Empirische Textzusammenfassung.docx

Full Transcript

Einführung in die Sozial- und Humanforschung Textzusammenfassung ================================================================ Jahoda et al -- Marientalstudie ------------------------------- Die **Marienthal-Studie** ist eine wegweisende sozialwissenschaftliche Untersuchung, die 1933 von **Mari...

Einführung in die Sozial- und Humanforschung Textzusammenfassung ================================================================ Jahoda et al -- Marientalstudie ------------------------------- Die **Marienthal-Studie** ist eine wegweisende sozialwissenschaftliche Untersuchung, die 1933 von **Marie Jahoda**, **Paul F. Lazarsfeld** und **Hans Zeisel** veröffentlicht wurde. Sie analysiert die Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit auf die Bewohner des österreichischen Ortes Marienthal, der nach der Schließung seiner Textilfabrik 1930 nahezu vollständig von Arbeitslosigkeit betroffen war. **Inhalte der Studie:** Die Untersuchung zielte darauf ab, die psychologischen und sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene zu erfassen. Dabei wurden Veränderungen in Lebensgewohnheiten, sozialem Verhalten und mentaler Gesundheit der Betroffenen beleuchtet. Ein zentrales Anliegen war es, zu verstehen, ob Arbeitslosigkeit zu politischer Radikalisierung oder zu Resignation führt. **Forschungsmethoden:** Die Studie zeichnet sich durch die Kombination quantitativer und qualitativer Methoden aus: - **Statistische Analysen:** Erhebung von Bevölkerungsdaten, Wahlergebnissen und wirtschaftlichen Kennzahlen. - **Dokumentenanalyse:** Auswertung von Geschäftsbüchern, Bibliotheksausleihen und Vereinsmitgliedschaften. - **Beobachtungen:** Messung der Gehgeschwindigkeit der Bewohner als Indikator für Aktivitätsniveau und Motivation. - **Interviews und Befragungen:** Durchführung von etwa dreißig ausführlichen Interviews sowie Sammlung von Lebensgeschichten und Zeitverwendungsbögen. - **Teilnehmende Beobachtung:** Die Forscher nahmen aktiv am Gemeindeleben teil, boten Nähkurse und medizinische Beratung an, um Vertrauen aufzubauen und tiefere Einblicke zu gewinnen. **Ergebnisse:** Die Studie identifizierte mehrere zentrale Auswirkungen der Arbeitslosigkeit: - **Resignation und Apathie:** Ein Großteil der Bevölkerung zeigte Anzeichen von Hoffnungslosigkeit und Passivität. Tagesstrukturen lösten sich auf, und notwendige Aufgaben blieben unerledigt. - **Rückgang sozialer Aktivitäten:** Kulturelles Leben, Vereinsaktivitäten und Bibliotheksbesuche nahmen deutlich ab. Die Gemeinschaft zerfiel zunehmend, und Feindseligkeiten nahmen zu. - **Veränderung des Zeitbudgets:** Ohne feste Arbeitszeiten verloren viele den strukturierten Tagesablauf, was zu Desorganisation und weiterem Rückzug führte. - **Psychosoziale Auswirkungen:** Die Arbeitslosigkeit führte zu einem Verlust des Selbstwertgefühls, sozialer Isolation und in einigen Fällen zu gesundheitlichen Problemen. Die Marienthal-Studie gilt als Pionierarbeit in der empirischen Sozialforschung und beeinflusste maßgeblich die Entwicklung qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden. Sie zeigte eindrücklich, wie Arbeitslosigkeit nicht nur ökonomische, sondern tiefgreifende psychosoziale Folgen für Individuen und Gemeinschaften hat. **1. Zielsetzung der Marienthal-Studie** - Ziel war es, die Lücke zwischen statistischen Daten über Arbeitslosigkeit und impressionistischen sozialen Reportagen zu schließen. - Die Forscher wollten exakte quantitative Daten mit qualitativen Einblicken kombinieren, um ein umfassendes Bild des Lebens in einer Gemeinschaft unter der Bedingung vollständiger Arbeitslosigkeit zu gewinnen. **2. Forschungsmethoden** - **Quantitative Ansätze**: - Erhebung statistischer Daten wie Bevölkerungsstatistik, Konsumdaten, Schulstatistiken und Vereinsmitgliedschaften. - Katasterblätter für jede der 478 Familien, die Daten zu Personendetails, Wohnverhältnissen und Haushaltsführung erfassten. - **Qualitative Ansätze**: - Interviews und Lebensgeschichten von Männern und Frauen. - Zeitverwendungsbögen, um den Tagesablauf der Arbeitslosen zu dokumentieren. - Beobachtungen in Lokalen und während gemeinschaftlicher Aktivitäten. - Protokollierung von Gesprächen, Beschwerden und Erziehungsfragen. - **Teilnehmende Beobachtung**: - Die Forscher integrierten sich in die Gemeinschaft, boten praktische Hilfe an (z. B. Schnittzeichenkurse, ärztliche Beratung) und führten soziale Aktionen wie Kleiderspenden durch. **3. Ergebnisse der Studie** - **Abstumpfung und Resignation**: - Die Arbeitslosigkeit führte zu einer Reduktion des Anspruchs- und Aktivitätsbereichs der Bewohner. - Menschen gewöhnten sich daran, weniger zu besitzen, weniger zu tun und weniger zu erwarten. - Ein Gefühl der Perspektivlosigkeit dominierte die Gemeinschaft. - **Verlust sozialer Dynamik**: - Kulturelle und soziale Aktivitäten, wie Besuche in der Großstadt, Tanzveranstaltungen oder Sportevents, nahmen stark ab. - Die Gemeinschaft, einst lebendig und aktiv, wurde als „bewegungsarm" beschrieben. - **Psychologische und soziale Auswirkungen**: - Keine extremen neurotischen Phänomene, aber subtile psychologische Belastungen wurden deutlich. - Veränderungen innerhalb der Familie: neue Konflikte und Belastungen durch die Untätigkeit. - Rückgang der Schulleistungen und Veränderung der Kinderwünsche, geprägt von der neuen Realität. - **Wahrnehmung der Zeit**: - Arbeitslose verloren ein strukturiertes Zeitempfinden und berichteten über eine Desorganisation ihres Tagesablaufs. **4. Methodische Einschränkungen** - Fokus auf eine kleine, homogene Gemeinschaft; Ergebnisse sind nur begrenzt auf andere Kontexte übertragbar. - Fehlen einer Vergleichsgruppe, um Unterschiede zwischen Arbeitslosen in Marienthal und jenen in einer Großstadt zu analysieren. **5. Bedeutung der Studie** - Die Marienthal-Studie gilt als Meilenstein in der Soziologie und Psychologie, da sie innovative Methoden einsetzte und eine umfassende Darstellung der Folgen von Arbeitslosigkeit bot. - Die Ergebnisse haben das Verständnis für soziale und psychologische Dynamiken in Krisenzeiten nachhaltig geprägt. Walach -- Kapitel 10.5 und 10.6 ------------------------------- **Text 1: Einheit 5 (Kapitel 10.5): Positivismus** - **Thema**: - Der Text behandelt den Positivismus als wissenschaftstheoretische Position, die davon ausgeht, dass nur empirisch beobachtbare und messbare Phänomene wissenschaftlich erfassbar sind. - Die Rolle von Metaphysik wird abgelehnt, und es wird auf strikte Objektivität und methodische Stringenz gesetzt. - **Inhalte**: - Positivismus hat seine Wurzeln im frühen 20. Jahrhundert und war besonders durch den Wiener Kreis geprägt. - Kritikpunkte umfassen das „naive Abbildmodell", das wissenschaftliche Erkenntnisse als direkte Abbildungen der Realität sieht. - Schwächen des Positivismus: Er beruht selbst auf metaphysischen Annahmen, die er eigentlich ablehnt, z. B. das Induktionsproblem. - Popper kritisierte den Positivismus und schlug Falsifikation anstelle von Verifikation als wissenschaftliches Kriterium vor. - **Ergebnisse**: - Positivismus war prägend für die Entwicklung moderner empirischer Wissenschaften, hat aber durch die Kritik von Philosophen wie Karl Popper an Einfluss verloren. - Die nach wie vor bestehende Anwendung positivistischer Prinzipien in vielen Disziplinen zeigt jedoch seine historische Bedeutung. **Text 2: Einheit 6 (Kapitel 10.6): Kritischer Rationalismus nach Karl Popper** - **Thema**: - Der Text beschreibt Poppers kritischen Rationalismus als eine Alternative zum Positivismus. Dieser Wissenschaftsansatz betont die Prüfung von Theorien durch Falsifikation statt durch Verifikation. - **Inhalte**: - Popper kritisiert die [Unsicherheiten], die aus induktiven Schlussfolgerungen resultieren, da keine endgültige Verifikation möglich ist. - Wissenschaftliche Aussagen sollen so formuliert sein, dass sie falsifizierbar sind, d. h., sie müssen durch Beobachtungen widerlegt werden können. - Wissenschaftliche Erkenntnis basiert auf „kühnen Hypothesen", deren Wahrheit sich durch sukzessive Annäherung herausstellt, während falsche Hypothesen aussortiert werden. - **Ergebnisse**: - Poppers Ansatz löste das „Induktionsproblem", indem er Wissenschaft als iterativen Prozess der Annäherung an die Wahrheit definierte. - Grenzen dieses Modells auf: In der Praxis werden Theorien oft nicht durch Falsifikation verworfen, sondern durch Anpassungen und Modifikationen erhalten. **Vergleich und Verbindung der beiden Texte:** - **Positivismus** stellt einen frühen Versuch dar, Wissenschaft durch strikte empirische Regeln zu definieren, wurde aber durch den **kritischen Rationalismus** weiterentwickelt, der den Prozess dynamischer und offener gestaltet. - Beide Ansätze beeinflussten die Wissenschaftsgeschichte, wobei der Positivismus auf methodische Strenge setzte und Popper die Bedeutung von theoretischen Hypothesen und deren Testbarkeit hervorhob. - Die Texte illustrieren eine Entwicklung hin zu einem umfassenderen Verständnis von Wissenschaft als einem Prozess der Annäherung an die Wahrheit, das nicht rein durch strikte Regeln bestimmt wird. Sichler -- Hermeneutik ---------------------- Der Text behandelt die **Hermeneutik** als methodologische Grundlage für das Verstehen und Interpretieren menschlicher Äußerungen und Handlungen, insbesondere im Kontext der Sozialwissenschaften und Psychologie. Hier sind die zentralen Inhalte: **1. Grundgedanke und historische Entwicklung der Hermeneutik** - **Definition**: - Hermeneutik ist die „Lehre vom Verstehen" und zielt darauf ab, den Sinn sprachlicher und nicht-sprachlicher Äußerungen zu entschlüsseln. - Sie basiert auf der Annahme, dass soziale und kulturelle Realität symbolisch konstruiert ist und durch Interpretation zugänglich wird. - **Historische Entwicklung**: - Im 19. Jahrhundert durch Wilhelm Dilthey erweitert, der Hermeneutik als Grundlage der Geisteswissenschaften etablierte. - Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer brachten die Hermeneutik in einen philosophischen Kontext, indem sie sie auf den menschlichen Lebensvollzug ausdehnten. - **Hermeneutische Grundprobleme**: - Unterscheidung zwischen wörtlichem und tieferem Sinn. - Konzept der „hermeneutischen Differenz": Die Notwendigkeit, das Fremde zu interpretieren und in Vertrautes zu überführen. **2. Zentrale theoretische und methodologische Aspekte** - **Verstehen als Basisoperation**: - Verstehen bezieht sich auf Sinnkonstruktionen, die sprachlich-symbolisch, handlungsbezogen oder lebensweltlich sein können. - Dilthey unterscheidet zwischen „elementarem Verstehen" (im Alltag) und „höherem Verstehen" (bei komplexen Interpretationen). - **Der hermeneutische Zirkel**: - Bedeutet, dass das Einzelne nur im Kontext des Ganzen und das Ganze durch die Teile verstanden werden kann. - **Interpretation und Reflexion**: - Interpretation ist eine aktive, methodisch kontrollierte Tätigkeit, die darauf abzielt, die Bedeutung eines Textes oder einer Handlung transparent und nachvollziehbar zu machen. **3. Relevanz und Anwendung in der Psychologie** - **Hermeneutik und Psychologie**: - Hermeneutik spielt in der Psychologie nur eine untergeordnete Rolle, wird aber in der qualitativen Forschung genutzt, z. B. bei der Analyse von Biografien oder sozialen Milieus. - Sie ist besonders in der kulturwissenschaftlich orientierten Psychologie von Bedeutung. - **Kritik und Begrenzungen**: - Die Psychologie wird häufig durch naturwissenschaftliche Paradigmen dominiert, was die hermeneutische Perspektive an den Rand drängt. - Einige Stimmen warnen vor einer Überbetonung der Hermeneutik, da sie ähnlich wie naturwissenschaftliche Ansätze einseitig sein könnte. **Fazit** Der Text liefert eine umfassende Einführung in die Hermeneutik, von ihren historischen Wurzeln bis hin zu ihrer Anwendung in der modernen Sozialwissenschaft und Psychologie. Er betont die Bedeutung des Verstehens als zentrale kognitive Fähigkeit, zeigt aber auch die Grenzen der Hermeneutik im heutigen wissenschaftlichen Diskurs auf. Sie bleibt ein wichtiger Ansatz, insbesondere für qualitative und interpretative Zugänge Peterlini -- Phänomenologie --------------------------- Der Text behandelt die **Phänomenologie als Forschungshaltung** und bietet eine Einführung in ihre theoretischen Grundlagen und methodischen Ansätze. Dabei wird insbesondere ihr Einsatz in der [qualitativen Sozialforschung] beleuchtet. Hier sind die zentralen Inhalte zusammengefasst: **1. Phänomenologie als Forschungsansatz** - **Grundidee**: - Die Phänomenologie konzentriert sich auf [das Erscheinen von Dingen im Bewusstsein] und darauf, wie diese erlebt und verstanden werden. - Ziel ist es nicht, objektive Eigenschaften von Phänomenen zu bestimmen, sondern ihre [subjektive Bedeutung für den Menschen zu erfassen]. - **Epoché und Reduktion**: - Die Methode der **Epoché** (Zurückhaltung) fordert, vorgefasste Meinungen und Urteile auszuklammern, um einen unverstellten Blick auf die Phänomene zu ermöglichen. - Die **eidetische Reduktion** zielt darauf ab, das Wesentliche eines Phänomens durch Analyse seiner Erscheinungsformen zu erkennen. **2. Anwendungen der Phänomenologie** - **Beispiel: Lernen**: - Lernen wird als Prozess beschrieben, der sich der direkten Beobachtung entzieht. Es zeigt sich in Momenten der Erkenntnis (z. B. „Aha-Momente"). - Phänomenologische Forschung versucht, das Erleben von Lernen zu beschreiben, ohne es auf neurologische oder didaktische Mechanismen zu reduzieren. - **Exploration von Bedeutungsvielfalt**: - Phänomenologie will die Vielfalt der möglichen Bedeutungen eines Phänomens erforschen, statt sie auf eine einzige Wahrheit zu reduzieren. **3. Philosophische Grundlagen** - **Einflussreicher Denker**: - **Edmund Husserl**: Begründer der modernen Phänomenologie; unterscheidet zwischen der äußeren Realität und ihrer subjektiven Erscheinung. - **Kant**: Thematisierte die Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich. - **Platon**: Betrachtete Phänomene als unvollkommene Abbilder der wahren Ideen. **4. Verbindung zur Hermeneutik** - Die Phänomenologie teilt mit der Hermeneutik die Annahme, dass [Wahrnehmung und Verstehen kulturell und sozial geprägt] sind. - Beide Ansätze sind eng verwandt, unterscheiden sich jedoch: - **Hermeneutik**: Fokussiert auf die [Interpretation] und das Verstehen von [Texten] und kulturellen Artefakten. - **Phänomenologie**: Konzentriert sich auf die [subjektive Wahrnehmung] und Bedeutung von [Phänomenen]. **5. Methodologische Prinzipien** - **Subjektiver Zugang**: - Forschung setzt am individuellen Erleben an, um die Wirklichkeit aus der Perspektive der Betroffenen zu verstehen. - Die Analyse basiert auf der detaillierten Beschreibung von Erlebnissen und ihrer situativen Einbettung. **Fazit** Der Text beschreibt die Phänomenologie als einen Ansatz, der sich von der quantitativen Wissenschaft abgrenzt, indem er das Erleben und die subjektive Bedeutung von Phänomenen in den Mittelpunkt stellt. Grundlage für die qualitative Forschung (Sozial- und Bildungsforschung.) Keller & Dimbath -- Wissenssoziologie ------------------------------------- Der Text **\"Was ist Wissenssoziologie?\"** von **Reiner Keller und Oliver Dimbath (2017)** gibt eine umfassende Einführung in die Wissenssoziologie: **1. Definition und Bedeutung der Wissenssoziologie** - **Zentraler Fokus**: - Die Wissenssoziologie untersucht, wie Wissen in sozialen Kontexten entsteht, weitergegeben und genutzt wird. - welche sozialen Strukturen und Prozesse es prägen - **Breite Definition von Wissen**: - Wissen wird nicht nur als Information im Kopf betrachtet, sondern umfasst auch implizites Wissen, praktisches Können und kulturelle Sinnsysteme. **2. Theoretische Grundlagen** - **Wissen als sozialer Prozess**: - Wissen entsteht immer in Interaktionen zwischen Individuen und Gruppen und ist abhängig von kulturellen und historischen Kontexten. - **Wissen und Macht**: - Die Wissenssoziologie untersucht, wie Wissen mit Macht und gesellschaftlichen Hierarchien verbunden ist. - **Standortgebundenheit**: - Wissen ist nie absolut, sondern stets an spezifische soziale und historische Bedingungen gebunden. **3. Historische Entwicklung** - **Frühe Ansätze**: - Vico und Bacon untersuchten den Einfluss von Wissen auf Gesellschaften. - Karl Marx und Engels analysierten die Rolle von Ideologien als gesellschaftlich erzeugte Wissensformen. - **Max Scheler und Karl Mannheim**: - Scheler prägte den Begriff der Wissenssoziologie und sah Wissen als von sozialen Kontexten beeinflusst. - Mannheim entwickelte diese Ideen weiter, indem er auf die \"Seinsgebundenheit des Denkens\" hinwies und den Begriff des „Denkstils" einführte. - **Phänomenologie und Pragmatismus**: - Schütz,Berger,Luckmann betonten die soziale&kollektive Konstruktion v Wirklichkeit **4. Wichtige Themen und Fragestellungen** - **Soziale Konstruktion von Wissen**: - **Hierarchien und Konflikte**: - **Wissen in Institutionen**: **5. Zeitgenössische Entwicklungen** - **Systemtheorie (Niklas Luhmann)**: - **Angloamerikanische Ansätze (Robert K. Merton)**: - erweiterten die Wissenssoziologie um die Analyse wissenschaftlichen Wissens und technologischer Entwicklungen. - **Hermeneutische Wissenssoziologie (Hans-Georg Soeffner):** - verbinden Wissenssoziologie mit der hermeneutischen Methode **Fazit** Die Wissenssoziologie = Forschungsfeld, das sich mit der Entstehung, Verbreitung und Funktion von Wissen in sozialen Kontexten befasst. Im Text: wie die Disziplin historische, soziale und kulturelle Aspekte integriert. Relevanz von Wissen für soziale Ordnung, Machtverhältnisse und kulturelle Praktiken. Fleck -- Wissenssoziologie -------------------------- Theorie des Wissenssoziologen **Ludwik Fleck** -\> Konzepte von **Denkstilen** & **Denkkollektiven**. **1. Denkkollektiv und Denkstil** - **Denkkollektiv**: - Ein Denkkollektiv besteht aus Menschen, die durch gemeinsame Denkweisen, Normen und Überzeugungen verbunden sind. Beeinflusst die Art und Weise, wie Wissen entsteht und sich entwickelt. - Es unterteilt sich in **esoterischen Kreis** (Experten mit tiefem Wissen) und **exoterischen Kreis** (breitere Gemeinschaft-vertrauen ins Wissen von Experten). - **Denkstil**: - Ein Denkstil beschreibt die Art des Wahrnehmens, Denkens und Handelns, die ein Denkkollektiv prägt. - Denkstile definieren, welche Fragen als relevant gelten und welche Methoden zur Beantwortung genutzt werden. - historische Dimension -\> entwickeln sich durch soziale und kulturelle Interaktionen. **2. Entstehung und Entwicklung von Wissen** - **Soziale Bedingtheit des Wissens**: - Wissen entsteht nicht isoliert, sondern durch kollektive Erfahrungen und soziale Interaktionen. - Neue wissenschaftliche Erkenntnisse basieren auf bestehenden Wissenssystemen, die frühere Vorstellungen und Begriffe prägen. - **Historische Beispiele**: - Fleck zeigt am Beispiel der **Syphilis-Forschung**, wie wissenschaftliche Begriffe & Methoden sich im Laufe d. Zeit durch kollektive Arbeit & Anpassungen entwickelten. - Irrtümer und Missverständnisse sind integrale Bestandteile des wissenschaftlichen Fortschritts. **3. Merkmale und Dynamik von Denkstilen** - **Harmonie innerhalb von Denksystemen**: - Denkstile schaffen kohärente Wissenssysteme, in denen alle Bestandteile zueinander passen - können jedoch auch zu **Dogmatismus** und der Ablehnung alternativer Denkweisen führen. - **Interkollektiver Austausch**: - Der Austausch zwischen verschiedenen Denkkollektiven führt häufig zu einer Veränderung von Denkstilen und neuen Erkenntnissen. - Begriffe und Methoden können zwischen Kollektiven transferiert und angepasst werden, was zu Innovationen führt. **4. Kritische Perspektive auf Wissenschaft** - **Wissenschaft als soziales Phänomen**: - Wissenschaft ist nicht rein objektiv, sondern immer durch soziale, kulturelle und historische Faktoren geprägt. - Fleck: die Wahrheiten der Wissenschaft -\> verankert in einem spezifischen Denkstil. - **Grenzen der Objektivität**: - Fleck hinterfragt den Anspruch auf absolute Objektivität in der Wissenschaft und zeigt, dass jede Erkenntnis den Einfluss eines bestimmten Denkstils widerspiegelt. **Fazit** Die Texte illustrieren Flecks Theorie, dass Wissen nicht isoliert entsteht, sondern durch kollektive und soziale Prozesse geformt wird. Denkstile und Denkkollektive sind zentrale Begriffe, die erklären, wie wissenschaftliche Tatsachen entstehen, sich verändern und in ihrem sozialen Kontext eingebettet sind. Diese Perspektive fordert die traditionelle Vorstellung von Wissenschaft als rein objektivem und rationalem Prozess heraus. Bortz Döring -- Grundlagen der empirischen Forschung ---------------------------------------------------- Schwerpunkte sind die Definition und Rolle von Theorien, die Methodik der wissenschaftlichen Erklärung sowie die Grenzen und Herausforderungen der empirischen Forschung. **1. Theorien, Gesetze und Paradigmen** - **Theorien**: - Theorien erklären die Variabilität abhängiger Variablen durch ein Netzwerk unabhängiger Variablen und deren Beziehungen. - Sie beschreiben, erklären und sagen Phänomene voraus und entwickeln sich durch empirische Überprüfung weiter. - Kriterien für „gute" Theorien (nach Hussy & Jain): - **Konsistenz**: Widerspruchsfreiheit innerhalb der Theorie. - **Falsifizierbarkeit**: Potenziell widerlegbar durch empirische Beobachtungen. - **Sparsamkeit**: Erklärt möglichst viel mit wenigen Annahmen. - **Bewährung**: Bestand viele strenge Tests. - **Gesetze**: - Eine Theorie wird bei ausreichender empirischer Bewährung als Gesetz betrachtet, jedoch bleibt ihre Gültigkeit stets bedingt durch die Randbedingungen. - **Paradigmen**: - Nach **Thomas Kuhn** bezeichnen Paradigmen grundlegende Weltanschauungen und Vorgehensweisen innerhalb einer wissenschaftlichen Disziplin. - Wissenschaftlicher Fortschritt erfolgt durch **Paradigmenwechsel**, wenn bestehende Paradigmen durch Anomalien in eine Krise geraten und von neuen Ansätzen ersetzt werden. **2. Methodische Ansätze** - **Deduktiv-nomologische Erklärung**: - Phänomene werden aus allgemeinen Gesetzen und spezifischen Randbedingungen logisch abgeleitet (z. B. physikalische Gesetzmäßigkeiten). - In den Sozialwissenschaften werden eher Theorien als universelle Gesetze verwendet; die Erklärungen sind häufig probabilistisch. - **Verifikation und Falsifikation**: - Verifikation (Bestätigung von Theorien) ist praktisch nicht möglich, da unendlich viele Tests erforderlich wären. - Falsifikation (Widerlegung) ist zentral für wissenschaftlichen Fortschritt, wie von **Karl Popper** vorgeschlagen. - Grenzen der Falsifikation: - Korrespondenzproblem: Ob Indikatoren tatsächlich das erfassen, was theoretisch gemeint ist. - Basissatzproblem: Empirische Beobachtungen sind selbst hypothetisch und benötigen Konsens der wissenschaftlichen Gemeinschaft. **3. Herausforderungen und Grenzen empirischer Forschung** - Empirische Forschung kann keine Wahrheiten liefern, sondern nur vorläufige Erkenntnisse. - Indikatoren für theoretische Konstrukte (z. B. Erregungspotenzial in der Musikforschung) sind nicht immer eindeutig oder ausreichend präzise. - Beobachtungen können durch Wahrnehmungs- und Urteilsfehler beeinflusst sein, auch wenn sie intersubjektiv übereinstimmen. **4. Praktische Anwendung** - Der Text verdeutlicht die Bedeutung sorgfältiger Theorieentwicklung und empirischer Überprüfung, betont jedoch die Grenzen der Verlässlichkeit von Ergebnissen. - Wissenschaftliche Fortschritte resultieren aus einem Wechselspiel von Theorie, Beobachtung und methodischer Reflexion. Schülein & Reitze -- Erkenntnistheorie & Wissenschaftstheorie ------------------------------------------------------------- Text der **Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie** und deren historische Entwicklung, zentrale Begriffe und methodologische Ansätze. Hier sind die Kernaussagen zusammengefasst: **1. Warum Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie?** - beschäftigt sich mit den Grundlagen, Methoden und Zielen wissenschaftlicher Erkenntnis. - untersucht, wie Wissen entsteht, wie begründet wird & welchen Geltungsanspruch es hat. - Theorien unterliegen einem **doppelten Druck**: - **Leistungsdruck**: Sie müssen ihren Gegenstand umfassend erklären. - **Legitimationsdruck**: Sie müssen begründen, warum sie als wahr gelten können. - Wissenschaftstheorie dient der **metatheoretischen Absicherung** von Theorien, indem sie deren Grundlagen und Bedingungen reflektiert. **2. Historische Entwicklung der Erkenntnistheorie** - **Frühe Ansätze**: - Erkenntnis als Abgrenzung von Mythos und Religion - Philosophie entwickelte erstmals rationale und systematische Erklärungsansätze - **Scholastik und Neuzeit**: - Die Scholastik verband christliche Theologie mit aristotelischem Denken. - Mit dem **Rationalismus** (Descartes, Leibniz) und **Empirismus** (Locke, Hume) entstanden zwei gegensätzliche Erkenntnistheorien: - Rationalismus: Vernunft als wichtigste Quelle der Erkenntnis. - Empirismus: Erfahrung und Wahrnehmung als Grundlage des Wissens. **3. Wissenschaftstheorie im 19. und 20. Jahrhundert** - **Positivismus**: - Wissenschaft soll sich auf Beobachtbares beschränken und durch strikte Methoden gesichertes Wissen produzieren. - Kritik: Positivismus blendet die soziale und historische Bedingtheit von Wissen aus. - **Kritischer Rationalismus (Popper)**: - Wissenschaftliche Theorien können niemals endgültig bewiesen, sondern nur falsifiziert werden. - Fortschritt entsteht durch das systematische Verwerfen falscher Theorien. - **Paradigmen und Wissenschaftskrisen (Kuhn)**: - Wissenschaft entwickelt sich nicht linear, sondern in Phasen: - **Normalwissenschaft**: Forscher arbeiten innerhalb anerkanntem Paradigma - **Krise**: Anomalien führen zur Infragestellung des Paradigmas. - **Paradigmenwechsel**: Ein neues Paradigma ersetzt das alte. **4. Moderne Ansätze** - **Konstruktivismus**: - Wissen wird sozial konstruiert und ist nicht objektiv, sondern abhängig von Perspektiven und Kontexten. - **Neo-Konstruktivismus**: - Erkenntnis als dynamischer Prozess, -\> durch Interaktion mit der Umwelt entwickelt **5. Praxisrelevanz der Wissenschaftstheorie** - **Beziehung von Theorie und Praxis**: - Wissenschaftstheorie reflektiert nicht nur die Entstehung von Wissen, sondern auch dessen Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und Moral. - **Wissensgesellschaft**: - Im Kontext der modernen Wissensgesellschaft wird die Wissenschaft selbst Teil ökonomischer, politischer und kultureller Prozesse. - **Grenzen der Wissenschaft**: - Wissenschaftstheorie zeigt die Begrenzungen wissenschaftlicher Erkenntnis auf, etwa durch soziale, ethische oder methodologische Faktoren. Walach -- Kapitel 1 ------------------- Der Text aus Harald Walachs Buch **\"Wissenschaftstheorie, philosophische Grundlagen und Geschichte der Psychologie\"** behandelt die Grundlagen der Wissenschaftstheorie mit besonderem Fokus auf die Psychologie. Die zentralen Themen sind: **1. Wissenschaft als Prozess** - Wissenschaft wird als ein dynamischer, sich selbst reflektierender Prozess beschrieben, der von historischen, sozialen und kulturellen Faktoren beeinflusst ist. - Es wird argumentiert, dass es keine „letzte Wahrheit" in der Wissenschaft gibt, sondern nur vorläufige Erkenntnisse. **2. Psychologie als junge Wissenschaft** - Die Psychologie hat erst seit 1879, mit der Gründung des ersten Labors durch Wilhelm Wundt, den Status einer Wissenschaft. - Ihre Methoden und Ansätze sind vielfältig und oft widersprüchlich, was die Komplexität des menschlichen Geistes widerspiegelt. **3. Einzigartigkeit der Psychologie** - Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften muss die Psychologie ihre eigenen wissenschaftstheoretischen Grundlagen entwickeln, statt sich auf Modelle anderer Disziplinen zu stützen. - Die Psychologie verbindet naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Ansätze, um das menschliche Erleben und Verhalten zu verstehen. **4. Historische Perspektive** - Walach betont die Wichtigkeit, die Entwicklung der Wissenschaften historisch zu verstehen, um ihre gegenwärtige Praxis zu erhellen. - Der Text plädiert für eine Reflexion über die Ursprünge und Bedingungen wissenschaftlicher Methoden und Paradigmen. **5. Leitbild für die Wissenschaftstheorie** - Es wird keine universale Methodologie vorgeschlagen, sondern vielmehr ein offener Ansatz, der verschiedene Perspektiven auf Wissenschaft ermöglicht. - Der Text soll Studierenden und Forschenden helfen, ein Bewusstsein für die Vielschichtigkeit und Begrenzungen wissenschaftlicher Erkenntnisse zu entwickeln. **Fazit** Der Text liefert eine Reflexion über die Grundlagen und Herausforderungen der Wissenschaftstheorie, insbesondere im Hinblick auf die Psychologie. Er zeigt die Abhängigkeit von Wissenschaft von gesellschaftlichen und historischen Bedingungen auf und plädiert für einen integrativen, interdisziplinären Ansatz zur Erforschung des menschlichen Geistes. Walach - Kapitel 2 ------------------ Der Text behandelt die **Wissenschaftstheorie im historischen und sozialen Kontext** und untersucht, wie wissenschaftliche Erkenntnisse durch gesellschaftliche, historische und kulturelle Einflüsse geprägt werden. Hier sind die wesentlichen Themen und Inhalte zusammengefasst: **1. Wissenschaft im Kontext** - **Traditionelle Sichtweise**: Wissenschaft wurde lange als rein rationaler und objektiver Prozess angesehen, der unabhängig von kulturellen, sozialen oder historischen Faktoren existiert. - **Moderne Perspektive**: Diese Auffassung ist überholt; Wissenschaft wird heute als ein soziales Unternehmen betrachtet, das von den Bedingungen seiner Zeit geprägt ist. **2. Absolute Voraussetzungen (Collingwood)** - Wissenschaftliche Systeme basieren auf Grundannahmen, die nicht innerhalb des Systems selbst begründbar sind (z. B. Naturgesetze sind durch Vernunft ergründbar). - Diese Grundannahmen spiegeln den Zeitgeist wider und werden selten bewusst reflektiert. - Wissenschaftskritik und Philosophie sollten diese Voraussetzungen analysieren und hinterfragen, auch wenn sie sie nicht vollständig ersetzen können. **3. Soziale Bedingtheit wissenschaftlicher Erkenntnis (Fleck)** - **Denkstile und Denkkollektive**: - Wissenschaftliche Tatsachen entstehen durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern innerhalb eines „Denkkollektivs". - Dieses Kollektiv definiert, was als wissenschaftliche Tatsache gilt, basierend auf gemeinsamen Methoden und Paradigmen. - **Relativität von Erkenntnis**: - Wissenschaftliche Erkenntnisse sind durch die methodischen und sozialen Konventionen des jeweiligen Kollektivs geprägt. **4. Wissenschaftliche Revolutionen (Kuhn)** - Wissenschaftlicher Fortschritt erfolgt nicht linear, sondern in Form von **Paradigmenwechseln**. - Paradigmen prägen die „Normalwissenschaft", bis Anomalien auftreten, die das bestehende Paradigma infrage stellen und zu einer Krise führen. - Neue Paradigmen setzen sich durch soziale und politische Prozesse durch, nicht allein durch rationale Überzeugung. **5. Wissenschaft als sozialer Prozess** - Wissenschaft ist in soziale Strukturen eingebettet, wie z. B. in Publikationssysteme, Hierarchien in der Wissenschaftlergemeinschaft und kulturelle Erwartungen. - Der Peer-Review-Prozess und die Hierarchie wissenschaftlicher Publikationen spiegeln soziale Machtstrukturen wider. - Wissenschaftliche Anerkennung hängt nicht nur von der Qualität der Arbeit ab, sondern auch von sozialen Netzwerken, Ressourcen und institutionellen Strukturen. **Fazit** Der Text betont, dass Wissenschaft nicht in einem luftleeren Raum stattfindet, sondern durch soziale, kulturelle und historische Bedingungen beeinflusst wird. Dies hat wichtige Konsequenzen für das Verständnis wissenschaftlicher Erkenntnis und ihre Rolle in der Gesellschaft. Wissenschaft ist ein dynamisches und soziales Unternehmen, das ständig durch interne und externe Faktoren geprägt wird. Walach -- Kapitel 3 ------------------- Der Text **\"Kapitel 3: Psychologie: (mindestens) zwei Gesichter einer Wissenschaft\"** von Harald Walach behandelt die doppelte Natur der Psychologie als Geistes- und Naturwissenschaft und führt den Begriff der **Komplementarität** ein. **1. Einführung in die Dichotomie der Psychologie** - Die Psychologie steht seit ihrer Entstehung im Spannungsfeld zwischen Natur- und Geisteswissenschaft. - Naturwissenschaft untersucht die materielle Welt, Geisteswissenschaft den menschlichen Geist und kulturelle Phänomene. - Psychologie ist von Natur aus hybrid: Der Mensch ist sowohl Naturwesen (Produkt der Evolution) als auch Kulturwesen (Quelle von Kunst, Religion und sozialen Strukturen). **2. Komplementarität als verbindendes Konzept** - Der Begriff der **Komplementarität** beschreibt Phänomene, die sich gegenseitig ergänzen, aber nicht gleichzeitig präzise erfassbar sind. - In der Psychologie bedeutet dies: - Beide Perspektiven -- naturwissenschaftlich und geisteswissenschaftlich -- sind notwendig, um den Menschen vollständig zu verstehen. - Der Mensch als Forschungsgegenstand erfordert sowohl objektivierende Messungen (z. B. physiologische Parameter) als auch subjektives Verstehen (z. B. Biografie, Erleben). **3. Besonderheiten psychologischer Forschung** - **Interaktion mit dem Forschungsgegenstand**: - Psychologische Forschung ist immer eine Interaktion zwischen Forschenden und den untersuchten Personen. - Menschen reagieren bewusst auf Forschungsprozesse, wodurch die Methodik den Forschungsgegenstand mitprägt. - **Relativität der Erkenntnisse**: - Subjektive Vorerfahrungen und Vorurteile der Forschenden beeinflussen die Ergebnisse stärker als in anderen Disziplinen. **4. Beispiel: Depression** - Die Betrachtung einer Depression verdeutlicht die Notwendigkeit der Komplementarität: - **Naturwissenschaftliche Perspektive**: Analyse physiologischer Prozesse (z. B. Serotoninspiegel) und objektivierbare Symptome. - **Geisteswissenschaftliche Perspektive**: Verstehen der subjektiven Erfahrung und biografischen Ursachen der Depression. **5. Historischer Kontext** - Die Psychologie hat sich historisch stärker an naturwissenschaftlichen Methoden orientiert, um sich von ihrer geisteswissenschaftlichen Herkunft abzugrenzen. - Heute zeigt sich ein zunehmendes Interesse an geisteswissenschaftlichen Methoden (z. B. Hermeneutik, Biografieanalyse), um die subjektive Dimension des menschlichen Erlebens zu erfassen. **6. Fazit** - Die Psychologie ist eine integrative Wissenschaft, die sowohl naturwissenschaftliche als auch geisteswissenschaftliche Ansätze vereint. - Die Komplementarität dieser Perspektiven ermöglicht ein tieferes Verständnis des Menschen und seiner Doppelnatur. Wissenschaftler\*innen sollten beide Ansätze situativ kombinieren, um der Vielschichtigkeit ihres Forschungsgegenstands gerecht zu werden. Walach -- Zusammenfassung insgesamt ----------------------------------- **Einheit 1\_2 (Walach, Kapitel 1): Einführung in die Wissenschaftstheorie und Psychologie​** - **Einleitung**: - Das Buch reflektiert die Grundlagen und Methoden der Wissenschaftstheorie und betont die Notwendigkeit einer speziell auf die Psychologie zugeschnittenen Wissenschaftstheorie. - Die Psychologie als junge Wissenschaft wird aufgrund ihrer Komplexität und Vielgestaltigkeit als besonders herausfordernd beschrieben. - **Postmoderne Perspektive**: - Es gibt keine „letztbegründenden" Wissenschaftsmodelle; Wissenschaft ist ein offener, selbstreflektierender Prozess. - Das Buch plädiert für eine historische Betrachtung der Psychologie, um ihre Gegenwart und Zukunft besser zu verstehen. **Einheit 1\_2 (Walach, Kapitel 3): Die Psychologie als Doppelwissenschaft​** - **Natur- und Geisteswissenschaft**: - Die Psychologie vereint naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Ansätze, was zu scheinbaren Widersprüchen in Methodik und Theorie führt. - Der Begriff „Komplementarität" wird eingeführt, um diese Doppelperspektive zu erklären. - **Methodische Vielfalt**: - Psychologie nutzt sowohl objektive, quantitative Methoden (z. B. Messungen) als auch subjektive, qualitative Ansätze (z. B. Textinterpretationen). - Diese Vielfalt ist notwendig, um die Doppelnatur des Menschen als biologisches und kulturelles Wesen zu erfassen. **Einheit 10 (Walach, Kapitel 2): Wissenschaft im historischen und sozialen Kontext​** - **Absolute Voraussetzungen (Collingwood)**: - Wissenschaft basiert auf impliziten Grundannahmen, die selten bewusst reflektiert werden. - Diese „absoluten Voraussetzungen" sind nicht rational begründbar und spiegeln den Zeitgeist wider. - **Denkkollektiv und Denkstil (Fleck)**: - Wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen innerhalb von sozialen Gemeinschaften, den sogenannten Denkkollektiven. - Diese Gemeinschaften prägen die Wahrnehmung, Methodik und die Definition von „wissenschaftlichen Tatsachen". - **Wissenschaftliche Revolutionen (Kuhn)**: - Wissenschaft entwickelt sich durch Paradigmenwechsel, die auf Krisen und Umbrüche folgen. - Kuhn betont, dass Fortschritt oft durch Konflikte und den Bruch mit etablierten Paradigmen erreicht wird.

Use Quizgecko on...
Browser
Browser