Emotionale Entwicklung PDF

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Das Dokument ist eine zusammenfassende Darstellung der emotionalen Entwicklung von Kindern, von der Entstehung von Emotionen bis hin zu deren Regulation und Verständnis. Es behandelt verschiedene Theorien und Aspekte des Themas.

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EMOTIONALE ENTWICKLUNG 1 AGENDA 1 ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN 2 EMOTIONSVERSTÄNDNIS 3 EMOTIONSREGULATION 4 ROLLE DER ELTERN AUF DIE EMOTIONALE ENTWICKLUNG 5 TEMPERAMENT...

EMOTIONALE ENTWICKLUNG 1 AGENDA 1 ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN 2 EMOTIONSVERSTÄNDNIS 3 EMOTIONSREGULATION 4 ROLLE DER ELTERN AUF DIE EMOTIONALE ENTWICKLUNG 5 TEMPERAMENT 2 WAS SIND EMOTIONEN?  Emotionen ≠ Gefühle → Emotionen weitaus komplexer Emotionen sind  Komponenten nach (Izard 2010): gekennzeichnet durch neuronale und körperliche  Neuronale Aktivität Reaktionen, subjektive Gefühle, mit diesen  Physiologische Faktoren, einschließlich der Herz und Atemfrequenz, zusammenhängende Hormonspiegel etc. Kognitionen und daraus  Subjektive Gefühle resultierende Handlungsimpulse.  Emotionale Ausdrucksformen  Die Handlungsmotivation, einschließlich des Wunsches, Menschen oder Dingen in der Umwelt zu entfliehen, sich ihnen zu nähern oder sie zu verändern 3 THEORIEN ÜBER DAS WESEN UND DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  Theorie der diskreten Emotionen (Basisemotionen): Eine Theorie, der zufolge Emotionen als angeboren und seit frühester Kindheit voneinander abgegrenzt betrachtet werden, die mit einem für uns Menschen spezifischen und unverwechselbaren Satz körperlicher und mimischer Reaktionen einhergehen.  Funktionalistischer Ansatz der Emotionstheorie: Eine Theorie, nach der die Grundfunktion von Emotionen darin besteht, zielgerichtetes Handeln zu fördern. Emotionen sind gegeneinander nicht strikt abgegrenzt und können je nach sozialer Umwelt in ihrem Ausdruck variieren. 4 5 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN 6 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN 7 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  erste eindeutige Signal von Freude bei Säuglingen ist das Lächeln  Während 1. Lebensmonats meist flüchtiges Lächeln, hauptsächlich während REM-Schlafphase (rapid eye movement); nach dem 1. Lebensmonat manchmal schonlächeln bei sanftem Streicheln  Soziales Lächeln: Lächeln, das an Menschen gerichtet ist; tritt ab dem Alter von sechs oder sieben Wochen auf  Im weiteren Verlauf des ersten Lebensjahres vermehrt sich der Ausdruck positiver Emotionen der Kinder (Rothbart und Bates 2006)  Ab ca 5 Monaten lachen Babys, wenn sie etwas lustig finden (z.B. komische Geräusche, die die Eltern vormachen) 8 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  Ab sieben Monaten zeigen sich erste Anzeichen von Angst ebenso wie die Fähigkeit, Angst in den Gesichtern anderer Menschen zu erkennen  Angst vor Fremden  Trennungsangst: Trennung von Bezugsperson → wächst vom 8. bis ca. 15. Lebensmonat und klingt dann wieder ab → gewisses Maß von Trennungsangst ist adaptiv, weil Kleinkinder dazu so in der sicheren Nähe der Erwachsenen zu bleiben  Im Vorschulalter durch die Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten → Kinder oft Angst vor Fanatasiegestalten  Mit 5 oder 6 Jahren lernen Kinder, zwischen realen und imaginären Ängsten zu unterscheiden → fürchten sich eher vor Tieren & Dunkelheit  Bei Kindern im Schulalter: Ängste & Befürchtungen haben i.d.R. Bezug zum realen Leben (Angst vor Schule, Angst um Gesundheit (der Eltern) & Angst, persönlichen Schaden zu erleiden) 9 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  Reaktion eines Kindes auf eine frustrierende oder bedrohliche Situation und eine weitgehend zwischenmenschliche Erfahrung  Adaptive Funktion: Mechanismen zur Verteidigung entwickeln, eigene Ziele & Grenzen zu vertreten  Kleinkinder drücken Wut selten als einzelne Emotion aus, sondern in Mischung mit Traurigkeit → sind nicht in der Lage zu unterscheiden, ob ein Stimulus sie traurig oder wütend macht (Sullivan und Lewis 2003)  Im Alter von 18-24 Monaten scheinen Kinder auf dem Höhepunkt zu sein, ihre Wut zu zeigen  Danach langsame Abnahme (Kinder können vermehrt Sprache einsetzen)  Auch Ursachen der Wut verändern sich, wenn Kinder ein besseres Verständnis für die Absichten und Motive anderer entwickeln 10 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  Kleinkinder zeigen Traurigkeit oft in denselben Situationen, in denen sie auch Ärger zeigen  Kleinkinder zeigen auch intensive und anhaltende Traurigkeit, bei längerer Trennung von Eltern und während dieser Zeit keine einfühlsame Betreuung erhalten  Adaptive Funktion: lenkt Aufmerksamkeit und Unterstützung einer Bezugsperson auf das Kind 11 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  Mund geöffnet und die Zunge herausgestreckt: evolutionäres Erbe (potenzielle Gifte oder krankheitsverursachende Bakterien zu vermeiden)  Kinder lernen (zumindest teilweise) durch das Verhalten Erwachsener, worauf sie mit Abscheu reagieren sollten  Bei Kleikindern Ekel vor allem auf Nahrungsmittel bezogen  Bei Kindern und Erwachsenen auch auf manche Verhaltensweisen und moralische Übertretungen 12 DIE ENTSTEHUNG VON EMOTIONEN  emotionale Reaktion auf ein plötzliches, unerwartetes Ereignis  mehr als nur die physische Reaktion auf einen Schreck  Ab ca sechs Monaten drücken Säuglinge Überraschung aus (Ausdruck ist zumeist nur kurz und verwandelt sich in der Regel rasch in einen anderen emotionalen Ausdruck)  Überraschung signalisiert Kindern, dass die Welt wider ihre Erwartungen funktioniert; daher wird Überraschung als wichtig für das frühe Lernen angesehen 13 SELBSTBEZOGENE EMOTIONEN  Emotionen, die auf die Wahrnehmung unseres Selbst bezogen sind und auf unser Bewusstsein, wie andere auf uns reagieren  Verlegenheit, Stolz, Schuld, Scham  beginnen im 2. Lebensjahr  Mit 15-24 Monaten zeigen Kinder Verlegenheit, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.  Stolz etwa ab 3 Jahren (Bezug zu Leistungsstandards)  Schuld vs. Scham  Beginn mit etwa 2 Jahren  Schuld: Mitgefühl für andere, Reue, bezogen auf die Konsequenzen eigener Fehlhandlungen  Scham: Fokus auf die eigene Person 14 EMOTIONALE ENTWICKLUNG  Auslösung von Emotionen verändert sich mit der kognitiven Entwicklung (z.B. Differenzierung zwischen Ursachen für Schaden, differenzierte emotionale Reaktionen)  Mit zunehmendem Alter weniger intensive negative Emotionen  Emotionale Intensität steigt an in der Adoleszenz 15 EMOTIONSVERSTÄNDNIS IN DER KINDHEIT  Emotionen identifizieren  Die Ursachen von Emotionen verstehen  Zwischen echten und vorgetäuschten Emotionen unterscheiden  Simultane und ambivalente Emotionen verstehen  → Teil der naiven Alltagspsychologie “Theory of Mind” 16 EMOTIONSVERSTÄNDNIS IN DER KINDHEIT DIE EMOTIONEN ANDERER IDENTIFIZIEREN  Mit 4-7 Monaten Differenzierung von Emotionen, Stimme & emotionalen Ausdruck zuordnen  8-12 Monate: Soziales Referenzieren: Aus emotionalem Ausdruck anderer Verhaltenskonsequenzen ableiten, adaptive Funktion  18-24 Monate: Empathie: Differenzierung zwischen eigener und fremder Emotion, Emotion als innere Erfahrung 17 EMOTIONSVERSTÄNDNIS IN DER KINDHEIT EMOTIONSIDENTIFIKATION UND KAUSALVERSTÄNDNIS  3 Jahre: sprachliche Labels für Emotionen (v.a. positive Emotionen)  3-4 Jahren: Differenzierung zwischen Wut und Traurigkeit  5-6 Jahre: Differenzierung zwischen Überraschung, Ekel, Angst  Mittlere Grundschulzeit: Stolz, Scham, Schuld  → Diskriminierung und Bezeichnung von Emotionen ist wichtig für die Entwicklung adäquater Reaktionen auf eigene und fremde Emotionen  Beginnendes Verständnis der Ursachen für Emotionen im Vorschulalter  Situationale und Personale Ursachen (Handlungsintentionen – Handlungsergebnisse) 18 EMOTIONSVERSTÄNDNIS IN DER KINDHEIT REALE VS. VORGETÄUSCHTE EMOTION VERSTEHEN  Verstehen, dass der emotionale Ausdruck nicht immer den realen Gefühlszustand widerspiegelt  Verwendung von Ausdrucksregeln läuft dem Verständnis voraus: → 3-Jährige verbergen Enttäuschung über Geschenk  Ausdrucksregeln: informelle Normen einer sozialen Gruppe darüber, wann, wo und wie sehr man Emotionen zeigen und wann und wo der Ausdruck von Emotionen unterdrückt oder maskiert werden sollte  Ab etwa 5 Jahren beginnendes Verständnis für Diskrepanzen zwischen scheinbarer und tatsächlicher Emotion  Lernen über Motive für das Verbergen von Emotionen (prosozial, Selbstschutz) 19 EMOTIONSVERSTÄNDNIS IN DER KINDHEIT VERSTÄNDNIS SIMULTANER UND AMBIVALENTER EMOTIONEN  5-7 Jahre: Verstehen, dass man zwei kompatible Emotionen gleichzeitig empfinden kann (froh und aufgeregt)  8-10 Jahre: Verständnis emotionaler Ambivalenz (positive & negative Emotion), Bedeutung für Selbstreflexion und soziale Interaktion  Verständnis komplexer Emotionen: Moralische Emotionen: Vorschulkinder machen Emotionszuschreibung von Motiv des Täters abhängig 20 EMOTIONSREGULATION  besteht aus einer Reihe von bewussten und unbewussten Prozessen zur Steuerung und Modulation emotionaler Erfahrungen und Äußerungen  Komplexer Prozess  Initiierung, Hemmung oder Modulierung von:  Inneren Gefühlszuständen (die subjektive Erfahrung)  Emotionsbezogenen physiologischen Prozessen  Emotionsbezogenen Kognitionen  Emotionsbezogenem Verhalten (z.B. Gesichtsausdruck, Körperhaltung) 21 EMOTIONSREGULATION  Co-Regulation: Der Prozess, durch den eine Betreuungsperson dem Kind den nötigen Trost oder die nötige Ablenkung verschafft, um ihm zu helfen, sich besser zu fühlen  Selbstberuhigende Verhaltensweisen: Sich wiederholende Handlungen zur Regulation von Erregung, indem sie ein leicht positives körperliches Empfinden vermitteln (z.B. Daumenlutschen).  Selbstablenkung: Den Blick von einem störenden Reiz abwenden, um den Grad der Erregung zu regulieren 22 EMOTIONSREGULATION  Im Laufe der ersten Jahre entwickeln und verbessern die Kinder ihre Fähigkeit, sich von einer unangenehmen Situation abzulenken, indem sie selbstständig spielen (nutzen behaviorale Strategien)  Mit beginnender Sprachentwicklung benützen Kinder sprachliche Mittel zur Regulierung des Emotionsausdrucks  Ältere Kinder: zusätzlich kognitive Strategien  Ziele verändern, über andere Ziele nachdenken, auf positive Aspekte einer Situation fokussieren  Zunehmende Unterscheidung zwischen kontrollierbaren und unkontrollierbaren Stressoren 23 EMOTIONSREGULATION SOZIALE KOMPETENZ UND ANPASSUNG  Soziale Kompetenz: Fähigkeiten, die nötig sind, um persönliche Ziele in sozialen Situationen zu erreichen, dabei aber positive Beziehungen zu anderen aufrecht zu erhalten  Soziale Kompetenz setzt Belohnungsaufschub und Emotionsregulation voraus  Soziale Unterstützung suchen, Verhandlungs- und Planungsstrategien sind konstruktive Wege der Emotionsregulation und Zielerreichung 24 DIE ROLLE DER ELTERN IN DER EMOTIONALEN ENTWICKLUNG 25 DIE ROLLE DER ELTERN IN DER EMOTIONALEN ENTWICKLUNG  Die Qualität der elterlichen Beziehungen zu den Kindern ist wichtig für die emotionale Entwicklung der Kinder  Direkte und indirekte Einflüsse der Eltern auf kindliche Standards, Werte, Denken, Fühlen  Drei Sozialisationseinflüsse:  Elterlicher Emotionsausdruck und –regulation in Gegenwart der Kinder Positiver Emotionsausdruck: Sozial kompetente, wenig aggressive, gut angepasste Kinder mit hohem Selbstwertgefühl Negative Emotionen: Emotionale Negativität, Verhaltensprobleme, soziale und Lernschwierigkeiten  Elterliche Reaktionen auf kindlichen Emotionsausdruck  Sprechen über Emotionen und Emotionsausdruck  Bidirektionalität: Schwierige Kinder evozieren mehr negative Emotion 26 DIE ROLLE DER ELTERN IN DER EMOTIONALEN ENTWICKLUNG  Kulturelle Prägung: Die Kultur spielt eine bedeutende Rolle dafür, welche Gefühle von den Eltern unterstützt oder unterdrückt werden 27 TEMPERAMENT 28 TEMPERAMENT  Definition: Das Temperament eines Kindes umfasst stabile behaviorale und emotionale Verhaltensreaktionen, wie beispielsweise Ausdauer, Intensität oder Regelmäßigkeit. Die Reaktionsmuster können bereits sehr früh beobachtet werden und stehen sogar mit pränatalem Verhalten in Verbindung. Sie sind darüber hinaus in einem hohen Maße genetisch determiniert.  Säuglinge unterscheiden sich bereits kurz nach der Geburt in ihrem Verhalten. Diese Unterschiede stellen eine entscheidende Bestimmungsgröße des elterlichen Verhaltens dar. 29 TEMPERAMENTSDIMENSIONEN  stabile behaviorale und emotionale Verhaltensreaktionen, die bereits sehr früh beobachtet werden können und in hohem Maße genetisch determiniert sind  Modell nach Thomas und Chess: Problemlose/einfache Kinder (40%) Schwierige Kinder (10%) Langsam auftauende Kinder (15%) Nicht klassifizierte Kinder (35%) 30 TEMPERAMENTSDIMENSIONEN ROTHBART’S TEMPERAMENTSMODELL  Reaktivität: Aktivitätsniveau Aufmerksamkeitsspanne/Beharrlichkeit Ängstliches Unbehagen Reizbares Unbehagen Positive Gestimmtheit  Selbstregulation: Aktive Selbstkontrolle: sagt erfolgreiche Anpassung voraus 31 32 DETERMINANTEN VON TEMPERAMENT  Verbindungen zwischen den Genen eines Individuums und Aspekten des Temperaments wie der Fähigkeit zur Selbstregulierung  Obwohl die Gene eindeutig wichtig für das Temperament sind, spielt auch die Umwelt eine Rolle, und zwar schon vor der Geburt  Je älter die Kinder werden, desto stärker wirken sich die Verhaltensweisen der Eltern auf das eigene Temperament aus  ABER: Charaktereigenschaften von Kindern auf ihre Umwelt und insbesondere auf das Verhalten ihrer Eltern auswirken  Anpassungsgüte: Das Ausmaß, in dem das Temperament eines Individuums mit den Anforderungen und Erwartungen seiner sozialen Umwelt übereinstimmt.  Differenzielle Suszeptibilität – Dieselbe Temperamenteigenschaft kann bei Kindern, die in einem schwierigen häuslichen Umfeld aufwachsen, dazu führen, dass sich bei ihnen negative soziale Auswirkungen einstellen, sich aber, wenn sie in einer unterstützenden häuslichen Umgebung aufwachsen, sehr positiv entwickeln können. 33

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