Grad der Keimbesiedlung - medizinisches Quiz

Summary

Dieses Dokument behandelt die verschiedenen Stadien der Wundheilung, wie z.B. aseptische Wunden, kontaminierte Wunden und infizierte Wunden. Es beschreibt die Phasen der Wundheilung und die Faktoren, die die Wundheilung beeinflussen können. Es gibt auch eine Beschreibung von primären und sekundären Wundheilungen.

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**Grad der Keimbesiedlung** Zudem lassen sich Wunden nach dem Grad der Keimbesiedlung, z. B. durch Bakterien oder Pilze, unterteilen. Je nach Kontaminationsgrad unterscheidet man: - **aseptische Wunden:** Sie entstehen meist durch Operationen, sind fast keimfrei und zeigen keine Entzündungsz...

**Grad der Keimbesiedlung** Zudem lassen sich Wunden nach dem Grad der Keimbesiedlung, z. B. durch Bakterien oder Pilze, unterteilen. Je nach Kontaminationsgrad unterscheidet man: - **aseptische Wunden:** Sie entstehen meist durch Operationen, sind fast keimfrei und zeigen keine Entzündungszeichen. Aber auch frische Verletzungen, die nicht älter als 4--6 Stunden sind, können dazugehören, wenn die Wundränder glatt durchtrennt sind und dicht beieinanderliegen. Aseptische Wunden können durch Klammern, Nähte, Kleber oder Pflasterstreifen (Steristrips) verschlossen werden und heilen meist unkompliziert ab (primäre Wundheilung). - **kontaminierte Wunden:** Sobald die Haut zerstört wurde, ist jede Wunde der Besiedelung durch Keime ausgesetzt. Kontaminierte Wunden sind z. B. von Bakterien besiedelt, die sich jedoch nicht vermehren, solange die körpereigene Immunabwehr intakt ist. Es liegen keine Entzündungszeichen vor. Solche Wunden heilen sekundär, d. h., sie werden offen behandelt und nicht durch Naht oder Klammerung verschlossen (sekundäre Wundheilung). Sie heilen also nur langsam, ggf. treten Wundheilungsstörungen auf, und es bilden sich z. T. große, unebene Narben. Beispiele sind Verbrennungen, Drainageausgänge oder bewusst offen gehaltene Wunden wie ein Tracheostoma. - **kolonisierte Wunden:** Nahezu jede oberflächliche Wunde ist von Mikroorganismen besiedelt, d. h. kontaminiert. In kolonisierten Wunden finden sich bereits vermehrungsfähige Bakterien, die allerdings keinen nachhaltigen Einfluss auf die Wundheilung haben. Es sind noch keine Entzündungszeichen sichtbar. Per Augenschein kann nicht zwischen Kontamination und Kolonisation unterschieden werden. Chronische Wunden sind aufgrund ihrer verzögerten oder stagnierenden Heilung eher kolonisiert als kontaminiert. - **kritisch kolonisierte Wunden: **Diese Wunden sind bereits infektgefährdet, da die Gefahr besteht, dass die Keimbesiedlung auf den Körper (Wirt) übergeht. Die ersten Zeichen sind z. B. eine zunehmende Exsudation und beginnende Rötung. - **infizierte Wunden:** Bei der infizierten Wunde liegt ein bakterielles Wachstum vor. Die Keimbesiedlung ist auf den Körper übergegangen und führt zu einer immunologischen Reaktion. Infizierte Wunden sind hoch keimbelastet und zeigen die typischen **Entzündungszeichen** Rötung (rubor), Schwellung (tumor), Wärme (calor), Schmerzen (dolor) und Funktionseinschränkung (functio laesa) der betroffenen Gliedmaßen (Abb. 28.3). Darüber hinaus sondern sie trübes, eitriges Exsudat ab und riechen unangenehm. Das Granulationsgewebe ist bröckelig und blutet leicht. Gelangen die Keime in die Blutbahn, entwickelt sich schlimmstenfalls eine Sepsis. Eine lokale Wundinfektion mit den typischen Entzündungszeichen ist klar von einer systemischen Infektion (septische Wunden), die meist mit Fieber und Zellulitis (Entzündung des Unterhautgewebes) einhergeht, abzugrenzen. Ein Blutbild (erhöhte Leukozytenzahl) sowie eine erhöhte CRP geben hierüber Aufschluss. **Primäre Wundheilung** Eine Wunde kann nur dann primär heilen, wenn das Wundgebiet sauber, keimfrei und gut durchblutet ist. Möglich ist diese primäre Wundheilung z. B. bei aseptischen OP-Wunden oder frischen infektionsfreien Verletzungen, die nicht älter als 4--6 Stunden sind. Die Wundränder müssen glatt durchtrennt sein und eng aneinanderliegen, sodass die Wunde genäht/geklammert werden und zügig sowie komplikationsarm abheilen kann (z. B. Schnittwunde). Nach ca. 10--12 Tagen ist die primäre Wundheilung üblicherweise abgeschlossen, und es bleibt meist nur eine feine Narbe zurück. Dagegen sind Pigmentveränderungen manchmal sehr lange sichtbar, gerade bei dunkleren Hauttypen. **Sekundäre Wundheilung** Ist eine Wunde zerklüftet, sehr tief, stark verschmutzt oder älter als 6 Stunden, ist eine primäre Wundheilung nicht mehr möglich. So eine Wunde darf nicht verschlossen werden (z. B. durch Naht, Klammerung), sondern muss offen, d. h. sekundär heilen. Hierbei granuliert die Wunde allmählich von unten nach oben zu und bildet abschließend vom Rand her einwachsendes Epithelgewebe aus, das die Wunde verschließt. Zurück bleibt eine Narbe, die häufig nicht sehr belastungsstabil ist und schnell wieder aufbricht. ##### Exsudationsphase = Reinigungsphase Durch die Verletzung wurden Blutgefäße zerstört, die Wunde blutet und Exsudat tritt aus. Hierdurch werden auch Fremdkörper und Bakterien ausgeschwemmt. Zur Vermeidung weiterer Blutverluste bewirken zelleigene Substanzen eine Engstellung der geschädigten Gefäße (Vasokonstriktion), bis die Mechanismen der Blutgerinnung greifen und die Wunde durch das gebildete Fibrin verkleben. Makrophagen (Fresszellen) dringen in die Wunde ein und bauen Fremdkörper, Bakterien und Zelltrümmer durch Phagozytose ab. ##### Proliferationsphase = Granulationsphase Die Substanzverluste werden durch die Bildung (Proliferation) neuen Gewebes wieder aufgefüllt. Bindegewebszellen (Fibroblasten) nutzen das bei der Blutgerinnung entstandene Fibringerüst zur Neuansiedlung von Zellen. Sie produzieren zusätzlich Kollagen, wodurch das neue Gewebe gefestigt wird. Kapillargefäße sprießen ein und Endothelzellen lagern sich an. So entsteht allmählich neues, gefäßreiches Granulationsgewebe, das sich durch seine tiefrote Farbe und eine feuchtglänzende, körnige (lat.: granulum = Körnchen) Oberfläche auszeichnet. ##### Regenerationsphase = Epithelisierungsphase In dieser Phase stellen die Fibroblasten allmählich ihre Arbeit ein und wandeln sich in Fibrozyten und Myofibroblasten um, die ein Zusammenziehen der Oberfläche bewirken. Das Granulationsgewebe verliert Wasser und die Anzahl der Gefäße nimmt ab. Vom Wundrand her wandern Epithelzellen zur Wundmitte und überziehen das Granulationsgewebe mit einem feinen Epithel. Hierfür ist jedoch eine möglichst glatte und feuchte Wundoberfläche notwendig. Durch Mitose (Zellkernteilung) verdickt sich die Zellschicht und die Wunde schließt sich allmählich. ##### Voraussetzungen optimaler Wundheilung Für den optimalen Ablauf dieser Heilungsphasen gibt es 2 Voraussetzungen: - richtige Temperatur - richtiges Milieu Da die Zellteilung erst bei 28°C beginnt, kann eine Wunde nur bei dieser Temperatur optimal granulieren bzw. epithelisieren. Eine feuchte Umgebung fördert zudem die Wanderung und Neuanordnung der neu entstehenden Zellen und sorgt dafür, dass sich möglichst wenig wundheilungsstörender Schorf bildet. Somit bietet nur ein **feuchtwarmes Wundmilieu** die optimalen Bedingungen für eine physiologische Wundheilung. ##### Lokale Störfaktoren Von außen einwirkende, zum Teil sichtbare Störfaktoren können die Wundverhältnisse verschlechtern und die Heilung hemmen. Hierzu gehören: - Keimbesiedelung, ggf. Infektionen, Beläge oder Nekrosen - Fremdkörper in der Wunde - Ödeme, Hämatome - trockener, die Wundheilung störender Schorf - Druck auf die betroffene Region oder unzureichende Ruhigstellung - Austrocknung oder Auskühlung der Wunde, z. B. durch Wundspülung mit kalten Lösungen oder durch zu langes Freiliegenlassen einer unverbundenen Wunde - Hypergranulation (überschießende Bildung von Granulationsgewebe über Hautniveau), hypertrophes Narbengewebe - Wunddehiszenz, d. h., die Wundränder klaffen bei zu großer Spannung auseinander - Nahtdehiszenz, wenn bereits primär verschlossene Wunden wieder aufplatzen - vorgeschädigtes Gewebe, z. B. nach Bestrahlung bei Tumoren - ungünstige Lokalisation der Wunde, z. B. im Anusbereich (diese Wunden sind durch Kontaminationsgefahr mit Ausscheidungen stark infektionsgefährdet) oder in Gelenknähe (diese Wunden sind mechanisch stark belastet) - Spannung der Wundränder ##### Systemische Störfaktoren Auch systemische Grunderkrankungen des Pflegeempfängers oder allgemeine Faktoren, die den gesamten Organismus betreffen, beeinträchtigen die Wundheilung, sodass diese nur verzögert abläuft oder ein Wundverschluss verhindert wird. Hier ist u. a. auf folgende Einflussfaktoren zu achten: - **Alter des Pflegeempfängers:** Mit zunehmendem Alter nehmen die Durchblutung und die Regenerationsfähigkeit der Haut ab; die Haut wird dünner, trockener und regeneriert sich langsamer. - **Allgemeinzustand:** Stress, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, geschwächter Immunstatus oder Schmerzen sind nur einige Faktoren, die den Heilungsprozess stören können. - **Grunderkrankungen:** Wird ein Gewebe schlecht durchblutet, werden die Zellen nur noch unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Auch Abfall- und Schlackenstoffe können nicht mehr ausreichend abtransportiert werden und sammeln sich im Gewebe an. Die Regenerationsprozesse sind gestört und die Wundheilung wird beeinträchtigt. Darum verursachen **Durchblutungsstörungen** wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder die chronisch venöse Insuffizienz (CVI), aber auch **Stoffwechselerkrankungen** wie Diabetes mellitus schlecht heilende, chronische Wunden. - **Ernährung:** Zu wenig Flüssigkeit sowie eine falsche bzw. mangelhafte Ernährung können den Heilungsprozess verzögern. Besonders Eiweiß, Arginin, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin A und C sowie Zink und Eisen sind elementare Nährstoffe während des Heilungsprozesses. - **Medikamente:** z.B. Antibiotika, Antikoagulanzien, Diuretika, Zytostatika, Chemotherapeutika, Glukokortikoide oder Barbiturate können durch ihre Wirkungen und Nebenwirkungen den Wundheilungsprozess negativ beeinflussen. - **psychische Verfassung:** Hat der Pflegeempfänger chronische Schmerzen oder Angst vor schmerzhaften Verbandwechseln oder ist seine Lebensqualität durch die Erkrankung dauerhaft eingeschränkt, kann sich das negativ auf die Psyche auswirken. Auch psychische Erkrankungen, Depressionen, Alkohol- und Drogenabusus oder Demenz können die Mitarbeit und Kooperationsbereitschaft des Pflegeempfängers einschränken und den Heilungsprozess hemmen. - **systemische Infektionen:** Ist nicht nur die Wunde lokal mit Bakterien infiziert, sondern gelangen diese in die Blutbahn, kann sich die Infektion auf den gesamten Organismus ausbreiten. Daraus entwickeln sich möglicherweise systemische Infektionen wie eine Sepsis oder ein septischer Schock. Diese Erkrankungen können die Wundheilung stoppen und sind sogar lebensbedrohlich.

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