucken - Vermittlung der gesamten Spannbreite von Gefühlen durch die Mimik ohne Schmerz, Krankheit oder Missempfindungen im gesamten craniofacialen Komplex. Die FDI weist darauf hin, dass die „orale Gesundheit“ ein fundamentaler Bestandteil der Gesundheit und des körperlichen und seelischen Wohlbefindens ist. Die „orale Gesundheit“ spiegelt die Gesamtheit der physiologischen, sozialen (psycho-sozialen) Attribute wider, die für die Lebensqualität essentiell sind. 0209. Was bedeutet die Abkürzung „GWP“? „GWP“ ist die Abkürzung für „Gute Wissenschaftliche Praxis“; Laut DFG (= „Deutsche Forschungsgemeinschaft“) ist Redlichkeit ist eines der wesentlichen Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis und damit jeder wissenschaftlichen Arbeit. Unredlichkeit hingegen gefährdet die Wissenschaft. Sie zerstört das Vertrauen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untereinander sowie das Vertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft, ohne das wissenschaftliche Arbeit ebenfalls nicht denkbar ist. Redlichkeit zur Richtschnur ihres Denkens und Handelns zu machen, ist laut DFG die Aufgabe und Verpflichtung eines jeden einzelnen Wissenschaftlers und einer jeden einzelnen Wissenschaftlerin. 0212. Wodurch entsteht im Bereich der Medizin/Zahnmedizin der größte volkswirtschftliche Nutzen? durch intensive Förderung präventiver Maßnahmen; 0216. Was ist „Green Dentistry“? Aktuell erfolgt durch den Klimawandel weltweit eine gefährliche Reduktion von natürlichen Lebensgrundlagen bei gleichzeitig wachsender Weltbevölkerung. Diese Entwicklungen können zu einer existentiellen Gefahr für große Teile der Menschheit führen. Die potentiellen Möglichkeiten zur Vermeidung einer Klimakatastrophe finden erfreulicherweise auch in unserm kleinen Bereich, in der Zahnmedizin, zunehmend Beachtung. Unter dem Motto „Green Dentistry“ (= „Grüne Zahnmedizin“) werden die Aspekte der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung beim Praxisbetrieb und bei zahnmedizinischen Behandlungsabläufen thematisiert. Das Motto „Rethink“, also das Überdenken und Optimieren aller Prozesse nach Umweltgesichtspunkten, bekommt zunehmend auch in der Zahnmedizin Bedeutung. Dies betrifft z.B. die Müllvermeidung (Stichwort „Less Waste“) und das Recycling, die Administration („Green Office“), aber auch den Bau von Praxen, den Transport von Menschen und Gütern und die Aufbereitung von Medizinprodukten unter der nachhaltigen Nutzung moderner Techniken usw.. 0217. Was sind die 4 „Nachhaltigkeits-R ́s“ der „Green Dentistry“? Eine größere Nachhaltigkeit soll bei der Green Dentistry durch folgende 4 R ́s erreicht werden: - Reduce (= Reduzieren von Energie- und Ressourcenverbrauch) - Reuse (= Wiederverwendung nach Aufbereitung z.B. von Patienten- und Stuhlabdeckungen, Wasserbechern usw.) - Recycle (= Recycling von Abfällen) - Rethink (= Überdenken und Optimieren aller Prozesse nach Umweltgesichtspunkten) 0218. Was zählt derzeit (2021) zu den größten Herausforderungen bei der Einleitung von gezielten „Green Dentistry Maßnahmen“? 1. Die durch die Gesundheitseinrichtungen verursachten Emissionen und Umweltbelastungen wurden bisher nicht gezielt erfasst. Das Fehlen dieser Daten erschwert die Planung und Umsetzung einer ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Zahnmedizin und zählt somit zu den größten Herausforderungen bei der Einleitung von gezielten „Green Dentistry Maßnahmen“. 2. Ein Großteil der zahnmedizinisch verursachten Umweltbelastung und des Resourcenverbrauchs erfolgt durch die Anfahrt/Abfahrt von Patienten zu Behandlungsterminen. Eine sinnvolle und medizinisch vertretbare Reduktion der erforderlichen Termine stellt damit eine der „Green Dentistry Herausforderungen“ dar. [vgl. – Mulimani, P.: Green dentistry: the art and science of sustainable practice. Br Dent J 222, 954 – 961 82017)] 0222. Wie erfolgt die Weiterbildung zum Fachzahnarzt für Umweltmedizin? Es gibt in der Zahnmedizin bisher weder eine strukturierte umweltmedizinische Ausbildung noch eine Fachzahnarztausbildung im Bereich Umweltmedizin. 0223. Was sind Umwelterkrankungen/Umweltkrankheiten? Umweltkrankheiten sind Krankheiten, deren Ursache direkt auf bestimmte Umwelteinflüsse zurückgeführt wird. Allerdings existiert bisher keine wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition des Begriffs "Umwelterkrankungen". Schon das Verständnis der zugrundeliegenden Umwelteinflüsse ist verschieden, je nachdem ob ausschließlich anthropogene Umweltbelastungen oder zusätzlich auch Lebensstilfaktoren oder biogene Faktoren als mutmaßliche Krankheitsursachen einbezogen werden. 0226. Was ist „Teledentistry“? „Teledentistry“ ist ein Sammelbegriff für verschiedene zahnärztliche Versorgungskonzepte, bei denen medizinische Leistungen in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie bei der Beratung unter Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (sogenannte eHealth-Methoden) erbracht werden. Die Anwendung soll von online-Erstkontakten (z.B. Telefonberatung, Video-Sprechstunden usw.) bis zur Durchführung der postoperativen Nachsorge (z.B. Apps zur Dokumentation und Nachbetreuung, Telemonitoring usw.) reichen. Infolge der Abstands- und Hygieneregeln in der Corona-Pandemie werden die telemedizinischen Angebote verstärkt genutzt. Davon sollen besonders vulnerable Patientengruppen profitieren. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (= KZBV) weist allerdings darauf hin, dass eine eingehende und gründliche Untersuchung sowie fachlich gesicherte intraorale Befunde immer zwingend den persönlichen Kontakt zwischen Patienten und Zahnarzt erforderlich machen. 0227. Was ist „Evidenzbasierte Medizin/Evidenzbasierte Zahnmedizin“? Die Evidenzbasierte Medizin (= EBM) / Evidenzbasierte Zahnmedizin (= EBD) ist der „gewissenhafte und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig verfügbaren, besten externen wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen/zahnmedizinischen Versorgung individueller Patienten“ (zit. nach Sackett et al. 1996). 0229. Was hat den höchsten und was den niedrigsten Evidenzgrad? Es gibt verschiedene Klassifizierungen der Evidenzgrade. In der Medizin/Zahnmedizin gilt meist als höchster Evidenzgrad = Evidenzgrad I a: systematische Übersichtsarbeiten/Metaanalysen von randomisierten kontrollierten klinischen Studien (Randomized Controlled Clinical Trials = RCT); als niedrigster Evidenzgrad = Evidenzgrad IV: narrative Übersichtsarbeit, Expertenmeinung, Kommissionen, Konsensuskonferenzen; In jüngerer Zeit wurde die Klassifizierung noch um einen Evidenzgrad V ergänzt: Fallserien oder eine oder mehrere Expertenmeinungen. Dieser Grad V ist aber nicht allgemein akzeptiert. 0230. Welches Ziel verfolgt die „Evidenzbasierte Medizin/Evidenzbasierte Zahnmedizin“? Die Evidenzbasierte Medizin (= EBM) und die Evidenzbasierte Zahnmedizin (= EBD) analysieren die Frage mit welcher Sicherheit wir bestimmte Fakten wissen. Evidenzbasiert kann man deshalb am besten übersetzten mit „nachweisgestützt“. EBM und EBD verfolgen das Ziel, möglichst diejenigen diagnostischen und therapeutischen Verfahren anzuwenden, die sich in vergleichenden wissenschaftlichen Studien und Analysen als am besten geeignet erwiesen haben, also eine nachgewiesene und nachvollziehbare Wirksamkeit haben. 0231. Was ist Prävalenz und was ist Inzidenz? Prävalenz ist die Gesamtzahl (oft in Prozent) der zum Zeitpunkt der Untersuchung erkrankten Personen Inzidenzist die Zahl (oft in Prozent) der Neuerkrankten innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Beispiele: Prävalenz: In Deutschland waren 2013 ????? Patienten (= ??? % der untersuchten Patienten) mit Totalprothesen versorgt. Inzidenz: In Deutschland wurden 2013 ????? Personen (= ??? % der untersuchten Patienten) zahnlos und mussten mit Totalprothesen neu versorgt werden. 0233. Was ist die Hospitalisierungsrate? Die Hospitalisierungsrate, die auch als Hospitalisierungsinzidenz bezeichnet wird, ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen pro 100.000 Einwohner in einem bestimmten Zeitraum (zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden oder innerhalb von sieben Tagen). Aufgrund der oft bestehenden Verzögerungen und Unsicherheiten bei den Meldungen wird die Verwendung der Hospitalisierungsrate als Entscheidungsgrundlage oder zur Beurteilung eines Infektionsgeschehens von vielen Fachleuten kritisch gesehen. 0234. Welche Arten von Überlebenszeitstudien gibt es? Man kann die durchschnittlich zu erwartenden Überlebenszeiten von Zahnersatz mit folgenden Vorgehensweisen ermitteln: - prospektive oder retrospektive klinische Studien - Laboruntersuchungen (z.B. zur Abnutzung oder zum Frakturverhalten - Umfragen (Fragen nach den Erfahrungen z.B. von Zahnärzten, Zahntechnikern usw.) - Literaturrecherchen (z.B. Metaanalysen) 0235. Wie werden die Ereigniszeitdaten für eine klinischen Überlebenszeitanalyse beispielsweise von zahnärztlichen Restaurationen dargestellt? Die Ergebnisse von Überlebenszeitanalysen können in einer Kaplan-Meier „Überlebenskurve“ grafisch dargestellt werden. Dabei wird auf der X-Achse die Zeit und auf der Y-Achse die Überlebensrate in Prozent eingetragen. 0238. Was steht am Anfang jeder Planung einer wissenschaftlich-statistischen Analyse? Bevor ein realer Vorgang statistisch überprüft werden kann, muss große Klarheit über die wesentlichen Aspekte dieses Vorgangs bestehen. Dazu muss man den Vorgang analysieren und wesentlich Erscheinendes von Unwesentlichem trennen, d.h. man muss den Vorgang abstrahieren. 0239. Wann gilt das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung als „signifikant“? Wenn der in der Studie festgestellte Effekt innerhalb der Bandbreite der zufallsbedingten Streuung der Messwerte liegt, gilt er als „nicht signifikant“. Wenn der beobachtete Effekt jedoch größer ist als die übliche Streuung der Messwerte, kann das gefundene Ergebnis nicht einfach als zufallsbedingt abgetan werden: es gilt als "statistisch signifikant". Ein statistisches Testverfahren untersucht also die Frage, ob die zufallsbedingte Streuung der Messwerte ausreicht, um den beobachteten Effekt zu erklären. 0241. Eine „Signifikanz“ wird häufig mit dem „p-Wert“ charakterisiert. Was bedeutet das „p“? Der „p-Wert“ (engl.: p-value) ist eine Kennzahl zur Auswertung statistischer Tests. „P“ steht dabei für „probability“ = Wahrscheinlichkeit. Der p-Wert gibt an, auf welchem Signifikanzniveau sich ein Testergebnis einstellen würde, wenn man unter der zweiseitigen Fragestellung ein statistisches Testverfahren durchführen würde. 0242. Welche Wahrscheinlichkeit drückt ein „p-Wert“ aus? Die Wahrscheinlichkeit, ob die Messgrößen (= Variablen) der Statistik durch Zufall derart zustande kommen würden, oder ob ein „überzufälliger Zusammenhang angenommen werden kann, da eine zuvor festgelegte Schwelle (das „Signifikanzniveau“) nicht überschritten wird. Oft wird für den p-Wert die unglückliche Bezeichnung „Irrtumswahrscheinlichkeit“ verwendet, obwohl es beim p-Wert nicht um die Wahrscheinlichkeit einen Irrtum zu begehen geht. 0244. Was ist Stochastik? Stochastik (von altgriechisch στοχαστικὴ τέχνη stochastikē technē, lateinisch ars conjectandi ‚Kunst des Vermutens‘, ‚Ratekunst‘) ist die Mathematik des Zufalls, also die Verbindung aus Wahrscheinlichkeitstheorie und mathematischer Statistik. Ihre Ursprünge hat die Stochastik auch in mathematischen Überlegungen, die zum Gewinnen beim Glückspiel beitragen sollten. 0246. Was ist eine „Replikationskrise“? „Replikationskrise“ bedeutet, dass die Aussage einer Studie sich durch Folgestudien nicht bestätigen lässt. Nach Hirschauer und Becker sind Replikationskrisen relativ häufig. 0247. Was kann zu falschen Forschungsergebnissen führen? Folgende Ursachen sind am häufigsten für falsche Forschungsergebnisse in der Zahnmedizin verantwortlich: - Zu kleine Gruppengrößen - Fehlende Randomisierung /fehlende Verblindung - Unzulässige Vergleiche von Gruppen oder Subgruppen (und dadurch „falsche Entdeckungen“) - Fehlende Daten - Interessenkonflikte (fehlende Objektivität) - Fehlende Hinweise auf einen möglichen Bias wie den „selection Bias“ oder Verzerrungen beispielsweise durch den „Hawthorne-Effekt“ - Unvollständige oder unbrauchbare Darstellung der Methodik, der Statistik oder der Ergebnisse 0248. Was ist ein „Bias“? Bei der Durchführung wissenschaftlicher Untersuchungen gibt es vielfältige Möglichkeiten, Fehler zu machen. Dabei unterscheidet man zwei Kategorien von Fehlern: - die systematischen Fehler, die oft auch als „Bias“ (engl. für „Drall“, „Schrägheit“ oder „Verzerrung“) bezeichnet werden; - die zufälligen Fehler. Ein „Bias“ ist in der Regel später nicht mehr korrigierbar. 0253. Was stellt ein „Box- oder Whisker“-Diagramm dar? Das Kasten- oder (Katzen-)Schnurrhaar-Diagramm (nach Tukey) wird oft abgekürzt auch als „Boxplot“ bezeichnet. Es stellt schematisch eine Häufigkeitsverteilung dar, wobei sich beim „klassischen“ Boxplot 50 % der Messwerte in der Box befinden. Die daran angesetzten „Schnurrhaare“ zeigen die Steuung der restlichen Werte. 0254. Was markiert die dicke schwarze Linie in der Box eines Boxplots? Die dicke schwarze Linie in der Box stellt den Median (nicht zu verwechseln mit dem Mittelwert) dar. Das bedeutet, dass die Hälfte der Messwerte über dieser Linie liegen und die andere Hälfte darunter. 0256. Was ist „Surveillance“? Surveillance ist eine kontinuierliche Datenerhebung oder Überwachung eines Prozesses z.B. einer Krankheitsausbreitung in einer Bevölkerung (der Begriff hat in Corona-Zeiten eine aktuelle Bedeutung bekommen). 0257. In welchen zahnmedizinisch relevandten Bereichen schreibt die am 26.05.2020 in Kraft getretene EU-Medizinprodukte-Verordnung (in Kurzform: MDR = „Medical Device Regulation“) eine sogenannte „Post Market Surveillance“ (= PMS) vor? Eine sogenannte „Post Market Surveillance“ (= PMS) wird von der EU-Medizinprodukte-Verordnung (in Kurzform: MDR = „Medical Device Regulation“) beispielsweise bei Implantatversorgungen vorgeschrieben. Bei Implantatversorgungen muss der „Implantologe“ nach Abschluss der therapeutischen Maßnahmen weiter beobachten, ob die Sicherheit und der medizinische Nutzen des Implantats/ der Implantate gegeben bleibt. Außerdem muss er überprüfen und dokumentieren, ob es mit dem Implantat/ den Implantaten unerwünsche Vorkommnisse gibt. 0259. Was ist „Metaresearch“? Als „Metaresearch“ wird ein relativ neuer Wissenschaftszweig bezeichnet, die Forschungsansätze, Analysemethoden, statistische Auswertungen usw. untersucht. „Metaresearch“ ist also „Wissenschaft über Wissenschaft“. 0260. Wie können klinische Studien eingeteilt werden? randomisierte kontrollierte Studie nicht randomisierte kontrollierte Studie Interventionsstudie Einteilung klinischer Studien Klinische Studien können in Interventionsstudien und Beobachtungsstudien eingeteilt werden. In einer Cochrane- Übersichtsstudie (Anglemyer et. al. 2014) wurde die Zuverlässigkeit von Beobachtungsstudien mit der von randomisierten kontrollierten Studien verglichen. Die Unterschiede waren so unbedeutend, dass die Autoren empfahlen, bei der Bewertung von Studien die besonderen Umstände jeder einzelnen Studie genau zu beachten statt sich an Pauschalurteilen zu Studientypen zu orientieren 0262. Was sind „medizinische/zahnmedizinische Leitlinien“? Medizinische/zahnmedizinische Leitlinien sind Empfehlungen, die rechtlich nicht zwingend bindend sind. Sie sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für die angemessene Vorgehensweise bei speziellen gesundheitlichen Problemen. Neben einer verbesserten medizinischen/zahnmedizinischen Versorgung der Bevölkerung dienen Leitlinien der Vermeidung unnötiger Maßnahmen und Kosten. 0263. Wie unterscheidet sich eine „Stellungnahme“ einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft von einer AWMF-Leitlinie? „Stellungnahmen“ werden im Gegensatz zu Leitlinien nicht systematisch entwickelt. Außerdem werden Stellungnahmen von einzelnen Experten oder Expertengruppen verfasst. Leitlinien dagegen werden von vielen Fachgesellschaften und Organisationen erarbeitet und überprüft. So waren z.B. an der Entwicklung der S2k-Leitlinie „Dentale digitale Volumentomographie“ 17 verschiedene Organisationen und Fachgesellschaften beteiligt. 0264. Welche Empfehlungssformulierungen benutzen Leitlinien? Von der Bundesärztekammer (BÄK), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) werden übereinstimmend folgende drei Empfehlungsstärken unterschieden: 1. soll/soll nicht (= stärkste gebräuchliche Form der Empfehlung beziehungsweise deren Verneinung; 2. sollte/sollte nicht; 3. kann/kann nicht; Es gibt allerdings Hinweise, dass diese Empfehlungsstärken oft nicht von allen Ärzten/Zahnärzten so wahrgenommen werden, wie von Leitlinienautoren beabsichtigt und dass sich nicht alle Fachgesellschaften bei der Abfassung ihrer Leitlinien an diese Empfehlungsformulierungen halten. 0265. Wie werden AWMF-Leitlinien klassifiziert? Die AWMF teilt Leitlinien in folgende drei, auf die Entwicklungsmethode bezogene Klassen ein: S1-Leitlinien: von einer Expertengruppe im informellen Konsens erarbeitete Leitlinien; S2-Leitlinien: zur Erarbeitung der Leitlinie hat eine formale Konsensfindung der Expertengruppe (= „S2k-Leitlinie“) und/oder eine formale „Evidenz-Recherche“ (= „S2e-Leitlinie“) stattgefunden; S3-Leitlinien: die Leitlinie wurde unter Anwendung aller Elemente einer systematischen Entwicklung mit Entscheidungs- und „Outcome“-Analysen erarbeitet (das bedeutet sowohl systematische Literaturrecherche und Bewertung als auch Expertenkonsens). Sogenannte „Nationale VersorgungsLeitlinien“ müssen methodisch immer der Leitlinien-Klasse S3 entsprechen. 0266. Nach welcher Zeit werden AWMF-Leitlinien normalerweise überprüft und überarbeitet? Die Aktualisierung einer Leitlinie erfolgt üblicherweise nach Ablauf eines 5-Jahres-Zeitraums. [Schulze, R.: Leitlinie „Dentale digitale Volumentomographie“. Quintessenz 66, 161 – 173 (2015)] 0267. Wie kann man Fachliteratur einteilen? Fachliteratur kann man einteilen in: 1. Primärliteratur Primärliteratur schafft neues Wissen z.B. durch Originalstudien/Originalartikel 2. Sekundärliteratur Sekundärliteratur benutzt Primärliteratur, fasst sie zusammen, interpretiert sie z.B. Lehrbücher (meist Autorenmeinung ohne Review), Meta-Analysen (in „guten Zeitschriften“ mit Peer-Review) 0273. Was bedeutet „Open Access“? „Open Access“ lässt sich vereinfacht übersetzen mit „Freier Zugang zu wissenschaftlicher Information“. Dabei werden Publikationen (Bücher, Zeitschriften, Dissertationen usw.) auf Servern dauerhaft abgelegt. Der Zugang ist kostenfrei. Das Copyright verbleibt bei den Autoren. IV) Behandlungszimmer, Instrumentarium, Hygiene IV) a) Behandlungszimmer, Instrumentarium 0277. Welche verschiedenen Bereiche unterscheidet man in einer Zahnarztpraxis? Man unterscheidet folgende Bereiche in einer Zahnarztpraxis: - Behandlungsbereich (Behandlungszimmer) - Röntgenbereich - Aufbereitungs- und Hygienebereich - Verwaltungsbereich - zahntechnischer Laborbereich - Wartebereich (einschließlich der Anmeldung) - Sozialbereich - Toiletten 0289. Wie lauten die richtigen Fachbegriffe für die dargestellten Instrumente? a) = Tasterzirkel; b) = Stechzirkel; c) = Schieblehre; 0291. Wie lauten die richtigen Fachbegriffe für die dargestellten Instrumente? a) = Fett- oder Wachsstift; b) = Blaustift; 0299. Welche Arten von Abdrucklöffeln werden unterschieden? 1. Konfektionierte Löffel 11. ganze Löffel - für teilbezahnte oder vollbezahnte Kiefer - mit oder ohne Perforation - Einmallöffel (ideal für Versorgungsabformungen) und Löffel zur mehfachen Verwendung (= Mehrfachlöffel) 2. individuelle Löffel (werden in der Regel immer nur einmal verwendet) 21. Individuelle Löffel 2.2 Funktionslöffel 1.2 Teillöffel 0300. Was muss man beim Gefahrstoffmanagement für Zahnarztpraxen beachten? Tätigkeiten mit Gefahrstoffen stellen eine der möglichen Gefährdungen in Arzt- und Zahnarztpraxen dar. Um Gesundheitsbeeinträchtigungen zu vermeiden, müssen Arbeitsschutzmaßnahmen nach Gefahrstoffverordnung getroffen werden. Gefahrstoffmanagement bedeutet die systematische Umsetzung der Pflichten nach Gefahrstoffverordnung. Hierzu gehört: - Informationsermittlung (über das Sicherheitsdatenblatt) - Gefährdungsbeurteilung - Führen eines Gefahrstoffverzeichnisses - Betriebsanweisung - regelmäßige Unterweisung aller in der Praxis tätigen anhand der Betriebsanweisung 0301. Wie können Gefahrstoffe aufgenommen werden? Gefahrstoffe können auf dreierlei Wegen aufgenommen werden: Durch - Hautkontakt (Gase, Stäube, Flüssigkeiten) - Verschlucken (Flüssigkeiten, Feststoffe, Stäube) - Einatmen (Gase, Dämpfe, Aerosole, Stäube) 0302. Nenne Sie Beispiele für so genannte „Gefahrstoffe“ in der Zahnarztpraxis? Beispiele: - Kältespray für Vitalitätsproben (entflammbar) - Ätzgel für Adhäsivtechnik (ätzend) - Orange-Solvent Reinigungsflüssigkeit (entflammbar, umweltschädlich, gesundheitsschädlich) IV b) Hygiene 0303. Wie viel kostet die Hygiene in deutschen Zahnarztpraxen? Nach einer Studie des „Instituts Deutscher Zahnärzte“ (= IDZ) sind die jährlichen Gesamthygienekosten einer Einzelpraxis von rund 28.000 € im Jahr 1996 auf rund 65.000 € im Jahr 2016 angestiegen. 0304. Wie wichtig ist die Hygiene in deutschen Zahnarztpraxen für die Patienten? Nach einer Studie der „Bertelsmann Stiftung“ vom 23.03.2018 – 27.03.2018 mit 1.007 Befragten sind die wichtigsten Informationen für die Befragten: - Fachkenntnis und Erfahrung mit der Behandlung (94 %) - Hygiene in der Praxis (90 %) - Ausstattung der Praxis z.B. Röntgengeräten (74 %) Somit zählt Kompetenz und Hygiene zu den wichtigsten Entscheidungsgründen für oder gegen eine Praxis. In einer Umfrage der Bundeszahnärztekammer (= BZÄK) vom 28. Januar 2021 bis 04-Februar 2021, an der insgesamt 1.006 Probanden teilnahmen, lagen die Zahnärzte beim Vertrauen der Bevölkerung in die Umsetzung der Hygienerichtlinien mit 88 % an der Spitze. Kran

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